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3. Brief vom 12. September 2019

Anlage

Kleines Klimaflugblatt

Leipzig, 12. September 2019,

zu öffnen am 12. Juli 2036

Lieber Matti,

hallo, du in meinem Heute noch so kleiner Schatz, sei in der Zukunft ganz lieb von deinem Opa gegrüßt. Das Versenden von Botschaften in Zeitkapseln in die Welt von morgen ist schon ein aufregendes Unterfangen und darüber hinaus eine ziemlich gewöhnungsbedürftige Angelegenheit. Gestern habe ich dich noch als einen aufgeweckten dreijährigen Jungen auf den Arm genommen und versucht, mich in deine kindliche Welt hineinzudenken. Ein paar Tage später schicke ich mich an, einem jungen Mann von 20 Jahren einen Brief in die Zukunft zu senden, in dem ich mir Gedanken über ein Thema mache, das bestimmt auch noch in 17 Jahren unter den Leuten für Aufregung und Gesprächsstoff sorgen wird.

Ich hoffe, dass du in ziemlich genau 202 Monaten in der Zukunft gesund und munter daherkommen wirst. Was mich betrifft, glaube ich in meiner Zeit und meiner Welt (noch) ganz gut über die Runden zu kommen. Allerdings möchte ich mich schon heute mit dir über Dinge unterhalten, die du als Dreijähriger noch nicht verstehen kannst. Wie gern würde ich dir die Welt erklären, na ja so, wie ich sie eben verstehe! Schade, dass ich das nicht tun kann, denn es gibt halt furchtbar viele Themen, die man als Großvater glaubt, mit der Generation seiner Kindeskinder erörtern zu müssen! Insofern vermisse ich schon den Gedankenaustausch mit einem jungen Mann, der du einmal sein wirst. Das mag vielleicht ein bisschen seltsam oder komisch klingen, denn es heißt doch, dass man nichts vermissen kann, was man niemals kennengelernt hat. Nun ja, ich denke, dass ich das dennoch tue, weil ich mich mit dir als Erwachsenen nur in meinen Gedanken und Träumen unterhalten kann. Keine Angst mein Lieber, mein etwas spirituell scheinendes Gehabe muss kein Anzeichen von geistiger Verwirrung sein. Nenne es meinetwegen großväterliche Wunderlichkeit. Ein gewisses Maß davon scheint ja das Vorrecht des Alterns zu sein!

Mein Junge, wie gern hätte ich mit dir über ein Thema gesprochen oder meinetwegen auch gestritten, das seit einigen Jahren hierzulande engagiert und kontrovers diskutiert wird und die öffentliche Meinung spaltet. Es handelt sich um den anthropogen verursachten Klimawandel, der vornehmlich als eine Klimaerwärmung verstanden wird. Der Sachverhalt erfreut sich der Aufmerksamkeit von Klimaforschern, großen Teilen der Politik, den meisten Medien und vor allem von sogenannten Klimaaktivisten, die das Phänomen teilweise auch ungewöhnlich vehement propagieren.

Das Thema hat sich in relativ kurzer Zeit als gesellschaftlich bedeutsam erwiesen und scheint in der öffentlichen Meinungsdebatte inzwischen fest etabliert zu sein. Der (zunächst vermeintlich) von Menschen gemachte Klimawandel wird mit Sicherheit auch noch in 17 Jahren für heiße Debatten und Diskussionen sorgen. Deshalb habe ich mich entschlossen, die Faktenlage, soweit sie mir bekannt ist, und meine Ansichten zur Klimawandel-Problematik in einer Art Flugblatt für dich aufzuschreiben und in die Zukunft zu schicken. Du solltest dich mit dem Text unvoreingenommen und ohne eine vorgefasste Meinung beschäftigen und über die von mir thematisierten Sachverhalte und Interpretationen nachdenken. Darüber hinaus könnten Diskussionen mit Freunden und Bekannten oder meinetwegen Recherchen im Netz für das Verständnis des komplexen Themas hilfreich sein. Schließlich musst du dir eine Meinung zum Diskussionsgegenstand bilden, die sich an faktenbasierten wissenschaftlichen Aspekten zu orientieren hat.

Bei deinen Gesprächen und Recherchen könntest du natürlich zu anderen Ansichten gelangen als diejenigen, die ich in diesem Brief und in dem Flugblatt vertrete. Das habe ich selbstverständlich zu akzeptieren, denn schließlich bist du in der Zeit ein ganzes Stück weiter vorangekommen. Vielleicht sind bis dahin Ereignisse eingetreten oder Erkenntnisse gefunden geworden, die zu meiner Zeit noch nicht bekannt gewesen sind oder zur Diskussion gestanden haben. Doch zu welchen Überzeugungen du auch gelangen magst, bedenke, dass Erkenntnisse und Einsichten, die auf den ersten Blick plausibel und logisch daherkommen, nicht zu Dogmen verkommen dürfen. Darüber hinaus solltest du vorsichtig sein, wenn dir jemand einreden will, dass gewisse Dinge bereits ein für alle Mal und für alle Ewigkeit geklärt worden sind und ein Nachdenken darüber müßig sei.

Matti, mit diesem Brief möchte ich gleichzeitig meine Eindrücke zur Kultur der gegenwärtigen Debatte über den Diskussionsgegenstand „anthropogen verursachter Klimawandel“ loswerden. Die Zukunft soll ruhig erfahren, wie es damals hierzulande in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung um dieses Thema zugegangen ist. Ich hätte es zuvor nicht für möglich gehalten, dass die Debattenkultur in derartige intellektuelle Niederungen abgleiten könnte.

Meiner Wahrnehmung zufolge agieren Leute, die die anthropogen verursachte Klimaerwärmung für eine „unumstößliche, unwiderlegbare und absolute Tatsache“ halten, mit aufgesetzter Überheblichkeit, arroganter Intoleranz und einer unangemessenen, ja teilweise aggressiven Argumentation. Diese sogenannten Klimaaktivisten versuchen, Andersdenkende mit der albernen Wortschöpfung „Klima-Skeptiker zu stigmatisieren, die experimentellen Befunde, die deren Überzeugungen zugrunde liegen, als fehlerhaft darzustellen und ihre Ansichten lächerlich zu machen. Kritikern der Hypothese von der Erderwärmung werden keine fairen Diskussionsforen eingeräumt. Ihre Kritik an der herrschenden Meinung wird am liebsten totgeschwiegen. Damit soll offenbar der Eindruck erweckt werden, dass die mehr oder weniger staatlich verordnete Klima-Doktrin nur noch von Exoten oder verwirrten Leuten angezweifelt werden kann.

Die Klimawandel-Forschung ist als Wissenschaft durch ihre gefährliche Nähe zur Politik längs in eine postnormale Situation geraten. Sie versagt in ihrer Selbstreflexion, suggeriert Alternativlosigkeit und ist der Versuchung erlegen, Entscheidungen weit jenseits ihrer Kernkompetenz einzufordern. Die in den Medien präsente Klimawandel-Forschung dürfte sich damit selbst entwerten, sodass sie in der Öffentlichkeit zunehmend als eine Erfüllungsgehilfin der Politik wahrgenommen werden muss.

Die Medien selbst agieren in dieser Kampagne als eifrige Unterstützer der Klimapolitik. Kommentatoren geben unumwunden zu, dass die mediale Ausgrenzung der „Klimaskeptiker“ legitim sei und der Meinungsfreiheit nicht zuwiderlaufe. Die Überheblichkeit solcher Ansichten beschädigt nach meinem Dafürhalten den Meinungspluralismus. Schließlich handelt es sich bei den kritischen Stimmen nicht um Ansichten von dubiosen Verschwörungstheoretikern oder Querdenkern, sondern um Leute, die lediglich eine andere naturwissenschaftlich basierte Sachmeinung vertreten.

Kritische Beiträge zum Klima-Aktivismus werden im Internet mit verbissener Entrüstung kommentiert und als „Shit“ gebrandmarkt. Selbst staatliche Stellen fühlen sich dadurch veranlasst, Löschungen solcher Beiträge in Auftrag zu geben. Neulich ist bekannt geworden, dass sogar Promotionen, deren wissenschaftlichen Ergebnisse die anthropogen begründete Erderwärmungstheorie nicht stützen, verhindert oder nicht zugelassen werden sollen.

Solche Praktiken dienen der Meinungsmanipulation und der Gleichschaltung des Denkens. Sie haben etwas Inquisitorisches an sich. Mitunter kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Klimaaktivisten ihre Kritiker am liebsten in die Psychiatrie einweisen lassen möchten. So ein Debatten-Szenario halte ich für eine schlimme Entwicklung in der Diskussionskultur am Anfang des 21. Jahrhunderts christlicher irdischer Zeitrechnung.

Durch die politischen und medialen Vorgehensweisen in der Klimadebatte fühle ich mich an die doktrinäre geistige Atmosphäre in der Gesellschaft des realen Sozialismus erinnert, in der ich aufgewachsen bin. Mir fällt dabei eine schulische Episode an der Erweiterten Oberschule, dem Gymnasium der DDR, ein. Ich hatte mir dort im Staatsbürgerkundeunterricht einmal erlaubt, Zweifel an einer scheinbar unumstößlichen kommunistischen Wahrheit zu äußern. Worum es konkret ging, weiß ich nicht mehr, aber die Botschaft der Antwort des von der kommunistischen Lehre überzeugten Staatsbürgerkunde-Lehrers habe ich nicht vergessen:

„Junger Mann, darüber müssen Sie sich nicht den Kopf zerbrechen. Das haben die Genossen Lenin und Stalin schon vor über 40 Jahren ein für alle Mal geklärt. Setzen!“

Es ist die Ideologisierung eines Themas, das die Diskussionskultur beschädigt. Ideologien kommen wie in Stein gemeißelte absolute Wahrheiten daher. Sie sind grundsätzlich reformunwillig und ignorieren Entwicklungen und Erkenntnisse, die nicht in ihre Vorstellungswelt passen. Abweichende Meinungen zu einem Thema, das von ihrer Doktrin bereits allgemeingültig beantwortet zu sein scheint, werden von Ideologen nicht geduldet. Man kann mit ihnen nicht über Thesen debattieren oder Standpunkte streiten, denn Ideologen glauben, als Einzige die Wahrheit zu kennen und stets die richtigen Argumente zu haben. Dafür nehmen sie in Kauf, dass ihre Ansichten auch auf unbewiesenen Sachverhalten, Halbwahrheiten ja gelegentlich sogar Unwahrheiten beruhen. Die Verfechter von Ideologien stört es nicht, wenn die Realität nicht so ist, wie sie ihrer Meinung nach sein sollte. Dann werden Fakten und Sachverhalte halt zurechtgebogen und passend gemacht, damit sie das gedankliche Gebäude der Ideologie stützen können.

Die Überzeugungen der Klimaaktivisten scheinen zunehmend solche ideologischen Züge anzunehmen, mehr noch, sie muten mitunter sogar quasireligiös an. Das ist gar nicht so weit hergeholt. Kürzlich haben sich die Aktivisten der Fridays for future-Bewegung doch tatsächlich als eine Glaubensgemeinschaft bezeichnet. Mit solchen Leuten kann keine sachliche Debatte geführt werden. Genauso wenig lässt sich mit tiefgläubigen Menschen über die Existenz Gottes diskutieren. Sie würden die Fragestellung überhaupt nicht begreifen!

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, es ist auch nach meiner Überzeugung unstrittig zwingend erforderlich, dass die menschliche Zivilisation die anthropogene Beeinflussung des Weltklimas begrenzen muss. Doch hierbei müssen vor allem die Hauptverursacher in der Pflicht stehen. Gegenwärtig (2019) haben beispielsweise China und die USA fast 50 % der globalen CO2-Emissionen zu verantworten. Der deutsche Anteil nimmt sich mit 1,85 % dazu vergleichsweise gering aus. Darüber hinaus errichten zur gleichen Zeit zahlreiche Staaten weltweit Hunderte neue Kohlekraftwerke, die die Emissionen aus deutschen Kraftwerken um ein Vielfaches übertreffen. Die nationalen Anstrengungen zur Verminderung der CO2-Emissionen werden das globale Klima daher nicht spürbar beeinflussen können. Bildhaft gesprochen scheint es gleichsam so zu sein, als würde man in Deutschland das Anzünden von Lagerfeuern verbieten, während ringsum die Silhouetten leistungsfähiger Kraftwerke mit fossilen Brennstoffen bedrohlich in den Himmel wachsen. Dieser Sachaspekt wird in der hitzigen Debatte um die Begrenzung des nationalen Kohlendioxidausstoßes um jeden Preis meistens außer Acht gelassen. Doch wer weiß, vielleicht erfolgt das Vergessen auch vorsätzlich nach der anarchistischen Devise: „Der Aktivismus ist alles, das Ergebnis zählt nichts?

Für die Menschen einschneidende Maßnahmen zur Herstellung von Klimaneutralität müssen mit Augenmaß effizienzorientiert und sozialverträglich durchgeführt werden. Der Ausstieg aus der Energieerzeugung mit fossilen Brennstoffen darf nicht überhastet erfolgen, denn er wird in den betroffenen Regionen Zehntausende Arbeitsplätze infrage stellen. Für den Wegfall dieser Arbeitsplätze kann nicht von heute auf morgen Ersatz geschaffen werden. Um arbeitsmarktpolitische und gesellschaftliche Verwerfungen zu vermeiden, wird der Umbau des Arbeitsmarktes dort längere Zeit in Anspruch nehmen. Der populistische Slogan „Wir haben keine Zeit mehr“, der Panik und Weltuntergangsstimmung verbreiten soll, ist dabei alles andere als hilfreich!

Angesichts der festgefahrenen Meinungen und Standpunkte in der Klimadiskussion wäre ich geneigt, es mit Goethe zu halten. Der hat die Auffassung vertreten, dass man gewissen Geistern ihre Idiotismen lassen müsse! Das mag stimmen, solange es nicht um Steuergelder geht, die bei der Umsetzung der überspitzten Forderungen der Klimaideologen – insbesondere was die Fristen anbetrifft – für vage Ziele mit fraglichem Erfolg verbrannt werden. Ob ein breiter gesellschaftlicher Konsens über eine derartige Verschwendung von Steuermitteln besteht, ist zu bezweifeln oder mag zumindest dahinstehen. Nach meinem Dafürhalten scheint den Klimaakteuren bei zahlreichen Vorhaben, Zielvorstellungen und propagierten Maßnahmepaketen schlichtweg der Gesichtspunkt der Verhältnismäßigkeit abhandengekommen zu sein.

Dazu zählen beispielsweise die angedachte rigorose Begrenzung des globalen Tourismus sowie die drastische Einschränkung des Flug-, Schiffs- und Landverkehrs und die weitgehende Unterbindung von sportlichen, kulturellen, politischen oder sonstigen Großveranstaltungen. Schließlich müssten die Befürworter einer konsequenten CO2-Reduktionsphilosphie auch den Mut haben, die politische Axt an das Dasein eines der größten CO2-Emittenten, das Internet, den damit verbundenen Versandhandel und das Schürfen von Bitcoins zu legen. Solche weitreichenden Veränderungen werden sich global nicht mit der alleinigen Besinnung auf „erneuerbare Energien wie Solar- und Windstrom“ bewerkstelligen lassen. Bei einem vollständigen Verzicht auf fossile Energieträger dürfte sich daher die friedliche Nutzung der Kernenergie als unverzichtbar erweisen.

Die Beispiele sollen deutlich machen, dass die kritiklose und konsequente Durchsetzung der Ziele der Klimaaktivisten die menschliche Gesellschaft in ihren zivilisatorischen Gepflogenheiten von Grund auf betrifft und verändern würde. Dabei ist zu befürchten, dass die Verwirklichung zahlreicher grüner Verbotsideologien zu beachtlichen Dellen in der zivilisatorischen Entwicklung der menschlichen Gesellschaft führen würde. Möglicherweise müssen die Programme, Ziele und Aktivitäten der Klimaaktivisten als der Beginn eines Aufbruchs in eine Art „Troglodyten-Kultur“ begriffen werden. In so einer Gesellschaft würde das herkömmliche Verständnis des Begriffes Lebensqualität vermutlich eine radikale Umbewertung erfahren. Wer weiß, ob die Vertreter der Zunft der Klimaaktivisten solche einschneidenden Vorgänge in den modernen Gesellschaften des 21. Jahrhunderts für denkbar und realisierbar halten?

Na schauen wir mal, wie die Leute in 17 Jahren mit dem Thema des anthropogen verursachten Klimawandels umgehen werden. Ich für meinen Teil hoffe, dass du kein Sympathisant der „Fridays for future“-Bewegung geworden sein wirst. Streikende und damit die Schule schwänzende Schüler können mit plakativen Bekundungen und naiven Parolen das Weltklima nämlich ganz und gar nicht retten. Mit der Verweigerung des Schulbesuchs gefährden sie dagegen ihre eigene Zukunft. Dazu kommt, dass viele junge Leute die komplexen klimatischen Wirkungszusammenhänge und die Diskussion um die von Menschen verursachte Erderwärmung gar nicht sachgerecht beurteilen können. Das hält die Klimaaktivisten jedoch nicht davon ab, die Schülerbewegung für ihre Ziele zu benutzen und sie für ihre Ideologie zu instrumentalisieren.

Mein Junge, ich bin mir ziemlich sicher, dass in 17 Jahren weder eine Temperatur-Apokalypse über die Menschen gekommen sein wird noch ganze Inselketten im Meer versunken sein werden. Darüber hinaus dürfte auch kein Massensterben aufgrund einer „Klimakatastrophe“ stattgefunden haben. Zu diesem Zeitpunkt wird die Erde für das vernunftbegabte Leben vermutlich immer noch eine weitgehend attraktive Heimstatt sein. Mein Optimismus mag erstaunlich anmuten, denn dann werden fast 10 Milliarden Menschen den Planeten bevölkern und seine Biosphäre im Übermaß belasten. Diese dramatische demografische Situation stellt nämlich die wirkliche Katastrophe für die Zukunft unserer Gattung auf der Erde dar.

Bei der Diskussion über die Klimaerwärmung wird offenbar auch außer Acht gelassen, dass die drastische Zunahme der Weltbevölkerung selbst ein beachtlicher Klimaeinflussfaktor ist. Scharfsinnige Köpfe haben ausgerechnet, dass ein Mensch allein durch seine bloße Anwesenheit auf dem Planeten etwa 80–100 Tonnen CO2 jährlich in die Atmosphäre emittiert. Diese immense Treibhausgas-Emission kann zwar besteuert, aber nicht eingespart werden, denn Menschen lassen sich nicht substituieren. Dazu kommen noch die Emissionen all dieser zukünftigen Erdenbewohner, denn die Leute wollen natürlich annehmlich leben, preiswert mobil sein und nicht in ungeheizten Höhlen wohnen.

In Anbetracht der sich zuspitzenden demografischen Entwicklung scheint daher das Erreichen der Klimaziele im Jahr 2100 durch die Reduzierung anthropogener CO2-Emissionen eine fragliche Angelegenheit zu sein. Doch wer weiß, ob das dann noch bei 16 Milliarden Menschen auf der Erde die Gemüter erregen wird?

Viele der sogenannten „Klimaschützer“ mögen Leute mit aufrichtigen Befürchtungen, ehrlichen Überzeugungen und lobenswerten Absichten sein. Doch sie scheinen nicht zu erkennen oder auch begreifen zu wollen, dass die anthropogen verursachte Klimaerwärmung vor allem eine Folge der dramatischen Bevölkerungsexplosion auf unserem Planeten ist. Ihr Kampf gegen die Mühlen der von Menschen gemachten Klimaerwärmung gleicht insofern einer Don Quichotterie, weil sich das Grundübel nicht mit „umweltkosmetischen“ Methoden wie der alleinigen Begrenzung von CO2-Emissionen beseitigen lässt.

Außerdem bin ich überzeugt, dass das für die Pflanzen so wertvolle und einseitig als schädliches Treibhausgas verunglimpfte Kohlendioxid eines Tages seine politisch gewollte „Buhmann-Rolle“ in der Klima- und Energiepolitik verlieren wird. Engagierte „Klimaschützer“ sollten sich außerdem bewusst sein, dass für viele Menschen vor allem die Bekämpfung von Armut, Hunger, Krankheiten und gesellschaftlicher Unterdrückung wichtiger ist. Zumindest diese Leute dürften ihre Existenz und Zukunft nicht vordergründig durch zu hohe CO2-Emissionen bedroht sehen. Wer weiß, vielleicht werden die Menschen auch noch ganz andere Krisensituationen meistern müssen, von denen sie heute noch keine Ahnung haben?

Matti, das kleine Klimaflugblatt soll dir die Komplexität und Vielfalt der globalen Klimaproblematik vor Augen führen. Man darf nicht vergessen, dass amtliche Wetteraufzeichnungen erst seit etwa 140 Jahren existieren. Was aber mag sich davor in den 12.000 Jahren nach dem Ende der letzten Eiszeit an Wetterkapriolen und Klimaveränderungen ereignet haben? Freilich ist auch diese Zeitspanne nur ein kleiner Ausschnitt aus der langen Klimageschichte unseres Planeten, die seit dem Proterozoikum in einem ständigen Wandel begriffen ist.

Oh, mein Junge, entschuldige, in der Hitze der Debatte hätte ich fast vergessen, dir ganz liebe Glückwünsche zum 20. Geburtstag zu übermitteln. Ich gestehe, dass mich meine Vergesslichkeit ein bisschen verunsichert, denn ich bin mir nicht sicher, ob dieser peinliche Lapsus einer an sich noch unbedenklichen altersbedingten Wunderlichkeit zuzurechnen ist. Na ja, was solls, schauen wir mal, wie sich die Dinge mit Opas Zerstreutheit weiterentwickeln mögen. Ich wünsch dir neben Gesundheit und Glück im Leben auch einen allzeit klaren Verstand, damit du Unwahrheiten, Lügen und die vielfältigen, komplizierten und manchmal auch versteckten Wahrheiten in deiner Lebenswirklichkeit erkennen kannst.

Nach den statistischen Erhebungen zur Lebenserwartung männlicher Personen, die um die Mitte des vorigen Jahrhunderts geboren worden sind, werde ich an deiner Geburtstagsfeier bestimmt nicht mehr teilnehmen können. Es sei denn, ich finde wider Erwarten eine Zeitmaschine, die mich an den Zeitpunkt und den Ort deiner Feier in der Zukunft transportieren könnte. Da das für mich ein ziemlich unwahrscheinlicher Glücksfall sein dürfte, möchte ich dich vorsorglich schon heute aus der Vergangenheit ganz herzlich drücken und grüßen,

dein dir liebevoll zugetaner Großvater!

Anlage

Kleines Klimaflugblatt

Kleines Klimaflugblatt

1. Das globale Klima – Mythos, Phänomen und Klimaschutz

Nachdem zum Ende des Archaikums vor ca. 3 bis 2,5 Milliarden Jahren die Oberflächentemperatur der Erde die 100 °C-Grenze unterschritten hatte, konnte sich auf dem Planeten ein geophysikalisches Phänomen entwickeln, das die Menschen später „Klima“ genannt haben. Das globale Klima entstand und entsteht durch das komplexe Zusammenwirken zeitlich varianter geologischer, geochemischer, geophysikalischer und astronomischer Vorgänge, die mit der Biosphäre des Planeten wechselwirken und mannigfaltige Rückkopplungseffekte erzeugen. Insofern muss das Weltklima seit Anbeginn als eine pure Variable begriffen werden. Das Phänomen des Klimawandels stellt daher keine Entdeckung der Menschen dar, sondern er ist seit etwa drei Milliarden Jahren auf der Oberfläche der Erde eine planetare Realität!

Mit Beginn des industriellen Zeitalters scheint sich nun auch der Mensch anzuschicken, das Weltklima zu beeinflussen. Doch was ist daran als Dichtung abzutun und was sollte als Wahrheit begriffen werden? Unbestritten scheint nur eine Tatsache zu sein: Das globale Klima hat sich seit Hunderten von Millionen Jahren stets und ständig verändert und gewandelt. Insofern haben Vorstellungen von Leuten, die den Klimawandel am liebsten abschaffen möchten, etwas Irrationales und zugleich Lächerliches an sich.

Der Begriff „Klimaschutz“ resultiert aus dem gleichen falschen Denkansatz und stellt eine unglückliche Wortschöpfung dar. Eine so komplexe geophysikalische Größe wie das Weltklima ist in Raum und Zeit in keiner Weise fixiert und verändert sich ohne das Zutun des Menschen seit seiner Entstehung permanent. Ähnlich wie das Wetter ist auch die klimatische Entwicklung für längere Zeiträume nicht exakt vorhersagbar. Niemand vermag eine Wunschvariante der klimatischen Situation festzuhalten oder festzuzurren. Wäre das möglich, müsste man die Frage stellen, welches Klima in welchem raumzeitlichen Intervall denn geschützt und bewahrt werden soll? Das Klima von vor 15.000 Jahren wird es wegen der damaligen eiszeitlichen Bedingungen wohl nicht sein. Doch ist es das vor 1000 oder 500 Jahren oder das gestrige? Vielleicht erscheint auch das „heutige“ oder selbst noch das „morgige“ Klima erhaltens- und schützenswert? Nein, eine pure Variable kann man nicht wie ein kostbares Gut erhalten oder bewahren. Sie lässt sich allenfalls in ihrer naturgegebenen Variabilität im Trend beeinflussen. In welcher Weise das geschehen sollte oder auch nicht, hängt von der Perspektive im Auge des jeweiligen Betrachters ab. Insofern bestehen zum klassischen Schutzgut „Umwelt“, das bei allem Wandel in seiner substanziellen Vielfalt erhalten werden soll, schon ein paar Unterschiede.

Die Menschen sind auf jeden Fall gut beraten, wenn sie sich im globalen Maßstab einigermaßen klimaneutral verhalten, damit die natürlichen Klimaprozesse weitgehend unbeeinflusst bleiben und nicht durch menschliche Aktivitäten aus den Fugen geraten. Ob dieser Grundsatz auch dann noch gilt, wenn die Dynamik des natürlichen globalen Klimawandels in Skalen und Bereiche abgleitet, die sich für das vernunftbegabte Leben als nachteilig erweisen, mag zunächst dahinstehen. In so einem geophysikalisch gar nicht so unwahrscheinlichen Fall (z. B. weltweite Abkühlung) könnten sich gegensteuernde anthropogene Aktivitäten möglicherweise auch als sinnvoll erweisen. Doch solche Vorstellungen mögen den meisten Menschen gegenwärtig wohl abwegig vorkommen oder zumindest gewöhnungsbedürftig erscheinen.

2. Simulationen, Prognosen und die Chaostheorie

Simulationen von dynamischen Prozessen sind ein wissenschaftlich anerkanntes und legitimes Hilfsmittel, um Aussagen über Zeiträume zu erhalten, die dem Experiment nicht direkt zugänglich sind. Sie erweisen sich beispielsweise für die Vorhersage astrophysikalischer Entwicklungen als unverzichtbar. Aber bei dieser wissenschaftlichen Praxis ist Vorsicht geboten. Eine Simulation kann nur dann realistische und belastbare Ergebnisse liefern, wenn die maßgeblichen Input-Parameter möglichst vollständig bekannt sind und wissenschaftlich seriös ermittelt wurden. Sonst können Simulationen in der Tat in die Nähe banaler Computerspiele geraten.

Bei Klimaprognosen besteht die Schwierigkeit, die relevanten Wirkungsfaktoren angemessen zu berücksichtigen. Der Aspekt erweist sich als problematisch, weil deren Dynamik und Schwankungen nicht in jedem Fall ausreichend bekannt sind. Die von Klimaforschern in Computer-Simulationen ermittelten Temperatur-Prognosen bedürfen daher der Bestätigung durch experimentelle Daten. Insofern kann der Beweis für eine Temperaturprognose, die das Jahr 2100 betrifft, erst in 70 bis 80 Jahren erbracht werden. Solange eine derartige Validierung nicht erfolgt ist, sind die Prognosen derjenigen Klimaforscher, die sich als „Klima-Antiskeptizisten“ oder „Klima-Optimisten“ verstehen, als Hypothesen zu betrachten. Deren Simulationsergebnisse müssen daher wissenschaftlich hinterfragt werden dürfen und bis zu ihrer experimentellen Bestätigung diskutabel bleiben. Auf keinen Fall sollten experimentell nicht bestätigte Annahmen bildungsferneren Leuten bereits als zu erwartende Gewissheiten weisgemacht werden.

In diesem Zusammenhang scheint auch ein Blick auf die Aussagen der Chaostheorie zweckmäßig zu sein. Das Wort Chaos bedeutet nicht, dass nichtlineare dynamische Systeme die Gesetze der Physik ignorieren. Doch in solchen deterministischen Systemen können kleinste Abweichungen bei den Anfangsparametern eine Vorhersage unmöglich machen. Man denke nur an den berühmten Flügelschlag eines einzelnen Schmetterlings im Amazonasbecken, der nach den Überzeugungen des Meteorologen Edward Lorenz das Wetter in Texas beeinflussen kann. Ein weiteres prominentes Beispiel für die Unvorhersagbarkeit von Ereignissen stammt aus der Astronomie. Tausende Simulationen zur Stabilität der Merkur-Bahn mit einer (step by step) Verschiebung der Ausgangslage von nur jeweils einem Meter haben ergeben, dass prospektive Aussagen zur Dynamik der Bahnparameter des Planeten nach nur zwei Millionen Jahren unmöglich werden.

Die zahlreichen nichtlinearen Prozesse, die das Klima entstehen lassen, können in ihrem komplexen Zusammenspiel sowie den vielfältigen Rückkopplungen und Überlagerungen in ihrer Gesamtheit mathematisch nicht vollständig modelliert werden. Darüber hinaus wird die Dynamik einiger relevanter Einflussfaktoren nach wie vor nicht ausreichend verstanden. Daher ist die Frage, ob und in welchem Ausmaß anthropogene Aktivitäten das globale Klima maßgeblich und nachhaltig verändern können, auf Anhieb ganz und gar nicht einfach zu beantworten.

2.1 Sonnenaktivität und Solarkonstante

Die Sonne muss als Motor jeglichen irdischen Lebens betrachtet werden. Sie stellt den bedeutsamsten Faktor für das globale Klima dar. Die sogenannte Solarkonstante S0, die eigentlich ein Parameter ist, bezeichnet ein Maß für die auf der Erde eintreffende solare Strahlung. Die Größe S0=1367 W/m2 unterliegt im Rahmen der Sonnenaktivität Schwankungen (ca. 0,1 %) und einer Dynamik, die vom Alter der Sonne als Hauptreihenstern bestimmt wird. Die junge Sonne hatte eine Leuchtkraft, die etwa 70 % des heutigen Wertes betrug. Sie nimmt alle 100 Millionen Jahre etwa 1 % zu. Die geringere Strahlungsleistung unseres Sterns war vermutlich dafür verantwortlich, dass der Planet Erde am Ausgang des Proterozoikums vor ca. 800 bis 600 Millionen Jahren mindestens zwei kapitale Eiszeiten erlebt hat. Dabei sollen nach dem Modell „Schneeball Erde“ die Ozeane selbst am Äquator mit einem bis zu 2 Kilometern mächtigen Eispanzer bedeckt gewesen sein.

Die „Solarkonstante“ hat aber auch in historischen Zeiten Schwankungen aufgewiesen. So zeigte die Sonne beispielsweise von 1645 bis 1715 in einem anhaltenden Sonnenflecken-Minimum eine verringerte Aktivität. Die klimatischen Folgen des sogenannten Maunder-Minimums der Sonnenaktivität haben in Verbindung mit Vulkanausbrüchen in Europa zu einer Klimaepoche geführt, die als kleine Eiszeit bezeichnet wird. In dieser Zeitspanne, die etwa vom 16. bis zum 19. Jahrhundert datiert wird, war die globale Oberflächentemperatur auf der Erde etwa 1 °C niedriger als heute.

In der jüngeren Klimageschichte sind weitere Sonnenfleckenminima bekannt, die trotz leicht angestiegener atmosphärischer CO2-Konzentrationen zu deutlichen Abkühlungen geführt haben. Das betrifft die Phase des Früh-Mittelalterminimums (640-710 u. Z.), das Spörer-Minimum (1460-1540 u. Z.) und das Dalton-Minimum (1795-1820). Aus einer stark erhöhten Sonnenaktivität resultierte dagegen die spätmittelalterliche Erwärmungsphase von 1140 bis 1340 u. Z., als die Insel Grönland als ein grünes Eiland verstärkt besiedelt wurde.

Die Aktivität unseres Sterns manifestiert sich auf der Sonnenoberfläche optisch durch die Anzahl der Sonnenflecken. Man kennt einen elfjährigen Zyklus, der die Zeitspanne einer ruhigen Sonne (Sonnenflecken arme Zeit) und die Phase einer aktiven Sonne (viele Sonnenflecken) umfasst. Längerfristige Perioden sind diskutiert worden, konnten bisher aber statistisch und wissenschaftlich nicht belegt werden. Während des Sonnenflecken-Zyklus kehrt sich das Magnetfeld der Sonne um. Die Ursachen für diesen physikalischen Vorgang sind nicht wirklich bekannt. Weitere naturwissenschaftliche Defizite betreffen die Erklärungen der Schwankungen im solaren Spektrum im Bereich einer -Strahlungsfrequenz bei 1024 Hz und lokale Differenzierungen auf der gesamten Sonnenoberfläche. Obwohl ein Standardmodell der Sonne existiert, das vor allem die Neutrino-Erzeugung der Fusionsprozesse zu erklären versucht, werden die komplizierten plasmaphysikalischen Vorgänge in unserem Zentralgestirn von der Wissenschaft keineswegs ausreichend verstanden. Daher sind verlässliche Aussagen zur Entwicklung der Sonnenaktivität oder detaillierte Vorhersagen zur Dynamik der „Solarkonstante“, die eigentlich als eine Variable begriffen werden muss, bisher wohl nicht möglich!

Allerdings sagen magnetohydrodynamische Modelle voraus, dass das für 2023–2026 zu erwartende Sonnenfleckenmaximum des aktuellen 25. Sonnenzyklus ausfallen könnte. Länger- oder mittelfristig prognostizieren diese Modelle sogar eine deutlich verringerte Aktivität unseres Sterns ähnlich wie im Maunder-Minimum des 17. Jahrhunderts. Insofern könnte eine gewisse globale Abkühlung in naher Zukunft auch wieder eine klimatologische Option sein!

2.2 Treibhauseffekt durch klimawirksame Gase

Der Treibhauseffekt wird durch Gase verursacht, die die Strahlungswärme der Energiequelle Sonne auf die Oberfläche des Planeten gelangen lassen, aber gleichzeitig verhindern, dass die Wärme wieder in den umgebenden Weltraum abgegeben wird. Als atmosphärisch relevante Gase für diesen physikalischen Mechanismus werden vor allem Fluor-Kohlenwasserstoffe, schweflige und nitrose Gase sowie Methan verantwortlich gemacht. Ob auch das Gas CO2 zu den Treibhausgasen gehört, war lange Zeit keineswegs schlüssig erwiesen. Es gab zwar zahlreiche Laborergebnisse, die die Klimawirksamkeit von Kohlendioxid belegt haben. Dennoch existiert bis heute nur eine einzige Feldstudie, die einen Zusammenhang zwischen einer erhöhten CO2-Konzentration und einer lokalen Klimaerwärmung nahelegt. Darüber hinaus ist nach wie vor umstritten, in welchem Ausmaß Kohlendioxid das Klima beeinflusst. Die Theorie von der ausschließlich CO2-basierten Klimaerwärmung wird nämlich durch eine Reihe von paläoklimatischen Befunden infrage gestellt.

In der Erdgeschichte gab es in den letzten 540 Millionen Jahren seit der kambrischen Radiation nachweislich (wie Bohrkerne belegen) mehrfach Phasen mit einer erhöhten CO2-Konzentration und niedrigen Temperaturen sowie niedrigen atmosphärischen CO2-Werten und erhöhten Temperaturen. Als Beleg dafür werden nachfolgend einige Beispiele angeführt, die diesen Sachverhalt zu bestätigen scheinen:

 Die globale Temperaturgeschichte der Erde ist seit dem Ende des Präkambriums vor ca. 541 Millionen Jahren mit der atmosphärischen CO2-Konzentration nur teilweise, manchmal aber auch überhaupt nicht korreliert gewesen. Im Paläozoikum erreichte der CO2-Gehalt der Atmosphäre mehrfach Werte von 4.000 bis 6.000 ppm. Heute liegt die Kohlenstoffdioxidkonzentration in der Atmosphäre mit 400 ppm eigentlich nahe am erdgeschichtlich bekannten Minimum.

 Der Temperaturanstieg am Ende des Paläozäns und dem Beginn des Eozäns (PET-Maximum vor etwa 57 Millionen Jahren) wird auf 5 bis 6 Kelvin (K) beziffert. Die Zunahme der atmosphärischen CO2-Konzentration kann nach den paläoklimatischen Befunden jedoch nur einen globalen Temperaturunterschied von 1 bis 3 K erklären.

 In der gegenwärtigen Warmzeit, dem Holozän, ist das Maximum der Temperatur bereits vor etwa 8 000 Jahren aufgetreten. Seitdem hat es bis heute einen Abwärtstrend der Temperatur von 1,5 °C gegeben. Im gleichen Zeitraum ist aber der CO2-Gehalt der Atmosphäre von 260 auf etwa 400 ppm angestiegen.

 Die Rekonstruktion der Warm- und Kaltzeiten im Holozän seit dem Ende der letzten Eiszeit vor 12.000 Jahren zeigt ein Auf und Ab der Temperaturen, die nicht mit Schwankungen der atmosphärischen CO2-Konzentration korreliert sind. Ein prominentes Beispiel dafür ist das Zustandekommen der kleinen Eiszeit vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, das sich nicht allein auf Vulkanausbrüche zurückführen lässt.

Physikalisch gesichert ist, dass ein weltweiter Temperaturanstieg zur Ausgasung von CO2 aus den Ozeanen führt. Eine globale Abkühlung verursacht dagegen einen Rückgang der CO2-Konzentration in der Atmosphäre, da das Wasser der Ozeane dann in der Lage ist, mehr CO2 zu speichern. Die paläoklimatischen Befunde lassen aber insgesamt Zweifel daran aufkommen, dass das globale Klima in der Vergangenheit von nur einem einzigen klimawirksamen Parameter maßgeblich gesteuert und beeinflusst worden sein soll!

2.2.1 Natürliche Ursachen des Treibhauseffektes

Auf dem Planeten Erde sind etwa 1.500–2.000 tätige kontinentale Vulkane bekannt. Dazu kommt ein noch viel größere, doch weitgehend unbekannte Anzahl submariner Vulkane. Dabei handelt es sich um Feuerberge, die in den letzten 10.000 Jahren mindestens einmal ausgebrochen sind. Ungefähr 40 bis 50 davon zeigen tägliche Aktivitäten, bei denen Staub, Kohlendioxid und andere Treibhausgase (vor allem schweflige und nitrose Gase) in die Atmosphäre emittiert werden. Dazu kommen Emissionen von klimawirksamen Gasen (hier vor allem Methan) bei Erd- und Seebeben. Physikalischen Abschätzungen zufolge sollen die Mengen an Kohlendioxid, die dabei in die Atmosphäre gelangen, für die Beeinflussung des Weltklimas vernachlässigbar sein. Sie werden auf etwa zwei Größenordnungen unter der Menge des anthropogen verursachten Anteils beziffert. Doch wer weiß, ob dieses Schätz-Ergebnis wissenschaftlich belastbar ist? Immerhin unterliegen vulkanische Aktivitäten mehr oder weniger starken Schwankungen. Außerdem dürfte die Erfassung der Aktivität submariner Quellen unvollständig sein. Darüber hinaus mag dahinstehen, ob die Klimarelevanz der bei Eruptionen freigesetzten Stäube und schwefligen Gase zu vernachlässigen ist.

Immerhin sind nach dem Ausbruch des Pinatobu (Philippinen 1991) die globalen Temperaturen vorübergehend um 1,5 °C gesunken. Nach dem Ausbruch des Tambora (Indonesien 1815) sollen es, Berechnungen zufolge, sogar 2,5 °C gewesen sein. Aufgrund der Zufälligkeit und Variabilität des Ausmaßes solcher geophysikalischen Ereignisse und ihrer unvollständigen Erfassung ist zu vermuten, dass sich deren Einfluss auf den irdischen Treibhauseffekt langfristig nicht zuverlässig einschätzen lässt und daher von den anthropogen verursachten Beiträgen auch nicht sicher abzugrenzen ist.

Ein anderes Szenario ergibt sich, wenn sogenannte Supervulkane ausbrechen oder supermassive effusive Ereignisse stattfinden. Die dabei freigesetzten Energien übersteigen diejenigen von „normalen“ Eruptionen um ein Vielfaches. Auf der Erde sind immerhin 20 bis 30 Vulkane mit einem Vulkanexplosionsindex (VEL) größer 7 (Supervulkane) bekannt, deren Ausbruchshäufigkeit zwischen 5.000 und 48.000 Jahren liegen soll. Die letzte Eruption eines solchen Vulkans hat vor 26.000 Jahren in Neuseeland stattgefunden. Die supermassiven effusiven Ereignisse, die beispielsweise die sibirischen oder die Dekkan-Traps in Indien geschaffen haben, liegen dagegen schon viele Millionen Jahre zurück. Das mag, was die Zeitspannen anbelangt, nicht besonders beunruhigend klingen. Die Menschen sollten sich jedoch bewusst sein, dass solche Ereignisse einschneidende Folgen für die jeweilige regionale Biosphäre und das globale Klima haben. Bei solchen verheerenden Ereignissen, können daher am Computer simulierte Klima-Prognosen schlichtweg hinfällig werden.

2.2.2 Anthropogene Quellen von Treibhausgasen

Der von den Menschen verursachte Eintrag von klimawirksamen Gasen in die Atmosphäre ist vielfältig, unbestritten und nimmt ständig zu. Das ist bei einer dramatisch wachsenden Weltbevölkerung und ihren zunehmenden ubiquitären Bedürfnissen aber auch zu erwarten. Die Hauptquellen betreffen die Energieerzeugung (ca. 40 %). Dabei handelt es sich vor allem um Kraftwerke, die fossile Energieträger (z. B. Kohle, Öl, Gas) verbrennen.

Ein weiterer relevanter Emittent ist der weltweite Land-, Wasser- und Luftverkehr, der auf der Nutzung von Kohlenwasserstoffen und ihren Produkten beruht. Aber auch gewerbliche Bereiche sowie Industrie und Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft sind nicht zu vernachlässigende Emittenten von Treibhausgasen. Darüber hinaus müssen in diesem Zusammenhang auch urbane CO2-Quellen, die auf der Nutzung von Kohle, Öl oder Gas basieren (z. B. Heizungen, Verbrauchseinrichtungen) erwähnt werden. Die im globalen Maßstab anthropogen erzeugten Treibhausgase lassen sich mengenmäßig einigermaßen zuverlässig abschätzen. Doch die Beurteilung, in welchem Verhältnis die anthropogenen Emissionen zu dem Eintrag natürlicher Quellen in die Atmosphäre stehen, bleibt aufgrund von deren unvollständiger Erfassung, stochastischer Aktivitäten und erheblicher Intensitätsschwankungen unsicher und prinzipiell problematisch!

2.3 Geotektonische Prozesse

Die Plattentektonik mit der Spreizung ozeanischer Böden in den mittelozeanischen Rücken und deren Subduktion in Tiefseegräben sowie der Auffaltung von Gebirgen in Kollisionszonen kontinentaler Platten hat das globale Klima in allen Erdzeitaltern entscheidend gestaltet und geprägt. Die geotektonischen Prozesse scheinen einem Muster zu folgen, das der Wilson-Zyklus beschreibt. Danach werden Superkontinente zerfallen und sich dann erneut zu einer großen Landmasse vereinigen. In den vergangenen Erdzeitaltern vom Präkambrium bis zum Perm sollen sich mindestens drei solcher Superkontinente gebildet haben, die später wieder in einzelne Kontinentalplatten zerbrochen sind:

 Rodinia vor ca. 1,1 bis 0,8 Milliarden Jahren

 Pannotia vor ca. 650 bis 550 Millionen Jahren

 Pangaea vor ca. 300 bis 250 Millionen Jahren

Die plattentektonischen Prozesse des Wilson-Zyklus wirken auch in der Zukunft fort. So soll in etwa 150 bis 200 Millionen Jahren wieder ein Superkontinent entstehen, dem die Menschen bereits den Namen Amasio gegeben haben.

Die Drift der Kontinente hat zwar einen maßgeblichen und langfristigen Einfluss auf die Klimageschichte des Planeten, da die Verteilung von Landmassen und die Struktur der Meere mit ihren transozeanischen Strömungen auf der Erdoberfläche völlig umgestaltet werden. Diese geotektonischen Prozesse erstrecken sich jedoch über einen Zeitraum, der sich nach Millionen von Jahren bemisst. Für retrospektive Klimaanalysen oder prospektive Aussagen, die nur wenige Jahrhunderte oder Jahrtausende umfassen, spielt der Einfluss dieser geophysikalischen Prozesse daher praktisch keine Rolle.

2.4 Transozeanische Strömungen

Transozeanische Strömungen und damit verbundene Phänomene Grundsätzlich werden diese unsichtbaren Straßen im Meer langfristig von der Plattentektonik geformt, verändert und meistens radikal umgestaltet. Doch diese Strömungen unterliegen auch kurzzeitigen Veränderungen. Wenn sich beispielsweise der Wärmehaushalt der Ozeane durch Vereisungs- und Abschmelzungsvorgänge oder anderweitige Abkühlungen und Erwärmungen ändert, werden Dichteschwankungen im Salzwasser erzeugt, die die Tiefenwasser-Zirkulation beeinflussen. Dieser Effekt kann sich auf den Verlauf, die Temperatur und die Intensität von Meeresströmungen auswirken. Demzufolge können beispielsweise der Golfstrom, der Humboldtstrom, die äquatorialen Ströme und deren Gegenströme auch in überschaubaren Zeiträumen das globale Klima unter Umständen sogar drastisch (z. B. Erlahmen des Golfstroms) beeinflussen.

Die Veränderung der Temperaturprofile, der Intensität und der Geschwindigkeit transozeanischer Strömungen gehen mit Phänomenen wie El Nino, La Nina oder der (ozeanischen) positiven oder negativen transatlantischen Oszillation einher. Obwohl diese Phänomene lokal auftreten und zeitlich begrenzt sind, können sie in ihrer Gesamtheit die Komplexität und Periodizität des globalen Klimas auch relativ kurzfristig und länger andauernd beeinflussen.

2.5 Astronomische Ursachen

Himmelsmechanische Prozesse verändern die auf der Erde eintreffende Sonneneinstrahlung über die jährlichen Schwankungen hinaus und führen zu einer langperiodischen Variation des Solarparameters. Die zeitvarianten Muster der Veränderungen resultieren aus drei sich überlagernden Änderungen der Parameter von Erdbahn und Erdachse. Dabei handelt es sich um folgende astronomische Effekte:

 eine Präzession der Erdrotationsachse (Zyklus 28.000 Jahre) und eine Präzession der Perihel-Drehung der Erdbahn (Zyklus 112.000 Jahre)

 eine Variation der Ekliptik-Schiefe (Zyklus 41.000 Jahre)

 eine Änderung der Exzentrizität der Bahn-Ellipse (Zyklus ca. 100.000 Jahre)

Dazu kommt eine erweiterte Modifikation, die auch die periodische Kippung der Ekliptik im Vergleich zur Sonne-Jupiter-Bahnebene (Zyklus ca. 400.000 Jahre) berücksichtigt. Die von dem serbischen Mathematiker Milankovic berechneten Zyklen (einschließlich der erweiterten Modifikation) können die Abfolge der Warm- und Kaltzeiten während der letzten 700.000 Jahre im Pleistozän relativ gut abbilden. Darüber hinaus wird den Milankovic-Zyklen auch für weiter zurückliegende klimatische Ereignisse im Karbon, Perm und der Trias ein signifikanter Einfluss zugeschrieben.

Diese himmelsmechanischen Zyklen wirken natürlich auch in der Zukunft fort. Ihre Zeitskala umfasst Jahrzehntausende bis hin zu einigen Hunderttausend Jahren. Wie ausgeprägt und in welchen Zeiträumen die Milankovic-Zyklen das globale Klima wirksam beeinflussen können, hängt allerdings von der Überlagerung mit anderen klimawirksamen Faktoren ab.

Das globale Klima kann auch durch andere astronomische Ereignisse massiv und nicht vorhersagbar beeinflusst werden. Einschläge von größeren Asteroiden oder Kometen haben in der Erdgeschichte mehrfach Spuren hinterlassen. Durch solche Katastrophen-Szenarien wird auch das globale Klima einschneidend verändert. Impakte sind als Zufallsereignisse nicht berechenbar oder vorhersagbar, doch sie können die Klimaentwicklung des Planeten praktisch jederzeit erheblich und für lange Zeiträume umgestalten.

2.6 Kosmische Strahlung

Bei der kosmischen Strahlung handelt es sich um eine hochenergetische Teilchenstrahlung, die von der Sonne, der Milchstraße und aus anderen Galaxien stammt. Sie besteht vor allem aus Protonen (87 %), Alpha-Teilchen (12 %) und sonstigen schwereren vollständig ionisierten Atomkernen. Seit etwa 50 Jahren wird ein Zusammenhang zwischen der kosmischen Strahlung und einer Bildung von Wolken diskutiert. Damit könnte der Intensität der kosmischen Strahlung auch ein Einfluss auf das globale Klima in Form eines abkühlenden Effektes zugeschrieben werden.

Das Erdmagnetfeld stellt normalerweise einen Schutzschild gegen die kosmische Strahlung dar, indem es die Teilchen weitgehend aus der Atmosphäre eliminiert. Es mehren sich jedoch die Anzeichen, dass eine Umpolung des irdischen Magnetfeldes in den nächsten Jahrzehnten oder Jahrhunderten bevorstehen könnte. Die Feldstärke des irdischen Magnetfeldes schwächt sich nämlich seit Jahrzehnten ab. Außerdem ist der magnetische Südpol in den letzten 50 Jahren aus dem kanadischen Archipel über den arktischen Ozean in Richtung der ostsibirischen Inseln gewandert. Diese Polwanderung stellt ein Anzeichen für einen bevorstehenden Umpolungsprozess des Erdmagnetfeldes dar. Er findet im Mittel etwa alle 250.000 Jahre statt. Die letzte Umpolung soll bereits 780.000 Jahre zurückliegen. Das Ereignis ist sozusagen überfällig. Daneben gibt es tiefe kurze Magnetfeldeinbrüche ohne Umpolung, die häufiger stattfinden. Der letzte derartige Einbruch ereignete sich vor 10.000 Jahren.

Die Ursachen für die erdmagnetischen Phänomene werden in instabilen Konvektionen im äußeren Erdkern vermutet. Sie sind aber letztlich nicht genau bekannt. Bei einer Umpolung wird die magnetische Feldstärke allmählich gegen null tendieren und sich danach in entgegengesetzter Feldrichtung langsam wiederaufbauen. Durch diesen Prozess verliert der Planet für eine bestimmte Zeitspanne seinen magnetischen Schutzschild gegen die kosmische Teilchenstrahlung. Es wird vermutet, dass es dabei zu einer verstärkten Wolkenbildung in der Atmosphäre der Erde kommen könnte. Ob und inwieweit dadurch eine spürbare und nachhaltige Abkühlung auf der Oberfläche des Planeten bewirkt wird, bleibt abzuwarten, weil das Ausmaß des Effektes von der Wechselwirkung mit anderen klimawirksamen Faktoren abhängig ist.

3. Die Achterbahnfahrten des globalen Klimas im Quartär

Eisfreie Polkappen stellen erdgeschichtlich den globalen Normalzustand dar, der etwa 80 bis 90 % der Erdgeschichte vorgeherrscht hat. Prominente Beispiele dafür sind das paläozoische Karbon, die mesozoische Kreidezeit und das Paläogen. Erdgeschichtliche Zeiten mit vereisten Polkappen (sogenannte Eiszeiten) werden als geophysikalische Ausnahmesituationen betrachtet. Die aktuelle erdgeschichtliche Periode, das Quartär, befindet sich im känozoischen Eiszeitalter, dem Pleistozän. Seit Beginn des Pleistozäns vor etwa 2,5 Millionen Jahren haben ungefähr 20 Zyklen aus Kalt- und Warmzeiten stattgefunden. Eine Warmzeit bezeichnet in der Klimageschichte einen Zeitraum mit im Durchschnitt höheren Temperaturen zwischen zwei Zeitabschnitten mit durchschnittlich tieferen Temperaturen, den sogenannten Kaltzeiten.

In den Warmzeiten lag die durchschnittliche Temperatur in der Regel über den heutigen Werten. In der Eem-Warmzeit sind die Temperaturen beispielsweise in Grönland etwa 5 °C höher gewesen als heute. Daher waren auf der Insel wahrscheinlich die südlichen Gletscher abgeschmolzen. Die jüngste Warmzeit, der die Menschen den Namen Holozän gegeben haben, dauert bereits seit 12.000 Jahren an. Sie hat aber ihr Klimamaximum bereits vor 8.000 Jahren im ausgehenden Mesolithikum erreicht. Einen Überblick über die letzten großen Kalt- und Warmzeiten zeigt die nachfolgende Übersicht:

Kaltzeiten (KZ) und Warmzeiten (WZ)

 KZ: Weichsel/Würm – Dauer von vor 12.000 bis vor 115.000 Jahren; WZ: Eem – Dauer von vor 115.000 bis vor 128.000 Jahren

 KZ: Saale/Riss – Dauer von vor 128.000 bis vor 310.000 Jahren; WZ: Holstein – Dauer von vor 310.000 bis vor 335.000 Jahren

 KZ: Elster/Mindel – Dauer von vor 335.000 bis vor 480.000 Jahren; WZ: Cromer – Dauer von vor 480.000 bis vor 800.000 Jahren

 KZ: Elbe/Günz – Dauer von vor 0,8 Mio. bis vor 1,2 Mio. Jahren; WZ: Waal – Dauer von vor 1,2 Mio bis vor 1,45 Mio. Jahren

Das Auf und Ab der Temperaturkurven hat die Flora und Fauna und nicht zuletzt auch die Gattung Homo sapiens vor große Herausforderungen gestellt. Doch viele Arten haben wie der moderne Mensch die Achterbahnkurven des Klimas relativ gut gemeistert. Dazu zählen beispielsweise auch die Eisbären. Erbgutanalysen zufolge existiert diese Art seit 600.000 Jahren und sie ist auch im Holozän biologisch erfolgreich. Das größte Landraubtier der Erde muss seit seinem Erscheinen mindestens zwei große pleistozäne Warmzeiten überstanden haben. Insofern bedienen rührselige Bilder, die abgemagerte und hungrige Eisbären auf einsamen, abschmelzenden Eisschollen zeigen, nur Klischeevorstellungen, die der erfolgreichen Evolutionsgeschichte der Art Ursus maritimus nicht gerecht werden.

4. Klimamodelle

Ein Klimamodell ist im Prinzip ein Computermodell zur Berechnung und Projektion eines Klimazustandes in einem bestimmten Zeitintervall. Es basiert auf einem ähnlichen meteorologischen Modell wie bei der Wettervorhersage, das in der Regel um ein Ozeanmodell, ein Schnee- und Eismodell (für die Kryosphäre) und ein Vegetationsmodell (für die Biosphäre) erweitert wird. Mathematisch handelt es sich bei der Modellierung um ein System nichtlinearer partieller und gewöhnlicher Differenzialgleichungen sowie einiger algebraischer Gleichungen (der Form: ).

Die Klimawissenschaft unterscheidet zwischen globalen Modellen (mit nur grober Auflösung) und regionalen Modellen für ein bestimmtes Simulationsgebiet (mit höherer Auflösung). Den Gegenstand solcher Modelle bilden sowohl retrospektive Aussagen zur Klimageschichte als auch prospektive Projektionen, die das Klima in der Zukunft vorhersagen sollen.

Die erzielten Ergebnisse sind je nach Modellaufwand unterschiedlich zu bewerten. Für zahlreiche erdgeschichtliche Perioden lassen sich die aus Bohrkernen ermittelten realen Temperaturverläufe relativ gut approximieren. Bei abrupten, seltenen und unvorhersehbaren Klima-Ereignissen versagen die Modelle aber in der Regel. Man muss sich letztlich auch bewusst sein, dass Klimamodelle natürliche Grenzen haben. Diese Schranken resultieren aus den verwendeten Modellen, der begrenzten Anzahl der berücksichtigten Einflussfaktoren, Zufallsereignissen und unzureichend verstandenen physikalischen Grundlagen. So ist beispielsweise die Aktivität der Sonne mathematisch-physikalisch nicht exakt modellierbar. Deshalb kann die zeitliche Veränderung der solaren Strahlungsleistung nicht vorhersagt werden. Darüber hinaus sind Vulkanausbrüche prinzipiell nicht vorhersehbar und auch ozeanische Phänomene wie El Nino und La Nina können, was den Zeitpunkt ihres Auftretens und ihre Intensität anbelangt, prospektiv bisher noch nicht zuverlässig ermittelt werden.

Überdies wird unter Klimatologen nach wie vor das Ausmaß der Klimawirksamkeit des Treibhausgases CO2 diskutiert oder sogar infrage gestellt. Kritiker fordern zudem, dass in den existierenden Klimamodellen eine richtige Balance zwischen der anthropogen verursachten Klimabeeinflussung und der Wirkung natürlicher Klimafaktoren gefunden werden muss.

Die öffentliche Anerkennung und wissenschaftliche Akzeptanz von Klimamodellen hängen ganz wesentlich von ihrer Trefferquote ab. Was den Wahrheitsgehalt prospektiver Modelle anbelangt, wird sich allein das Klima der Zukunft als ein wissenschaftlicher Scharfrichter für die Voraussagen erweisen.

5. Klimaziele und der Handel mit CO2-Zertifikaten

Ein Ergebnis der anhaltenden Klimadiskussion um die von Menschen gemachte Erderwärmung ist das Aufstellen von nationalen und internationalen Klimazielen zur Begrenzung der anthropogen verursachten CO2-Emissionen. Wesentliche Instrumente dieser Ziele sind die Besteuerung von Kohlendioxidemissionen und der Handel mit CO2-Zertifikaten und Emissionsrechten. Die vergebenen Emissionsrechte richten sich an die Betreiber von emissionsrelevanten Anlagen. Die ausgestellten Zertifikate beziehen sich auf genehmigte Mengen von ausgestoßenem CO2. Die Kritik an diesem Handel fokussiert sich auf die Vergabe von zu vielen Emissionsrechten und den Freikauf vom CO2-Reduzierungsgebot durch den wenig transparenten Erwerb von zu zahlreich vorhandenen Zertifikaten. Außerdem scheint dieser Markt inzwischen ein Tummelplatz für unseriöse Anbieter, Betrüger und Kriminelle geworden zu sein (wie Kommentaren aus dem Netz zu entnehmen ist).

Abgesehen davon mag dieser Handel möglicherweise bei dem einen oder anderen aber auch moralisch problematische Assoziationen an die Aktivitäten des Dominikanermönches Tetzel wecken, der zu Beginn des 16. Jahrhunderts im Ablasshandel mit sündigen Seelen in Deutschland äußerst erfolgreich gewesen sein soll!

Bei den Klimazielen geht es nicht vordergründig um die Begrenzung der globalen Oberflächentemperatur, sondern zunächst nur um die Verminderung der Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre. Weitere Ziele sind die Erhöhung der Anteile „erneuerbarer“ Energien und die Senkung des Primär-Energieverbrauchs.

Temperaturschranken zur Begrenzung der Erderwärmung wurden dagegen in internationalen Vereinbarungen (z. B. Kyoto, Paris) im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten festgelegt. Allerdings wird dieser Zeitrahmen lokal und historisch nicht genau definiert oder eingegrenzt. Nach diesen Abkommen soll der globale Temperaturanstieg bis zum Jahr 2.100 auf 2 °C begrenzt werden. Die Vorgaben basieren vor allem auf Computer-Simulationen, die (ausschließlich) den Anstieg der anthropogen verursachten atmosphärischen Kohlendioxidkonzentration abbilden.

Der Ansatz, der den Klimazielen zugrunde liegt, scheint aufgrund folgender Annahmen unvollständig zu sein und wissenschaftlich den komplexen Wechselwirkungsmechanismen klimarelevanter Faktoren nur unzureichend Rechnung zu tragen. Dafür seien beispielhaft folgende Argumente angeführt:

1. Nach dem gegenwärtigen Ansatz wird für die globale Erwärmung allein die steigende CO2-Konzentration in der Atmosphäre als ursächlich angenommen.

2. Es wird postuliert, dass die Variabilität der atmosphärischen Kohlendioxidkonzentration mehr oder weniger ausschließlich vom Menschen verursacht wird.

zu 1.:

Diese These ist unter Klimatologen nach wie vor umstritten. Paläoklimatische Daten scheinen die Ausschließlichkeit dieser Interpretation nicht zu bestätigen. Darüber hinaus werden andere klimawirksame Faktoren bei der Festlegung von Klimazielen völlig ausgeblendet. Was ist beispielsweise, wenn der Parameter der solaren Strahlungsleistung im Rahmen einer sich verändernden Sonnenaktivität, die nicht voraussagbar ist, signifikant schwankt (siehe z. B. Maunder-Minimum) oder sich das thermodynamische Verhalten der transozeanischen Strömungen aus bisher unbekannten Gründen plötzlich spürbar verändert?

zu 2.:

Die Plausibilität dieser Annahme kann nicht überzeugen, weil sie die unvollständige Erfassung und die Stochastik der Aktivität und Intensität natürlicher Quellen außer Acht lässt. Selbst wenn der Eintrag von CO2 in die Atmosphäre durch weltweiten Vulkanismus wesentlich unter der Menge des anthropogen verursachten Anteils liegen sollte, ist und bleibt er aber eine unberechenbare Größe. Sogar einzelne Ereignisse können zeitweilig einen erheblichen Einfluss auf das globale Klima haben. Auch wenn die klimawirksame Nachhaltigkeit der Aktivität natürlicher Quellen in der Regel gering zu sein scheint, vermag der Mensch diese Vorgänge jedoch in keiner Weise zu beeinflussen.

6. Fazit und Ausblick

Die Oberfläche des Planeten Erde ist in ihrer Geschichte gewaltigen und mannigfaltigen Veränderungen unterworfen gewesen. Seit dort vor etwa drei Milliarden Jahren das Phänomen Klima entstanden ist, sind Gebirge aufgefaltet und von der Erosion eingeebnet worden sowie Meere und Kontinente entstanden, die die Plattentektonik wieder ausgelöscht hat. Im erdgeschichtlichen Werden haben Eis- oder Kaltzeiten sowie wärmere Epochen das Antlitz des dritten Planeten unseres solaren Systems geprägt. Sie sind entstanden, wenn sich klimawirksame Faktoren überlagert haben und verschwanden wieder, wenn diese Kongruenzen verloren gingen. An diesem steten Wandel der Bedingungen auf der Erdoberfläche scheinen allein die geophysikalischen Veränderungen das Beständige zu sein.

Die Menschen sollten in die von der Natur gesteuerten klimatischen Vorgänge nicht oder nur behutsam eingreifen. Klimaneutralität scheint das Zauberwort der klimapolitischen Überzeugungen der Gegenwart zu sein! An dieser Maxime werden sich künftig die globalen Aktivitäten unserer Zivilisation messen lassen müssen. Die vernunftbegabte Spezies auf diesem Planeten muss sich aber auch bewusst sein, dass klimatische Veränderungen keine Einbahnstraßen darstellen. Wir leben gegenwärtig in einer Warmzeit des Pleistozäns. Doch in künftigen Erdzeitaltern sollen die Kontinente durch die Plattentektonik erneut zusammenrücken. Diese geotektonischen Prozesse werden in der Zukunft zu gewaltigen Veränderungen des globalen Klimas führen. Dann können auch Kalt- oder Eiszeiten durchaus wieder eine geophysikalische Option für das Klima auf dem Planeten Erde sein!

Doch wer vermag schon zu sagen, ob die rezenten Vertreter der Gattung homo sapiens dann noch diesen Planeten bevölkern werden und über Klimaneutralität, Klimaziele oder das Für und Wider eines bewusst anthropogen beeinflussten Klimawandels streiten können?

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