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Оглавление4.Etappe
Zum Mittelpunkt Deutschlands, zum Hainich und weiter nach Bamberg
30.März – 4.April
Reiseverlauf
Diese vierte Reiseetappe führt mich von Sachsen-Anhalt durch Thüringen nach Bayern, von Wernigerode durch den Harz, am Rande des Eichsfelds entlang, den Thüringer Wald hinein und dann bis nach Bamberg im Fränkischen. Dabei lege ich in dreizehn Linien des ÖPNV und zwei Regionalbahnen einen Fahrtweg von ca. 390 Kilometern in insgesamt 12: 44 Std. zurück. Dazu kommt ein Fußweg von 7,8 km. (Weitere Daten befinden sich im Anhang!).
Höchste Eisenbahn
So geht Nostalgie. Ich kaufe mir in Wernigerode am Schalter eine Fahrkarte nach Nordhausen. Die Harzquerbahn soll mich durch Wälder und über Höhen auf die gegenüberliegende, die westliche Seite des Mittelgebirges bringen. Am Bahnhof stehen schon schnaufend, zischend und aus Schloten und Ventilen dampfend drei schwarze Ungetüme. Eines wird die am Bahnsteig wartenden musealen Waggons über beschwerliche Anstiege des Harzes ziehen. In einem nehme ich Platz auf einer der simplen kunststoffüberzogenen Sitzbänke. Es ist ein wenig wie in meiner Kindheitszeit. Eine Reise mit der Eisenbahn war in den fünfziger Jahren des 20.Jahrhunderts noch etwas Besonderes, die rauchende Dampflokomotive ein Erlebnis. Öffnete man allerdings während der Fahrt die Schiebefenster - so etwas war damals noch möglich -, blies der Fahrtwind ein unangenehmes Luftgemisch herein. Es roch nach verbrannter Kohle und nach Schwefel, dem Rauch aus dem Brennkessel der Dampfmaschine, angereichert mit rußigen Flocken. Nach der Fahrt war immer eine Gesichts- und Halswaschung angesagt. Vor dem Herauslehnen aus dem Fenster wurde mit kleinen emaillierten Schildchen in mehreren Sprachen schwarz auf weiß gewarnt. Die in meinen Ohren klangvollste Warnung erinnere ich noch heute: 'É pericoloso sporgersi'. Bella italia!
In der Harzquerbahn heute ist alles noch ein wenig wie vor vielen Jahrzehnten. Nur dieses Schild fehlt. Doch gibt es noch eine Plattform vor dem Zugang zum Passagierraum, dort, wo die Waggons aneinandergekoppelt sind und wo man auf klingenden Metallstufen zusteigt. Der Aufenthalt während der Fahrt sei hier untersagt, mahnt ein Schild. Das wäre aber auch unangenehm. Hier würden alle Sinne außerordentlich gefordert. Das Schlackern und Ruckeln, das Ziehen und Drücken, das Aneinanderschlagen der eisernen Pufferteller der Waggons würfe den Körper hin und her, hielte man sich nicht ordentlich fest. Auch drinnen, dort wo ich sitze, ist die alte mechanische Technik noch heftig spürbar. Es rattert, quietscht, pfeift, kracht, schlägt immer wieder rhythmisch über die Verbindungsstellen der Geleise. Es schnauft, zischt, ruckelt und zuckelt, klappert, ächzt und scheppert. Regelmäßig wird der Blick nach draußen vom ausgestoßenen Wasserdampf des Kessels der Lok vernebelt. Warum sitze ich auch gleich im ersten Wagen, nur getrennt vom Gepäckwagen, hinter der Zugmaschine? Irgendwann schließe ich die Tür zur äußeren Plattform. Dadurch wird es zwar nicht ruhiger. Aber der Geruch - oder soll ich sagen: Gestank - aus dem Schlot der Rauchkammer wird ein wenig ausgesperrt. Also besser auch die Fenster geschlossen halten. Natürlich benutze ich das nostalgische Kloabteil, nur um durch die Klobrille auf die vorbeisausenden Bahnschwellen schauen zu können. Benutzung nur während der Fahrt gestattet. Also muss ich auch mal während der Fahrt. Muss sein, ehrlich.
In Drei Annen Hohne steigt die Hälfte der wenigen Passagiere in die Brockenbahn um. Sie wollen noch höher hinauf, ich geplant hinunter. Am Bahnhof Eisfelder Talmühle darf die Lok nach getaner Schwerstarbeit ausschnaufen. Sie wird noch ein wenig vom schwarz gewandeten Lokomotivführer getätschelt und mit frischem Öl versorgt. Das könnte Lukas sein. Fehlt nur noch Jim Knopf. Ich steige um in den schmucklosen Triebwagen, der mich auf den Schmalspurschienen weiter über das Stadbahnnetz zum Nordhäuser ZOB bringt. Dort genieße ich in sommerlichsonniger Atmosphäre den ersten warmen Frühjahrstag des Jahres. Die Außensitzplätze der Eiscafés in der Fußgängerzone sind proppenvoll. Mein Eis muss ich daher am letzten freien Tisch im Inneren bestellen. Am Nachbartisch sitzt eine Frau mit ihrer alten dementen Mutter. Diese bringt richtig Leben in die Bude. Ihre lauten Nachfragen und unhöflichen Kommentare werden von der Tochter mit großer Gelassenheit hingenommen. Vom Personal wird sie bevorzugt und fix bedient, freundlich angesprochen und getätschelt. Sie ist wohl bekannt hier und so läßt man ihr die Eigenheiten. Auch wenn ringsum wegen des großen Andrangs sehr flink und ein wenig hektisch bedient wird, ruhig nimmt man das Portemonnaie der Dame entgegen. Erklärt ihr wiederholt den Preis, den sie lautstark beklagt. Erklärt und zeigt ihr, was man dem Geldbeutel entnimmt. Lacht freundlich und zugewandt über ihre Bemerkungen, die eigentlich nicht freundlich sind. Aber es wird ihr nicht übelgenommen. Das passt in diesen freundlichen Tag.
Rufbus
Am ZOB kriege ich einen Schreck. Mein nächster Bus, der 291er, fährt zehn Minuten vor der fahrplanmäßigen Abfahrtzeit ohne Stopp an mir und der Haltestelle vorbei. Da stehe ich aber dumm da. Muß ich doch den Anschluss in Kleinfurra erreichen. Das ist der Rufbus 471, der nur einmal am Tag fährt, und für den ich mich heute Morgen telefonisch extra angemeldet habe. Aber welche Erleichterung, als der 291er dann doch pünktlich vor mir steht und mich mitnimmt. Er hatte nur in der Stadt gewendet. So erreichen wir tatsächlich pünktlich Kleinfurra. Der dortige Rufbus ist die Verbindung zwischen zwei Tarifsystemen, dem Nordhäuser (Verkehrsbetriebe Nordhausen GmbH) und dem Mühlhäuser (Regionalbus-Gesellschaft Unstrut-Hainich- und Kyffhäuserkreis mbH). Wo ich allerdings die Haltestelle finde, kann mir der Busfahrer beim Ausstieg in Kleinfurra nicht sagen. Wegen verkehrlicher Baumaßnahmen fahre er heute sowieso eine andere Strecke. Er schätzt, dass ich noch gut einen Kilometer laufen müsse. Es wäre wohl die übernächste Haltestelle.
Es scheint dann aber nicht die übernächste, sondern schon die nächste, gleich um die Ecke, zu sein. Oder auch nicht? Jedenfalls hängt hier der Rufbusfahrplan der Mühlhäuser Tarifzone. Darunter klebt allerdings ein kopierter Aushang der Nordhäuser Tarifzone, dass diese Haltestelle wegen verkehrlicher Baumaßnahmen bis auf weiteres nicht angefahren werde. Was gilt denn jetzt für mich? Ich rufe verunsichert die Nummer des Rufbusses an und lande in der Mühlhäuser Zentrale der Verkehrsgesellschaft. Die gute Frau am anderen Ende gibt unumwunden zu, keine Ahnung zu haben. Und wo die Haltestelle sei, wisse sie schon gar nicht. Da könne Sie mir nicht weiterhelfen. Weil sie mir nichts weiter anbietet, biete ich ihr an, vor Ort zu warten. In der Zeit möge sie den Rufbus erreichen und ihm meine unsichere Lage nahebringen. Danach solle sie mich dann bitte zurückrufen und mir die nötigen Informationen geben. Und das bitte noch vor fahrplanmäßiger Abfahrtszeit des Rufbusses.
Während ich am Ort verweile und der Dinge harre, die da kommen werden, hält ein etwas in die Jahre gekommener weißer Kleinbus neben mir. Er sei der Rufbus, ob ich ihn angefordert hätte. Der Fahrer, Taxiunternehmer, lädt mich als einzigen Fahrgast für diese Strecke ein und kassiert einen bescheidenen Obulus. Noch während ich mich verstaue, bekommt er einen Anruf. Die Mühlhäuser Verkehrszentrale berichtet ihm von einem Kunden, der in Kleinfurra stehe und nicht wisse, wo der Bushalt sei. Geht doch, verehrte Zentrale! Dieser Vorgang bietet Anlass für ein ausgiebiges Gespräch über die Schwierigkeiten, die ein Taxiunternehmen in der Provinz bewältigen muss, um wirtschaftlich bestehen zu können. Direkt vor der Haustür meiner Pension, die ich für die Nacht in Sondershausen gebucht habe, lädt mich der freundliche Mann ab. Obwohl hier keine Haltestelle ist. So haben wir beide einen Vorteil. Er spart sich die Fahrt bis zur offiziellen Haltestelle und ich bin schon da. So geht Rufbus.
Die Abfahrt am nächsten Morgen aus Sondershausen ist komplizierter. Gut, dass ich mich frühzeitig auf den Weg mache. Laut Fahrplan soll der Bus vom Bahnhof Sondershausen abfahren. Die dortige Haltestelle gibt aber keinerlei Hinweis für den Bus nach Mühlhausen. Kein Fahrplan, kein Aushang, kein Schild. Was tun? Fährt er hier ab oder fährt er hier nicht ab? Ich eile fix zum ZOB, sicher ist sicher. Das Glück ist mir hold und ich erwische dort meine Buslinie. Die hält danach als nächstes wo? Natürlich am Sondershäuser Bahnhof. Klar, sagt der Busfahrer ungerührt. Fahrplanmäßig! Sein Gesicht signalisiert mir dagegen: Was stellst du mir für eine dumme Frage. Ich hake nach: Warum der Bus dort auf keinem Fahrplan aufgeführt sei? Was wisse er denn, er sei nur der Busfahrer. Für ausgehängte oder nicht ausgehängte Fahrpläne seien andere zuständig. Er nicht. Punkt. Mein Anliegen interessiert ihn offensichtlich nicht die Bohne. Warum auch. Ich bin ja nur der Kunde. Und er der Chef des Vehikels.
Mühlhausen erreichen wir schnell. Der dortige ZOB ist Top. Es gibt elektronische Anzeigen, Fahrkartenverkauf und Fahrpläne. Sogar ein kostenfrei zu nutzendes öffentliches Örtchen und gleich nebenan Läden mit Waren des täglichen Bedarfs. So kann ich in meiner Wartezeit noch das ein oder andere Geschäft erledigen. Bei mir rangiert der ZOB Mühlhausen weit oben im privaten Ranking der Einstiegsplätze. Für die Weiterfahrt wird meine schon vorher erworbene Fahrkarte einer peniblen Prüfung durch den Kutschenlenker unterzogen. Die Prozedur erfolgt mit strengem Blick. Mein Billett wird endlich mit einem kurzen Nicken stumm akzeptiert. Nicht akzeptiert wird von ihm lautes Klingeln von Smartphones während der Fahrt. Eine Frau wird unterwegs deswegen lautstark von ihm zurechtgewiesen. Das habe zu unterbleiben. Sie fügt sich und stellt ihr Handy ab. Fremde Orte, fremde Sitten.
Ab durch die Mitte
Kurze Zeit später verlasse ich in brütender Mittagshitze in Niederdorla den Bus.
Wer kennt schon Niederdorla! Wer war schon in Niederdorla? Warum auch? Weil hier nach der Wiedervereinigung der geografische Mittelpunkt Deutschlands verortet wird. Sagt man. Die Familie der geografischen Mittelpunkte Deutschlands umfaßt allerdings noch andere, weit auseinander liegenden Orte: Krebeck, Flinsberg, Silberhausen und Landstreit. Das haben verschiedene schlaue Köpfe auf verschiedene schlaue Weisen errechnet. Und jeder will Recht haben. Sagt man. Mir doch egal. Sollen sie das unter sich ausmachen. Ich will hierhin, zum Mittelpunkt in Niederdorla. Der harte Hund am Steuer des Busses weist mir überraschend hilfreich und freundlich sehr genau den Weg. An der gestalteten Anlage der ‚Deutschen Mitte‘ mit Informationstafel, Gedenkstein und Kaiserlinde im Zentrum angekommen, lege ich eine Pause ein. Es ist ein heißer Tag. Jetzt etwas zu trinken wäre nicht schlecht. Ich nehme mir die Zeit. Über dem gegenüberliegenden sogenannten Opfermoor, einer alten germanischen Ritualstätte, kreisen Raubvögel. Beim Mittelpunkt Deutschlands.
Ich stelle mir vor, wie es wohl wäre, sich in den Mittelpunkt hinein zu versetzen. Selbst zum Mittelpunkt zu werden. Spannende Idee. Ich lasse mich also auf dem kühlen Gedenkstein nieder. Dem Mittelpunkt. Versuche, ihn zu erspüren. Als Mittelpunkt zu fühlen. Dieser Mittelpunkt zu sein. In ruhiger Konzentration scheint es mir zu gelingen. Das Ergebnis ist überraschend und überwältigt mich fast. Es kommt emotional sehr bedrückend daher. Eine tiefe Traurigkeit beginnt, heftig in mir aufzusteigen. Bevor sie mir Tränen in die Augen treiben kann, stehe ich auf, schüttele mich und bewege mich schrittweise um die Mitte herum. Lockere mein Gemüt. Gleich geht es mir besser. Doch ich bin irritiert. Wie kann das sein, wo kam das her?
Warten auf den Bus
In der Mitte Deutschlands ist die heutige Reise noch nicht zu Ende. Ich will weiter, zum Hainich, dem großen weltkulturerbegeschützen Nationalpark. Also warte ich auf den nächsten Bus. In Niederdorla, am Mühltor. So heißt die Straße. So heißt die Haltestelle. Warum eigentlich Haltestelle und nicht Wartestelle?
Ich warte doch an dieser Stelle.
Die Sonne brennt mir durch das gläserne Wartehäuschen von hinten auf den Pelz.
Ich döse. Mir ist heiß. Nichts passiert.
Ein Auto fährt dröhnend über das Kopfsteinpflaster vorbei.
Danach wieder Stille.
Einige Zeit später öffnet sich in einem der gegenüberliegenden Einfamilienhäuser eine Tür. Ein Mann tritt heraus. Er trägt einen Topf mit bunten Blumen in der Hand. Ich sehe ihm zu, wie er seinen Vorgarten verläßt und das Tor hinter sich schließt. Gemessenen Schrittes geht er nach rechts zum Nachbarhaus. Öffnet das dortige Tor, durchschreitet den Vorgarten und verschwindet mit dem Blumentopf im Inneren.
Ich sitze. Schaue. Nichts passiert. Stille ringsumher.
Ich sitze und sitze.
Und warte und warte.
Eine wohlige Wärme fängt an, in mir aufzusteigen. Langsam und gemächlich döse ich ein.
Hupps, was ist das? Ein Wind kommt auf, bläst trockenes Buschwerk vorbei, zusammengerollt wie zu einem luftigen Ball. Wo kommt das Ding her? Es taumelt und torkelt, stutzt kurz und stolpert doch weiter. Nichts steht dem Ding im Wege. Nichts hält es auf.
Es rollt vorbei an einer Zeit, die stillzustehen scheint.
Ich warte.
Ich sitze auf den Stufen eines einsam in der Wüste stehenden Holzhauses. Die Postkutsche hat keinen Fahrplan. Sie kommt, wenn sie kommt.
Heute, morgen, übermorgen. Irgendwann.
Also warte ich weiter.
Eine Holztür schlägt, in den Angeln quietschend, hin und her. Sonst passiert nichts. Schweißperlen rinnen mein Gesicht herab. Der einzige Bewohner dieser Poststation sitzt mit einer Flinte auf dem Schoß hinter mir in seinem Schaukelstuhl.
Er döst.
Er schaukelt.
Vor zurück, vor zurück, vor zurück.
Der Sand knirscht dazu unter ihm rhythmisch auf den Holzbohlen.
Ich sitze und sitze.
Und warte und warte.
Die Sonne hat jetzt ihren höchsten Stand erreicht. Meine Kehle ist trocken. Ich nehme einen kleinen Schluck aus meiner Wasserflasche.
Ich warte und nichts passiert.
Ein magerer Hund streicht in geringer Entfernung wie in Zeitlupe an mir vorbei. Lautlos. Er würdigt mich keines Blickes. Ich ziehe meinen Hut tiefer ins Gesicht. Zum Warten verdammt. Die bunte Flagge über der Veranda der einsamen Poststation regt sich ein wenig, kaum hörbar.
Ich sitze und sitze.
Und warte und warte.
Nichts passiert.
Ich suche mit müdem Blick den Horizont ab. Keine Kutsche in Sicht. Über dem Vorgebirge kreisen Geier.
Auch sie warten und warten und nichts passiert.
In der weiten Ebene wandern kleine Windhosen aus Staub durch die Einöde. Fallen in sich zusammen. Erheben sich wieder. Ziehen weiter. Am Himmel zeigt sich keine Wolke.
Ich sitze und sitze.
Und warte und warte.
"Stopp, stopp, Szene beendet. Kamera aus." ruft der Regisseur. Die Kameramänner vor, hinter und neben mir regen sich und lösen sich gleichzeitig in Luft auf.
Ich erwache. Aus meinem Tagtraum. Hier an der Wartestelle. Mühltor, Niederdorla. Da tut sich was. Allen Tagträumen, dunklen Vorahnungen und geschriebenen Fahrplänen zum Trotz biegt ein Bus in die Straße ein. Die Linie stimmt, der Zeitpunkt erscheint willkürlich. Mir doch egal. Ich werde eingelassen. Im Inneren herrscht eine ungewöhnliche Fülle. Schulkinder, alte Menschen, alle durcheinander gewürfelt. Viele kennen sich und tragen mit ihrer Kommunikation zu einer ausnehmend lebendigen Stimmung im Bus bei.
Und ich sitze und sitze und fahre und fahre. Das Dösen hat endlich ein Ende. Mitten in Deutschland. In Niederdorla.
Zu Fuß in den Wald
Niederdorla liegt strategisch günstig auf meinem Weg zum Hainich. Da allerdings mein Tagesziel dort, das Forsthaus Thiemsburg, heute nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist, fahre ich weiter bis nach Weberstedt. Vorher muss ich am Wendepunkt Flarchheim, der Endhaltestelle dieses Busses, noch einmal umsteigen. Der Fahrer bestätigt mir, dass ich von hier aus weiterkomme. "Warten sie am besten da vorne, wo die Ausländerin sitzt. Die will wohl auch weiter." So haben wir ein Thema. Er hat Probleme mit den Ausländern, weil er sie nicht versteht. Er habe da zwei russische Kollegen, die bräuchte man erst gar nicht zu fragen, die könnten einem eh nicht antworten. Ja, bestätige ich ihm, ich bin auch schon häufig Ausländer gewesen, in europäischen und afrikanischen Ländern. Da wäre es den Menschen mit mir auch so gegangen. Aber mit Händen und Füßen hätten wir uns immer irgendwie miteinander verständigen können. Geht alles. Er fährt weiter und ich frage die kopftuchtragende Ausländerin warmbrauner Hautfarbe, ob ich hier richtig sei für den Bus nach Weberstedt. Wann der Bus denn wohl käme. Sie schaut von ihrem Handy auf, überlegt, schaut wieder auf ihr Handy. Dann antwortet sie und ich verstehe so etwas wie "Bus ja" und nach längerem Nachdenken und einigen Blicken auf ihr Handy "törti minits" oder so. Das übersetze ich für mich mit "Kommt bald" und bedanke mich für die Auskunft. Nach gut zehn Minuten wechselt sie die Straßenseite. Ich schaue ihr nach, sie winkt mich rüber "Hello. Bus.". Der Bus kommt. Er transportiert Eingeborene und Ausländerinnen. So, wie das hier und anderswo eben üblich ist.
Von Weberstedt will ich die letzten Kilometer zu Fuß gehen. Schon ein wenig Hainich-Waldluft schnuppern. Der Busfahrer läßt mich unbürokratisch zwischen zwei Haltestellen aussteigen und weist mir die Richtung. Trotz vieler Wegweisungsschilder oder vielleicht wegen der vielen Wegweisungsschilder in Weberstedt, gerate ich leider auf den längeren Weg, den für Radfahrer. Für Fußgänger wie mich ein Umweg. Und der wird am Anfang richtig eklig. Von wegen Waldluft schnuppern. Der Weg ist knochentrocken und mit weißem kalkartigem Staub bedeckt. Aus irgendeinem Grund begegne ich auf diesem Weg zwischen weiten Feldern mehrfach LKW, die an mir vorbeirumpeln, gewaltige Staubfahnen aufwirbelnd. In der Ferne ertönt ein andauerndes Maschinengeräusch. Meine Nase registriert einen stechendfauligen Geruch. Da blitzen mich vom Acker Pfützen dunkler Brühe an. Frisch aufgebrachte Gülle. Mir geht ein Licht auf: die Lastwagen transportieren Nachschub. Ich bin froh, als ich diese Felder hinter mir lassen kann.
Der Nationalpark
Im Forsthaus Thiemsburg habe ich für drei Nächte ein Einzelzimmer gebucht. Das Gästehaus liegt im Nationalpark Hainich, der größten nutzungsfreien Laubwaldfläche Deutschlands. Nationalpark seit 1997, wurden zentrale Teile 2011 mit anderen Rotbuchenwäldern Europas zum Weltkulturerbe erklärt. Meine unmittelbaren Nachbarn in der Internet- und (fast) telefonnetzfreien Zone sind das Nationalparkzentrum, der Baumkronenpfad und das Restaurant und der Biergarten Thiemsburg. Und viele, viele munter durcheinander zwitschernde und singende Vögel. Ein besseres Quartier für jemanden, der ohne Motor, Fahrrad, Pferd oder Esel unterwegs ist, gibt es hier nicht. Von meinem Zimmer aus blicke ich direkt hinüber auf all das und kann ohne zusätzliche Anreise einen kleinen Teil dieses überwiegend mit Mischwald, dominiert von Rotbuchen, bestandenen Höhenzuges erkunden. Dafür nutze ich zunächst die Möglichkeit, an einer Führung teilzunehmen. Es ist die erste in dieser Saison, die heute, am 1.April, beginnt. Das ist kein Aprilscherz! Ich bin der einzige Interessierte, der am Treffpunkt wartet. So stapfe ich exklusiv und allein dem zünftig gekleideten Nationalparkranger hinterher. Ranger klingt heroisch. Für mich jedenfalls. Ich denke an erste Fernseherlebnisse in jungen Jahren. Da sorgten die ‚Texasranger‘ in amerikanischen Filmen deutsch synchronisiert mit Waffengewalt für Recht und Ordnung. Und jagten gnadenlos Indianer. Mein Ranger heute ist ein friedlicher Mann mit Rucksack und knarzenden Wanderstiefeln. Er war in diesem Waldgebiet 25 Jahre als Waldfacharbeiter beschäftigt und wurde bei Gründung des Nationalparks als Ranger übernommen. Der Fachmann für den Kosmos des Waldes erklärt Zusammenhänge, zeigt interessante Orte, benennt Pflanzen und Bäume, Tiere und Insekten, erzählt Geschichten. Alles, was für das Verständnis des Walduniversums nützlich ist, hat er drauf. Anschaulich und geduldig erklärt er Dinge und Prozesse, beantwortet Fragen. Der Wald ist bei meiner Ankunft nach oben licht und gerade noch bar jeglicher Blätter. Doch überall sind die Zweige schon voll mit prallen Knospen. Dafür ist der Waldboden ein Meer von Grün mit Farbtupfern der Blüten darin. Der Märzenbecher ist gerade verblüht. Zu sehen sind Buschwindröschen, weiß und rosa, blaue Leberblümchen, gelbe Schlüsselblumen. Dann wieder Inseln von Bärlauchblättern. Dazwischen Bruchholz, umgestürzte, entwurzelte Bäume, besiedelt von Moosen und Pilzen. Vereinzelt erscheinen die Rottöne des Lerchensporns und am Wegesrand bereits violettfarbene Waldveilchen. Allerorten schallt der Klopfwirbel der Spechte aus luftiger Höhe, die damit lautstark ihr Revier abgrenzen. Aber auch die anderen Arten lassen sich nicht lumpen, und flöten und zwitschern lautstark und eindringlich. Ihnen gelüstet nach geneigten Partnerinnen. Eine Sinfonie ohne Noten, ein großes Orchester ohne Dirigenten.
Mutter Boden
Als ich einen Tag später auf dem Baumkronenpfad in die Höhen der Baumwipfel steige, brechen die Knospen der Bäume schon in zartgrünen Farbtönen auf. Die hier vereinzelt hoch aufragenden Wildkirschen stehen in prächtiger Blüte. Vom Aussichtsturm lasse ich den Blick weit über das Thüringer Becken schweifen. Auf der südöstlichen Seite hin zum Höhenzug der Hainleite, die ich bei Sondershausen überquerte. Auf der südlichen Seite hinüber zum Thüringer Wald, den ich die nächsten Tage noch durchqueren werde. Der Blick ist ein wenig getrübt. Das Wetter schlägt um. Die sommerlichwarmen Tage wurden gestern Abend mit einem heftigen Gewitter vorerst für beendet erklärt.
Die Temperaturen am nächsten Morgen lassen mich erstmal wieder frösteln. Das ist die Gelegenheit für einen Besuch der modern und anregend gestalteten Ausstellungsräume des Nationalparkzentrums. Ich nehme mir einen ganzen Vormittag Zeit, um mich dort in aller Ruhe und ausgiebig mit Informationen über das unglaubliche Universum des Entstehens, des Werdens und Vergehens in der Erdkrume, den darauf siedelnden Bäumen und wiederum in beiden siedelnden Lebewesen zu beschäftigen. Von letzteren leben in einem Kubikmeter Erde mehr als es Menschen auf der Welt gibt. Höchst erstaunlich. Und dieser belebte Mutterboden braucht zehntausend Jahre, um eine fruchtbare Höhe von dreißig Zentimetern zu erreichen. Unglaublich. Die auf ihm siedelnden Bäume kommunizieren miteinander. Wie soll das gehen? Das wird just wissenschaftlich erforscht. In der Erdkrume wiederum kooperieren die Bäume mit verschiedenen Organismen zum gegenseitigen Vorteil. Diese und viele andere ansprechend aufgemachte Informationen machen mich sehr nachdenklich. Für Kinder gibt es besonders hergerichtete und spannend ausgestattete Erlebnisräume. Leider funktionieren viele Lehr- und Lernspiele nicht mehr. Oder noch nicht? Schade. Offensichtlich funktioniert hier das Management nicht so recht. So oder so, es lohnt sich, in diese Welt der Natur und ihre Erklärung einzutauchen. Für mich als Städter allemal.
Kuckuck - Vogelschluck
Die Zahl der Vögel in Deutschland und Europa gehe dramatisch zurück, meldet dpa. Man hört es nicht. Ich höre es nicht. Zumindest nicht im Hainich. Da geht es die Vogelsprachen rauf und runter, tirili, tirila, kekkerkekker, tüdelütt, piep und schnääp, kuckkuck.
Es seien vor allem die Vögel der Agrarlandschaften, die mehr und mehr schwänden. Dort seien die Brutpaare, so verlautbart die Bundesregierung, um 300 Millionen zurückgegangen. In Zahlen: 300 000 000! Seit 1980 ein Minus von mehr als die Hälfte. Braunkehlchen, Uferschnepfen, Feldlerchen, Rebhühner und wie sie alle heißen. Sie leiden durchweg unter Futtermangel und fehlendem Wohnraum. Die Nahrungskette stimmt nicht mehr. Es gibt immer weniger Insekten infolge des Einsatzes von Pestiziden und der Schaffung von Monokulturen in der Landwirtschaft. Tirili, tirila, und wir merken es nicht mal. Weil wir es nicht hören. Sehen schon gar nicht. Kuckuck - Vogelschluck.
Hunger
Nach Wissensinput im Nationalparkzentrum und viel frischer Waldluft des Hainich probiere ich gleich hier vor Ort thüringisches Essen. Heftig angepriesen als ‚wwwbestebratwurstde‘ oder in Rezepten einer Art Kochbibel, die in meinem Zimmer ausliegt. Das Buch wird verlegt von der Fleisch- und Wurstwarenfabrik, die Restaurant und Biergarten Thiemsburg betreibt. Die von mir gekosteten regionalen Produkte scheitern kläglich vor meinem Gaumen. Die beste Bratwurst kommt verschrumpelt daher. Hatte wohl schon den ganzen Tag am Grill gelegen. Das Rostbrätel im Restaurant ist zäh wie Leder, die beiliegenden Röstzwiebeln schwarz wie die Nacht, die Bratkartoffeln halbroher Natur. Das geht gar nicht. Schon deshalb nicht, weil das Kochbuch der Fleischfabrik mit heftiger Polemik gegen gesunde Mittelmeerküche eröffnet wird und mit geradezu missionarischem Eifer die thüringische Küche lobpreist. Also, thüringisch heißt: deftig, stark fleischhaltig und möglichst Schwein. Darf sein, darf alles sein. Aber dann fein und lecker gekocht. Das Hausbier war um Längen besser. Aber das kam ja nicht aus der Fleischfabrik. Der Fertig-Kartoffelbrei allerdings auch nicht.
Abreise
Die Unklarheiten, wie ich denn nun von hier aus weiterkäme, konnte ich beseitigen. Am Parkplatz gibt es einen Bushalt. Und da die Saison gerade begonnen hat, fährt täglich auch der sogenannte Wanderbus nach Eisenach wieder. Obwohl ich frühzeitig an der Haltestelle bin, verpasse ich beinahe den Bus. Und das kommt so. Ich hatte von Kundigen den Tipp bekommen, nicht an der bezeichneten Haltestelle hinter der Schranke des Parkplatzes zu warten, sondern direkt an der Straße. Die Fahrer würden sich manchmal den Weg durch die Schranke und das Wenden auf dem Parkplatz sparen. So ist es auch mit dem kleinen grünen Wanderbus, der eine halbe Stunde vorher in die andere Richtung, nach Bad Langensalza, vorbeikommt. Der Bus, den ich nehmen muss, ist entpuppt sich als normaler Reisebus, für mich als der Wanderbus nach Eisenach also nicht erkennbar. Er kommt pünktlich. Ich stehe an der Straße. Er fährt an mir vorbei auf den Parkplatz, passiert die Haltestelle und wendet. Fährt umgehend wieder auf die Ausfahrtsschranke zu. Dort muss er kurz anhalten. So erwische ich ihn noch. Schwein gehabt.
Der Busfahrer
Der Fahrer, ich nenne ihn einfach mal B., lässt mit sich reden. Er ist Berufskraftfahrer, der vorher für eine Spedition in der ganzen Republik unterwegs war. Transportiert wurde Mehl für Bäckereien. Das unstete Leben war er irgendwann über und sattelte um auf Busfahrer. Er heuerte bei einer privaten Busunternehmung in der Gegend an und fährt heute im Linienverkehr im Auftrag der VGW (Verkehrsgesellschaft Wartburgkreis). Das habe den unschätzbaren Vorteil, jeden Abend im eigenen Bett schlafen zu können. Mit vier Jahren Betriebszugehörigkeit sei er schon der dienstälteste Mitarbeiter, was er nicht wirklich versteht. B. meint, die anderen würden nur darauf schauen: er reibt mit dem Daumen über den Zeigefinger - Geld. Die sähen nicht die Vorteile, zum Beispiel für den eigenen PKW die Betriebswerkstatt nutzen und dort auch für den Einkaufspreis tanken zu können. Er sei sehr zufrieden. Auf unserer Fahrt über die Dörfer grüßt er immer wieder Menschen rechts und links der Straße. Einmal wartet schon eine alte Frau in ihrem Haus, entspannt auf das Fensterbrett gelehnt, auf seine Vorbeifahrt und winkt. Das sei hier normal, die Leute kennen ihn eben. Im Sommer kann es sogar vorkommen, dass er eine Stiege frisch geernteten Gartengemüses reingereicht bekäme.
Es entbrennt ein Gespräch über die Probleme der unterschiedlichen Tarifzonen und -gebiete, die er durchfährt. Benachbart auf seiner Route sind das wohl der VMT Verkehrsverbund Mittelthüringen und die Regionalbus Gesellschaft Unstrut-Hainich und Kyffhäuserkreis. Da muss er zum Beispiel zwei unterschiedliche Kindertarife berechnen. Je nachdem, wo man einsteigt, haben Kinder bis 15 Jahren oder nur bis 7 Jahren freie Fahrt. In der einen Zone fahren Studenten kostenfrei, in der anderen wird von ihnen ein ermäßigter Fahrpreis erhoben. In einer werden die Fahrpreise geändert, während sie in jener noch einige Zeit die gleichen bleiben. Wir diskutieren Bestrebungen des Bundes nach Vereinheitlichung der unterschiedlichen Systeme. Als politische Laien kommen wir schnell überein, dass zentrale Lösungen in diesem vorhandenen Wirrwarr scheitern müssen. Das könne nur lokal durch Entwicklung von innen nach außen zwischen benachbarten Tarifgebieten geschehen. Aber wer kann so eine Entwicklung anstoßen? Sei es wie es sei, die vorhandene nahverkehrliche Kleinstaaterei sei eindeutig unzeitgemäß.
Strecke machen
In Eisenach wird der ZOB gerade komplett erneuert. Die Haltestellen der Busse befinden sich daher verlegt und aufgereiht wie an einer Perlenkette am Rand einer Hauptverkehrsstraße, die genau an diesen Haltestellen wiederum eingeengt werden durch eine längere Straßenbaustelle. Ein Linienhalteplan befindet sich nur am Anfang der sich über mehrere hundert Meter erstreckenden Haltestellenaufreihung. Ich finde meinen Bus nach längerem Suchen und dieser schlängelt sich dann mit mir und anderen steile Berge hinauf und spektakuläre Täler des Thüringer Waldes wieder hinunter. Einige Buslinien und öde Haltestellen weiter gelange ich nach Schmalkalden. In den Omnibussen nimmt die übliche homogene Fahrgast-Gruppe Platz: ältliche, unscheinbar gekleidete Frauen mit pflegeleichten Kurzhaarfrisuren in allen Brauntönen, die die Kosmetikindustrie so liefern kann. Auf dem Schoß die obligatorische abgenutzte Einkaufstasche. Männer sind in der Minderheit und fallen nicht weiter auf. So wie ich. Nach einer Übernachtung in dem hübschen Städtchen mache ich abschließend richtig Strecke bis Bamberg. Das soll mich dem nächsten Ziel nach Süden, Waischenfeld, schon mal näherbringen. Zunächst erledige ich alles mit Bussen des öffentlichen Nahverkehrs. Klappt auch. Sogar früher als geplant. Nur das letzte Stück von Coburg nach Bamberg und weiter nach Würzburg benutze ich die schienengebundenen Züge des Regionalverkehrs, auch diese dank ausführlicher Informationen meiner Fahrplan-App früher als geplant. So stelle ich sicher, den gebuchten ICE von Würzburg nach Hannover pünktlich zu erreichen. Und kann abends im eigenen Bett einschlafen.
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Im hannoverschen Zoo sollen Elefanten gequält worden sein, zwei dreizehnjährige Straßenräuber werden gesucht, eine Kinderklinik behandelt aus Personalmangel nur noch Notfälle und Hannover 96 gewinnt gegen Union Berlin. Niedersachsen spart bei Krippenplätzen. Der Bundesrat entscheidet über die Maut, Merkel will die kommende Wahl gewinnen, die Bundesregierung will Schnellwege für Radfahrer fördern und vor dem Berliner LKW-Terroristen Amri soll frühzeitig gewarnt worden sein. Die Briten starten den Brexitprozess und in St.Petersburg sterben Menschen bei Bombenanschlägen
traumbild
mit dem zug fahre ich durch eine sanft geschwungene landschaft in südliche richtung der zug hält an ich steige aus und blicke in die weite einer landschaft gefärbt in sommergrüne sommerfrische töne blicke eine langestreckte senke hinab in der entfernung von mehreren tagesmärschen wieder hinan endend am horizont mit alpengipfeln unter sommerblauem himmel dorthin gehe ich los bin schon angelangt vor den schneebedeckten gipfeln.
steige hinauf da bemerke ich warmen weichen sand unter meinen füßen die berge bestehen aus sand sind wie die dünen der wüste aus sand dennoch krustig modelliert wie bergiges erosionsgestein da komme ich nur mühsam voran durch enge schluchten und links und rechts steil aufragende wände sie sind doch nur aus sand ich arbeite mich durch diesen nachgebenden untergrund angestrengt voran.
oben angekommen stehe ich inmitten einer blumenwiese auf einer grasbedeckten plattform bin ich unter vielen touristen die munter völlig lautlos miteinander schwatzen kein ton wird dabei erzeugt es ist wie telepathische kommunikation ohne den umweg mechanisch erzeugter schwingungen wie in allen meinen träumen.
allenthalben wird fotografiert durch ferngläser geschaut da gehen wir schon steile steinstiegen hinab uns an hölzernen handläufen festhaltend die steile felswand und die abgründe unter uns vor augen betreten wir einen fahrstuhl fahren hinab kommen an mitten in einer stadt und gehen unserer wege.