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Einleitung - Herz an, Kopf aus

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Zu Beginn als Einstieg eine kleine Geschichte, die dich auf dieses Buch einstimmt, welches gerne mehr und mehr von deinem Herzen gelesen werden möchte.

Irgendwann, an einem lauen Sommerabend, hörte Magdalena ihr Herz das erste Mal flüstern: „Leg deinen Mantel ab. Den Mantel, den du schon so lange trägst, der alt und runzelig ist, und durchnässt von Schnee und Regen und wieder Schnee und Regen. So viele Jahre hast du ihn getragen, würdevoll, in der Annahme, er gehöre zu dir.

Leg den Mantel ab, in dem all die Sorgen stecken, die du nicht haben musst. All die Sorgen um dich selbst, all die Härte, all das ‚Ich erlaube es mir nicht, weil so viele andere es auch nicht durften oder es nicht geschafft haben.‘Unter diesem Mantel schlägt dein Herz, mal schneller und mal langsamer, mal so schnell, dass du glaubst, du bekommst keine Luft mehr. In Momenten, wo es vor Freude springen möchte und du den Mantel noch enger zuknöpfst, damit niemand die Tränen sehen kann, die du darunter weinst, weil du Angst davor hast, es zu hören. In Momenten, wo du wieder das eine oder andere Zeichen vom Außen bekommst, das dich dazu veranlasst, den Kragen besonders hoch zu stellen, damit niemand unter das Kleidungsstück blicken kann.

Je enger du den Mantel ziehst, desto mehr schnürst du es ein, dein Herz. Nur der Kopf ist frei. Unbedeckt. Der Kopf, der dir immer wieder weismachen möchte, dass du noch nicht so weit bist, nicht gut genug bist, um dieses oder jenes zu tun.

Die vielen Knöpfe sind längst lose, halb herabhängend, nur noch an einem seidenen Faden. Ich spüre deine Angst. Was, wenn einer von ihnen abfällt? Was, wenn er den Mantel nicht mehr halten kann? Was, wenn du dich zeigen musst? Was, wenn du plötzlich nackt dastehst, entblößt in all deiner Schönheit, die so viel mehr aussagt als dein enges Kleidungsstück, das längst spürt, dass es Zeit ist abzufallen?

Erlaube dir, zu fühlen. Erlaube dir, ganz tief drinnen zu spüren, was dein Herz dir sagen möchte. All das, was du in deinem Leben bisher vom Außen gelernt hast, ist Geschichte. All das hat dich zu einem Menschen gemacht, der sich erkennt. Der Verstand war dir jahrelang ein guter Begleiter, der dich über der Tiefe gehalten hat, damit du nicht abtauchst, in deine Gefühlswelt, in all das ‚Ich habe Angst, ich zu sein, habe Angst, dass es mir genauso ergeht wie meiner Mutter, meinem Vater, dass ich an meinen Träumen scheitere, weil ich sie nie leben konnte.‘

Und nun bist du so weit gekommen. Nicht, weil du größenwahnsinnig bist, sondern weil dein Herz so wild und hefig pocht, dass du nicht anders konntest, als deinen Kopf auszutricksen. Stell dir vor, das ist einfach passiert, ohne seine Kontrolle. Ohne sein Stopp. Ohne Zweifel, einfach mittendurch durch die Steine, die eigentlich keine waren, denn sonst wärst du nicht so leicht hindurchgekommen, ohne darüber nachzudenken, wie du denn durchkommen könntest.

Nun stehst du da, mit deinem dicken, nassen, abgewetzten Mantel mit den losen Knöpfen, und versuchst, mit deinen schönen Händen zusammenzuziehen, was geht, damit er hält, was längst nicht mehr zu halten ist.

Jedes Mal, wenn du Menschen beobachtest, die ihre Träume verwirklichen, was spürst du da? Bevor der nächste Knopf sich schließt? Was spürst du, wenn du verliebte Menschen siehst, die sich Nähe entgegenbringen anstatt Härte? Bevor ein weiterer Knopf geschlossen wird?

Was spürst du, wenn Menschen um dich herum leiden? Vielleicht ein wenig von dem Leid, das du dir selbst zufügst? Vielleicht aber auch das starke Gefühl von Veränderung, von ‚so nicht, bitte‘, von ‚steh auf und lebe!‘?

Wenn du ein Maßband nimmst, davon etwa ein Drittel einfach abschneidest und dir ansiehst, was übrigbleibt – dann weißt du, wie viel du bereits gelebt hast und wie viel dir noch bleibt. Egal, was passiert ist, welche Geschichten du durchleben musstest und welche Bürden dir als kleines Mädchen oder kleiner Junge auferlegt wurden: Es ist Zeit. Deine Zeit. Zeit, zu erwachen, Zeit, diesen Mantel aufzureißen, zu weinen, zu schreien und alles loszulassen, was dein Herz all die Jahre einsammeln musste, wovon vieles einfach nicht zu dir gehört.

Du darfst erhobenen Hauptes und ohne Angst all die Gefühle, die du längst nicht mehr (er)tragen kannst, zurückgeben – an das Universum, an die Menschen, die sie dir aus gut gemeinter Sorge oder falscher Liebe übergeben haben. Du darfst sie abgeben, dich von einer Last befreien, die dich bisher schützend zu halten versucht hat.

Zu halten, fragst du? Ja, zu halten. In einem engen Korsett, dessen Fäden aus Geschichten gesponnen wurden, die du erleben musstest, und die meist nicht deine Geschichten waren.

Schrei all deine Angst und deine Wut zum Himmel, lass Tränen fließen, schlage gegen ein Kissen, stampfe auf den Boden. Du hast alles Recht dieser Welt, deine Stimme zu erheben und sie von all den fremden Stimmen zu entlasten, die sich über die Jahre hinweg hinzugemischt haben, ohne zu fragen.

Leg deine Hand auf dein Herz, halt es fest, spüre es. Spüre deine Lebendigkeit, dein Feuer, deine Gefühle, deine Geschichte. Es ist Zeit dafür.

Und auch, wenn du keine Ahnung hast, wo du anfangen sollst, mit deiner Geschichte, mach den ersten Schritt. Und noch einen. Siehst du? Das waren schon zwei Schritte deiner Geschichte, und viele weitere werden folgen. Du darfst dich achten, lieben und ehren. Du darfst alles tun, was dein Herz begehrt. Du darfst deine Stimme erheben, deine Gefühle äußern. Du darfst du sein, ohne Mantel, ohne Fäden, ohne Knöpfe. Frei.

Und sei dir sicher: Dein Herz wird zu dir flüstern. Das hat es immer schon getan. Immer. Das Einzige, was du endlich tun darfst, ist, ihm aufmerksam zu lauschen. Zu lauschen, was es zu sagen hat. Es gibt im Leben kein Richtig oder Falsch. Denn egal, was du machst – es geht immer weiter. Dein Herz ist entdeckungsfreudig. Lass dich auf seine Ideen ein. Lehne sie nicht ab, nur, weil du sie noch nicht kennst. Vertraue darauf, dass es weit besser weiß, was gut für dich ist, als die vielen Fäden dieses Mantels.

Und gönne deinem Kopf eine Auszeit. Er hat nur umgesetzt, was die Fäden in deinem Mantel abgespeichert hatten: Informationen anderer, Informationen, die Jahre her sind und längst veraltet.

Schreibe deine Geschichte, schreibe sie ganz neu und ganz anders, als du es je für möglich gehalten hast. Trau dich! Zieh den Mantel aus und lauf los in deine Freiheit, nackt, entblößt, ohne Maske, ohne Schminke.

Lauf los!“

Nun erzähle ich die Geschichte von Magdalena. Sie möchte für dich spürbar machen, dass der größte Heiler in dir selbst steckt und vieles nur eine Frage des Blickwinkels ist. Das Einzige, was beitragen darfst, ist die Verbindung zu dir und deiner Wahrheit, deinem Herzen, zu finden. Jeder von uns hat seinen ganz eigenen besonderen Zugang, der wie ein Schatz darauf wartet, entdeckt zu werden, unerreichbar durch den Kopf und seine Gedanken. Man findet ihn eines Tages, wenn man aufhört zu suchen und am wenigsten damit rechnet. Dann, wenn der Kopf still wird, die Gedanken ruhiger werden und das Herz immer mehr sprechen darf.

Magdalenas Verbindung war schon sehr früh das Schreiben. Durch Worte auf Papier konnte sie Kontakt zu ihrem Unterbewusstsein aufnehmen und verarbeiten, was für den Verstand nicht greifbar war. Erkannt hat sie das allerdings erst im Erwachsenenalter. Bis zu diesem Zeitpunkt war ihr nicht ansatzweise klar, welche Möglichkeiten sich ihr damit eröffneten.

Es ist also nie zu spät, dich selbst kennenzulernen und deinen eigenen Zugang zu entdecken. Nie zu spät, dich an das mutige Kind in dir zu erinnern, nie zu spät, den ersten Schritt zu wagen. Den ersten Schritt in dein Leben.

Herzgeflüster

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