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F eiertag, 1. Mai, Tag der Arbeit, Tag der Sozialisten und der Aufmärsche in den kommunistischen Ländern, wo die Präsenz der Stärke auch Heute noch, gezeigt werden muss.

Wir hatten für solche Dinge und an diesem Tag keine Zeit und schon gar nicht zum Demonstrieren und was geht uns die „Masse“ an? Morgen sollte unsere Hochzeit sein und wir wollen auch nach Außen eine richtige, kleine Familie werden. Samantha sollte auch zukünftig meinen Namen tragen, denn sie hatte seit der Geburt den Mädchen-Namen meiner Verlobten getragen.

Die Wetter-Aussichten standen auf Schön, es konnte nur ein Bilderbuch-Tag werden und die Vorbereitungen waren allesamt abgeschlossen, die Überraschungen abgeklärt, die Feier konnte beginnen, unsere eingeladenen Gäste reisten im Laufe des Tages an und unser Baby, zwischenzeitlich schon fast fünf Monate alt, verschlief noch die meiste Zeit des Tages und auch die der Nacht.

Samantha hatte sich prächtig entwickelt, es gab auch keine weiteren Probleme mit der Kinderklinik und die Abstände der Vorsorgeuntersuchungen wurden immer, in größeren Abständen, absolviert. Es sollte bald die generelle Entwarnung eintreffen.

Zu unserer Hochzeit hatten wir uns ein neues Auto bestellt, einen „knallgelben“ Van für die Familie, mit integrierten Kindersitz, so etwas gab es damals vor der Jahrtausend-Wende auch schon. Diese Familien-Kutsche sollte schon seit einigen Wochen ausgeliefert werden, aber leider konnte man sich damals schon nicht auf die Zusagen, beim Vertrags-Abschluss verlassen. Der Autoverkäufer, ein Geschäfts-Partner aus dem Bayernland, hatte sich nun selbst stark eingesetzt und nun sollte am Abend das Korpus-Delikt, unsere neue Familien-Kutsche, persönlich von ihm abgeliefert werden.

Der freundliche Herr vom Bayerischen Auto-Haus hatte diesen Deal zur Chefsache erklärt und das nagelneue Gefährt direkt in Emden vom Schiff abgeholt und dann zu uns nach Hause gebracht.

Die Vorzeichen für ein Gelingen der Feierlichkeiten standen auf gut …

Freunde und Bekannte, nebst der „buckligen“ Verwandschaft waren im Lauf des Tages eingelaufen, wir hatten die Quartiere verteilt und alle waren hoffentlich zufrieden mit der Unterbringung, die älteren „Semester“ hatten wir gleich im Hotel, wo die Hochzeits-Feier statt finden sollte, einquartiert.

Die Arbeit war getan, alle versorgt und nun wollten wir feiern, der Polterabend war angesagt mit allen Facetten der überlieferten Bräuche und jeder unserer Freunde hatte hier etwas beigesteuert.

In einer kleinen, gemütlichen Gaststätte, nicht weit von unserem neuen Wohnhaus entfernt, das ich auf den alleinigen Namen meiner nun bald Angetrauten gebaut hatte. Unser Heimweg war in dieser Nacht sicherlich der Kürzeste und hier sollte unsere erste Fete steigen …

Für alles war gesorgt, gutes Essen, Tanz-Musik, ausreichend zu Trinken und sogar ein Plätzchen zum Poltern war reserviert worden. Nach alten Brauch war nur Weißporzellan, vom Waschbecken bis zur WC-Schüssel und natürlich das übliche Haushalts-Geschirr, jedoch keine Gläser und Glaswaren waren zugelassen. Unsere Freunde und die „bucklige“ Verwandtschaft hatte schon Wochen vorher mit der Sammlung begonnen, denn es wurde ein großer Haufen Geschirr zerschlagen, jeder gab sein Bestes, nicht nur sein Geschirr, aber dafür seinen gesammelten „Krempel“.

Nun traf es den Bräutigam und der war leider ich oder wie sich viel später heraus stellte der „Blödmann“. Mit Besen, Schaufel und Handfeger, Zipfelmütze und Schlafanzug, so musste ich mit meiner bald Angetrauten, dieses Schlamassel beseitigen und im Container entsorgen, die Hauptarbeit durfte oder musste ich erledigen und das hätte mir zu diesem Zeitpunkt, schon zu denken geben müssen? Tat es aber nicht, eine kleine Schnittwunde gab es auch noch im Eifer des Gefechtes und es sollte nicht die einzige Wunde sein, in unserem neu beginnenden Eheleben …

War es die Anspannung, oder meine Dusseligkeit oder mein Übermut an diesem Abend? Ich wusste es nicht und es hatte mich auch nicht weiter interessiert, es war unser Tag und ich war sehr happy, die Kneipen-Apotheke hatte schnell das Malheur beseitigt und die Schnittwunde versorgt.

Unsere Feier ging weit über Mitternacht und die Mitstreiter-Schar wurde immer dezimierter, zum Schluss sassen nur noch der ganz harte Kern und die Kampftrinker, die bei keiner Feier fehlen durften, zusammen. Für Viele blieb von der Nacht nicht mehr viel übrig, Einige bekamen nur noch eine „Mütze“ Schlaf ab, denn der Termin am Standesamt war für elf Uhr dreißig angesetzt und diesen wollte doch keiner verpassen?

Ein gemütliches Frühstück war ursprünglich angedacht, aber irgendwie ist man(n) oder Frau an seinem „schönsten“ Tag voller Unruhe, aufgeregt oder nur nervös. Gedanken über den geplanten Ablauf, der minutiös vorgegeben war, über das Essen, die bestellte Tanzmusik und vieles mehr hatten uns doch zappelig gemacht. Hinzu kam, dass die Braut auch noch zum Friseur musste, das Hochzeitskleid durfte nicht fehlen und auch unser Baby sollte mit dabei sein. Eine Busenfreundin meiner Braut, die schon Taufpate bei Samantha war, hatte sich bereit erklärt, den Babysitter zu mimen.

Diese „liebe“ Patentante, sollte Jahre später sich von ihrer hässlichsten Seite zeigen und mir das wahre Bild meiner Angetrauten vergegenwärtigen.

Pünktlich fuhr meine Überraschung, die für Kassandra bestellte Hochzeits-Kutsche vor, es war „Kaiserwetter“, strahlend blauer Himmel, Sonnenschein und der Kutscher hatte vierfach angespannt und kam mit einer offenen Kutsche aus seinem Repertoire.

Es sollte eigentlich eine Fahrt nur für uns Zwei werden, aber es kam wie so oft danach alles anders und in dieser Beziehung hatte meine Braut und spätere Ehefrau einen fanatischen Egoismus. Kurzerhand lud meine Verlobte ihre angereiste Schwester samt deren Tochter mit in die Kutsche und so wurde es keine für „uns“ bestimmte Fahrt ins Glück. Allzu viel Taktgefühl konnte ich auch später bei meiner Frau nicht feststellen …

Nach dieser fünfzehn minütigen Kutschfahrt kamen wir gut gelaunt zum Standesamt in der Nachbar-Gemeinde. So ein dörfliches Standesamt ist in seinen Räumlichkeiten manchmal sehr beengt und unsere Hochzeits-Gesellschaft umfasste doch circa achtzig Personen, warum kleckern, wenn klotzen angesagt war …

Wir wollten im „Osten“, nein besser in den Neuen Bundesländern, unseren zukünftigen neuen Wohnsitz, heiraten und leben, einige Jahre nach der Wiedervereinigung.

Nur die engsten Verwandten und die besten Freunde und die beiden Trauzeugen konnten mit zu der Eheschließung vor der Standesbeamtin. Meine nun bald angetraute Ehefrau hatte ein traumhaftes Brautkleid aus reiner Seide mit einer sehr langen Schleppe, wahrscheinlich der Traum eines jeden Mädchens?

Ein sommerlicher Hut mit breiter Krempe rundete dieses wunderbare Bild ab. Später dachte ich mir, „dass man für dreitausend Mark schon etwas Qualität erwarten durfte“. Unsere geladenen Gäste hatten bereits auf der Bestuhlung des Standesamtes Platz genommen. Schwiegervater, stolz wie ein Pfau, führte seine Tochter in die erste Reihe, wo ich bereits auf meine Zukünftige wartete.

Vor dieser Trauungs-Zeremonie gab es im Vorraum noch einen Zwischenfall mit unserem Baby Samantha, die von ihrer Patentante an diesem Tage betreut und versorgt wurde. Ich wollte dass unser Kind an diesem Tag auch bei der Trauung dabei sein sollte, aber als Samantha ihre Mutter ganz in Weiß mit großen Sommerhut sah, da war es mit der sprichwörtlichen Ruhe im Standesamt vorbei. Samantha schrie wie von Sinnen und wollte sich um nichts auf der Welt beruhigen lassen. Als ob sie etwas verhindern wollte, was ihr nicht in den „Kram“ passte? Es war ein herzzerreißendes Wehklagen, dass unsere Tochter in ihrer Not hinaus schrie, selbst ich schaffte es kaum, beruhigend auf das kleine Baby einzuwirken. Wahrscheinlich erinnerte sich unsere Tochter an die stets weiß gekleideten Ärzte im Krankenhaus und da ging es auch nie ohne weinen und schreien ab.

Die Hochzeits-Zeremonie musste nun beginnen, denn wir waren nicht das einzige Paar an diesem schönen Frühlingstag. Wir hatten eine sehr nette, einfühlsame Standesbeamtin, die auch später von uns zu unserer Feier ins Hotel eingeladen wurde. So richtig war ich nicht bei den ausschmückenden Worten der Beamtin, denn ich vernahm immer wieder das weinerliche Stimmchen unserer Tochter aus dem Vorraum. Die Rede bekam ich später von der Beamtin überreicht, sie verglich das uns aufgegebene Lebenskonzept, mit einem noch nicht vollendeten Fertighausbau, wo auch noch Jahre nach dem Einzug, noch etliche Rest- und Renovierungs-Arbeiten zu erledigen waren, diese nette Beamtin sollte mit ihrem Vergleich und der ausgegebenen Prognose schon sehr treffend, den Nagel auf den Kopf getroffen haben.

Wir hatten schon einige kleine Baustellen, die sich nach der Schwangerschaft und dem beruflichen Werdegang aufgetan hatten, aber wir waren, an diesem unseren Tag hier angetreten, ehrlich und offen diesen Weg gemeinsam zu gehen, so war zumindest meine Absicht …

Schnell war der Bund fürs Leben geschlossen, wesentlich schneller als so manche Scheidung im Nachhinein, nach dem Gesetz waren wir nach dem beiderseitigen „Ja-Wort“ nun Mann und Frau, was wir übrigens vorher auch schon waren? Als musikalische Untermalung hatten wir uns den Song von Herbert Grönemeyer „Träume für bare Münze …“ ausgesucht, dieser Titel war schon etwas tiefgründig und sollte uns symbolisch durch alle Lebensstürme führen, naja träumen durfte ich ja noch?

Mit den Worten, „… Sie dürfen nun die Braut küssen …“ und dem anschließenden Sektumtrunk, so verließen wir an diesem Tag den Trauungs-Saal.

Nun durften an diesem lauen Frühlingstag die Gratulationen und die Glückwünsche über uns herein brechen, Küsschen hier, Schmatzer da und viele Hände schütteln, es wurde geherzt und gedrückt. Vor dem Standesamt wartete der Rest der Hochzeits-Gesellschaft, nun waren die Kleinen mit ihren Blumen-Körben an der Reihe und die Großen mit dem Werfen von Reis, der sicherlich pfundweise auf uns nieder regnete.

Die Hochzeits-Kutsche, eine ehemalige Königskutsche aus dem königlichen Preußen, wurde an diesem Tag offen gefahren und die Schwester samt Tochter nahm gleichfalls wieder Platz, war sicherlich so geplant? Wir fuhren durch das Brandenburger Land, vorbei an Wiesen und Felder, vorbei an gelbblühenden Raps, vorbei am Sommerhaus von Einstein in Caputh und weiter zu unserem Ziel, zur Hotelinsel im Schwielowsee.

Es war eine zauberhafte Kutschfahrt, aber ich hatte wohl an diesem Tag, alles zauberhaft empfunden, ich war stolz wieder eine Familien zu haben.

Die Schwester meiner Frau, der Parasit in der Hochzeits-Kutsche, war ohne Ehemann angereist. Meine nun Angetraute hatte ihn bewusst nicht eingeladen, da sie ihn nicht leiden konnte und nur noch primitiv und blöd befand, sie war schon immer sehr direkt gewesen …

Zu diesem Zeitpunkt kannte ich den „Herren“ noch nicht, lernte ihn später noch ausgiebig kennen, zumal meine Frau in späteren Jahren, unsere Tochter zu den Beiden, aus Bequemlichkeit wegen neuer Männer-Bekanntschaften, in Obhut gab. Zehn Jahre später sollte ich diesem Unhold noch einmal im Gerichtssaal gegenüber stehen …

Über die Nicht-Einladung hatte ich mir keine großartigen Gedanken gemacht, den Wunsch meiner Frau akzeptiert, die Ansage für bare Münze genommen und ich wollte bei der Feier keinen Ärger aufkommen lassen. Nur eigenartig war das Verhalten ihrer Schwester samt Tochter, ich wäre ohne meine Frau nicht allein zu einer Einladung gefahren …?

Der offizielle Part vor dem Gesetz war nun vorbei und ohne Panne und ohne einem Eklat zur Zufriedenheit verlaufen, nun durfte ausgelassen auf unsere Kosten fröhlich gefeiert werden.

Wir hatten insgesamt fünfundachtzig Gäste eingeladen und den Umständen nach, so richtig ran geklotzt, nur nicht kleckern, wie der Berliner „sacht“ und nur Sekt statt Selters! All unsere Gäste, Freunde und Verwandte waren gekommen, engste und vertraute Mitarbeiter waren genauso willkommen, wie unsere neuen Nachbarn, ein schönes Fest konnte beginnen.

Bei meinen Schwiegervater hatte ich nach guter alter Sitte im Frühjahr, um die Hand seiner Tochter angehalten, obwohl das „Schmuckkästchen“ bereits geplündert war. In seiner Verlegenheit damals oder weil er mit einer solchen Geste meinerseits nicht gerechnet hatte, erwiderte er, dass er mindestens fünf Kamele für seine Tochter haben wollte.

Diesen Tauschhandel wollte ich um alles in der Welt, an unserem Hochzeitstag, in die Tat umsetzen, auch wenn dies eine logistische Herausforderung mir abverlangte.

Im Vorfeld weit vor unserem Hochzeits-Termin, war ich einigen Zirkus-Unternehmen hinterher gefahren, musste leider einige Absagen wegen terminlicher Verpflichtungen hinnehmen. Meine Idee mit der Überraschung war stets mit viel Humor aufgenommen worden, aber die Unternehmen waren zu unserem Termin, leider alle nicht mehr in unserer Nähe.

Aber dann änderte sich das Blatt und es sollte ein glücklicher Umstand eintreten. Ein Zirkus-Unternehmen gastierte bis nach unserer Hochzeit in circa dreißig Kilometer Entfernung und zu deren Repertoire gehörten auch zwei Kamele in ausgewachsener Größe, auch der An- und Abtransport sollte keine Probleme darstellen. Wir waren uns sehr schnell handelseinig, ich wollte die Überraschung und für den Zirkus war es ein lukratives Zubrot vor der Abendveranstaltung.

Die Überraschung für meinen Schwieger-Vater und den Rest der Gäste sollte dann am Hochzeitstag, zur Kaffeezeit erfolgen.

Im schön angelegten Park des Hotels hatten wir noch einmal für alle Gäste, die Rede der netten Standesbeamtin nachgelesen, da nicht Alle in dem kleinen und beengten Standesamt Platz fanden.

Das morgendliche Frühstück lag nun auch schon einige Stunden zurück, einige Gäste bekamen vor Aufregung und Nervosität keinen Bissen hinunter und Manche waren durch den Polterabend noch stark in Mitleidenschaft gezogen, das waren unsere bekannten „Kampftrinker“.

Es wurde letztendlich zu Kaffee und Kuchen geladen. Unsere dreistöckige Hochzeitstorte war der überwältigende Blickfang, gleich nach der traumhaften Braut, die obere Torten-Dekoration bestand nicht aus einem Brautpaar, wie man vielleicht vermutet hatte, sondern aus zwei Kamelen aus Marzipan. Nach dem Anschnitt gemeinsam durch das Brautpaar, bekam Schwiegervater das erste Tortenstück mit den Deko-Kamelen, die ersten Zwei seiner fünf geforderten Kamele …

Der Vollzug der Wette hatte nun begonnen, etwas später bekam mein Schwiegervater noch ein schön verpacktes Stoff-Kamel in einer Käseglocke überreicht, Nummer drei war also auch übergeben …

Die Nachmittags-Kaffeerunde ging gemütlich zu Ende, der Bandleader gab sich viel Mühe unsere Gäste zu unterhalten, es wurden Spiele getätigt und zum Tanz aufgespielt, Langeweile kam so nicht auf. Die Jugend hatte dann die Braut entführt, wir hatten aber darauf bestanden, dies in einem kleinen Zeitrahmen abzuhalten, damit bei den nicht beteiligten Gästen keine Unzufriedenheit entstand. Die Braut wurde durch den Bräutigam noch ausgelöst, was jedoch nur symbolischen Charakter hatte, denn die gesamte Bezahlung erfolgte aus meiner Schatulle, stets mit dem Bestreben, meiner noch jungen Braut eine Traum-Hochzeit zu schenken.

Die älteren „Semester“ einer jeden Hochzeits-Gesellschaft neigen sicherlich dazu, den Nachmittag etwas geruhsamer angehen zu lassen, so ein kleines Nickerchen stand bei einigen Herrschaften nun an der Tagesordnung. Da wir all unsere „Pappenheimer“ kannten, so hatten wir diesen erlauchten Personenkreis, gleich im Hotel untergebracht. Die Schwiegereltern gehörten auch zu den Glücklichen, ich war nicht traurig über diesen Umstand, denn so konnte meine Überraschung einen noch besseren Effekt erzielen …

Das Zirkus-Unternehmen kam mit seinem Tiertransportwagen pünktlich und wie wir später erfuhren, mit einer Höchst-Geschwindigkeit von maximal zwanzig Stunden-Kilometer, bei uns im Hotel an. Das Gefährt war lang und riesengroß, beladen mit den zwei Kamelen und als Reisebegleitung mit einem niedlichen Pony, ohne diese Begleitung wollten die Kamele nicht in den Transport-Wagen, wie uns der Zirkus-Direktor erzählte. Nun waren sie aber hier und wir konnten zur Tat schreiten und waren gespannt auf das Gesicht von meinem Schwiegervater.

Das Ausladen dieser drei Tiere dauerte eine Weile und es bedarf viel Überredungskunst des Zirkus-Direktors, aber es gelang ihm .

Ich erzählte diesem netten Herrn kurz die weitere Vorgehensweise und dann ging er zur Hotelrezeption, hier wurde die Telefon-Nummer meines Schwiegervaters angewählt und der Zirkusdirektor übernahm seinen Part. „Hallo, noch nen schönen juten Tach, hier ist Herr Klabumke, kommen sie doch bitte herunter an die Rezeption, denn ich habe eine persönliche Lieferung für sie“.

Es dauerte nicht sehr lange, denn getriebene Neugierde an diesem Tag, beschleunigte sicherlich so manches Verlangen. Schwiegervater kam so dann herunter von seinem Hotelzimmer und Herr Klabumke machte ihm klar, daß er eine lebende Fracht zu übergeben hatte.

So geschah es dann auch, den überraschten und ängstlichen Gesichtsausdruck bei meinem Schwiegervater werde ich sicherlich noch einige Zeit in Erinnerung behalten, als er vernahm, dass diese beiden Tiere nun ihm gehören … , so stand mein Schwiegervater angeleint an zwei Kamelen, verdattert und ratlos da … , meine „Schuldeinlösung war hiermit bravourös erledigt …“

Der Hotel-Direktor wurde im Vorfeld von unserer Überraschung eingeweiht und dieser wiederum bestellte die örtliche Presse hinzu, so wurde unsere Feier auch noch in der Zeitung abgedruckt, auch Schwiegervater war auf diesem Bild zu sehen, obwohl wir keine so große Publicity ursprünglich beabsichtigt hatten.

Später war mein Schwiegervater sichtlich erleichtert, als die einhöckrigen Tiere mit dem Pony als Bezugstier wieder eingeladen wurden, wo sollte er auch hin mit der eingeforderten „Brautschuld“, aber das sollte nicht unser Problem gewesen sein?

Die Hochzeitsfeier war ein schönes, anspruchsvolles und auch ein sehr teures Fest, aber zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch keine finanziellen Sorgen, jedoch feste Ausgaben für „unser“ Haus am Golfplatz.

Dieses kleine Traumhaus hatten wir kurz vor der Geburt unseres kleinen „Sonnenscheins“ Samantha bezogen und ich hatte dieses Haus selbstlos auf den Namen meiner nun angetrauten Ehefrau gebaut, verbrieft und dummerweise, auch noch allein bezahlt. Es sollten drei Fehler auf einmal begangen worden sein?

Wir waren nun eine „richtige“ kleine Familie mit großen Erfolg im Berufsleben, hatten eine liebe kleine Tochter, die sich prächtig entwickelte, die Krankheits-Bedenken entpuppten sich als negativ, gute Freunde und Schwiegereltern, die pünktlich am Wochenende aufkreuzten und keine Langeweile aufkommen ließen, … Mensch was brauchst Du mehr …?

Meine Frau wollte nun auch wieder beruflich tätig sein, so hatte sie sehr schnell den Gedanken von einem eigenen Ladengeschäft in der Nachbar-Gemeinde umgesetzt, für Samantha wurde aus ihrem Bekanntenkreis eine Halbtags-Nanny engagiert.

Wir waren stolz auf unser gut florierendes Familien-Unternehmen in den Neuen Bundesländern, sollte es doch noch die „blühenden Landschaften“ unseres Vereinigungs-Kanzlers Kohl geben …?

Scheidungskind Samantha

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