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II. Mittel zur Beseitigung der gemeinsamen Grundursache der Krankheiten und zur Verhinderung ihres Wiederauftretens.

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Nachdem ich meine Leser im vorhergehenden Kapitel das Grauen und Gruseln vor dem Kranksein und Krankwerden lehrte, geziemt es sich, dass ich ihnen zusammenfassend und soweit dies, allgemein ausgedrückt, möglich ist, Mittel und Wege zeige, wie man der Schleimvergiftung, diesem größten Gesundheitsfeind erfolgreich begegnen kann.

Ich habe schon angedeutet, dass für den Kranken eine individuelle Behandlung notwendig ist. Es ist mir in Form von mündlichen wie brieflichen Beratungen – letztere nur nach eingehenden Berichterstattungen der Patienten – schon in zahlreichen und schwierigen Fällen möglich gewesen, helfend und heilend einzugreifen. Hier möchte ich drei Mittel und Wege zeigen, die Wandel schaffen können.

1. Der kürzeste und sicherste Weg ist das in diesem Buche vielbesprochene Fasten. Es verleidet dem grimmigen Übeltäter in unserem Leibe das Leben, zwingt ihn zur Flucht und mit Schrecken wendet er sich von uns, den Fastern, ab.

Gesunde Menschen können sich ohne weiteres einer Fastenkur unterziehen; selbstverständlich müssen auch sie vernünftig fasten und die Verantwortung dafür tragen, dass sie während der Fastenzeit nicht dadurch gefährliche Überanstrengungen herbeiführen, dass sie sich leibliche oder geistige Leistungen zumuten, denen sie nicht einmal bei voller Kost gewachsen wären. Eine Vorsichtsmaßregel sei hier erwähnt, die bei allen Fastenkuren zur Anwendung zu kommen hat: die vollständige Entleerung des Darmes bei Beginn des Fastens durch ein unschädliches Abführmittel oder durch ein Klistier, oder durch beides. Es liegt in der Natur der Sache, dass der Fastende nicht auch noch durch die Gase und Zersetzungsstoffe, die sich aus dem im Darm liegenbleibenden Kot bilden, geplagt werden darf; es genügt schon, dass der Schleim bei seiner Ausscheidung dem Menschen gerade genug zu schaffen macht, worüber ja schon gesprochen wurde.

Wer sich nicht an längeres Fasten wagt, trotzdem er gesund ist, probiere es mit ganz kurzem. Schon ein 36-stündiges Fasten, wöchentlich ein- bis zweimal wiederholt, wirkt mit der Zeit sehr günstig. Man beginnt am besten damit, dass man die Abendmahlzeit weglässt und dafür ein Klistier nimmt. Nun genießt man – beim 36-stündigen Fasten – bis zum übernächsten Morgen nichts mehr und nimmt zum Frühstück bloß Früchte. Das Früchteessen ist nach jedem Fasten notwendig, weil die Fruchtsäfte die locker gewordenen Schleimmassen ins Rollen bringen; bei kranken und älteren Leuten muss hierin aber schon sorgfältigst individualisiert werden. Namentlich seien einseitige Fleischesser vor unmittelbarem Fasten und strenger Obstdiät dringend gewarnt. Dieser schroffe Wechsel kann gefährlich werden. Eine streng individualisierte Übergangsdiät unter sachkundiger Führung und noch besser Überwachung ist absolutes Erfordernis.

Wesentlich rascher kommt man ans Ziel, wenn man in der angegebenen Weise länger fastet, z. B. drei Tage und hernach noch eine mehrtägige Fastennachkur hält. Also drei Tage gar nichts essen, nur Zitronenwasser schluckweise nach Bedarf trinken, vom vierten Tage ab mit Gemüse, Salat oder Früchten beginnen und am Abend des vierten Tages ein ausgiebiges Klistier nehmen. Das Fasten kann von Gesunden und besonders von jenen, denen ihr Beruf gestattet, dass sie in den schwierigen Zeiten der Schleimausscheidungen und der Barometerschwankungen ihr Lager aufsuchen, auf Wochen ausgedehnt werden. Immer aber betone ich, dass diese Vorschläge nur für relativ gesunde Menschen gelten, welche sich durch praktischen Versuch von der geistigen und körperlichen Regeneration durch Fasten überzeugen wollen. Kranke Menschen dürfen ohne Gefahr nicht nach solchen allgemeinen Regeln vorgehen, sie müssen individuell behandelt werden. Niemand stoße sich bei einem Fastenversuch an dem sogenannten schlechten Aussehen und an der Abnahme des Körpergewichtes. Der Körper fastet sich trotz der miserablen Gesichtsfarbe gesund und bald wird die Wange ein frisches und gesundes Rot schmücken und auch das Gewicht hebt sich sehr bald nach dem Fasten wieder auf das normale Maß. Nach einem Fasten reagiert ja der Körper auf jedes Gramm Nahrung. Sehr mäßige und oft fastende Menschen haben einen sehr feinen, durchgeistigten Gesichtsausdruck. Papst Leo XIII., dieser große Faster und Lebenskünstler, soll eine sehr klare, fast transparente Gesichtsfarbe besessen haben.

Es sei in dieser Zusammenstellung noch auf einen Punkt aufmerksam gemacht, der auch schon an anderer Stelle erwähnt wurde. Der Erfolg des Fastens hängt von ihm wesentlich ab. Der Fastende darf nicht unnötig missmutig und kein Kopfhänger werden; dem einen erleichtert die Ruhe die unangenehmen Momente, dem andern ein festes Zugreifen beim Arbeiten, besonders bei leichten mechanischen Verrichtungen.

Ist der Körper entschlammt, entschleimt und entleimt, so ist es heilige Pflicht des gesundgewordenen Menschen, das wiedergefundene höchste Erdenglück hoch zu halten und durch eine richtige Ernährung zu bewahren. Darüber kurz im nachfolgenden.

2. Wer aus gesundheitlichen Rücksichten, z. B. wegen vorgeschrittenen Lungen- oder Herzleiden, nicht fasten kann, möge wenigstens dafür sorgen, dass der Schleimanhäufung im Körper ein Ende gemacht wird durch die möglichste Enthaltung von ausgesprochenen Schleimbildnern, insbesondere von allen Mehl- (Kuchen), Reis-, Kartoffelspeisen, von gekochter Milch, Käse, Fleisch usw. Topfenkäse (Quark), Sauermilch, Joghurt verschleimen weniger, weil sie zugleich abführend wirken. Wer Brot nicht ganz entbehren kann, genieße Schwarzbrot wie Weißbrot nur in geröstetem Zustand; durch das Rösten verliert es an Schädlichkeit, weil die Schleimsubstanzen zum Teil zerstört werden. Das Essen von geröstetem Brot bringt auch noch den Vorteil, dass man überhaupt nicht so viel davon isst, man kann es nicht nach Raubtierart verschlingen und die notwendigen Kaubewegungen ermüden schließlich den gierigsten Gaumen. Wer infolge schlechter Zähne das geröstete Brot nicht ohne weiteres zerbeißen kann, möge so lange daran lutschen, bis sich das Brot aufgelöst hat – ein ausgezeichnetes Mittel, heruntergekommene Kräfte zu heben. Wer die Kartoffeln nicht ganz vermeiden kann, genieße sie nur gebraten. Auch hier warne ich den Kranken wieder nachdrücklichst vor selbständigem Vorgehen ohne fachkundige Leitung. Selbst jede kleine Schwenkung nach der Seite der Schleimlosen und schleimarmen Diät bedarf nach Krankheit und Individualität veränderter Formen. Die richtige und sachgemäße Übergangsdiät ist enorm wichtig. Über sie entscheidet nicht der Kranke, nicht seine Angehörigen, sondern allein der sachverständige Diätetiker. Besonders bei Lungenkranken muss oft monatelang durch Beibehaltung einiger Schleimbildner einem zu scharfen Angriff vorgebeugt werden. Hier tun auch meine schleimarmen Präparate3 gute Dienste.

Was bleibt mir nun aber eigentlich als „kräftige Nahrung“ noch übrig, nachdem ich das eiweißhaltige Fleisch ganz meiden und von den Leguminosen, z. B. getrockneten Erbsen, Linsen, Bohnen möglichst wenig genießen soll? – So wird mancher meiner Leser seufzend fragen.

Über den Wert des Fleisches habe ich mich an anderer Stelle ausgesprochen. Der geringe Eiweißbedarf lässt sich durch zuckerhaltige Früchte vollständig decken; die Banane, die Nüsse, diese in Verbindung mit ein paar Feigen oder Datteln, sind Muskelbildner und Kraftspender ersten Ranges.

Die Gemüse (womöglich klein geschnitten und zu Salaten verarbeitet), die Salate selbst, mit Öl und reichlich Zitronen zubereitet, und all die herrlichen Früchte und Beeren, die des Südens eingeschlossen, sind wert, eine Göttertafel zu decken. Und kommt uns nicht Mutter Natur im Frühjahr, wenn unsere prächtigen Früchte, besonders die Äpfel, zu Ende gehen und die frischen Gemüse noch nicht gediehen sind, mit den herrlichen Orangen aus dem Süden zu Hilfe? Wird der Duft und Segen, der diesen köstlichen Früchten entströmt, den Menschen nicht locken, allmählich ganz zum Früchteesser aufzurücken?

Es ist mir hier nicht möglich, auf die Kost und ihre Wirkung des Näheren einzugehen; Gesunden mögen diese Angaben genügen, Kranken gebe ich auf ihr Verlangen je nach ihrer Krankheit und ihrem jeweiligen Befinden besondere Vorschriften. Es möge noch erwähnt sein, dass Nichtfaster und Leichtkranke wenigstens das Morgenfasten einschalten können und sollen. Möchte doch überhaupt niemand vor Mittag oder wenigstens nicht vor 10 Uhr essen und da nur Früchte! Der Lohn dieser kleinen Kasteiung bleibt gewiss nicht aus, wenn sie konsequent durchgeführt wird.

3. Nun noch ein Wörtchen an diejenigen, die die gewöhnliche schleimhaltige Nahrung (Fleisch usw.) nicht aufgeben zu können glauben. Auch für diese gibt es ein Gesundessen: „Fletscherisieren“, d. i. Speisen jeglicher Art nach der Methode des Amerikaners Fletscher gründlich, bis zu flüssigem Brei zu kauen. Gegenwärtig droht diese Essmethode im Reformlager auszuarten und man muss in vielen Fällen vor Übertreibungen warnen, weil sonst der an Ballast gewöhnte Darm nicht mehr reagiert. Diese Methode eignet sich nur für solche Kranke als Übergang zum Fasten, denen mit Abstinenz und Fleischentziehung nicht beizukommen ist oder sonst in ganz bestimmten Krankheitsfällen. In Amerika macht man ganz geschickte Kuren mit wenig Fleisch und warmem Wasser.

Ist der Mensch durch Fasten und durch strenge Diät (Obstdiät) einmal in meinem Sinne gesund, d. h. schleim-, leim- und keimfrei geworden, und bleibt er bei dieser Diät, so braucht er selbstverständlich nicht mehr zu fasten, und dann wird ihm das Essen erst zu einem Genuss, von dem er vorher keine Ahnung hatte. Nur hier liegt für den Menschen der Weg zum Glück, zur Harmonie und zur Lösung aller Fragen, besonders der sozialen, weil er erst dadurch bedürfnislos wird und der „Gottheit am nächsten kommt.“ (Sokrates).

Kann der Mensch dauernd von Obst leben? Selbstverständlich, das braucht man doch nicht zu beweisen, da wäre das ganze Weltall ein Unsinn; es hätte einen „biologischen Fehler“, wenn für jeden Wurm der Tisch gedeckt ist, nur für den Menschen nicht. Außerdem ist wissenschaftlich erwiesen, dass im Apfel, in der Banane, in der Kokosnuss allein schon alles enthalten ist, was ein Mensch braucht. Eine Kuh lebt ihr Leben lang nur von Gras, gibt täglich 10 Liter Milch, zieht den Pflug und wird zum Schluss noch verspeist. Dauernd wird Fett, Eiweiß (Milch), Muskelansatz, Kraft, Wärme nur aus Gras (Heu) herausverdaut. Das höchststehende Tier, der Mensch, einzig und allein soll so ungeschickt gebaut sein, dass das organische Leben bei ihm aus der reichlichen Sonnenküche nicht erhalten werden könnte?

Die Ernährungs-Physiologie ist heute noch in dem Irrtum befangen, dass nur aus Fett – Fett, aus tierischem Eiweiß im menschlichen Organismus – Eiweiß entsteht usw. Man hat die naive, chemisch-physiologisch durchaus unwissenschaftliche Vorstellung, aus Gleichem wachse Gleiches heraus. Ein Eiweißmolekül eines toten Ochsenmuskels, im Zersetzungsprozesse begriffen und Leichengifte entwickelnd, also völlig „getötet“, im Magen erst recht zerlegt und soll dann in einer neuen Atomzusammensetzung als neues Muskelmolekül im Menschen Auferstehung feiern, „ansetzen“ wie man sagt!? Auch bei den sogenannten Mastkuren registriert man die pfundweise Gewichtszunahme als Gesundheitszunahme. Man hat die Vorstellung, dass mit diesem überflüssigen Stopfen in kürzester Zeit ein erhöhter Muskelzuwachs erzielt werde, und die Kranken teilen diese Naivität. In Wirklichkeit ist die Gewichtszunahme durch Gewalt, ein Stagnieren der zugeführten Mastkost, eine Belastung des ganzen Körpers, die nicht mehr ausgeschieden werden kann. Solche Kranke ersticken allmählich in ihren eigenen, unausgeschiedenen Nahrungsresten (Gemästete Lungenkranke).

Wir leben nicht von dem, was wir essen, sondern von dem, was wir verdauen, was wir assimilieren. Diese Erkenntnis ist sehr fortschrittlich, aber ich muss sie noch wesentlich ergänzen. Unsere Lebensfunktionen sind so lange intakt, gesund, als wir den Überfluss an Nahrung glatt auszustoßen vermögen; und so kann man sagen: wir leben eigentlich nur eine Zeitlang gesund, nicht weil wir gut verdauen, sondern weil wir Überflüssiges gut ausscheiden.

Das Reformlager hat diese Grundirrtümer auch noch nicht abgestreift; die vegetabilischen Eiweiß-Präparate haben nur die anorganischen der Medizin abgelöst.

Ich füge hier noch ein Wort bei zum Aus- und Inwendiglernen.

Die Hauptklippe, der wunde Punkt beim Fasten und bei der Heildiät ist die Tatsache, dass es Leute gibt, die durch Nichtessen oder durch Obstdiät kränker, schwächer werden, sogar daran sterben können, während bei vielen, besonders bei relativ Gesunden das Gegenteil der Fall ist. Bis jetzt sagte man im ersten Falle, schon kurzes Fasten oder Obst schwächt, genügt nicht, Obst wird schwerer als Kulturnahrung verdaut. Diese Tatsache ist nicht zu leugnen, aber ihre Erklärung ist falsch und irreführend. Die Schwäche tritt nicht durch das Obst ein, sondern durch die vorhandenen Schleimgifte der Kranken, die durch die Obstsäfte oder durch Fasten zu rasch gelöst, ins Blut mitgerissen werden und als Rückvergiftung die Schwäche erzeugen.

Es muss der Reinigungsprozess verlangsamt werden durch schleimarme Übergangskost, eventuell auch durch kleinere Kulturleckerbissen.

Aber man soll daraus nicht wieder den Schluss ziehen, Kulturnahrung sei für solche Individuen nahrhafter, leichter verdaulich als Produkte der Küche und Köchinnen.

Ist ein Individuum durch lebenslängliche „Eiweißfütterung“, durch Abstammung von einem Trinker oder aus einem sonstigen Grund erblich so verseucht, dass die Wissenschaft von Krebs, Tuberkulose usw. spricht, so geht er am Hebungsprozess seines eitrigen Schleimes auch bei diesem natürlichsten Heilen zu Grunde, niemals aber an Fasten oder Obstdiät.

Hier muss es dem individuellen Geschmack und der Selbstverantwortung des Einzelnen überlassen werden, entweder durch Weiterstopfen langsam zu ersticken oder mit einem letzten Versuch auf gut Glück das Ungewisse zu wagen. Auch für den medizierenden Arzt gibt es Unheilbare. Sonst läge Krankheit überhaupt nicht im Spielraum des Göttlichen. Ein vollkommen regenerierter Organismus stößt jede zeitweilig als Ausnahme zugeführte Kulturnahrung (Luxus- oder Gelegenheitsgelüste, niemals aber Nährbedürfnis) als völlig unverwertbar wieder aus, was die Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit der Naturdiät erst recht beweist.

Arnold Ehret

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