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Dr. Taozara

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Ein Wald in den Bergen.

Weder Strand noch Wüste.

Die Bäume waren genauso schemenhaft zu sehen wie am Vorabend. Ein heller Fleck am Horizont kündigte das baldige Aufgehen der Sonne an. Nebelschwaden hingen in den Bäumen.

Yanick warf einen abschätzigen Blick auf seinen Rucksack.

Dann sah er auf die Uhr. 6:34. Er musste sich beeilen.

Yanick schlich die Treppe zur Rezeption hinunter. Aus einem Hinterzimmer eilte Makoa hervor. Selbst um diese Uhrzeit lächelte er dezent.

„Kann ich hier einen Wagen leihen?“, fragte Yanick.

„Sicher. Ich habe einen Land Rover und einen Jeep.“

„Gut, dann nehme ich den Jeep.“

Makoa stellte sich auf die Zehenspitzen, um an das Schlüsselbrett heranzukommen. Dann gab er Yanick die Schlüssel.

„Fahren Sie nach Sambava? Der Markt ist erst morgen“, rief Makoa dem davoneilenden Yanick hinterher.

Yanick ging zum Parkplatz neben dem Hotel, auf dem der Jeep stand. Er öffnete die Wagentür des Jeeps und setzte sich hinein. Es war ein dunkelgrüner Armee-Jeep mit Plastikdach. Yanick fuhr die Straße ins Dorf hinunter. Als er das Dorf verließ, beschleunigte er seine Fahrt.

Die Scheinwerfer beleuchteten eine mit Schlaglöcher übersäte Straße. Yanick musste oft nach links oder rechts ausweichen, um unbeschadet voranzukommen.

In Andapa bog er auf die ausgebaute Straße nach Sambava. Kaum kam er aus den Bergen, konnte er das Meer erkennen. Mit den Augen tastete er den Küstenverlauf ab. Außerdem sah er von hier die Brücke über den Fluss, an dem sie auf der Hinfahrt angehalten wurden. Von den Soldaten keine Spur. Er gab Gas und überquerte die Brücke.

Als er in Sambava ankam, war die Sonne bereits aufgegangen. Er suchte die Kirche Santa Andreas und von dort gelang es ihm Sambava Voyage, ein Informationszentrum über das Marojezy-Reservat, zu finden. Yanick betrat einen sechseckigen Raum, in dessen Mitte sich eine ebenfalls sechseckige Rezeptionstheke befand. Die sechs Wände des Raumes waren mit überlebensgroßen Urwaldphotographien und Informationstafeln bedeckt. Yanick entdeckte auf einem der Photos einen grünschwarzen Vogel, er war groß wie eine Katze.

„Ein Kurol.“

Yanick fuhr herum. Neben ihm stand die Frau, die er gesehen hatte, als sie den Aushang anheftete. „Sie finden im Reservat ganze Schwärme von Kurolen.“

„Mir sind einzelne Vögel lieber“, entgegnete Yanick.

„Daneben ein Helmvanga. Ein brauner. Und dann…“

„Selten?“

„Nein. Allerdings gibt es noch eine Abart dazu. Ein blauer Helmvanga. Der ist sehr selten.“

„Ich interessiere mich am meisten für die seltenen Vögel. Können Sie mir die seltensten Vögel hier nennen?“

„Wie gesagt, der blaue Helmvanga, dann der Vangawürger, das sind wohl die seltensten.“

„Gibt es denn noch andere seltene Vögel?“, fragte Yanick, der sich an Bossels Warnung hielt, bloß nicht den Pekulani zu erwähnen, weil dann die Suche nach dem Wasservogel gefährdet wäre.

„Es gibt noch einige, deren Namen weiß ich nicht auswendig. Es kommen nicht so viele Kunden wegen der Vögel. Aber ich kann mal nachsehen.“

Sie kramte in den Schubladen der Rezeptionstheke und zog einiges Papier hervor. Danach fand sie ein Buch in grauem Leineneinband.

„Hier ist es.“ Sie blätterte das Buch durch.

Yanick bemühte sich einen Blick auf die Vogelabbildungen zu erhaschen.

„Bei den meisten Vögeln findet man im Text nur hier und da Informationen darüber, wie häufig sie vorkommen“, sagte die Frau schließlich. „Aber vom blauen Helmvanga weiß ich, dass er selten ist. Ich glaube, er hat sogar einen eigenen Namen. Vielleicht wurde er erst kürzlich entdeckt. Das Buch ist doch kompliziert strukturiert. So schnell findet man da nicht alles.“ Sie schlug das Buch zu.

„Nicht so schnell… ich meine…“

„Ich brauche mehr Zeit, um das Buch genau zu studieren.“

„Wir haben doch Zeit. Außer mir ist hier niemand.“

„Schon. Aber ich muss es wirklich genau studieren. Wenn Sie eine Tour buchen, kann ich mir sicher die Zeit nehmen, eine Liste aller seltenen Vögel aus dem Buch zusammenstellen.“ Sie ließ das Buch in einer Schublade der Theke verschwinden. „Wir bieten wunderschöne Ausflüge ins Marojezy-Reservat. Es gibt Ein-Tages-Touren, … oder auch längere Touren.“

„Ich würde auch gerne etwas buchen. Die Informationen über die Vögel bräuchte ich allerdings heute!“

„Jaoui!“, ertönte eine Stimme aus dem Hinterzimmer. „Jaoui! Bring doch den Kunden bitte zu mir.“

Die Frau hob ihre schwarzen Augenbrauen.

Yanick hatte nicht gedacht, dass noch jemand im Informationszentrum sei.

Sie bedeutete ihm zu folgen. Erst jetzt sah Yanick, dass sie in einer der sechs Wandflächen ein Gang war, durch den wohl auch die Frau unbemerkt hereingekommen war. Der Gang führte nach einem Knick in ein weiteres Büro.

An den Wänden des Büros hingen Masken, Bögen und Musikinstrumente inmitten von hunderten von anderen kleinen Gegenständen. Ein weißhaariger Madagasse lehnte hinter seinem massiven Schreibtisch in einem abgenutzten Ledersessel. Falten zierten die Augen des Madagassen. Neben einem goldenen Briefbeschwerer konnte Yanick auf dem Schreibtisch den Namen Dr. Guillaume Taozara erkennen.

„Ich freue mich Sie zu sehen“, begann er. Seine dunklen Augen schienen permanent in Bewegung zu sein, wenn er redete. „Mein Name ist Taozara.“

„Müller. Angenehm.“

„Was interessiert Sie hier besonders?“

„Ich bin Tierforscher.“

„Den Wagen, den ich vor unserem Informationszentrum sehe, ist der Wagen von Makoa. Also sind Sie Hotelgast bei ihm. Oder?“

„Richtig.“

„Dann werden Sie vermutlich von Doany aus mit Trägern in den Urwald gehen wollen.“

„Richtig.“

„Wir organisieren dort keine Touren. Das Gebiet ist, um es Ihnen ganz offen zu sagen, auch nicht besonders interessant. Es gibt dort nichts, was es hier nicht gäbe. Zudem ist es noch nicht einmal ein einfaches Reservat. Nicht zu vergleichen also mit unserem Marojezy-Reservat, in dem wir unsere Touren machen. Im Vertrauen – das Marojezy-Reservat wird demnächst sogar vergrößert. Aber… wie dem auch sei. Welche Tiere erforschen Sie denn?“

Yanick warf einen kurzen Blick auf Jaoui. Dann sagte er: „Vögel.“

„Sie interessieren sich ausschließlich für Vögel?“

„Genau. Bedeutende Vögel, besondere Vögel, seltene Vögel. Eigentlich alle Vögel.“

„Das ist seltsam. Sie sind einer der ersten, der sich nur für Vögel interessiert. Warten Sie mal, einer war, glaube ich, vor einigen Jahren hier.“

Jetzt starrte Dr. Taozara ihn an. Seine Augen bewegten sich keinen Millimeter mehr. „Wie finden Sie das?“ Dr. Taozara wies auf seinen Briefbeschwerer.

Yanick nahm ihn in die Hand, den Gold überzogenen Briefbeschwerer. Yanick musterte die großen, runden Augen, die das Affenähnliche des Kopfes hervorhoben. „Sehr schön“, sagte Yanick und sah ihn sich von vorne an. „Beeindruckendes Handwerk.“ Er studierte die Züge des Kopfes, die Schnauze, den langen Schweif und die Krallen. „Ausgezeichnet gestaltet, der vergoldete Affe. Bis ins Detail.“ Er stellte ihn wieder ab.

Es trat eine Stille ein. „Also wirklich Vögel. Darf man fragen warum?“

„Ähh, Sie fragten vorhin, warum Vögel?“, fuhr Yanick fort. „Also, … um ganz offen zu sein… ich mache das, wie gesagt, für meine Forschung. Es hat mit deren Fress- und Fluchtverhalten zu tun. Ich bin gerade an einem entscheidenden Punkt angelangt. Und jetzt fehlen mir für die Untersuchung noch ein paar Vogelarten. Deswegen interessiere ich mich speziell für die Vogelwelt hier und im Kessel von Doany.“

Dr. Taozara fixierte sein Gegenüber mit starrem Blick. Yanick hatte den Eindruck, als wäre die Zeit stehen geblieben.

Yanick merkte Dr. Taozaras Gesichtsausdruck an, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er musste etwas Falsches gesagt haben. Aber was?

„Ich will es einmal so formulieren“, setzte Dr. Taozara an. „Bevor ich dieses Reservat gründete, habe ich mich wissenschaftlich mit den Gebräuchen der Ureinwohner beschäftigt. Einige meiner Forschungsgegenstände hängen hier an der Wand.“

Yanick blickte zur Wand. Neben einer Dose, auf der ein Vogelkopf abgebildet war, entdeckte er ein Blasrohr mit einigen fünf Zentimeter langen Pfeilen. Weiter rechts hingen zwei verzerrte menschliche Masken einige.

„Äußerst schmerzvoll. Dann suchen Sie mal schön nach Ihren Vögeln. - Es hat mich gefreut.“

Dr. Taozara wandte sich den Papieren zu, die auf seinem Schreibtisch lagen.

Yanick erhob sich und verabschiedete sich. Jaoui folgte ihm aus dem Büro.

„Also, können Sie mir erklären, worüber er sich so geärgert hat?“

Sie hob dabei leicht amüsiert die Augenbraue. „Jaoui!“, tönte es im selben Moment nochmals aus dem Büro.

„Schönen Aufenthalt in Madagaskar“, wünschte sie ihm und drehte sich um.

Yanick folgte ihren Bewegungen, bis Jaoui im Gang verschwunden war.

Wenig später ging er durch die Straßen von Sambava und dachte nach. Warum behauptete Dr. Taozara, im Kessel von Doany gäbe es nichts Besonderes? Und warum war er auf einmal so verärgert?

Yanick hatte ihm sein Interesse an Vögeln gestanden und das hatte Dr. Taozara skeptisch gemacht.

Seltsam.

Dabei war es doch die Wahrheit. Und als Yanick anfing, von seiner Forschung zu erzählen, muss er seine Lügen sofort durchschaut haben. Jetzt glaubte Dr. Taozara ihm kein Wort mehr. Sogar mit vergifteten Pfeilen hatte er ihm gedroht.


Dr. Taozara gab Jaoui einen handgeschriebenen Brief zum Abtippen und schickte sie wieder hinaus. Danach ging er zu seiner Wand und nahm eine Kette mit dunkelbraunen Holzperlen in die Hand. Er ließ sie durch seine Finger gleiten. Die Bewegung erzeugte ein beruhigendes Klicken.

Müller wohnte bei Makoa und suchte Vögel, dachte Dr. Taozara. Er steckte bestimmt mit Makoa unter einer Decke. Dann hatte Makoa ihn geschickt.

Er ließ ein verächtliches Lachen ertönen. Meinte Makoa, er könne ihn aushorchen und seine Pläne durchkreuzen?

Makoa war kein Mann, der mal so einfach auf den Busch klopfte. Das passte nicht zu seiner bescheidenen und zielgerichteten Art. Aber er hatte diesen Müller engagiert und hierher geschickt. Und weswegen?

Dr. Taozara ergriff seinen Briefbeschwerer. Ein vergoldeter Lemur. Ein Vari. Das Wahrzeichen seines Reservats. Die Hauptattraktion, wegen der die Leute das Marojezy-Reservat besuchten. Ein vergoldeter Affe, hatte dieser Müller gesagt. Obwohl es auf Madagaskar keine Affen, sondern nur Lemuren gibt. Müller hatte ihn verhöhnt.

Ganz schön selbstbewusst dieser Müller, dachte Dr. Taozara. Er kam einfach in sein Büro und verhöhnte ihn. Sein Auftreten war fast eine Drohung. Wenn Müller ihm drohte, dann drohte eigentlich Makoa ihm.

Sollten sie ihm ruhig drohen, er würde sich schon zur Wehr setzen und am Ende gewinnen.

Trotzdem war es merkwürdig, dass dieser Müller so einfach bei ihm vorbeikam, dass dieser Vogelforscher ihn verhöhnte.

So sorglos.

So selbstbewusst.

Oder steckte noch etwas anderes dahinter, als er zunächst dachte? Wenn dieser Müller…

Dr. Taozaras Grinsen gefror.

Hatte Müller den Pekulani gefunden?

Nein, sicher nicht. Dann würden Makoa und Müller einen großen Wirbel machen. Aber vielleicht hatten sie eine Spur von ihm. Und jetzt waren sie sich sicher, den Pekulani zu finden.

Das würde ihr Selbstbewusstsein erklären.

Sie hatten eine Spur und waren sich sicher, dass sie den Pekulani finden würden.

Verdammt! Ausgerechnet jetzt, da er in dieser schwierigen Phase steckte. Er musste jede mögliche Störung ausschalten.

Dr. Taozara hängte die Kette mit den dunkelbraunen Holzperlen an die Wand.

Ich muss wissen, was Makoa und dieser Müller tun, dachte Dr. Taozara, während seine Augen wild hin und her flitzten.


Yanick öffnete die Tür zu ‚Trondts Expeditionsshop’. Vor ihm türmten sich die Trekking-Artikel, ohne dass eine Ordnung erkennbar wäre.

Yanick suchte den Laden nach einem Verkäufer ab. Er fand keinen und widmete sich als erstes den Wanderstiefeln. Er stülpte sich einen Wanderstiefel über, als er ein Brummeln hörte. Kurz danach vernahm er ein Klarack, Klarack. Er lauschte, doch mehr konnte er nicht erfahren. Yanick stand auf und marschierte vor einem Spiegel auf und ab.

Plötzlich bewegte sich der Vorhang. Ein rötlich blonder Mann mit vielen Sommersprossen stand hinter der Ladentheke und fragte ihn, was er wünsche.

Yanick sagte, seine Trekkingausrüstung sei von der andauernden Nutzung etwas verschlissen und er müsse sich jetzt vollständig neu ausstaffieren.

Das Gesicht des Sommersprossigen hellte sich auf.

„Ich sehe, die Wanderstiefel haben Sie schon gefunden.“

Hinter dem Vorhang ertönte nochmals ein Klarack.

Der Sommersprossige fuhr hastig fort.

„Das sind extrem hochqualitative Wanderstiefel. Wasserdicht, klar. Stoßsicher im Fußbereich. Wie sieht es denn mit Ihren Fußzehen aus? Haben Sie genügend Platz?“

Yanick marschierte und spürte, wie angenehm seine Füße umschlossen waren.

„Ich nehme die Schuhe. Was brauche ich denn, um Vögel zu erforschen? Ich muss möglichst nahe an sie herankommen, denn… ich will sie unbemerkt beobachten.“

Im selben Moment tauchte aus dem Nebenraum ein bärtiger Mann auf. Er stellte einen langen, schmalen Karton auf der Theke ab. Der Mann lehnte sich an die Theke und wartete mit verdrießlichem Gesichtsausdruck. Der Sommersprossige verlagerte sein Gewicht unruhig von einem Bein auf das andere.

„Vögel beobachten?“, wiederholte der Sommersprossige die Frage.

„Waren Sie schon einmal in dem Gebiet?“, fragte der Bärtige.

Yanick fühlte sich unwohl. „Ich kenne mich natürlich aus, aber eine Expertenmeinung kann nicht schaden.“

„Sicher. Mein Spezialgebiet sind eigentlich Lemuren.“

„Lemuren?“

„Die meisten meiner Kunden interessieren sich für Lemuren. Die sind einzigartig in Madagaskar. Überall sonst sind sie von den Affen verdrängt worden.“

Jetzt wurde Yanick klar, warum Dr. Taozara auf einmal so verstimmt war. Es gab auf Madagaskar keine Affen. Und dieser Briefbeschwerer war ein Lemur gewesen.

„Aber sie wollen Vögel beobachten. Welche denn? Für einen Allerwelts-Kurol buchen Sie am besten beim Sambava Informationszentrum. Das ist das richtige für Hampelmänner, die in den Urwald gehen möchte, ohne mit ihm in Berührung zu kommen. Wenn nicht, dann gehen Sie mit einem guten Führer.“

„Aber was ist denn bei Ihren Touren anders?“

„Zuerst besorgen Sie sich eine vernünftige Ausrüstung. Dann nehmen Sie ausreichend Proviant mit, so etwa zwei bis drei Kilo Lebensmittel. Und dann legen Sie sich drei, vier Tage an der richtigen Stelle hin. Es gibt Stellen, da treffen Sie fast jedes Tier des Urwaldes. Man muss Sie nur kennen!“

Ich habe nicht vor, einige Tage im Dreck zu liegen, dachte Yanick. „Und welche seltenen Vogelarten haben Sie hier beobachtet?“

„Erst kürzlich habe ich hier den blauen Helmvanga gesehen. Aber wenn Sie Glück haben, finden Sie mit mir auch einen Vangawürger.“

„In welchem Gebiet suchen Sie denn nach Vögeln? Wo finde ich denn die interessantesten?“

Der Bärtige sah ihn eine Weile an. „Sie sind ausgefuchster als Sie auf den ersten Blick wirken“, meinte er schließlich. „Ohne eine Tour zu buchen, ziehen Sie mir die Informationen aus der Nase, die Sie brauchen.“

„So würde ich das nicht sehen, ich kann mir durchaus vorstellen, eine Tour zu buchen…“

„Jaja, blabla. Doany ist mein Startpunkt. Ich bin in einer einfachen Privatpension untergekommen. Braun gestrichene Fensterläden. Die haben nur drei Zimmer, aber nur ein anderes ist noch besetzt. Von einer Spinnen-Biologin.“ Er spuckte das Wort Spinne förmlich aus. „Also was ist?“

„Ich bin mir noch gar nicht sicher, ob ich ein Hampelmann bin, oder nicht. Ich werde es mir noch mal überlegen.“

„Seien Sie nicht gleich eingeschnappt. Wenn Sie also Interesse haben und etwas Echtes erleben wollen, dann melden Sie sich. Boris Morlang ist übrigens mein Name. Und Sie wissen ja jetzt, wo ich wohne. Ich habe eine Nase dafür, die richtigen Tiere aufzuspüren. - Hier haben Sie die 450 $ für das Maschinchen.“

Er knallte einige Scheine auf die Theke und der Sommersprossige ließ sie hastig in der Kasse verschwinden.

„Wir sehen uns“, sagte Morlang und fügte hinzu: „Vielleicht.“ Dann nahm er den langen Karton in die Hand und verschwand aus dem Laden.

Yanick blickte ihm hinterher. Fehlanzeige. Boris Morlang hatte ihm nicht erklärt, wo er suchen sollte. Der Pekulani gehörte nicht zu dem Standardrepertoire, das sie auf ihren Ausflügen abspulten. Er schien sogar ein vollkommen unbekannter Vogel zu sein. Das war auch der Grund, warum die Firma Stiffmann ihn, den Experten, gefragt hat.

Er hatte noch keinen Hinweis, wo der Pekulani sein könnte. Und dann lief hier noch ein Mann herum, der seinen Urlaub gründlich verderben konnte. Wenn Bossel Morlang begegnete, würden sie tagelang im Schlamm liegen.

„Also, was ist mit den Sachen, die Sie für die Vogelbeobachtung brauchen?“ Der Sommersprossige riss ihn aus seinen Gedanken.

Später verließ Yanick mit dem Jeep Sambava. Was hatte Morlang wohl gekauft? Er trug es in einem Karton, der dreimal länger als eine Schuhschachtel gewesen war. Eine Angel war es jedenfalls nicht. Dazu war der Karton zu kurz. Und Morlang hatte 450 $ bezahlt. Yanick hatte nichts im Laden gesehen, was zu diesem Preis angeboten wurde.

Ihm kam die anfängliche Verlegenheit des Sommersprossigen in den Sinn. Vielleicht war es etwas Verbotenes.

Yanick rauschte über die Brücke, an der er gestern angehalten worden war. Soldaten waren nicht in Sicht. Er erinnerte sich an den Moment, als er in die Gewehrmündung starrte. Der Aussetzer der Schwarzhaarigen hätte ihn fast das Leben gekostet. Keine Munition. Wie kann man darauf nur vertrauen? Dann fiel es ihm ein. Ein Karton dreimal so lang wie eine Schuhschachtel, die Verlegenheit Trondts, 450 $. Was konnte es anderes sein als… als ein Gewehr.

In Doany angekommen, fuhr er wieder an dem vierstöckigen, leer stehenden Haus vorbei. Dahinter konnte er vom Jeep aus einen Fluss erkennen, an dem sich einige Vögel tummelten. Testvögel, dachte Yanick.

Er parkte den Jeep neben dem Hotel und bemühte sich keinen Lärm zu machen. Er schulterte seinen neu gekauften Rucksack. Erst einmal musste er seine Trekking-Ausrüstung in Sicherheit bringen.

Yanick schlich an der Rezeption vorbei und stieg die Treppe hoch.

Er ging an Bossels Tür vorbei. Vor seinem Zimmer fasste er in die Hosentasche, um den Schlüssel zu holen, als sich hinter ihm eine Tür öffnete.

Pekulani

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