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Vorwort

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Wenn wir heute Zeitungen und Zeitschriften aufschlagen, im Internet surfen oder vor dem Fernseher sitzen, dann könnten wir den Eindruck gewinnen, dass immer häufiger über das Auftreten einer Erkrankung berichtet wird, die vor ein paar Jahren noch so gut wie niemand kannte, geschweige denn, dass in den Medien darüber berichtet wurde: „Burnout“. So stellt sich die Frage, was das für eine Erkrankung ist, die sich scheinbar seuchenmäßig ausbreitet, unter der die Betroffenen oftmals erheblich leiden, die aber auf der anderen Seite nach Ansicht einiger Experten gar nicht existiert.

Was ist „Burnout“, wie äußern sich die Beschwerden? Meist berichten Betroffene insbesondere in fortgeschrittenen Stadien von einer ausgeprägten Erschöpfungssymptomatik, von Interessens- und Antriebsverlust, Schlafstörungen und Entscheidungsschwierigkeiten, also Symptomen, die wir von depressiven Erkrankungen kennen. Daher wird oftmals ein „Burnout“-Syndrom mit einer Depression gleichgesetzt, und es gibt hier zweifelsohne deutliche Überschneidungen. Selbst die körperlichen Beschwerden, die mit einem „Burnout“-Syndrom einhergehen können, treten oftmals auch bei depressiven Erkrankungen auf.

Während der Begriff „Depression“ jedoch keine Aussage trifft über die Ursache (es können beispielsweise Gene eine Rolle spielen, äußere Belastungsfaktoren oder innere Einstellungen), so gibt der Begriff „Burnout“ Hinweise zu den Ursachen der Beschwerdesymptomatik: Jemand ist „ausgebrannt“, hat sich verausgabt, sich zu sehr engagiert, hat für ein Ziel, eine Aufgabe „gebrannt“, über seine eigentlichen Möglichkeiten hinaus. Es muss sich also um Menschen handeln, die ein besonderes Engagement zeigen und dabei eigene Grenzen nicht beachten bzw. einhalten. Ursprünglich wurde der Begriff „Burnout“ bei Menschen in helfenden Berufen verwendet, da in diesem Bereich besonders häufig Überengagement beobachtet wurde („Helfer-Syndrom“).

So stellt sich nun die Frage, warum „Burnout“ in unserer Medienlandschaft heutzutage einen immer größeren Stellenwert einnimmt. Depressionen gab es doch vor 50 Jahren auch schon, und es gab auch schon immer Menschen, die sich stark oder zu stark engagierten. Hier dürften zwei Faktoren eine wichtige Rolle spielen:

Zum einen leben wir in einer Gesellschaft, in der Leistungserbringung eine herausragende Bedeutung erlangt hat. Schon in der Schule scheint oftmals mehr Wert auf Leistung gelegt zu werden als auf die Entwicklung von sozialer Kompetenz, Kreativität, Spontanität oder Emotionalität. Wir sollen möglichst früh dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, mit optimaler Ausbildung und hervorragenden Zensuren. Wer diesen Zielen gerecht wird, erhält hierfür gesellschaftliche Anerkennung, was zunächst positive Auswirkungen auf unseren Selbstwert hat. In einer Zeit, in der es um ständige Optimierung und anhaltendes Wachstum geht, ist jedoch zugleich eine „Arbeitsverdichtung“ zu beobachten: In weniger Zeit soll mit weniger Ressourcen mehr geleistet werden, was oftmals gerade die ohnehin besonders Engagierten zu kompensieren versuchen.

Wenn beispielsweise in manchen Krankenhäusern die Zahl pflegerischer und ärztlicher Personalstellen abgebaut wird, zugleich aber mehr Behandlungen stattfinden sollen, um die Rendite und den Gewinn zu erhöhen, dann engagieren sich der Erfahrung nach die besonders Gewissenhaften noch mehr, damit die Patienten unter dieser Entwicklung nicht leiden müssen. Der Betreiber der Klinik erlebt aber, dass der Betrieb trotz Einsparungsmaßnahmen weiterhin läuft und dürfte gegebenenfalls das Bedürfnis nach weiteren Optimierungsmaßnahmen verspüren. Menschen mit hohem Leistungsanspruch und ausgeprägter Gewissenhaftigkeit sind besonders gefährdet, diesen Erwartungen nach stets höherer Leistung gerecht werden zu wollen, sich zu verausgaben und schließlich zu "verbrennen".

Ein anderer Grund, warum „Burnout“ in den Medien immer häufiger erwähnt wird, könnte die Tatsache sein, dass unsere Gesellschaft für dieses Thema zunehmend offener wird, auch für das Thema „psychische Erkrankungen“ an sich. Wer einen Herzinfarkt erleidet, kann damit meist offen umgehen: die Kollegen zeigen Verständnis, die Angehörigen Mitgefühl. Bei einer Depression verhält es sich leider oftmals ganz anders: Die Erkrankung kann häufig von anderen nicht nachvollzogen werden, da „reißt sich jemand nicht zusammen“, der Depressive ist „faul“, oder er ist „geisteskrank“ und so weiter. Und tatsächlich ist der Übergang zum Gesunden fließend, und die Depression lässt sich auch nicht durch ein EKG nachweisen. Aber es ist eine Erkrankung des menschlichen Körpers, wie jede andere Erkrankung auch, und sie ist sehr ernst zu nehmen: Wie ein Herzinfarkt, so kann auch eine schwere Depression mit dem Tod enden - durch Suizid.

Glücklicherweise sind immer mehr Menschen offen für das Thema „Depression“, zum einen, weil sie durch Angehörige, Verwandte, durch Kollegen oder durch ihre Tätigkeit damit konfrontiert werden und sich damit beschäftigen. Zum anderen aber auch, weil dieses Thema in den Medien immer häufiger präsent ist und damit enttabuisiert wird. Auch Ärzte außerhalb der psychiatrisch-psychosomatischen Fachrichtung werden für dieses Thema immer offener und darin immer besser geschult. Wer heute Hausarzt werden möchte, muss hierfür beispielsweise meist einen Ausbildungsabschnitt „Psychosomatische Grundversorgung“ absolvieren. Durch diese Entwicklungen im privaten, gesellschaftlichen und ärztlichen Bereich können psychische Erkrankungen heute oftmals früher erkannt und behandelt werden.

Während noch vor ein paar Jahren Betroffene nicht wussten oder nicht zu sagen wagten, dass sie an einer depressiven Symptomatik leiden, sondern sich beispielsweise eher wegen der körperlichen Begleiterscheinungen beim Arzt vorstellten, so werden psychische Erkrankungen heute doch häufiger als das benannt, was sie wirklich sind. Diese Entwicklung, die sehr zu begrüßen ist, trägt mit dazu bei, dass psychische Erkrankungen heute häufiger diagnostiziert werden als noch vor ein paar Jahren.

So bin ich auch über das Aufkommen des Begriffs „Burnout“ und dessen Thematisierung in den Medien trotz aller wissenschaftlicher Ungenauigkeiten sehr dankbar: Unter einem „Burnout“ zu leiden erscheint vielen Menschen heutzutage weitaus akzeptabler als unter einer Depression. Ich habe öfters mit Patienten gesprochen, die zunächst großen Wert darauf legten, an einem „Burnout“ erkrankt zu sein und eben nicht an einer Depression, obwohl ganz klar depressive Symptome vorlagen und die Kriterien einer Depression zweifelsohne erfüllt waren. Aber in den Therapien war dies eine Eingangstür, eine Möglichkeit, weiteren Zugang zu der eigentlichen Problematik zu finden und hierauf aufbauend eine wirkungsvolle Behandlung in die Wege zu leiten, zum Wohle des Patienten.

Und damit komme ich nun endlich zu diesem Buch, für das mich der Autor um ein Vorwort gebeten hat. Die Idee, dieses Buch zu schreiben, betrachtete ich von Anfang an als hervorragend: zum einen, weil der Autor sich hierdurch nochmals mit sich selbst und seiner eigenen Erkrankung und Genesung konfrontierte und zum anderen, weil er seine Erfahrungen und Erkenntnisse durch dieses Buch an andere weitergibt. Denn es erscheint mir äußerst wichtig, Angehörigen und vor allem Betroffenen Informationen zu den Themen Depression und „Burnout“ zu liefern und ihnen zugleich auch die berechtigte Hoffnung zu geben, dass bei entsprechender Offenheit und Bereitschaft eine erfolgreiche Behandlung mit der Wiedererlangung eines oftmals hohen Maßes an Lebensfreude und -qualität durchaus gelingen kann. Und wer könnte dies besser beschreiben als ein Betroffener, der diese Erkrankung mit allen Höhen und Tiefen durchgemacht hat, der von den vielen Klippen und Fallstricken berichten kann, denen man begegnet und der durch konsequentes Arbeiten an sich selbst (einschließlich der Inanspruchnahme von therapeutischer Hilfe) und durch Eigeninitiative, aber auch durch das Aufbringen der notwendigen Geduld eine erfolgreiche Genesung erzielte.

Eine Therapie ist leider auch - gerade für den Patienten - ein hartes Stück Arbeit. Zwar wird der Therapeut in der Anfangsphase zu einer Stabilisierung und Entlastung beitragen. Im weiteren Verlauf wird der Patient von der Therapie aber nur dann auch langfristig profitieren, wenn er mit eigenen Einstellungen und Verhaltensweisen konfrontiert wird und sein bisheriges Bild von der Welt und von sich zumindest in Teilen hinterfragt, damit neue Weichen gestellt werden können und der Patient einen für sich passenden Weg findet. Wird ihm hingegen in der Therapie lediglich vermittelt, dass alles ganz schlimm ist, dass die anderen schuld sind und dass er das Opfer ist, so wird sich mancher zwar zunächst gut verstanden und entlastet fühlen, er wird aber womöglich im weiteren Verlauf Schwierigkeiten haben Eigenverantwortung zu übernehmen und an der notwendigen Veränderung aktiv mitzuwirken.

Ich habe Respekt vor jedem Menschen, der bereit ist, sich Unterstützung zu suchen und eine Psychotherapie in Anspruch zu nehmen. Dies erfordert Offenheit, Mut und die Bereitschaft, sich selbst zu hinterfragen und an sich zu arbeiten sowie Geduld und Vertrauen. Wer sich für diesen Weg entscheidet und sich darauf einlässt, kann meiner Überzeugung nach stolz auf sich sein und hat bereits einen wichtigen Schritt hin zur eigenen Genesung getan.

Der Autor schildert sehr realistisch die unterschiedlichen Stationen auf seinem Weg sowie Faktoren, die ihn sowohl in der Entwicklung des „Burnouts“ als auch der Genesung begleitet und beeinflusst haben. Es sind nicht nur die eigenen Einstellungen und Verhaltensweisen, sondern gerade auch die Rahmenbedingungen und die Interaktionen mit anderen, die unser Fühlen, Denken und Handeln beeinflussen und Einfluss nehmen können auf die Entwicklung psychischer Erkrankungen. Im Rahmen der Therapie müssen wir zunächst erfassen, „was eigentlich los ist“, welches Krankheitsbild wir haben, warum wir es haben und wie es sich entwickelt hat. Es geht dabei um Selbsterkenntnis und Akzeptanz, im weiteren Verlauf auch um die Festlegung neuer Ziele („Wer bin ich, wie soll ich meinen weiteren Weg gestalten?“) sowie um die konkrete praktische Umsetzung der Erkenntnisse. Und bei dieser Umsetzung ist es oftmals von besonderer Bedeutung, das Umfeld, das in die therapeutischen Einzelgespräche meist nur indirekt involviert ist, miteinzubeziehen und so auch dessen Unterstützung zu erhalten.

Der Autor ist ein sehr schönes Beispiel für einen Menschen, der unter einer zunehmenden „Burnout“-Symptomatik litt, dies für sich erkannte und akzeptierte und der schließlich die Offenheit, die Bereitschaft und den Mut aufbrachte, therapeutische Unterstützung in Anspruch zu nehmen und sich auf eine Therapie einzulassen. Hierdurch hat er selbst wesentlich zur Überwindung der Krise sowie zur Wiedererlangung seiner Gesundheit und Lebensqualität beigetragen. Mit der Schilderung seiner persönlichen Erfahrungen möchte er anderen Betroffenen sowie Angehörigen Hilfestellung geben, ihnen Informationen vermitteln und Mut machen.

Ich hoffe, dass dieses Buch möglichst viele Leser zum Nachdenken und zu weiteren Diskussionen über das Thema „Burnout“ sowie über psychische Erkrankungen anregen wird. Auch wenn es eine von allen akzeptierte Definition des Begriffs „Burnout“ wohl nie geben wird und stets unterschiedliche Meinungen zum Krankheitsbild und zu den Therapieansätzen existieren werden, so ist aus meiner Sicht von besonderer Bedeutung, über dieses Thema im Gespräch zu bleiben, es ernst zu nehmen und Betroffene bestmöglich zu unterstützen.

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern viel Freunde und Spannung beim Lesen sowie fruchtbare Diskussionen darüber. Allen Betroffenen, die dieses Buch lesen, wünsche ich, dass sie hier wertvolle Hinweise und Anregungen finden und gegebenenfalls therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen werden. Und dem Autor und seiner Familie schließlich wünsche ich einen glücklichen weiteren Lebensweg und viel Erfolg mit diesem Buch.

Dr. Thomas Schell

Heidelberg, Juli 2014







"Das Buch ist, wie ich finde, ein sehr gelungener Abschluss und gleichzeitig ein großartiger Neubeginn für Sie. Es ist auch für mich als Ihre damalige Therapeutin, eine neue und spannende Erfahrung, die Wirkung von Therapie und insbesondere meiner Worte aus Patientensicht lesen zu können, ein wertvoller Wissenszuwachs. Sie finden meines Erachtens die richtigen Worte und schreiben vielen anderen Mitmenschen sicher aus voller Seele."

(K. M. aus J., Psychotherapeutin)

Mein erfolgreicher Weg aus dem Burnout

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