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STILLEN – SO GELINGT DER START

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Stillen ist einfach die natürlichste Sache der Welt. Damit die Stillzeit zu einer entspannten und freudvollen Phase gemeinsamen Wachsens wird, dürfen Sie und Ihr Kind das Stillen erst einmal in Ruhe erlernen und üben.

M uttermilch ist ein kostbares Geschenk der Natur. Ein Stillkind wächst und gedeiht zunächst allein mit dem, was ihm seine Mutter zur Verfügung stellt – selbstverständlich und doch ein Wunder! Stillen dient aber nicht nur der Nahrungsaufnahme, es nährt auch die seelischen und geistigen Bedürfnisse des Kindes. Jeder Stillbeginn und -vorgang verläuft unterschiedlich. Nicht alles lässt sich planen, doch es kann eine große Hilfe sein, sich vorab zu informieren. Während der Stillzeit stehen Ihnen Hebammen und Stillberaterinnen bei Fragen oder Problemen jederzeit zur Seite.

DAS ERSTE MAL

Ihr Baby kommt mit einem angeborenen Such- und Saugreflex zur Welt. In den ersten 20 bis 60 Minuten nach der Geburt ist er besonders stark ausgeprägt. Wenn Routinemaßnahmen wie Wiegen, Messen, Baden und anderes warten können, wird das Neugeborene nicht gestört und findet den Weg zur verheißungsvollen Milchquelle von ganz allein: Der fruchtwasserähnliche Duft der Brustwarze lockt es an. Ihr Baby merkt sich das schöne und lustvolle Erlebnis des ersten Saugens und erinnert sich beim nächsten Anlegen daran.


Stillen fördert den Aufbau einer innigen Mutter-Kind-Beziehung.

FRÜHES ANLEGEN IST WICHTIG

Das frühe erste Anlegen hat große Vorteile für Sie und Ihr Kind:

 Ihre Milchproduktion wird angeregt und die Menge an kostbarer Vormilch nimmt zu. Sie ist für das Neugeborene optimal verdaulich, macht satt und unterstützt das noch unreife Immunsystem.

 Babys Verdauung kommt schneller in Gang und der erste Stuhlgang wird rascher ausgeschieden. Das beugt einer Neugeborenengelbsucht vor.

 Sie verlieren weniger Blut, weil sich Ihre Gebärmutter durch das Still- und Wehenhormon Oxytozin gut zusammenzieht. Wenn die Plazenta sich noch nicht gelöst hat, werden durch ein frühes Anlegen die Nachgeburtswehen unterstützt.

 Der Aufbau der Beziehung zwischen Ihnen beiden wird gefördert. Oxytozin wird auch als »Liebeshormon« bezeichnet: Es hilft uns, uns körperlich und seelisch zu öffnen. Die größte Oxytozinausschüttung haben Frauen beim Orgasmus, bei der Geburt ihres Kindes und beim Stillen. Auch Männer produzieren Oxytozin, bauen es aber durch die männlichen Geschlechtshormone schneller wieder ab.

VORMILCH

Anfangs produziert die Brust Milch nur in geringen Mengen: das sogenannte Kolostrum, die Vormilch. Das hat einen wichtigen Grund: Der Magen Neugeborener ist noch winzig, er wäre mit mehr Milch schlichtweg überfordert. Zwar ist die Menge der Vormilch sehr gering, doch sie erhält in hochkonzentrierter Form und perfekter Zusammensetzung alles, was Ihr Baby jetzt braucht, und versorgt es mit den wichtigsten Nähr- und Abwehrstoffen. Außerdem kann die sehr kalorienreiche, gelblich-sahnige Vormilch von Babys noch unreifem Darm schon optimal verdaut werden. Durch die leicht abführende Wirkung der Vormilch wird der erste Stuhlgang des Kindes schneller ausgeschieden und damit sinkt auch die Gefahr einer Neugeborenengelbsucht. Überdies enthält die Milch viele wertvolle Immunstoffe.

ÜBERGANGSMILCH UND REIFE MILCH

Nach drei bis fünf Tagen bildet sich, wenn Ihr Kind regelmäßig saugt, für etwa zwei Wochen die Übergangsmilch, die weniger Eiweiß, aber mehr Kohlenhydrate und Fette enthält. Ab etwa dem 14. Tag spricht man dann endgültig von »reifer« Muttermilch, die sich in ihrer Zusammensetzung die ganze Stillzeit über den Bedürfnissen des Kindes optimal anpasst.

Die erste Portion der reifen Milch, die Vordermilch, sieht noch wässrig und durchscheinend aus. Sie stillt vor allem den Durst. Über den Milchspendereflex wird dann die fettreichere Hintermilch freigesetzt, die weißer und üppiger erscheint. Die Farbe der Milch ändert sich im Verlauf einer Stillmahlzeit je nach ihrer aktuellen Zusammensetzung.

6 Wenn die Milch »einschießt«

In den Umstellungszeiten von der Vormilch zur Übergangsmilch und anschließend zur reifen Muttermilch kann Ihre Brust spannen, weil sie sich an die Bildung größerer Mengen Milch erst gewöhnen muss. Bei manchen Frauen verläuft dieser Übergang sanft, bei anderen »schießt« die Milch regelrecht ein. Dann fühlt sich die Brust schwer, heiß und prall an und ist sehr schmerzempfindlich. Zur Entlastung können Sie vor dem Stillen Ihre Brust mit warmen Kompressen, einem Kirschkernsäckchen oder unter der Dusche wärmen, sodass die Milch gut fließen kann. Manchmal ist die Brust jetzt so prall, dass das Baby die Brustwarze nicht richtig fassen kann. Streichen Sie vor dem Stillen etwas Milch aus; Ihre Hebamme zeigt Ihnen gern, wie’s geht. Stillen Sie in dieser Phase so oft wie möglich, das ist die beste »Medizin« gegen mögliche Beschwerden.


Ein Wickel aus Kohlblättern lindert die Schmerzen bei Stauungen der Brustdrüse.

Hilfe aus Großmutters Apotheke

Ausgesprochen schmerzlindernd bei Stauungen der Brustdrüse ist der gute alte Kohlwickel: Weißkohl- oder Wirsingblätter (am besten in Bioqualität) von der Mittelrippe befreien. Mit dem Nudelholz walken, bis etwas Saft austritt. In eine Mullwindel einschlagen und warm bügeln, bis alle Blattrippen weich sind. Dann direkt auf die Brust legen. Ein Tuch schützt die Kleidung. Lassen Sie den Wickel etwa eine Stunde liegen. Wird der Kohl braun oder fängt an zu riechen, nehmen Sie ihn ab. Danach die Brust mit warmem Wasser abwaschen, um das Baby nicht durch den fremden Geruch zu irritieren.

7 Das Baby richtig anlegen

Um effektiv zu saugen und den Milchspendereflex zu stimulieren, ist es wichtig, dass Ihr Baby nicht nur an der Brustwarze nuckelt, sondern einen großen Teil des Warzenhofs mit seinen Lippen umfasst. Dabei können Sie ihm helfen: Bieten Sie ihm die Brust im sogenannten C-Griff an. Legen Sie den Daumen oberhalb und die Finger unterhalb der Brustwarze auf die Brust. Der Abstand zur Brustwarze beträgt jeweils etwa drei Zentimeter. Heben Sie die Brust leicht an. Drücken Sie Daumen und Finger mit sanftem Druck Richtung Brustkorb und führen sie gleichzeitig mit leichtem Druck in Richtung Brustwarze zusammen, sodass sich der Warzenhof zusammenschiebt. Wenn Ihr Baby den Mund öffnet, nehmen Sie es zu sich heran, sodass es die Brustwarze gut fassen kann. Wichtig: Bringen Sie das Kind zur Brust und nicht die Brust zum Kind!


Bevor Sie Ihr Kind von der Brust nehmen, lösen Sie mit dem kleinen Finger den Saugschluss.


Den Saugschluss lösen

Wenn Sie merken, dass Ihr Kind nicht richtig saugt, nehmen Sie es sanft von der Brust, indem Sie Ihren kleinen Finger in seinen Mundwinkel schieben, um das Vakuum sanft zu lösen. Starten Sie dann einfach einen neuen Versuch. Auch Ihr Baby braucht ein wenig Zeit, um das Stillen erst einmal zu lernen.


8 Daran erkennen Sie, dass Ihr Baby richtig trinkt

 Es macht erkennbare Saug- und Schluckbewegungen und bewegt dabei die ganze Muskulatur vom Kiefer bis zum Ohr.

 Sie hören, wie Ihr Baby schluckt.

 Die Nase Ihres Babys befindet sich ganz dicht an der Brust.

 Seine Lippen sind nach außen gestülpt, es macht ein »Fischmündchen«.

 Auch wenn es vielleicht beim Ansaugen zu leichten Schmerzen in der Brust kommt: Das eigentliche Trinken sollte nicht schmerzhaft sein.

 Der Saugrhythmus verändert sich während der Stillmahlzeit – zum Anregen des Milchflusses sind die Bewegungen erst schnell und flach und werden dann beim Trinken ruhig und effektiv.

 Ihre Brüste sind nach dem Stillen etwas weicher als vorher, weil sie nun weniger prall gefüllt sind.

9 Empfehlenswerte Stillpositionen

Sie können Ihr Kind im Liegen, im Sitzen, im Stehen oder sogar beim Gehen stillen. Die Hauptsache ist immer, dass Ihr Baby die Brust gut fassen kann – und dass Sie beim Stillen entspannt sind, denn andernfalls wird der Milchspendereflex möglicherweise durch Ihre Stressgefühle und Ihre Anspannung blockiert. Die gängigsten Stillpositionen sind der Wiegegriff (Sie halten Ihr Baby »Bauch an Bauch«), der Rückengriff (Po und Beinchen des Babys befinden sich unter Ihrer Achsel; es ist quasi »unter den Arm geklemmt«) oder liegend in Seitenlage. Lassen Sie sich in der Klinik beziehungsweise von Ihrer Hebamme die verschiedenen Möglichkeiten zeigen.

Machen Sie es sich bequem

Wichtig ist bei allen Stillpositionen, dass sich Ihr Baby nicht verrenken muss, um an Ihrer Brust zu saugen. (Versuchen Sie einmal, etwas zu trinken, während sich Ihr Kopf in Schräglage befindet!) Machen Sie es also Ihrem Baby so bequem wie möglich und achten Sie darauf, dass sein Ohr, seine Schulter und seine Hüfte eine Linie bilden. Probieren Sie aus, welche Position auch Ihnen am meisten zusagt. Gerade zu Beginn der Stillzeit ist es aber empfehlenswert, die Stillpositionen häufig zu wechseln. So beugen Sie einem Milchstau (siehe >) vor.


Auf dem Stillkissen liegt Ihr Baby bequem und Ihr Rücken ist entlastet.

10 Eine gute Stütze: das Stillkissen

Dank flexibler Innenfüllung eignet sich dieses schlauchförmige Accessoire für viele verschiedene Still- und Lagerungspositionen. Verspannungen der Schulter-, Nacken- und Rückenmuskulatur und wunde Brustwarzen durch falsches Anlegen lassen sich damit vermeiden, denn ein Stillkissen bietet Ihrem Baby eine ideale Auflage und Ihnen eine gesunde Entlastung. Regelmäßig testen Institute wie Öko-Test die Füllstoffe der »Stillwürste«. An den Ergebnissen können Sie sich gut orientieren. Schauen Sie sich vor dem Kauf am besten mehrere Kissen an und probieren Sie sie möglichst auch aus. Manche Hebammen haben Testmodelle verschiedener Hersteller in ihrer Praxis. Achten Sie darauf, dass Sie den Bezug waschen und den Füllgrad verändern können. Manchmal sind die Kissen nämlich viel zu prall gefüllt und lassen sich dann nicht gut handhaben. Einige Kissen werden bereits mit Bezug angeboten, bei anderen muss er extra dazugekauft werden. Ein Preisvergleich lohnt sich daher.

11 Das Bäuerchen danach

Beim Bäuerchen wird Ihr Kind geschluckte Luft wieder los, dies beugt oft Spucken und Verdauungsbeschwerden vor. Legen Sie es nach dem Trinken über Ihre Schulter auf ein Spucktuch und beklopfen Sie seinen Rücken von unten nach oben sanft mit der hohlen Hand. Oder Sie legen sich Ihr Kind auf den Schoß und streichen zart von hinten nach vorn über die Fontanelle. Vermutlich löst bereits diese sanfte Berührung über die Hirnflüssigkeit eine Stimulation der Hirnrinde und den gewünschten Reflex aus. Das Aufstoßen erfolgt meist nach wenigen Minuten. Falls nicht, hat Ihr Kind diesmal vielleicht nicht viel Luft geschluckt. Manchmal tut sich auch stundenlang nichts, bis es plötzlich laut herausrülpst. Schläft Ihr Kind an der Brust ein, was nachts oft der Fall ist, müssen Sie es nicht zum Aufstoßen wecken. Legen Sie es ruhig in Rückenlage ins Bettchen. Es meldet sich selbst, wenn es noch Luft loswerden will.

Babys Schutzreflexe

Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, dass Ihr Baby an hochbeförderter Nahrung ersticken könnte. Das flüssige Aufstoßen (Regurgitation) ist bei Babys im ersten Lebensjahr noch völlig normal und geschieht häufiger, als man denkt. Nur bei einer größeren Menge werden Sie es überhaupt bemerken. Dann nämlich, wenn durch die Speiseröhre Ihres Kindes etwas Milch bis in den Mund hochsteigt und ausgespuckt wird. Es ist jedoch äußerst unwahrscheinlich, dass sich Ihr Kleines an Milch verschluckt. Denn jedes gesunde Baby verfügt über Schutzreflexe, die auch in Rückenlage zuverlässig funktionieren.



12 Ist es richtig, dass Stillkinder keinen Schnuller bekommen sollen?

In den ersten Lebenstagen und -wochen lernt ein Baby noch das Saugen an der Brust. »Schnullern« und Brusttrinken sind zwei verschiedene Techniken und manche Kinder geraten durcheinander, wenn ihnen beide zeitgleich angeboten werden. Man spricht dann von einer Saugverwirrung. Diese kommt zwar nicht bei allen Babys vor, doch wenn sie einmal aufgetreten ist, wird es schwer, die Kleinen wieder an die Brust zu gewöhnen. Daher lautet die Empfehlung, dass Babys erst dann einen Schnuller bekommen sollten, wenn sie ohne Probleme an der Brust trinken. In der Regel ist dies nach vier bis sechs Wochen der Fall. Wählen Sie dann ein Schnullermodell, das der Brustwarze möglichst ähnlich ist. Hervorragend geeignet sind dazu Beruhigungssauger aus Naturkautschuk mit einer runden Kirsche und weichem Schild.



Das Baby 1x1

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