Читать книгу Küssen ist Macht - Bente Clod - Страница 7
Pornografie
ОглавлениеKlein-Mariechen hat die Kriegsbemalung aufgelegt. Heute wird sie ihn erobern, den Schönen Victor. Ehe der Abend um ist, wird sie ihn küssen, und sie hat einen Plan.
Ihre Wimpern sehen aus, als hätte sie sie mit türkisfarbenem Mehl bestäubt, die Lippen sind grellgelb, und das gelbe Top bedeckt nicht viel von ihrem Oberkörper. Sie ist auf dem Weg zur Bar an der Ecke, wo der Schöne Victor gern abhängt, wenn der Abend noch jung ist. Später geht er dann meistens nach Hause, um Pornos zu gucken. Entweder mit seinem Papa oder mit einem Mädel, das er abgeschleppt hat. Und dann geht’s natürlich ins Bett.
Aber Klein-Mariechen hat vor, Victor etwas besseres zu bieten als Pornos. Etwas, was nicht Reality-Fernsehen ist, etwas, was nie gefilmt wird.
Klein-Mariechen stößt die Tür auf. Hinter Rauch und Lärm sieht sie ihn an der Bar, den Arm um die Kalte Ida gelegt. Ida mit den langen Beinen und den großen Titten. Klein-Mariechen hat kleine Titten, aber sie benutzt einen Push-Up-BH, damit sie oben aus dem Top gucken können. Sie hat kleine Füße in den hochhackigen Schuhen, aber sie pflanzt sie zielgerichtet mit jedem Schritt vor sich in den Boden, damit jeder sieht, wohin sie geht: Direkt auf das junge, schöne Paar an der Bar zu.
Klein-Mariechen ist mit allen Wassern gewaschen. Das muss man sein, wenn man als Achtjährige schonmal ein ganzes Jahr alleine gewohnt, und als Zehnjährige die Steuererklärung von Mama gemacht, und nebenbei jeden Jungen abgewiesen hat, der sie in ein Bett schubsen wollte. Mariechen lässt sich nicht so einfach umschubsen. Und wenn sie doch mal umgeschubst wird, fällt man nicht so tief, wenn man nur einen Meter sechzig klein ist.
Klein-Mariechen weiß, dass der Schöne Victor einen Vater hat, der recht viel von ihm verlangt, und eine Mutter, die auf Tabletten ist. Wegen der Nerven. Sowas kann einen Jungen schonmal dazu verleiten, mit Pornos zu entspannen. Vor Allem, wenn Papa mitguckt, und Mama schläft.
Aber jetzt geht es erstmal darum, die Kalte Ida zu Eis zu gefrieren, ehe sie an Victors Seite schmilzt. Es geht um alles. Heute muss es sein.
„Ida, dein Freund fragt nach dir. Draußen.“, sagt Marie mit klarer Stimme und bestellt sich ein Bier.
Ida sieht sie genervt an, über Victors Schulter:
„Ich HABE doch gar keinen Freund, Kleine. Siehst du nicht, dass ich mit Victor hier bin?“
„Ja, also dann weiß ich auch nicht, warum der so über dich redet…“, erwidert Marie ebenso kühl.
„Wie redet der denn über mich?“, fragt Ida und leert ihr Glas.
„Als würde er dich so richtig gut kennen.“, antwortet Marie und bekommt ihr Bier. „Als ob ihr verabredet seid.“
Und dann schlüpft Ida genervt aus Victors schönen Armen. Marie rückt ihrem Ziel ein Stückchen näher. Es gelingt ihr, Victor dazu zu bewegen, sich umzudrehen, obwohl er eigentlich keine große Lust dazu hat, weil er sich erstmal die schöne Frisur im Spiegel hinter der Bar richten muss. Mariechen stellt sich auf die Zehenspitzen und flüstert ihm etwas ins Ohr, über seinen Vater. Victors Vater und Maries Mutter haben nämlich schon seit Längerem was am Laufen. Vielleicht ist das auch der Grund für die Tablettensucht von Victors Mama.
Und dann verabschiedet sich der Schöne Victor von der Kalten Ida, die draußen natürlich keinen Freund oder Ex-Freund oder sonst irgendwen gefunden hat.
„Zu blöd“, sagt Mariechen. „Dann muss er wieder gegangen sein.“
Victor und Marie landen in seinem Bett, weit weg von den Erwachsenen mit ihren Erwachsenen-Problemen. Sie liegen eng umschlungen, und der Schöne Victor hört gar nicht mehr auf zu reden. Er scheint viel mehr Lust auf Reden zu haben als auf Sex. Jetzt gerade zumindest.
Und Klein-Mariechen hört ihm zu, antwortet, und ihre warmen Hände streicheln seinen harten Körper. Victor geht ins Fitnessstudio und hat Oberschenkel wie Beton und Pobacken aus Stahl, was nicht immer so schön ist, aber Mariechen massiert ihn weich, streichelt seinen Nacken, erzählt ihm von früher, als sie und Mama mit dem Zirkus unterwegs waren, und von damals, als sie bei den Blinden gewohnt hatten, die nix sehen konnten.
„Dann konnten die ja gar keine Pornos gucken!“, entfährt es Victor.
„Nee, nicht mal Pornos konnten die gucken.“
„Aber was haben sie denn dann gemacht?“
„Dann haben sie es sich eben gegenseitig besorgt, gut und gründlich!“, antwortet Marie. Und sie legt sich auf ihn drauf.
Der Schöne Victor schlägt sogleich vor, dass sie ihm einen blasen soll. Marie sucht ein Kondom und zieht es ihm über, setzt sich auf ihn und gleitet an ihm herab, sodass er aufstöhnt und alles von Pusten und Blasen vergisst. Sie hält die Stellung, obwohl er sich windet und fast explodiert, und kurz bevor er kommt, hebt sie den Po an und gibt ihm ein wenig Raum zum Atmen, ehe sie sich wieder herabgleiten lässt.
Der Schöne Victor explodiert ins Kondom und stöhnt laut auf.
Marie spürt, wie das Sperma im Gummi herumspringt und denkt, jetzt sei sie an der Reihe.
„Hast du schonmal eine Zuckerdose probiert?“
Der Schöne Victor schüttelt den Kopf.
„Hm, zu blöd“, seufzt Marie, “aber du kannst es lernen. Die Blinden konnten das richtig gut. Der allerbeste Lecker bekam die höchste Auszeichnung: Den ersten Leckerpreis. Alle Mädchen wollten den, der den Leckerpreis bekam, weil das bedeutete, dass er am allerbesten lecken konnte.”
„Genau wie… Na, der Pornostar - wie heißt er nochmal…“
„Nee, besser! Komm, ich zeig’s dir. Erst mit den Fingern, nein, aua, lass mich erstmal an deinem Finger lutschen. Und dann rein damit in die Zuckerdose. Ja, hmm… Danke. Und dann drehen wir das Ganze mal um…“
Mariechen dreht sich um und reckt Victor ihre gespreizten, festen, runden Schenkel entgegen. Aber der Schöne Victor will schon wieder einen Blowjob. Sie zieht ihm das Gummi herunter und gießt sich ein wenig Cola zwischen die Beine. Und ihm über den müden kleinen Victor. So schmecken sie beide süß.
„Das ist es doch gerade. Ich lecke dich, du leckst mich. Du zuerst. Genau wie eben, mit dem Finger. Ja, so… hhmmm…“
Jetzt dauert es gleich viel länger, bis Victor wieder an seine Pornos denkt. Er entdeckt gerade, wie spannend echter Sex sein kann. Wenn er mit der Zungenspitze an der richtigen Stelle drückt, spannt sich Mariechens kleiner Körper wie ein kleiner Flitzebogen und bettelt nach mehr. Zwischendurch leckt sie ihn, sodass er beinahe explodiert. Victor hat fast das Gefühl, in den Himmel gekommen zu sein. Er schwebt irgendwo über der Stadt, wo es weder Vater noch Mutter gibt, er schwebt und - und dann erinnert Marie ihn wieder an sich selbst. Sonst lerne er ja nie was Neues, erklärt sie. Bekomme nie den ersten Leckerpreis. Der ist Victor aber inzwischen herzlich egal, denn wer braucht schon diesen blöden Preis, wenn man Maries warme feuchte Zunge auf seinem Schwanz hat? Er beginnt wieder zu schweben, aufwärts, aufwärts, bis ein besonders gekonnter Lutscher von Marie ihn in zehntausend Stücke zerplatzen und seine Säfte in Maries kleinen Mund spritzen lässt. Sie spuckt diskret aufs Kissen, und er schwebt noch ein Stückchen weiter, Maries Duft und Geschmack versprechen noch mehr Leichtigkeit, und so leckt und lutscht er, und Marie entfährt ein genüssliches „OH!“ und ihre Hand drückt sich um seinen schlappen Schwanz zusammen, der vor Freude über das Geschehene summt und singt. Und dasselbe tut Marie. Ihr Inneres schnurrt wie ein Kätzchen.
Klein-Mariechen geht nach Hause und bastelt eine Urkunde für Victor, auf der steht, dass er den ersten Leckerpreis gewonnen hat.
Als Victor seinen Preis entgegennimmt, spürt er tief innen, dass das doch gar keine so gleichgültige Angelegenheit ist. Jetzt kann er alle Mädchen kriegen, die er will, noch mehr als vorher! Denn so ist er nämlich, der Schöne Victor. Er geht in die Bar an der Ecke und legt die Kalte Ida flach und danach alle ihre Freundinnen. Und als Marie einsieht, dass sie mit Victor nicht rechnen kann, muss sie ein paar Tränen weinen und ihre Mutter schimpft mit Victors Vater, was für ein Trottel sein Sohn doch sei. Aber Marie geht jetzt mit dem Netten Ulrich aus, dem besten Freund vom Schönen Victor. Es stellt sich nämlich heraus, dass der Nette Ulrich weder Beton-Schenkel noch Eisen-Pobacken hat, sondern zarte, weiche Hände, die das Mariechen überall kitzeln und streicheln, und das sogar ganz freiwillig. Da ist es nicht schwer, sich die Zeit zu vertreiben.
Der Schöne Victor bekommt unterdessen Probleme mit all seinen Mädels, die ihn jetzt umschwärmen. Er zieht sich immer weiter zurück in seine Pornowelt und vergisst darüber, wie und warum er den ersten Leckerpreis bekam. Irgendwann kriegt der Schöne Victor ihn nicht mehr hoch, ohne dass im Hintergrund ein Porno läuft, und dafür hat nichtmal die Kalte Ida Verständnis.
Klein-Mariechen und der Nette Ulrich liegen eng umschlungen und schweben gemeinsam über der Stadt, ehe sie getrennte Wege gehen, die sich immer und immer wieder kreuzen.