Читать книгу Wir sind die Bunten. Erlebnisse auf dem Festival-Mediaval - Бернхард Хеннен - Страница 5
ОглавлениеEuropas größtes Mittelalter-Festival
Als mir Amandara eine Geschichtensammlung vom Mediaval als Buch vorgeschlagen hat, war ich nicht überzeugt. Wer sollte da was schreiben? Wer will das lesen?
Nun, da die Geschichten vorliegen, bin ich begeistert, wie viel Kreativität so ein Festival auslösen kann. Ein Festival, das bereits am Anfang eigentlich gescheitert war.
Warum dies doch nicht passiert ist, hat mehrere Gründe, einer davon war ein großer Typ mit Hut, der mir damals noch vollkommen unbekannt war.
Das erste Festival 2008 ist vorüber. Ich sitze mit meinen Mitstreitern im Büro. Es ist spätnachts, nur einige Künstler feiern noch im VIP-Zelt. Uns ist nicht nach Feiern zu Mute.
Dass man ein so groß angelegtes Festival nicht beim ersten Mal mit Gewinn abschließen kann, war uns von Anfang an klar, aber langsam dämmerte uns, wie groß der Verlust sein würde.
Wir sind durch, voller Einsatz, gerade geschafft, dass uns das Projekt nicht über den Kopf gewachsen ist, drei Tage kaum Schlaf und jetzt die Erkenntnis, dass wir komplett pleite sind, ja mehr als das. Es fehlt eine Summe im mittleren fünfstelligen Bereich. Wir drei haben das Festival-Mediaval ohne eigenes Kapital auf die Beine gestellt, also haben wir auch keinerlei Rücklagen zur Absicherung. Was tun? Eigentlich bleibt nur die Insolvenz. Und dabei war es doch so schön. Deprimierter kann man kaum sein, ausgelaugt, frustriert.
Auf einmal erscheint ein großer Typ mit Hut in der Bürotür und lehnt sich diagonal in den Türrahmen. Ich frage mich gerade, was er denn will. Geld? Da beginnt dieser Mensch auf Englisch zu erzählen, wie toll es hier sei und was wir da Spektakuläres auf die Beine gestellt haben. Er erzählt vom super Service, den wir bieten, von den tollen Menschen, die mitwirken, dem absolut enthusiastischen Publikum, dem fantastischen Markt …
Eine fast nicht enden wollende Lobeshymne prasselt auf uns ein.
Am Ende bedankt er sich, dabei gewesen sein zu dürfen und stellt sich als Steve Sic von Omnia vor. Dann ist er weg. Es ist wie eine Erscheinung für mich. Real, aber auch surreal. Definitiv ist meine Stimmung um Längen gesteigert und ich fasse wieder Mut.
Dies war ein Schlüsselmoment für mich. Wenn das Festival sogar bei Künstlern, die viele Festivals kennen, so gut ankommt, mussten wir alles dafür tun, damit das Projekt weitergehen kann. Schulden schleppen wir immer noch mit uns rum. Daran haben wir uns gewöhnt und das Projekt Mediaval entwickelt sich stetig weiter und wird immer noch besser und noch schöner.
Jetzt 2020 stehen wir wieder einer großen Herausforderung gegenüber. Im Zuge der Covid 19-Pandemie sind alle großen Veranstaltungen abgesagt. Wir kämpfen ums Überleben, aber Aufgeben ist keine Option. Ich werde alle Register ziehen, um das Festival am Leben zu erhalten.
Auch die vorliegende Anthologie ist ein kleiner Mosaikstein im Überlebensplan des Festivals. Die Geschichten sind so vielfältig und fantasievoll wie das Mediaval selbst.
Mein Dank geht an Amandara und all die tollen Autoren, die Geschichten beigesteuert haben.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Euch
Euer
Bläcky
Ich freue mich auf ein baldiges Wiedersehen mit Euch allen!
www.festival-mediaval.com