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Einleitung: Freundschaft – Das Vitamin des Lebens

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Wir kugelten über den Boden und lachten. Ein Lachkrampf jagte den anderen, bis wir keine Luft mehr bekamen. Die Tränen liefen. Wir waren eine Gruppe von Jungs, 14 Jahre alt, saßen bei einem Freund im Kinderzimmer, imitierten unsere Lehrer, äfften sie nach und brachen in schallendes Gelächter aus. Die Welt um uns herum erschien plötzlich in einem absurden Licht und war wahnsinnig komisch. In diesem Moment fühlten wir uns tief miteinander verbunden, schwammen auf einer Wellenlänge, steckten uns gegenseitig mit unserer Albernheit an, konnten den Moment genießen und den Rest der Welt ausblenden. Wir wollten nie so werden wie die anderen. Unsere jüngeren Geschwister verstanden unsere Witze nicht, in den Augen unsere älteren Geschwister waren wir noch Kinder und die Erwachsenen verhielten sich ohnehin, als stammten sie von einem anderen Planeten. Sie waren streng, ernst, vernünftig und einfach todlangweilig. Die Angst davor, sich den Gesetzen dieser Erwachsenen beugen zu müssen, wehrten wir durch unsere Lachsalven ab. Wir entdeckten unsere Welt neu, spannen unsere eigenen Regeln und Weisheiten. Wir verstanden uns, wo so viele andere uns nicht verstanden. Unsere Freundschaft war stark und sollte nie enden. Und tatsächlich kam es so. Viele Freundschaften, die damals geschlossen wurden, haben sich weiterentwickelt und sind auch vierzig Jahre später noch lebendig.

Während es Kindern noch leicht fällt, Freundschaften einzugehen, tun sich viele Erwachsene damit schwer. Häufige, berufsbedingte Ortswechsel, wenig freie Zeit, permanente Ablenkung durch Medien, ein hoher Grad an Individualismus gepaart mit enttäuschenden Beziehungen in der Vergangenheit lassen viele Menschen zögern, sich auf neue Freundschaften einzulassen.

Dabei sollten Freundschaften doch etwas Selbstverständliches sein. In der modernen Gesellschaft scheint es ihnen aber ähnlich wie einer gefährdeten Tierart zu ergehen. Ungeschützt stehen sie unter Beschuss. Als sei es ein kaum erschwinglicher Luxus, sich neben dem Alltagsgeschäft Zeit für seine Freunde nehmen zu können. Der moderne Mensch steht permanent unter Zeitdruck, eine zunehmende Technisierung und Komplexität beschert ihm immerzu neue Aufgaben und Ablenkung. Er ist ein Medien- und Freizeitspezialist und wendet für Herausforderungen im Beruf jede Menge Zeit auf. Zeit, die früher für die Pflege guter Nachbarschaften und tiefer Freundschaften zur Verfügung stand.

Dieser Tendenz stellen sich immer mehr Menschen entgegen. Sie widersetzen sich der schleichenden Vereinnahmung durch den Kapitalismus und besinnen sich zurück auf das, was im Leben wirklich zählt: Gute, tragfähige Beziehungen. Oder kurz gesagt: Freundschaften. Denn neben lebendigen Familien, deren Zusammenleben durch Wertschätzung gekennzeichnet ist, sind Freundschaften das Wertvollste, was wir haben.

Immer mehr Menschen werden sich dieses Reichtums, den man nicht in Geld aufwiegen kann, bewusst. Er zeigt sich in Zufriedenheit, Gelassenheit, Selbstwert, Selbstsicherheit und Orientierung. Schließlich spenden Freundschaften einen Lebenssinn. Es steigt das Bewusstsein, dass in Zeiten der Not die ausgestreckte Hand eines Freundes unersetzlich ist und die Freude an gemeinsam erlebter Zeit noch lange nachwirkt und Kraft gibt.

Die moderne Gesellschaft begnügt sich zu oft mit billigen Abbildern von Freundschaft. In den Sozialen Medien werden Freundschaften gar „gesammelt“. Doch dabei handelt es sich um Fast-Food-Freundschaften, in denen man sich mit gehaltlosen Informationen vollstopft, ohne wirklich davon satt zu werden.

Doch spätestens dann, wenn wir in eine Lebenskrise geraten, wird uns deutlich, dass nichts die Menschen ersetzen kann, die real für uns da sind und es gut mit uns meinen. Aufmerksamkeit, Achtsamkeit, Mitgefühl, Zuwendung, Verständnis, Annahme, emotionale Unterstützung und Verbundenheit sind nicht kurzfristig zu erwerben, sondern werden uns von Menschen geschenkt, die fest an unserer Seite stehen und die wir Freunde nennen dürfen. Befriedigend können nur echte, tiefe Begegnungen von Mensch zu Mensch sein, in denen man Wertschätzung spürt und die Freiheit besitzt, vorbehaltlos und offen über sich zu erzählen.

Freundschaft

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