Читать книгу Die Kreaturen von Xorum: Die Raumflotte von Axarabor - Band 219 - Bernd Teuber - Страница 7
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ОглавлениеLeutnant Soun Fuyoka lenkte den Landgleiter durch eine felsige Ebene, die dringend Regen benötigte. Kein Windhauch verwehte die Schicht aus feinkörnigem Sand und Staub, die weite Flächen überzogen hatte. Obwohl die Sonne bereits untergegangen war, herrschten immer noch Temperaturen von fast dreißig Grad. Soweit Fuyoka zurückdenken konnte, hatte es auf Xorum eine solche Hitzeperiode nicht gegeben. Wie eine heiße Glocke stülpte sich die heiße Luft über das Land. Ein Phänomen, das der computergesteuerte Meteorologe mit einem kleinen, aber starken ortsfesten Hoch beschrieb, aber so recht auch nicht erklären konnte.
Fuyoka pfiff vergnügt ein Liedchen, dumpf brummte das Triebwerk. Aus dem Multimediagerät an der Steuerkonsole ertönten melodische Harfenklänge, die ein unbekannter Musiker seinem Instrument meisterhaft entlockte. Gemütlich schaukelte der Gleiter durch die Landschaft. Nach einiger Zeit passierte er eine Kreuzung. Dort gingen in rechten Winkeln zwei Nebenstraßen ab, die links zu der Rhomeda-Farm und rechts zu der Asted-Farm führten. Fuyoka kam hatte soeben der Familie Jilfane einen Besuch abgestattet. Auf der Farm war es zu einem Blutbad gekommen. Irgendjemand hatte mehrere Schafe gerissen. Die Spuren wiesen auf Raubtiere hin.
Aber Fuyoka hielt das für sehr unwahrscheinlich, denn auf Xorum gab es keine Raubtiere. Wer oder was hatte dann die Schafe getötet? Fuyoka stand vor einem Rätsel, das er heute allerdings nicht mehr lösen wollte. Er war müde und sehnte sich nach seinem Bett. In einer Stunde hatte er Dienstschluss. Vielleicht würde er sich noch ein Programm auf dem Multimediagerät ansehen und dann schlafen gehen.
Fuyoka wechselte vom Pfeifen zum Summen über, stoppte den Landgleiter und stieg aus, um eine kleine Pause zu machen. Er war schon zu lange unterwegs und wurde immer müder. Es dauerte noch mindestens eine halbe Stunde, bis er sein Ziel erreichte. Aber er brauchte sich nicht zu beeilen. Er hatte Zeit. Niemand hetzte ihn. Er ging einige Schritte, um seine steif gewordenen Glieder zu bewegen. Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt. Die letzten Kilometer würde er mit Licht fahren müssen. Aber das war ihm egal.
Mit dem Finger strich er über die Kunststoffverkleidung des Gleiters. Ein dunkler Streifen blieb zurück, wo die Fingerkuppe den Staub entfernt hatte. Plötzlich spürte er, dass er nicht mehr allein war. Sein Instinkt warnte ihn. Er drehte sich um seine eigene Achse und beobachtete aufmerksam die Umgebung. Es war niemand zu sehen. Trotzdem glaubte er, beobachtet zu werden. Fuyoka schaltete das Multimediagerät aus. Die Musik verstummte. Sofort richtete er seine Aufmerksamkeit wieder die Ebene. Und da flog der Angreifer auch schon heran.
„ Nein!“, schrie Fuyoka entsetzt, als er erkannte, wer ihn da auf ihn zukam. Seine Arme flogen hoch. Er wollte das Tier abwehren. Doch es war schneller. Er schlug nach dem Angreifer. Die Kreatur sprang ihn an. Er spürte einen ungeheuren Schlag gegen die Brust und kippte nach hinten. Hart schlug er auf dem Boden auf. Für einen Sekundenbruchteil verschwamm alles vor seinen Augen.
Das Tier triumphierte. Es hielt sein Opfer auf der Erde fest. Noch hatte Fuyoka beide Arme frei. Wild schlug er um sich, traf auch ein paar Mal den Schädel der Kreatur. Die Schläge steigerten die Wut des Angreifers. Seine rechte Pfote zuckte vor, verkrallte sich in Fuyokas Kleidung und riss den Mann vom Boden hoch. Ganz dicht sah er das geifernde Maul vor sich. Heißer, stinkender Atem traf sein Gesicht.
Fuyoka wollte nicht sterben. Seine Schmerzen waren im Angesicht dieser tödlichen Gefahr vergessen. Er riss die Arme hoch. Mit beiden Fäusten trommelte er gegen die haarige Brust des Tieres. Gleichzeitig trat er mit den Beinen, versuchte, empfindliche Stellen zu treffen. Die Kreatur wurde noch wütender. Sie schüttelte den Leutnant wie eine Strohpuppe. Fuyokas Kopf wurde hin und her geschleudert. Blutige Schleier entstanden vor seinen Augen. Sein Schädel schien in tausend Stücke zu zerspringen.
Trotzdem wehrte er sich. Da fetzte ihm die Pranke der Kreatur die Uniform vom Körper. Ein Teil des rechten Ärmels wurde ebenfalls zerrissen. Und die Kratzspur grub sich in den Arm. Fuyoka stieß einen schmerzhaften Schrei aus. Er sah seinen Gegner als kompakten Schatten und hatte sich inzwischen damit abgefunden, einen grausamen Tod zu sterben. Seine Schreie gingen in ein klägliches Wimmern über.
Die spitze Schnauze des Tieres näherte sich seinem Hals. Er schien bereits die spitzen Reißzähne spüren. Mit aller Kraft versuchte er, die Bestie von sich wegzustoßen, doch sie war stärker und grub ihre Zähne in den Hals des Mannes. Fuyoka hatte keine Chance. Noch ehe er richtig begriffen hatte, was geschah, war er bereits tot. Am Horizont leuchtete die fahle Scheibe des Mondes in der Dämmerung.