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Statistik und Astrologie

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Es wurden bereits zahlreiche zum Teil recht umfangreiche Versuche unternommen, einen rein statistischen Nachweis der Astrologie zu führen. Das ist weit überwiegend nicht gelungen, was von ihren Gegnern als Beweis für ihre Nicht-Existenz verstanden wird. Denn nur, was den auf einer binären Logik basierenden wissenschaftstheoretischen Paradigmen genügt und daher statistisch leicht zugänglich ist, kann auch „wissenschaftlich anerkannt“ werden.

Was aber wurde bisher untersucht? Fast ausschließlich die Sonnenstellung in den Tierkreiszeichen. Auch die von Michel Gauquelin durchgeführten umstrittenen, umfangreichen Untersuchungen10 berücksichtigten nur einen sehr kleinen Teil der astrologischen Einflüsse. Die Astrologie postuliert aber einen Einfluss von mehreren Dutzend Faktoren. Auch wird ja die Bedeutung von Erbgut und Umwelteinflüssen keinesfalls negiert: Persönliche Eigenschaften und Neigungen entstehen durch das Zusammenwirken dieser beiden Einflussgrößen mit zahlreichen astrologischen Faktoren. Davon ist die Sonnenstellung nur ein einziger. Es ist daher nicht zu erwarten, dass allein durch sie ein Persönlichkeitsmerkmal signifikant gefördert werden kann. Es ist im Gegenteil fast unmöglich: Die Wirkung eines jeden Faktors wird durch andere Faktoren beeinflusst. Dies ist eine Selbstverständlichkeit und eine Grundlage aller astrologischen Interpretationen. Jeder Mensch verfügt über ein vollständiges „Set“ von Persönlichkeitsanteilen11, und zwischen ihnen allen bestehen Wechselwirkungen. Diese sollen den Wechselwirkungen zwischen verschiedenen astrologischen Faktoren analog sein.

Aus dem gleichen Grund blieben auch sogenannte Zuordnungstests, bei denen Astrologiekundige den Testpersonen aufgrund von deren Eigenschaften das ihnen zugehörige Horoskop zuordnen sollten, ohne Ergebnis im Sinne eines Nachweises astrologischer Einflüsse. Denn eine solche Zuordnung kann nur dann sicher möglich sein, wenn ein Teil der Persönlichkeit extrem stark in den Vordergrund tritt, wenn also eine persönlichkeitsstrukturelle (= astrologische) Einseitigkeit zur deutlichen Ausprägung ihr entsprechender Verhaltensmerkmale führt. Das ist aber nur selten der Fall.

Es liegt also ein großes Missverständnis vor. Die Seltenheit statistisch signifikanter Korrelationen zwischen einzelnen Komponenten der astrologischen Geburtskonstellationen und Persönlichkeitsmerkmalen ist kein Hinweis auf die Nichtexistenz der Astrologie, sondern allenfalls im Gegenteil sogar eine Bestätigung ihrer Annahmen. Denn ihre hochgradige Komplexität schließt derartige Korrelationen weitgehend aus. Das wurde von keinem der Initiatoren dieser Untersuchungen bedacht.

Sachs nun hat ganz gezielt und bewusst versucht, trotz dieses Zusammenhangs die isolierte Wirkung eines einzelnen astrologischen Faktors durch Verwendung besonders großer Probandenkollektive aus den komplexen Gesamtwirkungen herauszufiltern. Wenn dieser Faktor, die Sonne, auch der stärkste und wichtigste sein soll, bleibt dieser Ansatz aus astrologischer Sicht dennoch fragwürdig. Die Ergebnisse müssen teilweise in die Irre führen, da die Wirkung der Zeichen auch über Mond und Planeten vermittelt wird. Wenn zum Beispiel eine Häufung der Sonnenstellung im Zeichen Jungfrau vorliegt, kann das leicht auch dadurch zustande kommen, dass in den Nachbarzeichen Löwe oder Waage oft zwei oder gar drei Planeten stehen. Die Entwicklung des betreffenden Merkmals wird dann möglicherweise nicht durch den Einfluss des Zeichens Jungfrau auf die Sonne, sondern durch die Einflüsse von Löwe oder Waage auf die Planeten gefördert. Das Merkmal ist dann nicht typisch für die Sonne in Jungfrau, sondern für die Planeten im Nachbarzeichen. Es resultiert daraus eine Zuordnung des Merkmals zum falschen Zeichen. Auf diese Problematik gehe ich auf Seite 53 noch einmal ein.

So ist kaum anzunehmen, dass die statistischen Auffälligkeiten bei den isolierten Auswertungen der Sonnenstellungen allesamt astrologische Ursachen haben. Denn das widerspricht den angenommenen multiplen Wechselwirkungen zwischen den astrologischen Komponenten. Korrelationen zwischen Sonnenstellung und Verhaltensmerkmalen sind daher ohne Berücksichtigung anderer Faktoren eigentlich kaum zu erwarten. Daher sind Sachs' Ergebnisse insgesamt sehr erstaunlich.

Gunter Sachs und die Akte Astrologie

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