Читать книгу Ein Streuner macht sich auf seine Reise - Benita Cara Mia - Страница 4

So ging es mit mir los

Оглавление

Entfernt hörte ich Autos, ein lautes Hupen und man spürte die Hektik der Großstadt, als ich mit meinen 3 Geschwistern das Licht der Welt erblickte. Meine Mama leckte mich, damit mein Kreislauf in Schwung kam und da gab ich auch schon meinen ersten Ton von mir. Es hörte sich nicht an wie ein bellen, sondern eher wie ein leises fiepen. Da lag ich nun mit meinen Geschwistern auf einer Wiese vor den Toren von Rom. Eine Pinie spendete uns Schatten vor der brütend heißen Sonne im Sommer von Italien. „Die Milchbar ist eröffnet“ und Mama stupste uns vorsichtig, aber bestimmt zu ihren Zitzen. Wir tranken hastig und dabei merkten wir nicht, wie Mama unter Hunger litt. Mama war ein Streuner und ich war ein Streunergirl, nein, was sage ich, ich war ein Streunerdog. Das sind die Hunde, die allen nur lästig sind und die keiner haben möchte.

Mama musste losziehen und nach Essen schnurren. Nein, keine Sorge, wir sind schon noch Hunde und keine Katzen und unser Hundeblick verhilft uns manchmal dabei etwas Menschennahrung abzukriegen. Mama ließ uns allein zurück, aber wir hatten große Angst und so fiepten wir bis Mama wiederkam. Das ging nun jeden Abend so, manchmal hatte Mama Glück und die Menschen gaben ihr ein Stück von ihrer Salamipizza ab, aber oft musste sie schnell wegrennen, vor diesen bösen Menschen. Wenn Mama nicht schnell genug war, dann wurde sie geschlagen oder man warf nach ihr mit einem Besen. Die Wochen vergingen und wir erlebten unser erstes Sommergewitter. Da oben, am Himmel, da gab es diese hellen Streifen, man nennt sie Blitze und als der erste Donner kam, da verkrochen wir uns unter Mamas Bauch. Am nächsten Tag war alles vorbei und Mama ging wieder auf Nahrungssuche. Nach einiger Zeit kam Mama zurück. Aber warum blutete Mama am Rücken? Auf der Suche nach Nahrung wurde sie von Menschen mit einem Besen auf ihren Rücken geschlagen. Menschen, das sind doch die, die angeblich das größte Hirn unter uns Lebewesen haben? Aber vielleicht war dieser Mensch ohne Hirn geboren worden oder man hat es ihm im Laufe der Jahre amputiert, anders kann ich es mir nicht erklären, wie man meine Mama so schlagen konnte.

Nun lag Mama da, im Gras und sie hatte große Schmerzen. Sie jaulte und wimmerte, die ganze Nacht und am nächsten Morgen lag Mama da und rührte sich nicht mehr. Wir stupsten sie an, doch sie bewegte sich nicht mehr.

„Pietro, dai!“ Hörte ich ein weibliches Wesen rufen und dieses weibliche Wesen fuchtelte ganz aufgeregt mit ihrer rechten Hand. Diese Hände schlagen uns Hunde. Plötzlich kamen diese Menschen auf uns zu, sie waren sogar zwei. „Werden wir jetzt auch sterben, so wie Mama? Oder werden wir zuvor auch noch gequält, so wie Mama?“

Die beiden menschlichen Wesen kamen immer näher und näher. Sie beugten sich über Mama und das männliche Wesen stammelte leise und mit verweinter Stimme: „Die Hündin ist tot.“ Dann entdeckten sie uns. Sie nahmen uns vorsichtig auf ihren Arm. Das männliche Wesen nahm meinen Bruder und mich auf den Arm und meine zwei Schwestern, die wurden von dem weiblichen Wesen getragen. Wohin werden wir hingetragen? Bekommen wir dort Schläge, so wie Mama, beim Suchen nach Fressen?

Auf einmal sahen wir Menschen, die in einer Metall- und Blechkiste auf vier Rädern durch die Straßen Roms fuhren und manche Menschen fuhren auch auf zwei Rädern und hinten raus qualmte es ordentlich, sowohl bei den Fahrzeugen mit zwei Rädern, als auch bei denen auf vier Rädern. „Giulia, hast du den Hausschlüssel?“ Fragte Pietro. „Nein, den hast du doch!“ Antwortete Giulia. „Ich habe den Schlüssel nicht.“ Antwortete Pietro genervt. Giulia ging mit ihrer Hand in die Erde. Denn neben dem Hauseingang standen Blumen in einem Topf und die Blumen waren in der Erde, damit sie schön blühen. Da war er, der Schlüssel. Jetzt ging die Tür des Hauses auf und im Hausflur wurde es angenehm kühl. „Pietro wir bringen die vier zunächst ins Wohnzimmer und geben ihnen Welpenfutter und etwas zu saufen!“ Sagte Giulia. „Nein Giulia, wir bringen alle vier in die Küche. Also wurden wir in die Küche gebracht. „Pietro, ich hole Welpenfutter aus dem Supermarkt und du bleibst bei den vieren.“ Rief Giulia Pietro zu. „Man, jetzt war ich aber wirklich sauer, so einfach geht das bei den Menschen, die brauchen nur in den Supermarkt gehen und schon gibt es dort Futter für uns Hunde im Überfluss und Mama musste für ein weggeworfenes Stück Pizza vom Pizzabäcker Prügel einstecken. Warum ist Mama eigentlich nicht in den Supermarkt gegangen?“

Nach kurzer Zeit kam Giulia wieder und bereitete uns ein Festmahl vor. Hastig schlangen wir das Welpenfutter hinunter und Pietro ging in das Wohnzimmer und sprach dort mit so einem Apparat. Dieser Apparat nannte sich Telefon. „Buongiorno, ist dort der Tierarzt? Wir haben vier Welpen im Park gefunden, die Mutterhündin war bereits gestorben und wir haben die vier Welpen mit zu uns nach Hause genommen. Unsere Eltern sind noch an der Arbeit und kommen erst heute Abend nach Hause, aber dürfen wir jetzt schon zu Ihnen mit den vieren kommen? Fragte Pietro den Apparat. Und der Apparat antwortete: „Si, certo!“ Und so wurden wir vier in einen Einkaufskorb gepackt, den Giulia mit etwas Weichem ausgestattet hatte und wir gingen wieder auf die Straße. Aber wir durften im Korb bleiben und gingen zu einer Stelle mit einem Schild auf diesem war ein großes H zu sehen. Dann hörte ich eine große Blech- und Metallbüchse auf uns zu kommen. Dieses Ding hielt an und wir stiegen ein. Wir fuhren mit dieser großen Blech- und Metallbüchse auf vier Rädern zum Tierarzt. Vor dem Haus des Tierarztes sah ich ein Schild mit einem V und einer Schlange. Dann gingen wir hinein. „Ciao, Giulia, ciao Pietro.“ Begrüßte der Mann im weißen Kittel unsere Retter. „Welche Hunde habt ihr dieses Mal gefunden?“ Dann übergab Pietro den Einkaufskorb „mit Inhalt“ dem Tierarzt. „Signore, Signore Dottore Calvi, sie müssen sie untersuchen und ihnen eine Wurmkur geben und alle nötigen Impfungen.“ Bettelte Giulia. „Giulia, jetzt beruhigt euch erst einmal, ich werde alle eure Findlinge, kostenlos behandeln, so wie immer, wenn ihr mir weitere Tiere hier anschleppt. Was sagen eigentlich eure Eltern dazu, dass ihr nun die nächsten Tage mit vier Welpen unter einem Dach wohnt?“ Fragte Signore Calvi und runzelte dabei die Stirn. „Die, die wissen davon noch gar nichts.“ Antwortete Pietro.

Zunächst kamen meine zwei Schwestern dran, bevor auch ich dran war. Meine zwei Schwestern waren ganz ruhig und gelassen, aber Dottore Calvi kannte mich noch nicht. Signore Calvi setzte mich auf einen kalten Tisch, man nennt ihn Behandlungstisch und schaute mir in mein Maul und plötzlich kam ein kaltes Gerät direkt an mein Herz. Ich erschreckte mich und fiebte ganz laut. Mein Herz pochte schneller und schneller und Signore Calvi sagte: „Piccola, ich kann dein Herz doch gar nicht abhören, wenn du so ein Theater machst.“ Doch das Schlimmste stand mir noch bevor, denn Dottore Calvi wollte auch noch an mein Blut und in diesem Moment „schrie ich wie am Spieß“. Giulia und Pietro mussten mich beide festhalten, damit ich nicht vom Behandlungstisch springen konnte. Dann war endlich alles geschafft und mein Bruder war der Letzte, der die Prozedur über sich ergehen ließ. Signore Calvi war ganz froh, dass mein Bruder so gelassen war, ganz im Gegensatz zu mir. Ich bin eben ein Individuum, andere würden mich als Memme bezeichnen.

Signore Dottore Calvi sagte: „Die vier sind etwas unterernährt, aber ansonsten kerngesund. Alle vier sind Mischlingshunde, wahrscheinlich eine Mischung aus Schäferhund, Podenko und was da noch alles mitmischte, das kann ich euch nicht sagen. Die vier werden zwischen 40 – 50 cm groß werden. Jetzt aber ab nach Hause. Auf das Gesicht eurer Eltern bin ich jetzt schon gespannt.“

Endlich hatten wir es geschafft und wir wurden in unseren Korb hineingelegt. Vor lauter Aufregung musste ich nun „mein Geschäft“ verrichten. „Etwas kleines braunes, was so wie eine Wurst geformt war, kam da aus meinem Hinterteil hinaus.“ „Scheiße, jetzt ist Mamas neuer Einkaufskorb für den Arsch.“ Sagte Giulia und schaute dabei ihren Bruder Pietro an.

Als wir „Ciao“ zu Signore Dottore Calvi sagten und ich noch dazu bellte: „Auf nimmer wiedersehen.“, ging es wieder auf die Straße und wir fuhren mit diesem langen Ding auf vier Rädern zurück. Pietro hatte unseren Korb in seiner rechten Hand und Giulia sagte zu uns: „Das ist eure zweite Busfahrt in euerm Leben.“ „Ja, jetzt kommt gleich unsere „Kühlkammer“.“ Bellten mir meine zwei Schwestern zu. Und tatsächlich die „Kühlkammer“ ist kalt geblieben, als wir im Korb mit Giulia und Pietro das Haus betraten.“

„So, jetzt habt ihr es erst einmal geschafft.“ Sagte Pietro, während er uns aus dem Korb hob. Ab jetzt war die Wohnung nicht mehr sicher vor uns. „Was ist das? Eine lange Schnur und daran war so eine merkwürdige Kiste angeschlossen. Giulia brachte diese Kiste zum Sprechen. Mit ihrem Finger drückte sie auf so ein kleines, graues Teil, das in Richtung der Kiste zeigte und plötzlich waren in dieser Kiste Menschen zu sehen und wenn Giulia erneut auf das kleine Teil drückte, dann waren andere Menschen zu sehen und noch einmal gedrückt, da sahen wir Mama. Ich bellte so laut ich konnte, denn ich wollte unbedingt meinen Geschwistern mitteilen, dass Mama in dieser schwarz grauen Kiste lebt und es ihr richtig gut geht. Mama ist also gar nicht von uns für immer weggegangen, sie lebt eben nur woanders. Aber warum, hat sich Mama dafür nur diese schwarz-graue Kiste ausgesucht?“

Mein Bruder ging auf einen ganz weichen und kuscheligen Untergrund, darauf rutschten wir vier endlich nicht mehr aus. Denn dieser andere Untergrund der war so hart und glatt. Wir folgten meinem Bruder. Das war so schön weich und jetzt musste auch mein Bruder. Er pinkelte auf diesen schönen weichen Untergrund. „Was machst du da, du kannst doch nicht auf unseren Teppich pinkeln.“ Sagte Pietro mit verzweifelter Stimme, während er meinen Bruder hoch hob, doch mein Bruder war noch nicht ganz fertig und so musste Pietro daran glauben…. Moment mal, warum kann Petro sein Fell so schnell wechseln? Giulia sagte etwas von seinem T-Shirt und seiner Hose, die er in die Waschmaschine stecken soll. Also „das Fell“ beim Menschen nennt sich also T-Shirt und Hose.

Oh nein, was haben Giulia und Pietro jetzt mit uns vor? Pietro war mittlerweile ein Nackthund geworden und er hob zunächst sein rechtes Bein hoch, so als ob er sein Revier markieren wolle, doch Moment mal, hierbei stieg er in ein merkwürdiges Ding. Was ist das schon wieder? Pietro setzte sich in dieses Ding und dann hörte ich Wasser rauschen. „Pietro, ich werde dir jetzt einen Welpen nach dem anderen in die Badewanne reichen.“ Sagte Giulia zu Pietro. Mein Bruder war der Erste und ich sollte die Zweite sein. „Nein, das will ich nicht, ich will nicht in diese Badewanne!“ Jetzt hilft nur noch eins: Schreien wie am Spieß! „Giulia pass doch auf, du hättest die kleine fast fallen gelassen!“ Sagte Pietro erschrocken. Schreien hilft nicht, jetzt hilft nur noch zappeln mit allen Pfoten und den ganzen Körper. Ich tat, was ich tun musste… Doch es half nicht, auf einmal lag ich da, mit Pietro und meinem Bruder im lauwarmen Wasser und nun gesellten sich auch meine zwei Schwestern zu uns. „Ihr müsst doch sauber sein und gut riechen, wenn Mama und Papa nach Hause kommen.“ Sagte Giulia zu uns.

„Pietro, mach schnell, Mama und Papa sind im Anmarsch.“ Rief Giulia Pietro zu und lief dabei aufgeregt vor uns rum.“ Dann öffnete sich dieses Ding, ich glaube, man nennt es Tür und zwei Personen traten hinein. „Giulia, Pietro, wo seid ihr, wir haben euch euer Lieblingseis mitgebracht.“ Rief eine männliche Stimme.

Die Tür zur Badewanne öffnete sich und eine Frau mit dunklem Fell, zumindest am Kopf und braunen Augen schaute mit entsetztem Blick auf uns und dann auf Pietro, der wie ein Nackthund in der Badewanne saß. „Was macht ihr hier und woher habt ihr die vier Welpen????“ Jetzt kam auch der Mann hinzu, der ebenfalls dunkles Fell am Kopf trug und braune Augen hatte, so wie das ganze Rudel. „Mama, Papa, die vier haben wir im Park gefunden, die Mutterhündin war tot und ohne uns würden die vier nicht mehr leben.“ Stammelte Giulia aufgeregt. „Wie soll das gehen, Giulia, du bist 13 und Pietro ist 10. Ihr müsst nach den Sommerferien zur Schule gehen, Papa und ich müssen zur Arbeit, wir können keinen Hund halten und schon gar nicht vier?“ Antwortete Giulias Mama Flavia. „Für heute können die Hunde bei uns bleiben und morgen rufen wir bei der Tierhilfsorganisation „Ani“ an. Die vermitteln Hunde europaweit.“ Sagte Papa Guiseppe. „Flavia, im Keller steht doch noch die Plastikkiste, die wir benutzt haben, als Giulia und Pietro vor 3 Wochen eine verletzte Katze mit nach Hause brachten, hol die doch bitte einmal und wir stellen sie ins Wohnzimmer.“

Oh nein, ins Wohnzimmer, da hatte doch mein Bruder hingepinkelt! Und schon war es zu spät. Giuseppe hatte den Fleck entdeckt. „Giulia, Pietro, könnt ihr mir bitte erklären, was das auf dem guten Teppich im Wohnzimmer ist?“ Fragte Papa Giuseppe. Ist der jetzt sauer auf meinen Bruder oder auf Giulia und Pietro? „Wir machen das gleich weg.“ Sagte Giulia. Also ging Giulia ins Wohnzimmer und was sie da genau machte, das habe ich nicht verstanden, denn wir Hunde dürfen an Häuser von außen pinkeln, aber nicht drin im Haus. Versteht einer die Menschen?

Es wurde dunkel und ein aufregender Tag neigte sich dem Ende zu. Wir vier wurden von Giulia und Pietro in die Plastikkiste gebracht, die mit so etwas weichem ausgestattet war. Ist das ein Teppich und was ist, wenn wir darauf in der Nacht pinkeln müssen? Pietro sagte zu uns, bevor auch er zu Bett ging: „So ihr vier, jetzt schlaft gut, ich hoffe, die Wolldecke ist weich genug für euch.“ Die Küchentür ging zu und nun war es ganz ruhig im Haus, alle schliefen. Nach einiger Zeit wurde ich wach, ich hatte Hunger und Durst und so fing ich an zu fiepen. Da war Giulia. Giulia hob mich hoch und setzte mich an „die Futter- und Wasserbar“. Das Futter und Wasser war in so zwei kleinen Dingern, die nur wesentlich kleiner waren als diese Badewanne. Giulia sagte: „Fein, hast du deine Schale leer gefressen!“ Also Schale heißt dieses Ding. Ich war satt und hatte auch keinen Durst mehr. Doch kaum war ich wieder in dieser Plastikkiste fing meine eine Schwester an und hatte auch Hunger und Durst.

Giulia riss ihr Maul auf, so wie Mama, wenn sie von uns total erschöpft war. Meine Schwester war nun auch versorgt und Giulia ging wieder zu Bett. Kurze Zeit später meldeten sich mein Bruder und meine andere Schwester und beide hatten großen Hunger und Durst.



Ein Streuner macht sich auf seine Reise

Подняться наверх