Читать книгу Im Baerenland - Bea W Meyer - Страница 5

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1.

Mein Mann und ich leben im Baerenland. Unser Haus liegt auf einem parkartigen Grundstueck, das in ein Naturschutzgebiet uebergeht.

Ein Seitenarm des Squamish Flusses zieht sich wie eine natuerliche Grenze dazwischen hin.

Das Feuchtgebiet drumherum mit seinen hohen schilfartigen Graesern, den knorrigen alten Erlen und den hohen Pappeln bietet vielen am Wasser lebenden Voegeln wie Enten, Wildgaensen und Reihern Rueck-zugsgebiet und Lebensraum.

Im Fruehjahr waehrend der Paarungszeit unterhalten uns Froesche mit ihrem abendlichen Quakkonzert.

Tagsueber tauchen winzige gruen- und kupferfarben schillernde Kolibris als unsere Sommergaeste aus Mittelamerika unter hoerbarem Gesumme mit ihren langen gebogenen Schnaebeln in Bluetenkelche ein, um deren Nektar zu trinken.

Im Hochsommer patrouillieren blaue und rote Libellen auf der Jagd nach Insekten in der Luft.

In Spaetherbst und Winter sammeln sich Hunderte von Weisskopfseeadlern in diesem Gebiet. Die alljaehrliche Lachswanderung stromauf und die Aussicht auf einen reich gedeckten Tisch ist wie ein Magnet fuer diese Raubritter der Luefte.

Und dann haben wir es auch noch mit Zeitgenossen auf vier Beinen zu tun. Das sind Hoernchen, Biber, Waschbaeren, Otter, Koyoten, Stinktiere und … ja, auch Baeren, die sich hier tummeln.

Als wir in diese Gegend zogen, hatten wir anfangs nicht die geringste Ahnung von der Existenz dieses Zoos. Wir waren Stadt-menschen mit wenig Kontakt zu wilden Tieren ausser vielleicht ein paar Spatzen oder Aehnlichem. Ploetzlich mussten wir lernen, mit Nachbarn aus der Wildnis zu leben. Inzwischen finden wir es normal, unsere Muelltonnen mit Schloessern zu verschliessen, um Waschbaeren, Koyoten und Baeren keine Gelegenheit zu geben, in unseren Abfaellen nach Essensresten herumzufischen. Es gilt hier ganz einfach der Grundsatz: verschliesse Deinen Muell oder Du wirst es bereuen. Entweder zahlt man naemlich fuenfhundert Dollar Strafe an die Stadtverwaltung, wenn die die Muelltonne unverschlossen vorfindet oder man sammelt die eigenen uebelriechenden Muellreste von der Strasse, die die unordentlichen pelzigen Gaeste dort in weitem Umkreis verstreut haben.

Keine der beiden Alternativen finden wir besonders verlockend.

Trotz und alledem: auch mit fest verschlossenem Muell sind und bleiben wir Nachbarn der Wildnis. Ihre Abgesandten kommen recht oft auf einen Besuch oder laufen mal eben einfach so durch. Wir wissen die harmonische Ko-Existenz mit ihnen durchaus zu schaetzen.

Oft werden wir von Freunden gefragt, ob wir denn keine Angst vor diesen wilden Tieren haben. Nein, eigentlich nicht - im Gegenteil betrachten wir die Begegnung mit ihnen als Privileg.

Wir respektieren sie einfach, und umgekehrt respektieren sie uns – zumindest zeitweise…

Foto: Geegee


Im Baerenland

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