Читать книгу Im Baerenland - Bea W Meyer - Страница 8
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Die Genugtuung war aber nur von kurzer Dauer. Ein paar Tage spaeter waren naemlich die Geraeusche von oben wieder da. Mama Waschbaer war zurueck in der kuenftigen Kinderstube. Wie sie das geschafft hatte, war uns ein Raetsel.
Wieder folgte die akribische Untersuchung der Atelierwaende. Diesmal hatte die Alte sich durch einen Huehnerdraht hindurch gebissen, den mein Mann ueber eine winzige Belueftungsoeffnung genagelt hatte. Nachdem sie den Huehnerdraht geschafft hatte, musste sie solange an der Holzwand geknabbert haben, bis sie endlich durch das Loch passte.
Mein Mann konterte das mit einer dicken Holzplanke, die er darueber nagelte. Die Waschbaerin trumpfte ihrerseits mit einer weiteren Nachtschicht auf – wiederum gefolgt vom Tagwerk meines Mannes.
Was immer er am Tag an Hindernissen anbrachte, nahm sie in Nachtarbeit wieder auseinander.
Mein Mann stellte sich den Wecker, um sie auf frischer Tat zu erwischen. Den Wecker musste die Waschbaerin aber wohl auch gehoert haben, denn wir erblickten sie nie. Wohl aber hoerten wir weiter raschelnde Geraeusche von oben.
Wir mussten uns dringend etwas einfallen lassen.
In der Hoffnung, dass die Erschuetterungen unseren unliebsamen Gast vertreiben wuerden, klopften wir mit einem Besenstiel so lange gegen die Decke, bis wir Schwielen an den Haenden hatten. Die Waschbaerin blieb trotzdem unbeeindruckt.
Wir probierten die Steigerungsstufe: ueber zwei Riesenlautsprecher beschallten wir das Studio Tag und Nacht mit Heavy Metal Gedroehne. Wir waren uns sicher, dass das auch den hartnaeckigsten Gast vertreiben musste. Leider alles ohne Erfolg. Nur wir blieben weitgehend schlaflos. Ich hatte schon immer eine Aversion gegen Heavy Metal.
Dann kam der Tag, wo wir besiegt waren. Mama Waschbaer hatte Fakten geschaffen und unbemerkt von uns ihren Wurf geboren. Deutlich konnten wir die Geraeusche aus der Kinderstube, die sich so ein bisschen wie Babygeschrei anhoerten, vernehmen.
Ich bin sicher, die kluge Mutter wusste sehr genau, dass wir es nicht uebers Herz bringen wuerden, die junge Familie zu vertreiben. Wir sind ja schliesslich keine Unmenschen! Stattdessen einigten wir uns auf eine zeit-weise Duldung sozusagen mit monatlicher Kuendigungsfrist. Wir wussten ja, dass die Familie irgendwann zu ihrem ersten Erkundungsgang aufbrechen wuerde, und dann waere unsere Stunde gekommen: wir wuerden den Studiozwischenboden in eine uneinnehmbare Festung verwandeln.
Leider kann ein Monat eine ziemlich lange Zeit sein besonders dann, wenn sommerliche Temperaturen tierische Ausduenstungen intensivieren und die Gerueche durch die Decke staendig an die pelzigen Mieter von oben erinnern. Bis die Familie endlich zu ihrem ersten Rundgang aufbrach, waren wir von dem Faekalgeruch einer Ohnmacht nahe.
Aber fuers Naseruempfen war ja gar keine Zeit. Wir mussten schnell sein. Mit bereits vorbereiteten duennen Zinkplatten, die mein Mann in akribischer Kleinarbeit gezahnt hatte, versiegelten wir saemtliche Schlupfloecher.
Das Studio wirkt mit den spitzen Metall-stacheln, die aus seinen Waenden ragen, jetzt zwar etwas seltsam, aber wir sind unsere ungewollten Mieter endlich los. Wohlgemerkt wir sind sie nicht wirklich los, denn sie haben sich jetzt beim Nachbarn unter dessen Holzdeck einquartiert. Das ist nicht ganz so gemuetlich wie der Studio-zwischenboden, aber es ist auf jeden Fall trocken.
Ich glaube, der Nachbar arbeitet noch an der Ausarbeitung der Mietvertragsbedingungen.
Foto: Geegee