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Kapitel 1 – Ältere Dame mit Hund

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Der Regen prasselte unaufhörlich an die Scheiben in Hans Kramers Wohnung. Frustriert schaute er zum Fenster heraus und meinte zu seiner Verlobten, Linda Hoffmann: „So ein Scheißwetter. In den letzten vier Wochen schien nur die Sonne und kaum das wir wieder zurück sind, regnet es unaufhörlich.“ Linda schmiegte sich an ihn und antwortete: „Dann muss doch etwas Wahres dran sein an dem Sprichwort, wenn Engel reisen, lacht der Himmel.“ Hans drückte sie an sich und meinte: „Dann komm mein Engel, machen wir das Beste daraus.“ Sie fragte ihn erwartungsvoll: „Und, an was dachtest du da, mein Schatz?“ Dabei griff sie ihm mit einer Hand in seinen Schritt. Hans: „Das kann warten, die Steuer leider nicht. Wenn wir beide schnell die Spesenabrechnung und die Vorsteuer ausfüllen, sind wir in zwei Stunden fertig. Danach stehe ich dir wie immer voll zur Verfügung, mein Täubchen.“ Linda antwortete etwas enttäuscht: „So, die Steuer ist dir also wichtiger als ich. Ich wüsste da etwas, das wesentlich feuchter ist, wie die trockene Steueranmeldung.“ Hans: „Dann wird das eine verdammt teurere Nummer werden. Wenn die Steuererklärung nicht heute Abend beim Finanzamt ist, kostet das mich bestimmt wieder 250.- Euro Säumniszuschlag. Darf ich das von deinem Gehalt abziehen?“ Linda stieß ihn sanft von sich weg und meinte: „Unterstehe dich. Aber beschwere dich heute Nacht nicht, wenn ich vor lauter Rechnen Kopfschmerzen bekomme.“ Hans: „Das muss ich eben in Kauf nehmen. Aber ich kann dich beruhigen, wir haben genug Aspirin im Haus, damit gehen die Kopfschmerzen ganz schnell wieder weg. Am besten du nimmst jetzt schon eine, so rein prophylaktisch.“ Linda: „Du bist ein Scheusal. Ein liebender Mann würde mich jetzt in den Arm nehmen und mich mit Küssen bedecken, um mir seine Liebe zu zeigen.“ Hans sah auf die Uhr und erwiderte: „Eine liebende Assistentin, würde sofort aufspringen und über die Belege herfallen, nur um ihren geliebten Chef zu entlasten. Und eine liebende Verlobte, würde alles für ihre Zukunft tun, damit der Traum eines Eigenheims bald wahr wird. Im Übrigen, arbeiten wir, soviel ich weiß bis 17:00 Uhr. Also, noch drei Stunden Zeit die Steuern fristgemäß einzureichen.“ Linda kniff die Augen zusammen, sah ihn schräg von der Seite aus an und antwortete scharf: „Jawohl Boss! Ich werde jetzt die Belege erfassen und möchte nicht dabei gestört werden.“ Provokant lief sie in Modelmanier, so richtig sexy, mit dem Hintern wackelnd, zu ihrem Schreibtisch und setzte sich. Hans: „Geht doch, Süße.“ Linda: „Herr Kramer, ich muss doch bitten. Für sie immer noch, Frau Hoffmann.“ Dicke Luft! Hans nahm es sportlich und erledigte seinen Teil der Steuerklärung, bis Linda knapp zwei Stunden später zu ihm kam und die fertige Belegerfassung auf seinen Schreibtisch legte. Linda: „Hier, wie gewünscht die Unterlagen. Die Rückerstattung der Umsatzsteuer beträgt 1280,23 Euro. Haben sie sonst noch einen Wunsch, oder kann ich jetzt Feierabend machen?“ Hans: „Für heute sind wir fertig. Ich übertrage die Zahlen nur noch in das Elster Formular und dann ist Feierabend.“ Linda: „Gut, dann kann ich noch meine Wäsche waschen und bügeln. In zwei Stunden steht ihnen die Waschmaschine für ihre Wäsche zur Verfügung.“ Hans stand auf und versuchte sie zu umarmen. Linda wehrte sich und sagte zu ihm: „Herr Kramer, ich möchte sie darauf hinweisen, dass dies eine sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist. Unterlassen sie das bitte.“ Hans ließ von ihr ab und antwortete: „Wie Frau Hoffmann wünscht. Ach ja, eine Kleinigkeit hätte ich da noch für sie zu erledigen. Schalten sie bitte noch eine Kleinanzeige beim Berliner Morgen für Samstag und Mittwoch. Text: Suche attraktive Assistentin/Sekretärin für diverse Arbeiten in einer Detektei. Sie sollten frei und ungebunden sein, da öfters Auslandseinsätze anstehen. Ein familiäres Betriebsklima und gute Bezahlung, gehören bei uns zum Standard. Einstellung sofort. Haben sie das, Frau Hoffmann? Bitte lesen sie mir den Text noch einmal vor.“ Linda las vor: „Chef spielt mit seiner Beziehung. Seine Tipse kündigt Vertragsgemäß zum Ende des Quartals. Macho.“ Hans sprang auf und tat entrüstet: „Aber Frau Hoffmann, das können sie doch nicht tun. Ohne sie kann ich den Laden dicht machen. Sie sind doch die Seele des Betriebs, ohne sie läuft doch gar nichts. Ich bin zutiefst betroffen.“ Er lief auf sie zu und nahm sie in den Arm. Zuerst sträubte sich Linda dagegen, aber nach einer Weile ließ sie ihn gewähren. Sie sagte zu ihm: „Tue das nie wieder, sonst kündige ich wirklich.“ Hans: „Es war doch nur ein Joke, ich wollte dich doch nur ein wenig ärgern, sonst nichts. Was hältst du davon, wenn wir wieder einmal zu Jupp ins „Scharfe Eck“ gehen?“ Linda: „Geht nicht, ich muss noch Wäsche waschen, weil ich nichts mehr Sauberes zum anzuziehen habe. Ich kann ja schließlich nicht nackt herumlaufen.“ Hans: „Eine verlockende Vorstellung.“ Linda: „Das löst aber nicht mein Problem. Ich muss wirklich waschen, es sei denn, du gehst mit mir jetzt shoppen.“ Hans: „Oh, oh, das hört sich nicht gut an. Da wäre mir nackt lieber.“ Linda: „Ja, so sind die Männer eben. Die Frau soll gut aussehen, aber wenn es ums bezahlen geht, dann kneifen sie.“ Hans: „OK, meine Süße. Eine Hose, eine Jacke und ein Oberteil. Keine Schuhe, keine Tasche oder sonstigen Schnickschnack. Deal?“ Linda willigte sofort ein und meinte: „Ich hole nur noch einen Regenschirm, dann können wir los.“ Warum Linda nichts mehr zum anziehen hatte, ist ganz schnell erklärt. Ihr letzter Job führte sie durch drei Staaten. Im Rahmen einer Erbenermittlung, hatten sie es in Österreich, der Schweiz und in Frankreich zu tun. Fast ganze vier Wochen waren sie unterwegs, bis sie den Erben eines Millionen Vermögens ausfindig gemacht hatten. Dies hatte zur Folge, dass sie nur noch Schmutzwäsche mit nach Hause brachten und die erst einmal gewaschen und gebügelt werden musste. Man lebte praktisch nur aus dem Koffer. Ganze 16.000 Kilometer legten sie auf Autobahnen und in Flugzeugen zurück, bis sie endlich den jungen Mann gefunden hatten, der nun keine Geldsorgen mehr hatte. Die Detektei Kramer war wieder einmal erfolgreich und um einige Tausend Euro reicher.

Die rüstige 81 jährige Theresa von Brahmstett sah aus dem Fenster und sagte zu ihrem Hund: „Ja Strolch, da müssen wir durch. Aber du weißt doch, es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. Und weil es regnet, ziehe ich dir jetzt dein neues Regencape an. Du wirst ganz entzückend darin aussehen.“ Sie nahm ihren Hund Strolch in den Arm und streichelte ihn. Eine Stimme aus dem Hintergrund sagte: „Muss das sein Mutter? Kannst du nicht einmal auf den Spaziergang verzichten? Es schüttet in Kübeln und das ist für dein Alter nicht gerade gesund. Übrigens auch nicht für Strolch, immerhin ist er auch schon 12 Jahre alt.“ Theresa: „Über meine Gesundheit musst du dir keine Sorgen machen, ich bin kerngesund. Frag deinen Bruder, der hat mich erst vor drei Tagen untersucht. Stimmt es, Arno?“ Der antwortete: „Das kann ich nur bestätigen, Bruderherz. Wenn sie weiter so gesund lebt, wird sie uns beide noch überleben.“ Gunther sah ihn und meinte trocken: „Sehr witzig. Ich mach mir eben Sorgen um sie und das ist doch wohl noch erlaubt.“ Arno: „Warum auf einmal deine Fürsorge, Gunther? Brauchst du wieder einmal Geld von Mutter?“ Gunther: „Das geht dich gar nichts an. Kümmere dich lieber um deine Probleme, dann hast genug zu tun.“ Theresa rief laut: „Schluss jetzt, ihr Kampfhähne. Ihr benehmt euch wie zwei Idioten. So etwas habe ich unter großen Schmerzen geboren und unter Entbehrungen groß gezogen. Noch bin ich Herr meiner Sinne und entscheide selbst was gut für mich ist.“ Sie ließ die beiden im Wohnzimmer stehen und nahm Strolch mit in die Diele. Dort zog sie ihm das Regencape über und leinte ihn an. Sie selbst legte die gelbe Öljacke und Gummistiefel an. Wortlos verließ sie die Villa. Arno: „Musste das jetzt sein?“ Gunther: „Wer hat denn damit angefangen?“ Arno: „Wie viel?“ Gunther: „Was wie viel?“ Arno: „Wie viel soll dir Mutter dieses Mal vorschießen? 100.000, 200.000 Euro oder mehr? Was für eine Bruchbude hast du dieses Mal überteuert gekauft? Merkst du nicht, dass du keine Ahnung von deinem Job hast? Ich werde nicht zulassen, dass du Mutters Geld auch noch in den Sand setzt, wie du es mit Vaters Erbe getan hast. Warum arbeitest du nicht wieder in deinem alten Job als Architekt? Dort hättest du ein geregeltes und sicheres Einkommen und würdest nicht sinnlos Geld verbrennen, mit unnützen Bauvorhaben und alten Bruchbuden, die nachher keiner haben möchte.“ Gunther: „Hast du noch weitere, so tolle Vorschläge? Du weißt genau, dass mich in meinem Alter kein Büro mehr einstellt.“ Arno: „Wenn man sich einkauft bestimmt. Steck deine restliche Kohle in ein eigenes Architekturbüro, oder kaufe dich irgendwo ein. Das ist auf alle Fälle sinnvoller, als Schrottimmobilien zu verkaufen.“ Gunther: „Ach lass mich doch in Ruhe. Kümmere dich lieber um deine Patienten, denen kannst du Ratschläge erteilen. Kann ja nicht jeder Titten und Ärsche modifizieren. Oh, ich vergaß, es läuft ja im Augenblick nicht so toll bei dir. Wie viel Klagen hast du noch einmal an der Backe?“ Arno: „Ich habe es dir schon einmal erklärt, dass ich von der Staatsanwaltschaft, vollständig rehabilitiert wurde. Mich trifft keine Schuld daran, dass die Implantate nicht einwandfrei waren. Ich musste mich darauf verlassen, dass die Brustimplantate ordnungsgemäß sind. Die Klink ganz alleine war Schuld. Und nun möchte ich dieses Thema beenden. Ich habe alles gesagt.“ Gunther: „Und warum arbeitest du noch in diesem Schweineladen?“ Arno: „Weil ich einen gültigen Arbeitsvertrag habe und keine Lust dazu verspüre, der Klinik Schadensersatz zu bezahlen. In drei Wochen fange ich in der Paracelsius Klink an, dann hat der Spuk endlich ein Ende.“ Die beiden Brüder verstanden sich nicht gut miteinander. Seit ihr Vater vor fünf Jahren an Krebs gestorben ist, verschlimmerte sich die Lage noch mehr. Während Arno sich als Arzt nieder ließ und später in die Schönheitschirurgie wechselte, versuchte sich Gunther als freier Immobilienmakler. Aber schon nach zwei Jahren, kam er in finanzielle Schwierigkeiten und seine Mutter musste aushelfen. Und so erging es ihm immer wieder. Insgesamt hatte er schon fast eine Million Euro in den Sand gesetzt. Arno ärgerte das natürlich mächtig, denn schließlich schmälert jede Summe sein Erbe, falls Mutter einmal das Zeitliche segnen würde. Deshalb wollte er auch noch einmal mit seiner Mutter darüber sprechen. Nach einer Stunde kam Theresa wieder zurück. Strolch, war trotz des Regencaps, völlig durchnässt und schüttelte erst einmal kräftig das Wasser aus seinem Fell. Theresa nahm ihn auf den Arm und ging mit ihm ins Bad, um Strolch trocken zu föhnen. Zwanzig Minuten später setze sie sich ins Wohnzimmer und sagte zu Arno: „Schenkst du mir bitte einen Cognac ein? Ich brauche jetzt etwas das mich innerlich aufwärmt.“ Gunther mischte sich ein: „Eine heiße Zitrone würde den gleichen Effekt haben und ist wesentlich gesünder.“ Arno: „Willst du jetzt Mutter vorschreiben, was sie zu trinken hat? Ein Cognac hat noch niemandem geschadet, die Dosis macht das Gift.“ Arno schenkte ihr den Drink ein und stellte ihn auf den Tisch. Theresa nahm einen Schluck und meinte: „Endlich ein Arzt der mich versteht. So, und nun raus mit der Sprache, was wollt ihr beide von mir? Ihr seid doch nicht zufällig hier.“ Arno: „Ich habe deine Labor Ergebnisse mitgebracht und die wollte ich mit dir besprechen.“ Gunther: „Hoppla und vorhin sagtest du noch Mutter wäre kerngesund und würde uns noch überleben. Also, was ist mit den Blutwerten?“ Arno: „Schon einmal etwas von der ärztlichen Schweigepflicht gehört? Und, warum bist du hier? Lass mich raten, du brauchst wieder einmal Geld. Hast du wieder ein günstiges Objekt gefunden, was sich hinterher als Bruchbude entpuppt wie beim letzten Mal?“ Gunther: „Auch wenn ich mich wiederhole, kümmere dich um deinen eigenen Kram. Ich lasse euch jetzt alleine, dann könnt ihr euch in aller Ruhe über die medizinischen Belange unterhalten.“ Er verließ den Raum und Arno setzte sich neben seine Mutter. Sie fragte: „Die Laborbefunde sind doch nur ein Vorwand, oder nicht?“ Arno: „Nein, dein Blutbild ist in Ordnung. Nimm einfach die Kapseln mit den Spurenelementen und Vitaminen weiter, dann wirst du mit Sicherheit 100 Jahre alt. Aber nicht vergessen, du musst sie nur einmal in der Woche nehmen. Zuviel davon ist nicht gut in deinem Alter.“ Theresa: „Was hast du noch auf dem Herzen? Ist es wegen dem Prozess nächste Woche?“ Arno: „Nein, da brauchst du dir keine Sorgen machen. Mein Anwalt hat alles im Griff. Man kann mich nicht belangen, schließlich habe ich die Implantate nur eingesetzt und nicht verkauft. Die Klinikleitung alleine trägt die volle Verantwortung. Das hat übrigens der Staatsanwalt auch gesagt. Ich habe ein ganz anderes Problem.“ Theresa: „Mach es nicht so spannend, sag schon was bedrückt dich.“ Arno: „Ich denke, Gunther hat sich wieder einmal finanziell übernommen. Zufällig habe ich gehört, wie er mit einem angeblichen Investor gesprochen hat und der ist scheinbar abgesprungen. Nun fehlen ihm, wie er am Handy sagte, ein halbe Million Euro.“ Theresa: „Was, eine halbe Million? Wann kapiert er endlich, dass er den falschen Job macht. Das muss ein Ende haben. Nächsten Freitag habe ich einen Termin beim Notar, bei dieser Gelegenheit, werde ich ein neues Testament aufsetzen. Wenn du Zeit hast, kannst du mich dahin begleiten.“ Arno: „Selbstverständlich begleite ich dich. Ich warte solange im Wagen. Wir sind ja fertig, soll ich jetzt Gunther herein bitten?“ Theresa: „Tue das, aber kein Wort wegen dem Notartermin.“ Arno ging in die Küche und bat Gunther ins Wohnzimmer zu gehen. Gunther setzte sich auf das Sofa und fragte: „Und, ist mit dir alles in Ordnung?“ Theresa: „Ja, alles in Ordnung. Ich muss nur ab und zu meine Vitaminpillen nehmen.“ Gunther: „Wie schön für dich. Und sonst?“ Theresa: „Was ist los, rück schon raus damit, brauchst du wieder einmal Geld?“ Gunther: „Mutter, wenn ich eine andere Lösung wüsste, würde ich dich nicht bitten mir zu helfen. Ich habe ein recht großes Objekt erworben und nun ist mir einer der Investoren abgesprungen. Mein ganzes Vermögen habe ich da hineingesteckt und wenn ich die Lücke nicht decke, bin ich so gut wie pleite.“ Er schilderte nun wie es dazu kam in allen Einzelheiten. Zum Schluss rückte er mit der Summe heraus: „Insgesamt benötige ich 550.000 Euro. Als Sicherheit lasse ich dich als Mitbesitzer ins Grundbuch mit 650.000 Euro eintragen.“ Theresa: „Klingt verlockend. Aber ich möchte dich daran erinnern, dass ich bereits bei zwei anderen Objekten von dir eingesprungen bin und bis heute noch keinen Cent zurückbekommen habe. Das sind immerhin 680.000 Euro die mir in der Kasse fehlen.“ Nun kam eine hitzige Diskussion auf. Nach einer Stunde sagte Theresa: „Tut mir leid mein lieber Sohn, aber ich bin nicht mehr bereit dir dein teures Hobby zu finanzieren. 550.000 Euro ist mir einfach zu viel, so viel Geld habe ich leider nicht flüssig. Du wirst dir einen anderen Geldgeber suchen müssen. Am Besten ist es, du stößt das Objekt ab, dann könntest du auch deine Schulden bei mir bezahlen. Ich gebe dir zwei Monate Zeit dafür. Wenn du bis dahin die Objekte nicht verkauft hast, lasse ich sie als Hauptgläubiger zwangsversteigern. Werde endlich erwachsen. Steige wieder in deinem alten Beruf ein und verdiene dein Geld damit. Für was hast du sieben Jahre Architektur studiert?“ Gunther: „Ist das dein letztes Wort?“

Hans und Linda saßen am nächsten Morgen in ihrem Büro und erledigten die liegengebliebene Post von vier Wochen. Sylvia Henning, die Hauseigentümerin und gute Freundin der beiden, hatte täglich den Briefkasten geleert und alles fein säuberlich auf den Schreibtisch gelegt. Eine Putzfrau erledigte einmal pro Woche die Reinigungsarbeiten in dieser Zeit, damit die Wohnung und das Treppenhaus nicht im Staub und Schmutz ertrank. Hans schrieb gerade seine Rechnung für die Züricher Kantonsbank, da läutete es an der Haustür. Hans sagte zu Linda: „Ich geh schon, bemühe dich nicht.“ Er öffnete die Tür und kam zusammen mit Sylvia Henning zurück. Linda begrüßte sie und Sylvia bemerkte: „Ich hab euren Wagen gesehen und da habe ich gedacht, schau doch einmal vorbei. Ihr seid gestern erst wieder gekommen. Fast vier Wochen ward ihr unterwegs, wo habt ihr euch so lange herumgetrieben?“ Linda: „Österreich, Schweiz und Frankreich.“ Sylvia: „Ihr habt Urlaub gemacht?“ Hans: „Schön wäre es. Vier Wochen harte Ermittlungsarbeit. Fast 16.000 Kilometer haben wir im Auto oder per Flugzeug zurückgelegt. Stress pur.“ Linda: „Wir sind ja wieder da. Kaffee?“ Sylvia ging mit Linda in die Küche und Hans schrieb seine Rechnung fertig. Wie er die Endsumme sah, meinte er zu sich: Das hat sich gelohnt, gut gemacht Kramer. Hans schickte sie dem Direktor der Züricher Kantonsbank per E-Mail, schaltete dann den PC aus und begab sich auch in die Küche. Er setzte sich und Sylvia sagte: „Linda hat mir gerade die Klamotten gezeigt, die du ihr spendiert hast. Nobel, nobel, kann ich da nur sagen. Also ich bin noch von keinem Mann so teuer eingekleidet worden. Aber ein Paar Schuhe hättest du schon noch drauflegen können. Linda ist bestimmt 8000 Kilometer in den letzten Wochen gelaufen und das hält der beste Damenschuh nicht aus.“ Hans sah Sylvia böse an und antwortete: „Weißt du was die Jacke, Hose und Bluse gekostet haben? Ich habe 980.- Euro dafür bezahlt, ich denke das dürfte reichen. Wenn Linda Schuhe braucht, dann kann sie sich neue von den Spesen leisten.“ Linda: „Ach Bärchen, ich will doch nur schön sein für dich.“ Hans: „Dann zieh das Kleid der Liebe an, dass würde mir schon reichen.“ Sylvia: „Was für ein Kleid ist das denn, das habe ich auch noch nicht gehört.“ Linda: „Er meint damit, ich soll nackt herum laufen.“ Hans: „Das ist nicht nur pflegeleicht, sondern äußerst praktisch in der Handhabung. Nichts wird kaschiert, man sieht sofort was Sache ist.“ Sylvia: „Männer, kennst du einen, kennst du alle. Nur Sex im Kopf.“ Hans: „Ihr Frauen seid keinen Deut besser. Ihr wollt es doch auch, nur etwas romantischer oder verführerischer.“ Sylvia: „Ich denke wir wechseln jetzt das Thema, sonst finden wir nie ein Ende. Ich bin eigentlich geschäftlich hier und hätte einen Auftrag für euch.“ Hans: „Beziehungsangelegenheiten machen wir nicht. Also, keine Beschattungen für Liebhaber oder ähnliches. Wir sind eine reine Wirtschaftdetektei.“ Sylvia: „Dann seid ihr die Richtigen. Es geht um folgendes. Gestern Abend rief mich eine alte Freundin an und klagte mir ihr Leid. Und da habe ich euch empfohlen.“ Sie schob Hans einen Zettel hin. Der las vor: „Theresa vom Brahmstett, Königallee 128, 14108 Berlin Grunewald. Brahmstett, kommt mir irgendwie bekannt vor.“ Sylvia: „Die Frau des Ex Börsenguru von Brahmstett.“ Hans: „Deshalb die noble Adresse. Und was für ein Problem hat die Dame?“ Sylvia: „Einer ihrer Söhne hat dauernd Probleme. Er ist freier Immobilienmakler und kauft immer wieder Objekte auf, die sich nachher als Bruchbuden oder nicht verkäuflich entpuppen. Sie hat nun den Verdacht, dass ihr Sohn von jemand abgezockt oder betrogen wird. Insgesamt geht es um eine Summe von rund 1,8 Millionen Euro. Davon hat sie alleine 680.000 investiert.“ Hans: „Das ist eine ganze Menge Holz. Da muss eine alte Dame ganz schön lange dafür stricken.“ Sylvia: „Du sagst es. Und deshalb möchte sie, dass jemand die Geschäfte ihres Sohnes unauffällig durchleuchtet. Übernehmt hier den Auftrag? Geld spielt für Theresa keine Rolle, sie will nur die Wahrheit wissen.“ Hans: „Also die Gewissheit, das ihr Sohn ein beruflicher Versager ist, oder ob tatsächlich Kriminelle ihn betrügen.“ Sylvia: „Genauso ist es. Bitte übernimm den Auftrag, mir zuliebe.“ Linda: „Aber klar doch, nicht wahr, Bärchen?“ Hans: „Hab ich eine andere Wahl? OK. Eigentlich wollte ich ein paar Tage Urlaub machen, aber die Arbeit geht vor.“ Sylvia: „Du bist ein Schatz. Ich rufe Theresa an und gebe ihr Bescheid. Wann fährt ihr zu ihr? Heute Nachmittag?“ Hans nickte. Sylvia verabschiedete sich. Linda brachte sie noch an die Tür. Wie sie wieder zurück kam, sagte ihr Hans: „Das riecht irgendwie nach Ärger. Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache. Wo viel Geld ist, da gibt es auch viele Gauner.“ Linda: „Ach was Schatz, was soll daran gefährlich sein? Du musst lediglich ein paar Recherchen beim Grundbuchamt und der Schufa vornehmen und das war es dann.“ Hans: „Und du glaubst wirklich das war es? Wenn tatsächlich Betrüger dahinterstecken, dann arbeiten die sicher mit Strohmännern und die sitzen bestimmt im Ausland, oder alle Geschäfte laufen über Offshore Konten auf irgendeinem Inselstaat.“ Linda: „Wenn das so ist, dann müssen wir uns eben an die örtlichen Geschäftspartner halten. Einer von denen wird schon reden.“ Hans: „Es könnte aber auch sein, dass der Sohn tatsächlich kein guter Geschäftsmann ist und sich jedes Mal, Schrottimmobilien andrehen lässt.“ Gegen 14:30 Uhr machten sie sich auf den Weg zu Frau von Brahmstett. Wie sie an der Villa vorfuhren, meinte Hans: „So ein Kasten wäre mir persönlich zu groß. Gegen die Lage hätte ich nichts einzuwenden.“ Linda: „Die Hütte ist ein Traum. Riesiger Garten, direkt am Wald und schön ruhig. Was will man mehr.“ Hans: „Was denkst du kostet dieser Kasten an Unterhalt? Da blätterst du locker 1000,- Euro Monat für Monat hin. Die brauchen einen Gärtner und was weiß ich sonst noch, um das Anwesen in Schuss zu halten. Und was der Schuppen erst an Heizkosten verschlingt.“ Linda: „Man darf doch wenigstens einmal davon träumen. Ob die alte Dame einen Buttler hat?“ Hans stieg aus und läutete an der Hofeinfahrt. Das Tor ging wie von Geisterhand auf und Hans fuhr dann direkt vor die Villa. Die Haustür öffnete sich und eine alte Dame mit Hund fragte: „Sind sie Herr Kramer?“ Hans und Linda liefen zum Eingang. Hans: „Ich bin Hans Kramer und das ist meine Assistentin Frau Hoffmann. Sie sind sicher Frau von Brahmstett.“ Theresa: „Richtig. Kommen sie herein in die gute Stube.“ Strolch wedelte gleich mit dem Schwanz und begrüßte Linda überschwänglich. Theresa sagte erstaunt: „Sie haben bei ihm ein Stein im Brett, das macht er sonst nie. Entweder knurrt er jeden Fremden an, oder er bellt wie ein verrückter. Typisch für männliches Verhalten, ein Rockzipfel und schon sind sie aus dem Häuschen.“ Alle lachten und liefen ins Wohnzimmer, wo bereits die Kaffeetafel bereit stand. Theresa: „Bitte bedienen sie sich. Meine Freundin Sylvia Henning hat sie mir wärmstens empfohlen und gemeint, sie wären der Beste. Ich möchte ihnen kurz erklären, weshalb ich sie hergebeten habe.“ Strolch setzte sich gleich neben Linda und legte seinen Kopf auf ihren Schoß. Linda schüttelte nur leicht mit dem Kopf und streichelte ihn. Theresa schilderte nun wie ihr Sohn an die Häuser gekommen ist und wer noch alles mit von der Partie war. Insgesamt waren es vier Personen, die immer wieder Geschäfte mit Gunther abwickelten. Zuerst lief immer alles nach Plan, bis dann plötzlich ein Investor in letzter Minute seine Zusagen zurückzog. Theresa musste jedes Mal finanziell einspringen, um Gunther vor der Pleite zu bewahren. So hatte sie in den letzten zwei Jahren ihrem Sohn 680.000 Euro geliehen. Als Sicherheit wurde sie dafür ins Grundbuch als Mitbesitzern eingetragen. Gunther hingegen hatte sein ganzes Erbe in die einzelnen Objekte gesteckt, das waren immerhin 1,8 Millionen Euro. Hans: „Und nun wollen sie wissen, ob die Geschäftspartner ihres Sohnes seriös sind? Selbst wenn ich Ungereimtheiten finden sollte, fürchte ich, wird es schwer sein, den Geschäftspartner betrügerische Handlungen nachzuweisen. Haben sie Kaufverträge oder andere schriftliche Vereinbarungen, aus denen man die Bedingungen der Kaufverträge einsehen kann?“ Theresa schob ihm einen Ordner hin und erklärte: „Hier sind alle Unterlagen, die meine Einlagen betreffen. Dorf finden sie auch die Namen und Adressen von den Leuten, die mit meinem Sohn Geschäfte gemacht haben. Gestern wollte Gunther wieder Geld von mir. Dieses Mal waren es 550.000 Euro. Er bot mir gleich einen Grundbucheintrag über 650.000 Euro an. Ich habe ihm klar gemacht, dass ich nicht mehr bereit bin, seine pleite Geschäfte zu finanzieren. Selbst wenn ich es wollte, könnte ich es nicht. Mein Geld ist langfristig angelegt, um wenigstens ein paar Zinsen zu bekommen. Zudem habe ich mir eine 2-Zimmerwohnung in einem Seniorenheim in Hamburg, für 380.000 Euro gekauft.“ Linda: „Sie wollen Berlin den Rücken kehren?“ Theresa: „Berlin ist nur meine Wahlheimat. Gebürtig bin ich aus Hamburg. Meine Eltern hatten eine kleine Reederei, die ich nach dem Tod meiner Eltern verkauft habe. Meine Tage sind mit 81 Jahren gezählt und da möchte ich meine letzte Zeit, doch lieber in meiner Heimat verbringen. Am nächsten Freitag habe ich deshalb einen Notartermin, da unterschreibe ich den Kaufvertrag und setze auch ein neues Testament auf.“ Hans: „Wie ich vermute, werden sie für Gunther einige Klauseln einsetzen lassen.“ Theresa: „Sie sind wirklich gut. Natürlich werde ich das, oder glauben sie, ich will, dass der Junge eines Tages mit Hartz IV verarmt? Das werde ich nicht zulassen. Dieser Spuk muss ein Ende haben. Um Arno, meinem zweiten Sohn, mache ich mir keine Sorgen. Er ist Arzt und steht mit beiden Beinen fest im Leben. Aber das können sie alles in dem kleinen Dossier nachlesen, das ich den Unterlagen beigefügt habe.“ Hans nahm die Unterlagen und steckte sie in seine Aktentasche, wo er weitere Schriftstücke herauszog. Hans: „Hier sind noch zwei Vereinbarungen die sie unterschreiben müssten. Erstens, eine Vollmacht, dass ich in ihrem Namen alle behördlichen Akten einsehen darf und zweitens, die Auftragsbestätigung mit der Kostennote.“ Theresa: „Was wäre Deutschland ohne seine Akten. Von der Wiege bis zur Bahre, Formulare, Formulare.“ Hans: „Sie sagen es. Ich glaube, ohne Akten würde uns etwas fehlen. Was ich noch fragen wollte, dürfen ihre Söhne wissen, dass wir ermitteln?“ Theresa: „Wenn es sich nicht vermeiden lässt, dann ist es eben so. Bitte gehen sie diskret vor, ich möchte nicht, dass die Angelegenheit an die Öffentlichkeit kommt.“ Theresa unterschrieb alles und fragte: „Wie lange werden sie brauchen, bis sie Ergebnisse haben?“ Hans: „Ich muss vieles schriftlich erledigen und da können die Antworten zwei bis drei Tage dauern. Mit den Nachforschungen fangen wir Morgen an, sagen wir bis nächsten Donnerstag.“ Theresa: „Das wäre gut, weil am Freitag habe ich den Notartermin.“ Linda kraulte immer noch Strolch, was er sichtlich genoss. Theresa beobachtete dies und meinte zu Strolch: „Du bist mir vielleicht ein Wachhund. Vielleicht sollte ich dich kastrieren lassen, damit du nicht abgelenkt wirst.“ Strolch kümmerte Frauchens Spruch nicht und hob weiter den Kopf hin. Linda: „Hast du gehört, was Frauchen mit dir machen will?“ Theresa: „Das ist nicht mehr nötig, er wird jetzt 12 Jahre alt und da hört auch bei Hunden die Libido auf. Und zudem würde ich so etwas nicht übers Herz bringen. Er ist doch mein ein und alles.“ Linda: „Darf er denn mit ins Seniorenheim?“ Theresa: „Natürlich, die Wohnung gehört ja schließlich mir. So, nun wird es Zeit für unseren täglichen Spaziergang, unsere alten Knochen brauchen Bewegung, damit sie nicht einrosten.“ Strolch bemerkte sofort, dass sein Frauchen die Leine und eine Jacke holte. Sofort sprang er auf und lief an die Haustür. Linda: „War wohl nichts mit der großen Liebe. Strolch hat nur ein paar Streicheleinheiten gesucht.“ Theresa lachte und ergänzte: „Wie die meisten Männer. Ich muss jetzt aber, sonst ist Strolch wieder beleidigt und knurrt jeden an.“ Sie verließen die Villa und vereinbarten, dass Hans sich telefonisch melden würde, wenn er die Ermittlungen abgeschlossen hatte. Im Wagen, fragte Linda: „Warum hat sie nicht gefragt, was das alles kostet? Ich würde das tun.“ Hans: „Frau von Brahmstett hat genug Geld, da frägt man nicht nach dem Preis. Oder hast du schon einmal in einem fünf Sterne Restaurant Preise hinter den Menüs gesehen? Und zudem weiß die alte Dame genau, dass wir die Besten sind. Sie hat sicherlich über uns Erkundigungen eingeholt. Zudem habe ich ihr eine Kostennote beigelegt, sie hat diese ohne zu lesen unterschrieben.“ Linda: „Egal wie viel Kohle ich hätte, ich würde immer fragen, was es kostet.“ Hans: „Du bist auch nicht in einem reichen Elternhaus aufgewachsen. Nur Neureiche und arme Leute fragen nach den Preisen.“ Linda: „Dann musst du reich sein.“ Hans lachte und antwortete: „Schön wäre es. Aber wie kommst du darauf, dass ich reich bin?“ Linda: „Ganz einfach. Gestern als wir shoppen waren, hast du auch nicht nach den Preisen gefragt.“ Hans: „Was ein großer Fehler war. Wir hätten besser am Schnäppchentisch was ausgesucht, da hätte ich nur die Hälfte dafür bezahlt.“ Linda beugte sich zu ihm rüber und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Danach meinte sie: „Ich bin eben jeden Cent wert.“ Eine Stunde später, saß Hans an seinem PC und gab die Daten der beiden Brüder und der vier genannten Investoren in die Suchmaske der Wirtschaftsauskünfte ein. Insgesamt kontaktierte Hans drei verschiedene Firmen, darunter auch die Schufa. Bereits nach zwei Stunden hatte er die ersten Ergebnisse auf dem Tisch. Er ging damit ins Wohnzimmer zu Linda und sagte: „Frau von Brahmstett, hatte einen guten Riecher. Die vier angeblichen Investoren haben jede Menge Dreck am Stecken. Die Palette von Straftaten reicht von Anlagebetrügereien, über Immobilienbetrug bis hin zur Erpressung. Morgen früh gehen wir erst einmal aufs Katasteramt und holen uns die Adressen der Mitbesitzer, der insgesamt vier Immobilien.“ Linda: „Und was ist bei den beiden Brüdern herausgekommen?“ Hans: „Arno ist sauber, der hat keinen Eintrag. Anders sieht es bei Gunther von Brahmstett aus. Bei ihm stehen mehrere Pfändungen aus. Nach der Auskunft der Schufa, hat er mehrere Hypotheken auf seinen Häusern und ist so gut wie pleite.“ Linda: „Das hat die alte Dame bestimmt nicht gewusst.“ Hans: „Aber geahnt, denn nicht umsonst hat sie Gunther den Kredit von 550.000 Euro verweigert und ihm die Zwangsversteigerung angedroht. Gunther hilft, wirtschaftlich gesehen, nur noch ein Wunder. Wir werden Morgen mit Gunther reden, mal sehen was er so drauf hat.“ Linda: „Ich dachte, die Söhne sollen nichts von unseren Ermittlungen erfahren?“ Hans: „Tun sie auch nicht. Wir stellen uns einfach bei Gunther als Investoren vor, die Geld in Immobilien anlegen möchten. Der wird uns bereitwillig empfangen und wenn wir Glück haben, das ein oder andere aus dem Nähkästchen erzählen.“ Linda: „Da kann ich ja gleich meine neue Garderobe anziehen.“ Hans: „Das ist eine gute Idee. Du spielst die reiche Dame und ich bin dein Angestellter.“

Gunther saß in seinem Arbeitszimmer und drückte gerade seine letzte Zigarette im Aschenbecher aus. Verzweifelt ging er seine Kundenliste durch, in der Hoffnung, doch noch jemand zu finden, der in sein Projekt investiert. Über 40 Leute hatte er schon angerufen, aber keiner hatte Interesse, auch nur einen Cent in sein Geschäftshaus zu investieren. Wenn er Wohn- oder Mietshäuser gehabt hätte, dann ja. Aber Geschäftsimmobilien waren im Augenblick nicht gefragt und wenn, dann mussten sie äußerst günstig und in Stadtnähe sein. Aber beides traf nun einmal nicht zu. Leise fluchend stand er auf und holte aus seiner Küche ein neues Päckchen Zigaretten und eine Flasche Wein. Es war seine zweite Flasche die er öffnete. Gunther schenkte ein und sah noch einmal in seiner Kundenkartei nach, ob er noch jemanden findet, der vielleicht doch Interesse an seinem Objekt haben könnte. Nach weiteren vier Anrufen war klar, keiner wollte in das Projekt investieren. Auch auf seiner Homepage gab es keine Nachfragen und die Resonanz auf seine Anzeigen in diversen Zeitungen, war gleich null. Gunther war mit seinem Latein am Ende. Er war so verzweifelt, dass er mit dem Gedanken spielte, seinen Bruder anzurufen um ihn anzupumpen. Mitten in seinen Überlegungen, bemerkte er, dass auf seiner Homepage eine Mail eigegangen war. Er öffnete sie und las folgenden Text: „Hallo Herr von Brahmstett, habe soeben ihre Offerte für das Wirtschaftsgebäude mit der Nummer 231/ 201 gesehen. Ich habe es meiner Chefin gezeigt und die hatte ein reges Interesse an dem Objekt. Da sie expandieren will und ein Büro in Berlin eröffnen möchte, wäre dieses Objekt sehr gut dafür geeignet. Bitte rufen sie mich morgen an, um weitere Details zu besprechen. Hochachtungsvoll Hans Kramer.“ Drunter stand die Handynummer die er anrufen sollte. Gunther traute seinen Augen nicht. War dies die Rettung in letzter Minute? Die Nachricht klang auf jeden Fall vielversprechend. Nun hieß es für Gunther kühlen Kopf zu bewahren, um den vermeidlichen Investor nicht zu verlieren. Am nächsten Morgen, klingelte Hans Handy. Er meldete sich mit Kramer und auf der Gegenseite war Gunther. Hans: „Schön das sie anrufen. Gleich vorweg, ist das Objekt noch zu haben?“ Gunther: „Nur noch ein Teil, aber das sollten wir vor Ort besprechen.“ Hans: „Oh, das ist aber schade, Frau Hoffmann hätte gerne das ganze Objekt gekauft. Ich fürchte, dann wird das nichts.“ Gunther: „Langsam Herr Kramer, man kann über alles reden. Ich schlage vor, wir treffen uns direkt vor Ort und besprechen dort alles Nötige. Ich bin dafür bekannt, dass ich für jedes Problem eine Lösung finde. Wann hätten sie denn Zeit?“ Hans überlegte kurz und antwortete: „Heute Nachmittag um 15:00 Uhr?“ Gunther: „Ja, da hätte ich Zeit. Treffen wir uns doch direkt am Objekt, da können sie sich in aller Ruhe umschauen und sich selbst ein Bild von der hervorragenden Substanz des Baus machen. Kennen sie sich in Berlin aus? Wenn nicht, würde ich sie abholen.“ Hans: „Das ist nicht nötig, ich bin Berliner. Dann bis heute Mittag.“ Hans beendete das Gespräch und ging zu Linda ins Arbeitszimmer. Hans: „Der Fisch ist an der Angel. Wir beide müssen jetzt zum Katasteramt. Vergiss bitte nicht die Vollmacht, sonst bekommen wir eventuell keine Auskünfte.“ Die Auskünfte die sie dort erhielten, waren alles andere als erfreulich. Frau von Brahmstett hatte mit ihrer Ahnung Recht gehabt. Ihr Sohn wurde von einer Investorengruppe übel über den Tisch gezogen. Kaum das die scheinbaren privaten Investoren die Anteile der Häuser gekauft hatten, wurden sie auch schon wieder weiter veräußert, aber für einen weitaus höheren Preis. Und die neuen Besitzer waren nicht aus Deutschland, sondern hatten ihren Sitz auf den Kanalinseln. Aber das Schlimmste folgte noch. Gunther hatte alle Objekte mit Hypotheken beliehen, um so das Neue Objekt finanzieren zu können. Falls er in den nächsten zwei Wochen keinen Investor findet, würden alle Häuser von den Banken zwangsversteigert. Das wäre für Gunther der finanzielle Ruin und seine Mutter würde mit Sicherheit auch 300.000 Euro verlieren. Mit diesem Wissen, fuhren sie zur angeblichen Besichtigung. Kurz vor 15:00 Uhr betraten sie das Gebäude. Von außen sah alles ganz normal aus, aber innen herrschte das Chaos pur. Überall hingen Kabel von der Decke, die teilweise schon demontiert war. Leichtbauwände aus Gips fehlten ganz, oder nur das Metallgerippe stand noch. Linda: „Man könnte meinen, hier haben die Vandalen gehaust. Das sieht ja schrecklich aus. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand in diese Bruchbude einen Cent investiert. Wie viel hat Gunther von Brahmstett dafür bezahlt?“ Hans: „Mit allem drum und dran hat der Schuppen 1,8 Millionen gekostet. Nach meinem Geschmack ist das viel zu viel. Die Hälfte davon wäre der reale Verkehrswert. Ich weiß nicht, warum Gunther die Hütte so teuer gekauft hat.“ Aus der oberen Etage hörten sie plötzlich laute Stimmen. Eine davon gehörte Gunther, die andere kannten sie nicht. Die beiden stritten sich heftig und wurden immer lauter. Gunther: „Sie sind ein Betrüger, ich werde Anzeige gegen sie erstatten.“ Fremder: „Was sie erst einmal beweisen müssten. Sie haben nichts in der Hand gegen mich. Aber nur zu, zeigen sie mich ruhig an. Im Gegenzug werde ich sie wegen Verleumdung und falscher Anschuldigung belangen und von ihnen noch eine hübsche Summe Schadensersatz wegen Geschäftsschädigung verklagen. Wenn ich mit ihnen fertig bin, sind sie bis an ihr Lebensende pleite. Sie werden nur noch für ihre Schulden bei mir arbeiten.“ Gunther: „Das wagen sie nicht, Herr Conner.“ Der Fremde: „Entweder sie akzeptieren meinen Vorschlag, oder sie sind Bankrott. Holen sie sich doch die fehlende halbe Million von ihrer Mutter oder ihren Bruder. Die haben doch die Kohle.“ Gunther: „Sagen sie mir nicht, was ich zu tun habe und lassen sie meine Familie aus dem Spiel. Die hat mit der ganzen Sache nichts zu tun. Und jetzt ist es besser sie verlassen mein Grundstück, bevor ich mich vergesse und sie eigenhändig hinauswerfe.“ Fremder: „Sie drohen mir? An ihrer Stelle würde ich damit ganz vorsichtig sein. Ein Schlag von ihnen und ich bin jahrelang berufsunfähig. Was sie das wieder kosten wird. Ich gebe ihnen noch bis Freitag Zeit, sich mein Angebot zu überlegen. Wenn nicht, sind sie pleite.“ Man hörte jetzt, wie eine Person die große Treppe herunter kam. Hans und Linda versteckten sich hinter einer Gipswand, bis der Fremde das Gebäude verlassen hatte. Hans: „Geh du schon einmal hoch zu Gunther, ich habe noch ein paar Fragen an diesen Herrn Conner.“ Linda: „Sei bitte vorsichtig, nicht das dir etwas zustößt.“ Hans gab ihr einen Kuss und antwortete: „Versprochen, meine Süße.“ Dann rannte er dem Fremden hinterher, während Linda die Treppe nach oben nahm. Dabei rief sie öfters: „Herr von Brahmstett, wo sind sie? Hier ist Frau Hoffmann, wir haben einen Termin.“ Nach einem Räuspern rief Gunther: „Ich bin hier oben, kommen sie Frau Hoffmann.“ Hans kam gerade noch rechtzeitig am Wagen von Conner an, bevor er einsteigen konnte. Er fragte ihn: „Sie fahren nicht zufällig nach Berlin hinein? Ich muss hier weg, sonst drehe ich durch. Arbeiten sie nie für eine Frau, das ist nicht gut für ihre Nerven und vor allen, nicht fürs Ego.“ Conner lächelte und antwortete: „Na gut, steigen sie ein. Wir Männer müssen doch zusammenhalten, vor allem wenn es gegen das vermeidliche „schwache Geschlecht“ geht.“ Conner startete den Wagen und fuhr los. Während der Fahrt, fragte er Hans: „Ich hoffe, sie hatten keinen privaten Ärger mit ihrer Chefin, weil das kompliziert nämlich das Arbeitsverhältnis ungemein.“ Hans: „Nein, Gottlob nicht. Ich wollte sie nur vor einem geschäftlichen Fehlgriff abhalten. Stellen sie sich vor, sie will doch tatsächlich diese alte Bruchbude kaufen, aus der sie gerade gekommen sind. Jetzt ist sie gerade bei dem Verkäufer der Immobilie und will den Preis herunterhandeln. Die ist einfach nur verrückt.“ Conner wurde hellhörig und hakte nach: „Sie meinen das weiße Wirtschaftsgebäude, den ganzen Komplex? Hat sie denn so viel Geld?“ Hans: „Oh, meine Chefin hat genug Kohle, sie hat zuerst reich geheiratet und danach wurde sie eine reiche Witwe. Kosmetikbranche, Internethandel und Networkmarketing macht sie noch reicher. Stellen sie sich vor, sie möchte den Schuppen, für 1,5 Millionen kaufen. In die Bude muss sie bestimmt noch einmal 500.000 Euro oder mehr hineinstecken.“ Conner fuhr rechts heran und stellte den Motor ab. Dann sagte er: „Haben sie Lust, sich auf die Schnelle, ein paar Euro nebenbei zu verdienen?“ Hans: „Kommt darauf an, was sie unter ein paar Euro verstehen.“ Conner: „Sagen wir ein Monatsgehalt netto auf die Hand.“ Hans: „4.000 Euro ist nicht sehr viel, sagen wir zwei Gehälter.“ Conner: „Sie wollen gar nicht wissen, was sie dafür tun sollen?“ Hans: „Ich denke, es geht um den Kauf der Immobilie und um meine Chefin.“ Conner: „Sie sind ein kluger Mann. Ich heiße übrigens Richard Conner und komme aus Hamburg.“ Hans: „Angenehm und ich bin Hans Kramer und wohne in Berlin. Dann schießen sie Mal los.“ Während Hans sich mit Richard Conner unterhielt, tat Linda so, als interessierte sie sich für die Immobilie. Sie ließ sich das ganze Haus zeigen und bemängelte immer wieder den schlechten Zustand des Hauses. Gunther antwortete immer: „Das sind doch nur Kleinigkeiten, die mit ein bisschen Gips und Farbe leicht beseitigt werden kann. Wichtig ist doch die ganze Bausubstanz und die ist einwandfrei.“ Linda fiel immer weniger ein, was sie ihn noch Fragen könnte, außer das Finanzielle. Sie fragte ihn nun: „Und, was soll das kosten? Meinem Mitarbeiter hatten sie gesagt, es wäre nur noch eine Beteiligung von einer halben Million möglich.“ Gunther: „Wenn sie mehr investieren wollen, dann gebe ich ihnen einige meiner Anteile ab. Wir werden uns schon einig, nur sollte das Geschäft zeitnah abgewickelt werden, weil noch andere Interessenten da sind. Wer zu spät kommt, den straft das Leben.“ Linda: „Und was bekomme ich für meine 500.000 Euro?“ Gunther: „Ich würde ihnen dafür die Ladenpassage überlassen. Die ist doch ideal für ihre Geschäfte.“ Linda: „Aber das sind insgesamt nur 320 m² für vier kleine Geschäfte.“ Gunther: „Dann reißen sie eben die Zwischenwände heraus und schon haben sie ein Großraumbüro. Sie können machen was sie wollen. Wenn sie Hilfe brauchen, stehe ich ihnen bei der Planung gerne kostenlos zur Seite.“ Nun hörte man, wie jemand die Treppe herauf eilte. Es war Hans, der gleich rief: „Frau Hoffmann, Herr Smith aus L.A. hat gerade angerufen. Sie haben in einer halben Stunde eine Videokonferenz. Scheinbar gibt es Probleme mit einem Server in Kalifornien. Wir sollten so schnell wie möglich gehen.“ Linda antwortete: „Na, wenn das so ist. Herr von Brahmstett, ich lasse mir alles durch den Kopf gehen. Ich rufe sie in den nächsten Tagen an.“ Gunther: „Hier sind noch die Pläne vom Erdgeschoss. Wie gesagt, da könnten sie schalten und walten, wie sie wollen.“ Sie verabschiedeten sich. Auf dem Weg zum Wagen, maulte Hans: „Da läuft eine ganz große Sauerei. Ich weiß nur noch nicht, wer dahinter steckt. Dieser Conner ist die zentrale Figur. Wir müssen mehr über die Berliner Nationalbank herausbekommen, vor allem über deren Chef, der Filiale in der Spandauer Strasse.“ Linda verstand kein Wort von dem was Hans ihr erzählte und antwortete nur: „Du bist der Boss.“

Theresa war wie jeden Abend mit Strolch unterwegs. Vor Tagen hatte es noch wie aus Kübeln geschüttet und jetzt war es so richtig schön, für einen Oktoberabend. Die Blätter hatten sich schon verfärbt. Bald würden sie von den Bäumen fallen und den Beginn des Winters anzeigen. Theresa ließ Strolch von der Leine und warf ein Stöckchen, das er immer wieder zurück brachte. Einige Jogger grüßten sie im vorübergehen, wie sie es jeden Tag taten. Alles war eigentlich wie immer, nur mit einer Ausnahme. In der Ferne sah Theresa, wie ein Hund einen Radfahrer hinterher jagte, der offensichtlich Mühe damit hatte, den Hund abzuhängen. Zuerst sah es wie ein Spiel aus, aber wie der Hund nach einem Bein fasste und die Hose dabei zerriss, wusste Theresa das der Hund Ernst machte. Weit und breit war kein Mensch zu sehen, dem der Hund gehören könnte. Sie rief deshalb Strolch zu sich, leinte ihn wieder an und lief zurück zum Park. Sie hoffte, dass sie und Strolch dort in Sicherheit wären. Theresa verspürte auf einmal richtige Angst. So schnell es eben mit ihren 81 Jahren ging, lief sie in den Park. Wie sie dort ankam, war sie erleichtert, weil viele Leute da waren. Sie sah sich um und bemerkte, dass der Hund verschwunden war. Langsam ging sie mit Strolch weiter und wie aus dem Nichts, stand auf einmal dieser Hund vor ihr und Strolch. Wie erstarrt blieb sie stehen. Theresa vermied zwar den direkten Augenkontakt zu ihm, hatte aber nicht mit der Reaktion von Strolch gerechnet. Der fing an zuerst zu knurren und danach heftig zu bellen. Im Nu hingen die beiden aneinander. Im Eifer des Gefechtes, ließ Theresa die Leine los und Strolch konnte nun frei agieren. Beißen, bellen und knurren wechselte sich ab. Mit Entsetzen musste sie zusehen, wie Strolch einige Male von dieser Bestie gebissen wurde. Eine junge Frau kam nun Theresa zu Hilfe. Sie nahm ihr das Stöckchen aus der Hand und schlug auf den fremden Hund ein. Immer und immer wieder schlug sie zu, bis er endlich von Strolch abließ. Die junge Frau schlug aber weiter auf ihn ein, bis er winselnd das Weite suchte. Theresa sah das Strolch heftig blutete. Sie rief laut: „Strolch braucht einen Arzt, ein Arzt, schnell ein Arzt.“ Die junge Frau sah sich Strolch an und antwortete: „Kommen sie, mein Wagen steht gleich da vorne, ich fahre sie hin.“ Theresa hob Strolch hoch und trug ihn zum Auto. Die junge Frau wickelte Strolch notdürftig in eine Folie aus der Erste Hilfe Box, setzte beide in den Fond und fuhr zu einem Tierarzt, der nicht weit vom Park entfernt war. Der Arzt sah sich Strolch an und meinte: „Er ist schon alt, ich kann nicht garantieren das er die Operation überlebt. Soll ich ihn nicht lieber einschläfern um ihn von seinen Qualen zu erlösen?“ Theresa empört: „Er ist hart im Nehmen. Strolch ist fit und kerngesund. Ich will dass sie ihn operieren, er wird überleben.“ Der Arzt schickte Theresa ins Wartezimmer, wo die junge Frau bereits auf sie wartete. Sie fragte: „Und wie sieht es aus, wird er es schaffen?“ Theresa skeptisch: „Ich hoffe es. Als kleinen Welpen habe ich ihn bekommen und mit der Flasche groß gezogen und das ist nun 12 Jahre her.“ Junge Frau: „Das wird schon.“ Theresa: „Da fällt mir gerade ein, ich habe mich noch gar nicht bedankt bei ihnen. Ohne ihr beherztes Eingreifen, wäre Strolch nicht mehr am Leben. Vielen Dank, ich stehe tief in ihrer Schuld. Ich weiß nicht einmal ihren Namen.“ Sie streckte ihre Hand aus und sagte: „Brahmstett, Theresa von Brahmstett.“ Die junge Frau schüttelte ihr die Hand und sagte: „Katja Baumann, aber sagen sie bitte nur Katja.“ Theresa: „In Ordnung, aber dann müssen sie Theresa zu mir sagen. Kann ich irgendetwas für sie tun? Katja, ich möchte mich gerne erkenntlich zeigen.“ Katja: „Ist schon in Ordnung, aber zu einer Tasse Kaffee, würde ich jetzt nicht nein sagen.“ Da die OP von Strolch noch einige Zeit dauern würde, gingen sie einen Kaffee trinken. Theresa lud sie bei dieser Gelegenheit, zu einem Abendessen bei sich zu Hause ein. Sie ging in die Tierarztpraxis und Katja fuhr wieder zurück an den kleinen Park. Nach einer halben Stunde kam der Arzt zu Theresa und meinte: „Ich habe ihren Strolch im wahrsten Sinne des Wortes wieder zusammengeflickt. Über 60 Stiche musste ich setzen, bis alles wieder dicht war. Er ist tatsächlich ein zäher Bursche, bis in 10 Tagen können wir dann die Fäden ziehen. Eine Nacht zur Beobachtung, sollten sie ihn aber hier lassen.“ Theresa: „Bleiben Spätfolgen zurück?“ Arzt: „Ich denke nicht, es waren ja nur Fleischwunden. Bis in drei Wochen dürfte er wieder der Alte sein.“

Drei Wochen später, war Strolch wieder der Alte. Das war aber das einzige Erfreuliche in der Familie von Brahmstett. Es kam alles so, wie es kommen musste. Obwohl Theresa die Zwangsversteigerung des Gewerbeobjekts hätte verhindern können, tat sie es nicht. Ganz im Gegenteil, sie forderte ihre Einlagen von 680.000 Euro von Gunther zurück und meldete ihre Ansprüche bei der Zwangsversteigerung an. So blieb der Bank nichts anderes übrig, als das Mindestgebot für alle vier Immobilien um 680.000 Euro zu erhöhen. Somit war wenigstens gewährleistet, dass die Objekte zu einem vernünftigen Preis versteigert wurden. Gunther hatte noch Glück im Unglück. Nach Abzug aller Kosten, bekam er noch 120.000 Euro heraus und durfte seine kleine Eigentumswohnung behalten. Herr Conner und seine drei angeblichen Geschäftspartner hatten das Nachsehen. Es stellte sich nämlich heraus, dass Conner alleiniger Inhaber der Anteile war und die Firmen in Übersee, nur Briefkastenfirmen für Geldwäsche waren. Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen die Ermittlungen aufgenommen und der werte Herr Conner ist seitdem unauffindbar. Für Hans und Linda waren die Ermittlungen abgeschlossen. Es fiel den beiden nicht leicht, Theresa die schlechten Botschaften zu überbringen. Sie meinte beim letzten Gespräch: „Es ist gut so, wie es ist. Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Ich werde Gunther nur noch einmal finanziell helfen, damit er sich als Senior Partner in ein Architekturbüro einkaufen kann. In zwei Wochen ziehe ich sowieso in die Seniorenresidenz, ab dann genieße ich meinen wohlverdienten Ruhestand. Ich danke ihnen beiden für ihre hervorragenden Dienste. Ihre Rechnung, werde ich in den nächsten Tagen überweisen.“ Das war das Letzte, was sie von Theresa gehört hatten. Nicht ganz. Aber der Reihe nach. Hans und Linda machten erst einmal, bei alten Bekannten, eine Woche Urlaub im Allgäu. Es war Ende Oktober und das Wetter war entsprechend lausig. Mal war es freundlich und zwei Stunden später zog der Himmel zu. Regen und Schnee wechselten sich ab, was die beiden aber nicht störte, verbrachten sie doch die meiste Zeit im Bett. Mit dem Blick über das ganze Tal, saßen sie da und tranken guten Wein oder Sekt. Erholung war angesagt, den Akku wieder auffüllen. Kaum waren sie wieder zu Hause, läutete es an ihrer Haustür. Hans verspürte keine Lust zu öffnen und sagte zu Linda: „Lass es Klingeln, wir machen einfach nicht auf.“ Linda: „Das ist bestimmt Sylvia und die weiß ganz genau, dass wir zu Hause sind. Sie wird keine Ruhe geben, bis wir öffnen.“ Und so war es auch. Nach fünften Sturmklingeln, öffnete Linda mit zerzausten Haaren und tat so, als wäre sie gerade aus dem Bett gekommen. Sylvia: „Ich hoffe, ich habe euch nicht geweckt, aber es ist wichtig. Ist Hans da?“ Linda: „Guten Tag, danke der Nachfrage, ich hoffe dir geht es auch gut.“ Sylvia ließ sie einfach stehen und eilte ins Wohnzimmer, wo Hans auf dem Sofa lag. Hans: „Sylvia, was ist denn so wichtig, was nicht bis morgen Zeit hätte? Wir kommen gerade aus dem Urlaub und haben acht Stunden Stau und schlechtes Wetter in den Knochen.“ Sylvia: „Das ist mir total egal. Ihr wisst es noch nicht?“ Linda: „Was meinst du?“ Hans: „Ist deine Katze entlaufen, oder will dein Ex Mann dich wieder heiraten?“ Sylvia: „Liest ihr keine Zeitung? Ganz Berlin spricht darüber.“ Hans fragte nach: „Worüber spricht ganz Berlin?“ Sylvia setzte sich auf einen Sessel und sagte mit weinerlicher Stimme: „Theresa ist Tod, darüber sprechen alle.“ Linda und Hans sahen sich an und Linda meinte: „Na ja, sie war ja schon über 80 und da kann es schon einmal passieren, dass das Herz aussetzt. In diesem Alter kommt das bestimmt nicht überraschend.“ Sylvia schrie auf einmal: „Sie ist Tod! Man hat sie ermordet.“ Der Satz hallte in Hans seinen Ohren immer wieder nach. Ermordet, Tod. Hans: „Sie wurde ermordet? Wann, wo und wie?“ Sylvia: „So viel dieser Wagner gesagt hat, wurde sie beim Gassi gehen mit ihrem Hund, im Park von einem Mann erstickt. Er hat ihr eine Plastiktüte über den Kopf gezogen und daran ist sie verstorben. Das geschah vor drei Tagen, abends gegen 21:00 Uhr.“ Hans war fassungslos und Linda war geschockt. Hans stand auf und fragte: „Wollt ihr auch einen Schnaps?“ Beide nickten. Er stellte die Gläser auf den Tisch und schenkte ein. Jeder nahm ein Glas und nippte daran. Hans: „Hat Wagner sonst noch etwas gesagt? Ich meine, haben sie schon eine Spur, Fingerabdrücke oder DNA?“ Sylvia: „Nein, davon hat er nichts gesagt. Warum bringt jemand so eine alte, nette Dame um? Sie hat doch niemanden etwas getan. Versteht ihr das?“ Hans schüttelte mit dem Kopf und antwortete: „Nein Sylvia, darauf habe ich im Augenblick keine Antwort. Ich muss wissen, was da geschehen ist. Was wollte eigentlich Wagner von dir?“ Sylvia: „Ich war doch mit Theresa befreundet und da hat er sich erkundigt, ob mir irgendetwas ungewöhnliches in letzter Zeit, an Theresa oder ihrer Umgebung aufgefallen ist. Dabei habe ich ihm erzählt, dass ihr einen Auftrag von ihr übernommen habt. Komisch, dass er dich noch nicht kontaktiert hat.“ Kaum hatte sie den Satz beendet, da läutete es wieder an der Haustür. Hans: „Ich könnte wetten, dass ist Klaus. Wenn man nämlich vom Teufel spricht, dann ist er gewöhnlich nicht weit.“ Hans öffnete und KHK Klaus Wagner streckte ihm seinen Dienstausweis entgegen. Wagner: „Sie sind verhaftet, es sei denn ich bekomme einen Kaffee.“ Hans: „Komm schon rein, wir haben gerade von dir gesprochen.“ Beide umarmten sich freundschaftlich. Hans fragte ihn: „Bist du dienstlich oder privat hier? Letzteres ist uns lieber.“ Wagner: „Leider dienstlich.“ Sie betraten das Wohnzimmer und Klaus begrüßte auch die beiden Frauen. Wagner: „Wie ich vermute, weißt du schon was geschehen ist. Sylvia wird es dir schon berichtet haben.“ Hans: „Da wir eine Woche im Urlaub waren, haben wir es gerade eben erst erfahren. Schrecklich das Ganze. Wie kann man nur eine alte, wehrlose Frau umbringen, die niemanden etwas getan hat?“ Linda stellte seinen Kaffee hin und fragte ihn: „Habt ihr schon einen Verdächtigen?“ Wagner: „Leider darf ich euch über den Stand der Ermittlungen nichts sagen. Ich bin eigentlich hier, um euch über eure Beziehung zu Frau von Brahmstett zu befragen. Wie habt ihr euch kennengelernt, welchen Job habt ihr gemacht und warum?“ Hans: „Das hat dir doch Sylvia schon berichtet, wie wir zu unseren Auftrag gekommen sind. Wir haben über unsere Ergebnisse einen Bericht verfasst und den wirst du sicher in den Unterlagen von Frau von Brahmstett gefunden haben, sonst wärst du nicht hier.“ Wagner: „Gibt es irgendwas, was nicht in diesem Bericht steht? Auffällige Briefe, Drohungen oder andere sonderbare Ereignisse? Wie sieht es mit den Söhnen aus, traut ihr ihnen die Tat zu?“ Linda: „Wir haben nur Gunther kennengelernt und mit Arno nie gesprochen.“ Wagner: „Das können wir auch noch Morgen im Präsidium besprechen, kommt einfach morgens vorbei um das Protokoll zu unterschreiben. Ihr kennt das ja schon. Wie wäre es, wenn wir jetzt ins „Scharfe Eck“ zu Jupp gehen, wir waren schon lange nicht mehr miteinander weg.“ Sylvia: „Ich bin dabei, die erste Runde geht auf mich.“ Linda: „Ihr Männer könnt schon einmal vorgehen, wir Mädels müssen uns umziehen und ein wenig herrichten.“ Hans stand auf, nahm Klaus am Arm und sagte: „Das kann dauern, lass uns besser gehen. Zuerst fragen sie uns was sie anziehen sollen, bis sie dann feststellen, sie haben gar nichts Passendes. Und das kann teuer werden. Ich könnte dir Geschichten erzählen, aber lassen wir das.“ Hans verabschiedete sich von Linda mit den Worten: „Bitte kommt noch vor 23:00 Uhr, denn sonst lässt euch Jupp nicht mehr herein.“ Auf dem Weg zu Jupp, meinte Hans: „Sei froh das du noch Junggeselle bist, da kannst du wenigstens machen was du willst. Niemand ist eifersüchtig, keiner fragt dich woher du noch so spät herkommst oder warum du so müde bist. Vor allem hast du reichlich Platz in deinem Kleider- und Schuhschrank.“ Klaus: „Hat aber auch Nachteile, die Kiste ist immer leer und niemand macht dir den Haushalt.“ Hans: „Für den Haushalt gibt es genug Frauen die das gegen Bezahlung machen, dies dürfte wohl das kleinste Problem sein. Aber etwas Passendes für die Kiste zu finden, das wird wesentlich schwieriger. Denn über kurz oder lang wird sie dich fragen: Woher kommst du jetzt, warum bist du so müde, hat du eine andere?“ Beide lachten laut. Männer eben. Kein Verständnis für Frauen. Sie betraten das „Scharfe Eck“ und setzten sich gleich an die Theke. Der Wirt, Jupp Altmeier begrüßte sie: „Schau an, der Bulle und der Schnüffler, sind auch wieder einmal hier. Hallo Hans, Hallo Klaus, wie geht es euch, hab euch schon vermisst.“ Er gab beiden die Hand und fuhr fort: „Ihr seht aus, als könntet ihr einen Whisky vertragen. Wie immer Scotch Single Malt?“ Beide nickten und Jupp stellte eine Flasche und zwei Gläser auf den Tresen. Danach füllte er Eiswürfel in die Gläser und schenkte den Whisky ein. Jupp: „Dann zum Wohle. Wo hast du denn deine bessere Hälfte gelassen?“ Er meinte Linda und Hans antwortete: „Die ist mit deiner besseren Hälfte noch bei mir zu Hause, sie wollten sich nur schnell umziehen und auf hübschen.“ Jupp: „Oh, das kann dauern. Und was gibt es Neues bei euch?“ Hans erzählte von seiner Odyssee durch halb Europa, samt anschließendem Urlaub im Allgäu. Klaus meinte danach: „So schön möchte ich es auch einmal haben. Bei mir gibt es nur Mord und Todschlag. Jeden Tag das Gleiche. Und wisst ihr was, ich mache meinen Job trotz allem Elend, immer noch gerne.“ Jupp: „Dann bearbeitet ihr auch den Mord an Frau von Brahmstett. Gibt es da schon einen Verdächtigen?“ Klaus: „Tut mir leid, aber leider darf ich dazu nichts sagen. Könnten wir das Thema wechseln? Wenn nicht, suche ich mir eine andere Kneipe.“ Hans: „Er hat Recht, wir sind privat hier, um uns zu besaufen. Schenk ein und mach Striche.“ Jupp war ein wenig gefrustet, weil er keine Einzelheiten zu Theresas Mordfall bekam und meinte: „So genau wollte ich es ja auch nicht wissen. Aber komisch ist das schon. Innerhalb von vier Wochen, sind nun drei reiche Leute verstorben. Da wird man sich doch fragen dürfen, ob da nicht System dahinter steckt, oder ob es tatsächlich Zufall ist.“ Hans sah Klaus an und fragte ihn: „Von was redet Jupp da? Hab ich was verpasst?“ Klaus: „Ich weiß nicht was er meint.“ Jupp: „Ach so, was ist denn mit der jungen Tennisspielerin, die vor vier Wochen im Wannsee ertrunken ist? Oder mit dem alten Juwelier, der sich eine Woche später, angeblich das Leben genommen hat? Beide waren stinkreich und die Polizei hat ermittelt.“ Klaus: „Damit endlich Ruhe ist. Erstens ist die Sportlerin ertrunken, weil sie nachweislich einen Wadenkrampf hatte. Und der Juwelier, hat tatsächlich Selbstmord begangen. Die Sportlerin war arm wie eine Kirchenmaus, nur der Juwelier hatte ein Vermögen hinterlassen, das seine Tochter geerbt hat. So, und jetzt ist Schluss mit Fake News und Unterstellungen. Ich bin hier um in aller Ruhe, meinen Whisky zu trinken. Zum Wohl.“ Er stieß mit Hans seinem Glas an und animierte ihn so zum mittrinken. Beide tranken leer und Jupp schenkte nach. Klaus zog seinen Wagenschlüssel aus der Tasche und übergab ihn mit den Worten an Hans: „Du und Linda müsst ja morgen früh sowieso ins Präsidium, da kann Linda meinen Wagen mitbringen und ich spare mir das Taxi hierher.“ Hans nickte und antwortete: „Wird gemacht, aber nicht vor 9:00 Uhr, schon alleine wegen dem Restalkohol.“ Hans wandte sich an Jupp und fragte ihn: „Weißt du für Klaus keine Haushaltsperle, die ihm zwei oder drei Mal die Woche seine Bude aufräumt, putzt und bügelt?“ Jupp sah Klaus an und fragte: „Ist das ernst gemeint?“ Klaus nickte und antwortete: „Nur putzen und die Wäsche, sonst nichts.“ Jupp: „Schade, ich hätte dir sonst eine Mietze vermittelt, die putzt für 50.- Euro die Stunde nackt. Na ja, putzen kann man das nicht direkt nennen, sie strippt mehr, als dass sie putzt.“ Alle fingen an zu lachen und Klaus meinte leicht genervt: „Nur putzen und Wäsche, sonst nichts. Ich bin Beamter und da muss ich auf meinen guten Ruf achten.“ Hans: „Ist der Ruf erst ruiniert, dann lebt es sich völlig ungeniert.“ Nun fingen die drei an Witze zu erzählen. Ein Witz, ein Drink, Gelächter und so weiter. Die zweite Flasche Single Malt wurde aufgemacht. Das ging so lange, bis die Tür aufging. Sylvia und Linda traten ein. Jupp warnte: „Achtung Jungs, die besseren Hälften kommen. Benehmt euch, sprecht deutlich und keine frauenfeindliche Witze mehr, sonst gibt es wieder einmal Sexentzug.“ Auf einen Schlag hörte das Gelächter auf. Hans sah auf die Uhr und meinte zu Linda: „Da habt ihr euch ja mächtig beeilt. Nur eine Stunde habt ihr gebraucht, das ist neuer Weltrekord.“ Hans und Jupp konnten sich das Lachen nicht verkneifen. Sylvia sah sich die halb volle Flasche an und fragte Jupp: „Die wie vielte ist das schon?“ Jupp: „Das ist Wirtsgeheimnis. Ich habe quasi eine Schweigepflicht meinen Gästen gegenüber.“ Man einigte sich darauf, dass man diese Flasche noch „vernichten“, dann aber Kaffee oder Wasser trinken würde. Das war auch gut so, weil zwei am nächsten Tag, einen klaren Kopf brauchten. Noch wussten sie nicht, was auf sie zukommen würde.

Am gleichen Abend, begann die Tragödie in der modernen Villa des Baulöwen Roland Irslinger. Er ist Berlins erste Adresse, wenn es ums Bauen ging. Von der Eigentumswohnung, über das Häuschen im Grünen, oder kommunale Bauten wurden von ihm erstellt. Seine Preise waren nie im untersten Segment angesiedelt, aber dafür bekam der Bauherr auch die Sicherheit, dass das Objekt ohne Mängel und pünktlich fertig wurde. Irslinger war ein Garant für deutsche Wertarbeit, was heute auf dem Bau nicht mehr selbstverständlich ist. Er hatte circa 100 Leute alleine in der Verwaltung beschäftigt, die laufend Aufträge rein holten und die Konkurrenz fast zum Wahnsinn trieben. Roland Irslinger saß an diesen späten Nachmittag in seinem Wohnzimmer und trank mit seiner Frau Martha, den üblichen Feierabendkaffee. Roland zündete sich ein Zigarillo an und genoss den blauen Dunst, denn in der Firma rauchte er nicht. Seine Frau legte die Zeitung zur Seite und sagte: „Heute gibt es Schlachtplatte, mit Sauerkraut und Kartoffelpüree. Das ist dir doch Recht?“ Roland: „Sehr gut, meine Liebe. Ich weiß gar nicht mehr, wann wir das zum letzten Mal hatten, ist bestimmt schon ein Jahr her.“ Die Tür ging auf und seine Tochter Saskia mit ihrem Freund Frank Leistner traten ein. Sie setzten sich dazu und Mutter Irslinger schenkte beiden Kaffee ein. Nach dem ersten Schluck setzte Saskia die Tasse wieder ab und stellte sie zurück auf den Tisch. Saskia: „Und Vati, hast du es dir noch einmal überlegt?“ Vater Irslinger wusste gleich was seine Tochter von ihm wollte, tat aber so, als wüsste er nicht von was sie sprach. Roland: „Ich weiß im Augenblick nicht, was du meinst. Hilf mir doch bitte auf die Sprünge.“ Saskia: „Aber Papilein, das habe ich dir doch gestern schon erklärt. Es geht um unser Projekt in der Karibik, die Tauchschule mit der Bar.“ Roland: „Ach, das meinst du. Ich denke, ich habe dir meine Meinung darüber schon gestern gesagt.“ Saskia: „Aber Vati, es geht um meine und Franks Zukunft. Schau, wenn wir jetzt nicht einsteigen, ist die einmalige Chance vertan, gutes Geld zu verdienen. Die Lizenzen für Tauchschulen sind begrenzt und wer zuerst kommt der macht die Gewinne. Die Bar ist eine Goldgrube und so eine Chance bekommt man nur einmal im Leben.“ Roland: „Das habe ich doch schon einige Male von dir gehört. Lass mich einmal überlegen. Als erstes hattest du doch den Friseursalon, pardon das Hair Styling Studio mit integrierten Nagelstudio. Was hat das noch einmal gekostet? Ach ja, 280.000 Euro Ablöse. Und was kam dann? Stimmt, es war das Fitness Center mit Saftcenter. Da waren es 375.000 Euro. Oh, dann kam die Künstler Galerie, die war nicht ganz so teuer. Ein Schnäppchen mit 196.000 Euro. Und das letzte was du präsentiert hattest, war die Edel Boutique am Kudamm, wo angeblich nur die creme del a creme einkauft. Schauspieler, Schlager- und Weltstars sollten dort einkaufen. Kostenpunkt 265.000 Euro. Und was noch erstaunlicher war, bei jedem deiner Projekte, präsentiertes du mir einen neuen Schwiegersohn. Liebe Saskia, damit ist jetzt Schluss, es gibt keinen Cent mehr von mir. Ich mache euch einen Vorschlag. Ihr arbeitet ab sofort in meiner Firma. Du Frank, auf dem Bau als Hilfsarbeiter. Stundenlohn 15.- Euro, auf Karte. Und du Saskia, bei mir im Büro, Kaffeekochen, kopieren, Botengänge, die Post und solche Dinge. Dafür brauchst du weder Abitur, noch musst du studiert haben. Und wenn ihr beide fleißig spart, habt ihr schon in ein paar Jahren, die Anzahlung für euer Unternehmen in der Karibik zusammen.“ Nun meldete sich Frank empört zu Wort: „Aber lieber Schwiegervater, sind sie doch froh, dass ihre Tochter so kreativ ist. Sie will ihr Leben nun einmal selbst gestalten und das kann man ihr doch nicht zum Vorwurf machen. Wäre es ihnen lieber, wenn Mausilein den ganzen Tag, die reiche, verwöhnte Tochter spielen würde?“ Roland Irslinger, der 49-jährige Maurermeister baute sich nun vor Frank auf. Mit erhobenen Zeigefinger, mahnte er: „Nenne mich nie wieder Schwiegervater. Wenn du glaubst, du kannst dich in das gemachte Nest setzen, dann hast du dich geschnitten. Eher werde ich Saskia enterben, bevor ich zulasse, dass du mit deinem Mausilein, mein sauer verdientes Geld verprasst. Keinen Cent werdet ihr von mir mehr sehen. Geht beide arbeiten, macht etwas was nützlich ist, für euch und die Gesellschaft. Ich habe es satt, jedes Mal Unsummen auf den Tisch des Hauses zu legen, nur damit meine nichtsnutzige Tochter sich verwirklichen kann. Damit ist jetzt endgültig Schluss. Entweder du gehst arbeiten, oder ich schmeiße dich und dein Zuhälter raus. Du kannst ja so lange im alten Gärtnerhaus wohnen, bis du etwas Passendes gefunden hast. Und jetzt geht mir aus den Augen, bevor ich euch eigenhändig reiswerfe.“ Saskia: „Mutti, das kann er doch nicht machen. Das alte Gärtnerhaus ist doch unbewohnbar.“ Martha stand auf, ging wortlos in die Küche. Als sie wieder zurückkam, meinte Saskia: „Das kannst du doch nicht zulassen. Rede mit ihm. Er soll uns die 450.000 Euro geben, dann ist er uns für immer los.“ Roland stand auf und sagte ganz laut: „Hab ich mich nicht klar und deutlich ausgedrückt, es gibt keinen Cent mehr von mir.“ Saskia: „Dann klage ich eben meinen Pflichtteil von meinem Erbe ein. Ist es das, was du willst?“ Roland dachte er hört nicht richtig und fragte: „Was willst du? Habe ich das gerade richtig verstanden, du willst den Pflichtteil deines Erbes einklagen?“ Saskia: „Wollen tue ich es nicht, aber du zwingst mich doch dazu.“ Roland zerrte nun Frank aus seinem Sessel und schrie ihn an: „Hast du ihr diesen Floh ins Ohr gesetzt? Dann höre mir jetzt genau zu, du Zuhälter und Erbschleicher. Am Montag werde ich mein Testament ändern und werde Saskia enterben, dann gibt es nämlich nichts mehr. Noch lebe ich und bestimme wer, was von mir bekommt. Und jetzt raus du Kanalratte, bevor ich dir deine Visage poliere. Und vergiss nicht deine Matratze, Saskia mitzunehmen. Raus!“ Frank und Saskia rannten aus dem Wohnzimmer. Im hinausgehen rief Saskia noch: „Das wirst du noch bitter bereuen, du alter Geldsack.“ Mit je einem lauten Schlag waren zuerst die Wohnzimmer- und dann die Eingangstür zu. Martha: „War das jetzt nötig? Ein Einfaches „Nein“ hätte doch auch genügt.“ Roland: „Das hätte sie nie und nimmer akzeptiert. Jetzt weiß sie wenigstens, dass ich es ernst meine. Komm wir gehen in die Küche und bereiten das Essen zu. Gäste werden wir heute Abend bestimmt nicht mehr haben.“ Martha: „Das alte Gärtnerhaus sieht wirklich verwahrlost aus. Nicht einmal ein Bett steht darin, die beiden können doch nicht auf dem Fußboden schlafen.“ Roland: „Sie könnten ja auch in seinem Luxusschlitten schlafen.“ Martha: „Hast du das ernst gemeint, dass du sie enterben willst?“ Roland: „Ich habe schon lange mit dem Gedanken gespielt. Wenn mir heute oder morgen etwas auf dem Bau zustößt, erbt diese hohle Nuss ungefähr 50 Millionen Euro. Du glaubst doch nicht, dass ich dies dulden werde. Lieber verschenke ich es der Kirche oder dem Tierschutzverein. Zusammen mit diesem Zuhälter, wäre das Erbe in ein paar Jahren verjubelt und sie würde wieder vor der Tür stehen. Nein mein Schatz, das will ich nicht. Sie muss lernen ihr Leben in den Griff zu bekommen. Bitte verstehe mich jetzt nicht falsch, aber manchmal werde ich das Gefühl nicht los, das ein anderer Hahn auf dem Hof war, oder sie wurde nach der Geburt vertauscht. Und da ich an deiner Treue nie gezweifelt habe, wird wohl letzteres stimmen.“ Martha: „Jetzt hast du gerade noch die Kurve bekommen. Aber das mit dem vertauschen, sollten wir einmal allen Ernstes überprüfen lassen.“ Beide lachten und begaben sich in die Küche, um das Abendessen vorzubereiten.

Kurz nach 9:00 Uhr fuhren Linda und Hans auf das Parkdeck des Polizeipräsidiums. Linda fuhr mit Klaus Wagners Wagen und wäre um ein Haar wegen Spritmangels liegen geblieben. Sie tankte noch für 20.- Euro, damit sie es wenigstens bis ins Präsidium schaffte. Sie fuhren mit dem Lift in die zweite Etage und liefen den Flur entlang, zum Kommissariat 1. Wie sie näher kamen, vernahmen sie Stimmen die heftig stritten. Hans flüsterte zu Linda: „Mach langsam, da zoffen sich gerade Klaus und Oberkriminalrat Oliver Brandt. Verstehst du, um was es dabei geht?“ Linda spitze die Ohren, schüttelte mit dem Kopf und antwortete: „Nur Wortfetzen, lass uns näher hingehen.“ Hans wollte dies eigentlich nicht, aber Linda war schon unterwegs zur Eingangstür des K1. Vorsichtig öffnete sie diese und nun verstand man die Unterhaltung. Klaus rief gerade: „Ich habe ihnen schon letzte Woche gesagt, wir brauchen mindestens zwei Beamte zur Verstärkung. Und damit meine ich nicht Kollegen vom Streifendienst, sondern richtige Kripo Beamte. Und solange ich hier nur zu zweit bin, kann ich auf die Schnelle keine Ergebnisse liefern. Aber wem sage ich das, sie waren schließlich auch einmal im Außendienst. Und wenn Oberstaatsanwalt Klausen meint, er muss uns die Fälle wegnehmen, dann ist es eben so und das LKA muss sich darum kümmern. Wir können nicht hexen. Die Fälle sind sowieso schwierig genug, da kann ich nicht noch unnötiges Störfeuer von ihnen und von ihm gebrauchen.“ Brandt: „Ich weiß das alles, aber auch mir sind die Hände gebunden. Zur Zeit sind alle Kräfte für die Sicherung der Ölkonferenz abgestellt. Und Steiner kommt ja nächste Woche von der Fortbildung wieder, bis dahin müssen wir eben improvisieren.“ Klaus: „Wenn ich nicht mehr Leute bekomme, dauert es länger, basta.“ Brandt: „Vielleicht kann ich ihnen zwei Kommissar Anwärter beschaffen.“ Klaus: „Zwei Lehrlinge, die von tuten und blasen keine Ahnung haben, nein Danke. Dann bringen sie mir besser zwei Streifenhörnchen, da weiß ich wenigstens, dass sie ihren Job gründlich machen. Ich habe ihnen gestern einen Vorschlag gemacht, aber den haben sie bis jetzt ignoriert.“ Brandt: „Haben sie mit den beiden schon gesprochen?“ Klaus: „Nein, noch nicht. Ich wollte erst auf das OK warten, bevor ich die Pferde scheu mache. Gehen sie zu Klausen und reden sie mit ihm. Schildern sie, in welche Lage wir sind und er wird meinem Vorschlag zustimmen.“ Hans zog Linda am Ärmel und sagte leise: „Komm lass uns einen Kaffee in der Kantine trinken, mir ist nämlich die Luft da drin zu dick.“ Auf leisen Sohlen schlichen sie davon und setzten sich in die Kantine und tranken einen Kaffee. Linda fragte: „Wo sind denn die anderen Mitarbeiter des K1? Wie ich verstanden habe, sind nur Klaus und Martina noch da.“ Hans: „So wie ich verstanden habe, ist Steiner in einer Fortbildung. Wo Krause, Jäger und Seiler sind, haben sie nicht gesagt. Das ist nicht das erste Mal, dass das K1 unterbesetzt ist. Wie ich noch in dem Laden gearbeitet habe, gab es das auch schon.“ Linda: „Und was hast du damals als Leiter des Kommissariats dagegen unternommen?“ Hans: „Ich habe Klausen und Brandt, Feuer unter dem Hintern gemacht. Warum glaubst du, war ich bei den beiden so beliebt?“ Ein Beamter klopfte auf den Tisch und sagte: „Na, Herr Ex Hauptkommissar, auch wieder einmal im Lande?“ Hans: „Hallo Kremer, immer noch beim Betrugsdezernat?“ Kremer: „Wir haben zwar viele Ganoven, aber mehr Beamte wie in deiner Ex Abteilung. Da möchte ich im Augenblick auch nicht arbeiten. Der Wagner und die Weber schmeißen im Moment ganz alleine die Abteilung.“ Hans: „Warum das denn?“ Kremer: „Steiner ist auf Fortbildung und Krause hat zum OK (Organisierten Kriminalität) gewechselt. Der hatte die Schnauze von Mord und Todschlag voll. Jäger und Seiler liegen mit gebrochenen Haxen im Krankenhaus. Die haben bei einer Verfolgungsjagd, leider einen LKW übersehen und sind hinein gekracht. Wird wohl noch einige Monate dauern, bis sie wieder dienstfähig sind. Und, was macht ihr hier?“ Hans: „Wir müssen nur ein Protokoll unterschreiben, mehr nicht.“ Kremer: „Ich hoffe, ihr habt Zeit mitgebracht. So, und nun muss ich wieder. Vielleicht sieht man sich Mal, bis dann.“ Nachdem Kremer weg war, sagte Linda: „Klaus seinen Job möchte ich auch nicht machen.“ Hans: „Da hast du Recht, er ist nicht zu beneiden. Aber so ist nun einmal, wenn die Regierenden, Stellen streichen, um Kohle zu sparen. Die Mitarbeiter schieben dann Überstunden bis zum abwinken und nachher fragen die Herrn Politiker, warum man krank wird.“ Linda: „Das ist in der freien Wirtschaft auch nicht anders. Was früher zehn Leute geschafft haben, müssen heute, sieben oder weniger erledigen.“ Hans: „Und das nur, damit die Gewinne stimmen, oder die schwarze Null da steht. Irgendwann werden sie einsehen, dass dies auf Dauer nicht gut geht. Menschen sind eben keine Maschinen. Lass uns leertrinken, die beiden Kampfhähne sind bestimmt fertig.“ Sie tranken aus und begaben sich in Wagners Büro. Brandt war Gott sei Dank schon weg und Linda sagte als erstes zu Klaus: „Ich bekomme noch 20.- Euro fürs tanken von dir. Beim nächsten Mal lasse ich den Wagen einfach stehen, wenn der Sprit alle ist.“ Klaus: „Daran habe ich überhaupt nicht mehr gedacht. Bitte entschuldige, aber ich habe im Moment so viel um die Ohren, da kann man schon einmal das Tanken vergessen.“ Er holte sein Geldbeutel aus der Gesäßtasche, zog einen 20.- Euro Schein heraus und gab ihn ihr. Linda nahm das Geld, steckte es weg und gab ihm im Gegenzug die Quittung. Hans: „Hast du unser Protokoll schon fertig, wenn nicht kommen wir später noch einmal.“ Wagner: „Im Gegensatz zu euch, war ich schon um 6:30 Uhr im Kommissariat und habe gearbeitet.“ Er griff in die Ablage und holte zwei Protokolle heraus und übergab sie den beiden. Klaus: „Durchlesen und unten rechts unterschreiben.“ Hans sah ihn an und meinte: „Du bist ja ein ganz fleißiger. Ihr habt wohl viel zu tun, dass du schon so früh hier bist.“ Klaus winkte ab und antwortete: „Mehr als mir lieb ist. Uns fehlt einfach das Personal.“ Hans sah jetzt erst an die Wand, dass da Bilder von verschiedenen Personen hingen, darunter auch welche von Frau von Brahmstett. Hans fragte: „Gibt es schon etwas Neues von Frau Brahmstett?“ Klaus: „Leider nicht. Niemand hat etwas gesehen oder gehört. Ach nein, nicht ganz. Einen Zeugen gibt es, der war mit Sicherheit beim Mord anwesend, der verweigert aber jede Aussage.“ Hans sah ihn verwundert an und meinte: „Das gibt es doch nicht, der macht sich doch strafbar. Ihr habt ihm das doch gesagt?“ Klaus: „Wir haben mit Engelszungen auf ihn eingeredet und ihm sogar mit dem Tierheim gedroht, aber der Kläffer hat nichts gesagt.“ Linda begriff gleich was Klaus damit sagen wollte und fragte: „Na klar, Strolch muss dabei gewesen sein. Ist der denn schon wieder fit?“ Klaus: „Wieso fit? Ist was mit ihm?“ Linda: „Der war doch schwer verletzt.“ Und Linda erzählte die Geschichte mit dem bissigen Hund und der fremden Joggerin. Klaus: „Schön, dass ich das auch noch erfahre. Wie sah die Frau aus, wie heißt und wo wohnt sie?“ Hans: „Wir haben sie doch nur ganz kurz gesehen, besser gesagt, fast gar nicht. Als wir nämlich an dem Abend zu Frau Brahmstett kamen, war es bereits 21:00 Uhr und dunkel. Ich könnte dir nicht einmal sagen, was sie anhatte.“ Linda: „Sie trug eine schwarze Jogginghose und ein graues Kapuzenshirt. Auf die Schuhe habe ich nicht geachtet. Ihr Gesicht konnte ich leider nicht erkennen, auch nicht ihre Haarfarbe.“ Hans: „Baumann, Katja Baumann sagte Theresa, so war ihr Name. Und mehr wissen wir auch nicht.“ Klaus: „Wir müssen diese Frau unbedingt finden.“ Hans: „Nicht wir, sondern du mein Lieber. Aber warum hast du so ein Interesse an ihr? Hast du sie in Verdacht?“ Klaus: „Wer sagt denn, dass dieser bissige Hund es auf Strolch abgesehen hatte? Könnte doch auch gut sein, dass das tatsächliche Ziel Frau Brahmstett war.“ Linda: „Ein Hund als Mordwaffe? Ich weiß nicht Recht, ist das nicht ein bisschen abgefahren?“ Hans: „Warum nicht? Theresa war eine alte Frau und ein leichtes Opfer für einen Hund. Der braucht sie nur zwei- oder drei Mal richtig beißen und schon ist es passiert. Aber das geht uns nichts an, das ist die Sache der Polizei, nicht wahr, Klaus?“ Wagner musterte ihn und fragte: „Seit wann bist du nicht mehr neugierig? Früher warst du auf jeden Fall bissiger.“ Hans stand auf und sagte zu Linda: „Komm lass uns gehen, zu Hause wartet noch jede Menge Arbeit auf uns. Tut mir leid Klaus, aber die Pflicht ruft.“ Linda fragte: „Und wer sind die anderen Leute auf den Fotos? Etwa auch Mordopfer?“ Klaus: „Ja, leider.“ Linda: „Lass mich raten, der alte Mann ist der Juwelier, der angeblich Selbstmord begann. Und die junge Frau ist diese Tennisspielerin, die ertrunken ist.“ Klaus: „So ist es.“ Linda: „Dann hatte Jupp gestern Abend doch Recht gehabt.“ Klaus: „Ja, aber das darf ich ihm doch nicht in aller Öffentlichkeit bestätigen.“ Hans: „Wie dem auch sei, suche diese Katja, vielleicht bringt sie etwas Licht ins Dunkel. So Klaus, wir müssen. Viel Erfolg wünschen wir euch.“ Klaus merkte man an, dass ihm dieser plötzliche Abgang der beiden gar nicht Recht war. Entsprechend fiel auch seine Verabschiedung aus: „Schade, ich hätte euch noch ein wenig über unsere Ermittlungen erzählen können, aber wer nicht will, der hat schon.“ Hans sah ihn an und erwiderte: „So ist es und nicht anders.“ Er schob nun Linda sanft in Richtung Ausgang. Ihr gefiel das überhaupt nicht, wollte sie doch hören, was mit den anderen beiden Opfern geschehen ist. Auf dem Weg zum Aufzug, fragte er sie: „Hast du nicht gemerkt was Klaus vor hat?“ Linda: „Ja doch, er wollte nur die Meinung eines Freundes hören, weil er nicht weiter weiß, das ist alles.“ Hans: „Glaube mir, der hatte etwas ganz anderes vor.“ Linda: „Und was Bitteschön?“ Hans: „Überleg doch einmal. Im K1 herrscht Personalnotstand. Zwei ungeklärte Mordfälle, ein mysteriöser Unfalltod.“ Linda: „Du meinst, er will, dass wir wieder für die Staatsanwaltschaft, als Sonderermittler arbeiten?“ Hans: „Ich fürchte, das hat Klaus, Klausen und Brandt vorgeschlagen. Und dazu verspüre ich überhaupt keine Lust. Du weißt ja, was alles beim letzten Mal geschehen ist.“ Linda: „Oh ja, da habe ich dich aus den Klauen eines Serienkillers befreit und durfte zum ersten Mal, mit tatütata fahren. Entschuldige, aber so etwas vergisst man nicht. Trotz allem, war es eine geile Zeit. Ich habe damals viel gelernt, was auch dir zu Gute kam, ich meine, so rein ermittlungstechnisch.“ Hans: „Ich weiß, dass es dir gefallen hat, aber so einen Stress, möchte ich mir nicht noch einmal antun.“ Linda: „Ja, ja, man hat es nicht leicht als Mann. Irgendwann kommt man in ein Alter, da ist jede Aufregung eben Gift für den Körper. Dann doch besser 16.000 Kilometer quer durch Europa brettern, nur um einen Erben zu ermitteln.“ Hans lachte und antwortete: „Höre ich da einen leisen Vorwurf?“ Linda: „Aber nein, mein Bärchen, du bist der Boss und bestimmst wo es lang geht. Lässt du mich bitte nach Hause fahren?“ Hans: „Warum dass auf einmal?“ Linda: „Ich möchte dich wo es geht entlasten, schließlich werde ich dafür bezahlt. Nur ein gesunder Chef, sichert mir langfristig, meinen Arbeitsplatz. Wenn es weiter so gut läuft, kannst du bis in zehn Jahren in Rente gehen.“ Hans setzte sich auf den Beifahrersitz und sah sie lächelnd an. Er fragte: „Seit wann bist du so fürsorglich?“ Linda: „Sitzt du auch bequem, soll ich die Heizung etwas höher drehen? Möchtest du Musik hören?“ Hans: „Wir werden nicht für die Staatsanwaltschaft arbeiten. Nun fahr endlich, oder willst du hier auf dem Parkplatz Wurzeln schlagen? Und nicht vergessen, nicht hupen, an roten Ampeln halten, Sicherheitsabstand einhalten und…“ Linda: „Die Geschwindigkeitsbegrenzungen einhalten. Aber klar doch, mein Bärchen.“ Sie ließ den Wagen an und fuhr gemächlich und das nicht nur vom Parkplatz. Hans sagte nach einer Weile: „Hast du das gerade gesehen? Eine Weinbergschnecke hat uns rechts überholt. Wenn das so weitergeht, haben wir wieder die ganze Heckscheibe voller Fliegen, weil sie uns nicht mehr ausweichen konnten und hinten aufgeflogen sind.“ Linda: „Selber Schuld, wenn man so rast.“

Roland Irslinger fuhr mit seinem SUV auf der Berliner Stadtautobahn. Er war wie jeden Morgen, unterwegs zu seinen beiden wichtigsten Baustellen in Berlin. Er sagte laut in sein Smartphone: „Notar Keller und Huber anrufen.“ In den Lautsprechern hörte man den Wählvorgang und wenig später meldete sich eine weibliche Stimme: „Notariat Keller und Huber, was kann ich für sie tun?“ Roland antwortete: „Hier ist Irslinger, ich hätte gerne am Montag einen Termin bei Notar Keller.“ Die Stimme sagte nach einer Weile: „Das sieht nicht gut aus. Sie haben doch am Donnerstag bei Herrn Keller einen Termin, ist es so eilig?“ Irslinger: „Geben sie mir Herrn Keller, ich kläre das persönlich mit ihm.“ Stimme: „Einen Augenblick ich werde es versuchen.“ Musik klang aus den Lautsprechern und wenig später hörte man: „Ich grüße sie, Herr Irslinger. Wie meine Sekretärin sagte, wünschen sie einen früheren Termin bei uns.“ Irslinger: „Ich wünsche keinen früheren Termin bei ihnen, sondern einen zusätzlichen. Wenn es geht gleich am Montagmorgen.“ Keller: „Oh, das sieht nicht gut aus.“ Irslinger: „Mir ist es egal, ob das gut oder schlecht aussieht, ich will nur einen Termin auf Montag haben. Und wenn sich das nicht einrichten lässt, dann suche ich eben einen Kollegen von ihnen auf.“ Die Drohung kam an. Keller: „Sie haben Glück Herr Irslinger, ich sehe gerade, um 16:15 Uhr hätte ich Zeit für sie.“ Irslinger: „In Ordnung. Ich faxe ihnen die Dokumente durch, den Rest können sie erledigen. Danke, Herr Keller.“ Er legte auf. Roland fuhr die beiden Baustellen ab und ging danach ins Büro. Dort angekommen, rief er gleich seine langjährige Sekretärin zu sich. Frau Held brachte ihm einen Kaffee und setze sich mit dem Notizblock in der Hand, vor den Schreibtisch. Roland: „Olga, was ich ihnen jetzt diktiere, behandeln sie bitte streng vertraulich. Sind sie bereit?“ Sie war es und Roland Irslinger diktierte ihr die neue Fassung seines Testamentes. Wie er fertig war, sagte sie: „Man kann sich seine Verwandtschaft und Kinder leider nicht aussuchen. Eine Kopie davon direkt an Notar Keller?“ Roland nickte und nippte dabei an seinem Kaffee. Er fragte Olga: „Was habe ich bei der Erziehung meiner Tochter falsch gemacht? Sie ist einfach stinke faul und die hellste von drei Glocken ist sie auch nicht.“ Olga: „Ich denke, sie haben alles richtig gemacht. Der Fehler liegt ganz allein bei ihrer Tochter. Sie hat schon wieder einen neuen Verlobten?“ Roland: „Ja, und dieses Mal einen Zuhälter Typ. Auf den Seychellen will sie mit ihm eine Tauchschule aufmachen und eine Bar übernehmen. 450.000 Euro würde mich dieses Mal der Spaß kosten. Olga, damit ist jetzt Schluss.“ Frau Held stand auf und meinte abschließend: „Chef, sie haben bisher ein viel zu weiches Herz gehabt. Man hat sie schamlos ausgenützt.“ Irslinger wusste, das seine Sekretärin Recht hatte und deshalb sollte dieses Spiel, ein für alle Mal ein Ende haben. Er tätigte noch einige Anrufe und erledigte die Post. Danach machte er noch einige Besuche in die einzelnen Abteilungen, bevor er sich gegen 14:00 Uhr ins Wochenende verabschiedete und nach Hause ging. Heute war Golf angesagt. Einmal im Monat spielte er Golf, nicht wegen des Sportes, sondern um Kontakte zu pflegen, oder neue zu knüpfen. Martha hatte an diesen Tagen immer ihr Kaffeekränzchen, mit Damen der gehobenen Gesellschaft. Dabei wurde nicht nur gebacken und Rezepte ausgetauscht, sondern auch kräftig getratscht. Niemand wurde verschont und jede bekam ihr Fett weg. Roland verabschiedete sich an diesen Nachmittag gegen 15:00 Uhr. Zum Golfclub hatte er es nicht weit, gerade einmal zehn Minuten Fahrzeit. Unterwegs kam er auch an seinem Reitclub vorbei, mit dem er jedes Jahr eine große Treibjagd veranstaltete, bei der immer allerlei Prominenz anwesend war. Irslinger verspürte heute wenig Lust, auf ein Kräftemessen mit anderen Mitgliedern des Clubs und übte deshalb fast eine Stunde lang nur Abschläge. Wie er damit fertig war, zog er sich um und begab sich an die Bar des Clubkasinos. Ein alter Freund begrüßte ihn gleich: „Na, mein Guter, wie geht es dir? Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen. Was macht die Familie?“ Roland: „Mein lieber Freund, frag besser nicht sonst ist der ganze Abend wieder versaut.“ Freund: „So schlimm ist es also. Mit wem hast du denn Ärger, mit Martha oder deiner entzückenden Tochter?“ Roland: „Schaff dir nie eigene Kinder an. Du glaubst nicht, wie ernüchternd und frustrierend es ist, wenn man erkennt, dass die eigenen Gene ein Griff ins Klo waren.“ Sie setzten sich an einen Tisch und andere Freunde kamen hinzu. Es wurde ein richtiger Herrenabend. Roland bestellte sich ein Steak, trank ein Bier dazu und hörte den Freunden zu, was sie Neues zu berichten hatten. Am späten Abend kam dann Rolands Treibjagd an die Reihe. Einer fragte: „Und Roland, wann startet wieder dein alljähriges Grillfest?“ Roland: „Wie immer Karl, Anfang November. Wieso fragst du, möchtest du mitmachen?“ Karl: „Um Gottes willen, nein. Wenn ich ein Stück Fleisch will, dann kaufe ich es im Laden. Müsst ihr denn jedes Jahr diese Ballerei veranstalten?“ Roland: „Leider ja. Wenn wir es nicht tun, dann hausen zum Beispiel die Wildschweine bald in unseren Gärten. Im schlimmsten Fall, plündern sie unsere Mülltonnen. In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt bei den Wildschweinen.“ Ein anderer fragte: „Sind die denn überhaupt genießbar, ich meine, sind die nicht wegen Tschernobyl radioaktiv verseucht?“ Roland: „Nicht bei uns, aber in Bayern sind die Waldböden, auch nach über 30 Jahren verseucht.“ Der Abend neigte sich zu Ende und die Runde löste sich nach und nach auf. Roland war einer der letzten, der das Kasino verließ. Inzwischen regnete es sehr heftig, so dass er halb durchnässt seinen Wagen erreichte. Innerlich fluchte er, weil er fürchtete, dass der Regen seine Planungen für einige Baustellen, verzögern könnten. Wie er so den Schleichweg zum Reitclub entlang fuhr, sah er im Scheinwerferlicht ein Fahrrad und daneben eine leblose Person am Straßenrand liegen. Roland zögerte keine Sekunde und hielt sofort an.

Tatort Berlin - Projekt Grüner Winkel

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