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4.6 Entdecken von Zwickmühlen

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Wenn man sich als Therapeut gefangen fühlt, sich selbst in der Beschreibung des Zwickmühlen-Zirkels wiederfindet, hat man es vermutlich mit einer unaufgeklärten Zwickmühlen-Dynamik zu tun. Entweder man erlebt oder konstruiert selbst die Situation als Zwickmühle, ohne dass dies vom Klienten ausgeht, oder man hat, ohne es zu merken, eine Zwickmühlen-Definition des Klienten akzeptiert bzw. sich mit ihm beim Versuch, Probleme zu lösen, in eine Zwickmühlen-Dynamik eingelassen. Hier empfiehlt es sich, einen Schritt zurückzutreten und den impliziten Bezugsrahmen, in dem gearbeitet wird, anzusehen, statt »mehr«, »gründlicher«, »tiefer« zu arbeiten. Fritz Perls formulierte sinngemäß: Es gehört zum Schwierigsten, das Offensichtliche zu sehen.

Eine kleine Geschichte für Therapeuten: Ein Mann mit einem Fahrrad, auf dem er Sägespäne transportiert, kommt zur Grenze. Der Zöllner betastet den Sack von außen, findet nichts Verdächtiges und lässt ihn passieren. In den nächsten Wochen kommt der Mann täglich mit dem Sack Sägespäne auf dem Fahrrad zur Grenze. Zunehmend ist der Zöllner davon überzeugt, dass der Mann etwas schmuggelt, und untersucht den Sack mit den Sägespänen genauer: Er lässt ihn ausleeren, durchleuchten, chemisch analysieren usw. Schließlich gibt er verzweifelt auf. – Was hat der Mann geschmuggelt? Fahrräder!

Um Zwickmühlen zu vermeiden oder zu entdecken, ist es wichtig, in Therapiesituationen eigene Reaktionen aus dem Dilemmazirkel zu entdecken und ernst zu nehmen; ebenso näher hinzusehen, wenn man selbst kein stimmiges Bild vom Problem des Klienten und vom Prozess, über den das Problem inszeniert wird, formen kann. Erhöhte Aufmerksamkeit ist geboten, wenn man den Bezugsrahmen des Klienten nicht formulieren kann und sich aus der Gegenüberstellung mit dem Bezugsrahmen des Therapeuten keine Antithese im Inhalt wie im Prozess formulieren lässt. Wiederholte Äußerungen des Klienten, dass er sich nicht richtig verstanden fühlt, oder dass eine Lösung für ihn unmöglich oder unannehmbar ist, sollten ebenfalls ernst genommen werden. Eigene Reaktionen auf Zwickmühlen-Angebote in Therapiesituationen sollten, wenn möglich, nicht agiert, sondern für die soziale Diagnose (Analyse der Gegenübertragung) benutzt werden.

Wie fragt man nach Zwickmühlen? Hauptsächlich durch Fragen, die nach der Übersetzung von Sprachwendungen in konkrete Situationen oder nach der Bedeutung von konkreten Situationen für den Klienten fragen, nach Zusammenhängen zwischen Ereignissen und dem Bezugsrahmen des Klienten. Beispiele: Wie ist das geschilderte Ereignis ein Problem? – Was würde die Option für dich bedeuten? – Was würde geschehen, wenn du die dir unannehmbare Lösung ausprobieren würdest? – Was würde es für dich bedeuten, wenn …? – Dies ist geschehen, weil …? – Was geschieht, wenn …? – Was geschieht, wenn nicht …? – Wie erklärst du dir, dass …?

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