Читать книгу Courage. Im Schatten des Nanga Parbat 1934 - Bettina Hoerlin - Страница 22
ОглавлениеDie Leiche Alfred Drexels, eingehüllt in die Hakenkreuzfahne – ein nachhaltiges Symbol der Politisierung des Bergsteigens (Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Deutschen Alpenvereins)
©Deutscher Alpenverein, München
Fotos der in eine Hakenkreuzfahne eingehüllten Leiche Drexels gingen um die Welt und wurden zu einem sofortigen und lebhaften Zeichen der Nazifizierung des deutschen Bergsteigens.172 Merkl hatte darauf bestanden, dass Fotos und Filmaufnahmen von der Bergung der Leiche und dem anschließenden Begräbnis gemacht wurden.
Noch lachen die Sherpas in Lager 4. Später zählten sie zu den Opfern der Expedition.
Dieser publikumswirksame und politische Umgang mit Drexels Tod ließ Schneider auf die Barrikaden gehen. Aufs Schärfste kritisierte er Merkl für diese von ihm so empfundene Respektlosigkeit – und sprach damit auch für andere Mitglieder der Expedition. Sein direkter Angriff auf Merkls Autorität machte diesen so wütend, dass er drohte, Schneider vom Berg zu verbannen. Schneiders Ärger wiederum ging so weit, dass er hinterfragte, ob Merkl den Tod Drexels aus kommerziellen Gründen filmen wollte, da Merkl den Nationalsozialisten einen inspirierenden Film versprochen hatte.173 Wie die meisten Nanga-Parbat-Bergsteiger lehnte Schneider den Nationalsozialismus ab, tolerierte aber mit Blick auf die bergsteigerischen Ziele den nationalistischen Einschlag der Expedition.174 Doch der Fall Drexel überschritt für ihn die Toleranzgrenze.
Die Stimmung in der Expedition verbesserte sich durch die fast einmonatige Verzögerung zwischen dem ersten Versuch am 7. Juni und dem Aufbruch von Lager 4 zum zweiten Versuch (am 1. Juli) nicht gerade. Der vorgebliche Grund für die lange Pause im Basislager war das Warten auf den Nachschub von Tsampa, geröstetem Gerstenmehl, einem unverzichtbaren Bestandteil der Ernährung der Sherpas. Einer von vielen Nachteilen einer Großexpedition war die Notwendigkeit, für die vielen Teilnehmer ausreichend Verpflegung zu stellen – was einen entsprechenden logistischen Aufwand nach sich zog. Der Vorrat an Tsampa war zur Neige gegangen und die Sherpas rührten sich nicht von der Stelle, bevor er nicht wieder aufgefüllt war. Es dauerte 17 Tage, bis Tsampa ins Basislager geliefert wurde – eine Zeit, in der der Widerstand gegen Merkls Führung gärte. Das Wetter war sonnig, der Himmel wolkenlos. Wertvolle Zeit wurde vergeudet.