Читать книгу Im Baerenland - Bea W Meyer - Страница 6
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Die meisten meiner Freunde und Bekannten finden Waschbaeren wegen ihres Aussehens niedlich. Mit ihren schwarzen Brillen und den geringelten Schwaenzen sehen sie aus wie kleine Banditen. Es gab mal eine Zeit, da fand ich das auch.
Damals habe ich sie mit rohen Eiern und Trauben verwoehnt, wenn immer so ein suesses Pelzknaeuel durch unseren Garten wuselte. Ich fand es einfach unwider-stehlich, wenn sie sich auf die Hinterbeine stellten, um mir vorsichtig den dargebotenen Leckerbissen aus der ausgesteckten Hand zu nehmen.
Mit der Zeit waren sie so zutraulich, dass sie sogar durch unsere Balkontuer spaehten, wo ich denn wohl abgeblieben sein koennte.
Damals fand ich es ziemlich komisch, als unsere Nachbarn ihre liebe Not mit einer Waschbaerfamilie hatten, die auf der Terrasse unter dem Hot Tub unbedingt ihr Nest bauen wollte. Weder haufenweise Mottenkugeln noch naechtliche Verfolgungsjagden des Nachbarn im gestreiften Pyjama mit geschwungenem Hockeyschlaeger konnten diese Bande beeindrucken. Ganz im Gegenteil schienen sie sich genauso ueber den Anblick des keuchenden Nachbarn im gestreiften Pyjama zu amuesieren wie ich.
Leider aber befand sich das Hot Tub in unmittelbarer Naehe unseres Schlaf-zimmerfensters, und der Geruch der ausgelegten Mottenkugeln war irgendwann so stark, dass das Fenster geschlossen bleiben musste. Nur die Waschbaeren blieben weiterhin voellig unbeeindruckt.
Schliesslich kam der Kammerjaeger und loeste das Problem mit einer Lebendfalle. Die gesamte Familie wurde zwangs-umgesiedelt – die Waschbaerfamilie versteht sich.
Doch es gab ja auch noch andere Waschbaeren. Eines Tages sah ich Muell verstreut auf dem Dach des anderen Nachbarn nebenan - Papierfetzen, undefinierbare Kuechenabfaelle, alles huebsch ueber die Dachflaeche verteilt. In Anbetracht der Tatsache, dass dieser Nachbar hochbetagt war und aeltere Leute manchmal wunderlich werden, dachte ich mir nicht viel dabei. Ich nahm mir einfach vor, das Thema bei naechstbester Gelegenheit mal zur Sprache zu bringen.
Der Nachbar hatte natuerlich keine Ahnung, wovon ich ueberhaupt redete. Genausowenig hatte er bemerkt, dass Waschbaeren dabei waren sein Dach abzudecken, um es sich oben auf dem Dachboden gemuetlich zu machen.
Am Ende war mir der Nachbar wirklich sehr dankbar fuer meinen Hinweis, bevor die Waschbaeren das Haus in eine Art Cabrio verwandelt hatten.
Foto: Geegee