Читать книгу Küssen ist Macht - Bente Clod - Страница 6
Das Guckloch
ОглавлениеDa stehe ich nun, atemlos und geplagt vom schlechten Gewissen, vor meiner eigenen Tür und weiß nichts mit mir anzufangen. Im Treppenhaus ist alles still, vielleicht sind die Jungs zu Michael rüber. Ich hätte Anne einfach nie meinen Schlüssel geben sollen, damit sie mit ihrem Liebhaber allein sein kann. Aber sie klang so glücklich. Und das war es ja, ihre freudige Erregung, die mich dazu gebracht hatte, ja zu sagen. Naja, und natürlich die Tatsache, dass mein Nikolaj die letzten drei Wochen quasi bei Anne, Ole und Michael eingezogen ist. Nikolaj hat irgendein technisches Projekt mit Ole und Michael, ein Interesse, das er hier zu Hause, bei mir, nicht würde stillen können. Nicht, seit sein Vater nach Schweden gegangen ist. Eben haben unsere Jungs angerufen und mitgeteilt, dass sie „nach Hause, Hausaufgaben machen“ gehen. Code für Netflix. Aber bevor ich hatte fragen können, wo „zu Hause“ sei, war die Verbindung abgerissen. Wenn sie jetzt hierher kommen und Michael seine Mutter mit einem fremden Mann im Bett vorfindet - nein, einfach nur nein. Das muss ich unbedingt verhindern.
Ein Geräusch aus Frau Mortensens Wohnung bringt mich dazu, endlich den Schlüssel ins Schloss zu stecken und hineinzuschlüpfen. Lautlos. Wie eine Einbrecherin im eigenen Haus. Aber Frau Mortensen hat ein ganz besonderes Talent für dramatische Details, die sie überall im Haus sieht und hört. Und ich meine überall. An dem Abend zum Beispiel, als mich Anders vor die Tür warf, nur im Höschen und mit einem blauen Auge, hätte ich schwören können, den Türspion in Frau Mortensens Wohnungstür glühen zu sehen.
Was zum Henker soll ich tun? Jetzt stehe ich hier in meinem eigenen Flur und lausche angestrengt in die Wohnung hinein. Was soll ich sagen, wenn die Jungs hier aufkreuzen?
Anders hätte sich nie in so eine Situation gebracht, wo er nicht mal sein eigenes Wohnzimmer betreten kann. Wenn er von meiner misslichen Lage wüsste, wäre die Hölle los. “Unsere Wohnung als Bordell? Das ist doch wirklich das Letzte!”
Wie gut, dass er in Schweden ist. Und die Scheidung fast durch.
Heute Abend sind wir alle eingeladen. Anne, ihr Mann Ole und ich. Der Anlass: Susannes und Kjelds Kupferhochzeit. Da sitzen wir uns dann bestimmt gegenüber. Und ich erstarre mitten im Flur: Ist Annes Liebhaber wohl einer aus dem Freundeskreis? Einer, den ich kenne? Der schöne Henrik? Oder vielleicht Kjeld selbst, an seinem siebten Hochzeitstag? Ach was. Vielleicht ist es ja Finn, der gute alte Finn, den jeder gern hat, den niemand je um etwas bitte würde. Niemand traut ihm ein Privatleben zu. Finn hat immer ein offenes Ohr, und er kann kochen. Heute Abend zum Beispiel macht er Bouillabaisse.
Die Tür zum Wohnzimmer ist geschlossen. Da muss ich durch, um in mein Schlafzimmer zu gelangen. Die Tür links, zu Nikolajs Zimmer, steht aber weit offen, und da sind sie nicht. Gegenüber von seinem Zimmer ist das Bad. Auch das ist leer.
An der Garderobe neben dem Spiegel hängt eine fremde Jacke über Annes Mantel. Eine schicke blaue Wildlederjacke.
Und dann höre ich sie in meinem Schlafzimmer. Sie klingen wie zwei Ertrinkende, die sich in ihrer Not aneinanderklammern.
Herrgott nochmal, ich kann Anne ja wohl ihren Lover gönnen. Wenn ich zu Nikolaj ins Zimmer gehe und dort warte, kann ich die Jungs zur Not im Flur abfangen und sie zur Imbissbude runterschicken, falls sie doch herkommen, was den Beiden im Bett genug Zeit zur Flucht verschaffen würde. Ein Airbag bin ich. Ein Blitzableiter.
Aufgebend schleiche ich ins Jugendzimmer meines Sohnes. Es riecht nach Plastik, nach Chips und verschwitzten Jungensocken. Anders’ alter Bürostuhl, bronzefarben angesprüht, steht wie ein siegreicher Krieger triumphierend zwischen Bergen aus Klamotten, Videospielen und Schulbüchern. Ich schaffe es gerade so, mich bis zum Bett vorzukämpfen, ohne etwas umzustoßen.
Die Geräusche aus meinem Schlafzimmer sind plötzlich noch viel deutlicher als draußen im Flur. Hört man wirklich so viel durch die Wand? Wie gut, dass ich mein Bett nur zum Schlafen nutze! Dann fällt mir etwas ins Auge, ganz oben unter der Decke: Der Luftabzug. Nikolaj hatte letzte Woche den Keramikaufsatz abgenommen mit dem luftigen Versprechen, es zu reparieren. Jetzt gähnt an der Stelle ein offenes, viereckiges Loch in der Wand zu meinem Schlafzimmer. Groß genug, um sich einen guten Überblick verschaffen zu können, wenn man sich im Bett aufstellt. Hat er etwa spioniert? Hat er seine Mutter beim Umziehen beobachtet? Der kleine Gauner. Dem werde ich noch beibringen, wo er mit seinen neugierigen grünen Augen was zu suchen hat, und wo nicht!
Die Beiden nebenan. Eine fast vergessene Melodie aus innigen Umarmungen und Nächten voller Nähe. Die letzten Jahre mit Anders waren gefühl- und freudlos gewesen. Ich lasse mich auf dem Bett nieder.
Der Mann könnte schon klingen wie Kjeld. Aber kann das wirklich sein? Und ausgerechnet heute, an seinem Hochzeitstag? Aus dem Augenwinkel spähe ich hinauf zum Loch, aus dem ein warmes Licht herein strahlt. Vorsichtig, leise, steige ich auf Nikolajs Bett und wage einen Blick hinein, in mein Schlafzimmer.
Der Anblick verschlägt mir fast den Atem, wie ein heißer Wüstenwind. Ich kenne Anne jetzt seit fünfzehn Jahren, aber so habe ich sie noch nie gesehen. Wusste nicht, dass sie so starke Gefühle an den Tag legen kann. Das Haar ist schweißnass und klebt ihr im Gesicht. Sie wirft den Kopf in den Nacken, aufs Kissen, und bohrt die Finger in meine neue Bettwäsche aus goldenem Satin. Die Beine sind weit gespreizt, sie liegt auf der Bettkante, die Füße nur eben auf dem Boden, und zwischen ihren Schenkeln kniet ein Mann, den Rücken mir schräg zugewandt. Mit einer Hand greift sie ihm in den dichten Haarschopf.
Ihre Brüste sind schöner als meine - oder ist das nur, weil sie auf dem Rücken liegt? Der Bauch mit der Kaiserschnittnarbe ist noch flach, aber ihre Hüften und die Oberschenkel werden langsam weicher, schießt es mir durch den Kopf. Und doch strahlt sie dort unten in meinem Bett, als würde eine glühende Sonne sie von innen heraus erleuchten. Ich kann nicht anders, als den Anblick zu genießen. Anne hat mal gesagt, dass Ole sie nicht so gern zwischen den Beinen küssen möge - und wenn er sich endlich überreden lasse, sei es immer viel zu kurz. Na, der hier scheint jedenfalls nichts dagegen zu haben!
Von oben sieht das Zimmer so groß aus. Annes Kleid und die Klamotten des Mannes liegen überall im Zimmer verstreut, auf dem kleinen Teppich und sogar über meiner neuen Halogenlampe. Ihr BH liegt auf der Fensterbank. Was haben die hier nur veranstaltet?
Der Mann ist schlank, seine Haut ist hellbraun wie Nougat. Und er ist deutlich erregt. Das sehe ich, obwohl ich nur seinen Rücken sehen kann. Er spannt den Po an und legt eine Hand auf Annes Bauch, wodurch mein Blick auf ihren vor Lust bebenden Schoß frei wird. Mit jedem Lecken, jedem Lutschen, spannt sich ihr Körper mehr, und seine strammen Pobacken beben. Er hat einen gutaussehenden Hintern und reibt seinen steifen Schwanz an meinen glatten Satinlaken.
Jetzt beugt er sich wieder vor, legt die Lippen um Annes Kitzler, lutscht an der einen feuchten Schamlippe, dann an der anderen - und dann konzentriert er sich wieder ganz auf die Klitoris. Ich sehe Anne an, was das mit ihr und ihrer Lust macht, und seine langsamen, gründlichen Zungenbewegungen wecken auch meine Phantasie. Und das nicht nur, weil er so gut aussieht. Es ist auch der Anblick von Annes Muschi. Ich habe noch nie eine Frau so gesehen. Die lustvoll geschwollenen Lippen, die unter dem rasierten Schambein feucht und rosa glänzen. Das lebendige, glitzernde Fleisch, das er nun mit dem Finger penetriert und forschend darin vor und zurück gleitet. Vor und zurück. Ich sinke auf Nikolajs Bett in mich zusammen und begrabe mein Gesicht im Kissen meines Sohnes.
Die ersten paar Jahre hatten wir alles Mögliche ausprobiert. Anders und ich. Langsam und schnell, neben, unter, auf dem Bett, Missionarsstellung oder von hinten, tagsüber, abends und mitten in der Nacht, wenn uns die Lust wachhielt. Sein Lieblingsspiel war es aber, mich auf den Tisch zu legen und mich seinen „Lieblingsnachtisch“ zu nennen. Ein Glas Wein dazu, sodass er die Zeit richtig schön lange hinausziehen konnte, bis ich bettelte und flehte, er möge mich endlich vernaschen. „Jaaaaa, nur noch eeeeiiinen Schluck!“, kam dann die Antwort meines standhaften Gatten, ehe er ein paar Tropfen des kühlen Weins auf mich tröpfelte und sie mir dann gründlich von der Haut lutschte. Ich wusste, dass er gleichzeitig sich selbst befriedigte, und wünschte mir dann immer, eine größere Rolle zu spielen. Sobald wir uns im Neunundsechziger wiederfanden, war Anders bereits so geil, dass er fast augenblicklich kam, während ich in seiner Umlaufbahn vor unbefriedigter Lust fast verglühte. Ja, es war schön, sein Lieblingsnachtisch zu sein, da oben auf dem Tisch - aber einsam war es auch.
Die letzten Jahre hingegen hatten wir nichts mehr ausprobiert. Nikolajs vertrauter Geruch auf dem Kissen bringt mich auf andere Gedanken.
„Ahhh, komm schon, ich will dich spüren!“
„Mmmmhhh!“
„Komm, ich will dich!“
Annes Stimme klingt ebenso genussvoll wie gebieterisch. Annes Muschi. Bin ich lesbisch, weil mich der nackte Arsch meiner besten Freundin anmacht? Ich weiß ganz genau, wie es Anne in diesem Moment geht, als Lieblingsnachtisch auf dem goldenen Tischtuch, das mein Laken ist.
Dann erklingen ein schallendes Klatschen und ein erstickter Aufschrei. Oh Gott, er darf ihr nicht weh tun! Ich springe auf, presse das Gesicht an mein Guckloch.
Ein roter Handabdruck leuchtet auf Annes Oberschenkel. Ein Blitz zuckt durch meinen Unterleib. Kann man das geil finden, so einen Schlag? Kann sie? Ich kann offenbar, denn es summt und schnurrt zwischen meinen Beinen.
Anne streckt den Arm aus und greift dem Mann ins rabenschwarze Haar. Zieht ihn zu sich herauf. Sie liegen seitlich nebeneinander, drücken sich aneinander, saugen sich aneinander fest, vor meinen Augen. Zwei Körper, ein paar Lungen. Eins. Anne schlingt ein Bein um seine Hüfte, sodass mein Blick erneut auf ihre weit offene, feuchte Öffnung fällt. Die Innenseite ihrer Oberschenkel glänzt von seinen nassen Küssen. Anne küsst sein verschwitztes Gesicht, leckt ihre Säfte von seinen Lippen. Er ergreift ihre Arme, ihre Hüfte, ihre Pobacken und drückt dann erst einen, dann zwei, dann drei Finger in den feuchten, rosafarben leuchtenden Spalt zwischen ihren Schenkeln. Sie gibt nach, sodass ich es bis in den Nebenraum spüre. Kann man wirklich so eine Lust haben, eine andere Frau zu berühren, wenn man selbst Frau ist?
Nun richtet Anne sich auf, stützt sich auf die Ellenbogen. Sie starren sich in die Augen, als gelte es Leben und Tod, starren und starren, während er sich an ihren Bauch presst und seine Finger in ihr vor und zurück schnellen lässt. Er ist sehr erregt, schließt die Augen und stöhnt laut.
Seine Haut ist olivfarben. Das Haar sieht nass aus, es ist glatt, glänzend und blauschwarz über der hohen Stirn. Der Mund ist groß, die Lippen voll und sensibel. Seine Mundwinkel zittern im Takt mit Annes Bewegungen. Die Nase ist elegant geschwungen und schmal, die Augen genüsslich geschlossen. Er sieht beinahe indianisch aus. Wo hat sie so einen nur gefunden? Auf der Arbeit? Ist das der neue chilenische Ingenieur, von dem sie neulich erzählt hatte? Seine Brust ist haarlos und glatt, die Brustwarzen zwei dunkle, weiche Ovale. Ich wünschte, ich sei es, die sich jetzt an Annes Stelle über ihn beugen und an seinen dunklen Nippeln lutschen würde, sodass er stöhnt:
„Ich will dich spüren. Jetzt! Doch, komm schon…“
Annes Stimme erklingt wie aus weiter Ferne, ekstatisch:
„Nicht ohne Gummi! Ich trau mich nicht ohne - doch, du musst ein Gummi benutzen!“
Sie erstarrt und öffnet die Augen. Er versucht, einzudringen, will sie nicht loslassen, und öffnet schließlich widerwillig die Augen.
Seine Augen sind strahlend blau. Ein interessanter Kontrast zu den pechschwarzen Haaren. Er legt seine Hand auf ihren Hintern, drückt zu: „Nur noch ein bisschen. Komm… Komm!“
„Wir müssen… wo ist es?“
Er schließt aufgebend die Augen und wirft sich hintenüber aufs Kissen:
„Draußen, in meiner Jackentasche.“
Ich erstarre. Die Jacke! Die blaue Jacke an der Garderobe!
Atemlos steige ich aus dem Bett und schleiche zur Tür, zum Flur, zur Jacke. Schließe die Tür so lautlos, wie ich es schon unzählige Male zuvor gemacht habe, um meinen schlafenden Sohn nicht zu wecken.
Das hier, das kostet dich eine Flasche Wein, meine liebste Freundin, fluche ich innerlich, und zwar vom oberen Ende des Regals! Ich lehne mich an die Tür und höre ihn über den knarrenden Fußboden des Wohnzimmers hinaus in den Flur gehen. Ich drücke mein Auge vor den kühlen Windhauch des Schlüssellochs.
Der Fremde steht da im Flur, nur einen halben Meter vor mir, und durchsucht ungeduldig seine Jackentaschen, während sein glänzend nasser Schwanz genau auf mich zeigt. Er ist zu erregt, um sich zu konzentrieren, der Schwanz verliert an Spannkraft, er sucht noch einmal in der ersten Tasche. Er ist lang, spitz und beschnitten, die Eichel leuchtet unter der goldenen Haut. Die Feuchtigkeit glitzert in der kleinen Öffnung, gleitet dann an seinen Formen entlang, bleibt einen Augenblick lang zitternd hängen und tropft auf den Boden. Auf meinen Boden. In meinem Flur. Was fällt denen eigentlich ein? Was will Anne mit einer Affäre, wenn sie doch Ole hat, ihren Ole? Was soll das Ganze? Ich beiße mir auf die Unterlippe, bis es weh tut, und beobachte wieder den wiegenden Penis direkt vor meinem Auge. Endlich hat er gefunden, was er sucht, und stürzt zurück ins Schlafzimmer.
„Lass mich, ich mach das!“
„Nein! Du rollst es in die falsche Richtung ab!“
„Die falsche Richtung? Das ist das einzige Kondom, ich dachte da waren noch mehr in der Packung, verdammt, pass doch auf!“
Wenn das Kondom kaputt geht. Davon kann man doch sterben. Ohne Gummi geht gar nicht, das dürfen sie einfach nicht. Ich springe im Bett auf, zurück an mein Guckloch. Unter mir zittern die Knie, und zwischen den Beinen kitzelt es.
Anne sitzt auf der Bettkante, mit dem Rücken zu mir. Das Licht der großen Fenster erleuchtet ihren weißen Körper. Er steht zwischen ihren Knien, das Gummi über die mutlose Männlichkeit gerollt. Sie wirkt nervös, als wäre es ihr unangenehm, auf diese Weise die Stimmung zu versauen, mit diesem Gegenteil von einem Vertrauensbeweis. Sie nimmt seine Eier in die Hand und krault sie sanft, während sie ihr Gesicht auf seinen Bauch drückt. Lässt einen Tropfen Spucke auf ihn herablaufen, macht ihn feucht, macht ihn wieder geil. Zieht das Gummi bis zur Wurzel, auf und ab, auf und ab. Sein Schwanz wächst ihr entgegen, er muss sich so hart anfühlen auf ihrer Wange. Hart und gut. Wie kann es so geil sein, andere bei etwas zu beobachten, was man selbst gern tun würde. Ist es nur, weil ich mich sicher fühle, hier, hinter meiner Wand? Nichts riskiere? Wie dumm von Anne. Wie dumm. Und geil. Ich kann nicht anders. Meine Unterhose drückt sich feucht gegen meine Finger, rhythmisch presst mein Zeigefinger auf die warme Mitte, und ich wünschte, ich könnte meinen zitternden Knien einfach nachgeben und aufs Bett herabsinken, ohne den Anblick auf der anderen Seite der Wand zu missen.
Anne drückt ihre Brüste zusammen wie eine Schale, in die der Mann nun stoßweise seine Erektion versenkt. Dann hält er sie an den Schultern und wirft sie zurück aufs Bett. Anne stöhnt, ich bekomme einen kurzen Einblick in ihre Höhle, die sich ihm öffnet, so dunkel und geheimnisvoll. Und dann liegt er auf ihr und dringt ein, tief. Jetzt ist es Ernst. Bis jetzt war alles nur zum Spaß, nur ein Spiel, ein heftiges Spiel, zum Aufwärmen. Jetzt spürt man die Elektrizität in der Luft. Ich spüre sie bis auf meine Seite der Wand, spüre sie im Körper, wie einen Schmerz, ohne jemanden zum Festhalten und Entladen. Mein Finger gleitet vor und zurück, gleitet hinein ins feuchte, warme Innere. Ich folge seinem Rhythmus. Ein Laut entwindet sich meiner Kehle, erschrocken reiße ich die Augen auf und ducke mich. Der Mann hält inne, lauscht. Ich riskiere einen Blick. Anne ist kurz davor zu kommen, ihr Mund steht offen, sie atmet in heiseren, abgehackten Stößen. Er beugt sich über sie herab und kneift ihr mit spitzen Lippen sanft in die Brustwarzen, umfasst mit starken Fingern ihren Arsch und drückt ihn über seinem Schwanz zusammen, presst sie an sich, sodass Anne aufschreit, und drückt sein Gesicht an ihren Hals. Mit jedem seiner Stöße entgleitet ihr ein Stöhnen.
Dann stößt er zu, tief und hart. Ich schnappe nach Luft. Annes Körper spannt sich wie ein Flitzebogen. Dann nimmt er ihre Brüste in die Hände, sodass ihre roten, steifen Nippel direkt in die Luft zeigen. Ganz vorsichtig beißt er hinein, erst in den einen, dann in den anderen. Erst ganz vorsichtig und sanft, immer im Wechsel. Dann etwas mehr. Anne hält die Luft an, bettelt nach mehr. Ich muss die Zähne hart zusammenbeißen, um die Geräusche, die rauswollen, nicht entwischen zu lassen. Genau so, genau diese Entschlossenheit, genau diese Sanftheit, genau dieses Beißen.
„Nochmal!“, fleht Anne. Ihre Stimme klingt fremd, heiser. Er antwortet nicht, betrachtet nur ihr Gesicht und dringt in sie ein.
„Meine Brüste. Nochmal. Meine Brüste!“
„Ja, aber nur, wenn du…“
„Wenn ich was? Komm schon!“
„Wenn du hinterher machst, was ich will!“
Anne gelingt ein Lächeln, zwischen zwei atemlosen Seufzern: “Alles. Alles, was du willst. Ich… oooooohh ja!”
Sie schreit auf, als er sich über sie herabbeugt und zubeißt, während er in sie vorstößt, wieder und wieder. Kurz muss ich an Frau Mortensen denken, die jetzt bestimmt hinter einer anderen Wand aufhorcht, während mein Daumen tief in mir versinkt, während der Mann im Schlafzimmer rhythmisch, hart, wild in meine Freundin eindringt. Er zieht an ihren Brustwarzen, bis sie atemlos aufbrüllt und ihr Körper zu beben und zu zucken beginnt, wie ein Film, eine Aneinanderreihung von einzelnen, schönen Bildern. Ich spüre, wie sich die feuchte Wärme um meinen Finger legt und zudrückt und loslässt, und zudrückt und loslässt, genau wie Anne da drin um seinen warmen Schwanz zudrückt und loslässt. Dass es so erregend sein kann, eine andere Frau beim Orgasmus zu beobachten. Ich sinke aufs Kissen herab und versuche, wieder zu mir zu kommen. Wer hätte das gedacht? Als Zweiundvierzigjährige noch eine Karriere als Spannerin zu beginnen. In Wahrheit bin ich keinen Deut besser als Frau Mortensen!
„Nein, nicht da!“
„Aber du hast es versprochen…“
„Aber das tut weh!“
„Entspann dich einfach…“
Was tut er ihr jetzt an? Blitzschnell bin ich wieder auf den Beinen, auf meinem Posten. Anne liegt auf dem Bauch, unter ihm, er massiert ihre Pobacken und versucht, sie sanft auseinander zu ziehen. Dringt mit einem Finger in sie ein und massiert dann mit dem feuchten Finger das stramme braune Loch über ihrer noch nassen Muschi. Sie wehrt sich. Wieder dringt er in sie ein und massiert den Anus mit ihren Säften, bevor er in jedes Loch einen Finger steckt. Anne erstarrt, ungläubig. Offenbar tut es gar nicht so dolle weh wie angenommen.
“Lass mich rein…”
Und dann beginnt Anne, sich zu entspannen. Sie lauscht seinen Bewegungen, folgt ihm aufmerksam. Nun fängt er an, in ihren Arsch einzudringen. Ganz vorsichtig zuerst. Er nimmt ihre Hände und legt sie über ihren Kopf, während er zustößt, ganz sanft, aber schnell, seine Handflächen auf ihren. Sein Atem kommt in kurzen Stößen, im Takt mit seinen Bewegungen. Seine Lenden arbeiten rhythmisch, Anne hält den Atem an, wimmert halb im Protest, halb im Genuss. Ich vergesse zu atmen.
Dann dringt er bis zum Anschlag ein, einmal, zweimal, und brüllt. Er kommt, schreit auf, sodass Frau Mortensens feines Teegeschirr in der Vitrine klirrt, stelle ich mir vor.
Langsam zieht er sich zurück und bricht zusammen. Liegt nach Luft schnappend auf Anne, die unter seinem muskulösen, schokoladenbraunen Körper fast verschwindet. Sie kriecht unter ihm hervor und legt ihm eine Hand auf die heiße Wange.
Meine Knie geben auf. Schwindelig ist mir, als ich vom Bett herabstolpere und auf den Boden sinke. Etwas ist da gerade mit mir passiert. Was genau, kann ich gar nicht sagen. Aber auf irgendeine merkwürdige Weise gehört meine Lust jetzt ein bisschen meiner Freundin Anne, genauso wie Annes Lust jetzt ein bisschen ihrem Liebhaber gehört.
Mit aller Kraft versuche ich, mich auf die Party heute Abend zu konzentrieren. Und darauf, dass ich noch meinen Rock bügeln muss.
Irgendwann erzähl ich Anne, dass ich hier war.
Irgendwann, wenn wir alt sind, erzähl ich es ihr über einem guten Abendessen. Einem richtig guten Abendessen. Mit Dessert. Meinem Lieblingsdessert.