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Kanaldeckel Kunst zu unseren Füßen
ОглавлениеJapaner haben ein besonderes Talent, aus banalen Dingen etwas Schönes zu machen. Bestes Beispiel dafür sind simple Schachtabdeckungen. Eigentlich gestaltet, um Steuerzahlern aufwendige Entwässerungsprojekte näherzubringen, sind die bunten Kanaldeckel heute zum Ausdruck regionalen Stolzes geworden. Sie thematisieren lokaltypische Attraktionen, Tiere, Festivals, historische Events und Folklore.
So feiert Matsumoto (Präfektur Nagano) die dortige Kunstfertigkeit der temari. Die aus Seidengarn kompliziert handgewickelten Glückskugeln sind Geschenke der Freude und Dekoration. Kusatsu (Präfektur Gunma) hingegen zeichnet das Bild einer Frau in Tracht mit einem Yumomi-Holzpaddel. Yumomi ist eine jahrhundertealte Methode, das heiße Quellwasser der Stadt durch Rühren auf Badetemperatur abzukühlen. Zu Ehren von Japans Feuerwehrwachen sind im ganzen Land eine Reihe von bunten Kanaldeckeln mit Bildern von Feuerwehrleuten in Aktion gestaltet worden.
Mittlerweile sind diese Gullydeckel ein Social-Media-Phänomen, das mit Apps getrackt werden kann. Manhoo! etwa listet landesweit die Standorte von mehr als 3000. Im Februar 2019 fand in Tokyo ein Manhole Cover Festival statt mit Ständen für Kanaldeckel-Snacks, -Stifte, -Anstecker und -Sammelkarten: also mit allem, was »Gully-Sucher« erfreut.
19 000
unterschiedlich gestaltete Kanaldeckel gibt es nach Schätzung des japanischen Verbands für Schachtabdeckungen in Japan.
»Drainspotting«
Engagierte »Gully-Sucher« reisen durchs Land und posten ihre Highlights in Social-Media-Kanälen.
Handgemacht
Die Kanaldeckel werden in den örtlichen Gießereien gefertigt. Das bunte Harz wird von Hand in die Formteile gegossen.
Japans bunte Kanaldeckel unterscheiden sich nicht nur je nach Region, in der sie sich befinden, das Design ist auch abhängig von der Gebrauchsart und dem Hersteller.