Читать книгу Mord in St. Oskar - Bernhard Glocker - Страница 9

Оглавление

Kapitel 4

„Entschuldigen Sie die Störung so früh am Morgen“, tönte es aus dem Telefon in die noch müden Ohren von Luise Wengler. „Putz hier. Haben Sie einen Moment Zeit für mich?“

„Natürlich, Herr Putz, kein Grund zur Entschuldigung. Immerhin ist es ja schon – 8.00 Uhr morgens“, gab Wengler leicht indigniert zurück.

„Frau Wengler, der Mord an Herrn Seeberger – mir kommt das alles ziemlich seltsam vor, und nicht nur mir“, meinte Putz, ohne näher auf den Tonfall seiner Gesprächspartnerin einzugehen. „Selbst das Phantom – äh, ich meine, der Herr Pfarrer, empfindet es als merkwürdig, dass Herr Seeberger ausgerechnet auf dem Weg in unsere Sitzung überfallen wurde. Sollte da eine Absicht dahinterstecken, uns wesentliche Informationen zu unserem Bauvorhaben vorzuenthalten? Es geht ja doch um sehr viel Geld. Und dann ist mir noch etwas aufgefallen – aber bitte behandeln Sie das absolut vertraulich! Pater Xavier war völlig verstört, als Herr Mirkowski uns von seinem Fund berichtet hat. Er hat geradezu gezittert und voller Panik auf den leeren Stuhl rechts neben Ihnen gestarrt so, als ob dort Luzifer persönlich Platz genommen hätte. Was hat er mit der Sache zu tun? Er hat Herrn Seeberger kaum gekannt und unser Bauvorhaben kann ihn eigentlich auch nicht groß interessieren. Er ist ja nur vorübergehend bei uns. In einem Jahr geht er zurück nach Haiti. Und dann noch eins: Herr Seeberger hatte nicht nur Freunde in der Pfarrei. Hans Köferl, der Kirchenmusiker, beispielsweise hat ihn geradezu gehasst. Herr Seeberger hat verhindert, dass Herr Köferl eine ergänzende Anstellung als Leiter des Kinderchores bei uns bekommen hat, seinerzeit als ihm das Ordinariat seine eigene Stelle gekürzt hat. 600 Euro weniger im Monat – das steckt man nicht so ohne weiteres weg. Und dann Frau Kammerloher, die Leiterin unseres Kindergartens! Ich weiß aus sicherer Quelle, dass sie Herrn Seeberger bestürmt hat, den Kindergarten im Rahmen der Sanierung bevorzugt zu behandeln. Herr Seeberger soll das mit schroffen Worten abgelehnt haben. Ich weiß, Frau Wengler – deswegen bringt man niemanden um und schon gar nicht auf so bestialische Weise. Aber komisch ist das schon. Und jetzt das beste: Diesen Polizeibeamten, Herrn Kriminalhauptkommissar Beck, interessiert das alles überhaupt nicht! Ich habe ihm alles erzählt. Er aber hat kaum zugehört, am Ende sogar gefragt, ob ich jetzt fertig bin mit meinen Mutmaßungen, und hat dann gesagt, für ihn und seine Kollegen sehe das sehr nach Raubmord aus, vielleicht ein Fall von Beschaffungskriminalität. Man werde den Täter vorerst einmal im Drogenmilieu suchen.“

„Das wundert mich jetzt nicht“, gab Wengler zurück. „Beck war immer schon ein phantasieloser Einfaltspinsel. So oft wie der früher daneben lag in seiner Fallanalyse – wenn er gewürfelt hätte, hätte er vermutlich eine höhere Erfolgsquote gehabt.“

„Sie kennen Herrn Beck von früher?“, fragte Putz.

„Das kann man so sagen“, erwiderte Wengler. „Er war einige Zeit mein Assistent, bis er in eine andere Abteilung gewechselt ist. Jetzt haben sie ihn offenbar zurückgeholt und zu meinem Nachfolger gemacht. Wenn jemand noch öfter schief liegt als Beck in seinen Einschätzungen, dann ist es bestimmt unsere Personalabteilung. Aber das haben Sie nicht von mir.“

„Keine Angst, ich zitiere Sie nicht“, lachte Putz. „Unsere Personaler sind mit Sicherheit auch nicht besser. Wofür die ihr Gehalt beziehen, frage ich mich oft. Da werden Leute, denen man schwerste Verfehlungen vorwirft, aus einem Amt herausgenommen, nur um wenig später anderswo in gleicher oder ähnlicher Funktion wieder aufzutauchen.

Doch lassen wir das und kommen wir zum Schluss. Wenn wir schon mit Ihnen eine erfahrene Kriminalistin in der Pfarrei haben – könnten Sie sich nicht der Sache Seeberger ein wenig annehmen? Meine Unterstützung haben Sie und die von Herrn Pfarrer kann ich Ihnen verbindlich zusichern. Stellen Sie sich ein kleines Team vertrauenswürdiger Leute zusammen und versuchen Sie sozusagen undercover zu ermitteln, wer Herrn Seeberger umgebracht hat und warum das geschehen ist. Ich habe nur eine winzige Bitte: Geben Sie mir Bescheid, vor Sie Ihre Ergebnisse der Polizei vorstellen.“

„Wenn Sie glauben, dass das etwas bringt – von mir aus“, sagte Wengler spontan zu. „Vielleicht macht es mir ja sogar Spaß, wieder in meine alte Rolle als Mordermittlerin zurückzuschlüpfen. Mehr Mist als Beck baue ich bestimmt nicht. Sie hören von mir!“

Mord in St. Oskar

Подняться наверх