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Katze – Das Prinzip der Selbstgenügsamkeit

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Mein lieber Freund, meine liebe Freundin, die Katze (Felis catus) galt im alten Ägypten als heiliges Tier. Katzen sind immer umgeben von einer gewissen Aura des Geheimnisvollen.

Anders als der Hund ist die Katze ein Einzelgänger. Die Katze ist die unbestreitbare Diva unter den Haustieren. So wie beim Hund die Treue im Vordergrund der Persönlichkeitsmerkmale steht, so ist es bei der Katze die unübersehbare und deutlich ausgeprägte Selbstgenügsamkeit. Das wohl erstaunlichste Merkmal der Beziehung zwischen Mensch und Katze ist die bloße Tatsache, dass die Katze sich dem Menschen angeschlossen hat, was ihrer Aura des Mysteriösen noch zusätzlich Nahrung verleiht.

Katzen haben eine stark ausgeprägte Persönlichkeit und sind unerziehbar. Sie haben sich dem Menschen zugewandt, ohne sich ihm unterzuordnen. Und genau hier, in diesem Charakteristikum liegt die Faszination der Katzen für die Menschen, die diese Tiere lieben. Fast alle Katzen haben ›Starallüren‹. (Anm. der Verfasserin: Scherzhaft gesagt.) Sie haben sich mit dem Menschen zusammengetan, weil es ihnen dienlich ist. Das ist Selbstliebe vom Feinsten und hier gibt es für den Menschen allerhand von seiner Katze zu lernen.

Eine Katze ist einfach nur ganz sie selbst. Sie lebt ihre Natur und genügt sich selbst vollkommen. Sie gefällt, ohne gefallen zu wollen, ja, möglicherweise sogar genau deshalb. Der Mensch, der die Katze liebt, den lehrt sie blindes Gottvertrauen. Dies zu lesen, mag nur auf den ersten Blick verwundern. Für die Katze steht die Treue sich selbst gegenüber im Vordergrund. Ihren natürlichen, gottgegebenen Instinkten entsprechend liebt sie den Reiz der Jagd ebenso wie ausgedehnte Ruhephasen. Ihr Sinn für Körperpflege ist sprichwörtlich. So ist die Katze, wie gesagt, immer nur einfach ganz sie selbst.

Sie stellt ihre Daseinsberechtigung nicht infrage und macht sie nicht von einer übergeordneten Sinnhaftigkeit abhängig. Sie lebt um des Lebens willen. Leben ist Selbstzweck, ist es doch nur ein anderes Wort für Liebe. Das tiefste Gottvertrauen hat der, der keines braucht. Auch wenn dies bei allen Tieren, bei jeder Kreatur, der Fall sein mag, so ist es doch bei keinem dermaßen offensichtlich wie bei der Katze.

Wir wiederholen es gerne: Das tiefste Gottvertrauen hat der, der keines braucht. In der zweifelsfreien, völligen Gewissheit um die Sinnhaftigkeit in allem und um die bedingungslose Liebe Gottes kann der Mensch sich seinem Selbst und seinem Leben hingeben. Die vorbehaltlose Hingabe an das eigene Sosein und das Leben selbst legt Zeugnis ab für die sichere und tiefe Einbettung in das große Ganze des Göttlichen und seinen eigenen festen Platz in dieser Ordnung.

»Die Selbstachtung einer Katze

ist außerordentlich.«

Christian Morgenstern

Die Regulus-Botschaften: Band V

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