Читать книгу Altsein ist auch nur ein Teil vom Ganzen - Axel Bethke - Страница 16
ОглавлениеVon Menschen nicht mehr gebraucht,
vermisst, gefragt zu sein,
machte mich erst traurig und lähmte.
Da merkte ich,
wie sehr mich die Hunde brauchen,
und ich wurde wieder interessant,
sogar für mich.
Nasenschein
Seitdem ich weiß, dass Grassy das Großvatergetrödel beim Spaziergang gar nicht braucht, stellt sich die Frage, warum er’s tut. Zumal er durchaus in der Lage ist, auf dem Nachhauseweg die Leine richtig fest nach vorn (!) zu straffen.
Ich denke, die Beantwortung der Frage hängt mit seinen Defiziten zusammen. Bekanntlich sieht er sehr schlecht und hört noch schlechter. Aber seine Nase ist überragend. Kira guckt, riecht, hört am Anfang jeder Wanderung nach allen Seiten. Unwichtiges lässt sie unbeachtet, kann es ganz schnell ignorieren. Nur bei Interessantem lässt sie sich Zeit. Grassy kann das nicht. Er muss dem Geruch ein Bild zuordnen oder, noch komplizierter, dem Geruch ein Geräusch und dem Geräusch ein Bild. Und das dauert eben.
Außerdem ist er alt, hat Lebenserfahrung, kennt ja schon so viele bemerkenswerte Erscheinungen. Der Kleine muss Ereignisse suchen, in denen er die erschnüffelten Bilder findet. Daraus könnten dann ganz besondere Erinnerungen zutage treten. Aber das dauert noch länger.
Nicht dass ich ungeduldig bin. Aber meist sind Kira und Blacky schon vom Horizont verschluckt, wenn Grassy den zweiten Strauch in Nasenschein nimmt (Augenschein geht ja nicht).
All das Gedenke ist mir sowieso zu umständlich, ich erfreue mich einfach an Grassys Schnüffelerleben.
Solange mir der Kopf noch Fragen stellt und Antworten anbietet, ist das Leben lebenswert.