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Aurelia Hack

Heilpraktikerin für Psychotherapie, Autorin des Sachbuches „Leg den schwarzen Hund an die Leine“, zertifizierte Ernährungsberaterin & Yoga-Lehrerin

Wohnt in München

Bietet ganzheitliche, individuelle therapeutische Unterstützung bei der Prävention und Überwindung von Depressionen und Burn-Out an.

Aurelia in drei Worten: empathisch, optimistisch, einfühlsam

,,Es war ein Tag im April, an dem nichts mehr ging. Nachdem ich aufgewacht war, lag ich im Bett und spürte: Ich kann nicht mehr aufstehen. Mein Körper fühlte sich so schwer an. Als wenn ein 100 Kilo schweres Gewicht auf jedes einzelne Glied meines Körpers drücken würde.“

Meine beste Freundin ist kein Roboter

Ich war Ende Zwanzig, als ich mein Mitgefühl für mich selbst vollkommen verloren hatte. Ich arbeitete im Marketing eines großen Personaldienstleisters, hatte eine Beziehung, zahlreiche Freunde – was will man mehr? Von außen betrachtet schien mein Leben wohl tatsächlich für viele Menschen vollkommen und erstrebenswert zu sein. Sogar ich erzählte mir selbst gern die Geschichte, dass doch alles ganz wunderbar sei und glaubte mir diese Story lange Zeit auch.

Doch wenn ich damals einen echten Blick in mein Inneres geworfen hätte, hätte ich erkannt, wie wenig wunderbar mein Leben tatsächlich war. Aber anstatt nach Innen zu sehen, orientierte ich mich am Außen und richtete mein Leben nach den Ansprüchen und vermeintlichen Erwartungen meines Umfeldes aus. In allen Lebensbereichen wollte ich glänzen, niemanden enttäuschen und von allen gemocht werden.

Ich wollte die perfekte Partnerin sein, die für jeden Spaß zu haben ist, nie schlechte Laune hat und ihrem Freund alle Wünsche von den Augen abliest.

Ich wollte die perfekte Angestellte sein, die alle Projekte im Griff hat, der nie Fehler unterlaufen, die auch unter Hochdruck noch glänzend performt.

Ich wollte die perfekte Freundin sein, die immer lacht, auf keiner Party fehlt und bei der einfach alles glatt läuft.

Ich wollte die perfekte Tochter sein, die keine Zukunftssorgen hat, mitten im Leben steht und sich immer um ihre Eltern kümmert, wenn es ihnen schlecht geht.

Diese Erwartungshaltung an mich selbst führte dazu, dass ich immer weniger wirklich lebte, sondern nur noch funktionierte. Ich war wie eine Maschine geworden. Ein Roboter, der auf To-Do-Listen, Aufgaben und Erledigungen programmiert war. Ich gab mir selbst keinen Raum mehr für Freude, Leichtigkeit und Freiheit. Stattdessen herrschten Druck, Härte und nur der Wunsch, allen Ansprüchen gerecht zu werden. Zunächst fühlte sich dieses Leben auch noch gut an. Schließlich erhielt ich Lob von meinem Vorgesetzten für mein Engagement, ich wurde von meinen Freunden bewundert, wie ich alles so toll meisterte und fühlte mich selbst gut, wenn ich wieder eine Aufgabe auf meiner To-Do-Liste abhaken konnte.

Doch mit der Zeit verlor ich mich immer mehr in meinem Streben nach Perfektion und Anerkennung und merkte nicht, wie meine Lebensfreude langsam aus mir wich. In meinem Alltag, in dem ich mich von einer selbst auferlegten Pflicht zur nächsten hangelte, achtete ich nicht darauf. Auch nicht, als mein Körper mir immer wiederkehrende kleine Warnsignale schickte: Rückenschmerzen, Appetitlosigkeit und Vergesslichkeit. Ich ignorierte diese Zeichen einfach, indem ich noch mehr arbeitete, noch strenger zu mir war und Schmerzmittel einnahm.

Allmählich wuchs zwar das Gefühl in mir, dass etwas nicht stimmte, aber ich konnte und wollte es auch nicht erkennen. Ich hatte Angst davor, was mich erwarten würde, wenn ich einmal wirklich innehalten und mich tatsächlich mit den Signalen meines Körpers beschäftigen würde. Ich hatte mir eine perfekte Version meines Lebens aufgebaut und da müsste es mir doch schließlich gut gehen. Nachdem ich über Monate hinweg die kleineren körperlichen

Zeichen nicht wahrnehmen wollte, griff meine Seele zu drastischeren Maßnahmen und ließ mich zusammenbrechen.

Der Tag, an dem nichts mehr ging

Wie plötzlich dicke Steine aus der schon lange bröckelnden Fassade fallen können, hätte ich nicht erwartet. Es war ein Tag im April, an dem nichts mehr ging. Nachdem ich aufgewacht war, lag ich im Bett und spürte: Ich kann nicht mehr aufstehen. Ich wollte mich zwingen, meine letzten Reserven zu mobilisieren, doch es ging nicht. Es war vorbei.

Mein Körper fühlte sich so schwer an. Als würde ein 100 Kilo schweres Gewicht auf jedes einzelne Glied meines Körpers drücken. Eine tiefe Erschöpfung breitete sich aus. Jedes noch so kleinste Fünkchen Energie war aus meinem Körper gewichen. Ich blieb in meinem Bett liegen und spürte eine Welle unendlicher Traurigkeit anrollen.

Es fühlte sich an, als wenn mein Herz brechen würde, so sehr schmerzte es. Ich erschrak selbst über die Wucht meiner Gefühle, aber auch Gedanken wie Jetzt atmest du tief durch und dann wirst du dich langsam wieder beruhigen halfen nichts. Alle meine inneren emotionalen Mauern brachen in sich zusammen und ich lag stundenlang mit Weinkrämpfen im Bett. Ich war zu nichts mehr in der Lage. Ich konnte weder aufstehen und den kurzen Weg zum Fenster gehen, um frische Luft reinzulassen, noch mich anziehen oder etwas essen. Alles, was sich über Tage, Monate und sogar Jahre in mir an Wut, Trauer und Angst angestaut hatte, bahnte sich schonungslos und heftig seinen Weg an die Oberfläche.

Mein Freund war überrascht, als er mich an jenem Tag im April noch immer im Bett vorfand. Er wollte mir helfen, aufzustehen.

Sprach mir gut zu und versuchte mich zu beruhigen – doch nichts half. Tief in mir wusste ich, dass ich jetzt erst Raum schaffen musste für alles, was ich so lange Zeit zurückgehalten hatte. Ich musste mich der traurigen Gewissheit stellen, dass ich immer eine makellose Maske getragen hatte – die in diesem Moment komplett zerbrach – anstatt mein wahres Ich zu leben. Zudem hatte ich mit meinem Verhalten unbewusst dazu beigetragen, dass meine Depressionen wieder zurückgekehrt waren. Die Krankheit, die ich bereits seit meiner Jugend kannte und immer wieder geschafft hatte, im Zaum zu halten, zeigte sich wieder in einer Schonungslosigkeit und Intensität, die ich nur selten zuvor erlebt hatte.

Die Traumversion meines Lebens hatte sich in einen Alptraum verwandelt und alles in mir zeigte mir nun auf einen Schlag, wie sehr ich zur Verwirklichung dieses Traumes mich selbst aufgegeben hatte. Mehrere Tage vergingen, an denen ich außer Weinen und Schlafen nichts anderes tat. Ich merkte das erste Mal seit langem, wie erschöpft und ausgelaugt ich eigentlich war.

Am vierten Tag, an dem ich nur im Bett gelegen hatte, fasste ich den Entschluss, dass ich etwas verändern musste. Nach Jahren der Selbstverleugnung beschloss ich endlich aufzuhören, mich selbst anzulügen, und anzufangen, in mein Inneres zu blicken. Ich wusste nicht mehr, wer ich wirklich war und was ich wirklich wollte. Das galt es, herauszufinden.

Rückblickend kann ich nicht mehr ausmachen, wann der Wandel von einem Leben voller Freude zu einem reinen Funktionieren stattgefunden hatte und warum. Vielmehr sah ich, dass dieser Prozess schleichend fortgeschritten war und ich ihn wahrscheinlich aus diesem Grund auch nie bewusst wahrgenommen hatte. Es brach mir das Herz zu sehen, wie ich mit mir selbst umgegangen war. Ich war so auf das äußere Erscheinungsbild meines Lebens bedacht gewesen, die gute Freundin, Mitarbeiterin, Tochter und Partnerin zu sein, dass ich vergessen hatte, zu dem wichtigsten Menschen in meinem Leben gut zu sein: zu mir selbst. Ich wollte so sehr von allen gemocht und geliebt werden, doch mich selber liebte ich nicht. Ich musste erkennen, dass ich mich vollkommen vernachlässigt hatte.

Diese Entscheidung hatte ich nie wirklich bewusst getroffen. Aber ich erkannte, dass jedes Mal, wenn ich meine innere Stimme zum Wohle anderer Menschen übergangen hatte und den Bedürfnissen und Wünschen meines Körpers, Geistes und meiner Seele keine Beachtung geschenkt hatte, das Mitgefühl mit mir selbst immer mehr verkümmerte. Folgende Sätze sagte ich mir viel zu oft:

Ach, stell dich nicht so an. So schlimm sind deine Kopfschmerzen doch nicht, du nimmst einfach eine Aspirin, dann geht das schon wieder.

Jetzt reiß dich zusammen. Schau dir doch dein Leben an. Dir geht’s doch gut. Was bist du denn jetzt traurig? Gibt doch keinen Grund dafür.

Schlafen und dich entspannen kannst du doch auch noch am Wochenende. Sag deinen Freunden nicht ab. Das wird sie nur verärgern.

Jedes Mal überging ich mit diesem inneren Monolog mich selbst.

Der Blick in meine Seele war sehr schmerzhaft. Es tat weh, zu erkennen, dass ich mein Inneres durch Perfektionismus in eine trostlose Ödnis verwandelt hatte, zu der ich keinerlei Bezug mehr hatte. Ich versprach mir selbst, mich ab sofort gut um mich zu kümmern und alles dafür zu tun, damit ich nie wieder so einen Zusammenbruch erleiden müsste.

Den Samen des Selbstmitgefühls wachsen lassen

Das war jedoch leichter gesagt als getan. Wo fange ich an, wenn ich mir selbst jahrelang kein Gehör geschenkt hatte? Wie kann ich wieder eine gute Beziehung mit mir selbst führen? Wie praktiziere ich Selbstmitgefühl? Alles Fragen, auf die ich keine Antwort wusste. Ich wusste nur, dass es nicht leicht sein würde und Zeit bräuchte.

Auf der Suche nach Antworten begann ich Bücher, Artikel und Studien zum Thema Selbstliebe und Selbstmitgefühl zu lesen. Bei meiner Lektüre stellte ich fest, dass es „zum Glück“ bereits einige Menschen vor mir gab, die sich teils aus eigenen Erfahrungen, teils aus wissenschaftlichem Interesse mit diesen Themen beschäftigt hatten und ich keineswegs die Einzige war, die ihren Weg zurück zu einer liebevollen Beziehung mit sich selbst finden wollte. Ich ließ mich auf die verschiedensten Möglichkeiten ein, um den Samen des Selbstmitgefühls endlich in mir wieder wachsen zu lassen.

So erstellte ich zunächst eine Übersicht mit all meinen täglichen und wöchentlichen Aktivitäten und Aufgaben und fragte mich bei jedem einzelnen Punkt auf dieser Liste:

Bringt mir das Freude oder raubt es mir Energie? Würde ich diese Aufgabe immer noch erledigen bzw. dieser Tätigkeit weiterhin nachgehen, auch wenn ich von meinem Umfeld keinerlei Reaktion darauf bekommen würde?

Mittels dieser zwei Fragen konnte ich schnell sehen, wie erschreckend groß der Anteil in meinem Leben war, der dem reinen Funktionieren unterworfen war. Es gab nur wenige Bereiche in meinem Leben und Momente im Alltag, die mich tatsächlich glücklich machten und mir Erholung schenkten.

Dieses fehlende Gleichgewicht wollte ich wiederherstellen und beschloss, täglich mehr Freude in mein Leben fließen zu lassen, indem ich mir ganz bewusst etwas Gutes tat. Zunächst war es für mich aber ein absolut komisches Gefühl, jeden Tag schöne Aktivitäten einzuplanen, da sich in diesen Momenten immer gern die kritische Stimme in mir meldete und sagte:

Das hast du dir doch gar nicht verdient. Du hast doch nichts geleistet. Wofür willst du dich belohnen? Oder: Erst erledigst du alle To-Do’s und wenn du dann noch Zeit hast, dann kannst du das machen, worauf du Lust hast.

Obwohl ich mich nach jeder angenehmen Aktivität stets glücklich und erholt fühlte, ließ mein innerer Kritiker nicht locker. Ich musste immer wieder diese Stimme sanft, aber bestimmt zur Seite schieben. Denn ich wusste, wenn ich auf sie hören würde, wäre das der erste Schritt zurück in mein altes Leben voller Stress und Traurigkeit.

Stattdessen versuchte mich selbst mit dem liebevollen Blick meiner besten Freundin zu sehen. Durch diesen Perspektivwechsel sah ich oft klarer, dass ich mich selbst sabotierte.

Nur ich muss mich mögen

Um mir selbst zu zeigen, wie wichtig ich mir war, und um meinem inneren Kritiker Einhalt zu gebieten, fing ich an, mir täglich kleine und wöchentlich größere Me-Dates in meinen Kalender einzutragen und diese Zeitfenster dann auch wirklich regelmäßig für mich zu nutzen. Mit jedem dieser Dates, auch wenn es nur eine fünfminütige Meditation war, wurde die kritische Stimme schwächer und meine Selbstliebe wuchs.

Zudem fing ich an, auf meine Ressourcen zu achten und Aktivitäten, die mich Kraft kosteten und keine Freude brachten, langsam in meinem Alltag zu reduzieren oder sogar vollständig zu streichen.

Ich lernte, in meinem privaten Umfeld Nein zu sagen und stellte fest, dass die meisten meiner Freunde dadurch nicht wütend wurden oder enttäuscht von mir waren, sondern eher Verständnis für meine Absage zeigten. Wow! Was für eine Erkenntnis. Stück für Stück versuchte ich anschließend, auch in meinem beruflichen Alltag Grenzen zu setzen, zusätzliche Aufgaben abzulehnen und aufzuzeigen, dass meine Kapazitäten und Ressourcen begrenzt waren. Obwohl ich bei meinen Kollegen durch mein Verhalten nicht nur auf Zustimmung, sondern auch auf Kritik und Unverständnis stieß, versuchte ich immer mein eigenes Wohlbefinden im Blick zu behalten. Es dauerte mehrere Monate, bis ich auch hier einen Wandel spüren konnte und ich von den meisten Kollegen für meine Entscheidungen und damit verbundenen Absagen an zusätzliche Projekte akzeptiert wurde.

Durch die zahlreichen Veränderungen in meinem Leben und ein von mir selbst entwickeltes ganzheitliches Konzept konnte ich letztendlich meine Depressionen überwinden und wieder in Einklang mit meinem Körper, meinem Geist und meiner Seele gelangen.

Und heute? Heute gehe ich weiterhin behutsam und liebevoll mit mir um. Auch wenn es natürlich Zeiten gibt, in denen ich Gefahr laufe, wieder in meinen Funktionieren-Modus zu fallen. Wieder zum programmierten Roboter zu mutieren.

Doch ich habe gelernt, auf mich zu achten und sehr bewusst mit meinen Gedanken, Gefühlen und körperlichen Signalen umzugehen. Ich nehme mir ganz bewusst Auszeiten, höre in mich hinein und suche eine Aktivität, die mir guttut.

Ich lese einen Roman meiner Lieblingsautoren Haruki Murakami oder T.C. Boyle, nehme ein heißes Bad, gehe mit meinen Hunden spazieren, koche mir etwas Leckeres, schaue mir im Kino einen schönen Film an oder gönne mir eine Massage. Auch versuche ich eine gesunde Balance zwischen Anforderungen und Erwartungen im Außen und meinen eigenen Wünschen, Bedürfnissen und Ressourcen zu halten. Im Alltag halte ich immer wieder inne und höre bewusst in mich hinein:

Wie fühle ich mich gerade?

Wie geht es mir?

Was könnte ich jetzt in diesem Moment tun, um mir selbst eine kleine Freude zu machen?

Ich habe erkannt, dass Selbstliebe und Selbstmitgefühl nicht nur die Schlüssel zu meiner Gesundheit sind, sondern die Essenz für ein glückliches Leben darstellen.

Heute möchte ich nicht mehr perfekt sein. Heute muss mich nicht mehr jeder Mensch mögen. Heute ist es mein Ziel, jeden Tag ein Stück mehr meine eigene beste Freundin zu werden und in tiefer Freundschaft mit mir selbst zu leben.

Willst du mit mir gehen, Herz?

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