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Kleines Einmaleins der Kommunikation

Die richtige Sprache sprechen - verstehen und verstanden werden ...

Stellen Sie sich auf Ihr Gegenüber ein! Sie kennen wahrscheinlich auch das hilflose und zugleich ärgerliche Gefühl, wenn jemand zu Ihnen in Fachchinesisch spricht - oder verstehen Sie etwa Ihre Steuerbescheide? Gut, Sie können die beiliegenden Erklärungen benutzen, aber - verstehen Sie diese besser? Die Lust und Bereitschaft sich näher damit zu befassen ist meistens direkt am Nullpunkt, sobald wir das Gefühl haben es ist dem anderen egal, ob wir ihn verstehen oder nicht. Um genau diesem Super-GAU in Ihrer Bewerbung vorzubeugen stellen sich vor allem folgende außerordentlich wichtige Fragen:

„Wer eigentlich werden Ihre Ansprechpartner - vor allem in mittelständischen und großen Unternehmen - sein?“ und

„Welche Sprache sprechen sie?“, weil unterschiedliche Ansprechpartner unterschiedliche „Sprachen“ sprechen.

Richtig! Die Antwort auf die 1. Frage lautet: vorwiegend Mitarbeiter im Personalwesen, Fachabteilungsleiter, Meister, Techniker, Verwaltungsangestellte.

Insbesondere die „Personaler“ haben aufgrund Ihrer alle betrieblichen Bereiche übergreifenden Querschnittsfunktion eine Sonderstellung in den Unternehmen und sind meist in einer bestimmten Sprache besonders geschult: der Zeugnissprache. Sie prüfen strukturiert die eingereichten Unterlagen, so ob z.B. Arbeitszeugnisse bestimmte Kriterien erfüllen, und durch die tägliche Arbeit mit und in dieser Sprache wird diese im Laufe der Zeit verinnerlicht.

Arbeitszeugnis und Zeugnissprache

Da vor allem die „Personaler“ zunächst Ihre Ansprechpartner sein werden, schauen wir uns deren Sprache an dem Beispiel Arbeitszeugnis einmal an – natürlich wähle ich dieses Beispiel „rein zufällig“, damit Sie Ihre ggf. vorhandenen Zeugnisse noch einmal selbst überprüfen können:

Arbeitszeugnisse sind sehr oft in einer „eigenen Sprache“ geschrieben, die diplomatisch klingt und aus bestimmten definierten Formulierungen besteht, quasi eine Art Code. Der Hintergrund für die Zeugnissprache liegt in zwei sich gegebenenfalls widersprechenden Anforderungen an den Arbeitgeber:

Zum einen muss der Arbeitgeber im Arbeitszeugnis wahrheitsgemäß über die Einzelkompetenzen des Mitarbeiters Auskunft geben, zum anderen ist er verpflichtet, diesem hinsichtlich seines weiteren beruflichen Werdeganges nicht zu schaden.

Die Problematik ergibt sich dann, wenn der Arbeitgeber zum Beispiel mit der Leistung oder dem Verhalten eines Mitarbeiters nicht zufrieden war, diesem aber in Bezug auf künftige Bewerbungen schaden würde, falls er es so klar und deutlich im Arbeitszeugnis benennen würde. Dieser Konflikt führte schließlich zur Entwicklung der Zeugnissprache, die grundsätzlich positiv klingt und die tatsächlichen Aussagen über Kodierung vornimmt.

Zeugnissprache - kein Buch mit sieben Siegeln

Der Code lässt sich grob gesagt in zwei Kategorien unterscheiden:

1. bestimmte „Verklausulierungen“

sind feste Formulierungen, denen jeweils eine klare Bedeutung zugewiesen ist, bis hin zu deren Gegenteil.

a)Beispiel 1: „Er bemühte sich sehr“

heißt, er bemühte sich zwar, brachte aber nichts zustande - eine positive Formulierung also, die für eine negative Kritik steht.

b)Beispiel 2: „Er hatte die Möglichkeit, sich in unserem Betrieb mit den neuesten Techniken und Verfahren vertraut zu machen"

heißt, dass er zwar die Möglichkeit hatte, diese aber nicht nutzte.

Es gibt eine ganze Reihe derartiger Formulierungen, auf die ich in diesem Rahmen nicht eingehen kann und auf die umfangreiche Literatur zu diesem Thema verweise.

2.Unvollständigkeit der Angaben

Unter Vollständigkeit der Angaben wird die Beurteilung aller vier Einzelkompetenzen eines Mitarbeiters verstanden, die zusammen seine Handlungskompetenz (s.u. „Ihre Handlungskompetenz - Ihr Trumpf!“) ergeben.

Fehlen Angaben zu diesen Einzelkompetenzen, so kann es sich im Rahmen der Zeugnissprache um Negativaussagen handeln. Dieses gilt in beide Richtungen:

a)vom Arbeitgeber: Ihre Arbeitszeugnisse

Prüfen Sie daher Ihre Arbeitszeugnisse auf „Verklausulierungen“ und Unvollständigkeit.

Insbesondere dann, wenn sie regelmäßig Absagen bekommen, obwohl Ihr Bewerbungsschreiben, Lebenslauf und Lichtbild keinen Grund für Beanstandungen liefern, liegt der Verdacht nahe, dass sich gegebenenfalls negative Aussagen in Ihren Arbeitszeugnissen befinden. In diesem Fall empfehle ich sich näher mit dem Thema zu befassen oder ggf. zweifelhafte Arbeitszeugnisse von einem Profi auf „versteckte“ Aussagen prüfen zu lassen.

Oft kommt es auch zu Missverständnissen, wenn sich zum Beispiel der eine Arbeitgeber so ausdrückt, wie er es meint, während sich der andere der Zeugnissprache bedient. Das kann in unserem ersten Beispiel dazu führen, dass der erstere tatsächlich das persönliche Bemühen im Sinne von Verantwortung und Einsatz positiv anerkennt, der zweite dies mithilfe der Zeugnissprache hingegen negativ bewertet.

Grundsätzlich kann man sagen, dass schlussendlich der Gesamttenor der Zeugnisse ausschlaggebend ist.

b)An den Arbeitgeber: Ihre Bewerbung

Bereiten Sie sich dahingehend vor, dass Sie bei der Vorstellung Ihrer Kompetenzen alle Einzelkompetenzen i.S. des Handlungskompetenzmodells (s.u. „Ihre Handlungskompetenz - Ihr Trumpf!“) berücksichtigen. Damit sorgen Sie wiederum in Bezug auf die Zeugnissprache für Vollständigkeit.

Nur eine kundenorientierte Bewerbung ist eine erfolgreiche Bewerbung!

Darf ich vorstellen? Das Unternehmen, Ihr Kunde!

Im Falle Ihrer Bewerbung ist das Unternehmen Ihr Kunde!

In nahezu allen Unternehmen macht das Zauberwort „Kundenorientierung“ die Runde. Doch was heißt das?

Sie müssen den Kunden, also in Ihrem Fall die Vertreter des Unternehmens erreichen, weil diese Ihre Kompetenz, Ihr Wissen, Ihre Fähigkeiten, usw. in Form einer Anstellung kaufen sollen. Es ist also ein Handel: Sie bieten Ihre Arbeitskraft und Ihr Know-how an, und das Unternehmen bezahlt mit Geld und weiteren Leistungen.

Ein Beispiel hierzu:

Wenn das Auto eines Kunden defekt ist, so stellt er vielleicht in seiner Sprache fest, dass der „Motor stottert“, „nicht richtig zieht“, „gar nicht mehr läuft“ - oder zeigt dies mit vielsagendem „professionellem“ Achselzucken!!! Der Kfz-Mechaniker muss diese Sprache des Kunden verstehen und richtig interpretieren.

Bei seiner Schadensdiagnose und Reparatur in der Verständigung mit den Fachkollegen hat er wiederum seine eigenen aus Fachausdrücken bestehende Sprache, die der Kunde als Laie wahrscheinlich nicht versteht. Der Kunde muss diese Fachsprache auch weder verstehen noch sich darum kümmern, warum der Motor nicht funktioniert und was alles getan werden muss, damit der Motor wieder läuft - den Kunden interessiert nur, dass der Motor wieder in Ordnung kommt. Der Kfz-Mechaniker ist also Dolmetscher zwischen zwei Sprachen:

•er muss die Sprache des Kunden sprechen und verstehen, damit er ihm helfen kann und

•er muss die Fachsprache mit seinen Fachkollegen sprechen und verstehen, damit diese ihm bei der Reparatur und der richtigen Ersatzteilbeschaffung behilflich sein können.

Der Kfz-Mechaniker ist also dann erfolgreich, wenn er zufriedene Kunden hat, die ihm vertrauen und bei seinen Kollegen als kompetenter Fachmann respektiert wird.

An ihn werden - teils gleichzeitig - unterschiedliche Erwartungen gestellt: er soll

•seine Arbeit korrekt durchführen,

•zum Kunden freundlich und verständnisvoll sein,

•mit seinen Mitarbeitern und Kollegen eine gute Teamarbeit leisten,

•gut, schnell und geschickt arbeiten, um die Arbeitskosten niedrig zu halten.

Auf Ihre Bewerbung bezogen bedeutet das, dass wir uns jetzt mit den unterschiedlichen stellenbezogenen Anforderungen an Sie im Kapitel „Ihre Handlungskompetenz - Ihr Trumpf!“ befassen werden.

Die Power-Bewerbung, weil Sie eine gute Strategie brauchen!

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