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Nichts ist für die Ewigkeit

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Du klammerst dich an deinen Ohrensessel. Alle Vasen und Aschenbecher stehen an ihren Plätzen. Du duldest keine Veränderung. Es macht dich wahnsinnig, wenn es sich jemand erlaubt, etwas zu verrücken. Es ist deine Ordnung, du bist die Ordnung. Dein Sicherheitsfanatismus kennt keine Grenzen. Deine Kontoauszüge sind dir so sehr ans Herz gewachsen, dass du sie immer wieder in den Händen halten und sie zur Beruhigung an einem sicheren Ort verstecken musst. Sie sind für dich überdimensional wichtig geworden. Dein Geld geht dir über alles. Was ist nur aus dir geworden? Es gab mal ganz andere Zeiten, in denen du dich leicht und beschwingt gefühlt hast. Damals konntest du die Menschen begeistern, heute schreckst du sie ab. Damals zogst du sie in deinen Bann, denn du hattest etwas zu sagen. Du nahmst am Leben teil, du warst mittendrin. Deine Spontanität war ansteckend und mitreißend. Heute planst du, zweifelst du, du verscheuchst die Menschen. Dein Sicherheitsdrang verdrängt alles Menschliche. Die anderen sind für dich zur Bedrohung geworden. Deine Wohnung, dein Hochsicherheitstrakt verträgt keine Menschen. Deine Burg, deine Festung wird von dir pausenlos überwacht. Du suchst die Sicherheit und du wirst immer unsicherer. Jeder Telefonanruf und jedes Schellen an deiner Haustür bringen dich in deinem festen Tagesplan durcheinander. Unvorhergesehene Besuche werden als Belästigung wahrgenommen. Du willst keine spontanen Überraschungen, überhaupt nichts Unvorhergesehenes in deinem Leben willkommen heißen. Spontane Unternehmungen kommen in deinem Leben nicht mehr vor. Du kontrollierst immer wieder dein Geldguthaben und deine Sicherheitsreserven, denn du bist in dir niemals zur Ruhe gekommen. Du bist unsicher, unerfüllt und unzufrieden. Dein Frieden ist kein realer, es deutet alles in deiner Umgebung auf eine Totenruhe hin. Es ist ein ungelebtes Leben. Dein Ordnungsdrang schnürt dich ein und es drängt sich immer wieder die Frage auf, wie es wohl in deinem Kopf aussieht. Wie können die Menschen dich noch ertragen? Wie sollen sie es in deiner Umgebung aushalten? Jede Spontanität und Kreativität wird vergrault, verscheucht und unterbunden. In deiner Nähe gibt es keine Freiheit und keine Leichtigkeit. Tonnenschwere Balken eines Kontrollwahns wabern durch deine Wohnung. Du liegst in Ketten. Du willst die anderen ebenso in Ketten legen. Alles, was frei atmet und denkt, stört dich. Selbst ein Hund ist dir zu wild, zu spontan und zu unberechenbar. Das Leben mit seinen Höhen und Tiefen ist dir ein Graus. Man könnte den Eindruck haben, dass du das irdische Dasein nicht akzeptieren willst. Du bäumst dich gegen den Lebensfluss auf und windest dich hin und her. Du kannst nicht loslassen, nicht lieben, nichts sähen, denn du willst für alles etwas bekommen und alles muss für dich berechenbar sein. Du hortest und stapelst, kontrollierst und grübelst, bis sich jegliches natürliche Leben verabschiedet hat. Dein über alles geliebter Rhythmus quält dich. Deine Geldanlagen ebenso. Du wolltest den Gewinn und niemals irgendeinen Verlust. Du willst viel abschöpfen, doch nichts investieren. Du willst amüsiert werden, doch die anderen dürfen nicht spontan sein. Dein Sicherheitswahn wird den anderen übergestülpt. Du erntest hinter deinem Rücken heftigen Spott und die Menschen suchen das Weite. Sie wenden sich von dir ab, weil sie deine Starrheit, deinen Starrsinn nicht mehr ertragen. Die Intoleranz führt zu schlimmen Verletzungen. Du hast es nicht geschafft, in deinem Leben lebendig zu bleiben. Dir war das Leben zu wild, zu unberechenbar. Der Lebensfluss sollte einbetoniert werden. Nun tritt er über die Ufer, in dem du gemieden wirst. Deine Uhren schlagen laut und das sind die einzigen Geräusche, die du noch zulässt. Du hast das Leben ausgeschlossen und bist zum geldzählenden Untoten geworden. Alle Menschen wurden zur Bedrohung, weil sie nicht so wollten wie du, wie du es dir ausgemalt hast. Du erträgst keine Kritik, keinen Widerspruch, keine Wildheit und bist somit zu einem Traumtänzer geworden. Doch dieser Tänzer dreht nur immer wieder die gleichen Schleifen. Immer und immer wieder im Kreis. Es ist ein Auf-der-Stelle-Treten ohne eine konstruktive Entwicklung. Es ist bedauerlich, tragisch und unmenschlich. Du hast den Rückzug angetreten und verweist auf deinen Ohrensessel, mitten in deiner Festung. Es sollte deine Burg sein, doch der Ort ist zum Gefängnis geworden. Der Rückzug sollte dich stützen, doch er hat dich zum Einsiedler werden lassen. Du wirst immer schwächer, schlapper und unfreier. Du siehst dich im Zentrum deiner Macht und bist in Wahrheit in einem Gefängnis. Du suchst nichts mehr und du forschest nicht mehr. Du hast verlernt, offen zu kommunizieren. Das alles hat die Freiheit in deinem Leben verscheucht. Bei dir gibt es keine Neugierde mehr, du bist lebendig begraben. Du hast in diesem Leben fälschlicherweise eine Ewigkeit gesucht, die es so niemals geben kann.

Nichts ist für die Ewigkeit

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