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Credo

Eine Freundin bemerkte neulich, dass ich nicht zu denen gehöre, die sich über das Älterwerden beklagen. Warum auch? Ich wollte schon als Kind immer älter werden, weil man dann so viel darf. Und heute darf ich. Das ist mein Credo.

Natürlich verändert sich der Blick auf das Hier und Jetzt, manche Dinge bekomme ich sehr viel deutlicher mit – sogar gelassener. Ja, ich. Gelassener. Und manchmal frage ich mich, wieso ich das erst jetzt bemerke. Einige Eigenschaften oder Fähigkeiten nehmen ab, die Macken nehmen zu. Und man selber auch. Das ist nur mit Humor zu ertragen. Das gehört auch zum Credo.

Und auch wenn man das Gefühl hat, dass man nur als Einzige oder Einziger davon betroffen ist – es geht allen so, die plötzlich nach Pubertät und Arbeitsleben mit einem neuen Lebensabschnitt zurechtkommen müssen. Denn wie sang schon einst Roy Black „Du bist nicht allein…“. Und alle, die nicht wissen wer Roy Black war, die sind noch nicht alt genug.

Komisch, wenn man an sich selbst plötzlich feststellt, dass das Namensgedächtnis auch nicht mehr das ist, was es mal war. Und dass auch die Hörfähigkeit zwar ab-, das Lärmempfinden aber zunimmt. Und dabei kennen wir uns doch im Leben aus, uns macht da keiner etwas vor – allenfalls beim Schmahtfohn.

Also nehmen wir das Älterwerden nicht zu ernst – denn ändern können wir es ohnehin nicht. Die Alternative wäre jung zu sterben – und dafür sind wir schon zu alt. Nein, sehen wir die positiven Seiten und freuen wir uns, dass wir nicht mehr müssen müssen. Sondern allenfalls dürfen dürfen. Zumindest solange wir noch können können.

Grantelnde Alte gibt es genug, die machen nur sich und anderen den Rest des Lebens schwer. Ein Lächeln ist die beste Art, dem Alter die Zähne zu zeigen. Und wenn es die Dritten sind. Mit uns muss keiner Mitleid haben, denn wir leiden nicht, sondern freuen uns unseres Lebens. Solange wie es dauert.

Ich jedenfalls habe ja jetzt Zeit, will nichts mehr werden und muss nicht mehr, sondern möchte allenfalls noch. Sie auch?

Aber was fängt man an mit der gewonnenen Zeit. Immer nur ausschlafen ist auch keine Lösung. Und wenn mir früher oft die 24 Stunden eines Tages nicht genügten, so merke ich jetzt doch, wie lang 24 Stunden sein können. Und ich habe ja jetzt Zeit. Und dann frage ich mich – wofür? Gut, man könnte die Biografie von Helmut Schmidt lesen.

Aber sonst? Dafür, dass man ausschlafen könnte, aber nicht kann? Dass man in Ruhe reisen will, aber nicht gelassen wird? Dass man eigentlich Zeit hat, andere einem diese aber stehlen? Sie kennen diese Momente? Dann willkommen! - Wobei Sie einen Satz in diesem Glaubensbekenntnis nicht hören oder lesen werden: Kein „früher war alles besser“, kein Selbstmitleid. Nein, denn wir sind zwar älter, aber nicht blöd, und wir wissen genau: Besser war es definitiv nicht, nur eben ganz anders.

IMMER AUSSCHLAFEN  IST   AUCH KEINE LÖSUNG

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