Читать книгу Indien, mein Reisetagebuch - Birte Pröttel - Страница 4
Mamallapuram
ОглавлениеAm gigantischen, inselverzierten Pool, bedroht von den Nüssen schattiger Kokospalmen räkeln wir uns auf weichen Liegen. Vor mir der den Golf von Bengalen! Die rote Fahne flattert im sanften Wind und warnt vor den starken Wellen. Wer im angenehm warmen Meer schwimmen will, ist lebensmüde, der Sog reicht, Elefanten ins Nirwana zu befördern.
Wir kamen gestern um 22.50 Uhr Ortszeit in Madras an. Die Warterei aufs Gepäck nervt, das Chaos scheint perfekt. Ein Jumbo schluckt halt viele Koffer, Kisten und Kartons. Menschen können eben nicht „ohne Alles“ reisen, wir auch nicht, sonst wären wir ja Heilige.
Feuchte Wärme wie in einer überfüllten Schihütte. Hände und Haare kleben wie bei Klitschko nach der zehnten Runde. Gut, dass sich im Zwiebellook Lage um Lage abpellen lässt. Na ja, wir sind in Madras – Chennai und da ist es eben anders als im weißwurstseligen Bayern. Ob die Motten sich hier den Magen an unseren Jacken verderben?
Wir warten. auf’s Gepäck. Womöglich hat ja der Koffersortierautomat in Frankfurt unser so sorgfältig ausgewähltes und gefülltes Gepäck nach Honolulu geschickt??? Wir designen bereits Ersatzplünnen, da kullern uns die Koffer doch noch entgegen.
Nun geht alles rasch. Passkontrolle, der hübsche Einreisestempel ziert ab heute das Dokument. Ein freundlicher Inder im englischen Zwirn, ohne Schweißperlen auf der Stirn hält unser Namenschild hoch. Als wären wir seine lange vermissten Erbtanten geleitet er uns durch ekstatisch winkende Menschenmengen hinter Absperrgittern. Das ist ganz großer Bahnhof wie bei der Oskar- oder Bambi Verleihung. Und die Stars sind wir!
Der freundliche Herr reicht uns weiter an Ganesh, unseren Chauffeur. In seinem nagelneuen Van brettert er durch die Nacht ins Hotel „Grand Tempel Bay“. Schade dass es dunkel ist. Die Finsternis verbirgt das geheimnisvolle Indien, auf das wir so gespannt sind.
In der ausgestorbenen Nobelunterkunft bekränzen uns zwei verschlafenen Boys mit Muschelketten. Hier werden wir nun eine Woche lang kontrolliert lässig die Yogadamen spielen. Um halb drei vor unserm Bungalow genehmigen wir uns noch einen Whisky – wegen Ullas Erkältung natürlich – und sinken erschöpft in die Betten.