Читать книгу Wenn Sie Sich Verstecken Würde - Блейк Пирс - Страница 12

KAPITEL SIEBEN

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Das Grundstück von Floyd Branch entpuppte sich wie ein zum Leben erwecktes Klischee der Südstaaten. Als DeMarco auf die mit dünnem Schotter befestige Auffahrt fuhr, lag vor ihnen das, was in Dutzenden von Country-Songs besungen wurde: Floyd Branchs Wohnwagen, der Hof, und die herumliegenden Teile.

Das Gras war nur unwesentlich kürzer als das, was sie bei Jeremy Branch gesehen hatten. Immerhin war stellenweise um den Wohnwagen herum gemäht worden, mit totem Gras hier und da. Der fahrbare Rasenmäher mit verrosteter Motorhaube war neben einem Schuppen am hinteren Teil des Hauses geparkt. Zwei Autowracks ‒ von denen bei einem der komplette hintere Teil fehlte ‒ waren daneben aufgebockt. Es gab einen klapprig aussehender Hundezwinger, der vor allem aus Brettern, Maschendraht und einigen Metallstangen bestand. Als DeMarco den Wagen parkte und sie ausstiegen, schlugen in dem Zwinger zwei Pitbulls an; es war eine Mischung aus Bellen und Brüllen.

Sie hatten sich erst einige Schritte vom Wagen entfernt, als ein magerer Mann mittleren Alters aus dem Schuppen kam. Er trug einen Besen, blickte wütend in Richtung des Zwingers und beschimpfte die Hunde. Dann erst sah er, dass er Besucher hatte. Seine Wut verflüchtigte sich und er warf mit verschämter Miene den Besen in den Schuppen zurück.

„Hey, Sheriff.“

„Floyd. Wie geht’s Ihnen heute?“

„Ganz gut, würde ich sagen. Ich arbeite für die Familie Wells an einer alten Geländemaschine. Sie ist älter als die Hölle. Sieht mir nach verschwendeter Zeit aus, aber er hat schon bezahlt, deshalb …“

Er hielt inne, während er die beiden Frauen links und rechts von Barnes musterte. Er war sowohl irritiert als auch aufgeregt ‒ nicht, weil es Frauen waren, sondern weil es ein unerwarteter Bruch seines monotonen Alltags war.

„Floyd, diese beiden Damen sind vom FBI. Sie wollen Ihnen einige Fragen stellen.“

„FBI? Warum, zum Teufel? Ich habe nix getan.“

„Oh, das glaube ich auch nicht“, sagte Barnes. „Sagen Sie mal, Floyd, wann haben Sie das letzte Mal mit Jeremy gesprochen?“

„Ach Scheiße, was hat er jetzt angestellt?“

„Das wissen wir noch nicht“, sagte Kate. „Vielleicht gar nichts. Wir sind hier, um uns Sicherheit zu verschaffen.“

„Er hat was mit Mercy Fuller“, erklärte Barnes. „Die Tochter von Alvin und Wendy Fuller. Wir verhören Jeremy momentan auf der Wache. Ich bin der Meinung, Sie sollten das wissen.“

„Was? Verdammt, Sheriff.“ Floyd zuckte die Schultern und schüttelte den Kopf. „Wen wundert’s. Der Junge erzählt mir nie etwas. Es ist sicherlich drei Wochen her, dass ich ihn gesehen habe. Er war ein paar Nächte hier, während Randy sich um seine eigenen Angelegenheiten gekümmert hat. Aber ich mir ziemlich sicher, dass er auch vor einigen Tagen abends eine Zeitlang hier gewesen ist, während ich in einer Bar war. Er hat das Licht in seinem Zimmer angelassen. Er kommt manchmal her um Filme zu gucken. Vor allem Pornos, glaube ich. Komischer Kerl.“

„Und Mercy Fuller hat er nie erwähnt?“, fragte Kate.

„Nein. Zum Teufel, wir haben ja überhaupt kaum je miteinander gesprochen. Manchmal, über Fußball. Dass die Redskins nur noch Mist bauen. Einmal fragte er nach seiner Mutter, aber diese Unterhaltung wollte ich nicht führen, wissen Sie?“ Hier hielt er inne, als sei ihm gerade etwas aufgegangen. „Verdammt. Die Fullers? Ich habe gehört, was passiert ist. Wurde Mercy auch umgebracht?“

„Nein“, sagte Barnes. „Sie wird vermisst.“

„Wir haben mit Jeremy über seine Beziehung mit ihr gesprochen“, sagte Kate. „Er sagte uns, dass Mercy mit ihren Eltern nicht klar kam und hat durchblicken lassen, dass sie etwas mit den Morden zu tun hat.“

„Ich kann mir nicht vorstellen, warum er lügen sollte“, sagte Floyd. Er schien unbeeindruckt von dem, was sie gesagt hatten. So als kümmerte es ihn nicht. „Waren sie ein Paar?“

„Jeremy sagt, es war eine rein körperliche Beziehung“, sagte DeMarco. „Aber er sagte auch, dass sie sich ihm anvertraut hat. Sie sagte, sie hasst ihre Eltern. Und wie sie sie umbringen will.“

„Verzeihen Sie, dass ich eine so dumme Frage stelle“, sagte Floyd, „aber warum genau sind Sie hier? Verdammt nochmal, Sheriff Barnes, Sie kennen Jeremy wahrscheinlich besser als ich selbst.“

„Hat er ein Zimmer hier?“, fragte Kate.

„Ja, das letzte Zimmer den Flur runter.“

„Könnten wir da mal reingucken?“

Floyd zögerte, unsicher, wie er antworten sollte. Er blickte Barnes an, als hoffe er auf Hilfestellung.

„Hast du etwas in dem Wohnwagen, was mir nicht gefallen wird, Floyd?“, fragte Barnes.

Anstatt auf die Frage zu antworten, sagte Floyd: „Nur Jeremys Zimmer. Richtig?“

„Für den Moment ja“, sagte Barnes skeptisch. „Danke, Floyd.“

Barnes ging mit Kate und DeMarco zum Wohnwagen. Als sie die schiefen Stufen emporstiegen, warfen sie einen Blick zurück auf Floyd Branch. Er ging auf den Schuppen zu, scheinbar unberührt von dem Gespräch.

„Er ist nicht halb so schlimm, wie Sie ihn beschrieben haben“, sagte Kate.

„Scheinbar fängt er heute etwas später mit dem Trinken an.“

Als sie den Wohnwagen betraten, war Kate erstaunt. Sie hatte einen chaotischen Zustand erwartet, unordentlich, reparaturbedürftig. Doch Floyd schien sehr wenig zu besitzen, einschließlich Dingen, die Unordnung schafften. Es war recht sauber, obwohl Kate einen ähnlichen Geruch wie bei seinem Sohn ausmachen konnte: nach schalem Bier und etwas anderem, was Marihuana sein könnte.

Der Flur war schmal. Von ihm zweigten nur drei Räume ab: ein Schlafzimmer, ein Badezimmer, und ein kleineres Schlafzimmer am Ende. Barnes blieb zurück, als Kate und DeMarco es betraten.

„Ich bin hier, falls Sie Hilfe benötigen“, sagte er. „Aber es haben kaum zwei Personen Platz, geschweige denn drei.“

Er hatte recht. Der Raum war sehr klein und bot nur Platz für die große Matratze auf dem Boden und den alten Schreibtisch, auf dem DVDs und CDs gestapelt waren. Neben dem Bett standen ein kleiner Fernseher und ein staubiger DVD-Player auf dem Boden. Ein Handy lag auf dem Fernseher. Das Netzteil, an dem es hing, war mit einem Multi-Adapter verbunden, der auch den Strom für den Fernseher, den DVD-Player und einen kleinen Ventilator auf der Fensterbank lieferte.

Kate nahm das Handy. Es war ein iPhone, etwa drei Modelle vor dem aktuellen. Als sie die Home-Taste drückte, leuchtete das Display auf. Es fragte nicht nach einem Passwort. Auf dem Home-Display befanden sich nur einige Apps: einige Spiele, Einstellungen, Fotos und die Uhr. Kate glaubte, dass es sich um ein altes Handy handelte, ohne Guthaben, das nur noch für Spiele genutzt wurde. Sie hatte Freunde, die ihre Kinder auf diese Weise an Smartphones herangeführt hatten. Bevor sie ihnen voll funktionale Handys kauften, durften die Kinder ihre alten Handys benutzten, deren Funktionen stark beschränkt waren und mit denen man nur einigen wenigen texten und Spiele spielen konnte, für die man kein WLAN benötigte.

Hinter ihr sah DeMarco die Filme durch.

„Floyd hat keine Witze gemacht, als er sagte, dass sein Sohn Pornos guckt. Die Hälfte der Filme sind Amateur Pornofilme. Der Rest sind Cinemax-Sexfilme.“

Kate untersuchte das Handy und sah, dass die Fotogalerie voller Bilder war. Einige zeigten feiernde Mädchen. Einige waren oben ohne. Einige küssten sich. Ihren Gesichtern konnte man ansehen, dass sie stark betrunken oder high waren. Sie fand einige Videos von diesen Events, alle recht kurz. Sie übersprang diese und ging bis zum letzten Video, das eine Länge von etwa fünf Minuten hatte. Das Vorschaubild zeigte Mercy Fullers Gesicht.

Sie tippte auf Play und brauchte keine drei Sekunden, um zu begreifen, was sie da vor sich hatte. Sie stoppte das Video. Darin war Mercy zu sehen, die auf dem Rücken lag und von oben gefilmt wurde. Der Regisseur war anscheinend Jeremy, der ziemlich rauen Sex mit ihr hatte, allerdings mit ihrem Einverständnis, nach den Lauten zu urteilen, die sie ausstieß.

„Mein Gott“, murmelte Kate, als sie die Fotogalerie schloss.

„Was war das denn?“, fragte DeMarco.

„Der Beweis, dass Jeremy zumindest in einem Punkt nicht gelogen hat: sie hatten definitiv Sex.“

Das Handy gab keinen Zugriff auf die Kontakte, was auch nicht notwendig war, da man damit nicht telefonieren konnte. Allerdings sah Kate verschiedene Nachrichten von drei Konversationen. Die eine war mit einem Kontakt mit dem Namen BRO, wie Brother, und die Nachrichten zeigten, dass es sich bei dem Kontakt um Jeremys Bruder Randy handelte. Ein anderer Kontakt war ein Kerl namens Chuck und in den Nachrichten ging es ausschließlich darum, mit welchen Berühmtheiten sie gerne Sex hätten, und warum.

Die Nachrichten mit dem dritten Kontakt waren an jemanden namens BOOTY CALL. Das kleine Bild neben dem Kontakt zeigte Mercy Fuller, den Kopf schief gelegt, einen Luftkuss werfend.

„Vielleicht haben wir hier den Jackpot geknackt“, meinte Kate.

DeMarco stellte sich neben sie und beide begannen, die Nachrichten zu lesen. Es waren viele, und die ersten lagen Monate zurück. Die meisten waren von Mercys Seite aus sehr wortreich, und Jeremys Antworten dazwischen, die oft nur aus einem Wort bestanden. Je mehr sie lasen, desto klarer wurde es, dass Jeremy sie angelogen hatte. Er mochte die Wahrheit gesagt haben, was die Natur ihrer Beziehung anging, aber hinsichtlich Mercy und ihres Verhältnisses zu ihren Eltern hatte er gelogen.

Und damit stellte sich eine wichtige Frage.

Wenn er hier gelogen hatte, was verbarg er sonst noch?

Wenn Sie Sich Verstecken Würde

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