Читать книгу Auf Pad im 4x4 Camper: Camping in Namibia - Berhard Vogt - Страница 12

3. Fahrtipps für Namibia

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Reifen

Bei der Fahrzeugübergabe sollten alle Reifen kontrolliert werden (Luftdruck, Profil etc.), d. h. die vier Räder am Wagen und die mitgelieferten Ersatzreifen, in der Regel ein bis zwei. Da zumindest ein Ersatzreifen aufgrund der vielen Schotterstraßen und scharfen Steine sehr wahrscheinlich zum Einsatz kommen wird, sollten auch diesen besondere Beachtung geschenkt werden. Die Gefahr eines platten Reifens variiert natürlich mit der gewählten Route und dem persönlichen Fahrstil. Unabhängig davon lautet mein persönlicher Tipp: Lieber zwei Reserveräder dabeihaben, als nur eines! Möglicherweise lässt sich der Autovermieter das zweite Rad extra bezahlen, doch das gute Gefühl der Sicherheit ist eh unbezahlbar.


Die Kontrolle des Reifendrucks ...

Der Reifendruck spielt bei der Straßenlage des Fahrzeuges eine sehr wichtige Rolle. Bei jedem größeren Tankstopp sollte der Reifendruck kontrolliert werden. Visuelle Checks am Nachtlager haben schon so manchen schleichenden Plattfuß zu Tage gefördert (und die geplante Abfahrt bzw. Weiterreise nach hinten verschoben). Defekte Reifen sind nach Möglichkeit sofort zu wechseln, um größere Schäden am Fahrzeug abzuwenden. Mit dem platten Reifen in der Hand bzw. im Kofferraum sollte es dann schnellstmöglich zur Reparatur gehen. Das Programm ist in diesem Fall dem Reifen anzupassen: Tagelanges Herumreisen ohne adäquates Reserverad ist keine wirklich gute Idee. Anders als in Europa üblich werden Reifen in Afrika noch repariert und etwaige Löcher wieder zusammengeflickt – mit erstaunlich hoher Halbwertszeit. Diesen Service bieten viele Tankstellen und einige Lodges an, auch auf jeder Gästefarm sollte sich jemand finden, der einen Reifen reparieren kann.


... sollte zur (täglichen) Routine gehören.

Reifendruck (für die meisten Fahrzeug- und Reifentypen)

Anpassung je nach Anweisung des Vermieters bzw. Fahrzeugherstellers!

Asphaltstraße: 2,0 bar
Schotterstraße: 1,8 bar
Sand: 0,8 – 1,5 bar

Lenkrad

Auch wenn längere Fahrten durch menschenleeres Land dazu verleiten, es sich etwas bequemer zu machen und eine Hand vom Steuer zu nehmen, gehören beide Hände durchgängig ans Steuer! Denn nur, wenn beide Hände am Steuer sind, kann das Fahrzeug in einer Gefahrensituation, z. B. plötzlicher Wildwechsel oder Reifenplatzer, unter Kontrolle gehalten werden.

Sollte das Fahrzeug dennoch ins Schleudern geraten, sollte das Lenkrad ruhig festgehalten werden. Ruckartige Lenkbewegungen oder eine Vollbremsung führen in den meisten Fällen zu einem Überschlag. Dies gilt auch und im Besonderen beim Abkommen von der Piste und dem Befahren der sogenannten Reserven, die zumeist tiefer als die eigentliche Piste liegen. Größere Hindernisse wie Bäume und große Steine können in der Regel durch leichte Lenkbewegungen umschifft werden. Die nächstgrößere Lenkbewegung zurück zur Piste, d. h. den Pistendamm hinauf, sollte erst erfolgen, wenn der Wagen im Flachteil der Reserve wieder unter Kontrolle ist.

Die Schleudergefahr auf Schotterpisten ist in Kurven und bei Gefälle besonders groß. Langsames, vorausschauendes Fahren ist daher oberste Pflicht! Bei Allrad-Fahrzeugen und z. B. VW-Bussen ist aufgrund des hohen Schwerpunkts besondere Vorsicht erforderlich. Mit Dachlasten wie z. B. einem Dachzelt ist das Risiko des Schleuderns und Überschlagens ungemein größer, zumal für den sogenannten Elchtest schon Kudu und Co. in den Büschen bereitstehen.


Eine geradezu vorbildliche Lenkradhaltung fürs Gelände

Bei Offroad-Fahrten in schwierigem Gelände gehören natürlich auch beide Hände ans Lenkrad. Die beiden Daumen gehören dabei auf das Lenkrad, nicht in den Radkranz. Ausschlagende Lenkräder haben schon mehr als einen Daumen gebrochen.

Überholen

Auch wenn sich seit Tagen das Bild im Rückspiegel nicht mehr geändert hat bzw. zumindest kein anderes Fahrzeug darin auftauchte, sollte der Blick regelmäßig in den Rückspiegel wandern. Taucht dann unverhofft ein vermeintlich schnelleres Fahrzeug hinterrücks auf, sollte der eigene Wagen leicht verlangsamt werden und auf der Piste soweit wie möglich links gehalten werden. Sowohl beim Überholen als auch durch Gegenverkehr kann es zu Steinschlag kommen.

Setzt man selbst zum Überholvorgang an, sollte dieser gut vorbereitet sein und möglichst auf einer geraden, gut einsehbaren Piste ausgeführt werden. Die Spur sollte schon weit im Voraus gewechselt werden (rechts überholen!), um dem Vordermann den Überholvorgang anzuzeigen und um frühzeitig aus der Staubfahne des vorausfahrenden Wagens zu kommen. Die rechte Straßenseite sollte auch noch eine Zeitlang nach dem Passieren des anderen Verkehrsteilnehmers befahren werden, um beim Wiedereinscheren das überholte Fahrzeug nicht mit einer Staubwolke zu bedecken und Fahrzeug samt Insassen nicht durch Steinschlag zu gefährden.

Auf asphaltierten Straßen im Südlichen Afrika gehört es gerade bei Lkw zu den Gepflogenheiten, einem vermeintlich schnelleren Fahrzeug mit Rechtsblinken zu signalisieren, dass einem Überholvorgang nichts im Wege steht (freie Sicht und Piste etc.). Nach dem Überholvorgang bedankt sich der schnellere Wagen für die Hilfe beim Überholen durch kurzes Betätigen der Warnblinker. Natürlich wird auch rechts geblinkt zum Abbiegen nach rechts. Eine doppelte Bedeutung, die schon zu bösen Unfällen geführt hat. Wer rechts abbiegen will, muss unbedingt erst kontrollieren, ob man nicht falsch verstanden wurde und beim Abbiegen gerade überholt wird.

Es wird immer wieder zu herausfordernden Überholvorgängen kommen, da selbst die asphaltierten Straßen selten mehrspurig sind, wie wir es von unseren Autobahnen kennen. Hier leisten regelmäßig wiederkehrende Überholspuren gerade in kurvenreichen oder bergigen Gegenden Abhilfe. Auf riskante Überholmanöver sollte bei unübersichtlichem Straßenverlauf also verzichtet und stattdessen auf die nächste Überholspur gewartet werden.

Kupplung

Es ist zwar nicht ratsam, beim Autofahren die Füße hochzulegen, allerdings gehört der linke Fuß während der Fahrt nicht aufs Kupplungspedal. Die Kupplung sollte zum Anfahren und zum Gangwechsel genutzt werden, jedoch nicht zum Regulieren der Geschwindigkeit (Start-Stopp) im Gelände. Es besteht die Gefahr, die Kupplung „auszubrennen“.

Beim Offroad-Fahren gehört die Kupplung zu einem der Gefahrenpunkte schlechthin. Die Kupplung im falschen Moment getreten, kann einen in ungeahnt schwierige Situationen bringen, die ein Anfänger nicht mehr unter Kontrolle bekommt. Dies gilt besonders für Fahren am Berg, bergauf und bergab!


Rast tut Not! – Rast tut gut!

Fahren und Pausieren

Wer den Tag in Namibia früh beginnt, kann auch früh sein Ziel erreichen und hat auf dem Weg noch genügend Zeit, um sich den schönen Dingen des Landes zu widmen, für unvorhergesehene Momente und notwendige Pausen. Ruhephasen am Tage sollten nicht nur im Vorhinein geplant, sondern dann auch in der Realität durchgeführt werden – am besten während der heißen Mittagsstunden. Es ist die Gelegenheit, den Flüssigkeitshaushalt aufzufüllen und sich vom anstrengenden Überlandfahren zu entspannen. Konzentration und geistige Frische werden auch noch am Nachmittag erwartet, besonders bei Fahrten gegen die nun tiefer stehende Sonne, d. h. gen Westen. Spätestens bei Einsetzen der Dämmerung sollte das Nachtlager erreicht sein. Fahren in der Dämmerung oder gar bei Dunkelheit ist unbedingt zu vermeiden. Wegunebenheiten sind schlecht zu erkennen, Hindernisse nicht einzuschätzen, und die Tiere am Wegesrand übersieht man unter Umständen komplett.

Tiere

Die Grundfläche Namibias wird von zwei großen Einheiten bestimmt – zum einen von extensiv genutztem Farmland, zum anderen von weitflächigen Schutzgebieten, z. B. Nationalparks. Während die Schutzgebiete u. a. als Rückzugsraum für die einheimische Tierwelt fungieren, dient das Farmland zugleich Nutztieren wie Schafen, Ziegen, Rindern, Pferden und Eseln sowie auch Wildtieren. Die oft riesigen Farmen sind zumeist durch kilometerlange Zäune umschlossen.

Es gibt zwei Arten von Zäunen, die das Landschaftsbild in Namibia prägen:

• relativ niedrige Nutztierzäune, die das Ausbrechen von Nutztieren verhindern, jedoch nicht die Wanderbewegungen der Wildtiere einschränken;

• z. T. meterhohe, dichte Wildtierzäune, die auch die meisten Wildtierarten vom Überqueren abhalten.


Achtung, Zebrastreifen!


Vorsicht, Wildtiere kreuzen die Fahrbahn!

Doch auch der beste Zaun ist nicht völlig sicher. Somit ist in Namibia immer und überall mit Tieren zu rechnen. Diese laufen zumeist aus den verbuschten oder grasigen Reserven direkt auf die Fahrbahn. Viele Nutztiere werden gerade in Dürreperioden zum Grasen in die Reserven der Straßen geschickt, die sich beidseitig der Fahrbahn erstrecken. Beim Wechsel der Straßenseite nehmen Vierbeiner keine Rücksicht auf nahende Vierräder bzw. nehmen diese erst zu spät wahr. Der Zusammenstoß mit Kudu, Oryx oder Rind ist vergleichbar mit der Kollision mit einem Mittelklassewagen! Die Gefahr ist zur Hauptaktivitätszeit der Tiere am höchsten, d. h. in der Dämmerung und nachts. Darum ist von Nachtfahrten unbedingt abzusehen. Die Tagesetappe muss so geplant sein, dass das Ziel noch im Hellen erreicht wird.


Cattle Grid voraus!

Farmen

Mitunter kreuzen die Schotterstraßen die Außengrenzen oder einzelne Camps der Nutztierfarmen. Und natürlich möchte kein Farmer, dass seine Tiere sich mit den durchfahrenden Fahrzeugen verabschieden. Zwei Systeme haben sich etabliert, um dem Reisenden die ungehinderte Weiterfahrt zu ermöglichen, den Nutztieren das Ausbrechen allerdings verwehren. Sogenannte (cattle) grids, in den Boden eingelassene Gitter, sind von Nutztieren weder zu begehen noch zu überspringen. Beim Überfahren dieser grids sollte der Reisende frühzeitig vom Gas gehen und sich kurz durchschütteln lassen. Auch Farmtore verhindern die ungewollte Flucht von Nutztieren und verschaffen dem Reisenden eine kurze Verschnaufpause. Die Tore auf den Straßen werden grundsätzlich so verlassen, wie man sie angetroffen hat. Ein verschlossenes Tor wird nach der Durchfahrt wieder verschlossen, ein offenes Tor bleibt offen. Viehgatter und -gitter und werden in der Regel durch Schilder angekündigt.


Farmtor auf – Farmtor zu

Tramper

Generell ist das Trampen in Namibia nicht erlaubt; vielfach weisen sogar Straßenschilder extra darauf hin. Trotzdem wird man an den Ausgangsstraßen der Städte und auch auf dem Lande immer wieder Menschen sehen, die einen lift in die nächste Ortschaft oder zur Schule suchen. Die generelle, offizielle und deutliche Ansage der Behörden, Autovermieter und Versicherungen untersagt das Mitnehmen anderer, fremder Personen. Da ich allerdings schon oft selbst als Tramper unterwegs war und auch immer wieder mal Personen mitnehme, verweise ich hier auf den gesunden Menschenverstand bzw. das eigene Bauchgefühl. Die Gefahr, in der weiten Einsamkeit Namibias auf einen potenziellen Übeltäter zu stoßen, ist bedeutend geringer als in der Umgebung der Städte. Statistisch sind junge Männer viel häufiger an Strafdelikten beteiligt als andere Bevölkerungsgruppen. Was spricht also dagegen, ältere Damen oder Schulkinder ins nächste Dorf zu fahren? Suchen wir nicht gerade in Afrika neben dem landschaftlichen Reiz der Natur den Kontakt zur lokalen Bevölkerung?


Warnhinweis in der Innenstadt von Windhoek

Sicherheit

Leider häufen sich in den letzten Jahren Fälle von aufgebrochenen Fahrzeugen und dem damit verbundenen Diebstahl von Wertgegenständen. Zwar treten diese Fälle zumeist nur in den großen Städten auf, vor allem in Windhoek, aber Vorsicht und Aufmerksamkeit ist überall geboten. Nie sollte man wertvolle und liebgewonnene Dinge in einem unbeaufsichtigten Fahrzeug zurücklassen. Dazu zählen sicherlich Reisepass, Geldbörse und Kamera.

In den Städten gibt es aber auf fast allen öffentlichen Parkplätzen Parkwächter. Die meist jungen Männer geben sich durch Westen oder ihr Auftreten rasch zu erkennen und helfen oft schon bei der Parkplatzsuche bzw. dem Einweisen. Obwohl manch ein Einheimischer die Effektivität der Parkwächter anzweifelt, halten sie mögliche Einbrecher schon allein durch ihre Präsenz in Schach. Die jungen Männer haben eine Aufgabe und verdienen etwas, müssen sich also nicht andere Wege zur Geldbeschaffung suchen. Die Bezahlung erfolgt beim Wegfahren und ohne vorherige Absprache bzw. Quittierung. Ein angemessener Lohn für den Service stellen 2 bis 5 NAD dar. Es ist also immer gut, kleinere Münzen im Auto zu haben.


„Safety Fürst“


Ein aufkommender Sandsturm?

Sandsturm

An der Atlantikküste und der Namib-Wüste kann es zu regelrechten Sandstürmen kommen, die Millionen feiner Sandkörner oft kilometerhoch in die Luft heben. Der dadurch entstehende Sandstrahl kann das Fahrzeug stark beschädigen, vor allem Windschutzscheibe und Lack. Sofern dies noch möglich ist, sollte dem Sturm ausgewichen, die Rückfahrt angetreten oder ein Unterstand gesucht werden. Ist dies nicht mehr möglich, sollte das Fahrzeug mit dem hinteren Teil zum Sandsturm geparkt werden. So werden zumindest größere Schäden an Windschutzscheibe, Fernlichter und Kühler vermieden. Für Schäden durch Sandstürme haftet in der Regel der Mieter!


Das Schild als Warnung und Beweis zugleich!

Schotterstraßen

Die vermeintlich gute Fahrbahn und das Fahrverhalten der Einheimischen verleiten oft zum schnellen Fahren auch auf Schotterstraßen (gravel roads). Die Einheimischen fahren die Strecke meist mehrfach wöchentlich und kennen die Strecke mit ihren Gefahrenpunkten und ihr Fahrzeug genau. Eine bessere Straßenlage und damit eine erhöhte Sicherheit erhält man durch einen angepassten Reifendruck (1,8 bar) und das Zuschalten des Allradantriebs (H4). Aber auch mit Allrad sollte hier grundsätzlich nicht schneller als 80 km/h gefahren werden. Wellblech, Schlaglöcher, Verspülungen und Tiere können jederzeit unerwartet auftauchen. Verkehrsschilder warnen vor Gefahren, insbesondere vor Kurven. Bei einem gekrümmten Hinweispfeil sind maximal 60 bis 70 km/h empfohlen, bei einem rechtwinkligen Pfeil 40 bis 50 km/h. Weitere Gefahrenpunkte sind Riviere, Hügel und Kuppen.

Die weitaus meiste Zeit des Jahres sind das Land und die Pisten mehr als trocken und von der Sonne ausgedörrt. Dann hat man mit dem allgegenwärtigen Staub zu kämpfen, der die Sicht beeinträchtigt und sich seinen Weg ins Fahrzeuginnere sucht – durch offene Fenster und Dichtungen hindurch. Um den leichten Überzug aus feinstem Puder zu vermindern, öffnet man im hinteren Teil des Wagens bzw. in der Gepäckkabine (bei Pick-up-Aufbauten) ein Fenster. Es dringt nicht mehr, sondern deutlich weniger Staub ein, weil so ein Vakuum vermieden wird, das den Staub magisch anziehen würde. Der Staub außen sollte im Normalfall dichter und störender sein als derjenige im Innenraum des Fahrzeuges. Der Staubfahne eines vorausfahrenden Fahrzeuges entgeht man nur durch langsameres Fahren, sicheres Überholen oder einen Windwechsel. Dem Gegenverkehr samt aufkommendem Staub und fliegenden Steinen begegnet man am besten langsamer fahrend auf der ganz linken Seite der Fahrbahn. Zur eigenen Sicherheit sollte bei Gegenverkehr, großem Staubaufkommen und in der Dämmerung das Licht eingeschaltet werden.

In der Hitze Namibias wird das Auge nicht nur vom Staub, sondern auch von der hohen Sonneneinstrahlung und dem damit verbundenen intensiven Schattenschlag gefordert. Mögliche Schlaglöcher, Sandverwehungen, Steine, Rinnen etc. werden oft erst in letzter Sekunde oder zu spät entdeckt. Dann heißt es aber wiederum: Durchfahren und durchrütteln lassen ist allemal besser als das Lenkrad noch schnell ruckartig herumzureißen.

Durchhalten ist auch beim sogenannten „Wellblech“ angesagt. Dabei handelt es sich um unbefestigte Straßen, die quer zur Fahrtrichtung liegende Bodenwellen ähnlich einem Wellblechmuster aufweisen. Voraussetzung für die Entstehung dieser Strukturen sind schwere und schnelle Fahrzeuge und eine schon vorhandene Vertiefung in der Fahrbahnoberfläche. Beim Herausfahren aus der Vertiefung bewegt sich das Rad wie auf einer Rampe nach oben, um nach einem kurzen Sprung eine weitere Bodenvertiefung vorzubereiten. So entsteht nach und nach eine Wellblechpiste, die Mensch und Material vor eine harte Prüfung stellen, zumal es keine gute Lösung gibt. Entweder man fährt langsam über den Streckenabschnitt hinweg, reitet dann aber jede Bodenwelle ab. Oder man fährt bzw. fliegt schneller darüber hinweg, so dass die Räder nicht jede Querrille mitnehmen. Dabei läuft man allerdings Gefahr die Bodenhaftung komplett zu verlieren und ins Schleudern zu geraten.


In Namibia das normalste der Welt: Fahren auf Schotter!

Als guter Vergleich kann die Fahrt auf Schotter mit der auf einer schneebedeckten Bundesstraße verglichen werden. Umsichtiges und vorausschauendes Fahren ist oberstes Gebot! Dies gilt besonders für das Bremsen: Durch abruptes und heftiges Bremsen (Vollbremsung!) kann der Wagen leicht ins Schleudern geraten. Durch gefühlvolles Bremsen und leichte Ausweichmanöver können die meisten schwierigen Situationen wie Wildwechsel, geplatzter Reifen etc. gemeistert werden. Auch der Zeitpunkt des Bremsens ist entscheidend: Bei scharfen Kurven sollte z. B. nie in der Kurve selbst gebremst werden. Vielmehr sollte der Bremsvorgang schon weit vor der Kurve begonnen und die Kurve anschließend mit gedrosselter Geschwindigkeit durchfahren werden.

Über den Zustand der Schotterpisten, mögliche Gefahrenpunkte und etwaig bessere oder schönere Ersatzrouten wissen Einheimische am besten Bescheid. Wer fragt, gewinnt also (Informationen dazu)! Gelegenheiten bieten sich immer: in der Unterkunft beim Ein- oder Auschecken, an der Tankstelle oder beim Einkauf im Shop. Auch die Aussagen anderer Reisender, z. B. entgegenkommender Fahrzeuge, können wichtige Informationen liefern.

Allrad

Einer der häufigsten Fehler ist es, den Allrad erst dann zu benutzen, wenn es schon (fast) zu spät ist. Der Allradantrieb darf aber auch schon gern verwendet werden, bevor man sich festfährt. Sobald das Fahren unsicher und das Gelände rauer werden, sollte ein Allradgang eingelegt werden. Allrad verbessert das Fahrverhalten auch schon auf normalen Schotterstraßen; die vier angetriebenen Räder erhöhen die Bodenhaftung des Fahrzeuges. Einzig der Kraftstoffverbrauch „leidet“ unter dem Einsatz des Allrad.

Doch wie benutzt man den Allrad eigentlich? Und welche Arten des Allrad-Fahrens gibt es?

Ein Großteil der in Namibia zur Verfügung stehenden Mietwagen mit Allrad verfügen über einen zuschaltbaren Allradantrieb und eine automatische Freilaufnabe. Der zuschaltbare Allradantrieb ermöglicht das Wechseln zwischen Zweiradantrieb und Allradbetrieb.


H2 ( high two )

H2 (high two) = Zweiradantrieb

Einstellung für das Fahren auf Straßen und hohe Geschwindigkeiten.

Diese Stellung erlaubt wirtschaftlicheres, geräuscharmes Fahren mit dem geringsten Verschleiß.


H4 ( high four )

H4 (high four) = Vierradantrieb/Allrad (Untersetzung ausgeschaltet)

Einstellung für Pisten, Schotterstraßen etc., d. h. potenziell rutschigen Untergrund.

Diese Stellung bietet eine stärkere Traktion als der Zweiradantrieb. Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h


L4 ( low four )

L4 (low four) = Vierradantrieb/Allrad (Untersetzung eingeschaltet)

Geländegang für schwierige, langsam zu befahrende Passagen wie steile Bergauf- oder Bergabfahrten und Geländefahrten in Sand oder Schlamm. Diese Stellung sorgt für mehr Drehmoment und Traktion.

Höchstgeschwindigkeit: 40 km/h

Sollte der low four (L4) wirklich nicht ausreichen, gibt es auch noch die Differenzialsperre (englisch: differential lock oder kurz diff lock). Differenziale gleichen Drehzahlunterschiede zwischen den Rädern einer Achse oder zwischen Vorder- und Hinterrädern aus, wie sie in Kurven auftreten. Im Gelände kann es dazu kommen, dass einzelne Räder durchdrehen, während die anderen stillstehen. Die Differenzialsperre bewirkt eine starre Verbindung zwischen den Rädern einer Achse (vordere oder hintere Differenzialsperre) oder zwischen Vorderachse und Hinterachse (zentrale Differenzialsperre) und verhindert so das Durchdrehen der Räder.

Differenzialsperren sollte nur in Ausnahmefällen betätigt werden, z. B. wenn ein Rad in einer Bodenvertiefung oder auf rutschigem oder gewelltem Untergrund durchdreht. Weder beim Zuschalten der Sperre noch beim Entriegeln darf eine Kraft über den Antriebsstrang geleitet werden. Wie man schnell merken wird, bedarf das Fahren mit der Differenzialsperre einem höheren Lenkaufwand und damit größerer Vorsicht in Kurven. Die maximale Geschwindigkeit mit eingerücktem Differenzial liegt bei 8 bis 10 km/h. Differenzialsperren sind nicht für den Dauerbetrieb und dem Gebrauch auf festem Untergrund gefertigt und können dabei beschädigt oder zerstört werden.

Bevor es mit dem zunächst noch fremden Mietwagen auf Pad und ins Gelände geht, sollte dieser ausgiebig getestet werden. Das beinhaltet auch das Verstehen und Ausprobieren der verschiedenen technischen Einstellungen und Antriebsvarianten. Denn auch das Fahrverhalten des Geländewagens ändert sich je nach verwendetem Geländegang. Es ist allemal besser, dies im Vorhinein zu erlernen und zu erfahren, als sich mit der Materie erst zu beschäftigen, wenn das Auto schon fest im Sand eingegraben ist.

Wasser: Riviere und Matsch

Nach heftigen Regenfällen verwandeln sich viele Schotterstraßen in rutschigmatschige Pisten und die Trockenflüsse in z. T. reißende Flüsse. Die Riviere „laufen“ – eine freudige Nachricht für die Farmer, problematisch für die meisten Touristen. Die Tiefe eines laufenden Riviers ist kaum einzuschätzen, zumal Verspülungen und Löcher im Untergrund warten. Hier sollten der Wagemut und die Reiselust dem Menschenverstand weichen. Als Anfänger empfiehlt es sich, erst einmal abzuwarten und darauf zu hoffen, dass erfahrene Fahrer vor dem gleichen Problem stehen, die Situation aber besser einschätzen können. Ist und bleibt man allein, dann heißt es Aussteigen und beide Fahrspuren abgehen. So misst man einerseits die Wassertiefe und kann feststellen, ob im Flussbett Hindernisse, Schlickstellen oder Schlaglöcher die Durchfahrt behindern. Kniehohes Wasser ohne starke Strömung sollte mit den meisten Allradwagen problemlos zu befahren sein. Übersteigt das Wasser Kniehöhe, ist von einer Durchfahrt strengstens abzuraten. Wasser könnte in die Zündanlage und in den Luftfilter eindringen und diese beschädigen. Ist die Strömung auch bei flachen Rivieren sehr stark, besteht die Gefahr, dass das Fahrzeug weggespült werden kann. Ist man sich sicher, dass der Fluss zu bewältigen ist, schaltet man in den L4, legt den zweiten Gang ein und fährt langsam, aber konstant in den Fluss. Schnelles Fahren muss unbedingt vermieden werden, da dadurch eine Bugwelle vor dem Fahrzeug entsteht und Wasser angesaugt werden kann.


Eine Wasserpassage sollte gut durchdacht sein!


Problemlose Wasserdurchfahrt

Nach dem Regen kommt der Schlamm und damit eine weitere Herausforderung. Im Schlamm fahren sieht auf Bildern immer spektakulär aus, ist aber oft sehr tückisch, denn im Schlamm lauern Felsen, Löcher oder Untiefen. Doch auch diese sind zumeist zu bewältigen. Das Warten auf ein weiteres Fahrzeug zum möglichen Herausziehen kann hilfreich sein, das Warten auf das Trocknen des Schlamms ist allerdings keine Option. Oftmals hilft nur auszusteigen und die Schlammpassage zu Fuß zu erkunden. Sollte diese kostenlose Fangopackung positiv verlaufen, wird der Allradantrieb eingeschaltet und die Differenziale gesperrt. Mit L4, dem 2. Gang und gesperrtem Differenzial geht es dann ins Schlammbad. Am besten fährt man mit mittlerer Drehzahl gleichmäßig durch den Schlamm, möglichst ohne Lenkbewegung. Bei durchdrehenden Rädern heißt es, etwas vom Gas zu gehen, bis die Reifen wieder Grip haben. Der Balanceakt zwischen Gas geben bei Traktion der Räder und Gas wegnehmen bei durchdrehenden Rädern ist zugegebenermaßen nicht ganz einfach. Sind im Schlamm Spurrillen vorhanden, kann man versuchen mit dem Reifen am Rand einer solchen Spurrille entlang zu fahren und so zusätzlichen Grip durch die Seitenwand des Reifens zu bekommen.

Sand

Das Volk der San kennt eine Vielzahl an unterschiedlichen Wörtern für Sand. Wir Mitteleuropäer spüren zumeist nur den farblichen Unterschied der Sandkörner auf. Aber die Art und Beschaffenheit von Sand unterscheidet sich je nach Entstehungsgeschichte, Temperatur und Feuchte. Je heißer und trockener der Sand ist, desto schwieriger ist er zu befahren. Warmer und trockener Sand ist weicher, womit sich die mögliche Fahrgeschwindigkeit verringert, der Kraftstoffverbrauch und die Gefahr des Einsinkens bzw. Festfahrens erhöht. Steht also eine längere Sandpassage an, sollte diese – wenn möglich – in den Morgenstunden absolviert werden, wenn der Sand durch die Morgenfeuchtigkeit noch tragfähiger ist. Bei Sanddurchfahrten muss der Allradantrieb eingeschaltet und die Differenziale gesperrt werden (empfohlene Gangstellung: L4 und 2. Gang). Zudem ist das „Luftablassen“ an den Reifen von großer Bedeutung. Eine Reduzierung auf minimal 0,8 bis maximal 1,5 bar ist für Sandpassagen empfohlen. Je lockerer der Sand erscheint, umso niedriger muss der gewählte Luftdruck liegen. Die Reduzierung des Luftdrucks vergrößert die Auflagefläche des Reifens auf dem Sand und damit den Grip auf dem Sand. In bereits ausgefahrenen Spuren ist der Sand bereits verdichtet und bietet damit ebenfalls eine höhere Angriffsfläche für den Reifen. Beim Ritt durch die Sandfelder sollte ein Gangwechsel unbedingt vermieden werden. Jeder Schaltvorgang wirkt wie eine Bremsung. Möchte man anhalten, sollte ein Platz mit festen Untergrund oder abfallendem Terrain ausgewählt werden. Anstatt zu bremsen, kann der Wagen dort einfach ausrollen. Beim Bremsen entsteht ein kleiner Sandwall vor den Vorderrädern, der das Anfahren unnötig schwierig macht.

Sollte sich der Wagen trotz aller Vorkehrungen einmal festgefahren haben, ist dies nicht weiter schlimm, sondern gehört zum Erlebnis Sandfahren einfach dazu. Der beste Weg weiter ist der Weg zurück! Statt sich nach vorn oder gar zur Seite zu wühlen, sollte der Wagen in der eigenen Spur zurückbewegt werden. Anschließend kann die Problemzone mit höherer Geschwindigkeit oder auf einem anderen Weg überwunden werden. Tja, und dann gibt es natürlich auch noch Schaufel, Sandbleche und Wagenheber als Hilfsmittel.

Offroad

Die endlos erscheinenden Ebenen der Namib-Wüste und die weiten Sanddünen der Küste verlocken Allradfahrer geradezu, sich und ihr Fahrzeug einmal so richtig „offroad“ auszuprobieren. Die meisten dieser Flächen besitzen den höchsten Schutzstatus Namibias, den eines Nationalparks. Das Verlassen der Straßen und Wege ist im Nationalpark strengstens verboten! Bei Zuwiderhandlung kann das fragile Ökosystem stark in Mitleidenschaft gezogen werden, denn blindes Querfeldeinfahren schadet der Natur nachhaltig. Speziell an das Wüstenklima adaptierte, langsam wachsende Pflanzen und Flechten werden geschädigt, Kleintiere oder ihre Nester gar überfahren. Auch der optische Eindruck bleibt erhalten: Fahrzeugspuren bleiben in diesem regenarmen Gebiet oft Jahrhunderte unverändert erhalten.


Offroad-Fahren ist auch in Namibia an den meisten Stellen untersagt!

Die Geländefahrt mit einem echten Allradfahrzeug kann ein aufregendes und spaßiges Unterfangen sein, wenn man sich denn mit dem Allradfahren auskennt und an die bestehenden Regeln hält. Die „Sau rauslassen“ kann man also gern zu Hause oder auf dafür vorgesehenem Gelände in Namibia (z. B. auf verschiedenen Gästefarmen) oder auf speziellen Veranstaltungen.

Ähnliches gilt für die abgelegenen Gebiete des Landes, wie z. B. das Kaoko-veld und Khaudum. Hierher sollten nur erfahrene und umsichtige Afrika- und Allrad-Reisende fahren! Aber auch als selbsternannter Kenner von Namibia und Geländewagen sollte man sich in diese Regionen nicht allein aufmachen. Ein lokaler Guide ist von unschätzbarem Wert hinsichtlich der Orientierung und im Umgang mit der lokalen Bevölkerung. Außerdem sollten sich zwei Fahrzeuge zu einem Konvoi zusammenschließen, um sich im Notfall gegenseitig helfen zu können. Im Khaudum National Park sind zwei Allradfahrzeuge in Kolonne sogar von der Parkverwaltung vorgeschrieben.

Auf Pad im 4x4 Camper: Camping in Namibia

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