Читать книгу Äthiopien Danakil Schicksal - Bernd Gärtner - Страница 6

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1. Hauptteil

1. HAUPTTEIL

Puzzle ist für mich ein Wort, das ich heute wesentlich bewusster wahrnehme als vor meinem Urlaub in Äthiopien. Für mich besteht das Leben mittlerweile aus vielen kleinen Puzzle Teilen, die zusammen das Leben bilden. Jedes Puzzle Teil hat seinen Grund. Für mich ist in meinem Leben ein wichtiges Puzzle Teil mein Urlaub 2008/2009 in Indonesien.

Dort habe ich andere Individualreisende kennengelernt. Zusammen entschlossen wir uns ein Boot zu mieten. Mit diesem Boot sind wir von Lombock aus nach Flores gefahren. Auch wenn wir alle Individualreisende waren, so hat mir und den anderen dieser Boottrip sehr viel Spaß gemacht. Daher entschlossen wir uns auf Flores einen Jeep mit Fahrer zu mieten um die Insel zu erkunden.

In dieser Gruppe war auch Klaus dabei. Klaus ist Rentner, der jeden Winter alleine für drei Monate auf Weltreise geht. Während wir auf dem Boot waren, haben wir viel Zeit gehabt uns zu unterhalten. Dabei ging es natürlich auch um bisherige Reisen. Klaus erzählte mir von einer seiner Reisen: eine geführte Tour durch Äthiopien. Dies wäre die schönste Reise in seinem Leben gewesen.

Die nächsten Winterurlaube verbrachte ich danach in Peru und in Laos/Kambodscha. Mir gefielen diese Länder an sich sehr gut. Doch einen Nachteil haben für mich die Fernreisen in westliche oder östliche Richtung: die Zeitverschiebung. Auch wenn ich gewöhnlich für 5 und mehr Wochen unterwegs bin, so hat mich das Jetlack immer fest im Griff.

Im Sommer 2011 kamen mir wieder die Worte von Klaus in den Kopf: "die schönste Reise in meinem Leben war Äthiopien". Dieser Satz hat mich drei Jahre nach Indonesien gefesselt. Hinzu kam ja auch, das Äthiopien fast die gleiche Zeitzone hat wie Deutschland. Aus diesem Grund habe ich mich über Äthiopien informiert.

Ich war überrascht was für ein falsches Bild ich über Äthiopien ich bis zu diesem Zeitpunkt hatte. Anscheinend war mein Bild von Äthiopien stark durch die Hungersnot in den 80iger Jahren geprägt. Bis zu meiner Reisevorbereitung hatte ich gedacht, Äthiopien sei ein reines Wüstenland. Unfruchtbares, trockenes Land. Vielleicht auch mit kriegerischer Tendenz? Ich wusste anscheinend nichts über Äthiopien.

Doch ich wurde eines besseren belehrt. Äthiopien hat sehr viele Facetten. Da gibt es zum einen Wüsten. Aber auch sehr viel Wasser. Und dann eine Hochebene, das sogenannte Dach von Afrika. Äthiopien = die Wiege der Menschheit. Sehr viel Kultur.

Durch diese paar Fakten, ein paar Bilder im Internet und mein Bauchgefühl war ich mir sehr schnell sicher, dass ich den nächsten Winterurlaub in Äthiopien verbringen wollte.

Schon im August habe ich meinen Flug gebucht. Als Reiseerfahrener weiß ich, dass ein früher Buchungstermin günstige Preise ermöglicht. Danach war für mich "Äthiopien" erst mal auf Eis gelegt.

Als ich im Dezember endlich Urlaub hatte, habe ich mich auf die Reise vorbereitet. In einem Reiseführer habe ich mich über mögliche Stationen meiner Reise informiert. Im Internet habe ich versucht vorab Informationen über Trekking Möglichkeiten in Äthiopien zu sammeln. Auf der Seite des Auswärtigen Amtes habe ich mich nochmals über die Sicherheitslage in Äthiopien und die von mir zu bereisenden Gebiete erkundigt. Gut informiert freute ich mich auf die anstehende Reise.

Kurz nach Weihnachten ging es endlich los. Ich flog von München über Amsterdam, Karthoum nach Addis Ababa. Obwohl der Flug mehr als günstig war, bekam ich ein Upgrade in die Businessclass. Spät Abends am Flughafen in Addis angekommen wollte ich noch vor dem Einreiseschalter am Geldautomaten Birr abheben. Doch der Geldautomat war leider nicht funktionstüchtig. Aus meiner Reisevorbereitung wusste ich, dass es in Äthiopien sehr schwer sein wird an Bargeld heranzukommen. Dieser kaputte Automat verunsicherte mich. Was sollte ich machen, wenn es wirklich kaum Geldautomaten, zumindest funktionsfähige, in Äthiopien gibt. Ich hatte ja nur wenige Euro und US Dollar in bar dabei. Doch die Beschaffung von Geld sollte in den nächsten Wochen kein Problem darstellen.

Nach der offiziellen Einreise ging ich in den Abholbereich des Flughafens. Sofort begrüßte mich ein älterer Äthiopier mit meinem Namen auf seinem Schild. Also hat die Hotelbuchung mit Abholung vom Flughafen gut geklappt. Ich dachte, wir würden sofort zum Hotel losfahren. Doch ich wurde eines Besseren belehrt.

Dieser Mann führte mich zu einem jüngeren Mann, der mich zum Hotel fahren sollte. Ich war startklar. Mein Fahrer leider nicht. Nachdem er auch einen anderen Gast zumgleichen Hotel bringen musste, wollte er uns in einer Fahrt zum Hotel bringen. 20 Minuten zeigte ich Geduld. Dann verlor ich die Geduld - und er fuhr mich endlich zum Hotel.

Calcutta, Varanasi, diese beiden Städte hatte ich als "Moloche dieser Welt" in Erinnerung. Wer dies sagt, der war noch nicht in Addis. Obwohl die Straßen nur spärlich beleuchtet waren konnte ich Massen an schlafenden Menschen am Straßenrand erkennen. Ich bekam eine Ahnung, wo ich gelandet bin. Nach ca. 15Minuten kamen wir am Hotel an, ich bezahlte die vereinbarten 15Dollar für die Fahrt. Ich möchte gar nicht wissen, durch wie viele Hände diese 15Dollar gegangen sind.

Der Check-in in diesem Budgethotel verlief problemlos. Ich bekam ein einfaches Zimmer zugewiesen. Willkommen im Backpacker Urlaub. Auch wenn ich könnte, ich möchte im Winterurlaub eher einfach leben. Das heißt, dass ich gerne laufe um mir ein Taxi zu sparen. Das ich eher in Budgethotels absteige als in Sterne Hotels. Das ich lieber an der Straße esse als in einem Restaurant. So fand ich mich in diesem Zimmer als Backpacker wieder. Ich habe noch meine Zähne geputzt, mein Gesicht gewaschen. Duschen wollte ich nicht, da das Wasser mehr nach Abwasser als nach Brauchwasser stank. Dann habe ich mich in meinem Schlafsack schlafen gelegt.

Am nächsten Morgen bin ich zeitig aufgewacht. Irgendwie war ich auf Sommer eingestellt. Doch die Luft fühlte sich kalt an. Nach einem typischen Touristenfrühstück organisierte ich das Busticket für die Weiterfahrt am nächsten Tag. Dann wollte ich auf eigene Faust die Stadt erkunden. Als ich loslief verlor ich bald die Orientierung. Da es keine bzw. kaum Straßenschilder in Addis gibt, wusste ich nicht wie ich zu meinen Zielen laufen konnte. Daher versuchte ich mich durchzufragen. Ganz zu meiner Freude waren die Äthiopier selbst in der Hauptstadt sehr freundlich. Meistens antworteten sie mit einem Lächeln im Gesicht. Die meisten Äthiopier in Addis sprechen Englisch. Wusste jemand den Weg nicht, so hat er das auch gesagt.

Den ganzen Tag wanderte ich durch die Stadt. Stadt ist eigentlich die falsche Bezeichnung für Addis. Für mich bestehte Addis überwiegend aus Straßen, riesigen geteerten Kreisverkehren, Minibussen, Taxis, ein paar Gebäuden und Menschenmassen. Schlafende, zugedröhnte Menschen am Straßenrand, in Grünanlagen. Ein Zentrum, einen Stadtkern, eine Shoppingstraße konnte ich nicht ausfindig machen. Ein paar Stunden in der Stadt spazieren zugehen waren dann auch genug für mich. Auch wollte ich vor Anbruch der Dämmerung zurück im Hotel sein.

Am ersten Tag wurde mir bewusst, dass "schwarzhäutige" Menschen für mich noch etwas Fremdes waren - ich trotz deren freundlichen Gesinnung mich etwas unsicher fühlte. Doch dieses Gefühl sollte in den nächsten Tagen verschwinden.

Um 4Uhr am nächsten Morgen fuhr ich mit dem Taxi zum Mesquel Square zum Busbahnhof. Ich war überrascht, dass um diese Uhrzeit schon viele Sportler unterwegs waren. Mit einem Bus wollte ich nach Bahir Dar weiterfahren. Bahir Dar liegt am Tana Lake und dieses Gebiet wird als Riviera Äthiopiens bezeichnet. Die Fahrt selbst war klasse. Wir fuhren durch wunderbare, durch landwirtschaftlich geprägte Landschaften. Auf den Feldern arbeiteten Männer, Frauen und Kinder mit einfachsten Hilfsmitteln. Ich fühlte mich mindestens 2000Jahre zurückversetzt. Nach ein paar Stunden kamen die ersten Pässe. Vom Bus aus konnte ich wunderbare Aussichten auf die Bergwelt genießen. Wirklich klasse.

Im Bus war auch ein Ehepaar. Er, Tim aus Kanada, sie, Claire aus China. Die beiden waren mir sehr angenehm. Als wir in Bahir Dar angekommen sind, entschlossen wir gemeinsam ein Hotel zu suchen. Ein Schlepper hatte uns im Griff. Tim vertraute anfangs den Schlepper. Doch dieser konnte unsere Wünsche nicht erfüllen. Also entledigten wir uns den Schlepper und gingen selbst zu einem staatlichen Hotel, dem Tana Hotel. Dieses liegt wunderbar am See, mit einem sehr schönen Ausblick. Natürlich viel zu teuer. Eigentlich wollte ich duschen, das Wasser roch auch besser als in Addis, es war jedoch sehr kalt. Daher konnte ich mich nur waschen.

Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde mir klar, dass dieser Urlaub kein „relaxter“ Urlaub werden sollte. Es würde nicht so sein, dass man nach einem anstrengenden Tag zu einer Massage geht wie in Südostasien. Es würde nicht so sein, dass ich den Tag bequem verleben konnte. Es würde nicht so sein, dass der Urlaub komfortabel ist.

Da das Hotel vom Stadtkern ca. 200Meter entfernt war, wollte ich nachts nicht außerhalb essen. Darum aß ich im Hotel meine erste äthiopische Spezialität: Injera mit irgendwas. Es schmeckte sehr gut, war sehr sättigend und recht günstig. Auch schloss ich Bekanntschaft mit äthiopischen Bier und fand Gefallen daran.

Am nächsten Tag fuhr ich mit Tim, Claire und anderen Touristen auf die Klosterinseln im Tana Lake. Diese Klöster waren früher Rückzugsorte für die Kaiser. Dort konnten sie meditieren und die nächsten Kriege vorbereiten. Für mich waren die Kirchen sehr interessant. Die Kirchen sind alle rund gebaut. Die Außenwände sind mit sehr bunten, farbkräftigen Bildern bemalt. Obwohl die Bilder vom Stil eher simpel gehalten sind, haben sie auf mich und auch auf die anderen sehr gewirkt.

Auf den Bildern wird die Bibel erzählt. Hintergrund hierfür ist, dass früher die meisten Äthiopier Analphabeten waren, auch heute noch sind. Nur durch die Bilder konnten sie die Bibel begreifen.

Eigentlich wollte ich am nächsten Tag weiterfahren. Da ich durch die Luftverschmutzung starke Halsschmerzen hatte, entschied ich mich noch einen Tag in Bahir Dar zu bleiben. Diesen nutzte ich, um auf einen Markt zu gehen. Dieses Erlebnis war sehr interessant für mich. Dieser Markt hatte nur wenige Gemeinsamkeiten mit mir bekannten Märkten aus Asien. Das Angebot war eher knapp, viele Menschen saßen auf dem Boden, vor ihnen ein Tuch ausgebreitet auf dem sie ihre wenigen Habseligkeiten anpriesen. Aber ich genoss das Schlendern durch den Markt. Das einzig nervige waren die selbsternannten "guides". Selbst mir gelang es nicht diese abzuschütteln. Aber diese gehören eben zu Äthiopien wie das Amen in der Kirche.

Am nächsten Tag ging es mir besser. Also reiste ich mit dem Bus nach Gondar weiter. Tim und Claire wollten später nachkommen. Am Busbahnhof in Bahir Dar war mein Plan mit einem öffentlichen Bus weiter zu reisen. Es war mir aber nur sehr schwer möglich einen öffentlichen Bus für Gondar zu finden. All die Schlepper versuchten mich zu völlig überteuerten Sammeltaxis zu lotsen. Als ich doch endlich den richtigen Bus ausmachte, entschied ich mich doch für ein Sammeltaxi.

Da Gondar eine sehr bekannte Universitätsstadt der Medizin ist fahren sehr viele kranke Menschen dorthin. Dementsprechend sah es in dem öffentlichen Bus aus. Ich hatte Angst, mir im öffentlichen Bus Krankheiten zu holen. Nachdem ich lange über den Preis des Sammeltaxis verhandelt habe ging es endlich los.

Auch diese Fahrt war landschaftlich äußerst reizend. Da ich der einzige Tourist im Bus war, hatte ich mit den Mitreisenden viel Spaß. In Gondar angekommen machte ich mich auf die Suche nach einem Hotel. Ein Rikschafahrer fuhr mich zum Circle-Hotel. Das Zimmer war sehr sauber, sehr hell, die Dusche funktionierte entgegen der Aussage des Hotelangestellten nicht. Dafür war der Preis wieder völlig überteuert, für äthiopische Verhältnisse aber angemessen.

Am ersten Tag schlenderte ich durch die Stadt. Am Abend liefen mir Tim und Claire über den Weg. Wir entschieden zusammen Essen zu gehen. Am übernächsten Tag wollten wir zusammen in die Simien Mountains fahren um dort eine mehrtägige Trekkingtour zu machen. Also sollte jeder von uns möglichst viele Informationen zusammentragen wie wir das wohl am besten machen können. Wir verabredeten uns für den nächsten Abend.

Am nächsten Tag besuchte ich den "Gemp" in Gondar. Hierbei handelt es sich um eine riesige Anlage mit vielen Burgen und Schlössern. Diese steht unter Weltkulturerbe.

Reisende im Mittelalter berichteten von dieser Anlage zu Hause in Europa. Niemand schenkte ihnen Glauben, da niemand glauben konnte, dass es in Afrika eine derart hoch entwickelte Kultur und Schätze gab. Ich lief stundenlang durch die Anlage. Teils gefiel mir diese sehr gut, teils wollte ich mir eben die Kultur auch nicht entgehen lassen. Am Nachmittag war ich wieder in der Stadt.

Allmählich starteten die Weihnachtsvorbereitungen. Weihnachten ist in Äthiopien einpaar Tage später als in Deutschland. Für mich war das ein seltsames Gefühl, so kurz nach dem "deutschen" Weihnachten mit dem "äthiopischen" Weihnachten konfrontiert zu werden. Auch wurde ein Markt mit Live Bühne aufgebaut. Dort wurden überwiegend Haushaltswaren angeboten – für mich sehr interessant.

Wie verabredet traf ich mich am Abend mit Tim und Claire. Es gibt zwei Möglichkeiten eine Trekkingtour in den Simien Mountains zu machen. Entweder eine Tour in Gondar zu buchen oder die Tour in Debark selbst zu organisieren. Debark ist der Ausgangsort für eine Trekkingtour in den Bergen. Wir entschieden uns selbständig nach Debark zu fahren und die Tour von dort aus zu organisieren. Zum einen dachten wir, dass wir bei dieser Möglichkeit Geld sparen könnten, zum anderen den Leuten vor Ort auch mehr Geld zukommt und dieses nicht nur an Schleppern hängenbleibt.

Am nächsten Tag ging es los. Wir fuhren mit einem öffentlichen Bus nach Debark. Trotz vieler Kalaschnikows im Bus war die Fahrt wieder sehr schön und unterhaltsam. Leider hatten wir auf dem Weg eine Reifenpanne, so dass wir erst sehr spät in Debark ankamen. Daher blieb uns nur wenig Zeit die Tour zu organisieren. In einem kleinen, aber sehr sauberen Budgethotel (endlich mal mit fliesenden, warmen Wasser) kamen wir erst mit einigen Bergführern ins Gespräch. Der geforderte Preis für eine geführte 4Tagestour war unglaublich hoch. Die Angebote in Gondar waren wesentlich günstiger. Glücklicherweise kamen wir auch mit anderen Touristengruppen ins Gespräch.

Einige Franzosen konnten uns einen Führer empfehlen. Sie stellten Kontakt zu ihm her. Dieser Führer sprach gutes Englisch, hatte einen guten Plan für die Trekkingtour, machte für äthiopische Verhältnisse einen guten Preis und war vor allem sehr sympathisch. Wir entschieden uns mit ihm, einem Koch, Eselführern und einem Wächter für die nächsten Tage in die Berge zu gehen.

Früh am nächsten Morgen ging es endlich los. Mit einem Minibus fuhren wir noch einige Kilometer in den Park hinein. Bei einem kleinen Campsite wurde unser Gepäck auf Esel umverteilt und wir liefen mit unseren Führer und Wächter los. Obwohl die Trekkingtour sehr anstrengend war (wir liefen ständig zwischen 2800Metern und 4400Metern) hatten wir vier sehr schöne Tage. Die Bergwelt in dieser Region ist sehr einmalig. Eine derartige Welt habe ich weder im Grand Canyon noch im Himalaya noch sonst irgendwo auf der Welt gesehen. Nicht nur die unbelebte Welt war sehr eindrucksvoll, auch die belebte Welt. Ob dies Dörfer, Feldanbau, Tiere oder Einheimische waren. Es war alles sehr eindrucksvoll. Auch im Nachhinein denke ich sehr gerne an die Tour. Wenn ich Freunden und Bekannten Bilder von dieser Tour zeige sind diese von den Bildern gefesselt. Ein Zeichen für mich, wie einmalig und fesselnd dieses Gebiet ist.

Als wir in Debark zurückgekommen sind genoss ich als erstes eine heiße Dusche. So kam ich in einer Art von Zivilisation wieder an. Am Abend habe ich noch mit Tim und Claire in einem einfachen Restaurant gegessen. Am nächsten Tag wollte ich mit dem Bus nach Axum weiterfahren. Die beiden anderen wollten mit dem Bus wieder nach Gondar zurückfahren und von dort aus nach Axum fliegen. Es war nicht sicher, ob wir uns nochmal sehen sollten.

Wie bis jetzt war auch diese Busfahrt wieder sehr schön. Leider auch sehr anstrengend. Zum einen hatte ich keinen richtigen Sitzplatz. So musste ich 14Stunden ohne Rückenlehne beim Fahrer sitzen. Dafür hatte ich aber einen sehr schönen Panoramablick nach vorne. Spät in der Nacht kam ich in Axum an. Davon war ich (auch aus Sicherheitsgründen) nicht gerade begeistert. Ich machte mich in der Nacht auf die Hotelsuche. Die meisten Hotels waren schon voll. Glücklicherweise fand ich ein Bett in einem Budgethotel. Mit Gemeinschaftsbad. Mit stinkendem Wasser. Aber besser als nichts.

Die nächsten Tage verlebte ich in Axum. Zum Teil schlenderte ich wieder durch Märkte. Ich war aber auch viel in Cafes unterwegs um das Leben in Äthiopien zu studieren. Axum selbst ist das christliche Zentrum von Äthiopien. So gibt es hier für afrikanische Verhältnisse eine sehr imposante Kathedrale zu besichtigen. Bekannt geworden ist Axum bei Touristen aber wegen den Stelen. Ganz genau weiß man heute noch nicht welchen Sinn diese Stelen hatten. Bei einer Stele handelt es sich um eine Säule, die als Grabstein dient. Doch warum diese Grabsteine zum Teil über 30Meter hoch waren, dafür gibt es keine sichere Erklärung.

Am übernächsten Tag liefen mir wieder Tim und Claire über den Weg. Wir verabredeten uns zum Abendessen. Es sollte das letzte Treffen mit den beiden gewesen sein, da die beiden nach Lalibela weiterflogen, ich in Richtung Mekele los machen wollte um von dort aus meinen Trip in die Danakilwüste zu organisieren.

Ausgangspunkt für die Danakilwüste ist die Stadt Mekele. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln wollte ich nach Mekele fahren. Da der Busbahnhof vom Hotel ca. 2km entfernt war stand ich bereits um 4Uhr morgens auf. Als ich das Hotel verließ stand ein Sammeltaxi vor der Hoteltür. Der Fahrer fuhr ebenfalls nach Mekele und wollte mich für eine Menge von Geld mitnehmen. Da ich den Preis für den öffentlichen Bus kannte, kam mir sein Angebot völlig überteuert vor. Also wartete ich auf einen Rikschafahrer, der mich zum Busbahnhof bringen sollte. Sobald ich mit einem Rikschafahrer ins Gespräch kam konnte mir der Fahrer des Sammeltaxis einen einigermaßen vernünftigen Preis machen.

Wie auch die Fahrten davor war auch diese Fahrt klasse. Wir fuhren wunderbare Pässe, durch sehr schöne Landschaften, durch interessante Dörfer. Leider waren manche äthiopische Mitreisende die Höhenunterschiede nicht gewohnt und mussten sich ständig übergeben. Da wir deswegen immer wieder Pausen einlegen mussten konnte ich einige gute Fotos machen.

Am frühen Nachmittag kamen wir in Mekele an. Dieses Mal hatte ich genug Zeit für die Hotelsuche. In meinem Reiseführer wurde ein Hotel hervorgehoben. Es war als sehr schön und relativ günstig beschrieben. Ich fragte mich zu diesem Hotel durch. Es machte einen sehr angenehmen Eindruck auf mich. Der Preis allerdings nicht. Dieser wurde in 2Jahren um das 4fache angehoben. So etwas habe ich selbst in Äthiopien noch nicht erlebt. Laut Hotelmanager hat man eben mal das Konzept geändert.

Also machte ich mich auf die Suche nach einem anderen Hotel. Das Hotel Milano sollte mein Ziel sein. Dies war das erste "echte" Hotel nach über zweieinhalb Wochen in Äthiopien. Ich genoss das saubere, helle Zimmer mit funktionierender Dusche, sprich sauberen und heißem Wasser.

Dann ging es darum "Danakil" zu organisieren. Eine Fahrt in die Wüste erfordert sehr viele Sicherheitsvorkehrungen. So sind für die Wüste Danakil mindestens 2Jeeps vorgeschrieben. Ebenfalls vorgeschrieben ist ein Polizist, ab einen bestimmten Checkpoint zusätzlich ein Scout. Des weiteren braucht man mindestens einen Koch und diverse Wüstenführer. Da dieses Erlebnis mit erheblichen Kosten verbunden ist machte ich mich auf der Suche nach einer Gruppe der ich mich anschließen konnte.

Ich hatte sehr viel Glück. Als ich für das Mittagessen das Hotel verlassen wollte sah ich eine Reisegruppe in der Hotellobby. Sie sprachen mit einem Äthiopier. Irgendwie sagte mir mein Gefühl, dass ich zu jemanden aus der Gruppe gehen sollte. Ich ging zu einem Mann, im mittleren Alter, Tibor. Ich fragte ihn, ob er und seine Reisebegleiter auch in die Danakilwüste fahren wollten. Am Anfang war Tibor eher barsch. Er sagte zu mir, jetzt spräche er und seine Gruppe mit diesem Äthiopier, danach könne ich mit dem Äthiopier sprechen. Er wäre genau der richtige Mann, da er diese Reise organisieren könne. Ich setzte mich an einen Nebentisch und wollte warten bis die Gruppe alles organisiert hatte. Nach ein paar Minuten kam von dieser Reisegruppe eine junge Dame, Edith, auf mich zu. Sie fragte mich, ob ich mich einer Gruppe in die Danakilwüste anschließen wolle. Ich bejahte. Sie stellte mich der Reisegruppe vor. Nach ein paar Minuten haben wir mit den äthiopischen Organisator die Ziele und Leistungen vereinbart.

Am Abend wollten wir uns mit dem Tour Organisator erneut treffen. In der Zwischenzeit ging ich in die Stadt um endlich etwas zu Essen. Von der Stadt selbst war ich sehr überrascht. Mekele ist eine sehr saubere, entwickelte Stadt. Entgegen den mir bisher anderen äthiopischen Städten geben sich die Leute sehr westlich, ein gewisser Wohlstand ist unübersehbar.

Am Abend trafen wir uns schließlich mit dem Tour Organisator und unserem Führer für die nächsten Tage. Mittlerweile lagen schon alle Genehmigungen für die Wüstentour vor. Der Tour Organisator erzählte uns noch Einzelheiten für die bevorstehenden 4Tage. Nach seinen Worten sollte dieser Ausflug für uns einmalig, unvergesslich werden. Er konnte nicht wissen, welche Wahrheit seine Worte beinhalten sollten.

Da die Vorbereitungen für die Tour noch länger dauerten entschieden wir uns erst am übernächsten Tag loszufahren. Ich nutzte den nächsten Tag um mich noch einmal etwas von den bisherigen Strapazen auszuruhen. So schaute ich zum ersten Mal im Urlaub Fernsehen, ging in verschiedene Cafes und entdeckte einen großen Markt.

Am übernächsten Tag ging es endlich los. Wie verabredet standen wir um 8Uhr morgens in der Hotellobby bereit und warteten auf unseren Führer. Dieser kam mit unseren Fahrern erst 20Minuten später. Aber dann wollten wir endlich losfahren. Da wir keine Möglichkeit hatten unser Gepäck im Hotel zu deponieren musste das gesamte Gepäck in die Autos gepackt werden. Die Äthiopier gaben sich alle Mühe, doch leider waren sie nicht in der Lage alles organisiert einzuladen.

Thomas sprach zwar kein Wort Englisch, doch durch Handgesten und ungarisch konnte er alles gut organisieren.

Dann sollte es endlich losgehen. Unseren ersten Stopp machten wir aber schon nach fünf Minuten. Unser Guide erklärte uns, dass der Koch noch Essen für die nächsten Tage kaufen müsse. Deswegen würden wir erst eine Stunde später aufbrechen. Wir warteten in einem Cafe. Da wir doch endlich in die Wüste fahren wollten, warteten wir alle ungeduldig. Stefan und Thomas waren sehr ungeduldig. Sie konnten sich nicht einmal an einen Kaffee erfreuen.

Nach eineinhalb Stunden ging es endlich los. Unterwegs stieg der Koch mit Essen bei uns zu. Den ersten Teil der Strecke kannte ich noch von meiner Fahrt von Axum nach Mekele. Dann bogen wir nach rechts ab und das ohnehin spärlich besiedelte Äthiopien wurde immer leerer. Aus Teertrassen wurden Schotterpisten. An einem Aussichtspunkt machten wir einen ersten Halt. An dieser Stelle befanden wir uns in Tigray, konnten von dort aus nach Afar blicken. Vor allem im Nachhinein ist dies ein sehr interessanter Aussichtspunkt. Unser Führer erklärte uns die Lebensweise der Afar: im Winter ziehen die Afar in die Wüste, brechen dort Salz und transportieren es mit den Kamelen in die Berge, um es dort zu verkaufen. Da es im Sommer in der Wüste viel zu heiß sei, gingen die Afar in dieser Zeit in die Berge.

Nach einer weiteren Fahrt machten wir unter ausgedörrten Bäumen eine Mittagspause. Immer mehr Kinder und Erwachsene tauchten mitten in der Wüste auf und beobachteten uns aus sicherer Entfernung.

Nach dieser Pause fuhren wir weiter. Da es stetig bergab ging wurde es immer heißer. Wir waren schon viele Meter unter Meereshöhe. Teile der Danakilwüste sind ein ausgetrockneter Arm des roten Meeres. Es ist faszinierend durch diese Landschaft, früher Meeresboden zu fahren. Gigantische, eindrucksvolle Felsformationen. Ebenen, so weit das Auge reicht.

Allmählich fing es an zu dämmern. Doch wir hatten noch einige Kilometer zurückzulegen. Erst in der Nacht kamen wir in einem Dorf an, in dem wir schlafen wollten. Wir alle waren überrascht, wie viele Jeeps zu erkennen waren. Schließlich haben wir den ganzen Tag über keinen einzigen Touristen gesehen und in diesem Dorf waren ca. 20Jeeps, sprich ca. 10 Touristengruppen.

Es dauerte sehr lange, bis uns ein Platz zugewiesen wurde. Ich hatte schon Bedenken, dass für uns kein Platz mehr frei wäre.

Kurzerhand wurden einfache Bambusbetten organisiert, so dass wir unter freien Himmel schlafen konnten. Es war sehr windig. Daher versuchten wir hinter einer Hütte etwas Schutz zu finden. Nachdem unser Koch das Essen serviert hatte gingen wir bald Schlafen. Immer wieder liefen sehr lange Kamelkarawannen an unseren Betten vorbei. Unter Sternenhimmel. Ein unglaublich schönes Erlebnis.

Bereits vor Sonnenaufgang waren wir wach. Nach einer kleinen Stärkung ging es weiter. Die Fahrt zum Ausgangspunkt für die Vulkanbesteigung sollte zwischen 4 und 8Stunden dauern. Ausschlaggebend für die Dauer der Fahrt sind die Winde in der Nacht. Je nachdem wie der Sand verweht wird, hängt es ab, welche Richtung man einnehmen kann um ans Ziel zu kommen. Daher stieß in diesem Dorf zu uns auch ein zusätzlicher Wüstenführer, der sich in diesen Bereich der Wüste sehr gut auskannte.

Die Fahrt selbst war sehr eindrucksvoll. Zum Teil konnten wir mit über 120Stundenkilometern über ebenen, festen Sandboden rasen. Dann kamen kaum passierbare Abschnitte. Im ersten Gang und mit Vollgas versuchten unsere Fahrer diese zu meistern. Immer wieder machten wir Pausen um die fantastischen Landschaften zu fotografieren. Egal wo wir anhielten, die Wüste ist voll Leben. Aus dem Nirgendwo kamen Menschen auf uns zu.

Anscheinend hat es sich in der Wüsteauch herumgesprochen, dass wir einen Arzt dabei hatten. Als wir an ein paar Hütten vorbeikamen, wurden wir angehalten. Die Leute machten über den Wüstenführer unserem eigentlichen Führer klar, dass es einem kleinen Kind sehr schlecht ging. Stefan, der Arzt, kümmerte sich um das Kind.

Mit einer Engelsgeduld hat er das Kind untersucht, hierzu den Angehörigen über unsere Führer Fragen gestellt. Anscheinend hatte das Kind seit mehr als 5Wochen starken Durchfall. Es konnte kaum noch sehen. Stefan hatte auch Medikamente dabei. Doch den Angehörigen zu erklären, zu welcher Tageszeit wie viele Tabletten eingenommen werden sollten, war für ihn und unseren Führer schier unmöglich.

Anscheinend gibt es bei diesen Nomaden kein Tageinteilung, keine Zahlen. Eine andere Welt für uns. Obwohl unser Wasser rationalisiert war, schenkte Stefan dem Kind einige Flaschen Wasser, da es kaum sauberes Wasser für das Kind gab. Mittlerweile waren wir von ca. 15Leuten umgeben, die alle aus dem Nirgendwo aufgetaucht waren.

Dann fuhren wir weiter. Nach ca. 1,5h sind wir in einem Dorf angekommen. Dort war bereits eine größere deutsche Reisegruppe. Wie ich im Laufe der Zeit begriff, musste in diesem Dorf der Ortsvorsteher geschmiert werden. Obwohl es anscheinend keine rechtliche Handhabe gibt, verlangt dieser Ortsvorsteher von den Führern eine bestimmte Summe, damit die Touristengruppen weiterfahren dürfen. Die deutsche Reisegruppe hatte auch eine hochwertige Videokamera dabei. Es mussten vom Besitzer dieser Kamera ca. 100Dollar bezahlt werden, dass die Gruppe mit Kamera weiterfahren durfte. Ansonsten wäre die Kamera vom Ortsvorsteher abgenommen worden bzw. die Gruppe hätte umdrehen müssen. Auch das ist eine andere Welt, die ich hier zu Hause nicht kenne.

Nach ein paar Kilometern machten wir in einem kleinen Dorf Mittagspause. Dort gab es sehr einfache Hütten, in denen wir und auch andere Touristengruppen Mittag gegessen haben. Es gab in diesem Dorf auch viele neue Bauten, aus festen Stein, verputzt und mit Farbe gestrichen. Dies erschien uns für die Wüste sehr unwirklich. Wir wurden daran gehindert von diesen Gebäuden Fotos zu machen. Anscheinend sollte nicht nach außen dringen, was dort gebaut wurde.

Dann fuhren wir zwei weitere Stunden durch die Wüste. Gegen 4Uhr kamen wir am Basislager des Erta Ale an. Wir wollten gegen 5Uhr aufbrechen. Alle Touristen brechen erst so spät auf, da es am Nachmittag viel zu heiß ist, um den Aufstieg zu bewältigen. So hatten wir noch ein bisschen Zeit um uns zu stärken.

Ebenfalls mussten wir das Gepäck zusammenpacken, das wir für die Nacht brauchen würden. Dies wurde zusammen mit der Küche auf Kamele verladen.

Gegen fünf Uhr ging es endlich los. Erst liefen wir durch eine Ebene. Der Sand war sehr weich, so dass es für uns sehr anstrengend war. Nach ca. einer halben Stunde ging es kontinuierlich bergauf. Wir schwitzten, wir waren vollkommen durchgeschwitzt. Auch als es Dunkel wurde, war es nicht wesentlich kühler. Wir mussten immer wieder Pausen machen. Unterwegs überholten wir eine größere deutsche Gruppe. Mit dieser zusammen sollten wir in der kommenden Nacht und in den nächsten Tagen noch vieles Erleben – sollten sich Freundschaften für lange Zeit bilden.

Unser schwächstes Glied in der Gruppe war Thomas, ein Geologe. Doch der Drang den aktiven Lavasee zu sehen trieb ihn nach oben. Stefan versorgte ihn und die anderen regelmäßig mit Traubenzucker. Nach drei Stunden sind wir endlich am Schlafcamp angekommen. Dieses liegt keine 100m Luftlinie vom Lavasee entfernt. Am Eingang von diesem Camp machten wir noch einmal eine kurze Pause.

Da entdeckte Stefan in der Dunkelheit eine Schlange und machte unseren Führer auf diese aufmerksam. Sofort versuchte ein Äthiopier die Schlange totzuschlagen. Anschließend wollte er diese mit einem Stock in die Tiefe werfen. Stefan war dies zu gefährlich. Schließlich wussten wir nicht, ob sich Personen in der Tiefe aufhielten. Daher versuchten Stefan und ein Äthiopier die Schlange in eine leere Wasserflasche einzuschließen. Die Flasche ließen wir am Eingang zurück. Stefan wollte diese am nächsten Tag beim Abstieg mitnehmen.

Da es sich um eine Giftschlange handelte, waren wir verunsichert. Unser Führer zeigte unsere Schlafensplätze. Er riet uns davon ab in einer festen Steinhütte zu schlafen. Da es in den Hütten in der Nacht warm bliebe, würden die Schlangen in diese Hütten gehen. Daher suchten wir uns einen offenen Schlafplatz aus. Wir würden in der Nacht auf einer Matratze auf dem Boden unterm Sternenhimmel schlafen.

Dann ging es endlich los. Endlich machten wir uns auf den Weg zum Lavasee. Erst mussten wir am Kraterrand heruntersteigen. In der Nacht konnten wir trotz Stirnlampen kaum die richtigen Schritte finden. Dann ging es über erstarrte Lavaplatten direkt zum Lavasee. Immer wieder war ein Brechen der Platten zu hören - sehr spannend. Dann kamen wir endlich am See an. Einmalig. Faszinierend. Fesselnd. Mir fehlen die Worte um die Gefühle wiederzugeben, die dieser Lavasee in mir erzeugt hat.

Der Lavasee von Erta Ale ist aktiv. Das heißt, das in dem Krater ständig neue, heiße Lava herein strömt. Diese erkaltet, wird schwarz. Durch Explosionen bricht die erkaltete Lava immer wieder auf, der See wird wieder leuchtend rot. Ein Naturschauspiel der Sonderklasse. Ich bin sicherlich alles andere als selbstmordgefährdet, doch in meiner Fantasie wollte ich in den See springen, mich mit dem flüssigen Gestein vereinen. Erwachsene Menschen standen um den See und weinten vor, mir fällt das richtige Wort hierfür nicht ein.

Wir waren bestimmt zwei Stunden an dem Lavasee. Die deutsche Gruppe, die wir beim Aufstieg überholt hatten, war mittlerweile auch am Kraterrand. Kurz vor dem Aufbruch zum Schlafplatz wollte Stefan von unserer Reisegruppe ein Foto mit seiner Kamera machen.

Hierzu stellten wir uns an den Rand zum Lavasee in eine Reihe, hielten die Hände nach oben. Und Stefan machte das Foto. Mit den angefreundeten Ungarn dort in einer Reihe zu stehen, das erzeugte in mir ein sehr starkes, positives Gefühl. Ich kann mir heute noch nicht erklären warum ich so ein starkes, positives Gefühl gespürt habe. Stefan zeigte uns das Foto. Dank seiner sehr guten Kamera war die Bildqualität sehr gut. Am Rand zum Lavasse waren unsere Shilouetten zu erkennen, dann das Leuchten des Lavasees, ein dunkelblauer Himmel mit leuchtenden Sternen.

Eigentlich wollte ich Stefan fragen, ob er nicht auch ein Foto mit Selbstauslöser machen wolle, damit er auch auf dem Foto ist. Doch ich war zu müde. Ich dachte mir, Stefan wisse schon, warum er uns fotografiert, selber auf dem Foto aber nicht dabei ist.

Dieses Foto sollte für mich der letzte sichere Moment sein. Auch das Stefan auf dem Foto nicht mit dabei ist, konnte mir später viele Fragen, viele Selbstzweifel erklären.

Dann machten wir uns auf den Rückweg. Die deutsche Reisegruppe ist kurz vor uns aufgebrochen. Beim Aufstieg zum Schlafplatz haben wir diese eingeholt. An deren Schlafhütten liefen wir vorbei um an unsere Schlafplätze zu kommen.

Mittlerweile hatte unser Koch unser Abendessen vorbereitet. Durch die Erschöpfung konnten oder wollten einige von uns nichts mehr Essen. Während dem Essen schaute ich immer wieder in die Richtung zum Lavasee. Es waren immer wieder die Gasexplosionen zu hören, rot angeleuchteter Rauch stieg auf. Dann legten wir uns Schlafen. Unsere Gruppe schlief unter freien Himmel an zwei verschiedenen Stellen. Ich schlief mit Stefan und Thomas hinter einer geschützten Mauer. Nur wenige Meter weiter schliefen Edith, Christopf und Tibor hinter einer anderen Mauer.

Äthiopien Danakil Schicksal

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