Читать книгу Auf Pad im 4x4 Camper: Camping in Namibia - Berhard Vogt - Страница 15

4. Streckenplanung

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Die Strecken- und Etappenplanung ist bei einer Selbstfahrerreise im Südlichen Afrika von entscheidender Bedeutung und bedarf einiger Voraussicht. Zumindest Start- und Zielpunkt der Reise sollten durch die interkontinentalen Flüge und die Mietbedingungen des Fahrzeuges (Ort der Abholung und der Abgabe etc.) vorgegeben sein. Doch zwischen dem Anfang und dem Ende der Reise harren hohe Erwartungen, unvergessliche Erlebnisse, einige Abenteuer und vor allem die große Freiheit.

Mit einer Grundfläche von weit über 800.000 Quadratkilometern ist Namibia mehr als doppelt so groß wie die Bundesrepublik Deutschland. Dem Reisenden eröffnet sich also eine riesige Spielwiese voll intensiver Naturerlebnisse. Einige Regionen fallen jedoch aufgrund der fehlenden touristischen Infrastruktur oder einem hohen Schutzstatus (Kernzonen der Nationalparks) von vornherein aus der Reiseplanung heraus. Dennoch können die verbleibenden Landesteile und die vorhandenen Urlaubstage den Reisenden erst einmal vor einige Probleme stellen. Anders als in Mitteleuropa ist die Fahrtzeit zwischen Start- und Zielpunkt nicht so stark abhängig von der Entfernung bzw. den dazwischenliegenden Straßenkilometern. Viel entscheidender für die Reisegeschwindigkeit sind der Straßenbelag (Asphalt, Schotter, Sand, …) und der Zustand der jeweiligen Straßen.

4.1 Der erste grobe Plan

In der Regel verwenden mitteleuropäische Touristen ca. 10 bis 20 Urlaubstage für eine Fernreise. Das ist definitiv zu wenig Zeit, um Namibias wunderbare Vielfalt und beeindruckende Weite in seiner Gesamtheit zu erleben. Der Tourismus in Namibia freut sich daher über einen hohen Prozentsatz an „Wiederholungstätern“. Doch egal ob Erstbesucher, Selbstfahrer bzw. Namibia-Kenner: Sinnvolle und empfehlenswerte Routen ergeben sich immer aus den persönlichen Interessen und einer realistischen Einschätzung der Streckenabschnitte.

Es gibt viele Gründe, eine (Selbstfahrer-)Reise zu unternehmen! Je nach Interessenlage der Mitreisenden sollten bestimmte Schwerpunkte auf der Route festgelegt werden, gleichbedeutend mit einer Beschränkung auf einige Höhepunkte. Das bedeutet, es können nicht alle Dörfer der Himbas im Kaokoveld besucht, nicht alle noch fehlenden Vogelarten abgehakt und auch nicht alle geologischen Formationen bestaunt werden. Einschlägige Internetforen und die unterschiedlichsten Reiseführer helfen da als Vorabinformation und Einschätzungsgrundlage. Der häufigste Fehler bei einer Fernreise stellt ein zu vollgepacktes Programm dar. Der allgegenwärtige Drang, möglichst viel in der (zu) kurzen Urlaubszeit zu sehen, ist erstaunlich groß. Auch wenn sich genügend Argumente für dieses Phänomen finden (Reisepreis, Flugzeit etc.), ist weniger häufiger mehr. Die Gefahr eines überladenen Programms besteht auch bei einer Selbstfahrerreise, bei der man sich die Reise, Route und Inhalte individuell zusammenstellen kann. Dies liegt sowohl an der Fülle an Programmpunkten bzw. Reiseinhalten als auch an der Verkennung von Entfernungen und Reisezeiten.


Übernachtung im Zelt oder im Hotel!? Namibia bietet für alle Geschmäcker etwas.

Im Normalfall sollten Tagesetappen von maximal 300 bis 400 Kilometern ausgewählt werden. Damit dürften ein entspannter Tagesablauf und ein problemloses, frühes Erreichen des Nachtquartiers möglich sein. Entfernungstabellen helfen bei der groben Einschätzung der Abstände, für die detaillierte Routenplanung steht gutes Kartenmaterial (auch in digitaler Form) zur Verfügung. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf die Standorte von Tankstellen und Lebensmittelshops gelegt werden. Auch der schönste Urlaub endet mit leerem Tank bzw. leerem Magen. Die Wegstrecken Namibias sind ohnehin immer wieder mit Überraschungen, Herausforderungen und Erlebnissen gespickt. Die Begegnungen mit anderen Menschen und Kulturen, Haus- und Wildtieren sowie das Auftreten von Pannen und Unfällen werden später noch näher beleuchtet (s. S. 246 ff.).

„Die Europäer haben die Uhren, die Afrikaner die Zeit!“. Getreu diesem Motto sollte man es gerade in Afrika und zudem als Selbstfahrer gemütlich und entspannt angehen lassen. Denn als Selbstfahrer hat man den großen Vorteil, sein Reisetempo selbst bestimmen zu können. Demnach besteht auch immer die Möglichkeit, den im Vorhinein verfassten Reiseplan individuell und flexibel anzupassen und abzuändern. Derart kann man auf aktuelle und lokale Ereignisse jederzeit reagieren. Wäre es nicht ein Jammer, wenn man das Dorffest abseits der Route verpassen würde? Ist es wirklich so schlimm, noch eine weitere Nacht auf diesem schönen Campingplatz mit den neuen, netten Bekanntschaften zu verbringen? Generell sollte der Routenplan so angelegt sein, dass in regelmäßigen Abständen immer wieder zwei Übernachtungen an einer Stelle angedacht sind. Dies gibt dem Reisenden die Gelegenheit, sich zu sammeln und die Ereignisse der letzten Tage zu verarbeiten, zumal auch das Camping-Equipment (samt Lebensmittel) und das Fahrzeug immer wieder Pflege und Kontrolle benötigen.

Streckenplanung:

• individuelle Auflistung aller interessanten Sehenswürdigkeiten und wichtigen Aktivitäten

• Vorabinformation über das geplante Programm mittels Printmedien oder Internet

• Rücksprache mit den Mitreisenden (Partner, Freunde, Kinder etc.)

• Überarbeitung der Programmliste:

– Streichen bzw. Hinzufügen von Programmpunkten

– Anpassung: Programmpunkte – Urlaubstage

• Markierung der Programmpunkte auf einer Karte

• Erstellung eines ersten Routenverlaufs durch Verbinden der einzelnen Programmpunkte

• Feinplanung der Strecke, der einzelnen Tage und notwendigen Infrastruktur (Lebensmittel, Treibstoff, Übernachtungsmöglichkeiten etc.)

4.2 Streckenplanung nach Jahreszeit und Saison

Ähnlich wie in Deutschland drehen sich viele Gespräche in Namibia (zumindest außerhalb der Städte) um das Wetter. Landesweites Gesprächsthema Nummer eins sind Regenfälle und die damit verbundenen Niederschlagsmengen, die über das Wohlergehen der Farmen entscheiden. Also bloß nicht wundern, wenn auf Gästefarmen über Millimeterangaben philosophiert wird. Das Auftreten und die Intensität des Regens hält das ganze Land in Atem. Charakteristisch für das Klima Namibias sind oft jahrelange Dürreperioden (schlechte Jahre). In guten Jahren kommt der Regen wie geplant während des warm-heißen Sommers (Oktober bis April), mit den ergiebigsten Niederschlägen zwischen Januar und März. Die Trockenzeit fällt in den namibischen Winter (Mai bis September), der durch kühle bis kalte Nächte gekennzeichnet ist. Deutlich kühler als das abgeschlossene Binnenland erweist sich die Atlantikküste, an welcher der kalte Benguelastrom (12 bis 14°C Wassertemperatur) vorherrscht. Diese aus der Antarktis stammende Strömung ist einer der entscheidenden Wetterfaktoren in Namibia und Ursache für die Trockenheit des Landes. Aufgrund des großen Temperaturunterschiedes zwischen Wasser- und Lufttemperatur findet keine Wolkenbildung statt, lediglich Morgennebel ist in Küstennähe zu beobachten. Die Regenwolken, die das Land erreichen, dringen vom Äquator über Angola und Sambia nach Süden vor und erreichen Namibias Norden und Nordosten. Je weiter es nach Südwesten geht, umso geringer werden die durchschnittlichen Niederschlagsmengen.

Die Trockenzeit von Mai bis September eignet sich am besten für Tierbeobachtungen. Mit zunehmender Trockenheit sind die Wildtiere gezwungen, regelmäßig zu den vorhandenen Wasserstellen zu kommen. Im Juni und Juli liegen die Temperaturen am niedrigsten – tagsüber in der Sonne erreichen die Temperaturen angenehme 20°C, abends wird es jedoch schnell recht frisch. Die Nachttemperaturen können dann z. T. deutlich unter den Gefrierpunkt rutschen.


Nebel in Swakopmund


Regenwolken am namibischen Himmel

TIPP: Dachzelte im Sturm

Ab Mitte August bis September wird es tagsüber allmählich wärmer, nachts ist es jedoch noch kalt. Wegen der großen Temperaturunterschiede kommt es zu starken Winden bis hin zu heftigen Stürmen. Ein ähnliches Phänomen findet sich während der Regenzeit an den Gewitterfronten. Dann gehen die großen, schwarzen Wolken mit starkem Wind einher.

Wind und Sturm sind per se unangenehm, können zudem auch den Gebrauch und die Funktion eines Dachzeltes beeinträchtigen. So kann ein im Wind stehender, geöffneter Eingang das gesamte Dachzelt wieder zusammenklappen lassen. Bei allzu heftigem Zusammenkrachen des Zeltes kann es zu Schäden am Zelt und besonders am Zeltgestänge kommen. Darum ist im Fall des Falles auf die Windrichtung zu achten und das Fahrzeug bzw. das Dachzelt derart zu positionieren, dass dem Wind möglichst wenig Angriffsfläche entgegengebracht wird. Eingänge und Fenster sollten bei Wind möglichst geschlossen werden.

Ab Oktober steigt neben den Temperaturen auch zunehmend das Niederschlagsrisiko. Oftmals fallen die Niederschläge in Form von Starkregen, der von dem ausgedorrten Boden nicht aufgenommen werden kann. Die Wassermassen bahnen sich ihren Weg, werden zu Sturzbächen, überspülen Straßen und lassen Trockenflüsse (Riviere) zu reißenden Strömen werden. Die Gefahr, in Wüsten zu ertrinken, liegt anscheinend auf einem ähnlichen Niveau wie das Risiko des Verdurstens. Die eigene Gesundheit im Sinne und die Unversehrtheit des Fahrzeuges (und die damit verbundenen Kosten) im Hinterkopf, ist vom Campen in Rivieren abzusehen. Auch bei der Durchfahrt laufender Riviere ist Vorsicht geboten, da die Beschaffenheit des Bodens sowie die Tiefe und Fließgeschwindigkeit des Wassers zunächst unbekannt sind. Befindet sich man erst einmal in den Fängen des Wassers, gibt es oftmals kein Vor und Zurück mehr für das Fahrzeug samt Insassen und Equipment. Aber auch außerhalb der Riviere kann das sich ergießende und aufgestaute Wasser zu Problemen führen. Weite Teile des Caprivi-Zipfels im Nordosten des Landes stehen in der Regenzeit regelmäßig unter Wasser, so dass ein Besuch dieser Region von vornherein problembehaftet bis unmöglich ist.

Mit den Niederschlägen steigt in vielen Landesteilen auch die Anzahl der (stechenden) Insekten und damit auch das Malariarisiko (besonders im Nordosten). Damit wird das Thema Mückenschutz zu einem zentralen Thema – vor allem während der Dämmerung, aber auch nachts. Diverse Cremes, Sprays, Bänder und Funktionstextilien sollen die Plagegeister vom erwärmten, duftenden Körper fernhalten. In der Nacht sollte man sich tunlichst unter den Schutz eines Moskitonetzes begeben. In der Regel verfügen alle festen Unterkünfte (d. h. Lodges und Hotels) über Netze an ihren Betten. Die auf den Fahrzeugen montierten Dachzelte verfügen ebenfalls über Moskitonetze an den Eingängen und Fenstern. Nachts kann es allerdings bei Temperaturen über 20°C unangenehm warm werden unter der Moskitohaube. Da steckt man dann leicht in der Zwickmühle, was man im Zelt haben möchte: „dicke“ Luft oder Blutsauger.

Neben dem Wetter sind bei der Reiseplanung auch die Ferienzeiten im Südlichen Afrika und die Hochsaison des internationalen Tourismus zu berücksichtigen. Während dieser Zeiten ist es ratsam, Flüge, Unterkünfte (auch Campingplätze) und Mietwagen weit im Voraus zu reservieren. Knapp wird es vor allen Dingen an den touristischen Hotspots, wie z. B. dem Etosha National Park und in der Namib-Wüste in unmittelbarer Nähe zu Sossusvlei.

Mitte Juni beginnen in Südafrika die großen Ferien, so dass sich viele Südafrikaner auf den Weg ins Nachbarland machen. Daran schließen sich die europäischen Sommerferien an – einhergehend mit einem Heer an internationalen Touristen. Im Dezember sind die großen namibischen Schulferien: Viele Namibianer (und Südafrikaner) zieht es zu ihren Familien oder an die Küste; einige Gästefarmen schließen gänzlich während dieser Zeit. Und auch während der Osterzeit wird es traditionell recht voll in Namibia.


In der Zeit von Oktober bis April kann es zu Starkregen kommen.

Die Mietwagenpreise orientieren sich natürlich auch an der Nachfrage; mit erhöhter Nachfrage und knapperem Angebot steigen die Preise. Die Fahrzeugflotte der verschiedenen Anbieter ist nicht unendlich; oftmals sind während der Hochsaison alle Fahrzeuge unterwegs. Da heißt es, so früh wie möglich seinen Wunsch-Mietwagen zu buchen, um an den schönsten Tagen des Jahres nicht ohne Wagen dazustehen. Die Preise variieren je nach Anbieter, Ausstattung, Mietdauer und Mietzeitraum. Allerdings lässt sich das umfangreiche Angebot stark vereinfacht auf folgende kurze Formel bringen: Die Preise liegen in den ersten sechs Monaten eines jeden Jahres z. T. bedeutend unter den veranschlagten Raten im zweiten Halbjahr.

4.3 Der Tagesplan

Die Tage in Namibia sind kurz und gehen leider viel zu schnell vorüber. Über das Jahr hinweg variieren Sonnenstand und Tageslänge natürlich, doch der Vereinfachung halber kann man grob damit rechnen, dass gegen 6 Uhr die Sonne auf- und gegen 18 Uhr wieder untergeht. Auch wenn Sachsen-Anhalt diesen Slogan bereits für sich vereinnahmte, so ist Namibia sicherlich das „Land der Frühaufsteher“. Dies wird am deutlichsten auf einer der vielen Gästefarmen des Landes. In den frühen Morgenstunden kommen die Farmarbeiter am Farmhaus zusammen, um mit dem Farmverwalter oder Vorarbeiter den Arbeitseinsatz des Tages zu besprechen. Kurz danach laufen auch schon die ersten Maschinen bzw. Fahrzeuge an und der Arbeitstag beginnt lautstark. Aber auch Touristen können den Langschläfer jäh aus den schönsten Träumen reißen. Die Camps in den Nationalparks sind komplett eingezäunt als Vorsichtsmaßnahme gegen unliebsame und gefährliche Tiere. Der einzige Zugang erfolgt über ein Tor (gate), das während des Tages geöffnet, während der Nacht verschlossen ist. Die Öffnungszeiten des gates richten sich nach Aufgang bzw. Untergang der Sonne. Darum herrscht auf den Campingplätzen innerhalb der Parks meist schon gegen 5 Uhr die erste Aufbruchstimmung, die einem festen, ungeschriebenen Ritual folgt. Nach dem Gang zur Toilette wird das Feuer für den morgendlichen Kaffee entfacht – entweder fauchen Gasbrenner auf, oder mit noch müder Lungenkraft wird das Lagerfeuer des letzten Abends wiederbelebt. Danach wird das Zelt geräumt und wieder zusammengefaltet. Kurz vor 6 Uhr machen sich die ebenfalls noch kalten Diesel-Fahrzeuge auf dem Weg zum gate und starten zum morgendlichen game drive. Die Eile am Morgen macht insofern Sinn, als dass die Hauptaktivitätszeiten der Tiere nachts und in den kühleren Morgen- bzw. Abendstunden liegen. Die heißeren Stunden des Tages verbringen die Tiere mit möglichst wenig Bewegung und zumeist im Schatten.


Rotstock-Berg in den Morgenstunden


Der Tag beginnt früh in der Namib.

Es ist ratsam, dem Beispiel der Tiere zu folgen! Nach einem frühen Start in den Tag (es muss ja nicht immer zum Sonnenaufgang sein!) sollte die kühle, frische Luft des Morgens genutzt werden. Zu tun und zu erleben gibt es genug! Die normale Camper-Routine (Nachtlager und Zelt zusammenpacken; Frühstück zubereiten etc.) sollte auf das Fahrzeug und die Camper-Ausstattung ausgeweitet werden. Wie sieht es in den Tanks von Treibstoff und Brauchwasser aus? Was machen die Lebensmittelreserven samt Trinkwasser? Welche Wege erwarten uns und unser Fahrzeug heute (ggf. Kontrolle des Reifendrucks)? Wo liegt das heutige Ziel? Welche lohnenswerten Stopps liegen auf der Etappe? Wo kann man wahrscheinlich mit Karte zahlen? Wie viel Bargeld verbleibt?

Im Idealfall sind all diese Fragen schon am Vorabend geklärt worden, so dass mehr Zeit darauf verwendet werden kann, die nähere Umgebung zu erkunden, sei es nun der Weg in den Souvenirladen (curio shop), der zweite Kaffee im Restaurant oder ein morgendlicher Spaziergang. Persönlich würde ich mich für Letzteres entscheiden, u. a. um die farbenprächtige Vogelwelt Afrikas zu bestaunen. Auf jeden Fall schadet körperliche Bewegung nicht, zumal ein paar Stunden Fahrt auch an diesem Tag sicherlich warten.

300 bis maximal 400 Kilometer am Tag sind ein vertretbarer und gebräuchlicher Fahrdurchschnitt. An einigen Tagen dürfen die Etappen kürzer sein, beispielsweise an den Ruhetagen mit zwei Übernachtungen an einem Ort. Dagegen können es sicherlich auch einmal mehr Kilometer werden auf den wenigen Asphaltstraßen des Landes und bei eintönig, langweiliger Umgebung. Die dazu aufzuwendende Fahrtzeit richtet sich stark nach dem Zustand und der Beschaffenheit der Straße und dem persönlichen Fahrrhythmus (z. B. Pausen). Regelmäßige Stopps und längere Pausen sollten auf jeden Fall eingeplant und auch abgehalten werden. Unzählige Fotomotive warten am Straßenrand nur darauf, vom Hobbyfotografen abgelichtet zu werden. Ein Shop mit kalten Getränken kann nach stundenlanger, heißer Fahrt der sprichwörtlichen Oase in der Wüste gleichen. Viele kleine Stopps ersetzen dabei aber nicht eine längere Mittagspause – bevorzugt im Schatten und mit einem kleinen Snack (Obst, Biltong etc.) und ausreichend Flüssigkeit versehen.

Wenn der Beifahrer, gelangweilt vom Navigieren und dem Blick auf die Karte, langsam murrt und des Fahrers Konzentration und Aufmerksamkeit stetig nachlässt, ist es Zeit für einen Wechsel in der Fahrerkabine. Das Fahren in Namibia kann gerade in den ersten Tagen und je nach Strecke sehr anstrengend sein. Die höchste Konzentration wird vom Fahrer eingefordert. Zunächst geht es darum, sich an den Linksverkehr zu gewöhnen. Ist diese Hürde gemeistert, warten z. T. staubige, löchrige Pisten mit schwer einsehbaren Kurven und Kuppen und uneinsichtigen Fahrzeugen und Tieren. Auch die hohe Sonneneinstrahlung und die ungewohnte Hitze vermindern die Konzentrationsfähigkeit und körperliche Fitness beachtlich. Da hilft neben dem Griff zur (Trink-)Flasche nur die Einsicht zum Stoppen und Verweilen.

In einem so dünn besiedelten Land wie Namibia ist das Zusammentreffen mit anderen Personen schon etwas Besonderes, auch wenn es sich nur um das entgegenkommende Fahrzeug handelt. Ein Gruß per Handgeste gehört da zum guten Ton. Auf Begegnungen anderer Art sollte man sich in ganz Namibia einstellen: Anders als in anderen afrikanischen Ländern ist in Namibia auch außerhalb der großen Schutzgebiete mit Wildtieren zu rechnen.


Verdienter Ausklang des Tages: der Sundowner!

Kreuzende Haus- und Wildtiere sind der Hauptgrund dafür, dass von Fahrten in der Dämmerung bzw. nachts unbedingt abgesehen werden sollte. Die Tagesetappe muss so geplant sein, dass das Tagesziel sicher und entspannt bis maximal am späten Nachmittag erreicht werden kann. Denn auch beim Einchecken vor Ort sollte keine Eile entstehen. Vielmehr kann die entspannte Atmosphäre genutzt werden, um sich bei einem kühlen Getränk über die Örtlichkeiten zu informieren. Die Gastgeber werden gern Auskunft erteilen und mit Geheimtipps aufwarten. Und vielleicht gibt es ja auch einen Swimmingpool als verdiente Belohnung für den harten Fahrtag? Nach Besichtigung und Bezug des Campingplatzes stehen je nach Uhrzeit die Erkundung der näheren Umgebung oder das Errichten des Nachtlagers an. Denn für die unverwechselbaren afrikanischen Sonnenuntergänge sollte das Lagerfeuer schon angefacht und ein kühles Getränk griffbereit sein. Der Sundowner gehört zum Südlichen Afrika wie das Bier zu Deutschland.

Morgendliche bzw. abendliche Checkliste für die nächste Etappe

• Treibstoff (Tank/Doppeltank/Tankstellen in der Umgebung)

• Trinkwasser

• Lebensmittel

• Brauchwasser

• Reifen/Reifendruck

• Route der nächsten Etappe

• Highlights/Stopps auf der nächsten Etappe

• Ziel/Unterkunft auf der nächsten Etappe

• Bargeldsituation vs. Kartenzahlung

4.4 Reisen mit Kindern

Ist der lange, teils langweilige Flug erst einmal überstanden, liegt Namibia als riesiger Abenteuerspielplatz vor den Augen, Händen und Füßen unserer Kinder. Die grellen Farben, fremden Gerüche und vielen bunten Tiere ziehen nicht nur die kleinen Besucher Afrikas in ihren Bann. Dabei gilt Namibia als sicherstes Reiseland Afrikas – ein großes Land mit wenigen Einwohnern und einer niedrigen Kriminalitätsrate. Kinder prägen das Gesellschaftsbild im Südlichen Afrika; sie sind allgegenwärtig und zumeist gern gesehen. Der alltägliche Umgang mit Kindern drückt sich in Gelassenheit und Selbstverständlichkeit aus. So sorgen z. B. schreiende Kinder für keinerlei Aufregung oder gar Kopfschütteln in der Öffentlichkeit. Mit Englisch als Amtssprache gestaltet sich die Verständigung im Alltag sowie im Notfall außerdem sehr einfach. Dank der deutschstämmigen Familien und Unternehmen im Lande kommt man auch mit Deutsch ziemlich weit. Derart fühlen sich auch kleinere Kinder heimisch, während die Großen ihre Englischkenntnisse ausprobieren können. Überzeugend ist auch die Infrastruktur des Landes. In den Supermärkten und Drogerien der großen Städte bekommen Eltern alle nötigen Dinge für den Nachwuchs, in den Apotheken hilfreiche Arzneien bei kleineren und größeren Wehwehchen. Sollte es dennoch einmal nötig sein, stehen zumindest in den größeren Städten Krankenhäuser und deutschstämmige Ärzte zur Verfügung.

Gerade für Aktivitäten in der freien Natur ist Namibia ein regelrechtes Abenteuerland für die Kinder. Hier erleben und entdecken sie Dinge, wie sie es zu Hause nur aus Büchern, dem Fernsehen oder dem Zoo kennen. Flusspferd, Giraffe, Löwe und Zebra stammen eben nicht aus Madagaskar, sondern kommen hier ganz real und in voller Lebensgröße vor. Hinsichtlich der uns unbekannten, aber sehr vielfältigen Tierwelt Namibias herrscht oft Bedenken. Dieses Unbehagen drückt sich vor allen Dingen im Umgang mit Spinnen, Skorpionen, Schlangen und größeren Raubtieren aus. Unerlässlich ist es, Kindern das Verhalten wilder Tiere zu erklären und Verhaltensregeln auszugeben. Wird allerdings aufmerksam und mit der nötigen Vorsicht durch das Land gereist, besteht kaum ein Risiko für Kinder. Haben z. B. die Schuhe nachts draußen gestanden, genügt am Morgen ein Blick hinein, um sicherzustellen, dass kein Skorpion darin genächtigt hat. Sind die Schuhe dann erst einmal am Fuß, sollte darauf geachtet werden, wohin man tritt. Unter Stämmen und Steinen ruhen oftmals Spinnen, Skorpione und Schlangen.

Zu den potenziell gefährlichen Tieren gehören auch Mücken. Zwischen 500.000 und einer Millionen Menschen sterben jährlich an den Folgen einer Malariaerkrankung. In Namibia ist vornehmlich der Nordosten des Landes betroffen – in besonderem Maße während der Regenzeit im namibischen Sommer. Der trockene namibische Winter, Europas Sommerferienzeit, stellt für Familien sicherlich die günstigste Reisezeit dar.

Doch kommen wir zunächst noch einmal zu den schönen Seiten Namibias: Die Dünenlandschaften der Namib sind ein wahres Paradies für Kinder. Die hohen Sanddünen mit ihrem weichen Sand laden zum Hinunterrennen oder Purzeln ein; Profis probieren sich beim dune boarding. Das aufwendige und anstrengende Erklimmen der Dünen sorgt am Abend für die notwendige Bettschwere. Auch die einsamen Strände der Atlantikküste sind idealer Urlaubsort für junge Familien. Sandburgenbau und Planschspaß eignen sich für die Kleinsten. Auf ältere Kinder und Jugendliche hat sich besonders die Region zwischen Walvis Bay und Swakopmund spezialisiert, mit einem breiten Angebot an Fun-Sportarten wie Kamelreiten, Quadfahrten oder Skydives.

Bei all diesen Aktivitäten ist verstärkt auf den Sonnenschutz zu achten: breitkrempige Hüte oder Mützen mit Nackenschutz, Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor und UV-resistente Sonnenbrillen sind als Basisausstattung zu verstehen.

Daneben gehören in den Koffer feste, knöchelhohe Schuhe, Sandalen, luftige und warme Kleidung (vor allem in der Trockenzeit) und alles, was die langen Stunden im Flieger und im Auto angenehmer werden lässt (Spiele, Hörbücher, Musik, Malbücher etc.). Das Abenteuer Afrika wird lebendiger und bunter durch einen eigenen, kleinen Fotoapparat, eine eigene Stirnlampe, ein Kinder-Taschenmesser, ein eigenes Fernglas und kindgerechte Reiseliteratur.


Es gibt viel zu sehen in Namibia – für Groß und Klein!

4.5 Der Allrad-Camper als ideale Familienkutsche

Die beste Alternative für einen Familienurlaub in Namibia stellt ein 4x4-Camper dar. Er wird schnell von den Kindern erobert und als neues, rollendes Zuhause auf vier Rädern akzeptiert. Auch die typischen Camping-Gepflogenheiten (und Eigenheiten) samt den dazugehörigen Tagesabläufen werden schnell von den Kindern verinnerlicht. Trotz wechselnder Kulissen entsteht sowohl für die Kinder als auch für deren Eltern eine ähnliche Tagesroutine, wie sie auch im häuslichen Bereich anzutreffen ist – eben der ganz normale Wahnsinn nur auf engerem Raum. Jede Nacht schlafen Kind und Kuscheltier im selben Bett, das Frühstück kann mit Nutella und anderen aus Europa bekannten Genüssen aufwarten – und bei den in Namibia wartenden Abenteuern ist Heimweh ausgeschlossen. Dazu gehören aber auch einige Regeln und Absprachen, die letztlich viel Zeit und noch mehr Nerven sparen. Schließlich können die Kinder in den häuslichen Camping-Alltag mit eingebunden werden und einige wichtige Aufgaben übernehmen. Brennholz muss besorgt werden, der Abwasch erledigt und das Zelt täglich auf- und abgebaut werden …

Bei aller täglichen Routine bleibt eine Reise im Allrad-Camper an Flexibilität unerreicht: Stopps und Pausen können eingelegt werden, wann und wo es eben vonnöten ist, Reiserouten und Etappen auf die Bedürfnisse der kleinen und großen Mitreisenden abgestimmt werden. Nach spätestens zwei Stunden Fahrt sollte eine ausführliche Pause gemacht werden; am besten verbindet man diese mit einer kurzen Wanderung oder einer anderen Aktivität. Stundenlanges Fahren bringt selbst das geduldigste Kind früher oder später zum Zappeln und Nörgeln. Darum sollten mit Kindern die Tagesetappen auch nicht länger als 200 bis maximal 300 Kilometer sein. Das zeitige Erreichen des Übernachtungsplatzes lässt genügend Raum, um das Nachtlager in Ruhe und bei Tageslicht aufzuschlagen. Zudem lässt sich so der Stellplatz und die nähere Umgebung auch einfacher erkunden und auf Kindersicherheit prüfen.

Als Schlafplatz eignen sich besonders gut kleinere Gästefarmen. Die Gastgeber dort sind oft flexibler, herzlicher und familiärer als dies bei den größeren Lodges und Hotelketten der Fall wäre. Auf die Bedürfnisse von Kindern und Familien wird im Besonderen eingegangen, spezielle Angebote für Kinder sind keine Seltenheit. Wer könnte schon genug bekommen vom Spielen und Planschen im Swimmingpool? Doch tritt all dies in den Hintergrund, wenn die wilden oder ganz zahmen Tiere der Gästefarmen „auftreten“. Dann erinnert das Bild eher an den typischen Urlaub auf dem Bauernhof.


Namibia – ein Paradies für Kinder und Erwachsene

TIPP: Tipps für die unbeschwerte Camper-Reise mit Kindern

• Streckenplanung gemeinsam festlegen: Aktivitäten zusammen auswählen, Strecke auf der Karte nachzeichnen, Tagesetappen festlegen etc.

• Für Unterhaltung während der Fahrt sorgen: z. B. durch Malstifte, Kartenspiele oder (Hör-)Bücher. Weniger geeignet sind Puzzles oder Legosteine, da sie sich bei der ersten Bodenwelle im Fahrzeug verteilen.

• Fahrtzeiten begrenzen, dafür mehr Aktivitäten einbauen.

• Mehrere Tage am gleichen Ort verbringen.

• Interessante, landestypische Outdoor-Aktivitäten planen: Der Sundowner am Wasserloch mag für Kinder nicht ganz so (ent)spannend sein wie für die Eltern. Daher auch für „Action“ sorgen wie z. B. bei der Suche nach den „Little Five“ oder einem Ausritt zu Pferde.

• Die eigene Ausrüstung weckt den Entdeckergeist der Kinder. Mit Kamera, Kompass, Fernglas, Taschenlampe und Taschenmesser sind die Kleinsten besser ausgerüstet als der erfahrenste Buschmann.

• Feste Aufgaben verteilen: Alltägliche, kleine Aufgaben (wie das Sammeln des Lagerfeuerholzes) erhöhen nicht nur das Verantwortungsbewusstsein der Kinder, sondern auch das bewusste Erleben des Campings.

Ist ein so besonderer Platz gefunden und erst einmal eingenommen, möchte man am liebsten gar nicht mehr weg oder weiter. Kinder freuen sich, wenn man nicht jeden Tag den Stellplatz wechselt, sondern auch mal eine Weile vor Ort bleibt und die nähere Gegend erkundet. Darum sind unbedingt immer wieder mehrere Übernachtungen an einem Ort einzuplanen.

Einreise mit Kindern – Namibia und Südafrika

Für die Einreise nach Namibia benötigen Kinder einen eigenen gültigen Kinderreisepass. Der Vermerk im Pass der Eltern reicht nicht mehr aus.

Für die Einreise nach Südafrika brauchen Kinder einen eigenen Reisepass mit Lichtbild und eine vollständige Geburtsurkunde. Diese muss auf Englisch verfasst und beglaubigt sein. Am besten beantragen die Eltern auf dem Bürgeramt der zuständigen Stadt eine internationale Geburtsurkunde. Südafrika akzeptiert ausschließlich maschinenlesbare Reisepässe. Sollte, insbesondere bei Kinderreisepässen, der Pass manuell verlängert worden sein, ist dieser für eine Einreise nach Südafrika nicht gültig. Minderjährige, die ohne oder nur mit einem Erziehungsberechtigten reisen, müssen bei der Einreise eine schriftliche Zustimmungserklärung (letter of consent) des anderen Elternteils und ggf. weitere Dokumente vorlegen.

Verbindliche Auskünfte erteilt die Südafrikanische Botschaft in Berlin: berlin.consular@dirco.gov.za (Stand: 04/2017)

Mitnahme von Kindern im Fahrzeug / Kindersitze

In Namibia gilt die Anschnallpflicht für alle Fahrzeuginsassen. Für Kleinkinder ist auch die Benutzung von Kindersitzen (SABS-zertifiziert) vorgeschrieben, was allerdings kaum kontrolliert wird. Somit obliegt das Anbringen und Benutzen von Kindersitzen eher der Verantwortung der Eltern. Ratsam sind Kindersitze (oder Sitzkissen) allemal, da die Kinder nicht nur sicherer unterwegs sind, sondern auch etwas höher sitzen und so die Tiere und Landschaft besser beobachten können.

Da das Mitbringen der eigenen Kindersitze aus Europa immer etwas umständlich ist, sollte auf das Angebot der Autoverleiher zurückgegriffen werden. Die meisten Autovermietungen verleihen auch Kindersitze und Sitzerhöhungen für Kinder. Vor der Miete des Campers sollten Eltern daher frühzeitig mit dem Vermieter oder Vermittler Rücksprache halten, ob und wie viele Kinder im Wunschfahrzeug sicher mitreisen können.

Auf Pad im 4x4 Camper: Camping in Namibia

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