Читать книгу Kurzgeschichten - Bernd Michael Grosch - Страница 35
auch zum Verfolgten macht.
ОглавлениеSodann der einzig wirkliche Erfolg - der dem wahren Künstler – will heißen, dem aus Leidenschaft – alleine zählt: Die Entwicklung. Die Entwicklung des eigenen Selbst, die alles andere erst möglich werden lässt. Zugegeben, - ich hatte Glück. Das Glück, relativ früh schon unabhängig sein zu können; keine Rücksichten nehmen zu müssen. Musste nicht fürs schiere Überleben mich selbst verkaufen - verleugnen, wie es leider so viele weniger Glückliche gezwungen sind, zu tun. Lernen. – Zu lernen war mein Lebensziel und –sinn. Lernen – und das Gelernte verarbeiten, um daran weiterzulernen. - Lernen und Wissen erwerben.
Bereits in frühester Jugend war ich gewillt, eher jedwelche Ungelegenheiten auf mich zu nehmen, als mich von einem selbst gefassten Entschluss, der mich auf den Weg zu neuem Wissen führen sollte, abbringen zu lassen.
Um nicht missverstanden zu werden: Ich meine nicht jene hochgepriesene , geradlinig–blinde 'Schablonen–Education', welche gerade mal eben erlaubt, an der Oberfläche der wahren Bildung und des tatsächlichen Wissens zu kratzen; jene nicht lehrende, sondern belehrende, intellektuell angestrichene Verdummungsmaschinerie, deren einziger Erfolg sich darin zeitigt, dass dem Probanden jegliche Überbleibsel eines gesunden Menschenverstandes mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden. !
Nicht von jenem Prokrustesbett der `Höheren ́ Schulen und Universitäten, für welche ich - gottlob – nie das rechte Maß aufweisen wollte, rede ich. Nein; - nicht davon ! -
Nicht von der Schwarz – oder Weiß - ; Ja – oder Nein – Mentalität; nicht vom Gut – oder Böse – Denken, das keinen Raum für Verzweigungen lassen will; - die so reichhaltige Mischung der farbigen Palette des Lebens negiert.
... Ich spreche vom lebendigen, echten Wissen, für welches es keinen Lehrstuhl – oder sollte ich sagen Be–Lehrstuhl-? – gibt; - das nicht erlernt, sondern erworben sein will. - Jenes Wissen, das nicht um eingelernte Formeln; jedoch innerer Bereitschaft, innerem Verständnis und Unvoreingenommenheit heischt. - Das Wissen, welches nicht dem verbildeten Intellekt mehr zugänglich ist, da jenem die kindliche Unbefangenheit, nach dem Warum fragen zu können, verloren ging.
Versuchen, das Wie und Warum zu erforschen, - ergründen, ohne dem Wahn zu verfallen, dies einzig mit Hilfe des Mikroskops, Skalpells oder durch Kernspaltung bewerkstelligen zu können, bleibt immer wohl einer Minderheit von `Spinnern ́ und `Weltfremden ́ vorbehalten, welche außer Hohn und Spott und Unverständnis in der Regel auch noch die Einsamkeit zu ertragen haben.
Ist es der Versuch zur Rechtfertigung – falls ja; - vor wem ? – den ich hier unternehme; - späte Auflehnung gegen Umstände, die mich dahin brachten, wo ich heute stehe ? – Oder lediglich der Wunsch, eine Verantwortung abzuwälzen ? -- Ich muss die Antwort schuldig bleiben, denn es hieße, die von mir verabscheute Technik des Sezierens, Zerpflückens anzuwenden; - Dinge aus ihrer natürlichen 'Sowohl als–Auch–Verschmelzung' herauszureißen und zum schieren Entweder–Oder– Zustand herabzumindern.
-- Ja, ich hatte Glück. – Das Glück, sehr früh als Sonderling abgestempelt zu sein; - als
unbelehrbarer Querdenker und Phantast, für Welchen jeglicher Aufwand, ihn zu besserer Einsicht zu bekehren, vergebliche Mühe sei.
Das Glück, im Besitz eines kleinen Erbvermögens zu sein, welches mir ermöglichte, meiner Rolle als Außenseiter gerecht zu werden, indem ich die mir unzuträgliche Sphäre des europäischen `Kultur'-Kreises verließ und somit erst meine wahre geistige Heimat fand.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass dieser Entschluss wohl eher vom Verlangen nach Flucht, als vom dringenden Wunsch einer Opposition gegen die Widerwärtigkeiten des Zivilisations–Sumpfes geprägt war. – Doch wer hätte wohl nie die Erfahrung gemacht, dass oftmals erst die Wirkung die Ursache bedingt, beziehungsweise rechtfertigt.? - Wer wäre so vermessen, die Hand auszustrecken und zu sagen: `Dies ist die wahre Ursache ! Damit fing Alles an! ́ ? Kann, - darf man überhaupt unterscheiden zwischen Beginn und Ende ?
Ich stelle fest, dass meine Gedanken wiederum vorauseilen – enteilen. – Doch habe ich ja einen geduldigen Zuhörer und Partner, dem ich diese Zeilen anvertrauen kann; in der Gewissheit, ihn weder zu ermüden, noch seinen Protest hervorzurufen.
Eine Reihe von Jahren – während welcher ich den asiatischen Kontinent bereiste – war angefüllt mit neuen Eindrücken, welche es zu verarbeiten galt – was meinem unstillbaren Wissensdurst in fruchtbringender Weise Rechnung trug.
Eine Heimat fand ich schließlich in den Wäldern von B....., welche mich von Anbeginn
bezauberten. -- Sie waren mir Zuflucht – und zugleich Quelle schöpferischer Kraft. Zwar galt ich – im Westen – noch immer als Außenseiter; doch der `Erfolg ́ als Künstler entschuldigte nunmehr jegliches Abweichen von der `gesellschaftlichen Norm ́ - und vom unverstandenen Phantasten war ich zum `begnadeten Genie ́ geworden.....