Читать книгу Logo gestalten Ja! Aber wie? - Barbara Wendt - Страница 9
ОглавлениеDas Recherche-Date
Bevor Sie die Gestaltung eines Logos in Angriff nehmen, ist es mehr als ratsam, sich zuerst ausführlich zu informieren. Worüber? Über alles, was mit dem „Objekt Ihrer gestalterischen Begierde“ zu tun hat. Stellen Sie sich vor, sie haben ein Date. Sie treffen sich mit einer Person, die Ihnen noch unbekannt ist, aber auf die Sie neugierig sind, mit der Sie viele Hoffnungen verbinden und die Sie richtig kennenlernen wollen. Sie brennen geradezu darauf zu erfahren, wer sie ist, wie sie heißt, was sie macht, was sie besitzt, und vor allem wie sie aussieht!
So ähnlich können Sie mit einem Unternehmen oder mit einer Firma auch verfahren. Sie ist dann die geheimnisvolle Unbekannte und jetzt gilt es, möglichst viel über sie zu erfahren. Angenommen, Sie wurden mit dem Entwurf der Geschäftsausstattung beauftragt, also auch eines Logos, für eine kleine Firma, die in einer mittelgroßen Stadt ansässig ist. Was sollten Sie im Vorfeld über sie wissen? Welche Informationen sind relevant und ausschlaggebend? Hier hilft Ihnen eine Checkliste mit gezielt formulierten Fragen weiter, die für eine Recherche schnell zu fertigen ist (denken Sie an das Date!). Damit Sie die Fragen besser nachvollziehen können, nehmen wir als Beispiel einen fiktiven Blumenladen. Sie entschuldigen, dass ich mir die weiteren Informationen jetzt aus dem Finger sauge, im Ernstfall wird natürlich ordentlich recherchiert!
1 Wer ist sie?
Auf diese einfache Frage gibt es viele Antworten. Im Fokus unseres Interesses liegen ähnliche Informationen wie die, die wir über eine Person sammeln würden. Das wichtigste ist der Name. Er ist immer mit der Persönlichkeit und dem Charakter verbunden und wird zum Gegenstand der Gestaltung. Auch die Nationalität darf nicht außer acht gelassen werden, da sie Hinweise auf die Mentalität gibt. Ortsansässigkeit ist ein weiterer ausschlaggebender Faktor, da es in den meisten Fällen eine Wechselwirkung zwischen der Firma und ihrem Standort gibt. Kenntnis über die Anzahl der Mitarbeiter gibt uns gleichzeitig eine Auskunft über die Firmengröße. Es wäre auch interessant sich mit der Firmengeschichte auseinander zu setzen, um mehr über ihre Entwicklung, Trends, wichtige Ereignisse und Wirkungskreise zu erfahren. Im Fall unseres Blumenladens hätten wir folgende Informationen gesammelt:
2 Was macht sie?
Bei dieser Frage sollten Sie möglichst genaue Informationen über die Art der Firmentätigkeit sammeln. Sie meinen, es ist doch klar, dass ein Blumenladen Blumen verkauft! Bingo! Aber wussten Sie schon, dass sie auch kulturelle Veranstaltungen wie Lesungen, Kurse in Blumenarrangements und Bildausstellungen organisiert? Dass sie ihre Kunden zu der Bundesgartenschau und zur Tulpenblüte nach Holland fährt? Dazu veranstaltet sie jährlich ein kleines „Blumenfestival“, das unter den Bürgern der Stadt sehr bekannt und beliebt ist. Und auch für die Schulen dieser Stadt hat sie ein offenes Ohr und hilft gerne den Schulgarten zu gestalten. Fassen wir die gewonnenen Informationen zusammen, so sehen wir, dass eine Firma manchmal selbstverständliche Sachen tut, mit denen wir gar nicht so gerechnet haben.
3 Was hat sie?
Um das herauszufinden, sollten Sie einen Blick in die Firma „hineinwerfen“, als ob sie durch ihr Inneres spazieren würden. Wenn wir uns wieder mit dem Beispiel unseres Blumenladens beschäftigen, bekommen wir freilich ganz viele Blumen zu sehen. Sie ahnen aber schon, dass das nicht das Einzige sein wird. Lassen Sie uns zu diesem Zweck einen gemeinsamen fiktiven Rundgang machen, der bei der Eingangstür beginnt.
Wie schon zu erwarten war, haben wir neben den vielen Blumen noch anderes entdeckt. Mehrere stille Ecken, in die man sich zurückziehen kann, eine Spielecke für die Jüngsten, einen Geschenkeshop und einen Shop mit Dekorationsartikeln, eine kleine Galerie mit Bildern eines hiesigen Künstlers, wie auch (wer hätte es gedacht!) ein Café.
Diese Informationen brachten uns dieser Firma näher. Sie zeigen ihre Vielfalt, ihre Kundenfreundlichkeit, einen guten Service, den sie anbietet, sogar eine gewisse Gemütlichkeit. Der Blumenladen wird langsam zu unserer „guten Bekannten“.
4 Wie sieht sie aus?
Grüne Augen, rotes Haar, 165 cm groß, schlank − das könnte die Antwort bei einem Menschen sein. Im Fall einer Firma richtet sich die Frage nach den für sie typischen Merkmalen, Farben, Gegenständen und Assoziationen.
Betrachtet man den Firmennamen „Blumeneck“, denkt man automatisch an eine Straßenecke, an der Blumen verkauft werden. Mit etwas Fantasie kann man sogar vor dem geistigen Auge die Verkäuferin erblicken, eine nette, ältere Frau, die uns an die liebe Oma erinnert. Um sie herum stehen Töpfe mit unzähligen bunten Blumen drin, eine Explosion der Farben. Damit hätten wir schon die Merkmale: Straßenecke, Blumen, Töpfe, vielleicht eine Oma?
Blaue Bodenbeläge in den Räumen, orangefarbene Sessel, grüne Informationsschilder und hellgraue Blumenregale bestimmen die Farbgebung und werden so zu typischen Farben. Die in der Blumenhandlung dominierenden Gegenstände sind unzählige Sträuße, Pflanzentöpfe und Blumenarrangements. Bedenken wir, das die Firma in Braunschweig ansässig ist, können wir sie mit dem Stadtsymbol − dem Braunschweiger Löwen assoziieren. All diese visuellen Merkmale geben einer Firma ein „Aussehen“, das wiederum für die zukünftige Gestaltung ausschlaggebend ist.
An dieser Stelle sind wir an das Ende unserer Recherchearbeit angekommen. Im Laufe der Zeit vervollständigte sich unser Wissen über die Firma. Aus einem rätselhaften Bild einer Unbekannten entwickelte sich eine detailreiche Darstellung.