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Kapitel 1 Abschied

Die Tage des Herbstes waren ins Land gezogen. Die Natur erschien in ihrer ganzen Buntheit und Pracht und die ersten Nebel zogen wieder durch die Täler des schönen Mosellandes.

Hier an der Mosel war es immer schön, aber ganz besonders in den Wochen der Weinlese. Mit der aufkommenden Stimmung des Sommerabschieds und der leichten Melancholie der entschwindenden Sonne wurden die Gedanken wieder anders.

Es war wie ein großes Fest der Sinne und die Natur gab sich alle Mühe daran kräftig mitzuwirken.

Die Pilzzeit war ebenfalls jetzt wieder gekommen und an allen nur möglichen Tagen ist Robert gerne in die umliegenden Wälder gegangen, um ganz nah an der Natur zu sein.

Er liebte es die anregenden Düfte zu riechen und sich an den zahlreichen Färbungen der Blätter zu erfreuen. Dann war es eine wirklich schöne Zeit für ihn. Bei den verschiedenen Pilzsorten kannte er sich ganz gut aus und die besten Sammelstellen hatte er in den vorangegangenen Jahren bereits schon erkundet. Somit war mit einem vollen Sammelkörbchen immer zu rechnen und die neidischen Blicke mancher Einheimischer machten ihn zusätzlich noch ganz besonders froh über sein gutes Sammelergebnis. Eines war dabei aber schon bemerkenswert: sehr viele von den Hiesigen sammelten gar keine Pilze!

„Da kennen wir uns nicht aus. Da kann man sich vergiften“… das waren meistens ihre Antworten, wenn Robert seine Pilze mit Stolz später im Heimatort vorzeigen konnte. Obwohl die Einheimischen fast alle von hier stammten und Ihre Väter und Mütter seit Generationen meist Bauern waren. Mit diesen Sachen kannten sie sich nicht aus.

Sie wollten es auch gar nicht, das interessierte sie nicht so sehr.

Pilze könne man zu dieser Zeit doch auch im Laden erwerben und ansonsten wurde eben die getrocknete Ware aus der Supermarktkette gekauft, so war ihre Meinung dazu.

Dass ihnen dabei so viel Schönes entging und das es ein großes Glück für jeden einzelnen Menschen ist die Natur so hautnah zu erleben, davon wussten sie anscheinend nichts.

Ihre Auffassungen und ihre Meinungen waren sowieso oft recht eingefahren.

Genau wie die vielen Wege rund um das kleine Dorf, die vielen Feldwege und die an die Wälder angrenzenden Straßen.

In so manchen Dingen dachten die Leute hier anscheinend seit Generationen immer schon so.

Damit war es dann wirklich kein Wunder, dass bestimmte Familiennamen sehr häufig im Namensverzeichnis des kleinen Ortes vorkamen.

Auch in der Frage war man sehr konservativ.

Selbst hierbei gab es kein Verändern oder großes Interesse an neuen Dingen.

„Das machen wir mal so wie immer, es hat sich bewährt!

Wer nichts nicht´s macht, der macht auch keine Fehler“

Vieles geschah deshalb in dem Moseldorf immer wieder nach altem Muster, weil es ja seit Jahrzehnten bereits schon so gewesen war.

Deshalb stand zum Beispiel im Programmheft des alljährlich stattfindenden Weinfestes in der Regel fast immer wieder das Gleiche wie im Jahr davor.

Es war wieder eine fast identische Wiederholung des vorjährigen Festes, nur die Jahreszahl hatte sich dann entsprechend geändert.

Die Honoratioren wechselten von Zeit zu Zeit, aber das war es dann auch schon.

Einige, wenige Abänderungen wurden von den Verantwortlichen und Programmgestaltern zwar akzeptiert. Aber am besten machten sie es so wie im Vorjahr. Damals war es doch so gut gewesen…“the same procedure as every year“. Wem es Spaß macht ?

So waren die Leute hier eben und auch der Robert hatte sich in den ganzen Jahren seines Hierseins daran gewöhnt, hatte sich angepasst.

Verstehen konnte er das ganze Prozedere bis zum Schluss nicht richtig, aber das war auch nicht nötig. Es wurde sowieso immer wieder so gemacht, alles war wie immer. Umstimmen konnte er die Dorfleute sowieso nicht… also, was sollte es!

Hier an der Mosel in seinem kleinen Dorf lebte Robert nun bereits seit über 20 Jahren. Er war noch vor der Wende im Juli 1989 aus dem Osten Deutschlands hier hergekommen und hatte sich eingerichtet.

Seine erste Wohnung bezog er damals mit seiner Frau im Unterdorf.

Zuerst in einer ganz kleinen Behausung auf der Hauptstraße.

Dann später direkt am Moselufer im Obergeschoss einer großen Villa und noch etwas später sind sie auf den Berg gezogen.

Da wollten sie ganz hoch hinaus… Na, Spaß beiseite.

Der Auszug aus dieser schönen Wohnung, die sich direkt am Moselufer befand, das war wirklich kein Spaß, echt nicht!

Das gesamte Anwesen und das Haus am Moselufer musste leider vom damaligen Besitzer plötzlich verkauft werden.

Der Herr Felix war in seinen besten Jahren einmal ein erfolgreicher Juwelier gewesen und hatte sich diese Villa mit den Grundstück ehemals leisten können.

Damals liefen die Geschäfte noch sehr gut, was man in den weiteren Jahren nicht so verzeichnen konnte.

Dadurch waren zwischenzeitlich einige Rechnungen aufgelaufen und der Ein- oder Andere wollte nun eine Menge Geld von ihm haben, dass Finanzamt bestimmt auch.

Weil er so viele Rücklagen nicht auf der hohen Kante hatte, musste der Herr Felix das Haus leider verkaufen, nebst Robert und seiner Frau.

Mit dem Verkauf des Hauses ist der gültige Mietvertrag dann zwar rechtmäßig mit auf die neuen Besitzer übergegangen, dass war insoweit in Ordnung. Was nicht in Ordnung war, das waren die neuen Besitzer!

Sie waren zwar die Neuen… aber eigentlich recht alt, biologisch gesehen natürlich.

Geld hatten sie genug, denn das Anwesen nebst dem Wohnhaus waren etwa eine halbe Million D-Mark wert und das haben sie dafür auch bezahlt. Das sie den gültigen Mietvertrag von Robert und seiner Frau Anita damit ebenfalls mit erworben hatten, ob ihnen das am Anfang klar war? Roberts alter Mietvertrag war weiterhin gültig und musste von den neuen Besitzern erst einmal weitergeführt werden, denn der Vertrag war auf unbestimmte Zeit abgeschlossen worden.

Mit den beiden Mietern wäre eigentlich auch ganz gut auszukommen gewesen.

Robert und seine Frau waren ruhige Mitbürger und hatten keine Kinder die Krach machen konnten. Die meiste Zeit waren sie sowieso unterwegs und oft sind sie spät am Abend oder manchmal erst mitten in der Nacht nach Hause gekommen. Auch an den Wochenenden wollten sie ihre Ruhe haben und große Feiern fanden zu dieser Zeit hier ebenfalls nicht statt.

Als Mieter konnten die Beiden früher, als der Herr Felix noch der Besitzer war, sogar ein kleines Stück Garten hinter der Garage mitbenutzen.

Dieser Bereich war zwar nicht sehr groß, aber ausreichend um ein paar Stühle und einen Gartentisch aufzustellen.

Manchmal, wenn an besonders schönen Tage die Sonne es sehr gut mit ihnen meinte, dann haben sie dort immer gerne gesessen.

Sie haben dann dabei ein Gläschen Wein getrunken oder gemeinsam Schach gespielt, Bücher gelesen oder sich mit einigen Freunden unterhalten.

Sogar den Swimmingpool vor dem Haus duften sie damals mitbenutzen, dass hatte ihnen der Felix als ehemaliger Besitzer ausdrücklich gestattet. Aber diese Zeiten waren nun vorbei.

Ab jetzt wehte ein anderer Wind, ein ganz anderer!

Mit dem neuen Hausherren war im Prinzip auszukommen.

Er wirkte seriös und mit seinem wallenden grauen Haaren erschien er mehr als ein Künstler, denn als ein Heizungsmonteur, der er in Wirklichkeit war. Er hatte über viele Jahre eine kleine Heizungsfirma aufgebaut und geleitet und war nun bereits seit etlichen Jahren im verdienten Ruhestand.

Er war immer bemüht die aufkommenden Schwierigkeiten zu besänftigen. Dabei hat er sich wirklich Mühe gegeben und gut aufgepasst dass es nicht noch schlimmer kam.

Einmal hat er aber gar nicht gut aufgepasst in seinem Leben und das war damals mit größter Sicherheit bei seiner Heirat!

Mit seiner Frau war gar nicht gut Kirschen essen, aber echt nicht!

Sie hatte wirklich Haare auf den Zähnen und wenn es auch nur die auf ihren Dritten waren.

Der arme Mann hatte sicherlich schon viel von ihr ertragen müssen und er war daher immer Derjenige, welcher den Ausgleich suchte.

Meistens war er recht vernünftig und sehr oft einfach nur ganz ruhig.

Zu sagen hatte er ja schon lange nicht´s mehr. Das machte seine Frau, aber wie!

Mit dieser Dame konnte man sich wirklich nicht einmal unterhalten, die hörte einfach gar nicht zu.

Nur was sie wollte, das sollte geschehen und es geschah dann genau auch so. Anscheinend war das wohl seit Christi Geburt schon immer der Fall gewesen? Dabei war sie nur eine kleine und recht zierliche Person.

Aber ein Feuerwerk an Kraft wenn es um ihre Interessen ging.

Ihr Mund hörte gar nicht mehr auf zu plappern und die Lautstärke ihrer Stimme nahm mit zunehmender Dauer ihrer Ansagen immer mehr zu. Genau so, wie ein ausbrechender Vulkan aus ihrer alten Heimat der Eifel. Vielleicht war sie aber dann in Wirklichkeit doch eine echte Reinkarnation?

Oder war sie etwa eine vergessene Hexe aus dem Mittelalter?

Hier in dem Moseldorf wurden die letzten Hexen in der mittelalterlichen Zeit ganz spät noch auf dem Scheiterhaufen öffentlich verbrannt.

Damals hatte in andern Teilen von Europa bereits die Menschlichkeit und der Verstand gesiegt.

Aber in dem kleinen Moseldorf hier wurden damals noch Hexen verbrannt!

Anscheinend hatten die Inquisitoren aber eine ganz vergessen?

Eine hatte sich geschickt versteckt und war nun wieder da.

Welch ein Pech für die Welt!

Robert konnte versuchen was immer er wollte, diese Dame wollte es nicht. Sie lehnte jeden Vorschlag von ihm ab und war wirklich nur eine richtig böse, alte Frau.

Hinterhältig und arglistig… wird wohl stimmen mit der Hexe!?

Es waren wirklich keine guten Zeiten damals mit ihr, bestimmt nicht!

Ihren größten Coup hat sie aber gelandet, als sie eines Tages einmal unangemeldet in Roberts Wohnung stand.

Das war im Prinzip ganz einfach für sie, weil es im unteren Treppenaufgang zu Roberts Wohnung immer schon keine abschließbare Eingangstür gab.

Bisher hatten sie solch eine Tür nie gebraucht. Dem ehemaligen Besitzer wäre es nicht eingefallen, unangemeldet in der Wohnung seiner Mieter aufzutauchen. Das hätte der Herr Felix nie getan!

Dieser „Tante “ fiel es aber ein und für sie war so etwas gar kein Problem. Zu Ihrer Unterstützung hatte sie dann auch gleich noch eine ihrer Freundinnen mitgebracht.

Diese Freundin wolle nur einmal die Wohnung sehen ob sie ihr denn gefiele, meinte die Hexendame zur „Begrüßung“.

Das war der Grund für den Einmarsch der beiden alten Tanten und als Robert die Schnapsfahne der Freundinnen Dame roch, dämmerte es mächtig bei ihm.

Die Eindringlinge sind natürlich nicht sehr weit gekommen mit ihrer Besichtigung, denn das ließ sich ein Robert doch nicht gefallen, er doch nicht!

So hat er die Damen zuerst gebeten, seine Wohnung zu verlassen und als dies erwartungsgemäß auf taube Ohren stieß, ist er danach sehr deutlich geworden. Die beiden Frauen waren aber nicht nur schein-taub. Sie waren einfach dazu noch rotz-frech und dumm-blöd!

Sie ignorierten einfach Roberts Anwesenheit gänzlich und das konnte ihm natürlich gar nicht gefallen.

Deshalb hat sich Robert später richtig groß vor ihnen aufgebaut und stand dann wie eine Mauer vor ihnen.

Nun war hier Ende-Gelände für die „ Damen“ !

Er hat sie ein wenig zum Ausgang gedrängelt, nicht sehr stark und schon gar nicht richtig körperlich, aber sehr deutlich in Gestik und Mimik.

Das die „Hexentante“ daraufhin die Holztreppe heruntergefallen ist, es konnte nur Schicksal sein!? Oder doch der Schnaps ?

Was hatte sie hier denn auch zu suchen? Gar nicht´s!

Die „Schnapsdrosselfreundin“ ist gleich brav hinterher marschiert und damit war diese schlechte Episode erst einmal beendet, die Geduld von Robert aber auch.

Es gab danach von seiner Vermieterin erstaunlicherweise keine Ton mehr über diesen Vorfall, nun war sie plötzlich stumm geworden.

Aber nur in der Sache, ansonsten garantiert nicht.

Robert unterbreitete diesen Herrschaften später noch ein vernünftiges Vergleichsangebot und wäre bei einer Einigung danach mit seiner Frau aus diesem „Hexenhaus“ ausgezogen.

Der Herr des Hauses war zwar einverstanden, aber seine Frau erwartungsgemäß natürlich nicht.

Sie wollte keinen Cent für die Umzugskosten bezahlen und von einem Abstand hatte sie anscheinend noch nichts gehört in ihrem Leben.

Von Anstand leider auch nicht!

Es konnte im Weiteren so nur ganz schief gehen, da wäre bald richtig etwas passiert. Die letzte Hexenverbrennung im eigenen Garten vielleicht? Auf ihrem eigenen Besen wäre diese „Hexendame“ bestimmt nicht weg geflogen, ganz sicher nicht.

Das ganze Dilemma hat sich sicherlich inzwischen rein biologisch erledigt. Nun schmort die Hexe dort wo sie hin gehört und im Haus leben jetzt ihre Erben, oder eben andere Moselmenschen. Schön war es ja dort.

Robert musste damals aber recht zügig handeln und klug sein.

Da war es besser sogar der Klügere zu sein!

Robert war so klug und hat sich schnell nach einer neuen Wohnung umgesehen. Fast hätte es auch gleich im Nachbardorf mit einem neuen Mietvertrag geklappt.

Aber als der Vermieter erfuhr dass die potenziellen Mieter eine Katze mit in ihrem Haushalt hatten, da war für ihn schnell Schluss mit lustig.

Nun war plötzlich kein Mietvertrag mehr möglich.

Es war einfach nicht möglich wenn eine Katze mit hier mit einziehen sollte.

Die könnte doch die neuen Tapeten oder Türen zerkratzen und was weiß ich nicht noch was alles anstellen?

So verhalten sich manche Menschen leider immer wieder wenn es um ihr Eigentum geht.

Das es für solche Fälle auch Absicherungen und Versicherungen gibt, es war diesen Leuten anscheinend nicht bewusst?

Darüber machten sie sich überhaupt keine Gedanken…

„ Nicht-Wissen schadet doch nicht “, das war wohl ihre Devise?

Besitz war wichtiger für diese Leute, Wissen nicht so sehr.

Von solcher Art Menschen gab es nicht wenige im Moselland, immer wieder einmal traf Robert auf sie.

Etwas dazu lernen wollten viele von ihnen nicht und etwas davon hören wollten sie schon gar nicht gerne und von einem „Ossi“ würden sie schon gar keinen Rat annehmen.

Damit war diese Wohnungssuche erst einmal gescheitert und es war dann fast eine Not-Lösung für Robert und seine Frau, in die drei-Zimmer-Wohnung auf den Dorf-Berg zu ziehen.

Die Wohnung war gerade frei geworden und bereits bei der ersten Besichtigung hat sie den Beiden dann auch gut gefallen.

Die Zimmer waren schön aufgeteilt. Es gab Platz für Roberts Büro und einen kleinen Garten besaß sie auch.

Das hatte sich Robert schon immer gewünscht, so einen kleinen Garten. Zwei alte Bäume standen mitten im Garten und es war noch genügen Platz vorhanden um Rabatte für die Blumen anzulegen und auch noch um Wäsche aufzuhängen.

Der Rasen musste natürlich von den Bewohnern gepflegt werden und ansonsten ließen die Vermieter ihnen am Anfang freie Hand in der Sache. Das die Wohnung im Erdgeschoss lag störte die Beiden nicht so sehr.

Der Ausblick aus den oberen Geschossen war natürlich viel besser, aber es war dennoch auch recht schön hier unten.

Bald haben sie dann Ranken angepflanzt, um die Wände der gegenüberliegenden Hauswand zu begrünen und der Rasen bekam seine Verjüngungskur. Es ging schon wenn man sich etwas einfallen ließ.

Die Beete bepflanzte Robert in der nachfolgenden Zeit fleißig mit Blumenzwiebeln und mehreren Rosenstöcken.

Im Sommer entstand so in dem kleinen Garten ein richtiges Paradies und seine Blumen und Pflanzen blühten prächtig und in vielen Farben.

Auch in der Wohnung konnten die Beiden einige Veränderungen vornehmen.

„Macht es euch mal schön “, so sprach die Vermieterin beim Einzug. Eigentlich keine schlechten Voraussetzungen für ein gedeihliches Miteinander, eigentlich!?

Es ging leider nicht lange so weiter und bald zeigte sie ihr wirkliches Gesicht.

Das dieses Haus mit wenigen finanziellen Mittel von den Vermietern ehemals selbst errichtet wurde und das damals bestimmt nicht einmal ein Statiker diese Bude abgenommen hatte, dies alles erfuhr Robert erst viel später.

Der Architekt dieses Hauses hatte für sie schwarz gearbeitet, genau so wie die Helfer und Maurer.

Dass damals kräftig an Zement gespart wurde, das bemerkte Robert bei jeder Bohrung in den Wänden seiner Wohnung.

Da bröselte es nur so heraus und von Widerstand in der Wand konnte keine Rede sein, nur Sand kam aus der Wand.

Diese Löcher hätte er auch mit dem Schraubendreher hinein drücken können, so labberich waren die Wände.

Das das Haus dann noch auf einer Wasserader stand und von einer gründlichen Bodenversiegelung mit Sicherheit nicht auszugehen war, das alles kam später ebenfalls noch hinzu.

In den ersten beiden Jahre war es dennoch recht angenehm dort zu wohnen.

Mit den weiteren Hausbewohnern verstanden sich Robert und seine Frau auch recht gut und jeder nahm Rücksicht auf den anderen Mitbewohner. Alle wollten hier in Ruhe und Frieden wohnen und so war es am Anfang auch wirklich.

Selbst das die Vermieter gleich im Anschluss an dieses Mehrfamilienhaus ihre eigene Wohnung gleich mit angebaut hatten, es störte Robert anfänglich wirklich nicht, bald aber ganz mächtig.

Um in ihre Wohnung zu gelangen mussten die Vermieter einer Treppe benutzen und von der anschließenden Veranda konnten sie so immer in den Garten, sogar ins Wohn- und Schlafzimmer von Robert sehen. Leider waren die Vermieter schon sehr neugierig und den beiden Mietern gefiel das ganz und gar nicht.

So heimlich beobachtet zu werden ist wirklich nicht´s Schönes!

Somit hieß es die Rollos immer herunterzulassen wenn sie sich in der Wohnung aufhielten und das war dann eben echt nicht gerade der Renner. In den folgenden Monaten fand dann zunehmend ein heftiger Mieterwechsel im Haus statt und anscheinend war dieser Zustand schon seit Längerem so, was Robert aber damals noch gar nicht wusste.

Da wurde aus - und eingezogen, ein ständiger Wechsel.

Sicherlich war es für den Ein- oder Anderen auch nicht sehr erstrebenswert auf längere Zeit in dem Oberdorf zu wohnen, wo es nicht einmal einen einzigen Laden gab, keine Kneipe… eben gar nichts.

Der Kindergarten für die Kleinen befand sich ebenfalls im Unterdorf und die Schulkinder mussten den Bus zur Schule benutzen.

Ansonsten fuhr von hier kein weiterer Bus ab, hier ging gar nicht´s ab.

Nur viele schöne neuen Häuser entstanden an allen Ecken des Oberdorfes, auf dem ehemaligen Besitz derer „von der Leyen“.

Das Eigentum an Grund und Boden besaß die adlige Familie schon viele Jahrzehnte nicht mehr, nur ehemals war es einmal so gewesen.

Heute gehörten die meisten Grundstücke der Kirche, einigen Bauern oder dem Bürgermeister und seinem Bruder, dem Hotelier und Gastwirt Werner. Der Werner war besonders geschickt beim Grundstückserwerb und bestimmt gehörte ihm bereits der halbe Ort und in der großen Stadt dann noch das ein oder andere Anwesen. Mitnehmen konnte er aber all das Schöne nicht. Er verstarb einige Jahre später noch vor seiner Zeit.

Damals war es für ihm leicht immer weiter neue Häuser zu bauen.

Mehrere Geschäftshäuser und ein neues Hotel baute er, der Werner war damals dabei schon sehr geschickt.

Die räumliche Ausdehnung des Dorfes ging ebenfalls oft nur nach seinen Interessen und sein Bürgermeisterbruder war sicher der beste Helfer dabei. Fast jedes Feld und Grundstück gehörte ihnen inzwischen und wenn am Ortsrand ein Gewerbegebiet entstand, gab es kein Wunder wenn man nach den Grundstücksbesitzern fragte.

Da kam immer wieder eine Menge Geld zusammen wenn die Grundstücke verkauft wurden, wieder eine ganze Menge. Aber der Teufel macht ja bekanntlich immer auf die größten Haufen!

Es lebte und wohnte sich ansonsten dennoch recht gut in dem kleinen Dorf.Alles war überschaubar und wenn man noch Mitglied in einem Verein wäre, dann konnte nichts mehr schiefgehen, meinte der Robert echt. Wie in jedem Dorf gab es auch hier mehrere Vereine.

Da gab es den „KA & KI“, die „Raubfischer“ und die „Möhnen“, den Faschingsverein der Dorffrauen und die Fußballer natürlich.

Mehrere Sportvereine gab es noch und so manchen Hausfrauen- und Skatklub, so wie es eben Tradition ist in den Dörfern.

Die meisten Anwohner waren schon über mehrere Generationen hier beheimatet und die Zugezogenen stellten nur eine Minderheit dar. Ansonsten gab es hier keine Minderheiten weiter. Nur wenige Türken, Russen oder andere ausländische Mitbürger durften hier wohnen.

Da passten die Dorfgewaltigen schon auf. Hier im Ort wollte man am besten keine Migranten oder was auch immer Fremdes haben.

Hier war Moselland und das war schon seit Urzeiten der Römer so!

Sollten die Ausländer doch hingehen wo sie wollten.

Hier sollten sie nicht sein, hier sollte nur Ruhe sein.

Das mit der Ruhe klappte dann auch die meiste Zeit im Jahr.

Nur in den Wochen im Herbst war es damit vorbei.

Dann strömten die Kegelklubs aus dem Ruhrpott in das kleine Dorf und ins Hotel vom Werner.

Das Wort Ruhe kannten sie nicht und so waren die feuchtfröhlichen Gruppen von Damen- und Herrenkeglern auf den Straßen und Plätzen lautstark unterwegs.

Das diese Herrschaften immer sehr fröhlich waren, es nahm ihnen keiner übel und die Lautstärke nahm man dann ebenfalls hin.

Schließlich brachten sie Geld in die Kassen der Geschäfte und der Wirtschaften, das war dann doch viel wichtiger.

Nur waren es eben wenige Wochen im Herbst und danach war wieder Ruhe im Ort, bis nächstes Jahr zum Wiedersehen.

Bei einigen Dorffesten kam zwar immer wieder einmal etwas Stimmung bei den Eingeborenen und ihren Besuchern auf, aber auch dabei handelte es sich nur um wenige Tage im Jahr.

Besonders natürlich zu Karneval und an den Tagen des Weinfestes war das dann genau so der Fall.

Wenn die Festzüge durch den Ort gingen und sich viele Menschen an den Weinbrunnen oder Ständen versammelten, dann war etwas los im kleinen Dorf, dann war die Stimmung wirklich gut.

Am Ende der Feste waren die meisten Menschlein immer recht weinselig und ihr Verhalten war stark von den Gaben des Gottes Bacchus geprägt. Aber dennoch blieben die meisten Teilnehmer friedlich und freuten sich an diesen Tagen einfach ihres Lebens und Daseins.

Das war dann die sogenannte „moselländische Gemütlichkeit“, die man ansonsten an anderen Tagen manchmal sehr vermissen musste.

Nach den Festen waren die Dorfleute schnell wieder für sich alleine oder in ihren Vereinen versammelt.

So ist es anscheinend immer und an vielen Orten ist es auch genau so.

So ist das Leben in einem kleinen Dorf eben.

Alles hat seine Zeit, warum sollte diese Wahrheit hier nicht stimmen?

Sie stimmte auch hier und es gab eben gute und schlechte Zeiten im Dorfleben.

Robert hatte sich mit den Gegebenheiten in all den Jahren inzwischen arrangiert.

Vieles war eben hier so wie immer und Tradition und Brauchtum ist ja eigentlich auch nicht´s Schlechtes.

Nur eben nicht so modern und zeitnah wie er es sich oft wünschte.

Das war aber auf dem Dorf nun einmal nicht zu ändern und von ihm schon gar nicht!

Am Anfang gab bei ihm auch ein Interesse in einen Verein einzutreten.

In keinem Verein zu sein war nicht förderlich für viele Dinge und er war ja auch ein Geschäftsmann der Kontakte dringend brauchte.

Da er von keiner Seite jemals dahingehend angesprochen wurde, bot er sich den Karnevalisten des „KA & KI“ Karnevalsvereins einmal als Moderator und DJ an.

Sie nahmen seine Offerte zwar zur Kenntnis, aber das war es dann auch schon.

Es kam keine weitere Reaktion von den einheimischen Herren des Elferrates und somit wurde aus der Karriere leider nichts.

Es sollte wohl nicht sein, dass ein „Ossi “ hier im Moselland den Ton angab? Das konnte nicht sein. Der Ostler kannten doch den Karneval sicher gar nicht.

Roberts Dialekt war auch nicht typisch für die Gegend hier und ansonsten konnten sie das sowieso besser, meinten sie jedenfalls später einmal hinter vorgehaltenen Hand.

Damit wurde Robert kein Vereinsmitglied, in diesem Verein nicht und auch nicht in einem anderen Klub. Na ja, wenn es so sein sollte?

Aber immerhin war er ein Bewohner des Ortes und hatte damit ebenfalls seine verbrieften Rechte als Bürger.

Zur Wahl zum ersten gemeinsamen deutschen Bundestag ist er damals noch mit großem Stolz in das Wahllokal im Rathaus gegangen.

Als Neubürger war er verständlicherweise dabei etwas unsicher.

Zu den Wahlen in seiner Ost-Heimat ist er in der Zeit wo er einen Ausreiseantrag gestellt hatte gar nicht mehr hingegangen.

Als Antragsteller einer Ausreise nach dem Westen war das nur konsequent und seine Stimme war sicherlich sowieso schon als „JA“ von der Krenz- Wahlkommission gezählt worden.

99,7% war damals eine übliche Erfolgszahl der Genossen Wahlbetrüger. Aber damals im Frühjahr 1989 gab es sehr viele „ Nein-Stimmen “ und trotzdem hatten die ewig lächelnden roten Wahlbetrüger das Ergebnis noch als überwältigendes Bekenntnis der Bevölkerung für ihre Einheitspartei gewertet und nach ihren Wünschen wieder zurecht gelogen.

Es war eine ihrer letzten Lügen, zum Glück!

Hier im Westen sollte das natürlich nicht so sein. Sollte es nicht?

Als Robert zu seiner Wahlkabine ging wurde er von einem der anwesenden Wahlhelfer darauf aufmerksam gemacht, dass er seine Kreuze gleich an die erste Stelle des Wahlzettels machen könne.

Was sollte er ? Er sollte was tun ? Da standen doch nur die Kandidaten der SPD oben drauf. Das war ein Ding!

Da wollte ihn wohl Einer für dumm verkaufen, so ein Idiot.

Jetzt konnte Robert doch endlich selbst bestimmen, selbst unabhängig abstimmen, nun das.

Ein scharfer Blick von ihm reichte aber aus um den Herren dann zur Raison zu bringen.

Blicke können manchmal mehr sagen als tausend Worte.

Robert konnte doch schon seit vielen Jahren mit Messer und Gabel essen, sogar schon mit Tinte schreiben, nun kam so Etwas.

Er war doch nicht auf der Keks-Suppe des Lebens hierher geschwommen und einen Kran zum Hut aufsetzen brauchte er auch nicht, also Nein !

Aber so einen Dorfhirni gab es da wirklich. Der Herr hatte wohl den Knall nicht gehört!

Seine Kreuze hat Robert natürlich an der richtigen Stelle gesetzt, „das wallte Hugo“! Damals jedenfalls….

Ein richtiges Kreuz aber auch mit so einer Wahl!

Demokratie ist eben auch gar nicht einfach, lieber Robert.

Weder in den ersten Jahren noch später konnte sich Robert dann richtig für eine der politischen Parteien erwärmen.

Ihre Antworten auf die dringenden Probleme der Gegenwart waren ihm immer wieder viel zu schwammig und nicht konsequent genug.

Da wurde zu viel herum gedruckst und verbuchtelt von den örtlichen Partei-Repräsentanten und am Ende war dann der Bürgermeister des Dorfes dennoch immer wieder der gleiche Mensch.

Hier im Ort war es auch so. Seit vielen Jahren war der Bruder vom Werner eben der Bürgermeister. Das war anscheinend immer so und das bleib auch so. Nur dessen schlechter Gesundheitszustand bereitete der ewigen Präsenz dann einmal ein Ende. Jahre darauf ist er dann auch zu früh verstorben. Sein Nachfolger war aber auch wieder einer von der Partei die den Bürgermeister anscheinend schon seit den Römer-Zeiten im Dorf stellte, wieder ein Schwarzer.

Hier war das Spiel der Seilschaften sicherlich ehemals erfunden worden? Alle Seile waren recht ordentlich verknüpft und am Ende ging es dann doch oft nur um ihre eigenen Interessen.

Man nennt das ganze wohl Politik, oder?

Da blieb Robert lieber in seiner Welt und baute sein Leben mit ehrlicher und fleißiger Arbeit auf. Das war viel besser so, viel ehrlicher!

Später hat er diesen Weg dennoch kurz einmal kurz verlassen, weil sich ein lohnendes Geschäft für ihn anbahnte.

Damals ist er den Spuren der Goldtaler noch gefolgt, damals leider.

Sein Brötchengeber hatte als Versicherungsunternehmen mit einer christlichen Partei einen Sondervertrag geschlossen.

Die Mitglieder der Jugendorganisation der Partei konnten dadurch verbilligte und verbesserte Tarife in Anspruch nehmen.

Das musste natürlich vor Ort kommuniziert werden und die Netzwerke zu den verantwortlichen Parteiführern in der Region waren zu knüpfen.

Diese Aufgabe übernahm Robert gerne und er hat sich damals richtig rein gekniet und die Fäden gesponnen.

Gerade auch, weil die eigentlich zuständigen hauptberuflichen Angestellten im Unternehmen keine blasse Ahnung hatten und auch nicht so recht wollten. Zu viel Risiko und Arbeit.

Für ihn als selbständigen Partner des Unternehmens wäre es anscheinend auch eine finanziell lohnende Aufgabe. Das vermutete Robert jedenfalls ein ganze Zeit. Vermutete er…na ja!?

Robert hat dennoch alles gut und richtig organisiert. Er hatte die Werbematerialien in der Zentrale bestellt, Kontakte geknüpft und sich die Finger wund telefoniert.

Sogar eine Rede hatte er vorbereitet und dann später auf dem Parteitag der Jungen in Linz am Rhein auch gehalten.

Das einzig Positive daran waren später ein paar Fotos zur Erinnerung. Ansonsten war es ein voller „Schuss in den Ofen“. Ein echter Griff ins Klo! Die Verantwortlichen der Jungen hielten zwar ebenfalls große Reden und versprachen eine gute Zusammenarbeit, aber es blieb nur bei den Versprechen. In der Praxis war keiner bereit auch nur irgend etwas zu tun. Ganz besonders nicht das, dieses Geschäft in den Unterorganisationen der Partei zu platzieren. Dort waren bereits andere Vertreter vom Mitbewerber richtig gut vertreten, dort ließen sie keinen dran.

So wie es die Möhnen zur Karnevalszeit an der Mosel immer sangen:

„da lasse mir Keener draan “!

Dann lass doch die Finger von der Politik Robert, besser ist es!

In dieser Aktion musste er wieder einmal richtig Lehrgeld bezahlen.

Wem es zum Gelde drängt, der kann sich auch verbrennen. Das wenigstens hatte Robert dabei gelernt.

Seine Finger hätte er besser in seinem Garten beschäftigt. Da sah man das Ergebnis jedes Jahr immer wieder aufs Neue. Die schöne Tulpen und die Rosen erst.

Das war das Schöne. Im Weiteren entwickelten sich die Dinge nicht so gut. Seine Ehefrau war dann auch eines Tages plötzlich weg.

„Bin dann mal weg“, fortgegangen, abgehauen zum großen Geld.

In New York war sie dann doch nicht. Nur einige Dörfer weiter ist sie gekommen und gelohnt hat es sich auch nicht für sie.

Der Gastronom der sie verführt hatte wählte dann eine andere Partnerin aus. Damit hatte sie verloren, was auch nur gerecht war.

Nur der Robert war nun eine ganze Zeit „allein zu Haus“.

Mit seiner neuen Partnerin, die er Monate später kennenlernte, konnte Robert später noch eine gewisse Zeit weiter in der großen Wohnung wohnen. Aber bald wurde es ihnen hier doch zu unangenehm.

Die Vermieter wurden immer biestiger und alles war ihnen nicht mehr recht zu machen.

Da störten plötzlich die Ranken an der Hauswand. Das Schilf musste nun unbedingt aus dem Boden gerissen werden, es war nur noch zum heulen. Aus diesen Gründen war es dadurch besser für Robert jetzt schnellst möglichst umzuziehen.

Der einsame Bauernhof unweit von seiner bisherigen Wohnung war ihm schon seit langem auf seinen Wanderungen aufgefallen.

Dass er dort einmal wohnen könnte, das erschien ihm lange Zeit als fast ausgeschlossen.

Dieser schöne Bauernhof befand sich in einer Alleinlage und war unmittelbar am Berghang mit unverbaubarer Sicht gelegen und dadurch war es recht unwahrscheinlich dort jemals eine Wohnung zu bekommen. Das dachte Robert eine ganze Zeit.

Es ergab sich aber zum Glück für Robert dennoch ganz anders und eine freie Wohnung wurde ihm eines Tages sogar persönlich vom Bauern Peter angeboten, welcher der Besitzer des Wohnhauses und des dortigen Bauernhofes war.

Der ehemalige Mieter war mit kaum 50 Jahren leider verstorben und dadurch war die Wohnung im Obergeschoss nun frei geworden.

An einem Weihnachtsfeiertag holte Robert auf diesem Bauernhof die von ihm bestellte Pute ab und der Bauer Peter sprach ihn dabei direkt auf die freie Wohnung an.

Welch ein Glück, das war wirklich ein großes Glück!

Hier war es wirklich echt schön. Die vier Zimmer nebst Küche, einem Bad und einem Abstellraum befanden sich im Obergeschoss und man konnte aus der Höhe auf die Mosel, die Steilhänge und bis zur Matthias- Kapelle im Nachbarort sehen.

Hier war es wirklich richtig schön und die Wohnung war dazu auch noch richtig groß, über 140 m2, oder mehr. So richtig vermessen wurde sie nie. Drei Balkone rundeten die Mietsache gut ab und so war an allen Tageszeiten auch immer viel Sonne in den Räumen.

Über der Wohnung befand sich ein großer Dachboden und eine Garage durfte Robert ebenfalls nutzen. Es war schon wirklich eine ganz schöne Wohnung.

Dass es auf dem Bauernhof mehrere Ställe mit Rindern gab, das stellte kein großes Problem für Robert und seine Partnerin dar, die nun die Sylvia war.

Von der Rinderzucht lebte die Bauernfamilie eben und auch noch vom Weinanbau. Von vielen Kirschbäumen, einigen Feldern mit Mais und Getreide und Kartoffeln gab es ebenfalls auch noch.

Es waren sehr fleißige und gute Menschen, seine Bauern-Vermieter.

Der Mietpreis war ebenfalls angemessen und da Robert mit seiner Sylvia gemeinsam einziehen wollte, konnten sie sich die große Wohnung so auch leisten. Den Mietvertrag haben sie auf unbestimmte Zeit abgeschlossen… man weiß ja nie, was noch kommt ?

Es sollten eigentlich viele schöne Jahre kommen, das haben sich damals alle ganz bestimmt wirklich gewünscht.

Das es dann später leider alles nicht so kam und schlussendlich daraus nur einige Jahre wurden… na ja, „cèst la vie“!

Seine neue Liebe hielt leider nur eine gewisse Zeit. Noch sieben Jahre wohnten die Beiden hier auf dem Bauernhof, dann war auch mit dieser Liebe Schluss. Nicht´s ist eben für die Ewigkeit, so ist es ja immer auf dieser Welt.

Die verflixte Sieben eben, oder?

Besonders schön war aber die Umgebung von dem Bauernhof.

Gleich im Anschluss befand sich ein Wildgehege, wo sein ehemaliger Vermieter aus der Hauptstraße eine große Anzahl Rehe als sogenannter Waldbauer hegte und pflegte.

Bis zum späten Jahr natürlich nur, denn dann wurden einige der Tiere als Wildbret aus der Herde heraus abgeschossen.

Das ganze Jahr über konnten sie aber in großer Ruhe und Freiheit leben, in den Tälern herum springen und auf den Wiesen äsen.

Die Tiere waren immer sehr scheu und die Spaziergänger mussten sich schon still verhalten, um die Herde nicht zu verschrecken.

Ihr Anblick war dennoch eine rechte Belohnung für die Wanderer und Vorbeikommenden, die Rehe und Kitze sahen wirklich sehr schön aus. Besonders interessant war selbstredend der Platzhirsch und seine jüngeren Konkurrenten. Jedes Jahr war es immer wieder eine Freude, ihre Rufe in der Brunftzeit zu hören, ihr Röhren und Brüllen. Ja, Ja… die Weibchen locken schon!

Eine Wanderung auf dem Berg war sowieso immer zu allen Jahreszeiten sehr interessant und erholsam.

Wenn im Frühling die Blüten der Kirsch- und der anderen Obstbäume heraus platzten, oder wenn im Sommer die Felder mit dem reifen Getreide in voller Pracht standen, es war immer schön auf dem Berg.

Auch im Winter, wenn reichlich Schnee lag, konnte man dort spazieren gehen, oder einen kleinen Buckel ab rodeln, manche Jahre sogar Langlauf mit den Ski-Brettern betreiben.

Dann kamen sogar die Stadtmenschen hierher, denn es war wirklich ein Paradies auf dem Berg, das ganze Jahr über. Die Wege waren gut gepflegt und wenn manchmal eine Spur von den Traktoren oder den Erntemaschinen darauf lag, war es auch nicht so schlimm, es war eben echtes Landleben.

Besonders gerne ging Robert den Weg bis zur Moseltalbrücke, über die die Autobahn 61 führte.

Dort stand eine Holzbank zum ausruhen und von hier aus hatte er immer einen schönen Blick in das Moseltal und auf die 136 Meter hohe Brücke. Hier war ein Ort des Friedens und der Ruhe. Hier war Natur und Leben, alles an einem Platz.

Meistens war er dort allein, aber das wollte er ja auch so.

Hier konnte er seine Ruhe finden, konnte nachdenken und überlegen, einmal verschnaufen vom hektischen Leben.

Später war er an diesem Platz fast jeden Tag und mit der Zeit immer öfter. Er brauchte die Ruhe und die Zeit damals nur für sich. Er war müde und leer und die Seele war nur noch traurig. Da war dieser Ort gerade gut für ihn.

Das ganze Jahr war es auch immer möglich von einigen Bäumen die Früchte zu kosten. In der Kirschenzeit musste man natürlich vor den gewerblichen Kirschenpflückern an den Bäumen sein, sonst waren sie schnell abgeerntet. Die Polen und Rumänen waren von den Bauern dafür extra ins Land geholt worden und die Erntehelfer mussten sich täglich ganz schön sputen, um ihre „Märker“ und später die „Euronen“ zu verdienen.

Dadurch ging es immer Ratz-Fatz bei Ihnen mit der Arbeit. Die Leute waren richtig gute und fleißige Helfer.

Besonders zur Spargelzeit waren auch viele Erntekräfte auf den Feldern. Diese Arbeit war erst eine richtige Schufterei für sie, so den ganzen Tag mit krummen Rücken die Spargelstangen zu ernten, alle Achtung!

Von den Deutschen wollte diese Arbeit keiner mehr machen, diese war viel zu schwer für sie. „Die Polen und Rumänen machten das schon, da brauchen wir uns nicht zu bücken “.

Schade eigentlich. So Manchem hätte Robert diese Erfahrung gerne gegönnt, dafür gab es einige Kandidaten!

Bei der Maisernte im Spätsommer gab es für Robert meist nicht viel zu holen, da waren die modernen Erntemaschinen viel zu schnell über die Felder gehuscht. Einige Kolben konnte er aber dennoch immer wieder abzweigen und wenn sie im vollen Fett brieten war schnell ein gutes Essen zu bereitet.

Manches war so einfach zu bekommen und diese Mahlzeiten schmeckte ihm trotzdem immer sehr gut. Es muss nicht immer Kaviar sein!

Auf dem Bauernhof standen auch einige Nussbäume und in der Umgebung noch viel mehr.

Da war es für Robert in der Tagen des Herbstes eine reine Freude, die herabgefallenen Nüsse einzusammeln, manchmal ganze Säcke voll. Meistens ließ er sie noch nach reifen und erst zu den Adventstagen oder zu Weihnachten schmückten sie dann die bunten Teller.

Das alles kostete kein Geld und es war für ihn richtig wichtig die Geschenke der Natur immer anzunehmen und nichts vergammeln zu lassen.

Vielen Menschen hier war das aber alles zu viel Arbeit und sie verstanden die Dinge anders.

„Diese Dinge könnten sie auch im Supermarkt kaufen, da gab es doch immer alles “.

Das waren eben solche Menschen die wirklich glaubten, dass sie sich alles kaufen könnten, sogar Gesundheit.

Dabei hatten sie nur nicht begriffen dass sie allenfalls den Arzt und die Medikamente bezahlt hatten, aber nicht ihrer Gesundheit.

Sie kann man nicht kaufen. Gesundheit ist ein Geschenk!

Mit dem Glück ist es auch so. Kaufen kann man es sich nicht. Dafür muss man sich sehr viel bücken und ackern, sehr viel sogar!

Aber so sind manche Menschen eben. Sie begreifen es einfach nicht.

Mit seinem Glück war Robert in diesen Wochen damals nicht sehr zufrieden gewesen.

Da er selbstverschuldet einen Unfall mit seinem Auto gebaut hatte war nun alles plötzlich so ganz anders.

Das er den Vorfall auch alleine verantworten musste war ebenfalls eine klare Angelegenheit für ihn. Nicht schön, aber leider die Wirklichkeit.

Nun waren die Konsequenzen zu tragen und das war dann wieder die andere Seite der Medaille.

Ohne sein Auto war er ganz schön aufgeschmissen und seine ganze Welt kam deswegen ganz durcheinander.

Der Bauernhof war zwar ideal zum Wohnen. Aber ansonsten lag er eben sehr einsam dort und auf dem Berg gab es ja nicht einmal einen einzigen Laden zum Einkaufen.

Hier gab es gar nichts, außer der schönen Natur und den Wohnhäusern der Anwohner.

Jedes Lebensmittel, jeder Falsche Limo, einfach jedes Teil musste von nun an aus dem Unterdorf von ihm alleine besorgt werden.

Am Anfang half ihm sein Freund Heinz noch bei diesen Besorgungen, denn er besaß zum Glück ein Fahrzeug. Lange hielt diese Hilfe nur leider nicht an und mit fadenscheinigen Begründungen untermalte der „ gute Freund“ Heinz bald den Schluss seiner Unterstützung.

Wer ihm damals einen Floh in den Kopf gesetzt hatte, dass war Robert anfangs noch nicht klar. Später schon… aber jetzt war es erst einmal der Anfang einer unschönen Entwicklung. Die Ex-Ehefrau von Heinz war wieder zu ihm gezogen und übte leider keinen guten Einfluss auf ihn aus. Der viele Rotwein auch nicht.

Die Freundschaft mit Robert war ihr nicht recht und sie war es auch die es dann schaffte, dass es damit bald ein Ende fand.

Der ehemalige Freund stand immer mehr unter ihrer Fuchtel und Robert konnte kaum noch mit ihm vernünftig reden.

Die gemeinsamen guten Zeiten der beiden Freunde waren vergessen, davon war jetzt keine Rede mehr.

Es kamen später noch mehr unschöne Dinge von dort auf Robert zu, bis zu Polizei und Gericht gingen die Dinge von ihm aus. Nur lohnt es sich nicht weiter darüber zu berichten.

Das war zu mies von den Beiden. Zum Glück haben sie in allen Sachen keinen Erfolg gehabt mit ihren Anschuldigungen.

Es hat sie nur Geld gekostet und die letzte Achtung vor sich selbst haben sie dabei wohl auch noch verloren. Es könnte ja so gewesen sein.

Dadurch war Robert nun ganz alleine mit seinen Problemen und eine echte Hilfe konnte er jetzt von Niemandem mehr erwarten.

Damals hat er sich sehr zusammenreißen müssen, denn das war wirklich kein gutes Ergebnis.

Robert allein zu Haus… keine gute Story!

Es blieb ihm dadurch gar nichts anderes übrig als die Suppe alleine auszulöffeln, die er sich da eingebrockt hatte.

Sein Auto hatte er ja leider gegen eine Mauer gefahren, wobei er auch nicht nüchtern war. Ein schrecklicher Fehler von ihm, der nun auch seine Folgen zeigte.

So ist er dann eben mehrfach in der Woche ins Unterdorf gelaufen wenn er Brötchen oder andere Dinge einkaufen wollte.Die Entfernung war zwar mit knapp drei Kilometern nicht ganz so weit, aber er musste wieder hoch auf den Berg kommen und dieser Weg war schon recht steil. Die Einkaufstaschen wurden immer schwerer und manchmal hat er mehrere Pausen machen müssen, da ging ihm einfach die Puste aus.

Wenn er viel Glück hatte, dann hielt manchmal ein Anwohner vom Berg mit dem Auto an um ihn mit nach oben zu nehmen.

Das kam schon vor. Aber selten… nur sehr selten.

Meistens waren sie wohl zu sehr mit sich selbst und ihren eigenen Problemen beschäftigt und fuhren lächelnd an Robert vorbei. Schadenfreude? So ist das eben wenn man am Boden liegt. Da hilft Dir kein Mensch.

Aber Einer dann doch und das war der Johannes.

Der gute Mann war ebenfalls ein Junggeselle und kannte Robert und seine Geschichte.Für ihn war es gar kein Problem dem Robert zu helfen und immer wenn Johannes gebraucht wurde, dann war er pünktlich mit seinem Auto auf dem Bauernhof.

Damit waren diese Probleme für Robert zum Glück erst einmal geklärt.

Er konnte mit Johannes zusammen einkaufen fahren und manchmal sind sie sogar am Wochenende in die Stadt gefahren, oder zu einem Konzert. Besonderes gerne mochte der Johannes die Musik der Gruppe „Side Walk“, da wollte er kein Konzert verpassen.

Die Musiker waren auch wirklich gut. Eine richtig gute Cover-Band, welche die Titel mehrerer Interpreten wie echt rüber bringen konnte, die wirklich eine geile Mucke machte.

Da sind die beiden Alleinstehenden fast zu jeden Konzert der Band gefahren und es war immer richtig schön dabei.

Dem Johannes sei heute noch recht vielen Dank dafür gesagt!

Robert half ihm natürlich ebenfalls wenn er einmal gebraucht wurde.

Das war für ihn selbstverständlich und das hatte er doch immer schon in seinem Leben so gehalten.

Geben und nehmen, so ist das immer richtig!

Für den Johannes war es auch eine Hilfe wenn er nicht ganz alleine sein musste. Damit halfen sich die Beiden also gegenseitig. Besser konnte es es doch nicht gehen.

Das war schon gut so, aber sonst ?

Die Situation war insgesamt für Robert keine Gute und bald kamen noch erhebliche gesundheitliche Probleme mit hinzu. Er bekam einen Tinitus und zusätzlich noch eine Reizung vom Gesichtsnerv, dem Trigeminus-Nerv. Das waren schon sehr heftige Schmerzen und er musste zum Arzt gehen, wurde krank geschrieben.

Damals hat er die Schmerztabletten wie Bonbons eingeworfen, aber richtig geholfen haben sie bald gar nicht mehr.

Damit begannen seine Termine bei den Spezialisten, dem HNO- Arzt, Zahnarzt, Internisten und dem Neurologen.

Er durchlief die gesamte Diagnostik ohne das eine wirkliche Diagnose von den Ärzten gestellt werden konnte.

Er saß stundenlang in den Wartezimmer und immer wieder kamen nur Vermutungen und Verdachtsdiagnosen zu Tage, die Ärzte fanden die Ursache nicht.

Diese Tatsache war nicht gut für Robert und zwischenzeitlich wurde es wirklich zu viel für ihn.

Jetzt war ein Punkt erreicht wo er gar nicht mehr weiter konnte.

Nun war er erledigt, richtig fertig. Nicht nur mit seinem Körper, nun auch noch mit den Nerven.

Für den Fall einer Erkrankung hatte Robert natürlich eine Absicherung getroffen, eine Krankentagegeldversicherung abgeschlossen.

Als Versicherungsmakler war das doch klar und notwendig.

Diese Versicherung kam ihren Verpflichtungen aus dem Vertrag nach umfänglichen Prüfungen nach Wochen dann auch nach. Aber sich machten es wohl nicht sehr gerne.

Robert merkte bald, dass sie in seinem Umfeld Erkundigungen über ihn einzogen. Ehemalige Kollegen wurden befragt und selbst seine Telefondame bekam Besuch von zwei Herren.

Sogar sein E-Mail Postfach war plötzlich voller dubioser Angebote und Nachfragen nach Versicherungen, welch ein Wunder? Sonst war da nicht viel drin. Arbeiten durfte er ja nicht im Krankheitsfall, konnte er ja auch gar nicht. Nur das wollten die Herren und Damen des Versicherers ihm wohl nicht so recht glauben.

Ständig bekam er Telefonanrufe von Unbekannt und sogar zwei Hausbesuche von der Internen Abteilung der Versicherung.

Das war ein Ding.

Die wollten ihn linken, trauten ihm nicht.

Dabei konnte Robert in dieser Zeit wirklich nicht mehr als Versicherungsmakler arbeiten. Er war wirklich echt krank und immer noch war keine richtige Diagnose von den Ärzten gestellt worden.

Er durfte nach den Bedingungen der Versicherung auch gar nicht arbeiten. Dieses Geschehen und die ständige Überwachung durch die Versicherung machte ihn sehr traurig. Es stimmte also doch: die wollen NIE richtig bezahlen! So sagte es ja schon immer der Volksmund über die Versicherungen. War dem wirklich so?

Diese Erlebnisse machte Robert noch trauriger und er wurde depressiv und noch kränker. Die eigenen Kollegen überwachen, also das war doch das Letzte!

Das Ganze beeindruckte die Versicherung aber gar nicht, die zogen ihre Sache durch.

Das es bei so einer unklaren Krankengeschichte auch zu ärztlichen Gutachten kommen würde, damit hatte Robert gerechnet. Dabei war ihm nicht bange, denn er war ja richtig krank. Davor brauchte er keine Angst haben , dachte er damals. Der erste Gutachter sah es als Neurologe auch so wie Robert. Er wollte die weitere Diagnostik abwarten und das war auch die einzig richtige Bewertung. Der Versicherung gefiel dieses Gutachten im Ergebnis natürlich gar nicht und so ordneten sie sogleich im Anschluss zeitnah ein weiteres Gutachten an.

Obwohl wirklich erst ein viertel Jahr lang die Zahlungen von der Versicherung erbracht wurden, es war ihnen nicht recht, sie wollten nicht weiter zahlen. Das war zu befürchten.

Einen Gutachter werden die schon finden der etwas reinschreibt, damit die nicht weiter zahlen brauchten. So ahnte Robert das Kommende schon richtig und weit im Voraus.

Genau so kam es dann auch. Ein Orthopäde aus Lahnstein übernahm diesen schmutzigen Job. Robert wurde von ihm als nicht 100%- ig arbeitsunfähig angesehen und obwohl der Herr Arzt weder ein Röntgenbild angefertigt hatte, keine gründliche Diagnostik von ihm veranlasst wurde, er schrieb sein Gutachten genau so: nicht 100%-ig arbeitsunfähig!

Damit war das von der Versicherung erwünschte Ergebnis erreicht worden und sie stellten die Zahlungen unverzüglich ein.

Nun war Robert ganz im Eimer!

Er war zwar immer noch arbeitsunfähig. Er war auch weiterhin ohne eine einzige Unterbrechung krankgeschrieben und die Diagnostik war noch lange nicht zu Ende. Immer noch war keine zutreffende Diagnose gefunden worden , von der richtigen Behandlung ganz zu schweigen.

Aber Robert bekam jetzt gar kein Geld mehr von der Versicherung und selbst konnte er aus den gesundheitlichen Gründen auch nichts verdienen. Dass war ein Ding, das war nun richtig Mist!

Das die Versicherung so fies reagieren würde, sogar Detektive auf ihn ansetzte, falsche Nachfragen an ihn per Telefon und E-Mail schickte, ihn überwachte… das war alles nun zu viel für ihn.

Jetzt war er ganz am Ende, konnte nun gar nicht mehr.

Was er noch schaffte war den „Antrag auf Hilfe zum Lebensunterhalt“ an das Amt zu schreiben, dann war wirklich Schluss.

Er musste für einige Wochen zur Ruhe kommen. Er brauchte jetzt dringend ärztliche Hilfe, musste in ein Krankenhaus.

Jetzt funktionierte bei ihm gar nichts mehr richtig. Er hatte einfach gar keine Kraft mehr.

In dem Krankenhaus bekam er die dringend notwendige Unterstützung und endlich die richtigen Therapien, hier konnte er wieder zur Ruhe kommen. Sogar die notwendigen Telefonate und Anträge beim Amt wurden von den Sozialarbeitern von dort übernommen. Robert konnte selbst das damals nicht mehr. Er konnte nicht einmal mehr mit anderen Menschen telefonieren, es ging gar nichts mehr.

So schlecht fühlte er sich damals, so wenig Kraft hatte er noch.

Seine Seele war nur noch traurig und es wollte in diesen Tagen keine Sonne in sein Herz dringen, er war am Ende!

Zum Glück hatte er später fachlich gute Hilfe von den Ärzten der Klinik und so konnte er wenigsten zur Ruhe kommen, seine Ruhe wiederfinden. Die Diagnosen wurden nun endlich richtig gestellt und die Behandlung eingeleitet.

Das Ganze interessierte die private Krankenversicherung zwar überhaupt nicht. Aber bald zwei Rechtsanwälte die in seinem Auftrag tätig wurden. Für seinen Vertrag musste Robert ja die monatlich anfallenden Beiträge natürlich weiterbezahlen. Nur die versicherte Leistung wurde von der Krankenversicherung nun nicht mehr gezahlt.

So blieb ihm gar keine andere Möglichkeit. Er reicht Klage gegen die Versicherung ein.

Damit begann nun wieder ein neues Kapitel. Auf See und vor Gericht ist ein Jeder ja immer in Gottes Hand!

Das konnte dauern und da die große Versicherung einen langen Arm hatte und selbstredend auch viel Geld, war für Robert mit allem zu rechnen, nur nicht mit seinem Geld.

Für ihn waren von nun an schwere Zeiten angebrochen, denn noch nicht einmal die volle Miete für seine Wohnung wurde später vom Amt übernommen.

Da er ja nach dem Gesetz noch selbständig war, wurden sein Büro und das Lager von den Sachbearbeitern des Job-Centers als Gewerberäume deklariert und diese waren somit nicht erstattungsfähig.

Das Finanzamt sah diese Tatsache anlässlich einer Vor-Ort Prüfung aber ganz anders, da besaß Robert plötzlich keine Gewerberäume mehr.

Da war das Büro dann ein Wohnraum und einen Lagerraum gab es für diese Herrschaften auch nicht, obwohl sie bei der Vor-Ort Prüfung gerade mitten darin standen. Das sollte einer verstehen?

Gerade jetzt kam also eine Prüfung vom Finanzamt. In den ganzen Jahren war das niemals geschehen und ist bei Solo-Selbständigen ja auch eher die absolute Ausnahme. Wer hat da nur dran gedreht ?

Jede Behörde sah es also so, wie es für sie am günstigsten war. Nur der Bürger Robert war dabei immer der Dumme!

Was war nur hier los im Amtsdeutschland?

Seine Einsprüche halfen ihm auch nicht weiter, denn deutsche Ämter begehen ja bekanntlich keine Fehler.

Dort hatte alles seine Richtigkeit, der Ordnung halber.

So fehlte Robert das Geld an allen Ecken und Kanten und er konnte die Löcher gar nicht so schnell stopfen wie sich neue Lücken auftaten.

Gleich am Tag seiner Antragstellung bestimmte das Job-Center, dass er umgehend am nächsten Tag zu einer Arbeit beim städtischen Gartenamt antreten sollte obwohl sie den Antrag noch überhaupt nicht einmal geprüft hatten.

Da war aber zum Glück sein Krankenschein davor, das ging so nicht.

Der Kelch ging an ihm vorbei, aber eben nur dieser.

Es kam alles noch viel schlimmer. Er wurde bald vom Job-Center darüber informiert dass sie nur für sechs Monate die Miete für seine Wohnung übernehmen würden, dann müsse er in eine viel kleinere Wohnung umziehen. Das wäre Gesetz und somit verbindlich.

Somit war nun das größte Problem für Robert entstanden: seine bisherige Miete wurde sowieso nur zur Hälfte übernommen und bald müsste er dann ganz von hier wegziehen, den geliebten Bauernhof verlassen. Nur wohin sollte er ziehen?

Wo konnte er ein neues zu Hause finden, wo nur ?

So sehr er sich auch bemühte und in den örtlichen Zeitungen und im Internet nach einer Wohnung suchte die den Anforderungen des Amtes entsprach, er konnte keine finden. In der hintersten Eifel vielleicht? Nur was sollte er dort? Damit war es ihm bald immer klarer: er müsse seine Zelte hier bald ganz abbrechen. Er musste jetzt weit wegziehen!

Alles hat eben auch seine Zeit und Robert erschien es so, als ob seine Zeit hier gerade abgelaufen war.

Das ist im Leben sicher öfter so. Nur meistens bemerkt man es nicht zeitig genug, oder manchmal gar nicht.

Damit hatte Robert bereits seine Erfahrungen gemacht und das waren leider meist keine Guten gewesen.

Nun galt es für ihn also keine Fehler zu machen und die Zeichen der Zeit richtig zu erkennen.

Was sollte ihn hier denn jetzt noch halten?

In seiner Wohnung konnte er sowieso nicht bleiben. Echte Freunde hatte er hier keine mehr, damit war die Sache doch klar!

Es gab keine bessere Lösung als wieder nach Hause zu ziehen… wieder in seine schöne Elbestadt, zu den alten Eltern und der Schwester.

Für Ihn war die Sache damit geklärt, für das Amt natürlich nicht!

Er müsse in der hiesigen Region eine Wohnung finden und einen Umzug in die Kunststadt wollten sie nicht bezahlen.

Zwar gab es hier gar keinen bezahlbaren Wohnraum in der Nähe, aber das war dem Amt völlig egal.

Damit begann eine ganz verzwickte Geschichte und diese raubte Robert bald die letzten Nerven. Mit Bitten konnte man den Bürokraten nicht kommen. Da hatten sie das Gesetz auf ihrer Seite. Mit Vernunft schon gar nicht. So etwas war im Gesetz gar nicht vorgesehen. Für Robert gab es dennoch keine andere Möglichkeit. Er musste hier weg, er musste doch!

Da hat er sich also auf die Suche gemacht und später dann eine schöne kleine Wohnung in „Elbflorenz“ über ein Internet-Inserat eines Immobilien-Maklers gefunden.

Den richtigen Spediteur fand er ebenfalls bald heraus und einen Sponsor für die Kosten auch, die lieben Eltern halfen ihm natürlich jetzt.

So war es für ihn gut und richtig. Sein Vater und die Mutter haben immer geholfen wenn die Not groß war, immer!

Dem Amt hatte er seinen dann Vorschlag mehrfach unterbreitet. Nur fand der dort erwartungsgemäß kein Verständnis.

Dann also nicht! Wieder ging eine Klage von Robert auf den Weg zum Gericht. Wenn es nicht anders ging? Dann also, bitte schön Herr Richter! Einige Jahre später hat er sich die Hälfte der Umzugskosten dann doch erstritten und das Amt gab klein bei. Mit etwas Menschlichkeit und Vernunft vom Job-Center wäre es sicher auch ohne den Klageweg gegangen. Nur ist das eben immer so eine Sache, wenn man mit einem deutschen Amt zu tun hat.

Mit diesen Streitigkeiten waren einige Wochen voll ausgefüllt, aber der Tag seine Abreise aus dem Moselland kam dennoch immer näher.

Robert hatte den Mietvertrag mit dem Bauern Peter bereits in gegenseitigem Einvernehmen gekündigt und der neue Vertrag war von ihm und dem neuen Vermieter in der Elbestadt ebenfalls abgeschlossen worden. So weit, so gut! Aber da war noch die Wohnung auszuräumen und das war dann noch eine ganz harte Nuss für ihn.

Mit seiner Gesundheit stand es zwar immer noch nicht zum Besten. Nur half ihm das in Wirklichkeit nicht weiter, da musste er alleine durch.

Von seinen Möbeln und Gegenständen konnte er sowieso nicht alles mitnehmen. In der neuen, viel kleineren Wohnung war dafür gar kein Platz. Sogar seine schönen Pflanzen und die vielen Bilder waren zu viel, wie so manches Andere auch noch.

Einige Sachen konnte er verkaufen und Manches hat er einfach verschenkt. Das war dann die beste Lösung, denn mitnehmen konnte er sie ja doch wirklich nicht.

Die schönsten Momente erlebte Robert bei seinen Aufräumarbeiten, als er die unzähligen Drucksachen der unterschiedlichsten Versicherungen in die Mülltonne werfen konnte. Das war richtig schön!

Wegen seiner angeschlagenen Gesundheit konnte er sowieso nicht mehr als Makler für die Versicherungen arbeiten und immer mehr wollte er es auch nicht. Was könnte er denn den Kunden noch erzählen bei der Geschichte, die er mit seiner Krankenversicherung gerade erlebte?

DIE wollten wirklich nicht zahlen. Am besten gar nicht. Oder wenn sie schon zahlen müssten, dann aber eventuell irgendwann und nur Irgendetwas.

Verträge galten in diesem Fall nur für den Kunden, oder sie waren sowieso meist im Interesse der Versicherer gestrickt und der Kunde war dabei oft der Dumme.

Das war wirklich nicht fair und so sehr die Versicherung später immer wieder trickste, im Recht waren sie dennoch nicht.

Aber das musste erst ein Gericht feststellen und das konnte dauern, sehr lange dauern! Es dauerte sehr lange und immer noch war damals keine Entscheidung in Sicht gewesen. Es dauerte danach noch einige Jahre. Schlussendlich bekam er auch nur einen Teil der Gesamtsumme nach 7 Jahren Rechtsstreit. Aber besser als Nichts war es immer noch.

Dadurch war es für Robert damals schon viel besser gewesen, den ganzen Versicherungskram einfach weg zu schmeißen, weg damit!

Ab in die Mülltonne. Da gehört der ganze Mist sowieso hinein, nur Müll. Was sich da nicht alles über die Jahre angesammelt hatte, wahrlich eine ganze Menge. Der ganze Boden war voll mit Kisten von Unterlagen und Prospekten und der arme Robert hatte viel zu schleppen gehabt, sehr viel. Geholfen hat ihm dabei wieder einmal gar Keiner, wer auch?

Das war schon eine echte Schinderei damals, aber notwendig und unausweichlich.

Seine Pflanzen hat er in gute Hände gegeben, die kamen natürlich nicht in den Müll oder auf den Kompost. Sylvia hat sie dann bekommen, dort leben sie heute noch.Die Pflanzen waren doch auch Leben und davor hat er immer Achtung gehabt, dass war selbstverständlich für ihn.

Von vielen Dingen trennte er sich dann einfach so. Sie hatten auch ihre Zeit gehabt, waren nun nicht mehr nützlich.

Es fiel ihm ebenfalls nicht schwer manche Sachen einfach weg zu geben. Es waren doch eh nur materielle Dinge und wenn sie noch einen Wert für Robert hatten, dann meist nur einen Ideellen.

Man muss sich schon trennen können, einfach loslassen, das lernte Robert in diesen Tagen ganz deutlich. Was ihm viel schwerer fiel war die Trennung von der schönen Natur, den alten Bäumen, den Rehen im nahen Gatter und von seinem Bauernhof. Hier durfte er einige schöne Jahre erleben. Hier hätte er sein zu Hause wirklich fast gefunden.

Nun war eben einen andere Zeit angebrochen und er musste die Tatsachen annehmen. Es war jetzt Zeit für ihn zu gehen.

„It`s time to say goodby“.

Als der Möbelwagen mit den Helfern und Möbelpackern dann an einem Tag im Oktober wirklich auf dem Hof stand, wurde ihm trotzdem ganz anders. Einige Tränen musste er schon wegdrücken. Es fiel im alles nicht so leicht, wie er es sich vorgenommen hatte.

Die Herren waren zum Glück richtige Umzugsprofis und es ging Ruck-Zuck, dann war seine Wohnung leer geräumt.

Nun ja, fast einen ganzen Tag hat es dann doch gedauert. Aber schneller ging es eben nicht.

Jedes Zimmer musste Robert nach dem ausräumen noch schnell mit dem Schrubber wischen und die Auslegeware mit dem Staubsauger absaugen, dann war alles geschafft.

Die Wohnungsschlüssel übergab er dem Bauern Peter mit großem Dank dann am frühen Abend und danach nahm er schnell neben dem Fahrer im Führerhaus des Möbelwagens Platz.

Es war so vereinbart worden das er gleich mitfahren konnte.

Damit sparte er sich das Geld für die teure Zugfahrt und das war dann ja auch wieder gut für ihn. Ein guter Deal mit der Umzugsfirma.

Mit seinem Fotoapparat hat er noch einige Fotos gemacht.

Von der Abfahrt von seinem Bauernhof, vom Berg und von der Mosellandschaft.

Leicht gefallen ist ihm sein Abschied damals ganz bestimmt nicht, gar nicht!

Aber es musste so sein und damit waren die Weichen für Robert und seine Zukunft gestellte. Er fuhr nun wieder zurück in die Zukunft.

Zurück in sein neues Zuhause in der alten Heimat.

Zurück in die Zukunft. Aber diesmal war es eine gute deutsche Geschichte.

Gestern war heute

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