Читать книгу Tatort Berlin - Projekt Grüner Winkel - Benjamin Webster - Страница 4

Kapitel 2 – Ketchup

Оглавление

Es war Samstagnachmittag 14:00 Uhr. Hans schaltete den Computer aus und sagte zu Linda: „So mein Engel, alles erledigt. Jetzt gehört meine ganze Aufmerksamkeit nur dir.“ Linda antwortete: „Das ist schön, dann kannst du mir helfen, die Wäsche zusammenlegen und zu versorgen. Ach Bärchen, du bist eben der perfekte Mann.“ Hans hatte dazu aber keine Lust. Er hasste Wäsche machen, egal ob waschen, bügeln oder zusammenlegen. Hans: „Da fällt mir gerade ein, ich muss noch die letzten Fälle in unsere Datenbank eintragen. Schade mein Schatz, ich hätte dir gerne geholfen.“ Und schon verschwand er wieder in seinem Büro. Linda lief ihm hinterher und meinte: „Ich glaube, ich bekomme gleich starke Kopfschmerzen. Wahrscheinlich muss die Wäsche bis morgen liegen bleiben.“ Hans stand auf, ging ins Bad und kam mit einem Glas Wasser und einem Aspirin zurück. Er streckte ihr beides hin und sagte: „Hier für dich, ich kann dich nicht leiden sehen. Die Wäsche kannst du auch noch morgen machen, das eilt nicht.“ Linda sah ihn giftig an und antwortete: „Na warte, du kommst wieder einmal und willst etwas von mir, dann kannst du warten bis die Hölle einfriert, du Macho.“ Hans hatte inzwischen ein breites Grinsen im Gesicht, was Linda gar nicht mochte. Sie wollte schon etwas Unflätiges sagen, da küsste er sie bereits. Als der Kuss beendet war, sagte er: „Ich liebe es, wenn du wütend bist. Übrigens musst du mir nicht gleich bei jeder Gelegenheit mit Sexentzug drohen, denn damit bestrafst du dich nämlich gleich mit. Und nun machen wir die dämliche Wäsche fertig.“ Linda: „Die Wäsche kann warten.“ Jetzt gab sie ihm einen innigen Kuss. Dabei zog sie ihm gekonnt sein Hemd aus. Die Türklingel läutete, laut und heftig. Hans: „Lass es klingeln, das ist bestimmt wieder Sylvia. Und zudem habe ich eine Beule in der Hose.“ Wieder läutete es, dieses Mal länger mit Unterbrechungen. Linda: „Setz dich ins Wohnzimmer oder geh ins Bad. Ich mache auf und versuche sie abzuwimmeln.“ Hans setzte sich auf die Couch, blätterte zur Ablenkung in der Fernsehzeitschrift und schaltete den Fernseher ein. Eine Minute später kam Linda herein und sagte: „Du hast hohen Besuch, ich mach inzwischen Kaffee für uns.“ Hans sah voller Erwartung auf die Tür, bis Klaus Wagner eintrat. Er wollte Klaus schon einen Spruch reindrücken, da stand auf einmal Oberkriminalrat Brandt hinter Wagner. Beide traten ein. Und weil es noch nicht genug war, kam als letzter, Oberstaatsanwalt Klausen ins Wohnzimmer. Hans war sehr überrascht wie er die drei sah. Wagner: „Ich habe Verstärkung mitgebracht. Höre dir bitte erst alles an, bevor du ablehnst.“ Nun wusste Hans was die drei von ihm wollten, er sollte wieder einmal als Sonderermittler für die Staatsanwaltschaft arbeiten. Er stand auf, begrüßte sie und bat sie Platz zu nehmen. Hans fragte Klaus: „Was ist denn so schlimm, dass du gleich die ganze Kavallerie mitgebracht hast?“ Wagner sagte nichts, aber reichte ihm einige Handakten. Hans: „Was soll ich damit?“ Klausen: „Wenn es ihnen nicht so viel Mühe macht, einfach lesen.“ Hans sah alle drei nachdenklich an und fing an, in der ersten Akte zu blättern. Linda kam herein und servierte Kaffee für alle und setzte sich schweigend neben Hans. Wie er mit der ersten Akte fertig war, übergab er sie Linda. Die sah Klaus fragend an, der nickte nur. Das gleiche geschah mit der zweiten und dritten Akte. Wie Hans mit der vierten anfing, rief er auf einmal ungläubig: „Ist das ….?“ Klausen: „Ja, er ist es. Geschehen in der letzten Nacht. Jetzt können sie sich ja vorstellen, in welchem Dilemma wir stecken. Aber lesen sie bitte weiter.“ Hans überflog den Bericht und sah sich die Fotos vom Tatort an. Er schüttelte den Kopf und sprach: „Doppelt genäht hält besser. Da ist wohl scheinbar etwas ganz schief gelaufen.“ Klaus: „Irslinger war Maurermeister, der hatte Kraft wie ein Bär.“ Hans reichte die Akte an Linda weiter. Brandt: „Wie ist ihre erste Einschätzung? Haben wir es mit mehreren Tätern, oder nur mit einem zu tun?“ Hans: „Das kann ich so noch nicht sagen, dazu fehlen mir die Details. Erst wenn ich die Berichte der Pathologie und der KTU gelesen habe, kann ich mir ein Bild machen. Alles andere wäre reine Spekulation.“ Wagner: „Und was sagt dein berühmtes Bauchgefühl?“ Linda sagte auf einmal laut: „Oh Gott, das ist ja der Baulöwe Irslinger.“ Hans: „Ja, leider. Sieh dir die Tatortfotos bitte nicht an, es ist kein schöner Anblick.“ Linda: „Ich werde sie irgendwann sowieso sehen, warum nicht gleich.“ Brandt: „Und was sagt ihr Bauchgefühl? Einzel oder Serie?“ Hans: „Drei der Opfer könnten von ein und demselben Täter umgebracht worden sein. Bei der jungen Tennisspielerin bin ich mir nicht so sicher. Aber wie gesagt, festlegen möchte ich mich nicht.“ Oberstaatsanwalt Klausen zog ein Kuvert aus der Jackentasche und legte es auf den Tisch und fragte: „Und, sind sie dabei?“ Klausen schob das Kuvert zu Hans. Der öffnete den Umschlag und hielt nun zwei Dienstausweise in den Händen. Einer trug seinen Namen. Darauf stand: Kriminalhauptkommissar Hans Kramer, Sonderermittler der Staatsanwaltschaft Berlin Mitte. Und auf dem anderen stand: Linda Hoffmann, Assistentin der Staatsanwaltschaft Berlin Mitte. Hans sah Linda an und fragte: „Was meinst du, sollen wir den Job annehmen?“ Linda: „Das musst du ganz alleine entscheiden, du bist der Boss. Wenn es zu gefährlich ist für uns, dann lass es sein. Du musst nicht den Helden spielen. Aber wenn du der Meinung bist, du kannst der Staatsanwaltschaft und deinen ehemaligen Kollegen helfen, dann entscheide dich dafür.“ Klaus fügte hinzu: „Hans, wir brauchen euch. Nun zier dich nicht und sag schon ja.“ Hans: „Na, wenn das so ist, kann ich wohl schlecht nein sagen. OK, wir sind dabei. Wann geht es los?“ Klausen: „Kommen sie beide am Montagmorgen um 8:00 Uhr in mein Büro, dann können wir den Bürokram erledigen, Ordnung muss sein. Dann können sie gleich ihre Dienstwaffe und die Schlüssel für ihren Dienstwagen in Empfang nehmen. Einen gültigen Waffenschein haben sie ja noch, oder?“ Hans: „Wollen sie ihn gleich sehen?“ Klausen: „Wenn sie ihn gerade parat haben, dann brauchen sie ihn am Montag nicht extra mitbringen.“ Linda stand auf und holte das amtliche Dokument. Klausen sah ihn sich an und notierte die Nummer des Scheins. Brandt: „Dann auf gute Zusammenarbeit und Willkommen im Team.“ Er schüttelte Hans und Linda die Hand. Klausen und Brandt verabschiedeten sich und verließen die Wohnung. Klaus saß noch auf einem Sessel und trank seinen Kaffee leer. Hans fragte: „Das hast du doch eingefädelt, stimmt’s?“ Klaus: „Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, dann kommt eben der Berg zum Propheten. Ich wollte dir das gestern schon vorschlagen, aber du bist ja gleich wieder verschwunden.“ Hans: „Ich hab genau gewusst was du vorhattest, deswegen hab ich mich so schnell vom Acker gemacht. Aber jetzt wo es noch ein Opfer gibt, bin ich der Meinung, wir sollten dieses Arschloch so schnell wie möglich fassen.“ Klaus: „Wenn du willst, können wir am Montag zuerst zum Tatort und dann zur Familie von Irslinger fahren. Bis wir wieder zurück sind, dürften auch die Ergebnisse der Gerichtsmedizin und der KTU vorliegen.“ Klaus stand auf und verabschiedete sich: „Also, dann bis Montagmorgen. Ich freue mich, dass ihr wieder mit an Bord seid. Ich wünschte, du würdest wieder in den Staatsdienst eintreten.“ Hans: „Klaus, es wird eine Momentaufnahme bleiben. Ich habe noch ein Ziel und das würde ich als Beamter nicht erreichen, mein Häuschen im Grünen.“ Als Klaus weg war, meinte Linda: „Muss das mit der Dienstwaffe sein?“ Hans: „Linda, sie dient nur zu meinem eigenen Schutz. Im Notfall, muss ich mich verteidigen können. Und ich würde nicht zögern zu schießen, um mein oder ein anderes Leben zu retten. So sind nun einmal die Spielregeln, wenn man gegen Mörder ermittelt.“ Linda: „Aber beim letzten Mal, hast du auch keine Waffe getragen.“ Hans: „Doch am letzten Tag, weil ich Willy verhaften wollte. Aber damals waren andere Voraussetzungen wie heute. Du hast es ja gesehen, der Mörder macht rücksichtslos von der Waffe Gebrauch.“ Linda: „Versprich mir, dass du auf dich aufpasst. Ich möchte nämlich nicht schon Witwe werden, bevor ich überhaupt verheiratet bin.“ Hans lachte und antwortete: „Das wird nicht passieren. Ich bin schon lange in dem Job und kann Situationen gut einschätzen. Wenn die Sache hier vorbei ist, heiraten wir.“ Sie umarmten sich und Linda fragte: „Und wer macht jetzt die Wäsche?“

Punkt 8:00 Uhr klopften Hans und Linda, an der Tür des Oberstaatsanwaltes. Der rief: „Herein.“ Er begrüßte sie und fuhr fort: „Ich habe alles gerichtet, sie brauchen nur noch unterschreiben. Hier sind ihre Dienstwaffe und der Schlüssel für den Dienstwagen. Ach ja, jetzt hätte ich doch fast die Tankkarte vergessen.“ Er schob ihnen die vier Formulare hin, die sie artig unterschrieben. Klausen: „Dann wäre der förmliche Teil erledigt. Ich wollte ihnen beiden nur noch sagen, dass wir uns alle freuen, dass sie wieder mit dabei sind. Falls sie noch etwas benötigen, dann kontaktieren sie mich bitte. Hier ist meine neue Handynummer, wie ich sehe, hat sich ihre nicht geändert. Dann bleibt mir nur noch ihnen viel Erfolg zu wünschen.“ Hans und Linda bedankten sich und verließen Klausens Büro. Sie fuhren dann direkt ins Polizeipräsidium und begaben sich an ihre neue, alte Wirkungsstätte. Die Begrüßung war herzlich, schließlich kannte man sich. Nun waren sie zu fünft im K1. Neben Hans, Linda und Klaus, waren KOK Frank Steiner und KOK Martina Weber mit von der Partie. Klaus bat sie gleich zur Dienstbesprechung in den kleinen Konferenzsaal. Wie alle mit Kaffee und den Handakten versorgt waren, fing Klaus an zu referieren. Klaus: „Nun ein Überblick aller vier Fälle. Erstes Opfer. Sandra Peters, Ex Profitennisspielerin, 22 Jahre, ledig, wurde vor vier Wochen ertrunken im Kleinen Wannsee aufgefunden. Eine Gruppe von Seglern hatte sie am frühen Morgen beim Anlegen ihrer Boote, an der Anlegestelle entdeckt. Todesursache war laut Gerichtsmedizin ertrinken, vermutlich durch einen Wadenkrampf ausgelöst. Dazu muss man wissen, dass Frau Peters rechts, ein gelähmtes Bein hatte. Diese Lähmung wurde durch einen Unfall vor zwei Jahren in den Vereinigten Staaten verursacht. Ein Zivilprozess steht kurz vor dem Abschluss. Die Anwälte von Frau Peters verklagten den Unfallverursacher, auf insgesamt 25 Millionen Schmerzensgeld. Nach Abzug aller Kosten, würde Frau Peters stolze 15 Millionen erhalten. Laut Gerichtsmedizin, hatte das Opfer Barbiturate, besser gesagt Pentobarbital im Blut. Näheres entnehmt ihr bitte aus den Berichten der Gerichtsmedizin und der KTU.“ Hans fragte: „Ist das nicht das Zeug, dass man in der Schweiz zur Sterbehilfe verwendet?“ Klaus: „Genauso ist es. Es ist nur auf Rezept erhältlich, aber dann in ganz niedrigen Dosen. Aber das können wir später erörtern. Kommen wir zum zweiten Fall. Es handelt sich um den Juwelier Maximilian Rosenzweig. Alter 72 Jahre, seit drei Jahren Witwer, eine Tochter, Susanne 46 Jahre alt. Er wurde von seinem Pfleger in seiner Wohnung in Potsdam, Tod aufgefunden. Der Notarzt hatte als Todesursache Suizid festgestellt, da ein leeres Tablettenröhrchen neben dem Bett lag. Uns hat das stutzig gemacht, da Rosenzweig auch Pentobarbital genommen hatte. Und zu Recht, wie sich nachher bei der Obduktion herausstellte. Denn Herr Rosenzweig wurde mittels einer Plastiktüte erstickt. Nähere Einzelheiten entnehmt ihr bitte aus den Berichten. Nun zum dritten Opfer. Frau Theresa von Brahmstett, 81 Jahre alt, Witwe. Sie hinterlässt zwei Söhne, Gunther und Arno 48 und 44 Jahre alt. Frau Brahmstett wurde letzten Mittwoch im kleinen Park an der Königsstrasse, von einer Joggerin Tod aufgefunden. Todesursache war ersticken, mittels einer Plastiktüte über dem Kopf. Sie trug die Tüte noch, was darauf schließen lässt, dass ihr Mörder bei der Tat wahrscheinlich gestört wurde. Sie hatte ihren Hund mit dabei, der neben der Leiche Wache hielt. Näheres dazu in den Berichten. Und jetzt zum letzten, aktuellen Fall. Roland Irslinger, 49 Jahre alt, verheiratet mit Martha Irslinger, 48 Jahre. Eine Tochter, Saskia 24 Jahre wohnt noch zu Hause aber in einem anderen Gebäude, nicht in der Villa. Sie ist angeblich verlobt mit Frank Leisner, 32 Jahre alt. Er ist Aktenkundig, hat drei Vorstrafen wegen BTM, Förderung zur Prostitution und der letzte Eintrag vom letzten Jahr, Erpressung. Hat derzeit noch zwei Jahre Bewährung. War in der Mordnacht bis 23:00 Uhr in seinem Golfclub. Auf der Heimfahrt hat man ihn auf irgendeine Art zum Halten gebracht und dabei seine Mörder einsteigen lassen. Wir nehmen an, dass sie getrampt sind und Irslinger hat sie wegen dem starken Regen mitgenommen. Das ist nur eine Annahme, wir warten noch auf den Bericht der SpuSi und der Gerichtsmedizin. Auf jeden Fall ist der Mörder hinter ihm gesessen und hat Irslinger eine Plastiktüte über den Kopf gestülpt. Irgendwie ist es ihm gelungen ein Loch in die Tüte zu reißen, so dass er wieder atmen konnte. Er muss sich dann heftig gewehrt haben, wobei ihn dann sein Mörder von hinten durch den Sitz, mit insgesamt zwei Schüsse in Herz und Lunge tötete. Anschließend wurde der Wagen in den Feldweg geschoben, wo man ihn am Samstagmorgen entdeckte. Gefunden hat ihn gegen 9:00 Uhr, ein Landwirt aus der Nachbarschaft, der uns gleich verständigte. Alles andere besprechen wir, wenn wir wieder zurück vom Tatort und der Witwe sind.“ Linda: „Was soll ich tun?“ Klaus: „Du und Martina erstellt wieder eine Wand mit allen Bildern und Namen. Du weißt ja wie das geht, du machst das ja nicht zum ersten Mal. Frank, du holst dir von Klausen die richterlichen Genehmigungen für die Einlogdaten aller Handys. Ruf die Provider an, sie sollen dir alle Daten für die fraglichen Zeiträume geben. Vor allem die Bewegungsprofile der letzten Stunden vor dem Tod. Kümmer dich auch bitte um alle Bankunterlagen, also Kontoauszüge und dergleichen. Ach ja, frag auch auf dem Gericht nach, ob Testamente vorliegen und hol dir die Kopien. Noch Fragen?“ Klaus und Hans machten sich auf den Weg zum Tatort. Hans las während der Fahrt noch einmal den Bericht durch und sah sich die Fotos von dem ermordeten Roland Irslinger an. Hans: „Wie es aussieht, ist der Schütze Linkshänder. Er muss direkt hinter ihm gesessen haben. Aber ich frage mich, woher kommt das Blut auf dem Beifahrersitz.“ Klaus: „Vielleicht war der Mörder oder sein Komplize verletzt und hat sich nach vorne gesetzt, während der andere im Fond Platz nahm. Wir müssen eben auf die Berichte der SpuSi und der KTU warten, dann wissen wir mehr.“ Hans: „Die werden auch sauer sein, wieder einmal ist ein Wochenende im Eimer.“ Klaus: „Das Verbrechen kennt keine Pausen und schon gar kein Wochenende. Wir kennen jetzt die Fakten, aber was uns fehlt sind die Motive.“ Hans: „Eine junge Sportlerin, die ein gelähmtes Bein hat. Ich glaube kaum dass sie Feinde hatte, ganz im Gegenteil. Sie wird überwiegend Freunde haben, wenn auch nur aus Mitleid. Der Juwelier, ein alter Mann der seinen Laden bereits an seine Tochter abgegeben hat. Wer bringt einen alten Mann um, der sowieso nicht mehr lange lebt? Dann ist da noch Theresa. Auch alt, hat keinem Menschen etwas Böses getan. Und nun dieser Baulöwe, der scheinbar unbestechlich ist und nie geschmiert hat. Vielleicht will jemand alle Gutmenschen ausrotten. Pardon, reiche Gutmenschen. Denn alle Opfer haben eines gemeinsam, sie waren sehr reich. Vielleicht ist da das Motiv zu suchen. Geld!“ Klaus: „Dann wird es bald keine reichen Leute mehr geben.“ Hans: „Tut mir leid, aber es ist die einzige Gemeinsamkeit, die alle verbindet.“ Klaus: „Aber die Tennisspielerin hat so gut wie nichts auf dem Konto, passt schon nicht in deine Theorie.“ Hans: „Wenn sie den Prozess in den Staaten gewinnt, dann schon. Oder sind 15 Millionen nur Wechselgeld für dich?“ Klaus: „Was ist mit dem Verlobten von der Irslinger Tochter?“ Hans: „Wir werden uns den Typ einmal richtig zur Brust nehmen.“ Klaus hielt an und meinte: „Laut den Unterlagen der Kollegen vom KDD (Kriminal Dauer Dienst), muss hier der Tatort sein.“ Klaus deutete auf den kleinen Feldweg, der rechts von dem Wirtschaftsweg abging. Man sah noch die Rot- Weißen Absperrbänder, die im Wind flatterten. Hans: „Und wo genau stand der SUV von Irslinger?“ Klaus öffnete die Akte und zog ein Foto heraus und zeigte auf eine bestimmte Stelle: „Dort drüben, etwa 30 Meter von hier.“ Hans lief die Strecke ab und meinte: „Ich glaube nicht, das man diesen schweren Wagen, alleine soweit schieben kann. Da waren zweifellos zwei Personen am Werk. Hast du noch ein Foto vom Lenkrad?“ Klaus suchte es heraus und reichte es ihm. Hans sah es sich an und bemerkte: „Siehst du, die Blutspuren auf dem Lenkrad sind verwischt. Das heißt, der Wagen wurde nicht gefahren, sondern mit offener Tür geschoben.“ Dabei deutete er auf einen verwischten Abdruck auf dem oberen Türholmen. Klaus: „Und was ist mit den Blutspuren auf dem Beifahrersitz? Meinst du, dass der zweite Täter verletzt war? Das würde auch erklären, warum Irslinger mitten in der Nacht angehalten hat.“ Hans: „Du denkst an einen vorgetäuschten Unfall?“ Klaus: „Wäre doch möglich. Aber wie sind die Täter vom Tatort weggekommen?“ Hans: „Bestimmt nicht zu Fuß. Die werden irgendwo einen Wagen abgestellt haben und mit dem sind sie dann getürmt.“ Hans lief zurück zur Strasse und sah sich am Seitenstreifen um. Klaus: „Was suchst du?“ Hans: „Vielleicht liegt noch etwas im Straßengraben, was die Kollegen übersehen haben.“ Doch so sehr sie auch suchten, sie fanden nichts. Sie stiegen wieder ein und fuhren in Richtung Irslingers Villa. Hans: „Das ist ein Wirtschaftsweg, den kennen bestimmt nicht viele, es sei denn man kennt die Strecke.“ Klaus: „Ein Promille Weg. Irslinger wohnt unweit von hier.“ Hans: „Reit- und Golfclub, sind auch nicht weit weg.“ Sie stiegen ein und fuhren Richtung Villa. Hans sah zum Fenster hinaus und beobachtete die Landschaft. Plötzlich rief er: „Mach einmal langsam, was ist das da drüben?“ Klaus bremste den Wagen ab und hielt an. Klaus: „Sieht aus, wie ein Stapel Holz.“ Sie stiegen aus und liefen zu dem merkwürdigen Stapel. Als sie näher kamen, meinte Hans: „Wer sammelt hier in der Pampas Holz und stapelt es auch noch?“ Klaus: „Vielleicht ein Bauer, der noch Kleinholz für seinen Ofen braucht.“ Sie sahen sich den Stapel näher an, aber es war wirklich nur Holz, das jemand gesammelt hatte. Sie liefen zurück und fuhren weiter zu den Irslingers. Hans fragte: „Wo wohnt denn Irslinger eigentlich?“ Klaus: „Förstereiweg 2, warum fragst du?“ Hans: „Das ist nicht weit weg, von der Villa Brahmstett.“ Hans öffnete sein Tablet und lud den Stadtplan von Berlin hoch. Dann meinte er: „Drei der vier Opfer wohnen verdammt nah zueinander, dass sind höchstens sieben bis acht Kilometer. Nur der Juwelier wohnt etwas weiter weg, in Potsdam. Das ist doch gar nicht unser Zuständigkeitsbereich.“ Klaus: „Klausen hat von der Staatsanwaltschaft aus, alle Fälle dem K1 übertragen. Wir können schalten und walten wie wir wollen. Und wenn nicht, bist ja du auch noch da, schließlich arbeitest du, rein theoretisch, für den Verein.“ Klaus hielt vor der Villa. Nach dem Läuten, öffnete Saskia Irslinger. Klaus und Hans zeigten ihre Dienstausweise und Saskia führte sie ins Wohnzimmer. Martha Irslinger sah nicht gut aus, kein Wunder, weil sie das ganze Wochenende nicht geschlafen hatte. Der Verlust ihres Mannes hatte sie doch sehr getroffen. Hans und Klaus stellten sich vor und kondolierten erst einmal, bevor sie anfingen zu fragen. Klaus: „Entschuldigen sie Frau Irslinger das wir sie in dieser schweren Stunde belästigen müssen, aber es ist leider unumgänglich. Bitte schildern sie uns doch, wie sie die letzten Stunden mit ihren Mann verbracht haben.“ Martha erzählte nun, wie sich ihr Mann kurz vor 15:00 Uhr zum Golfspielen verabschiedete. Sie verschwieg aber, dass es wieder Zoff mit Saskia gab. Sie drohte nun damit, am Montag zum Anwalt zu gehen und juristische Schritte zu unternehmen. Nun sah die Sache etwas anders aus. Da ihr Vater Tod war, erbte sie automatisch, ein Viertel des Gesamtvermögens. Vorausgesetzt, im Testament steht nichts Gegenteiliges. Hans fragte: „Ging ihr Mann jeden Freitag zum Golfen?“ Martha: „Nicht jeden, aber zwei bis drei Mal schon im Monat.“ Hans: „Und ging er da immer alleine hin, ich meine, hat ihn jemand aus der Familie begleitet?“ Martha: „Nein, Golf ist nicht so unser Ding.“ Klaus: „Und wann kam er sonst wieder zurück?“ Martha: „Das kann ich ihnen nicht genau sagen, denn meistens habe ich da schon geschlafen. Das war dieses Mal auch so. Ich habe mich gegen 22:00 Uhr hingelegt und bis um 8:00 Uhr geschlafen. Erst am Morgen merkte ich, dass er nicht zu Hause war. Deshalb habe auch gleich eine Vermisstenanzeige aufgegeben.“ Hans: „Und wie sieht es mit ihnen aus, wo waren sie am Freitagabend?“ Saskia: „Sie verdächtigen mich?“ Hans: „Tut mir leid, aber das ist reine Routine, wir müssen das alle Beteiligten fragen. Also, wo waren sie?“ Saskia: „Ich war mit meinem Verlobten im alten Gärtnerhaus. Wir sind gerade dort eingezogen und renovieren es.“ Klaus: „Wo ist denn ihr Verlobter, wir würden ihn auch gerne sprechen.“ Saskia: „Er ist drüben im Gärtnerhaus, ich hole ihn.“ Klaus: „Bemühen sie sich nicht, ich geh zu ihm. Wo ist dieses Gärtnerhaus?“ Saskia zeigte es ihm und Klaus machte sich auf den Weg dorthin. Hans setzte sich neben Frau Irslinger und fragte: „Beim Baugewerbe geht es oftmals sehr rau zu, gab es da in letzter Zeit Ärger mit Arbeitern, Angestellten oder Bauherren?“ Martha: „Das kann ich ihnen beim besten Willen nicht sagen. Roland hat zu Hause nie über die Arbeit gesprochen, es sei denn, er hatte eine größere Ausschreibung gewonnen. Da sind wir meistens, zur Feier des Tages, ausgegangen. Wenn das jemand weiß, ist das die Sekretärin meines Mannes. Das ist Frau Olga Held, sie ist die gute Seele in der Geschäftsleitung.“ Hans: „Gibt es jemand, mit dem ihr Mann in letzter Zeit Schwierigkeiten hatte?“ Martha: „Nicht das ich wüsste. Für meinen Mann gab es nur seine Firma, der war kein Lebemann. Außer seinem Golf und einmal im Jahr die Treibjagd, gab es nichts für ihn. Jede freie Minute verbrachte er bei mir und meiner Tochter. Familie war für ihn der Ruhepol.“ Martha schnäuzte sich die Nase und wischte sich zum x-ten Male die Tränen ab. Man spürte förmlich, wie diese Frau litt. Die Trauer war echt und nicht gespielt, was man von dem Töchterlein nicht behaupten konnte. Sie wirkte äußerst kühl und distanziert. Hans fragte Saskia: „Und sie, wissen sie jemanden, der ihrem Vater so etwas antut? Wie war denn ihr Verhältnis zu ihrem Vater?“ Saskia: „Gut, normal eben.“ Hans: „Stimmt das Frau Irslinger?“ Martha: „Sie kennen das sicher, Kinder sind oft anderer Meinung als ihre Eltern. Da fliegen schon einmal die Fetzen, das ist völlig normal. Wir sind da keine Ausnahme. Man streitet sich und anschließend versöhnt man sich wieder. Familie eben.“ Saskia: „So ist es. Ich hatte meinen Vater trotz mancher Differenzen immer lieb gehabt.“ Hans: „Was machen sie eigentlich beruflich, wenn ich fragen darf?“ Saskia wurde nun sichtlich nervös. Sie antwortete: „Was hat meine Arbeit mit dem Tod meines Vaters zu tun? Suchen sie besser nach seinem Mörder.“ Hans: „Wir müssen uns ein Bild von den familiären und geschäftlichen Beziehungen machen. Nur so können wir den oder die Täter finden. Und je mehr wir über das Opfer wissen, desto enger wird der Täterkreis. Was denken sie, wie viele Morde von der Familie oder eines Angehörigen jedes Jahr begangen werden. Die Zahl liegt bei rund 70 %. Mord geschieht nicht einfach so. Mord ist in den meisten Fällen eine sehr emotionale Angelegenheit und wer lügt, tut dies in den meisten Fällen, um etwas zu verschweigen oder um nicht in Verdacht zu geraden. Das gilt für Freunde gleichermaßen, wie für Familienangehörige. Ich frage sie noch einmal, wie war das Verhältnis zu ihrem Vater?“ Saskia saß schweigend auf dem Sofa. Martha sagte nach einer Weile: „Es war in letzter Zeit angespannt. Bevor sie dies von jemand anders erfahren, sage ich es ihnen.“ Saskia sah ihre Mutter böse an und sagte dann: „Was soll das Mutter?“ Und Martha schilderte den Streit ihres Mannes und ihrer Tochter. Hans: „Und, was machen sie jetzt? Gehen sie in die Karibik und verwirklichen sie ihren Traum, oder bleiben sie hier in Deutschland?“ Saskia: „Ich bleibe vorerst hier bei meiner Mutter, die Familie muss zusammenhalten. Sie braucht mich jetzt, nicht wahr, Mutter?“ Martha nickte und antwortete: „Ich hab doch nur noch dich, was soll ich ganz alleine in dieser großen Villa.“ Klaus kam zurück und brachte Frank gleich mit. Hans fragte ihn gleich: „Und sie, was machen sie jetzt?“ Frank: „Ich weiß nicht was sie meinen?“ Hans: „Ihre Verlobte hat gerade gesagt, sie wird vorerst nicht in die Karibik gehen. Bleiben sie auch hier?“ Frank: „Natürlich bleiben wir hier, wir können doch ihre Mutter mit dem großen Verlust nicht alleine lassen.“ Er setzte sich neben Martha und fügte hinzu: „Wir werden immer für sie da sein, zusammen schaffen wir das.“ Klaus sah Hans skeptisch an und erklärte: „Ich glaube, das war es fürs Erste. Bitte halten sie sich zu unserer Verfügung, da wir bestimmt noch einige Fragen an sie haben werden. Hier ist meine Karte, für den Fall das ihnen noch etwas einfällt.“ Hans fragte abschließend: „Kennt sich jemand von ihnen mit Schusswaffen aus, hat einer von ihnen schon einmal eine abgefeuert?“ Alle drei verneinten, niemand von ihnen hatte je eine Waffe in der Hand. Klaus: „Heute Nachmittag kommen noch zwei Kollegen vorbei und machen einige Tests bei ihnen. Sie sind sicherlich damit einverstanden.“ Alle drei stimmten zu. Sie verabschiedeten sich und fuhren zurück ins Präsidium. Hans berichtete Klaus unterwegs, was er in Erfahrung gebracht hatte. Klaus: „Davon hat der saubere Herr Schwiegersohn kein Wort erwähnt. Der Typ ist aalglatt. Wenn du mich fragst, hat er nicht viel übrig für die Tochter des Hauses, der ist einfach nur hinter dem Geld her und 450.000 Euro, sind kein Pappenstiel. Ich hätte an Irslingers Stelle, auch nein gesagt.“ Hans: „Da siehst du es wieder, Geld macht sexy. Da fällt mir gerade ein, hast du schon die ältere Dame angerufen, die dir Jupp genannt hat? Warte nicht zu lange, sonst putzt diese Perle woanders und du versinkst im Dreck und Chaos.“ Klaus: „Ich rufe sie nachher an.“ Hans: „Gib mir ihre Nummer, ich mache gleich einen Termin mit ihr aus.“ Klaus: „Was soll das, meine Termine mache ich schon selbst.“ Hans: „Klaus, ich kenne dich doch, aus dem Auge, aus dem Sinn. Also, her mit der Nummer, denn du brauchst wirklich jemand der für dich putzt und deine Wäsche macht.“ Klaus: „Und wenn die Dame mehr will als putzen?“ Hans: „So wie Jupp sagte, ist die Frau 50 Jahre alt und verheiratet.“ Klaus: „Na gut, aber setze den Termin nicht zu früh an.“ Er reichte ihm sein Handy und sagte: „Die Nummer steht unter „Putze“, ihren Namen weiß ich nicht mehr.“ Hans: „Da wird sie sich aber freuen, wenn ich sie jetzt mit Frau Putze anspreche.“ Hans sah nach und tatsächlich hatte Klaus die Nummer unter „Putze“ eingetragen. Er wählte ihre Nummer.

Im K1 war wieder Leben. Frank Steiner war am telefonieren, er forderte von verschiedenen Provider die Bewegungsprofile, so wie die Anruflisten der Opfer an. Die wollten natürlich einen richterlichen Beschluss dafür haben, die Steiner seinerseits wiederrum, bei Oberstaatsanwalt Klausen anforderte. Und wie das so in Deutschland ist, musste er dies von einem Richter genehmigen lassen. Bürokratie vom feinsten, aber alles muss seine Ordnung haben. Man munkelt in Fachkreisen, dass wir deutschen die Bürokratie zwar nicht erfunden, aber perfektioniert haben. Linda und Martina waren fleißig am schreiben und am kleben. Langsam aber sicher entstand eine übersichtliche Tafel, auf der alle mutmaßlichen Opfer und deren Umfeld aufgeführt wurden. Ganz oben standen die Namen, darunter die Bilder und darunter die Angehörigen. Danach Freunde oder sonstige nahestehende Personen. Linda tat aber noch etwas, sie legte eine Datenbank an, in der sie alle Personen erfasste, die mit den einzelnen Fällen befragt oder vernommen wurden. So entstand für jeden einzelnen, eine kleine übersichtliche Biographie. Wenn sie nun etwas wissen wollte, gab sie in die Suchmaske nur den Begriff ein und schon spukte die Datenbank alle betreffenden Personen aus. Hans und Klaus kamen gerade von den Irslingers zurück, da brachte ein Beamter die Berichte der KTU und SpuSi, sowie den Obduktionsbericht der Gerichtsmedizin. Martina kopierte sie gleich, damit jeder der Kommissare einen vollständigen Bericht hatte. Klaus lachte herzlich wie er den Konferenzraum betrat. Linda fragte ihn: „Schön das euch die Arbeit Spaß macht. Kann man mit lachen?“ Hans: „Ich habe gerade eine Putze für Klaus eingestellt. Ich erzähl es dir nachher in der Mittagspause.“ Sie standen nun vor der Wand und Klaus bemerkte anerkennend: „Das nenne ich deutsche Gründlichkeit. Ihr beide habt das toll gemacht.“ Martina: „Hast du das gehört Linda, das war ein Lob vom Chef persönlich.“ Linda: „Das ist doch nichts ungewöhnliches, ich bekomme jeden Tag ein Lob von meinem Chef.“ Martina: „Dann frag doch einmal bei deinem Chef nach, ob er noch eine tüchtige Ermittlerin sucht.“ Klaus: „Martina, du bist die Beste. So, können wir nun wieder zur Tagesordnung übergehen? Sind eigentlich schon die Berichte von der KTU, SpuSi und Gerichtsmedizin da?“ Linda: „Die sind vor ein paar Minuten gekommen. Martina ist gerade dabei sie zu kopieren.“ Steiner kam dazu und berichtete: „Weil dieser Irslinger mit einer 9 mm Waffe erschossen wurde, habe ich mir gedacht, schau doch einmal nach, ob Waffen auf ihn eingetragen sind. Und das Ordnungsamt hat mir das hier geschickt.“ Er gab das Fax, Klaus und der sagte kurz und knapp: „Die haben uns doch ganz frech angelogen. Auf Roland Irslinger sind eine Schrotflinte, zwei Jagdgewehre und jetzt kommt’s, eine Glock 17, 9 x 19 mm zugelassen.“ Er übergab den Zettel Hans und der las alles durch. Hans: „Du hast Recht, die haben gelogen. Ruf die SpuSi an, wenn sie heute zu den Irslingers gehen, sollen sie neben den Fingerabdrücken und der DNA, auch einen Schmauchtest von allen drein machen.“ Klaus: „Dann werden wir ihnen heute noch einmal einen Besuch abstatten. Bin gespannt, wie sie uns das erklären.“ Hans: „Frank das war gute Arbeit, Danke.“ Der antwortete: „Nicht dafür, ist doch unser Job. Habt ihr etwa Neues herausgefunden?“ Klaus: „Und ob, da ist auch nicht alles Gold was glänzt.“ Wagner berichtete, was sie bei den Irslingers alles erfahren hatten. Martina: „450.000 Euro sind ein Tatmotiv.“ Linda: „Fragt sich nur für wen. Die Tochter ist vielleicht naiv, aber doch nicht blöd. Wenn dann ist es ihr Verlobter Frank Leisner.“ Steiner: „Oder gemeinsam. Wie wir gerade gehört haben, müssen es zwei Täter gewesen sein, würde also theoretisch passen.“ Hans las inzwischen den Bericht der KTU. Plötzlich sagte er: „Ich werd verrückt. Die Spuren auf dem Beifahrersitz war gar kein Blut. Ratet einmal was das war.“ Alle schauten ihn erwartungsvoll an, bis er sagte: „Ketchup, reiner Tomatenketchup.“ Klaus: „Aber das hat ausgesehen wie Blut. Warum schmiert jemand Ketchup auf den Beifahrersitz? Hat Irslinger vielleicht Pommer Rot-Weiß gegessen?“ Hans: „Laut dem Bericht der KTU, wurden keine Essensreste gefunden.“ Steiner: „Vielleicht waren die Flecken schon älter. Könnte doch sein, er hat am Morgen oder am Tag zuvor eine Currywurst oder Pommes gegessen und ist nicht dazu gekommen den Sitz zu reinigen.“ Hans: „Da steht aber auch, dass jemand auf dem Beifahrersitz gesessen haben muss, die Spurenlage ist eindeutig. Auch die Spuren am oberen Türholmen sind Ketchup.“ Martina: „Dann muss einer der Täter damit in Berührung gekommen sein. Fragt sich nur, wie ist der Ketchup in den Wagen gekommen.“ Hans: „Ich denke, wir sollten uns einmal den SUV von Irslinger ansehen, vielleicht sind wir dann schlauer. Auf jeden Fall brauchen wir einen Durchsuchungsbeschluss, für Irslingers Wohn- und Geschäftsräume. Frank, kannst du das erledigen? Martina, du könntest beim Zentralen Testamentsregister nachfragen, ob unsere Opfer dort ein Testament hinterlegt haben. Falls ja, auch einen Beschluss dafür bei Klausen holen.“ Klaus: „Hoffentlich spielt da Klausen mit, du kennst ihn ja.“ Hans: „Wenn er sich querstellt, werde ich ihn daran erinnern, warum er mich im Team haben wollte.“ Klaus: „Frank, stellst du bitte zwei Teams für die Durchsuchung bei den Irslingers zusammen. Du leitest das Team in seinem Büro und wir übernehmen die Privaträume. Den Termin dafür legen wir auf 15:00 Uhr. Sind noch Fragen, wenn nicht fahren wir jetzt zur KTU.“ Zehn Minuten später fuhren sie auf den Parkplatz der KTU vor. Sie stiegen aus und liefen zur großen Halle, in der die Autos oder andere Objekte kriminaltechnisch untersucht wurden. Kaum waren sie in der Halle, kam ihnen auch schon der Leiter der KTU, Herrmann Boll entgegen. Boll wusste nicht das Hans wieder einmal für die Staatsanwaltschaft arbeitete, deshalb auch seine Frage: „Hast du dich verlaufen, oder gehört dir einer der Karren die hier herumstehen?“ Er begrüßte beide und Hans antwortete: „Weder noch Herrmann, ich bin dienstlich hier. Gut siehst du aus.“ Boll: „Danke, aber du hast schon besser gelogen. Dienstlich? Dann bist du wieder einmal bei Klausens Truppe gelandet?“ Hans: „So ist es. Wir sind hier um den Wagen von Roland Irslinger in Augenschein zu nehmen.“ Boll: „Dann kommt mal mit, dort hinten steht das gute Stück.“ Der Schwarze SUV stand in einer hinteren Ecke der großen Halle. Rein äußerlich hatte der Wagen keine Beschädigungen, doch wie man die Fahrer und Beifahrertür öffnete, bot sich ein Bild des Grauens. Das Armaturenbrett hing heraus und die ganzen Kabel dazu. Und überall Blutspritzer. An der Windschutz- und linken Seitenscheibe, Lenkrad, Armaturenbrett und auf dem linken Sitz, bis zum Boden herunter. Hans: „So eine Sauerei, Irslinger war demnach nicht sofort Tod.“ Herrmann Boll antwortete: „ Ich denke, er hat noch 10 - 30 Sekunden gelebt. Es war ja auch kein direkter Herzschuss, sondern die Kugel zerfetzte die beiden Aorten Ein- und Ausgänge zur Lunge und Bauchraum. Das ist natürlich der Supergau, weil da die Hauptschlagadern daumendick sind.“ Klaus sah sich den Beifahrersitz an und fragte Herrmann: „Habt ihr eine Erklärung für die Ketchupflecken?“ Boll: „Leider nicht. Wir hatten zuerst vermutet, das Irslinger vielleicht Pommes oder etwas anderes mit Ketchup auf dem Sitz liegen hatte, aber dann hätten wir Essensreste gefunden. Dem war leider nicht so. Aber wie ich euch kenne, werdet ihr das noch herausfinden.“ Auf der Rückbank lagen noch zwei rote Metallstäbe. Herrmann nahm sie und steckte sie in die beiden Löcher des Fahrersitzes und erklärte: „Das sind die beiden Schusskanäle. Ich gehe einmal davon aus, dass der Schütze Linkshänder war.“ Nun sah man, von wo aus die Kugeln abgefeuert wurden und wo sie letztendlich eingeschlagen sind. Hans: „Sind die Geschosse stark deformiert?“ Boll: „Eines ja, das andere ist im Kabelbaum stecken geblieben, was die Aufprallenergie stark reduziert hat. Die Ballistiker sind gerade dabei die Züge zu sichern. Wenn sie damit fertig sind, schicke ich euch die Ergebnisse. Aber eines ist sicher, es war eine Glock 17, 9 x 19 mm aus der die Schüsse abgefeuert wurden.“ Hans machte eifrig Fotos vom Wageninneren und schickte sie gleich zu Linda. Wagner: „Habt ihr DNA oder Fingerspuren gefunden?“ Boll: „Jede Menge, er muss viele Gäste mitgenommen haben. Wir sind noch am sortieren.“ Hans: „Gibt es Übereinstimmung mit unseren Datenbaken?“ Boll: „Bisher nicht. Würde mich auch wundern, schließlich war Irslinger ein Baulöwe und verkehrte bestimmt nicht in Verbrecherkreisen.“ Klaus: „Und für was brauchte Irslinger drei Jagdgewehre und eine Glock 17?“ Boll: „Bin ich das Orakel von Delphi? Aber ich gebe euch einen Tipp, vielleicht hatte er eine Jagd und da schießt man bekanntlich mit Jagdgewehren. Eine Schrotflinte für fliegende Objekte und ein Jagdgewehr, für Rot- oder Schwarzwild. Und die Glock könnte er für einen Gnadenschuss verwendet haben. Übrigens, kann man die Glock auch zur Selbstverteidigung nehmen. Habt ihr noch Fragen, wenn nicht verabschiede ich mich, denn ich habe noch jede Menge Arbeit auf meinem Schreibtisch liegen.“ Er gab beiden die Hand und sagte noch zu Hans: „Schön dich einmal wiederzusehen. Ich hoffe, du bleibst für länger, oder noch besser für immer.“ Hans: „Letzteres bestimmt nicht. Es ist gut so, wie es ist.“ Beim herauslaufen meinte Wagner zu ihm: „Also, ich hätte nichts dagegen, wenn du zurückkommen würdest. Kompetente Mitarbeiter sind im K1 immer herzlich Willkommen.“ Hans: „Gib dir keine Mühe, sobald wir die Arschlöcher haben, sitze ich wieder in meinem Büro in der Görlitzer Strasse. Das Gleiche gilt natürlich auch für Linda. Uns gibt es eben nur im Doppelpack.“ Sie verließen die KTU und machten noch einen Abstecher in die Gerichtsmedizin, zu Frau Dr. Andrea Kruse. Wie sie die Gerichtsmedizin betraten, stellte Hans fest: „Egal wann ich hier war, es roch immer gleich. Diesen Geruch aus Desinfektionsmittel und Tod werde ich wohl nie mögen.“ Klaus: „Du bist ja auch kein Pathologe, für sie riecht es mit Sicherheit nach Parfum.“ Eine weibliche Stimme sagte aus dem Hintergrund: „Das ist nicht richtig, auch Pathologen empfinden diesen Geruch nicht schön.“ Beide drehten sich um und vor ihnen stand Frau Dr. Kruse. Sie gab zuerst Klaus die Hand und danach nahm sie Hans in den Arm. Dabei sagte sie: „Hallo Hans, schön das du dich auch wieder einmal blicken lässt, es ist schon eine Weile her, das du zusammen mit Klaus hier warst.“ Hans: „Gut siehst du aus. Wie geht es dir?“ Andrea: „Gut, und wie ich sehe, dir auch. Ist Linda auch dabei?“ Hans nickte und antwortete: „Sie ist im K1 und macht Recherchen.“ Andrea: „Richte ihr bitte liebe Grüße aus. Ihr seid sicher wegen dem Mordopfer Irslinger hier. Habt ihr meinen Obduktionsbericht nicht bekommen?“ Klaus: „Doch haben wir, aber wir haben noch einige Fragen, die du uns eventuell beantworten könntest.“ Andrea ging zur Kühlkammer, öffnete eine Tür und zog die Leiche von Roland Irslinger heraus. Sie öffnete den Leichensack und Roland Irslinger kam zum Vorschein. Auf der Brust hatte er den üblichen Y Schnitt und zwei, drei Zentimeter große Löcher auf der linken Seite. Sie waren zehn Zentimeter auseinander und etwas oberhalb der Brustwarze. Andrea erklärte: „Die Austrittslöcher sind deshalb so groß, weil die Kugeln durch den Rücksitz und das Auftreffen der Rippen, schon stark deformiert wurden. Das Herz wurde nicht getroffen, aber dafür der Knotenpunkt, wo die Aorta und linke Lungenarterie aus dem Herzen austreten. Das hatte zur Folge, dass der Blutdruck rapide sank und dadurch das Herz schneller schlug. Dies löste dann einen kardiogenen Schock aus, weil kein ordentlicher Blutfluss mehr zu Stande kam.“ Klaus: „Wie lange hat er nach den Schüssen noch gelebt?“ Andrea: „Ich denke, er war auf der Stelle bewusstlos, aber sein Herz wird noch 10 - 20 Sekunden geschlagen haben. Alles andere steht in meinem Bericht.“ Hans: „Wir danken dir, du hast uns sehr geholfen.“ Andrea: „Immer wieder gerne. Ihr könnt mich ja einmal zum Essen einladen, da könnte ich euch ein paar Geschichten aus meiner Praxis erzählen.“ Hans: „Oh, tut mir leid, Pathologie ist nicht so mein Ding. Aber mein werter Kollege, den würde das bestimmt brennend interessieren. Dabei könnte er dir auch gleich seine Erfahrungen über eine Haushaltshilfe, oder besser gesagt, Reinigungsfachkraft erzählen.“ Andrea fragte Klaus: „Du hast eine Putzfrau? Nobel geht die Welt zu Grunde. Wenn sie einmal Zeit hat, kannst du sie bei mir vorbeischicken. Bei mir sieht es aus, als wenn eine Bombe eingeschlagen wäre.“ Hans: „Drüber könnt ihr euch bei einem Essen austauschen. Klaus ruft dich an. Andrea entschuldige, wir müssen leider wieder. Du weißt wie das ist. Tschüss.“ Er gab ihr die Hand und schlich sich davon. Andrea schrieb noch ihre Handynummer auf und gab sie Klaus, danach verabschiedete er sich auch. Draußen vor der Tür sagte ein leicht angefressener Wagner: „Hast du noch alle Tassen im Schrank? Was geht das Andrea an, das ich vorhabe eine Putze zu beschäftigen. Und obendrein, spielst du noch den Kuppler. Sowas hab ich auch noch nicht erlebt. Und dann noch mit einer Pathologin. Glaubst du ich habe Lust, mich mit ihr, den ganzen Abend über Leichen zu unterhalten? Du bist wirklich ein Idiot. Ich fasse es nicht.“ Hans setzte sich in den Wagen und ließ ihn reden. Wie Klaus wieder normal war, meinte Hans: „Nun stell dich nicht so an. Ich weiß nicht was du hast. Andrea sieht gut aus, ist sehr kultiviert und gebildet. Zu dem ist sie ledig und im besten Frauenalter. Und was sehr wichtig ist, sie versteht deinen Beruf und weiß, was du jeden Tag machst. Was ist schon dabei, dass du einmal mit ihr ausgehst. Sie wird dir nicht gleich ein Y auf die Brust machen. Andrea ist im Endeffekt auch nur eine ganz normale Frau, die Wünsche und Sehnsüchte hat.“ Klaus: „Genau da liegt der Hase im Pfeffer. Ich liebe meine Freiheit, ich möchte tun und lassen können was ich will und vor allem, wann ich will.“ Hans: „Aber ab und zu ein wenig Zärtlichkeit und Sex tät auch dir ganz gut.“ Klaus: „Was geht dich mein Sexleben an.“ Hans: „Nichts. Und was geht dich mein Beruf an? Wer hat es wieder einmal geschafft, dass ich für die Staatsanwaltschaft arbeite?“ Klaus: „Mein Gott, sei doch nicht so empfindlich. Du wolltest es doch auch, sonst hättest du den Vertrag nicht unterschrieben.“ Hans: „Und du willst es doch auch, sonst hättest du nicht ihre Telefonnummer angenommen. Sei ehrlich, Andrea ist ganz schön schnuckelig und sexy.“ Klaus: „Könnten wir jetzt über etwas anderes reden? Ich hab langsam Hunger.“ Hans sah auf die Uhr und meinte: „Es ist 12:30 Uhr, Zeit um Mittag zu machen.“

Frank Steiner und Martina Weber betraten Punkt 15:00 Uhr, den Hauptsitz der Firma Irslinger Bau GmbH. Der Pförtner schickte sie direkt in die obere Etage, wo sich die Geschäftsleitung befand. Olga Held nahm sie gleich Empfang und belehrte: „Der Prokurist, Harald Weber ist leider nicht da.“ Frank zeigte ihr den Durchsuchungsbeschluss und antwortete: „Wir brauchen alle Unterlagen von ihren Subunternehmern, mit denen es in letzter Zeit Probleme gab. Wo ist das Büro von Herrn Irslinger?“ Frau Held ging voran und schloss das Büro auf. Sie fragte: „Haben sie schon einen Verdacht? Wenn nicht, dann könnte ich ihnen vielleicht weiterhelfen.“ Frank: „Falsche Verdächtigungen helfen uns auch nicht weiter.“ Olga ging zurück in ihr Büro und holte einen Umschlag aus ihrem Schreibtisch und übergab ihn Frank. Martina baute inzwischen den PC ab und packte den Laptop ein. Frank nahm den Umschlag und fragte: „Was ist das?“ Olga: „Das ist das neue Testament, das Herr Irslinger mir am Freitag diktiert hat. Eine Kopie davon habe ich sofort an unseren Notar, Herrn Keller gefaxt. Herr Irslinger hätte eigentlich nachher einen Termin bei ihm, aber den kann er ja leider nicht mehr wahrnehmen.“ Sie fing an zu weinen und putzte sich die Nase. Frank: „Sie hatten wohl ein sehr enges Verhältnis zu Herrn Irslinger?“ Olga: „Ich habe für ihn fast zwanzig Jahre gearbeitet. Er war ein guter Chef und allseits beliebt. Ich kann es noch immer nicht fassen, dass er Tod sein soll. Ist er wirklich erschossen worden?“ Frank nickte und antwortete: „Leider, Frau Held. Gab es in letzter Zeit Drohungen gegen ihn? Von Mitarbeitern oder Geschäftspartnern?“ Frank öffnete den Umschlag und las was darin stand. Frau Held holte einen Ordner und gab ihn Martina. Sie sagte: „Hier sind alle schriftliche Drohungen der letzten Jahre. Roland hat sie gesammelt und gemeint, irgendwann wird er sie alle in einem Buch veröffentlichen.“ Zur gleichen Zeit betraten Klaus und eine Truppe Beamter die Villa Irslinger. Hans zeigte Frau Irslinger den Beschluss und diese fragte: „Warum das denn, stehen wir unter Verdacht? Wir haben ihnen doch alles gesagt, was wir wissen.“ Klaus: „Das stimmt nicht, Frau Irslinger. Sie haben uns belogen.“ Frau Irslinger: „Mit was soll ich sie belogen haben?“ Die SpuSi kam nun herein und deren Chef Dieter Mayer, packte seine Utensilien aus, die er zur Entnahme der Fingerabdrücke brauchte. Er sagte zu ihr: „Wenn ich bitten dürfte?“ Klaus: „Wir haben sie heute Morgen gefragt, ob sie Waffen besitzen und sie haben darauf mit nein geantwortet. Aber nach unseren Unterlagen, besaß ihr Mann drei Jagdgewehre und eine Pistole. Wo sind diese Waffen?“ Frau Irslinger: „Welche Waffen denn? Ich habe keine Ahnung ob Roland Waffen hatte. Hier im Haus sind auf keinen Fall welche, das wüsste ich.“ Hans: „Dann werden wir eben das ganze Haus auf den Kopf stellen müssen. Wo ist ihre Tochter und ihr Verlobter?“ Sie antwortete: „Die beiden sind oben in Saskias Zimmer.“ Dieter Mayer hatte inzwischen die Fingerabdrücke, eine Speichelprobe und den Schmauchtest gemacht. Er informierte Klaus: „Der Schmauchtest ist negativ. Ich gehe dann nach oben zur Tochter und ihrem Freund.“ Hans: „Ich gehe mit. Klaus, bleibst du hier?“ Klaus: „Ich bleibe hier, beobachte die Durchsuchung und leiste Frau Irslinger Gesellschaft.“ Hans ging mit Mayer nach oben, während Klaus bei Frau Irslinger blieb. Er fragte sie: „Haben sie noch andere Immobilien außer dem Haus hier? Ich meine, Häuser, Hütten oder so, die nur von ihnen genutzt werden?“ Frau Irslinger: „Nein, nur noch zwei Mietshäuser in Berlin und drei in Potsdam. Wollen sie die Adressen?“ Klaus: „Vielleicht später. Warum wohnt ihre Tochter wieder im Haus, ich dachte sie und ihr Verlobter wollten das Gärtnerhaus beziehen?“ Frau Irslinger: „Ich habe Angst so ganz alleine in diesem Haus. Der Mörder läuft da draußen immer noch frei herum. Vielleicht will er uns alle umbringen?“ Klaus: „Warum sollte er das tun? Ich dachte, sie und ihre Familie haben keine Feinde?“ Frau Irslinger wurde auf einmal laut: „Ach, was weiß denn ich, was in so einem kranken Mörderhirn vorgeht. Vielleicht ist er neidisch auf unser Vermögen.“ Klaus: „Interessante Theorie. Wie hoch ist denn ihr Vermögen?“ Frau Irslinger: „Das weiß ich nicht, darum habe ich mich nie gekümmert.“ Klaus: „Sie werden doch wohl ungefähr wissen, wie viel Geld ihr Mann auf der Seite hatte. Eine Million, zwei, drei oder fünf Millionen?“ Frau Irslinger: „Es ist mit Sicherheit einiges mehr.“ Klaus: „Zehn Millionen?“ Frau Irslinger: „Sie haben keine Ahnung von uns und den Geschäften meines Mannes. Einige hundert sind es bestimmt.“ Klaus fragte ungläubig: „Sie meinen, einige hundert Millionen?“ Frau Irslinger: „Ja, wenn ich es doch sage.“ Klaus: „Und wer erbt das alles? Ich meine, gibt es ein Testament?“ Frau Irslinger: „Ja, es gibt eins, aber ich kann ihnen nicht sagen was da drin steht. Da fällt mir gerade ein, wir haben noch eine kleine Jagdhütte in der Nähe des kleinen Wannsees. Es gehört zum Jagdrevier meines Mannes.“ Klaus sein Handy läutete. Es war Frank Steiner. Er nahm das Gespräch an und hörte eine Weile gespannt zu. Dann sagte er: „Alles mitbringen. Und was ist mit den Waffen?“ Frank: „Negativ. Ich packe alles zusammen und bringe Frau Held mit. Der Prokurist, Harald Weber kommt erst Morgen wieder in die Firma. Ich denke, seine Vernehmung hat Zeit bis morgen.“ Klaus: „OK, bring alles mit, wir sehen uns nachher im Büro.“ Klaus sah Frau Irslinger streng an und fragte: „Wann wollten sie uns eigentlich erzählen, dass ihr Mann Saskia enterben wollte? Sagen sie jetzt aber nichts falsches, dass würde sonst ihre Lage um einiges verschlechtern.“ Nun kamen Hans und Mayer die Treppe herunter. Hinter ihnen folgten fluchend Saskia und ihr Verlobter. Beide trugen Handschellen und Klaus fragte: „Was ist mit den beiden, waren sie nicht artig?“ Hans: „Der Schmauchtest ist positiv und beide wollen mir nicht sagen, welche Waffe sie abgefeuert haben. Deshalb habe ich sie vorübergehend festgenommen.“ Klaus fragte Saskia: „Seit wann wussten sie, das ihr Vater sie enterben und das Testament ändern wollte?“ Als Hans das hörte, sagte er zu den beiden: „Jetzt bin ich einmal gespannt, wie sie das alles erklären. Sie wissen schon, dass sie jetzt beide unter Tatverdacht stehen?“ Zu den Beamten, meinte Klaus: „Abführen und getrennt aufs Präsidium bringen. Die zwei werden in Gewahrsam genommen.“ Klaus erzählte Hans von der Jagdhütte und der sagte dann zu Frau Irslinger: „Sie fahren mit mir zu dieser Jagdhütte, mein Kollege Herr Wagner kümmert sich derweil um ihre Tochter und ihren Schwiegersohn in spe.“ Hans gab Mayer Bescheid, dass er ihnen zur Hütte folgen sollte, weil er dort Fingerabdrücke und DNA Spuren sichern sollte. Frau Irslinger: „Aber ich habe doch keinen Schlüssel von dieser Hütte.“ Klaus: „Keine Angst, wir haben Spezialisten die brauchen keinen Schlüssel um eine Tür zu öffnen.“ Die Beamten führten die beiden ab. Frank Leisner wiedersetzte sich mit aller Gewalt und schrie: „Ihr verdammten Bullenschweine, wir haben nichts getan, wir sind unschuldig. Ich will sofort meinen Rechtsanwalt sprechen. Ihr verdammten Schweine.“ Saskia rief nur zur ihrer Mutter: „Glaube mir, wir haben Vater nicht umgebracht. Bitte rufe unseren Anwalt an. Ich schwöre, wir haben nichts getan.“ Es half nichts, die Beamten verbrachten beide in verschiedene Streifenwagen und fuhren sie ins Präsidium. Hans sagte zu Klaus: „Fahr du ins Präsidium, ich kümmere mich um die Jagdhütte. Du hast nämlich noch einen Termin mit einer Reinigungsfachkraft. Und bitte sage nicht „Frau Putze“ zu ihr, wie ich es am Telefon aus Versehen getan habe.“ Klaus: „Ich muss erst mit den beiden sprechen, vorher kann ich nicht gehen.“ Hans: „Du hast noch vier fähige Mitarbeiter die können das auch ganz gut. Nimm den Termin wahr, lass dir so eine Perle nicht durch die Lappen gehen. Wir sehen uns Morgen wieder.“ Mit vier Autos fuhren sie in Richtung Kleiner Wannsee. Die Fahrt führte vorbei am Tatort und am Reitclub. Wenig später passierten sie das Gelände vom Golfclub, bis Frau Irslinger sagte: „Hier müssen wir rechts abbiegen, dann ist es nicht mehr weit zur Hütte.“ Hans bog in den Wald hinein und nach wenigen hundert Metern sah man sie schon. Sie hielten davor an und sahen gleich, dass die Tür offen stand. Die Beamten stiegen aus und zogen gleich ihre Waffen. Hans sagte zu Frau Irslinger: „Sie bleiben hier sitzen und rühren sich nicht von der Stelle, oder ich lege ihnen Handschellen an.“ Frau Irslinger: „Ich rühre mich nicht von der Stelle, versprochen. Wer ist da eingebrochen?“ Hans gab ihr keine Antwort darauf sondern stieg auch aus. Er gab aber einem Beamten die Anweisung auf Frau Irslinger aufzupassen. Hans kam näher und wie ein Beamter laut „Sicher“ rief, trat er in die Hütte ein. Er sah sich im Raum um und sofort fiel sein Blick auf einen großen Kleiderschrank. Hans öffnete ihn und entdeckte hinter einigen Klamotten, den Waffenschrank. Er gab einem Beamten die Anweisung ein Brecheisen zu holen und den Schrank aufzuhebeln. Aber zuvor sicherte Mayer noch die Fingerspuren auf dem Stahlschrank. Wie Mayer fertig war, brachen zwei Beamte den Schrank auf. Zum Vorschein kamen drei Jagdgewehre, wie sie das Ordnungsamt ausgewiesen hatte. Nur eine Waffe fehlte. Es war die Glock 17. Mayer verpackte alle Waffen vorsichtig in Plastiktüten und verstaute sie im Wagen. Hans sah sich noch etwas um und machte wie immer Fotos von der vorfinde Situation. Hans sagte zu Mayer: „Die Waffen auf Fingerabdrücke untersuchen und mit denen der drei Verdächtigen vergleichen. Seht euch noch ein wenig in der Umgebung um, vielleicht findet ihr noch etwas.“ Er bedankte sich noch bei allen und verabschiedete sich dann und fuhr den gleichen Weg zurück. Frau Irslinger war wieder am weinen und murmelte immer wieder: „Mein Kind hat Roland nicht umgebracht, so was könnte sie doch nicht.“ Hans ließ sie reden und sagte nichts. Als er zwischen Reitclub und der Irslinger Villa fuhr, sah er wie eine Reiterin vom Pferd abstieg und ordentlich fluchte. Die Frau bückte sich und hielt plötzlich ein altes Damenfahrrad in den Händen. Hans bog sofort in den Weg ein und hielt zehn Meter vor dem Pferd und der Frau. Er erkundigte sich: „Ist etwas passiert, kann ich ihnen helfen?“ Die Frau sagte erbost: „Es ist nicht zu fassen. Jetzt werfen die Leute schon ihren Sperrmüll auf unsere Reitwege. Nicht auszudenken, wenn da ein Pferd hineingetreten wäre.“ Hans sah sich das Rad näher an und entdeckte, dass die helle Hose der Frau, rote Streifen hatte. Zuerst dachte er es sei Rost, doch wie er näher heran kam, sah es aus wie Blut. Hans fragte sie: „Sind sie verletzt?“ Und er deutete auf ihre verschmierte Hose. Sie sah die Flecken und sagte wütend: „Nein, das ist Farbe oder Rost von dem alten Drahtesel. Hoffentlich geht das wieder raus.“ Hans sah sich nun das Rad näher an und er entdeckte, dass am Lenker und am unteren Rahmen, rote Spuren zu sehen waren. Plötzlich wusste er, wie der Ketchup in den Wagen kam und wozu er diente. Hans zog einen Handschuh aus der Tasche und nahm das Rad an sich. Er zeigte ihr seinen Dienstausweis und machte ihr klar, dass das Fahrrad beschlagnahmt sei. Damit war sie sofort einverstanden, aber wie er sie bat aufs Präsidium zu kommen, hatte sie auf einmal keine Zeit. Erst wie Hans ihr erklärte, das sie eine wichtige Zeugin in einem Mordfall ist, sagte sie sofort zu. Er schob das Rad aus dem Feld und verstaute es sorgfältig in seinem Kofferraum. Zuvor hatte er von der Reiterin noch die Personalien aufgenommen und wie immer, Fotos gemacht. Hans fuhr zurück und gab einem Beamten vom Streifendienst den Auftrag, das Fahrrad zur SpuSi zu bringen, danach setzte er Frau Irslinger in einen freien Vernehmungsraum. Steiner war gerade dabei, die Aussage von Frau Held zu tippen. Martina hatte inzwischen den Laptop und den PC von Herrn Irslinger angeschlossen. Aber sie konnte keine Daten auslesen, weil beide mit einem Passwort geschützt waren. Saskia und ihr Verlobter schmorten derweil in der Arrestzelle, weil sie noch immer keine Angaben über die Herkunft der Schmauchspuren machten. Hans beschloss deshalb, die beiden bis zum nächsten Tag in Arrest zu lassen. Frau Irslinger erzählte ihm dann, wie es zur Testamentsänderung kam. Da sie keine Schmauchspuren an den Händen hatte und ihre Aussage machte, schickte er sie nach der Vernehmung nach Hause. Hans sah auf die Uhr und erschrak, weil es bereits 21:30 Uhr war. Linda war schon um 17:30 Uhr nach Hause gegangen. Er sagte zu allen: „Jetzt ist Feierabend, genug ermittelt.“

Hans kam gegen 22:00 Uhr aus dem K1 zurück. Linda lag auf dem Sofa und schlief, erwachte aber, wie Hans ins Zimmer kam. Linda: „Guten Abend, mein Bärchen. Ich hatte einfach keine Lust mehr auf dich zu warten, deshalb bin ich nach Hause gegangen. Ich mache dir schnell eine Pizza warm. Und, gibt es etwas Neues?“ Hans: „Süße, ich gehe jetzt duschen, esse einen Happen und dann möchte ich nur noch schlafen. Es war ein anstrengender Tag, alles andere muss bis morgen warten.“ Linda: „Versprich mir, dass dies nicht zur Gewohnheit wird, bis kurz vor 22:00 Uhr zu arbeiten.“ Hans: „Das war eine Ausnahme. Morgen lasse ich Punkt 17:00 Uhr alles stehen und liegen.“ Am nächsten Morgen, kamen Linda und Hans gutgelaunt ins Büro. Klaus saß bereits im kleinen Konferenzsaal und richtete die Unterlagen für die Lagebesprechung. Linda ging in ihr Büro und Hans in den Konferenzsaal. Hans: „Guten Morgen Klaus, seit wann bist du schon hier? Hast du es zu Hause nicht mehr ausgehalten oder leidest du schon an altersbedingter Bettflucht?“ Klaus: „Weder noch, ich lag schon um 20:00 Uhr in der Kiste und habe wunderbar geschlafen. Wie ich sehe, habt ihr gestern noch einiges getan.“ Hans: „Das ist aber noch nicht alles, ich habe noch ein kleines Schmankerl für euch.“ Klaus: „Und das wäre?“ Hans: „Wenn alle da sind, erzähle ich es euch. Und wie lief gestern dein Einstellungsgespräch mit der Reinigungsfachkraft?“ Klaus rollte mit den Augen und antwortete: „Erinnere mich nur nicht daran. Kennst du noch die Fräulein Rottenmeier, aus der Fernsehserie Heidi?“ Hans: „Du meinst die strenge, konservative, humorlose alte Schachtel?“ Klaus: „Genau, die meine ich. Und im Gegensatz zu Frau Margot Lindemeier, ist sie eine bezaubernde Fee.“ Hans: „Ist sie so schlimm?“ Klaus: „Schlimmer, viel schlimmer.“ Hans: „Na ja, ein Versuch war es wert, du wirst bestimmt eine andere Putze finden.“ Klaus: „Nein, das brauch ich nicht.“ Hans: „Wieso, hast du sie etwa eingestellt?“ Klaus: „Sie hat sich selbst eingestellt. Jetzt kommt sie drei Mal die Woche für drei Stunden und macht mir die Wäsche, inklusive bügeln, putzt die Wohnung, wäscht die Fenster, saugt durch und versorgt das Geschirr. Weiterhin reinigt sie Treppe und bringt den Müll herunter.“ Hans: „Und wenn sie dir jetzt noch die Zähne putzt und die Fußnägel schneidet, darfst du Mama zu ihr sagen. Und, wo ist jetzt das Problem?“ Klaus: „Sie befielt und ich muss kuschen. Sie ist ein kleiner Generalfeldmarschall, der keinen Widerspruch duldet.“ Hans: „Ist doch alles halb so schlimm, du siehst sie ja sowieso nicht. Wenn sie bei dir Ordnung schafft, bist du eh nicht zu Hause. Was kostet dich der Spaß?“ Klaus: „Schlaffe 350.- Euro im Monat, ein Schnäppchen.“ Hans: „Sag das ja nicht Jupp, sonst wirbt er sie dir ab. Wenn du die Nase von ihr voll hast, kannst du sie immer noch zu Andrea schicken.“ Klaus: „Ach ja, ehe ich es vergesse, heute Abend muss ich pünktlich Feierabend machen, ich habe nämlich eine Verabredung.“ Hans sah ihn erstaunt an und fragte: „Kenne ich sie?“ Nun kamen Martina und Frank herein und legten die letzten Kopien auf den Tisch. Klaus ging zur Tagesordnung über und beantwortete die Frage nicht. Frank fing an zu berichten, danach kam Martina an die Reihe. Wie sie fertig war, erklärte Hans: „Gestern auf der Fahrt ins Präsidium, fuhr ich den gleichen Weg zurück. Zwischen Reitclub und der Irslinger Villa, fiel mir eine Frau auf, die auf ihrem Pferd einen Weg entlang ritt. Das Pferd fing auf einmal an zu bocken und hätte die Frau beinahe abgeworfen. Ich bin dann mit dem Wagen den kleinen Weg hochgefahren und habe mich bei ihr erkundigt ob ich ihr helfen könnte, doch die Reiterin war nicht verletzt. Im Gegenteil, sie fluchte wie ein Rohrspatz, weil jemand seinen Sperrmüll ausgerechnet dort entsorgt hatte. Und mit Sperrmüll meinte sie, ein älteres Damenfahrrad. Wie sie es hoch hob, hat sie sich ihre Hose versaut, was zuerst wie Rost oder altes Blut aussah. Und bei näherer Betrachtung des Rades, sah ich das der Lenker, die Lampe mit Gabel, sowie der Rahmen mit einer roten Flüssigkeit überzogen war. Mir ist dann sofort klar geworden, was dies war.“ Steiner rief: „Ketchup.“ Hans: „So ist es. Ich habe das Rad schon zur SpuSi bringen lassen. Wenn meine Vermutung zutrifft, lässt sich folgender Tatverlauf konstruieren, Frank und Saskia haben auf dem Wirtschaftsweg auf Roland Irslinger gewartet. Wie er mit seinem Wagen kam, hat sie sich auf den Boden gelegt und den sterbenden Schwan gespielt. Damit es echt aussah, hat sie Frank mit Ketchup übergossen. Wie Irslinger anhielt, hat Frank, Saskia gleich in den Wagen gelegt und ihn aufgefordert, ins nächste Krankenhaus zu fahren. Frank stieg derweil hinten ein und stülpte Irslinger die Tüte über den Kopf. Doch dem gelang es eine Öffnung in die Tüte zu reißen, woraufhin Frank die Waffe zog und Irslinger durch den Sitz, mit zwei Schüssen erschoss.“ Klaus: „Und wie sind sie von Tatort weggekommen?“ Hans: „Frank hat ja ein Wagen, den wird er einige Meter weiter weg geparkt haben. Deshalb sollten wir noch einmal die Kiste auf Ketchup-Rückstände untersuchen. Wir holen uns den Wagen und bringen ihn in die KTU. Auch sollten wir uns noch einmal dieses Gärtnerhaus gründlich ansehen, vielleicht haben die beiden die Waffe dort versteckt.“ Martina: „Oder im Garten vergraben.“ Klaus: „Wäre auch eine Möglichkeit.“ Linda stand etwas abseits und fragte auf einmal: „Wenn nur einer von den beiden geschossen hat, warum haben dann beide Schmauchspuren an den Händen?“ Klaus sah sie an und meinte: „Gute Frage.“ Hans: „Sie könnten zum Beispiel mit den Waffen geübt haben. Wer noch nie mit einer Waffe geschossen hat, kennt auch den Rückstoß nicht. Und da geht so mancher Schuss daneben.“ Linda: „Und wie wollt ihr herausfinden, wer von den beiden wirklich geschossen hat? Man kann ja nur einen wegen Mordes verurteilen.“ Klaus: „Das ist Sache des Gerichts, die müssen das herausfinden. Und zudem ist das letztendlich egal, weil die Anklage sowieso auf gemeinsamen Mord lauten wird. Da bekommen beide die gleiche Strafe und das wäre in unserem Fall lebenslänglich.“ Linda: „Und Saskia erbt dann trotzdem, weil das Testament noch nicht beglaubigt wurde?“ Hans: „Nein, wenn sie verurteilt wird, erbst sie keinen Cent, denn dann wird sie für erbunwürdig erklärt und geht leer aus.“ Die Tür ging auf und der Beamte für die Hauspost kam herein. Er sagte kurz und knapp: „Nicht stören lassen, ich bringe nur die Post. Weitermachen.“ Er legte einen Stapel Umschläge auf den Tisch und Steiner sah nach, ob schon die gewünschten Kopien der Testamente dabei waren. Nach der Durchsicht, sagte er: „Hier sind die Testamente.“ Er verteilte sie, so dass jeder der vier Kommissare eines bekam. Sie überflogen die Schriftstücke und Hans fing mit seinem Testament an. Hans: „Ich habe das von Sandra Peters, der Tennisspielerin. Und das ist ganz interessant. Das Testament, wurde erst zwei Monate vor ihrem Tod geändert. Darin steht, dass ihre Stiefmutter, nicht einen Cent bekommt. Alleinerbe ist ihr Vater Bertram Peters.“ Steiner: „Da muss irgendetwas geschehen sein, von dem wir noch nichts wissen, umsonst hat die Kleine ihr Testament nicht geändert.“ Klaus: „Das sehe ich genauso. Ich habe das Testament von Frau von Brahmstett. Dieses wurde vier Tage vor ihrem Tod neu verfasst. Danach soll Gunther von Brahmstett nach ihrem Tod, eine lebenslange Rente von 2.500 Euro bekommen. Der andere Bruder erbt die Villa. Die Eigentumswohnung im Hamburger Seniorenheim soll meistbietend versteigert werden und den Erlös soll Gunther für die Einlage in einem Architektenbüro bekommen. Arno erbt den Rest des Barvermögens und das sind immerhin noch 4,5 Millionen.“ Martina: „Meins ist von Herrn Rosenzweig, dem Juwelier. Er vermacht sein Hab und Gut, seiner Tochter Susanne Müller, geborene Rosenzweig. Und das sind mit allem drum und dran 14 Millionen Euro.“ Nun kam Steiner an die Reihe: „Das ist von Roland Irslinger und zwar die alte Fassung aus dem Jahre 2016. Ihr glaubt nicht, wie viel Kohle der Typ hatte. Allein das Barvermögen auf verschiedene In- und Ausländischen Konten, beläuft sich auf knapp 200 Millionen Euro. Dazu kommen noch diverse Mietshäuser in Berlin und Potsdam, die sind auch noch einmal 17 Millionen wert. Seine Frau erbt 75 % und sein Töchterlein 25 % von allem.“ Allgemeines Kopfschütteln. Hans sagte: „Es heißt nicht umsonst, Handwerk hat goldenen Boden.“ Klaus: „Angenommen, Saskia ist unschuldig, dann bekommt sie laut neuester Fassung nichts. Das wird ihr überhaupt nicht schmecken.“ Hans: „Ist die neue Fassung überhaupt gültig, schließlich wurde das Testament noch von keinem Notar beglaubigt?“ Klaus: „Roland Irslinger hat es Frau Held diktiert, die war dabei wie er es verfasst hat. Seine Unterschrift ist darunter, also ist es auch gültig. Und wenn nicht, sollen sich die Gerichte darüber streiten. Aber wie es im Augenblick aussieht, erbt sie sowieso nichts.“ Steiner kramte wieder in der Post und öffnete einen weiteren Umschlag. Es waren die Bewegungsprofile der einzelnen Verdächtigen und der Opfer. In diesen Profilen wurden die genaue Zeiten und der Orte ausgewiesen, in der sich die genannten Personen befanden. Er zog ein Protokoll heraus und sah es sich an. Steiner: „Das ist ja eine Überraschung. Da hat uns wieder jemand kräftig angelogen.“ Er reichte das Dokument an Hans und Klaus weiter. Klaus: „Dann werden wir nachher Herrn Gunther von Brahmstett aufsuchen und ihn aufs Präsidium bitten. Der war doch tatsächlich um die Tatzeit, in dem kleinen Park mit seinem Handy eingeloggt.“ Sie reichten den Zettel an Martina weiter und diese hängte es an die große Schauwand. Als nächstes waren Saskia und Frank dran. Steiner: „Ja, da gibt es nichts zu sehen, weil ihre Handys um 21:00 Uhr ausgeschaltet und erst wieder am Morgen, um 6:30 eingeschaltet wurden.“ Klaus meinte: „Die beiden halten sich wohl für sehr Clever. Eingeloggt waren sie in der Zelle, um die Irslinger Villa, aber das bedeutet noch gar nichts. Die Staatsanwaltschaft wird jetzt sagen, dass sie sich damit ein falsches Alibi verschaffen wollten. Es beweist lediglich, dass sie die Handys zur Tatzeit ausgeschaltet hatten, aber sonst nichts.“ Steiner nahm das nächste Protokoll und berichtete: „Max Rosenzweig war den ganzen Tag in seinem Haus eingeloggt. Seine Tochter hingegen war bis 17:00 Uhr in ihrem Geschäft angemeldet, dann wurde das Handy ausgeschaltet. Uns hat sie erzählt, sie sei bis 20:00 Uhr im Laden gewesen.“ Klaus: „Auch aufs Präsidium bringen.“ Steiner las nun das letzte Protokoll vor: „Herr Peters Handy war nicht in Deutschland angemeldet, sondern in den Staaten. Frau Peters hingegen, war von 12:00 Uhr bis 20:00 Uhr in ihrem Verein, Blau-Weiß Berlin eingeloggt. Und uns hat sie erzählt, sie hatte ihre letzte Trainingsstunde um 17:00 Uhr gegeben und die Halle um 18:00 Uhr verlassen. Im Zusammenhang mit dem geänderten Testament, sollten wir auch sie noch einmal zu uns bitten.“ Die anderen stimmten ihm nickend zu. Die Tür ging auf und Oberstaatsanwalt Klausen kam herein. Er begrüßte alle und fragte: „Gibt es etwas Neues im Fall Irslinger?“ Klaus berichtete ihm von dem Fahrradfund, dem Ketchup und den Einlogg-Daten. Klausen: „Na, wer sagt es denn. Jetzt brauchen wir nur noch die Waffe und der Fall ist in trockenen Tüchern.“ Klaus: „Wir durchsuchen noch einmal das Gärtnerhaus und den Garten der Irslingers. Zudem holen wir den Wagen von Frank Leisner. Die SpuSi soll ihn auf Ketchup-Rückstände untersuchen.“ Klausen: „Ich beantrage für die beiden U-Haft, dann können wir sie Morgen dem Haftrichter vorführen. Und was gibt es Neues bei den anderen drei Fällen?“ Nun berichtete Hans, was sie gerade erfahren hatten. Klausen: „Dann sollte ich auch noch einen Haftbefehl für Gunther von Brahmstett erlassen.“ Klaus: „Warten sie noch damit, vielleicht hat er eine plausible Erklärung für sein erscheinen, am Tatort. Wir sollten erst noch einmal mit der Pathologie sprechen, kann ja sein, dass der Todeszeitpunkt 30 Minuten früher war. Wenn es ihnen Recht ist, entsiegeln wir nachher die Wohnung von Herrn Rosenzweig. Wir schauen uns noch einmal dort um, könnte sein, dass wir etwas übersehen haben.“ Klausen: „Den Fall Peters könnten wir eigentlich zu den Akten legen. Ich denke, die junge Dame hat Suizid begangen, oder spricht etwas dagegen?“ Klaus: „Wir müssen nur noch ein paar Kleinigkeiten abklären, danach entscheiden wir.“ Klausen: „Gut, dann tun sie das. Und falls es etwas Neues gibt, geben sie mir bitte umgehend Bescheid. Meine Damen, meine Herren, frohes schaffen wünsche ich noch.“ Kaum dass er den Raum verlassen hatte, kam Linda herein und sagte: „Hier ist ein Herr Harald Weber, er sollte um 9:00 Uhr vorbeikommen.“ Klaus: „Setze ihn in die eins, Frank kommt gleich.“ Linda ging wieder und brachte Herrn Weber, in den Vernehmungsraum eins.

Hans war mit Linda unterwegs zu Juwelier Rosenzweigs Wohnung. Seine Tochter, Susanne Müller hatte darauf gedrängt, die Wohnung endlich freizugeben, da der Tod ihres Vaters schon Wochen zurücklag. Hans hatte alle Tatortfotos und die ganze Akte mitgenommen, um eventuelle Ungereimtheiten sofort abzuklären. Und im Bedarfsfall, konnte er immer noch in das Juweliergeschäft in die Berliner Innenstadt, zu Susanne Müller fahren. Trotz mehrfacher Befragungen der Nachbarschaft, hat niemand der Anwohner einen Menschen gesehen, der Herrn Rosenzweig an seinem Todestag besucht hatte. Sein Haus lag in einem feudalen Villenviertel in Potsdam. Während seine Nachbarschaft mit Sicherheitssysteme gespickt war, hatte Rosenzweig nicht einmal eine Alarmanlage. Er war der Meinung, dass diese, nur Diebe und Einbrecher anlocken würde. Irgendwie gab ihm seine Logik Recht, denn im Gegensatz zu seinen Nachbarn, wurde bei ihm nie eingebrochen. Auch hatte er keinen Namen am Briefkasten und an der Türklingel. Nur seine Initialen standen darauf M und R. Hans schloss die Tür auf, die mit zwei Sicherheitsschlössern der neuesten Bauart ausgestattet waren. Hans sagte zu Linda: „Bitte geh doch einmal ins Nachbarhaus, zu einer Frau Ruth Kuhn, die war laut Protokoll nie zu Hause. Keiner unserer Kollegen hat je mit ihr gesprochen. Sie soll alleine leben und um die 70 Jahre alt sein. Falls du sie antriffst, stelle ihr die üblichen Fragen, ob sie jemanden gesehen, oder etwas bemerkt hat und so weiter. Du kennst das ja.“ Linda: „Wird erledigt, Herr Hauptkommissar. Soll ich besser eine Waffe mitnehmen? Man kann ja nie wissen.“ Hans: „Du hast ein Handy und kannst auch sehr laut schreien. Ich bin innerhalb von Sekunden bei dir. Ich denke, du wirst mit einer 70-jährigen fertig werden, für was habe ich dir einen Selbstverteidigungskurs spendiert.“ Linda: „Es war doch nur ein Witz, mein Bärchen.“ Hans hatte es nicht gerne, wenn sie ihn außerhalb ihrer vier Wände so nannte. Er schloss auf und Linda lief gemütlich zum Haus von Frau Kuhn. Sie öffnete das Gartentor und zog die Tageszeitung des Berliner Morgens und eine Fernsehzeitschrift aus dem Briefkasten. Wie sie Richtung Eingangstür lief, sah sie, dass jemand hinter dem Vorhang stand. Es war jemand zu Hause. Linda läutete. Nichts rührte sich. Sie läutete noch einmal, wieder kein Lebenszeichen. Linda beschloss mit den Zeitungen unter dem Arm, um das Haus herumzugehen. Vielleicht gab es eine Veranda oder einen Hintereingang, so ihre Überlegung. Und tatsächlich, sah sie eine offene Verandatür. Doch plötzlich stand eine ältere Dame, in einem knallroten Morgenmantel vor ihr. Sie wollte scheinbar die Tür schließen, doch Linda war schneller. Die ältere Dame geiferte: „Ich kaufe grundsätzlich nichts an der Haustür. Ich habe alles war ich brauche und wechsle weder meinen Stromversorger, meinen Festnetzbetreiber und brauche auch keine Versicherungen. Ach ja, einen Staubsauger besitze ich bereits und möchte auch bei keinen Gewinnspiel mitmachen. Und jetzt verlassen sie mein Grundstück, sonst rufe ich die Polizei.“ Linda antwortete: „Das ist nicht nötig, die Polizei ist schon hier. Mein Chef, Kriminalhauptkommissar Hans Kramer, ist drüben in der Wohnung von Herrn Rosenzweig. Und ich bin Linda Hoffmann, Assistentin der Staatsanwaltschaft Berlin. Hier ist mein Ausweis, wenn sie sich bitte davon überzeugen möchten.“ Sie streckte den Dienstausweis hin und die ältere Dame sah ihn sich genau an. Linda: „Ich nehme einmal an, dass sie Frau Ruth Kuhn sind.“ Frau Kuhn antwortete: „Ihre Annahme ist richtig, Kindchen. Könnte ich bitte meine Zeitungen haben?“ Linda: „Oh Entschuldigung, aber natürlich.“ Sie streckte sie ihr hin und fuhr fort: „Bitte sind sie mir nicht böse, dass ich sie belästige, aber sie sind die einzige Nachbarin von Herrn Rosenzweig, die wir noch nicht befragt haben. Hätten sie fünf Minütchen Zeit für mich? Übrigens, tragen sie einen sehr schicken Morgenmantel. Das ist doch bestimmt reine Seide, aus Japan oder China?“ Frau Kuhn fühlte sich geschmeichelt und antwortete: „Ja, aus Japan und reine Seide. Den hat mir mein Mann, Gott hab ihn selig, vor über 20 Jahren, von einer Geschäftsreise mitgebracht. Na gut, kommen sie herein. Trinken sie mit mir einen Kaffee?“ Linda: „Aber selbstverständlich Frau Kuhn, da sage ich nicht nein.“ Wie sie das Wohnzimmer betrat, dachte Linda sie sei in einer anderen Zeit, Lampen, Teppiche und Möbel waren alle aus der ArtDeko Zeit, der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Linda staunte und meinte: „Alles in ArtDeko, das muss ja ein Vermögen gekostet haben.“ Frau Kuhn staunte nicht schlecht und antwortete: „Nicht schlecht Kindchen, nur wenige Personen kennen heute noch diese Kunstepoche. Aber der Plunder steht und hängt schon sein fast 60 Jahren hier. Glauben sie mir, ein moderneres Mobiliar wäre mir lieber. Aber womit soll ich das bezahlen, bei meiner bescheidenen Rente ist das nicht machbar.“ Linda: „Verkaufen sie alles und ich garantiere ihnen, sie können sich für den Erlös, zwei Einrichtungen leisten.“ Frau Kuhn: „Meinen sie, Kindchen? Kennen sie einen seriösen Händler der mich nicht über den Tisch zieht?“ Linda: „Ich werde mein Möglichstes tun, aber versprechen kann ich nichts.“ Sie gingen in die Küche und Frau Kuhn stellte das Kaffeegeschirr hin und schenkte ein. Frau Kuhn: „Ja, der Max, schade dass er so früh gegangen ist. Und wenn sie mich fragen, war das kein Selbstmord. Gerade jetzt wo er so viele Pläne und eine neue Liebe hatte.“ Linda wurde hellhörig und fragte sie: „Haben sie etwas dagegen, wenn ich unser Gespräch aufzeichne?“ Sie schüttelte mit dem Kopf und sagte: „Nein, tun sie das.“ Hans öffnete derweil erst einmal zwei Fenster, damit etwas frische Luft in die Wohnung kam. Er öffnete einen Aktenordner und holte die Tatortfotos heraus, die damals von der SpuSi gemacht wurden. Das erste was ihm auffiel, das Herr Rosenzweig keinen PC oder Laptop hatte. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass ein Juwelier keinen Internetzugang nutzte. So sehr er sich auch umsah, kein PC oder ähnliches. Nun fing er an im großen Schreibtisch nach Bildern, Unterlagen oder ähnlichen zu suchen. Dabei fiel ihm das Kabellose Festnetztelefon in die Hände. Es lag in der obersten Schublade, der Akku war leer, weil das Teil schon wochenlang da lag. Hans suchte die Station und fand diese im Flur. Er steckte es ein und wollte später nachsehen, welche Nummern der alte Herr in letzter Zeit angerufen hatte. Wie er so im Flur stand, bemerkte er, dass zwei Rahmenabdrücke vorhanden waren, aber die Bilder dazu fehlten. Er lief in die Küche. Als er die Tür öffnete, kam ihm ein modriger Gestank entgegen. Es roch nach verdorbenen Lebensmitteln, deshalb war sein nächster Weg zum Kühlschrank. Wie er ihn öffnete, sah er nur verschimmelte Wurst, Käse und anderes Essen. Schnell schloss er ihn wieder und verließ dann die Küche. Dabei fiel sein Blick auf zwei Töpfe die auf dem Boden standen. Sie waren beide leer und erinnerten stark an Fressnäpfe für Hunde oder Katzen. Hans sah in den Unterlagen nach, aber damals wurden weder ein Hund oder eine Katze in der Wohnung aufgefunden. Er nahm die beiden Näpfe und packte diese in eine Plastiktüte ein. Als nächstes kam das Schlafzimmer an die Reihe. Dort lagen noch Spritzen und andere Utensilien, die scheinbar vom Notarzt zurückgelassen wurden. Aber sie waren nicht vom Notarzt, sondern von Rosenzweig selbst. Der war nämlich Diabetiker und musste mehrfach am Tag Insulin spritzen. Im Nachtisch lagen noch angebrochene Packungen von Medikamenten, die er scheinbar auch nehmen musste. Hans packte auch diese ein und machte weiter Fotos. Und zwischen den Packungen fand er einen Umschlag mit Bildern. Er sah auf das Datum und stellte fest, dass diese Fotos noch keine zwei Monate alt waren. Die Bilder zeigten Herr Rosenzweig mit einer durchaus, attraktiven Mittvierzigerin. Die Aufnahmen wurden aber nicht in Potsdam oder Berlin gemacht, sondern in den Bergen. Hans tippte auf die Schweiz oder Südtirol. Auch waren Fotos dabei, die ihn mit einem Hund im Arm ablichteten. Es war ein älterer Mops, an dem Rosenzweig wohl sehr hing. Auch diese Bilder tütete Hans ein. Nun fragte er sich und das zu Recht, wo dieser Hund geblieben ist. Die Tatsache, dass noch Futternäpfe in der Küche standen, ließ ihn vermuten, dass hier Klärungsbedarf bestand. Sein Handy klingelte, es war Linda. Sie fragte: „Kannst du bitte zu Frau Kuhn kommen, sie hat mir soeben interessante Dinge erzählt. Das solltest du dir unbedingt anhören.“ Hans: „Ich bin hier sowieso fertig, muss nur noch abschließen und die Sachen im Wagen verstauen. Bin gleich bei euch.“

Frau Irslinger staunte nicht schlecht, wie wieder einige Beamte vor ihrer Haustür standen. Vor der Villa rangierte gerade ein großer Abschleppwagen, der rückwärts in den Hof fuhr. Steiner machte Frau Irslinger klar, dass die Hausdurchsuchung noch nicht abgeschlossen sei und sie deshalb noch einmal kommen mussten. Dieses Mal würden sie den Garten und das Gärtnerhaus gründlich durchsuchen. Auch das sie Franks Wagen mitnehmen würden, unterbreitete er ihr. Sie schien das gar nicht richtig mitzubekommen und wirkte geistig nicht auf der Höhe. Sie fragte nur: „Wann nimmt das ein Ende? Wann lassen sie meine Tochter frei, sie ist keine Mörderin. Das ist alles nur ein Missverständnis.“ Steiner: „Ich denke, sie werden ihre Tochter lange Zeit nicht mehr sehen, es sei denn, sie besuchen sie im Gefängnis. Es sieht für die beiden nicht gut aus, rechnen sie mit dem Schlimmsten.“ Der Abschlepper von der KTU lud den Wagen von Frank Leisner auf und verabschiedete sich. Vier Mann mit Metalldetektoren liefen nebeneinander, Meter um Meter den Garten ab, in der Hoffnung, die Glock 17 zu finden. Aber nach einer Stunde des Suchens, hatte man lediglich, einige Kronenkorken, ein dutzend Nägel und Schrauben, sowie Pfennigstücke und ein verrostetes Hufeisen gefunden. Im Gärtnerhaus wurde von einer anderen Truppe, systematisch das ganze Haus auf den Kopf gestellt. Und das war nicht einfach, lag doch überall Bauschutt, alte Möbel oder Baustoffe herum. Martina kratzte teilweise, frisch verputze Wände mit einem Spachtel wieder auf, doch von der gesuchten Waffe war nicht den Hauch einer Spur. Sogar den alten Stuck des Gemäuers klopfte sie ab, aber auch negativ. Sie und zwei andere Beamte gingen nun in einen frisch renovierten Raum und sahen sich dort um. Überall standen volle oder leere Farbeimer, Leitern und Gerüste herum. So sehr Martina sich auch bemühte einen freien Weg durch das Chaos zu bahnen, es gelang ihr einfach nicht. Und so kam es wie es kommen musste, Martina trat in einen halbvollen Eimer mit weißer Farbe und stürzte. Sie lag auf dem Rücken und war von oben bis unten mit weißer Farbe bedeckt. Die anderen Beamten mussten zwangsläufig lachen, denn Martina sah wirklich komisch aus. Sie rief: „Lacht ihr nur, ihr Idioten. Helft mir lieber aufstehen.“ Einer der Beamten meinte trocken: „Tut mir leid, aber ich habe die Hose meines Schwagers an und die darf ich nicht schmutzig machen, weil er sonst heute Abend nicht zum Skat kann.“ Allgemeines Gelächter statt Hilfe. Martina schaffte es mit viel Mühe wieder aufzustehen. Tropfend stand sie nun mitten im Raum. Sie fluchte laut und versetzte aus Wut, dem Farbeimer einen kräftigen Tritt. Der flog dann im hohen Bogen durch den Raum, prallte an die Wand und blieb verkehrt herum mit der Öffnung nach unten liegen. Um nicht mehr Farbe zu verschütten, drehte ein Beamter den Farbeimer wieder um. Einen Augenblick hielt er inne und sagte dann zu Martina: „Deine Sauerei hat sich gelohnt. Schau einmal was in dem Farbeimer versteckt war.“ Mit einem Kugelschreiber und einem Gummihandschuh, zog er aus der Lache mit Farbe, eine Waffe heraus. Martina fing auf einmal an herzlich zu lachen und sagte kopfschüttelnd: „Das darf doch nicht wahr sein. Ausgerechnet ich falle über einen Farbeimer und darin ist eine Waffe versteckt. Hoffentlich bekomme ich die Klamotten ersetzt.“ Der Beamte hielt die Waffe noch eine Weile mit dem Kugelschreiber fest, so dass die meiste Farbe abtropfen konnte. Ein anderer Beamter zog eine Tüte aus der Tasche und stülpte sie über die Waffe. Martina: „So meine Herren, die Durchsuchung ist beendet. Welcher der Herren leiht mir seine Hose und welcher, seine Jacke oder Hemd?“ Einer der Kollegen eilte hinaus an seinen Streifenwagen und holte eine gelbe Gummihose und ein paar Gummistiefel. Ein anderer zog seine Jacke aus und reichte sie ihr, nachdem sie sich von der verschmutzen Kleidung befreit hatte. Martina: „Wehe es macht einer von euch blöde Witze wie ich aussehe. Der macht dann Bekanntschaft mit meiner Dienstwaffe.“ Frank wusste noch nichts über den Waffenfund, denn gerade war der Justiziar der Familie Irslinger gekommen. Martha Irslinger sagte zu Dr. Albert Studer: „Endlich sind sie da. Sorgen sie dafür, dass dieser Spuk endlich ein Ende hat.“ Der Anwalt begrüßte alle und sagte zu Martha: „Ich komme gerade von Oberstaatsanwalt Klausen und ich fürchte, es sieht nicht gut aus für ihre Tochter und ihren Verlobten. Die Beweislast ist erdrückend. Zugegeben, es sind alles nur Indizien, aber was die Polizei ermittelt hat, spricht eine eindeutige Sprache.“ Martha: „Holen sie meine Tochter da raus, für was bezahlen wir sie, machen sie ihre Arbeit.“ Der Anwalt antwortete: „Liebste Martha, sie wissen genau wie sehr ich sie und ihre Familie schätze, aber ich fürchte, ich kann und werde ihnen nicht helfen können. Sie wissen ganz genau, dass Roland mein bester Freund war. Und ich kann es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, dass ich seinen mutmaßlichen Mörder verteidigen soll. Es heißt zwar „In dubio pro reo“, aber ich bin trotzdem befangen. Aus diesem Grund nehme ich das Mandat nicht an. Ich habe dies schon bei Gericht schriftlich erklärt und man hat mich von der Mandantschaft aus Gewissensgründen befreit. Bitte suchen sie einen Kollegen von mir auf, der nicht befangen ist und der der Familie nicht so nahe steht, wie ich.“ Steiner hörte sich dass alles aus dem Hintergrund heraus an und hatte Respekt vor der Entscheidung des Anwaltes. Mitten in der Diskussion kam Martina herein. Steiner fragte: „Wie siehst du denn aus? Machst du jetzt Model für Friesen Klamotten?“ Martina hob die Hand mit der Plastiktüte hoch, in der die Pistole lag und antwortete: „Wir haben die Waffe gefunden, sie war in einem Eimer mit Farbe versteckt.“

Hans läutete bei Frau Kuhn und Linda öffnete. Sie sagte gleich: „Frau Kuhn sitzt in der Küche.“ Sie ging voran und stellte Hans vor. Der zeigte als erstes seinen Ausweis und gab ihr dann die Hand. Hans fragte: „Frau Kuhn wir mir scheint haben sie einiges zur Aufklärung des Todes von Herrn Rosenzweig beizutragen. Fangen sie doch bitte noch einmal ganz von vorne an, damit ich auch alles richtig verstehe.“ Frau Kuhn schenkte auch ihm einen Kaffee ein und fing an zu erzählen: „Max und ich kennen uns schon seit wir Kinder waren. Er ist da drüben aufgewachsen und ich hier in meinem Haus. Deshalb kennen wir uns auch so gut. Wie dem auch sei, nach dem Tod meines Mannes und danach seiner Frau, haben wir uns in letzter Zeit ein bis zwei Mal die Woche getroffen und ein Kaffeekränzchen abgehalten. Dabei haben wir uns immer die neuesten Nachrichten und Geschichten erzählt. Max hatte sich ja ganz aus dem Geschäft zurückgezogen und überließ alles seiner Tochter Susanne. Max genoss den Ruhestand und ging oft auf Reisen. Vor etwa drei Monaten, ging er für vier Wochen in Kur, nach Davos, in der Schweiz. Wie er wieder zurückkam, war er wie ausgewechselt. Der Grund dafür war eine neue Frau, die er dort kennengelernt hatte. Er war wie ein Pennäler bis über beide Ohren verliebt. Täglich telefonierte oder chattete er mit ihr. Und vor einigen Wochen sagte er zu mir, er möchte sein Haus und sein Geschäft verkaufen und in die Schweiz übersiedeln. Für das Juweliergeschäft hatte er bereits einen Käufer gefunden. Es war ein ehemaliger Kollege von ihm, der dafür 550.000 Schweizer Franken bezahlen würde. Dieses Geld wollte er seiner Tochter zukommen lassen, weil sie ihre Arbeit verliert. Und für den Verkauf des Hauses, hatte er bereits einen Makler beauftragt, der jede Woche zwei bis drei Interessenten vorbei brachte. Nun hat sich aber alles ein wenig verzögert, weil Max eine fürchterliche Bronchitis bekam und er bettlägerig wurde. Deshalb hat Susanne auch einen mobilen Pflegedienst mit seiner Betreuung beauftragt. Ich weiß nicht wie, aber Susanne hat zwei Wochen später von Max Plänen erfahren. Sie glauben nicht, was da los war. Die beiden haben sich so laut gestritten, dass ich es hier im Garten noch gehört habe. Max hatte ihr an diesem Tag klipp und klar gesagt was er beabsichtige. Sie war natürlich völlig aus dem Häuschen. Eine Woche hat sie sich nicht mehr blicken lassen, bis an dem Tag, wo Max angeblich Selbstmord begangen hat. Da hab ich sie nämlich gesehen, wie sie gegen 17:30 Uhr an meinem Haus vorbeigelaufen ist. Sie trug zwar einen Regenmantel mit Kapuze, aber ich habe sie trotzdem erkannt. Etwa zwei Stunden später verließ sie das Haus wieder. Trotz des starken Regens, hat sie Moritz mitgenommen. Am nächsten Morgen hat ihn dann der Pfleger vom Pflegedienst gefunden.“ Hans: „Wer ist Moritz?“ Frau Kuhn: „Moritz ist sein Hund, der Mops.“ Hans: „Und wie hieß die Freundin von Herrn Rosenzweig?“ Frau Kuhn: „Oh, schlagen sie mich, mir fällt es gleich wieder ein. Wie heißt noch einmal dieses Schweizer Bonbon für das immer Reklame gemacht wird?“ Linda: „Ricula Kräuterzucker?“ Frau Kuhn: „Genau und so ähnlich hieß die Dame. Jetzt weiß ich es wieder Regula, genau Regula hieß sie und wohnte in Davos.“ Hans: „Und sie sind sich sicher, dass sie Frau Müller und nicht eine andere Person gesehen haben?“ Frau Kuhn: „Absolut sicher. Auf meine Augen ist Verlass.“ Hans: „Sie sagten vorhin, dass Herr Rosenzweig mit ihr im Internet verbunden war. Hatte er denn einen PC oder einen Laptop?“ Frau Kuhn: „Ja, so ein Ding das man aufklappen muss.“ Hans holte ein paar Fotos aus einer Plastiktüte und zeigte sie Frau Kuhn. Er fragte sie: „Was erkennen sie darauf?“ Sie nahm die Brille die auf dem Tisch lag und sah sich die Bilder an. Sie legte ein Bild auf den Tisch und meinte: „Das ist Regula, Max hat sie mir gezeigt. Es müssen aber auch noch Fotos von ihr auf dem Schreibtisch und eines an der Wand im Flur hängen. Und das hier ist Moritz, der alte, dicke Mops.“ Linda: „Und sie sind sich sicher, dass sie den Hund am Abend seines Ablebens geholt hat?“ Frau Kuhn: „Da bin ich mir absolut sicher, weil mir der Moritz noch so leid tat, weil es so sehr regnete.“ Hans: „Wissen sie zufällig den Namen des Interessenten des Geschäfts, oder den Makler?“ Frau Kuhn: „Tut mir leid, aber damit kann ich nicht dienen. Fragen sie doch einmal diesen schrecklich neugierigen Pfleger Uwe, der kann ihnen das vielleicht sagen.“ Hans: „Wissen sie noch, wie der Pflegedienst hieß, bei dem Uwe gearbeitet hat?“ Frau Kuhn: „Nein, das weiß ich nicht. Er ist immer mit so einem auffallenden gelben Auto gekommen, an mehr kann ich mich nicht erinnern.“ Hans hatte seine Fragen gestellt und Frau Kuhn erinnerte Linda noch einmal daran, den Antiquitätenhändler zu fragen. Sie zeigte auch Hans die alten Stücke vom Wohnzimmer. Hans meinte nur: „Wenn sie das verkaufen, können sie mit dem Erlös locker ein neues Wohnzimmer kaufen.“ Frau Kuhn: „Vielleicht reicht es ja auch noch für einen neuen Wagen. Meiner ist nämlich schon in die Jahre gekommen und hat auch schon fast 50 Jahre auf dem Buckel.“ Sie begleitete die beiden hinaus und öffnete die Garage. Hans Herz schlug höher und er sagte nur noch voller Bewunderung: „Die Göttin. Ein Citroën DS 21 Chapron, Baujahr 1971, unglaublich.“

Steiner sah sich die Waffe an und meinte: „Ja, Frau Irslinger, das ist ohne Zweifel eine Glock 17. Falls sich herausstellen sollte, dass dies die Tatwaffe ist, sehe ich schwarz für ihre Tochter und ihren Verlobten. Fragen sie den Herrn Rechtsanwalt, der wird ihnen das bestätigen.“ Dr. Studer sah sich auch die Waffe an und meinte dann: „Ich fürchte, der Mann von der Kripo hat Recht. Ich werde ein paar Kollegen von mir anrufen, vielleicht übernimmt einer von ihnen diesen Fall.“ Martha Irslinger war außer sich vor Wut und Enttäuschung. Sie blaffte Studer an: „All die Jahre haben sie das Geld meines Mannes genommen und wenn es einmal nicht so läuft, dann ziehen sie den Schwanz ein. Was sind sie nur für ein Mensch, aber eines kann ich ihnen jetzt schon sagen, wenn sie meine Tochter nicht verteidigen, dann sind sie die längste Zeit unser Anwalt gewesen.“ Dr. Studer antwortete: „Dann ist es eben so. Aber einen besseren wie mich finden sie nicht, was das Vertragsrecht betrifft. Selbst wenn ich wollte, ich bin einfach nicht firm genug, was das Strafrecht betrifft. Suchen sie sich einen kompetenteren Kollegen.“ Steiner und Martina verabschiedeten sich und beendeten die Durchsuchung. Die ganze Truppe verließ das Grundstück der Irslingers und fuhr zurück ins Präsidium. Dort hielt als einziger Klaus Wagner die Stellung. Er pendelte zwischen den Vernehmungszimmern eins und zwei hin und her. In der eins saß Saskia Irslinger und in der zwei, Frank Leisner. Er befragte sie abwechselnd und stellte beiden immer wieder die gleichen Fragen. Er wollte beide einfach nur weichkochen, zermürben. Bisher klappte das nicht so, wie sich Klaus das vorgestellt hatte. Die alles entscheidende Frage woher ihre Schmauchspuren an den Händen kommen, beantworteten sie: „Wir haben im Wald herumgeballert und auf alles geschossen, was sich bewegte.“ Klaus setzte sich in den Konferenzraum und trank eine Tasse Kaffee. Er lief zum Fenster, öffnete es und zündete sich eine Zigarette an. Er nahm einen Zug und atmete den Rauch tief ein. Ein Gefühl von Glückseligkeit, machte sich Sekunden später breit. Die Tür ging auf. Martina und Steiner kamen herein. Wie Klaus, Martina in ihrem gelben Hosen und der Uniformjacke sah, sagte er lachend zu ihr: „Du kommst hier nicht rein, du siehst Scheiße aus.“ Martina: „Deine Witze waren auch schon besser.“ Sie warf etwas Schweres auf den Tisch und erklärte: „Ich habe sie in einem halbvollen Eimer mit Farbe gefunden. Lass sie zur SpuSi bringen, vielleicht finden sie noch Fingerabdrücke. Ich würde es ja selbst machen, aber in meinem Aufzug, bin ich leicht overdressed.“ Klaus warf die Zigarette aus dem Fenster und schloss es wieder. Er lief zum Tisch und sah sich die Plastiktüte mit der Glock 17 an. Klaus: „Na, dann können wir nur hoffen, dass die SpuSi zaubern kann. Aber bevor wir sie dorthin bringen, werde ich sie den beiden zeigen. Vielleicht sehen sie dann die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage ein. Ach ja Martina, du siehst sexy aus. Wenn ich eine Robbe wäre, würde ich dir glatt den Hof machen.“ Martina legte ihre Waffe auf den Tisch und zog ein Kleidungsstück nach dem anderen aus, bis sie nur noch ihren knappen Tanga und den Sport BH anhatte. Dann sagte sie: „Ihr Männer seid doch alle gleich. Es kommt nicht auf die Verpackung an, sondern auf den Inhalt. Seid vorsichtig ihr beiden, nicht das ihr noch blind werdet.“ Sie verließ nun wie ein Model, leicht aber gekonnt, hüftschwingend den Konferenzraum. Mit einem kräftigen Knall fiel die Tür ins Schloss. Steiner rollte mit den Augen und sagte: „Hast du das gesehen? Wow.“ Klaus: „Ich bin ja nicht blind. Aber, dem Wow stimme ich zu. Gott sei Dank, waren Klausen oder Brandt nicht hier.“ Steiner: „Man sollte das was Martina gerade noch anhatte, zur offiziellen Dienstuniform erklären. Was denkst du, wie viele Verbrecher bei dem Anblick sofort gestehen würden?“ Wieder ging die Tür auf und Hans kam herein. Hans sagte: „War das gerade Martina? Feiert ihr etwa Orgien wenn wir nicht da sind?“ Steiner: „Martina hat gerade einen Strip hingelegt. Wow, haben wir da nur gesagt.“ Hans antwortete: „Tolle Uniform hatte sie an, das muss man ihr lassen. Linda gibt ihr gerade etwas Neues zum anziehen. Was war denn eigentlich los, warum hat sie sich entblättert?“ Klaus: „Das muss uns Frank erzählen, der war schließlich dabei.“ Klaus hob die die Klamotten vom Boden auf und Frank erzählte, was bei den Irslingers geschehen ist. Zum Schluss gab er ihm die Tüte mit der Glock. Hans sah sich die Waffe an und sprach: „Ich kann nur erkennen das es eine Glock 17 ist. Aber wie ich die SpuSi kenne, werden die auch noch Fingerabrücke finden, falls welche vorhanden sind.“ Klaus nahm die Tüte und sagte: „Aber zuerst, werde ich unseren beiden Turteltäubchen den Fund zeigen. Ich hoffe, es nützt etwas.“ Hans: „Na denn, Weidmanns Heil.“ Klaus grinste und antwortete: „Schön wäre es.“ Martina kam zurück und Klaus sprach sie gleich an: „Tut mir leid Martina, ich glaube ich habe mich vorhin wohl im Ton vergriffen. Ich wollte dich auf keinen Fall in irgendeiner Art diffamieren und schon gar nicht sexuell anmachen. Entschuldige bitte.“ Martina: „Mach dir keinen Kopf, ich habe schon verstanden wie es gemeint war. Und wenn ich ehrlich bin, sah ich wirklich aus wie eine gelbe Robbe mit einem grünen Oberteil. Ich habe echt Scheiße ausgesehen.“ Beide lachten und die Angelegenheit war vom Tisch, schließlich war man ein Team und kannte sich schon einige Zeit. Linda kam in den Konferenzraum und fragte: „Soll ich die Unterlagen aus dem Büro Irslinger durchsehen?“ Hans: „Ja, mach das bitte. Schau nach, ob es Schwierigkeiten mit Mitarbeitern oder Geschäftspartnern gab, vor allem mit den Subunternehmern. Und falls du private Unterlagen findest, lege einen eigenen Ordner dafür an. Heute Mittag fahren wir zu Frau Müller und holen sie aufs Präsidium. Steiner muss sich um Gunther kümmern. Ich werde mir noch einmal die Akte Peters ansehen. Ich glaube nicht an einen Suizid. Glaub doch nicht, dass sie sich einen Schlafmittel Cocktail zusammen mischt, ihn zu sich nimmt und dann in aller Seelenruhe schwimmen geht. Wenn jemand Selbstmord begeht, dann will er ohne Schmerzen abtreten und da ist ertrinken, wohl die falsche Wahl.“ Linda: „Ich möchte mir das erst gar nicht vorstellen. Dann schon einschlafen und nicht wieder aufwachen.“ Hans: „Verbrennen finde ich noch schlimmer.“ Linda schüttelte sich, rieb sich die Oberarme und sagte: „Hör jetzt auf mit dem Horror, ich bekomme schon Gänsehaut.“ Hans lachte und fügte hinzu: „Schon vergessen, wir arbeiten bei der Mordkommission, da ist der Tod allgegenwärtig. Wenn jemand in die Abgründe der Menschen sieht, dann wir. Solange wir das nicht an uns heranlassen, ist alles in Ordnung. Wenn nicht, frisst es uns auf und zieht uns in einer Abwärtsspirale unaufhörlich nach unten. So hart es klinkt, aber ein Mord muss uns im übertragenen Sinne, am Arsch vorbeigehen. Wir sind keine Richter, wir sammeln nur Fakten, Indizien und Beweise, sonst nichts. Wir verwalten nur alles und legen die Sachen in bestimmten Ordnern ab.“ Linda: „Klingt kalt und gefühlslos.“ Hans: „So muss es sein und nicht anders. Und wer das nicht kann, hat bei uns in der Mordkommission nichts verloren. Ich gehe jetzt in mein Büro, da habe ich wenigstens meine Ruhe.“ Linda holte sich die beschlagnahmten Akten aus Irslingers Büro und fing an zu sortieren. Steiner und Martina machten sich auf den Weg zu Gunther von Brahmstett, um ihn aufs Präsidium zu bringen. Er hatte einiges zu erklären.

Klaus kam in die eins und setzte sich gegenüber vom Frank Leisner. Der fing gleich an zu maulen: „Na endlich, wurde auch Zeit. Was ist mit meinem Anwalt, wann kann ich mit ihm endlich sprechen?“ Klaus: „Mit Anwalt meinen sie Dr. Studer?“ Frank: „Was weiß ich, wie der von den Irslingers heißt, Hauptsache er kommt bald.“ Klaus: „Da können sie lange warten, denn Herr Dr. Studer hat das Mandat nicht angenommen. Nennen sie mir einen anderen Anwalt und wenn sie sich keinen leisten können, stellt ihnen das Gericht einen Pflichtverteidiger. Also, wen soll ich informieren?“ Frank sah ihn entgeistert an und entgegnete: „Das ist eine ganz linke Masche von ihnen. Sie wissen schon, dass ich ohne Anwalt kein Wort sagen muss.“ Klaus: „Sie können auch mit Anwalt ihre Aussage verweigern, das ist ihr gutes Recht. Ich würde es an ihrer Stelle nicht tun, weil sie damit ihre Lage nur noch verschlimmern. Machen sie reinen Tisch, legen sie ein Geständnis ab, das würde sich auf das Strafmaß positiv auswirken.“ Frank zeigte ihm den Mittelfinger und äußerte sich mit einem lauten: „Fick dich, Bulle. Ich bin unschuldig.“ Klaus blieb ganz ruhig und zog etwas aus seiner Tasche. Er hob es hoch und die farbverschmierte Waffe kam zum Vorschein. Klaus: „Schauen sie einmal was wir gefunden haben. Es ist eine Glock 17. Und nun raten sie einmal, wo sie war?“ Frank spielte den desinteressierten und beachtete Klaus einfach nicht. Klaus: „Ich will es ihnen sagen. In dem alten Gärtnerhaus, dass sie zur Zeit bewohnen und renovieren. Sie lag versteckt, in einem Eimer mit Farbe.“ Frank: „Na und, was habe ich damit zu tun?“ Klaus: „Ach ja, bevor ich es vergesse, sie haben morgen früh um 10:00 Uhr einen Termin beim Haftrichter. Oberstaatsanwalt Klausen hat nämlich Anklage gegen sie und ihre Verlobte, wegen gemeinschaftlichen Mordes erhoben.“ Frank wurde nun sichtlich nervöser und wütender: „Das kann er doch gar nicht machen, er hat doch nichts in der Hand gegen mich und Saskia. Sie werden sehen, morgen um 11:00 Uhr sind wir wieder frei.“ Klaus: „Einen Scheiß werden sie. Um 11:00 Uhr werden sie bereits in der JVA Moabit eingekleidet und in eine Einzelzelle sitzen. Und Saskia wird ihnen, eine Etage tiefer, Gesellschaft leisten. Ich verstehe nicht wie man so blöd sein kann, in die Hand zu beißen, die einen füttert. Reden sie endlich mit mir, sagen sie mir die Wahrheit, denn nur so können sie ihre Lage verbessern.“ Frank: „Was soll ich gestehen? Einen Mord den ich nicht begangen habe? Sie sind doch irre. Wir haben nichts mit der Ermordung von Saskias Vater zu tun.“ Klaus: „Ich gehe jetzt zur Spurensicherung und bringe die Waffe dorthin. Spätestens in zwei bis drei Stunden haben wir das Ergebnis, ob es die Tatwaffe ist. Übrigens, können sie mir erklären, wie der gleiche Ketchup, der in Irslingers Wagen war, an ihre Stoßstange und an die Seitenscheibe ihres Wagen gekommen sind?“ Frank: „Das weiß ich doch nicht. Merken sie denn nicht, dass jemand versucht uns zu linken? Ja, wir haben mit den Waffen im Wald herumgeballert, aber das ist das Einzige, was sie uns vorwerfen können. Unerlaubtes benutzen einer Schusswaffe, mehr nicht. Ich habe schon viel Bockmist in meinem Leben gebaut, aber Mord ist nicht mein Ding. Und Saskia ist dazu auch nicht fähig. Zur Tatzeit waren wir zusammen im Gärtnerhaus in der Kiste gelegen und haben gevögelt. Wir haben ein Alibi und wenn sie das nicht glauben, dann ist es ihre Sache und nicht unsere.“ Klaus stand auf und verließ die eins und ging zwei Türen weiter, in die zwei. Er setze sich auch hier an den Tisch und legte gleich die Waffe hin. Klaus: „Diese Waffe haben wir in einem Farbeimer in ihrem Gärtnerhaus gefunden. Haben sie eine Erklärung, wie sie dahin gekommen ist?“ Saskia: „Nein, das weiß ich nicht. Wo bleibt mein Anwalt?“ Und Klaus erklärte ihr das Gleiche wie zuvor Frank. Saskia war geschockt und schrie: „Dann gehen sie zu meiner Mutter und richten ihr aus, sie soll mir den besten Verteidiger der Stadt besorgen.“ Klaus schob ihr sein Handy hin und meinte: „Sagen sie es ihr selbst. Ich warte so lange draußen.“ Saskia: „Das ist nicht nötig, sie können ruhig hören was ich ihr sage.“ Klaus: „Wenn sie darauf bestehen, bleibe ich.“ Saskia nahm das Telefon und tippte die Nummer ihrer Mutter ein. Wie die sich meldete, sprach sie: „Hallo Mama, bitte hör mir zu, ich habe nur diesen einen Anruf. Wie mir die Polizei gerade mitteilte, hat Dr. Studer meine und Franks Verteidigung abgelehnt. Nun stehen wir ohne Verteidigung da und werden morgen früh dem Haftrichter vorgeführt. Ich bitte dich jetzt, uns den besten Strafverteidiger von Berlin mit unserer Verteidigung zu beauftragen.“ Martha Irslinger: „Kind, ich habe es auch erst vorhin erfahren, ich habe Dr. Studer bereits gefeuert. Ich werde alle Hebel in Bewegung setzen, damit ihr den besten Verteidiger bekommt, den Berlin zu bieten hat. Schätzchen du bist doch unschuldig? Hast du irgendetwas mit dem Tod deines Vaters zu tun?“ Saskia: „Mama, ich schwöre dir, wir haben nichts getan. Wir sind unschuldig. Bitte besorge mir einen Anwalt. Ich liebe dich“ Martha: „Ich liebe dich auch und werde sofort, den besten Anwalt aufsuchen. In ein paar Stunden wird er bei dir sein. Tschüss.“ Saskia: „Sie haben es gehört. Und bis der Anwalt hier ist, sage ich nicht ein einziges Wort mehr.“ Klaus: „Das ist ihr gutes Recht. Aber bedenken sie, die Zeit bis zum Haftprüfungstermin wird immer weniger. Angenommen sie haben etwas zu ihrer Entlastung vorzubringen, bleibt uns fast keine Zeit, diese Angaben zu überprüfen. Ich kann sie nur eindringlich bitten, mit uns zu sprechen. Je schneller wir Angaben zur Überprüfung haben, umso schneller können wir ermitteln. Wir von der Kripo sind verpflichtet, alle gemachten Angaben zu überprüfen. Nicht nur die ihre Schuld beweisen, sondern auch solche, die ihre Unschuld belegen. Aber wie gesagt, ohne ihr mitwirken, sind mir leider die Hände gebunden.“ Saskia blieb dabei, sie wollte erst im Beisein ihres Anwaltes, mit der Polizei sprechen.

Tatort Berlin - Projekt Grüner Winkel

Подняться наверх