Читать книгу Landratten unterwegs auf der Donau - Bernd Majewski - Страница 3
ОглавлениеVorbereitung
Dietlinde ist an allem Schuld.
Vor Jahren ist Dietlinde immer mal wieder ein Stück an der Donau entlang gefahren. Mal mit dem Motorrad, mal mit dem Bus, verfolgte sie den kleinen Bach und sein Grösserund Breiterwerden. Sein Tempo, seine Kraft, das Fliessen und die Anziehungskraft dieses Stroms liessen den Wunsch entstehen, ihm zu folgen und wenn schon, dann doch bitte gleich bis zum Schwarzen Meer. Wir wollen wissen, was der Fluß mit uns macht.
Im Januar fiel dann die Entscheidung, den 60ten Geburtstag im Donau Delta zu feiern.
Die Reisevorbereitungen begannen.
Was braucht man alles für solch ein Unternehmen? Zuerst mal einen Führerschein, den haben wir im August gemacht. 400 Fragen lernen und Knoten üben, war nicht allzu schwer. Dann braucht man ein Boot.
Was ist geeignet??
Ein altes Boot muss es sein, um das finanzielle Risiko im Rahmen zu halten.Ein Diesel muss es sein, der hält länger und verbraucht weniger. Ein Boot mit Wellenantrieb, denn die tiefste Stelle des Bootes darf nicht die Schraube sein. Das ist aber bei Aussenbordern oder Z-Antrieb so.
Dann braucht man Karten. Es gibt aber nur alte Karten und die sind auch nur auf russisch zu haben.
Von den Donaufreunde e.V. in Ulm erhalten wir die Adresse des Herrn Verberght, einen Belgier, der seit 15 Jahren mehrmals jährlich mit dem Auto die Donau entlang fährt, Kapitäne, Schleusenwärter und Hafenmeistereien befragt und handgezeichnete Karten herstellt, die inzwischen jeden Kilometer und jede Tonne dokumentieren. Zwar sind diese Karten für die Berufs-Schifffahrt gedacht, aber andere, die auch nur annähernd so gut sind, gibt es nicht.
Wir, das etwas ältere Ehepaar mit Hund, reisen herum, schauen uns Schleusen an, fragen nach Motorbooten, befragen Freunde in Mecklenburg, die seit Jahren Bootserfahrung haben. Übers Internet werden Leute ausfindig gemacht, die diese Reise schon mal unternommen haben.
Wir saugen uns schlicht mit allen Informationen voll, die zu haben sind.
Das richtige Boot zu finden, hat fast ein halbes Jahr gedauert, da wir keine Ahnung hatten, was es für unsere finanziellen Möglichkeiten zu kaufen gibt.Wir wollten ein Boot, das zwar einen guten Motor hat, das aber hergerichtet werden muss.
Wir wollten das Boot über das Herrichten kennenlernen, die Reise machen und es dann wieder verkaufen. Mieten oder leasen kann man so ein Boot auch nicht. Keine Gesellschaft würde das Risiko eingehen.
So lautet der Plan.
Über das Internet und Fachzeitschriften haben wir uns allmählich an das geeignete Boot herangetastet.
GFK (Glasfaser-Kunststoff) musste es sein, denn Stahl-, Betonoder Holz-Boote wären zu schwer.
Wir hatten endlich eines gefunden, das in Frage gekommen wäre. Unser Motorfachmann aus Fürstenberg, hat es sich für uns angeschaut, aber aus Gründen des Gesamtzustandes vom Kauf abgeraten.
Wir haben vieles bedacht, aber das Gewicht eines Bootes sehr lange nicht. Und dieses Boot bestand aus GFK und Holz. Es wäre mit 2,3 Tonnen zu schwer gewesen.
Trailer und Boot dürfen nicht mehr als 1,5 Tonnen wiegen. Schliesslich müssen wir das Boot mit unserem 13 Jahre alten Bus ziehen können.
Zum Einen, weil wir nicht an einem schiffbaren Fluss wohnen und zum Anderen, weil wir das Boot per Trailer vom Donau Delta nach München zurück bringen müssen, da bergauffahren* nur mit stärkeren Motoren möglich ist. Das würde aber zuviel Dieselverbrauch nach sich ziehen.
Im Dezember werden wir endlich fündig. Wir entdecken über eine Anzeige ein Boot, das allen Ansprüchen zu genügen scheint, die wir stellen. Genau so ein Boot wollen wir. Und gut sieht es in unseren Augen auch noch aus. Es ist eine Myra 21, ein Norweger Spitzgatt.*
Sie liegt in Wittenberge, südlich von Hamburg.
Wir fahren hin, verhandeln mit Herrn Z, dem Besitzer, und zahlen an, können das Boot aber nicht mitnehmen, da auf den Strassen Schnee liegt. Ausserdem wollen wir natürlich eine Probefahrt machen, ehe wir es schliesslich wirklich kaufen. Also müssen wir warten, bis das Wetter besser wird.
* bergab = mit dem Strom, bergauf = gegen den Strom
* das Heck ist rund, nicht flach, wie bei Z-Antriebs oder Aussenbordmotor-Boot