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Robert Koch – EIN WEGBEREITER DER MODERNEN MEDIZIN

Als im Jahr 2020 die COVID-19-Pandemie den Globus überrollte, waren viele Menschen vollkommen überrascht, dass ein Virus die ganze Welt aus den Fugen geraten lassen kann. Zumindest in den Industrienationen lag für die meisten die katastrophale Gewalt einer tödlichen Epidemie weit außerhalb des Vorstellungsvermögens und Erfahrungshorizonts. Doch im Gegensatz zu der Zeit vor 150 Jahren, als Robert Koch mit seinen Forschungen begann, weiß die Wissenschaft heute, wie sie ansetzen muss, um einer Pandemie und ihrem Erreger zu begegnen.

COVID-19 breitet sich rasend schnell aus, beeindruckend ist aber auch die Geschwindigkeit, in der Mittel zur Prävention gegen die neuartige Infektionskrankheit entwickelt wurden – im Rückblick sieht man, dass sich die Ereignisse tatsächlich überschlugen: Ende Dezember 2019 erhielt das Länderbüro China der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Information über Fälle einer unbekannten Lungenerkrankung in der Millionenmetropole Wuhan in der Provinz Hubei. Als Verursacher identifizierte man im Januar 2020 ein neuartiges Coronavirus (SARS-CoV-2), nach dem die Krankheit benannt wird: COVID-19. »Corona« entwickelte sich zur Epidemie, die die WHO bereits im März 2020 zur globalen Pandemie erklärte. Stand Januar 2021 haben sich trotz umfassender Maßnahmen wie Lockdowns, das Tragen von Mund-Nasen-Schutz und Hygienekonzepten weltweit mehr als 96 Millionen Menschen infiziert. Mehr als 2 Millionen an COVID-19 Erkrankte sind verstorben. Doch ebenfalls Stand Januar 2021 sind bereits mehrere Impfstoffe entwickelt, die in den nächsten Monaten, so ist zu hoffen, die Epidemie eindämmen werden.

Dass wir COVID-19 ebenso wie der Tuberkulose, Cholera, Afrikanischen Schlafkrankheit, Ruhr, Pest, Poliomyelitis (Kinderlähmung), Diphterie, dem Milzbrand, oder auch den Pocken oder den Masern zumindest auf rein medizinischer Ebene nicht mehr so hilflos wie einst gegenüberstehen, ist den Forschungen im riesigen Reich der Kleinstlebewesen zu verdanken – Forschungen, die Robert Koch in ihren Anfängen entscheidend mitgestaltete. Er läutete in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit seinen Arbeiten eine neue Ära in der Medizin ein, als er hieb- und stichfest bewies, dass für den Ausbruch und die Verbreitung verschiedener Infektionskrankheiten jeweils spezielle Erreger verantwortlich sind. Es war eine jener bahnbrechenden Entdeckungen, die in der medizinischen Forschung und Praxis einen regelrechten Quantensprung nach sich ziehen. Im 19. Jahrhundert waren dies beispielsweise die Vertiefung des anatomischen Wissens und die Einführung der Narkose in der Chirurgie, die Entdeckung der Zellen und der Veränderungen, die Krankheiten in ihnen auslösen, das wachsende Verständnis um die Bedeutung der Hygiene – und damit untrennbar verbunden der Vorstoß in das Universum der Mikroorganismen.

Als Wissenschaftler und Begründer der Bakteriologie ebnete Robert Koch mit den Ergebnissen seiner Forschungen und den von ihm entwickelten naturwissenschaftlichen Standardmethoden den Weg für die moderne Medizin, die nunmehr effektive vorbeugende und therapeutische Methoden gegen gefährliche und potenziell tödliche Infektionskrankheiten entwickeln konnte. Er arbeitete an großen medizinischen Problemen seiner Zeit – allen voran der Tuberkulose –, und als ausgebildeter Arzt versuchte er, die Ergebnisse seiner Arbeit in praktischen medizinischen Nutzen umzusetzen, sei es bei der Entwicklung effektiver Desinfektionsmethoden oder weitreichender Hygienemaßnahmen.

Dank der wissenschaftlichen Leistungen Robert Kochs und zahlloser anderer Forschender können wir heute in Hinblick auf viele Infektionskrankheiten so sorglos leben, wie es im 19. Jahrhundert, als Koch seine Karriere begann, kaum vorstellbar war: Sie spielen heute nicht mehr die tödliche Rolle wie in jenen Zeiten. Dies gilt zumindest für wohlhabende Gebiete mit entsprechender Infrastruktur, die ihren Bevölkerungen hohe hygienische Standards, Zugang zu sauberem Wasser und eine hervorragende medizinische Versorgung bereitstellt – und im Durchschnitt länger leben lässt als die Menschen vor 150 Jahren.

Im ärmeren Rest der Welt fordern jedoch noch immer Lungenentzündungen, Durchfallerkrankungen wie Cholera, Typhus und Ruhr, AIDS, Tuberkulose und Malaria viel zu viele, vermeidbare Todesopfer. Und es bleibt abzuwarten, ob nicht auch bei COVID-19 die Menschen in wirtschaftlich schwachen Ländern letztendlich auf der medizinischen Verliererseite stehen: Damit die Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 auch die ärmeren Nationen erreichen, haben die WHO, einige andere Organisationen sowie Pharmaunternehmen zwar die Impfstoffplattform COVAX gegründet, der mittlerweile rund 190 Länder beigetreten sind. Allerdings haben sich die reichsten Nationen bereits ihre Impfdosen direkt bei den Herstellern in mehr als ausreichender Menge reserviert. Es ist zu befürchten, dass die Länder mit den kleinsten Budgets erst einmal das Nachsehen haben, bis so viel Vakzine produziert wurden, dass auch sie versorgt werden.

Herausforderungen wie COVID-19 lassen sich nur gemeinsam bewältigen. Auch Robert Koch, der vom einfachen Landarzt und Amateurforscher zum Nobelpreisträger aufstieg, lernte von den Arbeiten anderer, arbeitete einen großen Teil seines Lebens im Team und war international vernetzt. Mit einem ganzen Mitarbeiterstab begründete er zudem eine Institution, die spätestens seit 2020 direkt ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt ist: das Robert Koch-Institut.

Robert Koch

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