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ОглавлениеFürstin Katharina hob beide Arme über den Kopf, rekelte sich und erhob sich dann mit einer graziösen Bewegung von dem Bett, auf dem sie gelegen hatte.
Obwohl es erst Nachmittag war, waren die Fensterläden bereits geschlossen. Das ganz in blau gehaltene Schlafzimmer wurde nur von Kerzen erleuchtet, die in schweren goldenen Haltern steckten, wie sie für die Hofburg angemessen waren.
Einen Augenblick stand sie inmitten des Raums; ihre Figur, kaum verhüllt durch das fast durchsichtige Nichts, das sie trug, war so makellos wie die Statue einer griechischen Göttin.
»Schöner, nackter Engel«, sagte eine tiefe Stimme vom Bett her.
Katharina drehte sich rasch um.
»Wer hat dir gesagt, daß man mich so nennt?«
Der Mann lachte: »Wer? Ganz Wien natürlich. Laß mich kurz nachdenken. Wer hat es zuletzt gesagt - der Kaiser, der Kardinal? Oder war es gar Fürst Metternich selbst?«
»Nein, er sicher nicht. Er hat es sicher vergessen. Es ist schon so lange her.«
»Gibt es jemand, der dich je vergessen könnte?«
Sie setzte sich wieder zu ihm. Er lag bequem zurückgelehnt gegen die Kissen, und die gesunde Bräune seiner Haut bildete einen starken Gegensatz zu dem weißen Leinen. Ganz offensichtlich zählte er nicht zu den Salonlöwen, sondern war eher das Leben auf dem Rücken eines Pferdes gewohnt.
Als sich die Fürstin vorbeugte, um ihn zu berühren, ergriff er ihre Hand und bedeckte sie mit hungrigen Küssen.
»Du bist hinreißend. Metternich hatte recht.«
»Warum redest du unentwegt von ihm?«
»Ich sehe das Gleiche wie er: einen schönen, nackten Engel.«
»Ich war damals sehr jung, so jung wie du jetzt. Ja, jung und glücklich.«
»Nicht so glücklich wie ich jetzt«, erwiderte er zwischen zwei Küssen.
»Doch! Ich werde diese Zeit nie vergessen.«
»Vergiß die Vergangenheit«, sagte er. »Jetzt bin ich hier, und es soll niemand anderen in deinem Leben geben.«
Sie lachte über diesen Ausbruch von Eifersucht, doch dann spürte sie die Leidenschaft, die von ihm ausging und sie mitriß. Er zog sie zu sich herab auf das Bett. Seine Hände strichen über ihre weiche Haut, und seine Lippen spürten das Schlagen ihres Herzens. Gleichzeitig fühlte er, wie sich ihre Zähne zärtlich mit seinem Ohrläppchen beschäftigten. Da wurde aus ihrer Leidenschaft ein verzehrendes Feuer, das sie beide ergriff...
Später - viel später - erhob sich Katharina und schritt zu ihrem Frisiertisch.
»Es ist Zeit, daß ich mich anziehe«, sagte sie. »Die Arbeit wartet.«
»Du meinst, der Geheimdienst Seiner Kaiserlichen Majestät?« fragte er spöttisch.
Katharina wandte sich zu ihm um und musterte ihn.
»Warum magst du unseren Geheimdienst nicht?« fragte sie. »Du läßt keine Gelegenheit aus, ihn schlecht zu machen.«
»Ich mag das ganze System nicht«, erwiderte er, »und ich mag es nicht, andere Leute auszuspionieren. Aber besonders mag ich es nicht, wenn du es machst.«
»Wer sagt, daß ich das tue?«
»Der Zar. Er nannte dich seinen schönsten und gleichzeitig klügsten Soldaten.«
Katharina zuckte mit den Achseln.
»Was regst du dich auf? Ich habe dir schon gesagt, diese Zeiten sind vorbei.«
»Es sei denn, er braucht dich erneut.«
»Im Augenblick sicher nicht. Metternich ist sein ärgster Feind, aber gegen den kann ich nichts mehr machen.«
»Man sollte die Frauen aus der Politik heraushalten. Sie ist ein schmutziges Geschäft.«
Katharina lachte.
»Da spricht der englische Gentleman aus dir. Nur den Engländern kann so ein Satz einfallen.«
Der Mann erhob sich nun ebenfalls vom Bett. Er trug einen wunderschönen Morgenmantel aus himmelblauem Samt.
Katharina beobachtete im Spiegel, wie er auf sie zukam.
»Du bist ein großer Junge, Richard«, sagte sie zärtlich.
»Ich bin fünfundzwanzig, eingebildet und im Exil. Klingt das besonders jugendlich?«
Erneut lachte sie und warf den Kopf zurück, wobei ihre Haare seinen straffen Bauch streiften.
»Mit dir fühle ich mich wieder jung«, murmelte sie, »und das reicht mir.«
Er konnte die Schönheit ihres herrlichen Körpers im Spiegel bewundern und griff von hinten nach ihren Brüsten.
Katharina wehrte jedoch ab.
»Nein, mein Liebling, wir müssen brav sein. Der Zar erwartet mich. Du weißt, er will immer ganz genau wissen, was wir tun.«
»Wenn du willst, erzähle ich es ihm genau.«
»Er wird es schon wissen, mein Liebling. Einer von Fürst Wolkowskis Männern wird ihm bestimmt von deinem Besuch in meinem Zimmer berichtet haben.«
»Verdammt sei dieser Wolkowski! Ich werde ihm eines Tages noch den Hals umdrehen.«
»Dann wird man dich auch aus Rußland verbannen.«
»Das läßt mir noch mindestens ein halbes Dutzend anderer Länder, wo ich Zuflucht finden kann. Nur muß ich dann dich verlassen - deswegen ist Wolkowski vor mir sicher.«
Richard beugte sich über ihre Schulter und küßte sie auf den Hals.
»Ich gehe ungern, aber der Korridor draußen ist zugig, und dem Agenten des kaiserlichen Geheimdienstes ist sicher kalt.«
Ohne ein weiteres Wort ging er zur Tür, öffnete sie und ließ sie hinter sich zufallen.
Katharina seufzte. Richard war Engländer vom Scheitel bis zur Sohle, und es fiel ihm schwer, fremde Lebensgewohnheiten zu akzeptieren. Sie hatten sich schon öfters darüber gestritten, und häufig hatte es ihrer ganzen Überredungskunst bedurft, um ihn davon abzuhalten, einen Diener anzugreifen, der auf Wolkowskis Geheiß ihre Gespräche belauschte. Für sie war es ein Teil ihres normalen Lebens. In Rußland wurde man überall belauscht. Aber schon ihr gefallener Mann, Fürst Peter Bagration, hatte eine starke Abneigung gegen die allgegenwärtigen Spione empfunden. Hier in Österreich war es genauso. Jedermann wußte, daß Baron Hager dem Kaiser jedes besondere Vorkommnis sofort zu berichten hatte.
Natürlich war sie selbst auch im Dienst des russischen Geheimdienstes gestanden, als sie Fürst Metternich das erste Mal traf. Die Tatsache, daß sie sich sofort unsterblich in ihn verliebt hatte, hatte diesen Auftrag jedoch nur noch angenehmer gemacht. Sowohl Katharina als auch Metternich hatten einander nicht im Unklaren gelassen, auf wessen Seite sie standen.
Wie glücklich sie doch damals gewesen war!
Katharina seufzte erneut, als sie sich an die Tage und vor allem die Nächte erinnerte, die sie zwischen Leidenschaft und politischer Unterhaltung verbracht hatten. Wie rasch waren die Stunden immer vergangen! Wie konnte ein Mann wie Richard Melton es je begreifen, was es hieß, von Metternich geliebt zu werden und ihn zu lieben? Solange sie jung und schön war, würde es sicher noch viele Männer in ihrem Leben geben, doch ein Teil ihres Herzens würde für immer dem Fürsten gehören.
Richard hatte etwas an sich, das sie verrückt nach ihm machte. Ihr Herz schlug rascher, wenn er sich ihr näherte. Für ihn machte sie sich heute abend schön. Sie warf einen raschen Blick in den Spiegel. Ihr kritisches Auge registrierte sofort die winzigen Spuren des Alters, die feinen Linien an den Augenwinkeln, die sich jetzt noch ganz leicht verbergen ließen. Eines Tages jedoch würde ihre Schönheit verblaßt sein. Sie fröstelte, dann zog sie energisch an der Glocke für die Zofen. Sie brauchte jetzt ein warmes Bad; anschließend würde sie sich sorgfältig schminken, bevor sie sich für den Ball ankleiden ließ.
In seinem Zimmer zog sich Richard Melton in Ruhe Jacke und Hose an. Er hatte immer die Schneider in der Bond Street bevorzugt, und auch wenn er fast zu breitschultrig gebaut war, um dem Idealbild eines Dandys zu entsprechen, so zog er doch die bewundernden Blicke vieler Kongreßteilnehmer auf sich.
Sein Bursche, ein kleiner, krummbeiniger Londoner, half ihm mit der breiten Halsbinde, und als Richard seine Erscheinung im Spiegel überprüfte, erblickte er einen gutaussehenden jungen Mann mit gelangweilter Miene, den nichts mehr beeindrucken kann, weil er schon alles gesehen hat. Er war gerade dabei, sich die Uhr in die Westentasche zu stecken, als laut an die Tür geklopft wurde.
Sein Bursche öffnete.
In der Tür stand ein Flügeladjutant in einer prächtigen Uniform.
»Seine Majestät der Zar bittet Mr. Melton um seine Gesellschaft«, sagte er in gestelztem Englisch.
»Sagen Sie ihm, daß er gleich kommt«, sagte der Bursche und schlug die Tür zu. »Der Zar verlangt nach Ihnen, Chef«, teilte er Richard unnötigerweise mit. »Hier hat man aber auch keinen Augenblick seine Ruhe.«
»Ganz richtig, Harry, aber wir müssen uns nach der Decke strecken.«
»Hören Sie bloß damit auf, Chef. Noch sind wir nicht am Ende mit unserem Latein.«
»Jedenfalls nicht, so lange wir hier sein können. Und so lange sollten wir auch nicht vergessen, wessen Brot wir essen.«
»Das tue ich schon nicht, Chef. Aber diese Typen hier sind nichts für meiner Mutter Sohn. Was die sich gefallen lassen, geht auf keine Kuhhaut. Ich hätte schon längst mein Messer gezogen, wenn man mir so käme.«
»Das glaube ich dir ohne weiteres«, erwiderte Richard trocken. »Falls dir aber etwas an unserer feinen Unterkunft liegt, solltest du dich mit solchen Gefühlsausbrüchen etwas zurückhalten.«
»Alles klar, Chef; ich kann mein loses Maul schon halten«, antwortete Harry fröhlich und fuhr ruhig fort: »Keine Neuigkeiten aus England?«
»Keine besonderen, außer daß mein geliebter Vetter, der Marquis, letzte Woche die Ehre hatte, mit dem Prinzregenten im Buckingham-Palast zu dinieren.«
»Verflucht sei seine Seele! Hoffentlich ist er daran erstickt.«
»Diesem Wunsch möchte ich mich anschließen«, sagte Richard seufzend, »aber bekannterweise vergeht Unkraut nicht so schnell. Zweifellos verbrachte mein verehrter Vetter einen angenehmen Abend.«
»Sie hätten sich selbst an den Prinzregenten wenden sollen, Chef, und ihm die ganze Geschichte auftischen sollen.«
»Das haben wir doch längst besprochen, Harry«, antwortete Richard, und die Resignation in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Du weißt, niemand hätte auf mich gehört. Ich war ganz allein, als ich den unglücklichen Mr. Danby in seinem Blut liegend fand. Sie dagegen waren zu dritt und bereit, jeden Eid zu schwören, daß ich es gewesen sei.«
»Aber Sie hatten doch mit dem Armen nichts am Hut.«
»Ach, das hätten sie auch geschworen. Nein, Harry, es gibt Augenblicke im Leben, da muß man sich in das Unvermeidliche schicken. Zumindest hat der Marquis meine Schulden bezahlt und mir noch fünfhundert Pfund Reisegeld gegeben.«
»Oh, wie großzügig von ihm«, sagte Harry sarkastisch. »Eines Tages kriegt er schon noch, was er verdient.«
Richard hatte seinen Vetter, den Marquis von Glencarron, noch nie ausstehen können, und doch hatte er ihn um Hilfe bitten wollen, damals in jener Nacht. Seine Gläubiger waren immer unverschämter geworden, und so war er dem Marquis bis nach Hause gefolgt. Wie sehr hatte er seine Dummheit verflucht, die ihn sogar dazu gebracht hatte, in den dunklen Garten einzudringen! Ein Blick hatte ihm genügt, ihn sehen zu lassen, was passiert war. Charles Danby lag im Gras, und seine weiße Hemdenbrust verfärbte sich dunkel. Richard bemerkte, daß sein plötzliches Erscheinen die drei Männer störte, und dann fiel ihm ein, daß der Prinzregent seinen Vetter erst vor einem Monat davor gewarnt hatte, sich erneut zu duellieren.
Der Marquis war aber sehr aufbrausend, und es fiel ihm schwer, sich zu zügeln. Außerdem verstand er es gut, mit dem Degen umzugehen. Jetzt hatte er sich erneut hinreißen lassen, und dieses Duell konnte wohl sein letztes sein. Noch während Richard diese Gedanken durchzuckten, flüsterte der Marquis mit den bei ihm stehenden Männern, und ein verschlagener Zug erschien um seinen Mund. Schon bevor er Richard ansprach, wußte dieser, was kommen würde. Und es war in der Tat schlau, so schlau, daß Richard nichts anderes übrig blieb, als mit fünfhundert Pfund in der Tasche das Weite zu suchen, wollte er nicht wegen eines Duells angeklagt werden, an dem er nicht beteiligt war.
»Wir haben glücklicherweise eine Zuflucht gefunden«, sagte er laut und verließ, ohne auf Henrys Fluchen zu hören, den Raum.
Man hatte den während des Kongresses in Wien weilenden Monarchen und ihrem jeweiligen Gefolge die schönsten Räume der Hofburg überlassen, und da der Zar mit den meisten Begleitern angereist war, hatte er sich den Löwenanteil der verfügbaren Räume gesichert. Sein privater Salon war ein entzückendes Zimmer, dessen Fenster auf die Gärten im französischen Stil hinausgingen und dessen Einrichtung von Gold und Silber glänzte.
Alexander I. war siebenunddreißig Jahre alt, aber er wirkte viel jünger. Er hatte feingeschnittene, regelmäßige Gesichtszüge und eine große, majestätische Figur. Wie einer seiner Kritiker zutreffend bemerkt hatte, war er die ideale Besetzung der Rolle, die er spielte.
Als Richard den Salon betrat, begrüßte ihn der Zar mit einem gewinnenden Lächeln und sagte mit geradezu jungenhafter Ungeduld: »Richard, ich habe eine Idee für heute abend.«
»Für heute abend, Sire?« fragte Richard.
»Ja, du weißt doch, der Maskenball. Wir werden uns alle maskieren, aber jeder weiß, daß wir Majestäten uns nicht so verkleiden, daß man nicht wüßte, wer wir sind. Ich möchte, daß du an meiner Stelle gehst.«
»An Ihrer Stelle, Sire? Ich kann Ihnen leider nicht ganz folgen.«
»Nun, beim letzten Maskenball habe ich auf alle Orden verzichtet - bis auf das Großkreuz von Schweden. Heute abend mache ich es genauso, nur daß du es an meiner Stelle und in meiner Uniform tragen wirst.«
»Ich verstehe, Sire, aber glauben Sie wirklich, wir könnten so die anderen Ballbesucher täuschen?«
»Warum nicht? Schließlich sind wir doch verwandt.«
»Aber doch nur sehr entfernt, und ich dachte eigentlich immer, ich sehe ziemlich Englisch aus.«
Der Zar jedoch zog Richard in seiner Begeisterung vor den Spiegel, der in einer Ecke des Raums stand.
»Sieh selbst«, befahl er.
Richard mußte zugeben, daß in der Tat eine gewisse Ähnlichkeit zwischen ihnen bestand. Sie waren beide blond und hatten die gleiche Größe und eine ähnliche Statur, besaßen das gleiche entschlossene Kinn und die feingemeißelte Nase. Nur die Augen und der Gesichtsausdruck waren sehr verschieden.
»Siehst du, was ich meine?« fragte der Zar. »Das Haar läßt sich ähnlich kämmen. Das besorgt Butinski, mein Friseur, und den Rest verbirgt die Maske. Ich habe eine etwas hellere Haut, aber da hilft sicher etwas Puder. Wenn du den Saal zusammen mit den anderen Monarchen betrittst, wird niemand Verdacht schöpfen.«
»Und Sie, Sire?« fragte Richard, dem die Idee allmählich ebenfalls gefiel.
»Heute abend werde ich tanzen können, mit wem ich will, und alle werden sie mir die Wahrheit sagen. Ich möchte wissen, was der normale Bürger in Wien von mir hält.«
»Das kann unvorhersehbare Schwierigkeiten heraufbeschwören«, sagte Richard warnend, »aber wenn es Ihnen Spaß macht, dann bin ich dabei.«
»Ich wußte, daß ich mich auf dich verlassen kann«, sagte der Zar. »Ich freue mich schon ganz schrecklich auf heute abend. Der Tag war ziemlich unangenehm. Metternich erwies sich als ziemlich widerspenstig. Ich glaube, ich bin bald der Einzige der hier versammelten Herrscher und Staatsmänner, der die Ideale und Prinzipien der christlichen Freiheit hochhält.«
Richard war klar, daß Alexander wirklich glaubte, was er sagte. Den meisten Kongreßteilnehmern fiel es allerdings schwer, dem Zaren diese Rolle abzunehmen, wenn man bedachte, wie autokratisch er in Rußland herrschte.
»Weiß der Kaiser von Ihrem Plan?« fragte Richard.
Er wollte von der polnischen Frage ablenken, da er das Thema schon zu oft mit dem Zaren diskutiert hatte.
Der Zar lachte.
»Natürlich nicht, niemand soll davon erfahren, nicht einmal Katharina.«
»Ich schätze, ich werde die Rolle des Zaren sicher nur halb so gut spielen wie Sie die meine.«
Der Zar musterte ihn kritisch.
»Vergiß nicht, noch etwas Puder aufzulegen. Ich glaube kaum, daß mir deine Sonnenbräune stehen würde.«
»Die Wiener Damen haben mir versichert, daß es an Ihrem Aussehen eigentlich nichts zu verbessern gibt.«
Der Zar lächelte.
»Die Damen schmeicheln mir. Aber ehrlich, Richard, ich bin ganz stolz auf meine Idee. Wir gehen folgendermaßen vor: Sobald das Diner vorüber, ist, werde ich hier heraufkommen, wohin du mir unauffällig folgst. Hier wirst du dir meine Maske und mein Kostüm anziehen. Dann verläßt du den Raum, und jeder denkt, daß ich es bin. Unten wartet die Zarin dann auf dich.«
»Sobald ich mit ihr rede, wird sie alles merken«, wandte Richard ein.
»Es besteht kein Grund, mit ihr zu sprechen«, entgegnete der Zar. »Du gehst nur an ihrer Seite zum Ballsaal. Ihr werdet spät dran sein, und die übrigen Gäste werden euch bereits ungeduldig erwarten. Sobald ihr den Ballsaal erreicht, mischst du dich unter die Tänzer.«
»Ich sehe, Sie haben an alles gedacht, Sire«, sagte Richard.
»In einem Krieg muß man selbst die kleinste Einzelheit sorgfältig bedenken«, erwiderte der Zar.
»In einem Krieg, Sire?« fragte Richard.
»Und, im Frieden«, sagte der Zar rasch. »Heute abend kämpfe ich gegen die Einsamkeit an, die den Herrscher umgibt.«
»Und ich, Sire, gehe für Sie auf Abenteuersuche«, sagte Richard lachend.