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Die Geschichte des Birkenzuckers

Xylit ist seit dem Jahr 1890 bekannt. Damals sonderten der deutsche Chemieprofessor Emil Fischer und sein Student Rudolf Stahel aus Buchenspänen eine neue Verbindung aus, die „Xylit“ genannt wurde. 1902 erhielt Dr. Fischer den Nobelpreis für Chemie in Anerkennung seiner vielseitigen Verdienste in der Chemieforschung. Zur gleichen Zeit gelang es auch dem französischen Chemiker M.G. Bertrand, eine Art Xylitsirup aus Weizen- und Haferhalmen zu isolieren. Deshalb geht die Entdeckung des Xylits auch auf zwei Forschergruppen zurück.

Der Name Xylit kommt vom griechischen Wort Xylon, zu Deutsch „Xylem“. Xylem ist der Wasser leitende Gefäßteil der höheren Pflanzen. Die Endung -ol im englischen Wort Xylitol, das auch im Deutschen verwendet werden kann, weist auf die chemische Natur des Xylitmeloküls hin. In der chemischen Fachsprache gehört Xylit zu den sogenannten Zuckeralkoholen. Das hat natürlich nichts mit gewöhnlichem Alkohol, dem Ethanol, zu tun, der berauschend wirkt und in Wein, Schnaps und Bier zu finden ist. Es ist die rein chemische Klassifizierung einer bestimmten Struktur.

50 Jahre vergingen, in denen das Thema Xylit forschungsmäßig in eine Art Dornröschenschlaf versank. Erst in den 1950er-Jahren kehrte Xylit wieder ins Bewusstsein der Menschen zurück. Damals erkannte der US-Forscher Dr. Oscar Touster aus Nashville, Tennessee, dass Xylit im Zwischenstoffwechsel des Menschen entsteht. Diese Entdeckung führte zu einer Wiederaufnahme der Untersuchungen, die neue biochemische Informationen über Xylit ergaben.

In Finnland erinnerte man sich während des 2. Weltkriegs wieder an das süße Xylitol. Wie im übrigen Europa war der Zucker knapp geworden. Nach dem Krieg arbeiteten Wissenschaftler der damaligen Finnish Sugar Company an der Isolierung von Xylit aus Xylose (Holzzucker) und entwickelten dann in den 60er-Jahren einen wirtschaftlich rentablen Herstellungsprozess für Xylit. Vor dieser Entwicklungsarbeit war Xylit nur eine sehr teure Forschungschemikalie in Labors gewesen. Bei dem ursprünglichen Herstellungsverfahren wurde die finnische Birke als Rohmaterial verwendet – daher wurde es in Finnland auch „Birkenzucker“ genannt.

Später begann man, Xylit aus verschiedenen Pflanzen herzustellen. Obwohl Xylit auch frei in der Natur vorkommt, ist es wirtschaftlich effektiver, Xylit durch einige wenige, einfache chemische Prozessabläufe aus diversen xylanreichen Pflanzenteilen herzustellen. Diese Verfahren ergeben dann genau die gleiche Struktur von Xylitmolekülen, wie sie in unserem Körper und auch sonst in der Natur vorkommen. Deshalb kann Xylit als eine natürliche kohlenhydratartige Substanz bezeichnet werden.

Hilfsstoff gegen viele Krankheiten

1965 begannen die Forscher am Zahnmedizinischen Institut Turku (Finnland), die Möglichkeit des Einsatzes von Xylit als Zuckeraustauschstoff zu untersuchen – das war der Anfang einer intensiven Forschungsarbeit an der Universität Turku, die bis heute noch in vollem Gang ist –, und Xylit international bekannt machte. Die sogenannten „Turku-Zuckerstudien“ belegten, dass Xylit als nichtkariogene (löst keinen Karies aus) und vielleicht sogar als antikariogene (kann gegen Karies wirken) Substanz betrachtet werden kann. Diese Studien wiederum führten zu weiteren Forschungsgruppen in aller Welt, die nicht nur Xylit als Hilfsstoff für eine bessere Zahn- und Mundgesundheit sehen, sondern auch als Unterstützung im Kampf gegen andere Erkrankungen wie Osteoporose, Diabetes, Übergewicht, Infekte und Allergien.


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Eng damit verbunden sind die Wissenschaftler Professor Arje Scheinin, die Leiterin der Studien an der Universität Turku, sowie der finnische Professor Kauko Mäkinen, der als international anerkannter Xylit-Experte gilt. Die biochemischen Untersuchungen führte Dr. Eva Söderling durch. Nach den weltweit bekannt gewordenen Turku-Studien ist bis heute international eine Vielzahl weiterer Untersuchungsreihen hinzugekommen, die die ersten erfolgreichen Ergebnisse bestätigten und weiterführten. Mehr als 40 Jahre Forschung und Anwendung in der Praxis sind ein sehr solides Fundament. Es lohnt sich also, Xylit besser kennenzulernen.

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