Читать книгу Gesprochenes Portugiesisch aus sprachpragmatischer Perspektive - Bernd Sieberg - Страница 7

Vorworte von Herausgeber und Autor

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War die linguistische Pragmatik für die „kommunikative Methode“ des Fremdsprachenunterrichts der 1970er Jahre eine zentrale Bezugsdisziplin, so verlor sie in den folgenden Jahrzehnten nicht nur innerhalb der linguistischen Forschung, sondern auch in der Fremdsprachenforschung zunächst an Bedeutung. Trotz grundlegender Beibehaltung des kommunikativen Grundanliegens, das freilich nicht mit letzter Konsequenz verfolgt wurde, wurden andere Handlungs- und Forschungsfelder wie Lernerorientierung und Interkulturalität zentral für die Theoriebildung und Erforschung fremdsprachlicher Lehr-/Lernprozesse der 1980er und 1990er Jahre.

Erst in den vergangenen fünfzehn Jahren wurde der Fremdsprachenunterricht, man mag ihn in einem Versuch der Historisierung als neokommunikativ bezeichnen, in der Folge der Veröffentlichung des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen, unter den Vorzeichen von Bildungsstandards und „Mündlichkeit“ wieder gezielt und beinahe vorrangig an den funktionalen kommunikativen Kompetenzen ausgerichtet. Der linguistischen Pragmatik kommt daher als wesentlicher Bezugsdisziplin der Fremdsprachendidaktik seit etwa der Jahrtausendwende in zunehmendem Maße wieder an neuerlicher Bedeutung zu. Dieser Bedarf wird indes derzeit weder von der Linguistik in ausreichendem Maße bedient noch von der Fremdsprachenforschung in dem eigentlich wünschenswerten Maße nachgefragt.

Die portugiesische Sprache scheint ihrerseits in den deutschsprachigen Bildungssystemen eine vollkommen vernachlässigte Größe zu sein: Portugiesisch spielt an den Schulen nur eine marginale Rolle – die Zahl der Schulen, an denen Portugiesisch als Fremdsprache als Leistungskurs belegt werden kann, beläuft sich in der gesamten Bundesrepublik Deutschland auf unter zehn. An den Universitäten gestaltet sich die Situation nicht merklich besser, hier wurde das Ausbildungsangebot seit den 1990er Jahren, als es nicht zuletzt in der Folge des EU-Beitritts Portugals zunächst eine Ausweitung erfahren hatte, tendenziell eher reduziert. Unabhängig von der kulturellen Bedeutung Portugals für Europa, Brasiliens, Angolas und weiterer lusophoner Regionen müssten gerade auch heute so häufig angeführte ökonomische Argumente eigentlich eine stärkere Berücksichtigung des Portugiesischen im deutsch(sprachig)en Bildungswesen anregen: zwar ist das Spanische als Weltsprache unumstritten, das Französische scheint als bevorzugte Partnersprache innerhalb Europas gerade angesichts der Krise(n) Europas unbedingt auch politisch wieder zu stärken, und das Italienische als Landessprache eines der bedeutendsten Wirtschaftspartners Deutschlands (wiederum ungeachtet der essentiellen kulturellen Bedeutung Italiens für Europa) verdient ebenfalls mehr Beachtung als es derzeit erhält. Dennoch: Portugiesisch ist mit Abstand die am zweit meisten gesprochene romanische Sprache – deutlich vor dem Französischen und Italienischen –, Brasilien ist beinahe hälftig am deutschen Außenhandelsvolumen mit Lateinamerika beteiligt, Angola ist eine schillernde, aber unübersehbare Größe innerhalb Afrikas. Bei allem Respekt für das Französische, Spanische und Italienische: Das Portugiesische sollte im deutschsprachigen Raum auf jeden Fall mehr Augenmerk erfahren, mehr erlernt und beforscht werden, als dies im Moment der Fall ist.

Vor diesem Hintergrund ist es äußerst begrüßenswert, dass sich mit Bernd Sieberg ein seit über drei Jahrzehnten an der Universität Lissabon tätiger germanistischer Linguist der Aufgabe verschrieben hat, beide aufgezeigte Desiderata miteinander zu verbinden: das vorliegende Werk stellt letztlich den Entwurf einer linguistischen Pragmatik am Beispiel des Sprachenpaars Deutsch und Portugiesisch mit einer Perspektivierung auch auf die Sprachvermittlung dar. Es bereichert die Pragmatik des Portugiesischen und den Portugiesischunterricht um ein beeindruckendes Kompendium.

Dass Bernd Sieberg sein Werk der Reihe Romanistische Fremdsprachenforschung und Unterrichtsentwicklung zur Verfügung gestellt hat, freut mich sehr. Ich wünsche dem Band die breite Rezeption innerhalb der linguistischen Pragmatik, der Lusitanistik und der Fremdsprachenforschung, die er verdient!

Essen, im Januar 2018 Daniel Reimann

Gesprochenes Portugiesisch aus sprachpragmatischer Perspektive

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