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Echte „Raubersg’schichten“

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Die Schandtaten der Stradafüßler wurden von Generation zu Generation mündlich weitergegeben. Die Methoden, mit denen diese Rohlinge ihren Mitmenschen Schmerz und Leid zugefügt haben sollen, waren durchaus kreativ. Einfallslosigkeit kann man ihnen in diesem Zusammenhang beim besten Willen nicht nachsagen. Was die Bande, abgesehen von Plünderungen, alles in Hochstimmung versetzt haben soll, wird in einigen Episoden deutlich, die sich anekdotisch in ihrer Heimat erhalten haben. Wie hoch der Wahrheitsgehalt dabei ist, sei dahingestellt. Vieles wird wohl von fantasiebegabten Erzählern „ausgeschmückt“ worden sein. Dass sie etwa beim Kegeln anstatt der normalerweise gebräuchlichen Holzkugeln Totenschädel benützt haben sollen, ist nicht belegt.

So wurde etwa erzählt, die Stradafüßler hätten irgendwo in der Steiermark – der genaue Ort lässt sich heute nicht mehr verifizieren – ein Mädchen verkehrt an einem Ast aufgehängt und ihren Kopf in einen Ameisenhaufen gesteckt.

Im Raume Hochneukirchen lief dem Holzknechtseppl einmal eine Magd über den Weg, die vom Bauern um Schusternägel geschickt worden war. Mit selbigen nagelte er angeblich ihren Allerwertesten zusammen.

Ein Bauer aus Kirchschlagl wurde von Stradafüßlern in seinem Haus überfallen, wollte das Geldversteck aber nicht verraten. Da banden sie ihn kopfüber an einem Balken fest und zündeten ein Feuer unter seinem Kopf an. Der Bauer konnte sich von dieser Tortur nie wieder erholen und starb zwei Jahre später.


In allen Kulturen präsent als Symbol für Ausgegrenzte: die Zähmung des Wilden Mannes (Basler Bildteppich, um 1480, National Museum Copenhagen)

Ähnlich soll es einer Bäuerin ergangen sein, die beim Anfertigen von Schöberlteig2) überrascht wurde. Da auch sie nicht gewillt war, den Männern ihr Erspartes auszuhändigen, tauchten sie ihre Hände in den Teig und steckten dieses in siedendes Öl. Die Frau verstarb an den Folgen der Marter.

Es hieß, dass vor dem Holzknechtseppl kein Glaser sicher war, denn er liebte das Klirren berstenden Glases. Die Glaser zogen früher mit Tragekörben, in denen sie ihre Erzeugnisse transportierten, von Dorf zu Dorf. Begegnete dem verwegenen Schurken unterwegs ein Glaser, ließ er ihn samt seiner Ware auf einen Baum klettern und schoss ihn dann herunter. Das „Glaserschießen“ soll der Holzknechtseppl vorwiegend in Pinggau, in Kaltenberg und auf der heimatlichen Teichalm betrieben haben.

Der alte Haudegen schreckte angeblich auch nicht davor zurück, kleine Kinder zu ermorden. Er muss wohl ein recht abergläubischer Mann mit ausgeprägtem Hang zum Okkultismus gewesen sein, denn er glaubte, mit dem Teufel ein Bündnis eingehen zu können, wenn er neun Kinderherzen verspeisen würde. Bei der Gerichtsverhandlung gab er an, dass ihm nur noch eines gefehlt hätte.

Josef Karl Homma, der ehemalige Direktor des Burgenländischen Landesarchivs, notierte 1987 in seiner Niederschrift über die Pinkafelder Stadtgeschichte einen besonders grausigen Fund, bei dem es sich um ein Wickelkind mit zertrümmertem Schädel handelte.

Er konnte aber auch recht „großzügig“ sein, je nachdem wie es um seine Tagesverfassung bestellt war. In Riedlingsdorf zum Beispiel verbrachte er einmal eine Nacht bei der Familie des Johann Lang. Dessen Tochter war damals acht Jahre alt und soll sehr ungezogen gewesen sein. Ihr freches Benehmen dürfte dem Holzknechtseppl jedoch imponiert haben, denn er verschonte das Mädchen. Wäre sie artig gewesen, meinte er gegenüber den Bauersleuten, hätte er sie umgebracht.

Dunkle Geschichten aus dem Alten Österreich

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