Читать книгу Zeit für Tango Herr Parkinson? - Beate Hilker - Страница 17
Singender Kellner
ОглавлениеEs ist sehr früh am Morgen. Die Vögel begrüßen den Tag zwitschernd mit einem Liedchen. Diese lieblichen Stimmchen haben mich heute regelrecht aus dem Bett gezwitschert. Zu mancher Stunde wären so ein paar Übersinnliche Fähigkeiten mal nicht schlecht. Mein Körper war noch in der ganz ruhig liegen bleib und nichts anmerken lassen Phase. Müdigkeit wurde wieder mal überbewerten. Die Augen kniffen sich zusammen und ich versuchte irgendwo aus meiner Mitte Kraft zu holen die ich lenken konnte. Mit den Worten .“bitte Fenster gehe zu“ Ich lenkte die Gedanken gezielt auf den Fenstergriff. Es passierte nicht. Mein angespanntes Gesicht. lies ich wieder in den Urzustand zurückfallen mit den Worten „dann eben nicht „ mürrisch stieg ich aus dem Bett. Der Gang zum Fenster war gefühlte 10 km lang. Echtzeit 2 Meter Geschafft. Jetzt nur noch Arm steuern -rechter Arm bitte Fenster zu machen. Mein Blick ging durch das Fenster und da sah ich ihn, so ein kleiner unschuldiger Vogel. Dann spielte mir meine Phantasie bestimmt ein Streich. Der Vogel grinste mich an und Zwitscherte mir ganz frech mitten ins Gesicht. Ich wollte lächeln aber es ging nicht Ich merkte wie sich meine Stirn von ganz alleine in Falten legte und ich mir doch tatsächlich die Fragte stellte. Wo ist es geblieben, mein Lächeln? Schubladen rechtes oben. Nichts. Zweite auch nichts. Bei drei und vier sieht es auch nicht besser aus. Die Empfindlichkeit bei mir nimmt erheblich zu. Ich würde am liebsten auf den Baum klettern und den niedlichen kleinen flauschigen Piep Mätzchen den Marsch blasen. Da gibt es aber mindestens zwei Problemen. Ich wäre zwar auf dem Baum nur mit dem Runterkommen habe ich so meine Probleme. Ich habe Höhenangst und wenn ich nach unten schaue wird mir übel. Da würde ich dann wieder zum Kind werden und nach Hilfe Schreinen. Dann hätte sich der Weg hinauf nicht gelohnt. Die Vögel wären erschrocken weg geflogen und ich wurde die Chance nie bekommen ihnen den Marsch zu blasen. Ein Seufzer ist mir gerade entwichen. Hoppla es ist wieder da. Ich spüre es und schnell ins Bad. Spiegelbild und noch ein Seufzer. Es ist wieder da ich habe das Lächeln wieder da wo es hin gehört. Ich erinnere mich an die Serie aus der vergangen Vergangenheit wo das Lächeln verkauft wurde. Wird es gut präsentiert kann man auch ein Lächeln verkaufen. Meins ist unverkäuflich. Wer will auch schon. Meckern meckert. Normalerweise müsste ich vor Dank Übersprudeln. Ich habe es endlich geschafft. Ich sitze hier an meinem Schreibtisch und sag mir „Beate tanze endlich deinen Tango fertig“ sonst wird das nie was. Eine Sonnenblume steht neben mir und schaut ganz gespannt auf den Bildschirm. Erwartungsvoll. Ich habe sie von meiner guten Freundin „Sternchen“ bekommen. Am vergangen Sonntag war ich mit ihr in Berlin zum Essen verabredet Ein toller Italiener. Kaum die Schwelle übertreten trällerte er- mit einer hervorragender Stimme los, wie ein Profi. Mimik und Gestik passte. Er sang und hörte nicht auf. Wir standen da und ich schaute verlegen. Ja richtig gelesen ich kann auch verlegen werden man es sich kaum vorstellen. Wir hatten doch Hunger. Meine innere Ansprach lautete. Junger Mann bitte Hunger. Es überrollte mich der Gedanke ob dieser gut aussehende, temperamentvolle, sympathische Herr irgendwo so einen klitzekleinen Knopf zum Ausstellen hat? Der Weg von der Tür zum Tisch war ca. 8 Meter. Gesungen gefühlte 80. Charmeur. Es war ein wunder-schöner Abend. .Wir lernten uns in Reha kennen. Zum Schluss kreuzten sich unsere Wege öfters und so wurde eine Freundschaft draus. Sie kommt aus Berlin. Wir verstehen uns recht gut. Wir sind sehr unterschiedliche Charaktere. Und unsere Meinungen gehen oft auseinander. So sollte es auch sein. Wir beide haben unsere eigene Spielwiese. Die nennt sich blocken. Unstimmigkeiten geht es dann so: Blocke ich dich blockst du mich gespielt. Telefonnummern blockiert. Also dieser ganz normale Wahnsinn. Das kann man auch mit über 50. Bei uns ist es aber so. Wir respektieren und mögen uns. Aber eins ist sicher. Unsere Freundschaft ist wie eine alte Tür. Sie geht nie ganz zu. Sie bleibt nur ab und zu mal in der Verankerung hängen. Knirschend und knarrend..