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1.Etappe

Nach Bornhausen und zum Grab von Wilhelm Busch

21.November 2016

Reiseverlauf

Diese erste Reiseetappe führt mich in Niedersachsen von Hannover durch das Calenberger Land an den Harzrand bis nach Seesen. Dabei lege ich in 5 Linien des ÖPNV einen Fahrtweg von ca. 81 Kilometern in insgesamt 2: 40 Std. zurück. Dazu kommt eine Wanderung von 2 km. (Weitere Daten befinden sich im Anhang!).

Auf großer Fahrt

Ich bin in Mechtshausen angekommen. Dieses Dorf, am Rand des Harzes gelegen, war von 1898 bis zu seinem Tod 1908 der letzte Wohnort von Wilhelm Busch, humoristischer Dichter, Zeichner und Pionier von Bildergeschichten, die heute als Comics bezeichnet werden. Sein Grab soll ich besuchen.

Gestartet bin ich am frühen Morgen. Begleitet werde ich auf dieser ersten kurzen Etappe, dem Prolog für die in den nächsten Jahren folgenden Reisen durch die Republik, von P., meiner Frau. Es geht heute in ihre alte Heimat am Rande des Harzes, in der Nähe von Seesen. Es ist mein erster Versuch, nur mit Mitteln des öffentlichen Personennahverkehrs zu reisen. Sicherlich kann man Bornhausen und Mechtshausen, so heißen die beiden Tagesziele, auch einfacher und schneller mit Regionalbahnen und nur auf den letzten Kilometern ergänzend dazu mit Buslinien erreichen. Aber ich habe mir in den Kopf gesetzt, auf meinen Reiseetappen im öffentlichen Personennahverkehr möglichst nur mit Linienbussen und Straßenbahnen unterwegs zu sein. Los geht’s zu den einzelnen Etappen immer in meiner Heimatstadt Hannover. Zum Start der jeweils nächsten Etappe werde ich dann über die Schienenwege der Deutschen Bahn anreisen

So nehmen wir um kurz nach sieben unterirdisch die Stadtbahnlinie 5 vom Königsworther Platz zur U-Bahn-Station Aegidientorplatz und von dort die Stadtbahnlinie 1. Diese ist am Morgen gut besetzt und transportiert junge und alte, müde und wache, mürrische und freundliche Menschen stadtauswärts. Wie viele doch so früh aufstehen müssen! Draußen geht gerade die Sonne auf. Über dem Horizont leuchtet für kurze Zeit ein Gemisch aus satten roten Farbabstufungen. Im Inneren der Bahn scheint kaum jemand Notiz davon zu nehmen, die Gedanken und Gespräche weilen wohl an anderen Orten, erzählen die kleinen persönlichen Geschichten von gestern, heute und vielleicht auch morgen. Bis zum Endpunkt in Sarstedt wird es zusehends stiller im Waggon, die Bahn hat sich nahezu geleert. Wir steigen in der morgendlichen Novemberkälte um. Mit dem 21er Bus verlassen wir den hannoverschen Verkehrsverbund GVH in Richtung Hildesheim. Vom dortigen ZOB geht es dann nach einem zweiten Frühstück im Hauptbahnhof mit der Buslinie 34 zum Bahnhof Derneburg. Es ist wichtig, dort um 9: 37 Uhr den 461er Richtung Seesen zu bekommen. Nur mit ihm können wir das Dorf Bornhausen erreichen. Darauf ist meine heutige Planung ausgerichtet. Der nächste darauffolgende Bus mit Halt in Bornhausen führe erst wieder zwei Stunden später. So ist das mit den Verbindungen auf dem Land. Bloß den richtigen Bus zur richtigen Uhrzeit bekommen. Wehe, du bist verspätet, oder er ist verfrüht. Dann siehst du alt aus.

Tarifsystem

Gibt es in der Region Hannover mit dem Verkehrsverbund GVH ein einheitliches Zonen-Tarifsystem, so erfahren wir im Bereich des RVHI (Regional Verkehr Hildesheim), dass dergleichen hier nicht existiert. Eine einzige Fahrkarte vom ZOB Hildesheim mit den Regionalbussen innerhalb des Liniennetzes bis Bornhausen – nicht möglich. Die Nutzung des umfassenden Niedersachsentickets – nicht möglich. Der freundliche Fahrer des privaten Busunternehmens erklärt uns, dass verschiedene Fuhrunternehmen die Linien innerhalb der Stadt und dem Landkreis Hildesheim bedienen und ihre jeweils eigenen Fahrscheine in ihrem eigenen Liniennetz verkaufen. Kleinkrämerei also. 2017 könnte sich das - wer weiß - vielleicht ändern. So zahlen wir bis Derneburg bar. Von da ab wiederum lässt der Fahrer des nächsten Omnibusses im Auftrag der Deutschen Bahn Kulanz walten. Er akzeptiert unser Niedersachsenticket – ausnahmsweise. Dafür müssen wir uns unterwegs sein Motzen über die defekte Hinterachse seiner Kutsche anhören, die an jedem Schlagloch – und davon gibt es auf den Landstraßen einige – immer wieder durchschlägt.

Vereinfachung

Eine Woche nach unserem Tagesausflug nach Bornhausen durch das Hildesheimer Nahverkehrswirrwarr erscheint folgende Nachricht in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung: „Die Grünen wollen das Fahren mit Bus und Bahn vereinfachen: Sie schlagen dafür eine einheitliche Fahrkarte vor – einen sogenannten Mobilpass. Fahrgäste sollen damit bundesweit alle öffentlichen Verkehrsmittel nutzen können. … Ziel ist, dass Fahrgäste überall in Deutschland verschiedene Verkehrsmittel damit nutzen und kombinieren können. …“

Am 6.Januar beeilt sich die politische Konkurrenz CDU/CSU dagegenzuhalten: "Elektronische Chipkarten oder Handytickets sollen bis 2019 Papierfahrkarten für Busse und Bahnen in nahezu allen deutschen Städten überflüssig machen. Das sieht ein Aktionsplan des Bundesverkehrsministeriums vor …" (Zeit ONLINE)

Wird damit das Ende der Kleinstaaterei der ca. 144 deutschen Verkehrsverbünde, Kooperationsräume und verbundfreien Gebiete, mit und ohne Schienenpersonennahverkehr-Integration, mit Dachtarif und ohne, mit Verbund und gänzlich ohne eingeläutet? Alles wird übergangslos nutzbar? Das soll mit allen unzähligen Subunternehmen und Kooperationspartnern möglich werden? Warten wir’s ab.

Ich werde erst einmal Papierschnipsel sammeln und von Fahrkarte zu Fahrkarte, von Tarif zu Tarif unterwegs sein. Möge auf diesen Wegen und bei allen Umstiegen immer der Fahrplan mit mir sein!

Bushalt

In Bockenem wartet unruhig eine alte Frau auf den Bus, Gehstock und Einkaufstasche in der Hand. Wie sie den Bus kommen sieht – wie ist es möglich, so zu gehen –, trippelt, watschelt, wackelt sie so, mit den Armen nach unserem Bus winkend, Stock und Tasche durch die Luft schwingend, dass sie gerade noch das Gleichgewicht hält, in kleinsten Schritten eilig der Bushaltestelle zu. Wie langsam man doch eilig vorankommen kann. Ein den Bus besteigendes Paar bleibt in der Automatiktür stehen und feuert sie an, doch schneller zu machen. Aber wie kann sie das denn? Sie gibt doch schon alles. Keuchend steigt sie beim Fahrer ein und muss erst einmal Atem holen. Dann braucht sie eine Auskunft, ob denn der Bus in Rhüden dann und dann wieder zurückführe, mit ihr. Der Fahrer reagiert erst ein wenig störrisch, wie ein Busfahrer eben reagiert, wenn er aus seiner Routine geworfen wird, etwas seinen Fahrplan verhageln könnte. Wenn ihm ein Mensch gegenübersteht, der seinem Fahrplan nicht gerecht wird. Doch nach einem tiefen Atemzug und Ausatmen desselben hat er sich wieder gefangen und antwortet freundlich und zugewandt mit den Daten des fahrplanmäßigen Fahrplans, wie ein Busfahrer eben reagieren muss.

Dorfleben

In Bornhausen steigen wir an der Haltestelle Kammerkrug aus. Hier sind wir in der alten Heimat meiner Frau. Hier liegen ihre Eltern begraben. Wir statten zunächst dem Friedhof einen Besuch ab. Heute auf den Tag genau jährt sich der hundertste Geburtstag ihres Vaters.

Während eines anschließenden Spaziergangs durch das Dorf machen wir Halt am Dorfgemeinschaftshaus. Hier befindet sich offensichtlich der Mittelpunkt des sozialen Lebens des heutigen Dorfes. In Schaukästen finde ich Aushänge der Gruppen, die dieses Haus regelmäßig nutzen: CDU, SPD, Kindergarten, DRK, SOVD, Schildberger Theatergruppe, Turnverein MTV, Gesangsvereine, Schützenverein, Heimat- und Verkehrsverein, Freiwillige Feuerwehr und Ortsrat. Einige der Namen von Mitgliedern und Vorständen, Aktiven und Geehrten tauchen in mehreren Gruppierungen gleichzeitig auf. Das lässt auf lebendige menschliche Netzwerke schließen. In diesem Dorf haben die sozialen Netzwerke des WorldWideWeb mit ihren „digital communities“ vermutlich eine eher untergeordnete Bedeutung. Hier scheint man sich wöchentlich noch von Angesicht zu Angesicht Aug in Aug zu begegnen.

Die früheren persönlichen dörflichen Treffpunkte sind jedoch offensichtlich gegen Null geschrumpft, denn fast alle Läden des täglichen Bedarfs sind verschwunden. Und damit auch die Orte spontaner Begegnungen. 1965, als P.s Familie von Seesen nach Bornhausen in das eigene Haus zog, gab es einen Fleischer, zwei Bäcker, vier Lebensmittelläden, einen Kurzwarenladen, später eine Versandhausniederlassung in einem der Bäckerläden und drei Gaststätten. Noch in den 80er Jahren setzten unsere noch nicht schulpflichtigen Söhne an einer der Ladentheken im Dorf die Münzzuwendungen von Oma heimlich in ‚verbotene‘ Leckereien um. Wie wir erst viele Jahre später erfuhren. Heute wäre das mangels Möglichkeiten nicht mehr machbar. Jedenfalls nicht an altem Ort.

Versorgungsstationen

Unter einem Regendach zwischen dem Flüßchen Schildau und der ‚Domäne‘ ersetzt heute eine öffentliche Lebensmittelversorgungsstation auf ca. zwei Quadratmetern die früheren Einkaufsmöglichkeiten nur spärlich: Ein Kühlschrank gefüllt mit Zehnerpacks Eiern, vom Bauern irgendwo aus der Nachbarschaft, ein Kühlschrank mit Honiggläsern, befüllt vom Seesener Imker, und eine Kiste mit abgepackten Kartoffeln, auch aus der Gegend. Daneben kleine, festmontierte Kassen, in denen der geneigte Kunde den ausgepreisten Obulus abgezählt hinterlassen möge. Sehr praktisch. Wir nehmen ein Zehnerpack Eier und ein Glas Honig mit auf die Reise zurück nach Hannover. Und hinterlassen den geforderten Betrag.

Eine letzte Gaststätte, der Kammerkrug, scheint noch in Nutzung zu sein, ausgewiesene Öffnungszeiten oder eine Speisen- und Getränkekarte finde ich nicht, allerdings einen Auftritt bei „Facebook“. Dann gibt es einen Kiosk incl. Getränkehandel dort, wo früher in einer Tischlerei gewerkelt wurde. Der hat nur stundenweise geöffnet. Für die Dorfgesundheit bietet eine Heilpraktikerin ihre Dienste an. Für einen Arztbesuch müsste man nach Seesen fahren. Dorthin konnte man bis 1989 auch den schienengebundenen Nahverkehr der Bahn nutzen. Die Verbindung vom Bornhäuser Bahnhof existiert schon lange nicht mehr, die Schienen der Strecke Derneburg - Seesen sind teilweise abgebaut. Auf einem Abschnitt verläuft mittlerweile ein touristischer Radweg. Würde man den Europaradweg R1 von Boulognesur-Mer bis St. Petersburg fahren – irgendwann führe man auch durch Bornhausen über die Schildau. So hat die große Weltpolitik nach der deutschen Einheit auch in Bornhausen sichtbaren Einzug gehalten.

Im Gebäude der ehemaligen Schule – jetzt Teil des Dorfgemeinschaftshauses – ist seit 1986 ein Kindergarten in Trägerschaft des ‚Kindergarten Selbsthilfeverein Bornhausen‘ beheimatet. Die lärmenden Dorfjüngsten sind nicht zu überhören. Die Kirche samt Pfarrhaus hat man natürlich im Dorf gelassen, auch wenn der Pfarrer seit einiger Zeit auch die Schäfchen in den benachbarten Dörfern Mechtshausen und Bilderlahe mitversorgen muß. In Sichtweite runden eine Tankstelle mit EC-Karten-Zahlung, wo früher die Bauern ihren steuerbefreiten Raiffeisen-Diesel zapfen konnten, und ein Geldautomat das Bornhäuser Dienstleistungsangebot ab. So sieht die Infrastruktur eines gewachsenen Dorfes von heute aus.

Damals

Natürlich schauen wir auch an P.s Elternhaus vorbei. Das ist so ein einfaches freistehendes Einfamilienhaus, wie es in vielen Dörfern zu finden ist. Nach dem Krieg wurde es im Einheitsbaustil der Niedersächsischen Siedlungsbaugesellschaft mit preiswerten Krediten gefördert: Satteldach, Keller, Untergeschoss, Obergeschoss, Dachboden, überdachter Hauseingang, kleiner Multifunktionsstall, großer Garten. In den Genuss der Baumittel kamen Menschen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Voraussetzung war allerdings, dass sie dort einen Bauernhof besessen hatten. So wurden im ländlichen Raum ganze Neubaugebiete als Nebenerwerbssiedlungen zur Selbstversorgung erschlossen. Flüchtlingspolitik der fünfziger Jahre.

Wir stehen vor dem Gartenzaun und sehen, dass die früheren Nutzflächen eines großen Obst- und Gemüsegartens pflegeleichtem Rasen gewichen sind. Vor dem Haus stehen diese modernen, in Form geschnittenen Buchsbäumchen auf hellem sauberen, unwirklich weiß wirkendem Kies, warum auch immer. Die große Tanne ist abgeholzt. Auf mich wirkte früher alles viel gemütlicher. Bei der Gemütlichkeit war auch Schnaps mit im Spiel. Der Schnaps – immer ein Klarer – den ich mit dem Schwiegervater nach einigen Runden Schafskopf trank oder wenn er mir seine Sorgen über die linken Ideen seiner Tochter, die auch meine waren, anvertraute. Seine Familie gehörte zu denen, die vor den Russen – den Kommunisten – hierher ins Harzvorland geflohen waren. Unsere vermutete politische Weltsicht weckte unangenehme Erinnerungen und alte Ängste in ihm.

Den letzten Schnaps, den ich in Bornhausen trank, nahm ich mit St., meinem Schwippschwager aus dem tiefsten Bayern, und dem Onkel O. meiner Frau aus dem nahen Vienenburg im Kammerkrug zu mir. Wir hatten uns dort im Saal mit Freunden und Verwandten zur siebzigsten Geburtstagsfeier meiner Schwiegermutter zusammengefunden. Onkel O. hatte uns an der Theke eine Runde Kümmel bestellt, den es nur hier gab. Eine regionale Spezialität. Sie mundete uns dreien so gut, dass die Flasche am Abend wohl geleert wurde. Als meine Frau uns nachts mit unseren kleinen Kindern in unserer „Ente“ in strömendem Regen auf der Autobahn zurück nach Hannover fuhren – sie saß natürlich nüchtern am Steuer! -, stank es von meinem Atem im Auto wie in einer Kneipe. Wie das Schicksal es wollte, hielt uns die Polizei an. Sie machte uns auf ein defektes Rücklicht aufmerksam und komplimentierte uns zur nächsten Tankstelle abseits der Autobahn. Zu Alkoholgenuss befragten sie uns nicht. Obwohl mein Atem doch ein hohes Maß an Trunkenheit verströmt haben musste.

Das Grab des Zeichners

Bevor wir heute weiter zu Fuß in das Nachbardorf Mechtshausen gehen, möchten wir uns noch im dörflichen Postmuseum des Herrn Puhst umschauen. Doch im Museum dieses alteingesessenen Dorfbewohners und ehemaligem Postangestellten, dessen Vorfahren erst Post, dann Pust hießen, finden wir leider keinen Einlass. So entgeht uns der Anblick von Briefen, Briefmarken, Uniformen, Telefonen und vielem mehr aus vergangenen staatlichen Bundespostzeiten. Die Ehefrau des Postmuseumleiters, die auch das vorher von uns besuchte Elterngrab im Auftrag der Familie pflegt, teilt uns an der Wohnungstür mit, dass sie mit ihrem Mann zu einer Beerdigung auf den Friedhof müsse und es daher leider keine Öffnungszeit und Museumsführung für uns geben könne.

Der November ist in unserem Kulturkreis der Totenmonat. So passt auch unser nächstes Ziel in Mechtshausen. Dorthin gelangen wir von Bornhausen aus per pedes über eine Landstraße, begleitet von herbstlich entlaubten Apfelbäumen. Einige der letzten Früchte sind erst frisch in den Grünstreifen gefallen und werden als Wegzehrung eingesteckt. Dann erreichen wir, auf einem Weg durch Felder wandernd, einen Friedhof. Von hier, am Dorfrand erhaben gelegen, geht der Blick über das sanft gewellte und hügelige Harzer Vorland hinweg. Das Grab von Wilhelm Busch steht gepflegt, aber etwas schmucklos da, umrankt von Efeu, flankiert von immergrünen Büschen. Attraktiver erscheint das benachbarte "Seemannsgrab", ein steinerner Baumstumpf, ohne Pflanzenschmuck blank auf dem Rasengrund stehend. Der ist umschlungen von einem steinernen Tampen, endend am steinernen Anker. Die steinerne Inschrift ist leider nicht mehr lesbar. So bleibt uns der Ursprung dieser maritimen Gedenkstätte weit ab vom nächsten befahrbaren Meer verborgen.

Die Originale der im Dorf aufgestellten Skulptur von Max und Moritz vor der Kirche sind dafür weltbekannt. Die gußeisernen Comicfiguren weisen uns den Weg zum letzten Wohnhaus des berühmten Mechtshäuser Bürgers. Das Hinweisschild dort ist geschmückt mit dem bekanntesten Selbstportrait des Künstlers aus dem Jahr 1894. Allerdings hat das Haus am heutigen Tag geschlossen. So kehren wir um und gehen auf dem Wilhelm-Busch-Ring Richtung Bushaltestelle.

Mechtshausen ist nicht gerade der Ort, in den ich mich hineinträumen würde. Baumarktangebote und Bausparkassen-Kundenzeitungen haben hier sichtbar Spuren hinterlassen. Neben stolzen alten Gebäuden ist vorgefertigte Stangenware auf den Baugrundstücken gewachsen. Der örtliche Bierkrug steht offen. Wir spazieren durch den Schankraum, durch den Saal, klopfen, rufen in die Küche hinein, die Stiege zum Wohnraum hinauf. Keine Antwort, alle Räume sind menschenleer. Durstig ziehen wir von dannen und warten an der Haltestelle noch eine Stunde lang auf den Bus nach Seesen. Dieser wird im Auftrag der Deutschen Bahn von einem Fahrer gesteuert, der unser Niedersachsenticket akzeptiert. Nach einer Stärkung in der Seesener Fußgängerzone bringen uns am frühen Abend Regionalbahnen über Kreiensen nach Hannover zurück.

Schlagzeilen aus Hannover, Deutschland und der Welt:

Meinem Verein Hannover 96 gelingt in der 2.Liga mit Mühe ein Pflichtsieg gegen Erzgebirge Aue, eine Rollstuhlfahrerin stürzt von der Rampe eines Regio-Busses (Region Hannover) und das neue Pflaster am Kröpcke (Platz in der City Hannovers) bröckelt. Rot-Grün in Niedersachsen fordert Türkisch und Arabisch als Schulfach. Der VW-Chef beklagt sich über die Inkonsequenz der Deutschen bei der E-Mobilität. Im syrischen Aleppo hat der Krieg alle Kliniken zerstört.

traumbild

ich bin unterwegs auf einer straße sie ist sehr befahren mittig laufen schienen beides scharf erkennbar was daneben sei erscheint verschwommen die straße als ob sie bekannt sei aus meiner stadt und ich sei ein fremder in ihr mir ist als wolle ich in eine straßenbahn einsteigen dort an einem hochbahnsteig der sieht so aus wie eine einfache haltestelle dann auch gleichzeitig wieder wie ein bahnhof mit vielen bahnsteigen ich suche nach einem fahrplan finde keinen der ausgehängt wäre neben mir fährt gerade eine bahn ab ich bin wie gelähmt kann mich nicht bewegen sodass ich nicht in sie einsteigen kann obwohl ich will.

diese straßenbahn hat besondere waggons nicht wie eine straßenbahn eher wie eine vergnügungsparkbahn oder wie eine touristische sightseeingbahn oder wie eine kinderbimmelbahn auf einem jahrmarktkarussell die stimmung der menschen inwendig sieht aus wie eine vergnügliche kaffeefahrt sie ist aber nicht hörbar sie schwingt nur inwendig in mir.

die vergnügliche bahnlinie fährt nur eingleisig in eine richtung auf dieser strecke ich gehe auf diesem bahnsteig weiter da sehe ich eine weitere bahn auf einem anderen gleis an einer anderen haltestelle abfahren die ich verpasse ich hätte auch nicht gewußt wo sie hinfährt und entscheide mich zur nächsten haltestelle zu fuß zu gehen.

ich wandere auf der straße an den gleisen entlang komme an eine stelle wo die straßenbahngleise zu eisenbahngleisen werden mehrere nebeneinander und dann schon wieder in die gleise der straßenbahn münden sie führen hinein und heraus aus einem verödeten industriegelände und die fröhliche kinderbimmelbahn fährt da geradewegs hinein.

an dieser stelle ändert sich mein weg ich muss zu einer verabredung wohl weil meine söhne zu meinen großeltern wollen die ja eigentlich schon lange verstorben sind aber wir sollen uns mit ihnen treffen und keiner ist da ich mache mir so meine gedanken wie ich dann doch noch weiter käme schaue mich zur orientierung in der landschaft um wo ich wohl wäre aber diese landschaft ist mir gänzlich unbekannt ich stehe auf einer anhöhe schaue hinein in diese landschaft die so aussieht wie eine gegend weit außerhalb einer stadt schaue hinunter auf einen kleinen see wälder wiesen haine und häuser die stehen wie abgeschieden da.

in die weitere richtung die ich meine nehmen zu müssen orientiere ich mich am stand der untergehenden sonne ich denke mir ich müsse nach norden gehen in dieser richtung befindet sich nur wald ich denke das wird aber noch die ein oder andere stunde dauern bevor ich dort bin wo ich hin soll.

da will ich mein smartphone nehmen und anrufen mir fällt ein ich habe da eine app drauf mit einer karte und könnte es als navi benutzen doch draußen ist es schon dunkel geworden der bildschirm ist auch dunkel sodass ich die app nicht finden kann es gelingt mir gerade noch zu telefonieren.

ich will und weiß nicht warum meine schwester anrufen ob mein sohn aus hamburg schon unterwegs sei oder schon da wäre sagen dass ich mich verspäten würde finde mich währenddessen schon in der wohnung meiner eltern wieder rufe bei meinem sohn an bekomme aber keine verbindung obwohl ich mit dem gespräch offenbar durchkomme ich höre nur komische geräusche zwischendurch bruchstückhaft die stimme meines sohnes aber es kommt keine verständigung zustande wie durch zauberhand steht er auch schon direkt neben mir im zimmer wir unterhalten uns im ungewöhnlich chaotischen durcheinander eines zimmers meiner eltern die nicht anwesend sind wo sie sind keine ahnung sie sind wohl schon länger nicht da.

Alter Mann im Bus

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