Читать книгу Wenn das Unterbewusstsein spricht - Brigitte Papenfuß - Страница 8
Ankommen in der Höhle des Löwen
Оглавление„Hallo, Herr Schneider“, ertönte eine freundliche Frauenstimme aus der Wechselsprechanlage. „Bitte kommen Sie herein. Ich bin im anderen Gebäude und komme gleich rüber.“ Zugleich summte der Türöffner und die antike Eingangstür sprang auf. Zögernd trat Manfred ein und schloss die Tür hinter sich. Er befand sich in der großen, zentralen Eingangshalle, die hell erleuchtet war. Alle Wände waren mit einem weißen Lehmputz versehen, was er als Bauphysiker direkt erkannte. Er stand auf einem roh belassenen Dielenboden aus Mooreiche und eine hohe, moderne Holztreppe führte in die obere Etage. Manfred sah sich noch interessiert um, als er hörte, dass irgendwo auf der Rückseite des Gebäudes eine Tür geöffnet wurde. Jetzt hörte er Schritte, die schnell näher kamen und durch die Tür, die der Eingangstür gegenüberlag, kam eine Frau mit gewinnendem Lächeln auf ihn zu. „Brigitte Papenfuß“, stellte sie sich vor und streckte ihm die Hand entgegen. „Manfred Schneider“, sagte er mit einiger Erleichterung in der Stimme und gab ihr die Hand. Hierbei schaute er nach unten, denn die Frau, die etwa in seinem Alter sein mochte, war gut zwei Köpfe kleiner als er. „Möchten Sie ablegen?“ Manfred nickte und schälte sich aus seiner fellgefütterten, dunkelbraunen Lederjacke. Die zierliche Frau nahm ihm die Jacke ab, hängte sie ordentlich auf einen Kleiderbügel und verstaute sie in der Garderobe.
„Wenn Sie mir bitte folgen wollen“, lächelte sie ihn an und ging bereits voraus, ohne sein höfliches „Ja, gerne“, abzuwarten. Sie gingen einen langen Gang entlang, der sich an der Rückseite des Gebäudes befand. Durch die Fenster erblickte Manfred einen begrünten, großen Innenhof, der von drei Seiten durch weitere Gebäude gebildet wurde. Obwohl es immer noch sehr diesig war, schien das Ganze in ein eigentümlich warmes, gelbliches Licht getaucht. Frau Papenfuß öffnete die letzte Tür und sie betraten einen Raum, der entgegen seinen Erwartungen überhaupt nichts von einem Behandlungszimmer hatte. Der Raum war über kunstvolle Bodenlampen in den Ecken spärlich, aber vollkommen ausreichend beleuchtet. Hier stand eine Sitzgruppe aus einem gemütlichen Sofa und zwei bequemen Ledersesseln, die um einen niedrigen Glastisch gruppiert waren. Auf dem Tisch standen diverse Getränke, eine Schale mit Süßigkeiten und zwei silberne Kannen sowie zwei Gläser und zwei Tassen.
„Bitte nehmen Sie Platz – wo immer Sie möchten“, forderte Frau Papenfuß ihn freundlich auf und deutete mit einer einladenden Geste auf die Sitzgruppe. Instinktiv wählte Manfred den bequemen Ledersessel am Fenster aus. Von hier hatte er die Eingangstür am besten im Blick. Er sah sich kurz um und bemerkte, dass der ganze Raum in dem gleichen, schlichten Stil gehalten war, der ihm schon in der Eingangshalle aufgefallen war. Manfred war immer noch sehr angespannt, aber Frau Papenfuß schien davon nichts zu bemerken. Sie setzte sich auf das Sofa, sodass er links von ihr saß. „Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten oder einen Tee? Oder lieber etwas Kaltes?“ „Einen Kaffee nehme ich gerne“, antwortete Manfred. Frau Papenfuß griff nach einer der Kannen, goss zwei Tassen dampfenden Kaffees ein und stellte eine Tasse vor ihm auf den Tisch. „Eine Kleinigkeit noch, dann kann es sofort losgehen.“ Sie stand auf, ging zu einem Wandschrank und kam mit einer dicken, weißen Kerze zurück, die sie auf den Tisch stellte und anzündete. „Ich finde es so einfach gemütlicher“, stellte sie fest. „Sie doch auch, oder?“ Manfred nickte und nahm einen Schluck Kaffee. Frau Papenfuß schien das leichte Zittern seiner Hand dabei nicht zu bemerken.