Читать книгу Nichts Als Rennen - Блейк Пирс - Страница 4

KAPITEL EINS

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Unter dem Abendhimmel, auf dem sich noch die letzten Lichtstreifen der untergehenden Sonne abzeichneten, warf Adele einen Blick auf die zitternden Hände ihres Partners Agent Masse. Seine Oberlippe war mit Schweißperlen übersät und sein Adamsapfel zuckte, während er auf den Lauf seiner Dienstwaffe starrte. Adeles neuer Partner bemerkte ihren Blick und lächelte unsicher, gefolgt von einem kurzen Daumen nach oben. Diese Geste veranlasste Masse dazu, seine Waffe kurzzeitig mit einer Hand loszulassen, bevor er sie wieder fest in beide Hände nahm.

Adele widersetzte sich dem Drang ihm einen finsteren Blick zuzuwerfen. Ihre Augen verengten sich, glitten über ihre eigene Dienstwaffe, mit der sie in Richtung des zweiten Stockwerks des Motels zielte. Zu ihrer Rechten bildete nur ein dünnes, klappriges weißes Geländer, das zudem noch halb verrostet war, eine prekäre Barriere zwischen dem Flur, in dem sie stand und dem darunter liegenden Innenhof. Die Verstärkung ließ auf sich warten- über Funk hatte sie mitbekommen, dass aufgrund eines bewaffneten Überfalls an einer Tankstelle, die meisten Einheiten in der Gegend umgeleitet worden waren. Aber sie konnten nicht warten. Hernandez hatte sich in der Vergangenheit als unbeständig erwiesen. Im Moment hatte sie nur Masse und ihre eigene Vorahnung.

Adele blickte über das Geländer auf den rechteckigen Pool hinunter; das unnatürlich blaue Wasser reflektierte das verbleibende Abendlicht in sanften Bewegungen auf der Oberfläche. Ein Sprungbrett auf der gegenüberliegenden Seite befand sich direkt neben einer metallenen Einstiegsleiter. Der beißende, aufsteigende Chlorgeruch in der Luft vermischte sich mit dem Gestank der vorbeifahrenden Autos der benachbarten Straße. Durch die Lücken zwischen den beiden Gebäudeblöcken des Motels konnte man flüchtige Blicke auf die parkenden Autos erhaschen.

„Konzentration“, murmelte Adele leise.

Sie stand mit dem Rücken gegen die Holzfassade des billigen Motels gepresst und fühlte, wie der Staub ihren Nacken herunter rieselte, aber sie ignorierte es. Sie bahnte sich ihren Weg, weiter an der Wand entlang gleitend, in Richtung ihres Ziels. Eine Frau schaute auf der anderen Seite des Hofes aus einem Fenster und beobachtete wachsam die sich nähernden der FBI-Agenten.

Adele warf der Frau aus der Ferne einen Blick zu und schüttelte leicht den Kopf. Die Person duckte sich sofort und verschwand wieder hinter dem mit fettigen Fingerabdrücken übersäten Fester, aus dem Blickfeld der Agenten.

Agent Masse folgte dicht hinter Adele, die ihre Aufmerksamkeit wieder auf Zimmer A7 richtete. Sie warf ihrem neuen Partner einen finsteren Blick zu. „Vorsicht“, murmelte sie im Flüsterton.

Masse hob besänftigend die Hand und löste seinen Griff wieder von seiner Dienstwaffe. Innerlich unterdrückte Adele ihre Frustration. So streitsüchtig er auch war, eines konnte man über John Renee sagen: Er verachtete Amateure. Jetzt, zurück in San Francisco, stellte Adele fest, dass sie den großen französischen Agenten mit dem Narbengesicht vermisste.

Rein professionell, natürlich. Aber natürlich. John war ein ausgezeichneter Schütze, zuverlässig, wenn er sich in Gefahr befand, und – was am wichtigsten war – er würde nicht immer wieder von hinten in sie hineinrennen, wenn sie sich direkt vor dem Motelzimmers eines Mörders befanden.

„Würden Sie bitte damit aufhören?“, flüsterte sie schließlich nach dem dritten Knie das versehentlich in ihrem Oberschenkel gelandet war, während beide die Treppe hinaufschlichen.

„Entschuldigung“, sagte Agent Masse, ein bisschen zu laut.

Adele versteifte. Aus dem Inneren von A7 glaubte sie Schritte zu hören. Sie starrte auf die Tür, ihr Puls dröhnte ihr in den Ohren. Dann verstummten die Geräusche.

Adele wartete und befeuchtete den Rand ihrer Lippen, ihre Ohren spitzten sich, ihre Augen waren auf den silbernen Türgriff unter dem Kartenscanner gerichtet.

Jason Hernandez wurde in zwei Fällen verdächtigt, seine Opfer barbarisch ermordet zu haben. Adele hatte die Woche zuvor die toxikologischen Berichte durchgesehen. Jason hatte seine Opfer mit Methamphetamin vollgepumpt, bevor er sie im Wohnzimmer ihrer eigenen Wohnung zu Tode geprügelt hatte.

Angeblich sagte sie zu sich selbst und Bilder schossen ihr durch den Kopf. Sie stellte sich karminrote Flecken auf einem kunstvoll gemusterten türkischen Teppich vor. Sie erinnerte sich an die entsetzten Gesichtsausdrücke des Reinigungspersonals, das Jasons Tat gefunden hatte. Und natürlich waren die Verbrechen in den Hills geschehen. Ein reiches und berühmtes Paar wird ermordet? Keine Chance liebes Morddezernat, hallo, FBI.

Adele nickte zur Tür und hob ihre Waffe. Ihr neuer Partner zögerte.

Sie versuchte nicht mit den Augen zu rollen, sondern sagte in einem energischen Flüsterton: „Schlüsselkarte. Beeilung!”

Agent Masse erstarrte wie ein Hirsch im Scheinwerferlicht. Der junge Agent starrte neben Adeles Gesicht in die Luft, bevor ihre Worte endlich bei ihm ankamen. Er bewegte sich nun zu schnell, als wolle er die verlorene Zeit aufholen, eilte an ihr vorbei und schlitterte dabei an dem verrosteten weißen Geländer zum Pool hin, entlang. Seine Hand schnellte dann zu seiner rechten Tasche, wo er mit dem Verschlussknopf zu kämpfen hatte.

Adele starrte ihn ungläubig an.

Masse errötete und murmelte Sorry, während er immer noch an seinem Knopf herumfummelte. Er schien es nicht fertig zu bringen ihn zu öffnen. Mit einem Ruck steckte Masse seine Waffe in den Holster, griff mit beiden Händen nach oben und knöpfte die Tasche auf. Schließlich zog er, immer noch mit der Waffe im Holster, die Schlüsselkarte heraus, die ihm der Motelangestellte gegeben hatte. Mit noch zitternder Hand schob der junge Agent die Karte in die Tür. Ein kleines grünes Licht blinkte über dem L-förmigen Griff auf.

Masse trat zurück, sein junges Gesicht musterte Adele.

Sie nickte in Richtung seiner Hüfte.

Wieder sah sie in ein leeres Gesicht.

„Ihre Waffe“, sagte Adele, durch zusammengebissene Zähne.

Masses Augen weiteten sich, er zog schnell seine Waffe ein zweites Mal aus dem Holster und richtete sie auf die Tür. Die Fenster zu Zimmer A7 waren geschlossen und die Vorhänge dunkelten das Zimmer vollständig ab.

„Er ist bewaffnet und gefährlich“, sagte Adele außer Atem. Normalerweise schien der zweite Teil dieses Satzes überflüssig, aber bei Masse konnte sie sich nie sicher sein. „Wenn Sie eine Waffe sehen, geben Sie ihm nicht die Gelegenheit sie zu benutzen. Verstanden?”

Agent Masse starrte sie an, zitterte, nickte aber. Adele schluckte und versuchte ihre eigenen Nerven zu beruhigen. Sie festigte ihren Griff und spürte die kalte, schwere Waffe in ihren Händen liegen. Sie bemühte sich, ihre eigene Aversion gegenüber ihrer Schusswaffe nicht anmerken zu lassen. Der Umgang mit Waffen war immer der ungeliebteste Teil ihrer Arbeit gewesen.

Masse nahm auf der gegenüberliegenden Seite der Tür Stellung. Mit einem eindringlichen Blick in ihre Richtung streckte er seine rechte Hand aus, mit der linken immer noch seine Waffe haltend, und drückte den Türgriff hinunter.

Die Tür schlug auf. Ein wilder Schrei ertönte von innen und jemand drückte sich von der anderen Seite gegen das Holz und ließ Masse taumeln.

Ihr Partner schoss einmal, zweimal – ohne zu zielen. Agent Masse stolperte durch den anhaltenden Schwung der Tür und fiel zu Boden. Die Kugeln trafen die Decke. Im Inneren des Motelzimmers war nun eine dunkle Gestalt zu erkennen, dessen Umrisse sich in Schatten auf dem Fußboden spiegelten. Die Person hielt etwas Metallisches in ihren Händen.

Eine Waffe?

Nein. Zu klein. Die Gestalt lief weder nach links noch nach rechts, sondern nahm stattdessen Anlauf, sprang mit einem Satz über das Geländer und stürzte sich in Richtung des darunter liegenden Pools. Adeles Fluchen ertönte gemeinsam mit einem lauten Platschen!

Adele positionierte ihre Waffe und machte drei schnelle, kontrollierte Schritte in Richtung des Geländers. Ihre Augen scannten den Pool, dann fasste sie die umliegende Hecke ins Auge. Sie richtete ihre Waffe auf die sich entfernende Gestalt unter ihr…

…und erkannte ihn sofort mit seinem kahlrasierten Kopf und dem Tattoo zweier in sich verschlungener Schlangen, die hinter seinen Ohren begannen und sich bis zum Ende seines Halses erstreckten. Die Zungen der beiden Schlangen bildeten einen Knoten zwischen seinen Schulterblättern. Jason Hernandez trug kein Hemd. Er hatte ein leichtes Bäuchlein und seine ausgebeulte Hose klebte nun klatsch nass an seinen Beinen, was ihn aber nicht davon abhielt sich mit einem lauten Stöhnen aus dem Wasser zu hieven, dann vom Rand zu robben und tropfnass und völlig außer Atem in Richtung Hecke zu humpeln. Am Ende stolperte er über die knackenden Äste, landete im Gebüsch, bevor er – auf Spanisch fluchtend – wieder auf die Beine kam und über die Freifläche der beiden Gebäudeblöcke des Motels zur belebten Straße eilte.

Adeles hatte den Finger fest am Abzug, die Zähne zusammengepresst.

„Stopp!“, rief sie.

Aber er hielt nicht an. Wieder entdeckte sie etwas Metallisches, das er in seiner rechten Hand hielt. Ein Messer?

Ein guter Schuss. Sie hatte ihn im Visier. Aber nein, er war unbewaffnet. Die meisten Mörder brauchten allerdings auch keine Waffen, um gefährlich zu sein. Der mutmaßliche Mörder, korrigierte sie sich erneut selbst. Adele senkte ihre Waffe und raste an ihrem Partner vorbei, der sich immer noch von dem Schmerz erholte, den die Tür in seinem Gesicht hinterlassen hatte. Aus seiner Nase strömte Blut und er sah benommen aus, während er noch immer auf dem Boden saß und sein Kinn massierte.

Adele stürmte an ihm vorbei und schrie: „Er haut ab!“ Sie rannte zum Ende des Ganges, ohne sich umzusehen. Sie konnte keine weiteren Schritte hören, die ihr folgten, was darauf hindeutete, dass ihr neuer Partner zumindest für eine Weile außer Gefecht war. Adele dehnte nochmals ihren Kiefer, bevor sie die metallene Wendeltreppe erreichte und gleich drei Stufen auf einmal nahm, um so schnell wie möglich unten anzukommen.

Schusswaffen waren nicht ihre Stärke. Aber Kriminelle zu finden schon. Flink wie ein Wiesel tänzelte sie spielendleicht die Treppe hinunter und sah zu, wie Jason auf die Straße rannte.

Adele verlor ihn aus den Augen, als sie das Ende der Treppe erreicht hatte und sich ebenfalls in Richtung Straße bewegte. Aber nach ein paar Schritten zögerte sie, hielt kurz inne und legte keuchend neben dem bräunlichen Gestrüpp, das den Pool säumte, eine Pause ein.

Würde Jason wirklich über die belebte Straße fliehen? Die Leute würden ihn erkennen. In diesem Teil der Stadt gab es viel Polizei und ebenso viele Kontrollen. Jason wusste das. Ihre Gedanken kehrten zu dem metallischen Gegenstand zurück, den sie in seiner Hand entdeckt hatte. Ein Messer? Nein. Eine Waffe? Zu klein.

Ein Schlüssel. Das musste es sein.

Ihre Augen blickten kurz zurück in Richtung des Flurs vor den Zimmern des Motels. Die Schlüssel zum Motel? Nein. Sie hatten eine Schlüsselkarte benutzt. Sie wandte sich von der Straße ab, ihre Augen erfassten die Länge des zweiten Gebäudekomplexes des Motels, um den der Verdächtige verschwunden war. Würde er umkehren?

Autoschlüssel – etwas anderes kam doch nicht in Frage, oder? Jasons Truck stand auf dem Parkplatz des Motels; sie hatten ihn auf dem Weg hierher gesehen.

Adele nickte sich selbst zu und dann, anstatt auf die Baulücke zwischen den Gebäuden, die zur Straße führte, zuzulaufen, drehte sie sich um und sprintete in die entgegengesetzte Richtung. Der Parkplatz des Motels befand sich hinter den Gebäuden, war mit einem großen Holzzaun gesichert und wurde an allen vier Ecken von neuen roten Müllcontainern mit schwarzen Deckeln begrenzt.

Es war nur eine Vorahnung, aber manchmal war eine Ahnung alles, was ein Agent haben musste.

Adele konnte Sirenen in der Ferne hören, aber sie waren immer noch schwach. Sie war auf sich allein gestellt. Sie blickte über ihre Schulter zurück in Richtung Treppe und bemerkte, wie ihr Partner langsam nach unten kam und sich ihr mit einem noch benommenen Blick auf dem Gesicht, Kopf schüttelnd näherte. Er taumelte ein wenig und das Blut strömte immer noch aus seiner Nase.

Adele seufzte verzweifelt, als sie in Richtung des Parkplatzes lief. Sie hüpfte über eine weitere kleine Hecke, dankbar für all die Zeit, die sie morgens mit Joggen verbrachte. Sie passierte die Rezeption und kam dann an einem Maschendrahtzaun und einem roten Müllcontainer vorbei, der hinter den Büros stand. Der Geruch von zwei Wochen altem Müll wehte in der Luft und setzte sich in ihrer Kleidung fest. Sie ignorierte den Geruch und stöhnte, als ein hervorstehender Balken des Zauns ihren Anzug erwischte; ein leises Aufreißen, ein kurzer stechender Schmerz. Aber sie riss sich zusammen und ignorierte das Loch in ihrem Outfit.

Adele hockte sich zwischen den Maschendrahtzaun und den stinkenden Müllcontainer, bevor sie kurz aufstand und den großen schwarzen Lastwagen mit hervorstehenden Spiegeln anstarrte. Das Fahrzeug parkte auf halber Strecke zwischen ihr und zwei Lücken weiter hinter einem Minivan.

Die Vordertür des Trucks stand offen.

Jason krabbelte bereits auf den Fahrersitz. Er warf einen Blick in ihre Richtung, fluchte dann lauthals, bevor er die Vordertür zuschlug und seine Schlüssel in die Zündung steckte. Sie hörte ein dumpfes Rasseln und eine Reihe von Flüchen auf Spanisch.

Sie hob ihre Waffe und richtete sie auf das Fenster. „Bleiben Sie stehen oder ich schieße!“, rief sie.

Aber Hernandez ignorierte sie. Er fummelte weiter an den Schlüsseln herum. Endlich sprang der Motor an. Jason starrte sie aus dem Fenster mit panisch weit aufgerissen Augen an. Seine Schlangentätowierung am Hals pulsierte merklich und dicke Adern ragten aus seinen Schläfen.

Er murmelte etwas, das sie durch die geschlossene Scheibe nicht hören konnte und legte dann den Gang ein. Er trat das Gaspedal voll durch. Die Reifen quietschten und der Truck schoss nach vorn und kollidierte fast mit dem Gebäude. Jason fluchte unhörbar und legte den Rückwärtsgang ein, bevor er über seine Schulter blickte.

Im Gegensatz zum Motel war Jasons Truck in einwandfreiem Zustand. Die Fenster waren sauber und der Truck selbst hatte keinen einzigen Kratzer und keine einzige Delle. Einige der Augenzeugen, die gesehen hatten, wie Hernandez seinen angeblichen Opfern nach Hause folgte, hatten behauptet, alles habe begonnen, als Mr. Carter Jasons Truck beinahe hinten auffuhr.

Adele hielt ihre Waffe am Abzug und stand fest mit abgespreizten Schultern und Füßen am Boden. „Stopp, FBI!“, rief sie.

„Agent Sharp!“, rief eine Stimme über ihre Schulter. Für den Bruchteil einer Sekunde zuckte sie zusammen und blickte zurück.

Masse stolperte durch das Gebäude, das Jason am nächsten lag – offensichtlich war er außenherum über die Straße gekommen und war den längeren Weg gegangen. Aber jetzt bedeutete das, dass er näher am Truck war als sie. Masse entdeckte Jason; die Augen des jungen Agenten weiteten sich und er erhob seine Waffe.

„Warten Sie!“, brüllte Adele.

Aber Masse hatte bereits drei Kugeln abgefeuert. Zwei trafen die Motorhaube des Trucks, die dritte zerschlug beide Scheiben, wobei sie die eine durchlöcherte und die andere komplett zerbrach. Keine von ihnen traf Jason Hernandez.

Aber durch das nun überall verstreute Fensterglas konnte Adele Jasons Gesichtsausdruck durch den leeren Fensterrahmen des Lastwagens genau erkennen.

Er fummelte nicht mehr am Lenkrad oder an der Zündung herum. Er starrte durch das zerbrochene Glas, seine Augen weit aufgerissen und so blass, als hätte er einen Geist gesehen. Er starrte auf die zerbrochenen Glasscherben und dann wanderten seine Augen über die Motorhaube seines Wagens in Richtung der beiden Einschusslöcher in der Front seines geliebten Fahrzeugs.

Puta!“, schrie er. Hernandez krabbelte über den Sitz und riss die Beifahrertür auf, bevor er hinausstolperte. Er befand sich nun auf der zu Adele gegenüberliegenden Seite des Fahrzeugs, näher an Masse.

Adele versuchte Haltung zu bewahren, stöhnte aber vor Frustration; sie hatte den Augenkontakt verloren. Sie bewegte sich schnell, immer noch mit kontrollierten Bewegungen und versuchte, die beiden Größen im Blickfeld zu halten, während sie hastig über den Parkplatz schritt.

Jason ging auf Agent Masse zu und ignorierte die Waffe, die ihm ins Gesicht gehalten wurde und Adele, die sich ihm von hinten näherte. Als sie sich neu positionierte, sah Adele flüchtig seinen Gesichtsausdruck: Jasons Augen waren geweitet, die Blutgefäße in seinem Nacken und auf seiner Stirn waren kurz vorm Explodieren.

Kavron!“, schrie er und blickte von seinem zerstörten Truck auf den FBI-Agenten, der auf ihn geschossen hatte. Die Waffe in Masses noch immer zitternden Händen, schien ihm völlig gleichgültig zu sein.

Adeles Anweisung zu warten, schien bei Masse erst jetzt angekommen zu sein. Sein Zeigefinger war immer noch am Abzug, aber er schien eingefroren. Er wartete, zögerte, lies seinen Blick zwischen Adele und der sich nähernden Gestalt von Hernandez hin und her gleiten. Er zögerte eine Sekunde zu lange.

„Nein, nicht!“, rief Adele, aber zu spät.

Jason stürmte nach vorne, wich der Schusslinie von Masse aus und griff den jungen Agenten an der Taille, so dass beide hart auf den Bürgersteig aufschlugen.

Adele eilte nach vorne, suchte nach der passenden Gelegenheit und hob ihre Waffe. Der kalte Beton des Parkplatzes und die Sicherheitsbarriere bildeten eine harte Oberfläche, gegen die Jason Masses Schulterblätter einmal aufschlagen ließ und ein zweites Mal, als er versuchte, sich zu erheben. Doch Jason schlug zu und kratzte dem Agenten fast die Augen aus.

„Runter von ihm!“, rief Adele. Dann schoss sie.

Masse schrie erschrocken auf. Hernandez jedoch stöhnte vor Schmerz, taumelte wie ein Kreisel und ging neben dem Agenten, den er angegriffen hatte, zu Boden.

„Für’s erste war das nur der Arm“, schnappte Adele, die Waffe weiterhin auf Hernandez gerichtet. „Kämpf‘ weiter und der nächste geht in deine Brust, verstanden?”

Das Geräusch des Fluchens und Weinens verklang aus Jasons Richtung, wo er hin- und herrollte, seine Zähne blitzten, als sie vor Schmerz zusammenknirschten und er drückte seinen Kopf gegen den rauen Bürgersteig. Rote Blutströme färbten seine Finger. Alle paar Augenblicke blickte er von seinem verletzten Arm weg, drehte sich zu seinem dampfenden Lastwagen um und schüttelte den Kopf erneut vor Angst.

Adele seufzte und legte dann ihre Hand an ihr batteriebetriebenes Funkgerät. „Wir brauchen einen Krankenwagen“ sagte sie.

Sie warf einen Blick auf ihren Partner, der immer noch wackelig auf den Beinen war und auf Hernandez, der sich vor Schmerzen immer noch am Boden wandt. Sie seufzte wieder.

„Mach besser zwei daraus.“ Dann ging sie mit einem Augenrollen und Handschellen in der Hand auf Jason zu.

Nichts Als Rennen

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