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Kapitel 2

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Einige Tage später war Karolina mit ihrer besten Freundin Lindsay in einem kleinen Café verabredet.

Sie kannte Lindsay Bloomfield schon aus Kindertagen und sie war der bodenständige Kontrast, den Karolina manchmal brauchte, um den Bezug zum Leben nicht zu verlieren. Die beiden hatten sich zwar im Geigenunterricht kennengelernt, aber Lindsay hatte erst später die Liebe zur Musik für sich entdecken können. Immerhin arbeitete sie als Violinistin in einem Musical-Orchester; das war zwar weniger anspruchsvoll, brachte dafür aber eine Menge Spaß. Die Musical-Welt war anders als die der klassischen Musik, kitschiger, bunter und lebendiger. Diese Lebendigkeit lag Lindsay im Blut. Ganz oft hatte sie vor Karolinas Tür gestanden, während diese eigentlich hätte üben müssen und sie hatten sich zusammen davongestohlen. Diese Pausen waren unheimlich befreiend für Karolina gewesen. Leider hatten sie sich über die Jahre immer wieder aus den Augen verloren, weil Lindsay eine ganze Weile in London gelebt hatte. Aber zurzeit hatten sie wieder viel Kontakt, was Karolina sehr freute. Lindsay hatte sich kaum verändert, obwohl sie mittlerweile verheiratet und vor einigen Monaten Mutter eines süßen, kleinen Mädchens geworden war.

Da das Wetter abgesehen von der windigen Kälte erträglich war, hatte Karolina beschlossen, die Strecke zu dem kleinen Café zu Fuß zurückzulegen. Die anfängliche Enttäuschung über die Absage beim Vorspielen war weitestgehend überwunden und einer enormen Motivation gewichen. In den letzten Tagen hatte sie eifrig ihre Musikbücher und das Internet durchforstet, um neue Übungsmethoden und Kniffe zu finden. Leider war sie damit nicht sehr erfolgreich gewesen. Das meiste kannte sie schon und das andere machte keinen besonders vielversprechenden Eindruck auf sie. Auf dem Weg zum Café kam sie an einem Kiosk vorbei. Auf zwei einschlägigen Zeitschriften prangte ganze groß das Gesicht des neuen ersten Violinisten für das Orchester in Sydney. Es versetzte Karolina zwar einen Stich, wenn sie daran dachte, dass auch ihr Gesicht dort hätte zu sehen sein können, aber sie war gefasst genug, um einfach weiterzugehen und nicht weiter darüber nachzudenken. Jetzt freute sie sich erst einmal auf Lindsay, die sie schon seit einigen Wochen nicht mehr gesehen hatte, weil diese so sehr mit ihrem Baby beschäftigt gewesen war. Umso mehr ehrte es sie nun, dass sie heute Zeit für Karolina gefunden hatte.

Nach guten zwanzig Minuten erreichte sie schließlich den Treffpunkt, gerade noch pünktlich. Karolina sah Lindsay schon von Weitem an einem Tisch hinter dem Fenster sitzen. Sofort trat ein Lächeln auf ihre Lippen und sie beschleunigte ihren Schritt. Auch ihre Freundin strahlte über das ganze Gesicht, als sie Karolina erblickte und die beiden umarmten sich herzlich, als Karolina den Tisch erreichte. Dann fiel ihr Blick auf den Kinderwagen, der neben Lindsay stand. Sie beugte sich über ihn, um das kleine Wesen darin zu bewundern.

„Sie ist gerade eingeschlafen“, sagte Lindsay sanft. „Hat mich den ganzen Morgen auf Trab gehalten. Ich bin froh, dass Amy jetzt mal Ruhe gibt.“

„Ach, sag doch sowas nicht“, erwiderte Karolina lächelnd. „Sie ist so süß und so lieb, ich kann nicht glauben, dass sie auch schreien kann!“

Lindsay musste lachen und strich ihrer kleinen Tochter zärtlich über die Wange.

„Naja, sie ist wirklich ein Goldstück und ich bin einfach nur eine Mimose. Aber nun setz dich doch endlich.“

Karolina warf ein Blick in das restliche Café, das schon ziemlich voll war. Sie trafen sich öfter hier, denn es war schön gelegen in der Nähe eines Parks. Normalerweise war hier nicht so viel los, weder im Café selbst noch im angrenzenden Park, was eine angenehme Atmosphäre mit sich brachte. Aber heute war es überfüllt. Auf den ersten Blick sah es so aus, als ob jemand dort seinen Geburtstag feierte und alle Gäste hierher eingeladen hatte.

„Bist du sicher, dass wir nicht woanders hingehen wollen?“, fragte Karolina bevor sie sich setzte und deutete auf die schlafende Amy. Karolina konnte sich nach wie vor nur schwer vorstellen, welchen Ärger so ein niedliches Wesen seiner Mutter machen könnte.

„Ach was. Sie ist härter im Nehmen als du denkst. Amy ist das Baby von zwei Musikern und keine zerbrechliche Puppe, schon vergessen? Nun setz dich endlich hin und lass uns bestellen!“

Karolina strich Amy ein letztes Mal über die kleine Nase und ließ sich dann zögerlich auf dem Platz neben ihrer Freundin nieder. Aus tiefblauen Augen blickte sie Lindsay an. Sie sah gut aus. Ihre kinnlangen, dunkelbraunen Haare umrahmten ihr helles Gesicht, sie war schlank, einen Kopf größer als sie und wirkte vollkommen mit sich zufrieden. Das Mutterdasein stand ihr hervorragend. Während Lindsay ihnen beim Kellner einen Kaffee bestellte, realisierte Karolina, wie sehr ihre Freundin ihr gefehlt hatte in den letzten Wochen. Als der Kellner hinter der Theke verschwand, sprach sie den Gedanken aus.

„Das war eine harte Zeit, als du damals in London warst.“ Das hatte sie ihr schon öfter gesagt.

Lindsay rollte die Augen. „Mein Gott, du tust immer so, als wenn ich vollkommen aus der Welt gewesen wäre“, entgegnete sie, doch Karolina wusste, dass auch sie ihrer Freundin gefehlt hatte.

„Wie läuft es denn im Musical-Orchester?“, wechselte Karolina deswegen das Thema.

„Oh, die Arbeit läuft toll. Nach der Geburt hat es mir total gefehlt, Geige zu spielen. Das Orchester ist super, alle sind hochmotiviert, haben unheimlichen Spaß an dem was sie tun und das zeigt sich natürlich auch im Ergebnis. Man sollte ja meinen, dass bei so vielen Leuten immer einer aus der Reihe tanzt, aber wir sind ein wirklich tolles Team. Und wie läuft es denn bei dir?“

Es freute Karolina wirklich, ihre Freundin so glücklich zu sehen, und sie gönnte es ihr vom ganzen Herzen.

„Es läuft alles gut wie immer“, antwortete sie knapp, denn sie wollte jetzt nicht jammern und von dem gescheiterten Engagement erzählen. Tatsächlich lief es, abgesehen davon, ja wirklich gut. Auch in ihrem Orchester klappte die Zusammenarbeit, die Kollegen waren ein perfektes Team und ansonsten konnte sie sich auch nicht beklagen. Aber Lindsay wäre nicht Karolinas beste Freundin, wenn sie nicht sofort gemerkt hätte, dass da etwas nicht stimmte.

„So knapp angebunden heute? Was ist denn los? Fehlt dir was in deinem Leben? Ein Mann? Kinder?“

Wenn Karolina ehrlich war, hatte sie nie darüber nachgedacht, ob sie Kinder haben wollte. Bisher hatten die Musik und ihre Karriere immer im Vordergrund gestanden und solange sich ihr Traum von einer größeren Karriere nicht erfüllt hatte, machte es wohl sowieso keinen Sinn, über Familienplanung nachzudenken. Noch war sie jung und konnte sich auf ihre Karriere konzentrieren. Sie wollte nicht darüber grübeln, was auf sie zukommen sollte, wenn das alles nicht so klappte, wie sie sich es wünschte. Und Männer? Die spielten in ihrem Leben gerade keine sehr große Rolle. Das wusste Lindsay natürlich auch. Karolina wollte sich nicht ständig für ihren Beruf und ihre unregelmäßigen Arbeitszeiten rechtfertigen. So hatte sie sich schon länger nicht mehr auf eine Beziehung eingelassen. Lindsay ließ kein Treffen aus, um ihr etwas von ‚dem Richtigen‘ zu erzählen, der noch auf sie warten würde. Karolina wusste nicht so recht, ob sie wirklich an die einzig wahre Liebe glauben sollte. Ihr war sie bisher zumindest noch nicht begegnet. Umso mehr bewunderte sie Lindsay dafür, wie perfekt sie das alles unter einen Hut bekam – mit Mann, Kind und Beruf. Deswegen schüttelte Karolina nur lächelnd den Kopf, was ihr einen fragenden Blick von Lindsay einbrachte.

„Was ist es dann?“

Karolina senkte den Blick und rührte mit dem Löffeln in ihrem Kaffee herum. Eigentlich fehlte ihr die Lust, darüber zu reden, aber sie wusste auch, dass ihre Freundin nicht locker lassen würde, bevor sie wusste, was passiert war.

„Nun rück schon raus mit der Sprache. Du weißt, dass ich kein geduldiger Mensch bin“, warnte Lindsay amüsiert und tatsächlich knickte Karolina ein.

„Also gut“, seufzte sie ergeben. „Ich hatte Anfang der Woche ein Vorspielen für die erste Geige im Opernhaus von Sydney.“ Bei den Worten bekam Lindsay große Augen – sie wusste, was das bedeutete. „Aber ich habe die Anstellung leider nicht bekommen“, fuhr Karolina fort.

Lindsay wollte Karolina gerne sagen, wie leid ihr das tat, doch diese ließ sie gar nicht zu Wort kommen. „Mein Spiel war nicht gut an diesem Tag. Die Leidenschaft hat einfach gefehlt. Ich war so nervös, dass ich das Spielen nicht genießen konnte und total verkrampft war.“

Nun griff Lindsay nach ihrer Hand und drückte diese fest.

„So schlecht kann es doch gar nicht gewesen sein.“

„Nun, ich sitze immer noch hier in San Francisco und werde nächsten Monat nicht nach Sydney fliegen, um dort die erste Geige zu spielen. Also war es einfach nicht gut genug“, erklärte Karolina realistisch.

„Süße, das tut mir wirklich unheimlich leid, auch, dass ich nicht für dich da war. Wieso hast du mir nichts davon erzählt? Wusste Henry davon? Was sagt er denn dazu?“ Es klang kein Vorwurf in ihren Worten mit.

„Ich hatte mit Absicht niemandem außer Henry davon erzählt, aus Angst, dass ich den Erwartungen nicht gerecht werden kann. Genau das war ja letztendlich auch der Fall. So habe ich wenigstens nur mich selbst enttäuscht.“

„Oh je, das tut mir leid, Karolina!“

„Das muss dir nicht leid tun. Es ist in Ordnung. Ich habe es inzwischen überwunden. Henry sagt, dass ich den Kopf nicht hängen lassen soll und dass eine noch größere Chance irgendwo auf mich wartet. Bis dahin möchte ich die Zeit nutzen und noch viel besser werden.“

„Aber wie willst du das anstellen?“, fragte Lindsay sichtlich verblüfft. „Du gehörst zu den besten Violinisten, die ich kenne und du übst doch jetzt schon ununterbrochen.“

Nun zuckte Karolina ratlos mit den Schultern.

„Ich habe viel darüber nachgedacht und nun für mich entschieden, dass ich noch viel effektiver üben muss. Allerdings gelingt mir das nicht mit meinem normalen Übungsplan. Ich bin schon seit Tagen auf der Suche nach neuen Übungsmethoden, aber sowohl meine Bücher als auch das Internet geben leider nicht sehr viel her. Vielleicht suche ich mir einen externen Trainer.“

„Neue Trainingsmethoden? Hm.“ Plötzlich wurde Lindsay seltsam nachdenklich.

Karolina zog fragend eine Augenbraue hoch. „Worüber denkst du nach? Kennst du eine Methode, die Wunder wahr werden lässt?“

„Nein“, antwortete sie knapp.

„Was ist es dann? Jetzt verschweigst du mir doch irgendwas“, behauptete Karolina und war davon überzeugt, dass es stimmte.

Lindsay kaute nervös auf ihrer Unterlippe herum und rührte nun ihrerseits unruhig mit dem Löffel im Kaffee herum. Gerade als sie etwas sagen wollte, wurde Amy wach und fing an zu schreien. Lindsay nahm sie aus dem Kinderwagen und drückte sie liebevoll an sich, doch auch das half nichts. Das Kind wollte einfach nicht ruhig werden. Plötzlich drückte Lindsay Karolina ihre Tochter in die Hand.

„Hier halt du sie mal.“

Ehe Karolina sich versah, hatte sie ein kleines Mädchen in den Armen, das augenblicklich aufhörte zu schreien. Verblüfft schaute sie Amy an, die glucksende Geräusche von sich gab.

„Oh, wie schön. Ich wusste doch, dass das klappt“, kommentiere Lindsay die überraschende Aktion stolz.

Für den Moment war Karolina vollkommen perplex. Sie hatte in ihrem Leben noch nicht oft ein Kind auf dem Arm gehabt. Es fühlte sich seltsam fremd an. Lindsay hatte gehofft, dass Amy sie vollkommen aus dem Konzept bringen würde, sodass sie jetzt das Thema wechselten, aber leider war Karolina nicht so leicht aus dem Konzept zu bringen.

„Lindsay – ich höre“, sagte Karolina streng mit dem Baby auf dem Arm.

„Ach Mensch, dass du auch nie Ruhe geben kannst.“

„Das habe ich mir von dir abgeschaut.“

„Mist, dann haben wir wohl doch zu viel Zeit miteinander verbracht, wenn du mich jetzt schon mit meinen eigenen Mitteln schlägst.“

„Lindsay …“

„Schon gut, schon gut. Also … Es gibt da etwas, das ich dir nie erzählt habe“, druckste sie schließlich herum.

Karolina wurde hellhörig. Natürlich gab es viele Dinge aus Lindsays Leben, die sie nicht wusste, schon alleine weil der Kontakt zeitweise abgebrochen war. Trotzdem hatten sie sich über die wirklich wichtigen Sachen im Laufe der Jahre immer ausgetauscht. Jetzt klang es aber so, als wenn ihre Freundin ihr mit Absicht etwas Wesentliches verschwiegen hatte. Als Karolina nichts erwiderte, sondern sie einfach nur auffordernd ansah, seufzte Lindsay und fuhr fort.

„Ich hatte da mal was mit einem Typen. Also, der konnte auch unheimlich gut Geige spielen und um besser zu werden, hatte er auch ziemlich ausgefallene Trainingsmethoden.“

Irgendein Mann also? Das nahm sie Lindsay nicht so leicht ab. „Was für ein Typ denn?“, fragte Karolina, bevor sie näher auf dessen ‚ausgefallene Methoden‘ einging.

Ihre Freundin schaute verlegen auf ihre Tochter in Karolinas Armen und strich ihr über die kleine Hand.

„Nun zier dich nicht so, Lindsay, sag es doch einfach. Ich werde schon nicht tot umfallen“, forderte Karolina ihre Freundin auf.

„Tom Edwards“, erwiderte sie schließlich trocken.

Karolina hatte sich geirrt, sie war doch kurz davor, in Ohnmacht zu fallen.

„Tom Edwards? Tom Edwards!“, wiederholte sie vollkommen außer sich.

Lindsay zuckte entschuldigend mit den Schultern.

„Wann war das?“

„Vor ein paar Jahren. In London.“

„Und wieso hast du mir das nie erzählt?“

„Naja, es hat nichts bedeutet. War recht schnell wieder vorbei.“

„Nichts bedeutet? Tom Edwards! Hallloooo!“

„Er war damals noch nicht ganz so berühmt wie heute.“

„Das ist doch vollkommen egal! Du hast mir verheimlicht, dass du eine Beziehung mit dem berühmtesten Geiger aller Zeiten hattest? Ich würde behaupten, neunzig Prozent der Menschheit kennt inzwischen seinen Namen. Das ist mitnichten irgend so ein Typ, Lindsay!“ Karolina versuchte sich zu beruhigen. Dieses Geständnis hatte sie wirklich geschockt. Tatsächlich war sie von der Tatsache, dass Lindsay mit einer dermaßen berühmten Persönlichkeit zu tun gehabt hatte, so gefesselt, dass sie ganz vergaß, wütend über das Verschweigen darüber zu sein. „Oh mein Gott! Meine Freundin war mit Tom Edwards zusammen. Ich fasse es nicht“, murmelte sie vor sich hin und schüttelte fassungslos den Kopf.

„Nun komm mal wieder runter, Karolina. Mach nicht so ein Drama daraus. So eine große Sache war es nicht und Beziehung würde ich es auch nicht unbedingt nennen. Es ist ein paar Jahre her, wir haben uns zufällig mal hinter der Bühne in London getroffen und er hat mich auf ein Glas Champagner eingeladen. Wir hatten eine Weile ein bisschen Spaß, nichts weiter. Ich meine, sieh ihn dir an. Er ist ein Traum für jede Frau, so einen Typen kann man einfach nicht nur für sich alleine haben.“

„Nur zwei Worte, Lindsay: Tom Edwards!“, kommentierte Karolina immer noch begeistert.

„Ja, und? Es war eine aufregende Zeit, ohne Frage, aber Tom ist ein ganz schöner Schwerenöter. Ich bin absolut glücklich mit meiner kleinen Familie und würde nicht nochmal dahin zurück wollen.“

Diese neue Information musste Karolina erst einmal sacken lassen. Sie legte Amy zurück in den Kinderwagen und trank dann einen großen Schluck Kaffee. Tom war genau da, wo sie selbst irgendwann einmal hin wollte. Die ganze Welt kannte ihn und seine Musik war von jung bis alt beliebt. Dadurch, dass er so berühmt war, waren ihm bei seiner Musik keine Grenzen gesetzt. Er konnte spielen, was er wollte, seine Gefühle einfach die Melodie bestimmen lassen und alle fanden es toll. Diesen Punkt wollte sie auch einmal erreichen. Ganz langsam kam Karolina wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Es musste einen Grund geben, warum Lindsay ihr erst jetzt davon erzählt hatte. Sie hatte erwähnt, dass Tom außergewöhnliche Methoden zur Übung angewandt habe. Das klang überaus interessant und wenn es ihn soweit gebracht hatte, würde es ihr bestimmt auch helfen!

„Okay. Also was waren das denn für Trainingsmethoden, die er benutzt hat?“, fragte Karolina deswegen wieder etwas weniger euphorisch.

„Das kann ich dir auch nicht genau sagen. Es hatte irgendwas mit bewusstem Träumen zu tun. War ziemlich abgefahren, aber offenbar sehr effektiv. Es hat mich damals ehrlich gesagt auch nicht so wirklich interessiert. Wenn der Typ so vor dir steht, dann möchtest du einfach andere Dinge tun als reden, wenn du verstehst was ich meine.“

„Lindsay!“, schalt Karolina ihre Freundin. Also wirklich. Damit war ihr nun gar nicht geholfen.

„Okay, okay. Ist ja schon gut.“ Lindsay hob abwehrend die Hände und lachte. „Pass auf, ich weiß zufällig, dass er gerade in der Stadt ist. Ich habe seine Nummer von damals noch eingespeichert. Sollte sie noch aktuell sein, werde ich ihn um seine Hilfe und um ein Treffen bitten, in Ordnung?“

„Du wirst ihn für mich treffen?“, fragte Karolina hoffnungsvoll. Ihr war nicht ganz wohl bei dem Gedanken, Tom Edwards selbst zu treffen. Genau genommen zog sich dabei alles in ihr zusammen. Nicht nur, weil er ein attraktiver und berühmter Mann war, sondern vor allem, weil er womöglich versuchen würde, sie zu verführen. Unzählige Affären pflasterten seinen Weg. Was, wenn er mit ihr flirten würde? Der Gedanke versetzte sie schon jetzt in Panik. Aber soweit würde es bestimmt nicht kommen. Auch Karolina war ausgesprochen attraktiv – aber sie war sich definitiv zu schade für eine Affäre.

„Nein, die Sache liegt hinter mir. Ich werde ein Treffen für dich arrangieren. Deine Angelegenheit, dein Problem“, grinste Lindsay. „Außerdem würde es dir womöglich gut tun, mal wieder ein männliches Wesen in dein Leben zu lassen. Ihr beide könntet eine Menge Spaß zusammen haben!“

„Lindsay!“, fauchte Karolina wütend. „Lass das! Ich suche neue Übungsmethoden, um mein Spiel zu verbessern und nichts anderes!“

„Ich mein ja nur“, erwiderte ihre Freundin amüsiert, während sie den letzten Schluck aus ihrer Kaffetasse nahm. „Ich rufe ihn einfach an und wir lassen uns überraschen.“

Dunkler Engel

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