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Der tote Blonde

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Ein anständiger Kerl war er, der Peter. Anders als die anderen. Ja, ein richtiger Lebemensch. Die Frauen hatte er gern, und sie ihn. Er ging seinen eigenen Weg, das auf alle Fälle. So war er schon als Bub. Als Dreijähriger spazierte er alleine ins Nachbardorf, das waren 75 Kilometer. Seine erste Reise. Viele sollten noch folgen. Peter wollte leben, er wollte frei sein. Die Menschen mochten ihn, auch im Dorf. Sogar der Herbert mochte ihn. Der Bürgermeister-Herbert, den im Dorf kaum einer mochte. Zu geldgierig, zu egoistisch. Das passte nicht, nicht in dieses Dorf. Akkusativ und Dativ waren seine Feinde, der Alkohol sein bester Freund.

Dann gab es da noch den Englisch-Lehrer, den Wayna. Der war geschieden, und das nicht nur einmal. Früher war er Maurer, viele Jahre lang. Er war Hilfsarbeiter, interviewte nebenbei für das Kirchenblatt. Doch das Schicksal wollte, dass der einzige Englisch-Lehrer im Dorf schwer erkrankte. Wayna bewarb sich als einziger, versteht sich. Wer will schon da her, in diesen Ort. Selten kamen Fremde vorbei, auch die Tierwelt machte einen großen Bogen um das Dorf. Wayna bekam die Stelle. In der Volksschule hatte er Englisch, ja. Mehr aber nicht. Hier reichte das. Ein schräger Vogel, war er. Aber der beste Freund vom Peter. Oft waren sie gemeinsam auf Reisen, man sah sie für Monate nicht. Sie besuchten entlegene Orte, kamen weit umher. Sie lernten völlig andere Kulturen kennen, zivilisierte Kulturen. Kaum einer der Einheimischen konnte glauben, woher die beiden Reisenden stammten. Keinem war bewusst, dass dort, wo sie lebten, in dieser tristen Einöde, menschliches Leben existierte. Die beiden erlebten viel zusammen, Wayna und Peter.

Meistens waren sie zu dritt, mit einem Transvestiten. Das war Helge. Oder Helga. Keiner wusste das so genau. Er war Tänzer in einer Bar. Oder besser gesagt im einzigen Wirtshaus im Dorf. „Zum angsoffenen Heribert“ hieß das. Der Wirt war der Bürgermeister. Das Wirtshaus hatte nur Donnerstagvormittag offen. Helge tanzte für die Stühle, auch für die Tische. Manchmal fiel einer um - das war seine größte Anerkennung. Wayna und Peter kannten Helge noch nicht lange. Er war aus der großen Stadt hergezogen. Zudem war er anders, sehr anders. Er sah sich selbst als Frau. Sein Name eigentlich auch, aber der Körper war der eines Mannes. Sehr muskulös, einfach maskulin. Trotzt alledem war er die schönste „Frau“ im Dorf, und das mit Abstand. Helge lebte eher zurückgezogen - Kontakt hatte er nur mit Wayna und Peter. Aber auch sie wussten nicht viel über ihn. Wayna war sogar kurz verliebt in Helge, aber das war nicht von langer Dauer. Die Beziehung hatte keine Zukunft. Nicht an diesem Ort, nicht zu dieser Zeit.

Und dann gab es noch den Tod. Der kam und ging. Er holte die Bewohner in unregelmäßigen Abständen. Er war fester Bestandteil. Jeder wusste, dass es ihn gab. Doch nicht in dieser Brutalität, nicht in dieser gnadenlosen Härte. Meist lockte er die Alten, selten die Jungen. Dieses Mal holte er Peter. Er holte ihn in seinem 29. Lebensjahr. Die beste Zeit noch vor sich. Gott rief ihn zu sich, der Tod erledigte den Rest. Der Tod war jedoch nicht natürlich, er war gewaltsam. Er war brutal, kalt und ohne jede Würde. Es war Mord. Peter wurde erschlagen. Er lag da, in einem wunderschönen Keltenkleid. Doch rund um ihn war Blut, sein Blut. Kein Leben mehr in ihm, kein Leben mehr um ihn.

Kommissar Wayna und der tote Blonde

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